Nostalgie Früher im Rollenspiel war alles...

Irgendwie klingen 90% der Aussagen über die gute alte Zeit hier so, als hätten damals einfach alle beim Spielen den Kopf ausgeschaltet.
Wie eigentlich zu nahezu jedem Thema die meisten Aussagen wie "damals als wir jung waren, hatten wir daran noch Spaß" genau darauf hinaus laufen.

Kurz:
Ihr werdet einfach alle alt.
 
Mir ist vorgestern aufgefallen: früher ging alles. Und zwar ohne große Vorbereitung und Glaubwürdigkeit. Man bastelte sich etwas absurdes, unpassende, regelwidriges und spielte drauf los. Ein Verlangen nach Glaubwürdigkeit von Figur und Spielwelt musste gar nicht erst ignoriert werden, denn es war nicht vorhanden.

Heutzutage muss ich mir jedes mal eine nervende und arbeitsintensive Hintergrundgeschichte für einen Charakter ausdenken, nach Schlupflöchern in den Regeln suchen, um sie zu optimieren aber die Regeln ja nicht zu brechen und bin mit jeder Unglaubwürdigkeit in der Spielwelt angefressen - und ich will das auch noch so.

Tja, früher war alles irgendwie besser ...

Hör einfach auf, DSA zu spielen! :D
 
früher war Rollenspiel:
Ihrgendwie gelöster...Spieler wollten noch Taten vollbringen....sie überlegeten selbst...was sie zu Helden machte und was sie erleben wollte.

Heute... mir egal ich spiel den Plot mit.

früher war Rollenspiel:
Unkoordinierter und noch sehr, sehr regelfuchserich.

Heute:
Story und Gamefluss ist wichtiger als Würfelregeln
 
Früher war ich noch Meister und kein eSeL.

Brauchte schon einen Haufen Sozialkompetenz und ein geschicktes Händchen diese auf eine Person verdichtete Spielweise sozialverträglich umzusetzen... Aber warte. Nee, das war damals normal. Da wusste man noch, dass man nur auf längere Zeit "Bestimmer" sein konnte, wenn man die Bedürfnisse der Mitspieler tolerierte. Dafür durfte man sich dann auch mal ein wenig feiern lassen.
Heute müssen alle gleichberechtigt sein. Minderleistende müssen gestützt und gefördert werden und alle wollen ein bisschen mitplotten.
 
@ Skar
Ja, Hippias, in der Tyrannis war alles noch einfacher. Diese Demokraten sind das Schlimmste, was Athen jemals hätte passieren können :D
 
"Minderleistende"??? DAS hätte ich gerne mal näher erläutert.
Gerne. Minderleistende hier im Bezug auf das Spiel wären vereinfacht dargestellt diejenigen, die in ihrer Funktion als Spaßgeber+Spaßnehmer eine weniger augeglichene Bilanz bzw ein geringere Bilanz aufweisen.

Dies ist ein ganz normal menschliches Phänomen. Nicht jeder ist ein Spaßgeber oder mag sich im Rahmen bestimmter Situationen zum Spaßgeber aufschwingen.
Nehmen wir einen unserer Stammtische. Du bist da eher der Redner und andere eher Zuhörer. :)

Das ist ein ganz normales Phänomen. Ein Kreis aus 6 Platzhirschen würde vermutlich auch gar nicht harmonieren oder gar funktionieren. (So bilden sich informelle Gruppen in der Soziologie und verfestigen sich ihre Strukturen. Man bleibt vielseitig und hat je nach Anforderung bestimme Zahlen an Spezialisten für bestimmte Aufgaben.)

So weit so natürlich. Minderleistende sind Fakt. Auch wenn die Titulierung an Anlehnung an gesellschaftliche Missstände provokant gewählt ist. Nimm es einfach als Wind, von dem ich sprach.

Wie ich schon sagte durfte man früher Mehr- oder Minderleister sein. Heute gehen viele Rollenspiele künstliche Wege, um diese Spitzen glattzubügeln. Jeder soll ein Meister sein. Jeder darf mal den Kochlöffel nehmen, rühren und würzen. Das macht das Kochen viel gleichberechtigter und die Suppe viel schmackhafter. Ist doch klar.
 
Dein viele Köche verderben den Brei Vergleich hinkt gewaltig.

Der Vergleich wäre eher eine Fußballmannschaft.
Man kann wenn man gewinnen (eine im ganzen möglichst erinnerungswürdige Runde) will natürlich immer auf die guten Spieler passen und die schlechten Torschützen direkt auf der Bank oder von mir aus noch auf dem hinteren Mittelfeld platzieren. Ist was das Ergebnis angeht auch klüger.
Wenn du dich allerdings einfach nur mit deinen Kumpels triffst und gemeinsam ein bißchen rumkickt, dann sollten alle mal den Ball haben und schießen können. Ist ja kein Wettbewerb und so haben einfach alle mehr Spaß.

Natürlich kann man auch Spaß daran haben zur "tollen" Mannschaft zu gehören, nur lernt man so weder selber besser zu schießen noch hat man selber Spaß, sondern nur indirket über das Thriumph und Zusammengehörigkeitsgefühl.

Ob dein Rollenspiel jetzt eher Ergebnisorientiert (coole Szene hat stattgefunden für den narrativen, Oberboss besiegt für den Gamisten oder Lawine aus Ereignissen in der Welt in Gang gesetzt für den Simulationisten) oder Prozessorieniert (alle hatten beim spielen Spaß) ist deine Sache. Ich finde beides absolut legitim, aber ich bevozuge meistens letzteres.
 
Hm, also ich habe gerade im Spiegel gelesen, dass die Wissenschaft zur Zeit auf den Trichter kommt, dass die Introvertierten die erfolgreicheren / leistungsfährigeren Leute sind. Sie kommen halt nur nicht zu Wort. "Minderleister" ist daher kaum zutreffend. "Unterdrückte" ist die treffendere Bezeichnung. *mfg*
 
Früher im Rollenspiel war alles besser, da hat man die "Minderleister" einfach rausgeschmissen und mit anderen Leuten gespielt. Die gab es da noch zur Genüge. Mittlerweile kennt man sich über zig Jahre hinweg und hat sich einfach mit seiner "Stammgruppe" arrangiert.

Wahrscheinlich wie in der Ehe, wenn man erstmal 25 Jahre verheiratet ist. Da freut man sich an ganz anderen Dingen im Leben...

So - hoffentlich mal wieder Schwung reingebracht.
 
Ohne nostalgische Verklärung fällt mir dazu ein Stichwort ein: Zersplitterung.
Ohne das jetzt statistisch unterlegen zu können, gab es früher m.E. weniger Systeme pro Spieler, d.h. man hatte auf jedem Con die Gelegenheit zu den Hauptsystemen (DSA, D&D) viele Spielrunden zu finden. Heute habe ich das Gefühl, dass es zwar immer noch Hauptsysteme gibt, aber die "Exoten" massiv zugenommen haben.
 
Auch wenn es vermutlich schon tausend Mal gesagt wurde: Ich hatte mehr Zeit und war tiefer in der Szene, kannte also auch mehr Spieler.
Heute kenne ich kaum noch welche, und mit denen, die ich kenne, spiele ich nicht, weil ich keine Zeit habe was zu organisieren. Und die wenigen Leute, bei denen ich Lust hätte, zu spielen, organisieren auch nix, weil sie auch keine Zeit haben.

Bei den meisten SL dagegen möchte ich nicht spielen, weil sie autoritäre Wichser sind. Das allerdings scheint sich nicht geändert zu haben.
 
Ob ich dann wohl auch ein "autoritärer Wichser" bin... Du stürzt mich in eine Sinn- und Schaffenskrise. Wird Zeit mehr auf den Spielern rumzuhacken, die meinen, sie hätten das Spielen nach Jahrzehnten der Übung voll drauf, bräuchten nix mehr zu beschreiben, toben sich aus im Powergaming (alles Konsolenverseucht) und kriegen nichts gescheites mehr auf die Reihe, egal wie einfach und simpel die Abenteuer gestrickt sind, um dann am Ende des Abends dem Spielleiter kräftig abzuwatschen, was für einen Mist er den da präsentiert hat und nach Erfahrungspunkten hecheln.

War früher irgendwie mal anders.
 
Naja, früher haben sie auch nichts Gescheites auf die Reihe bekommen, aber sie haben noch aktiv daran gearbeitet, den Plot zu sabotieren, statt einen nur schweigend anzuschauen. Sie haben die Sabotage auch noch beschrieben und alle haben gelacht dabei. Früher hatten die Spieler noch Spaß am Spiel, ohne die Ewartungshaltung zu vermitteln, dass man für den "geopferten" Samstag auch gefälligst entsprechend mit nichts geringerem als "epischer Scheisse" honoriert wird. Früher waren die Spieler anspruchsloser.

Früher habe ich auch noch mehr gespielt. :D
 
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