AW: Durchs wilde Tulamidistan - DSA Meridiana Fortsetzung
Heute die Keuch und morgen die Gilbe...
Die Heldentruppe hat sich vergrößert – nachdem Ranica der Dame Jillina vorgestellt wurde, lud diese sie ein, zu den anderen in die Pension der Witwe Zubaida zu ziehen, gab ihr ein großzügiges Handgeld und bat sie, sich „bereit“ zu halten. Ranica ist sich nicht ganz sicher, welche Art von Dienstverhältnis sie damit eingegangen ist, es steht aber fest, dass sie es als Stadtfremde deutlich schlechter hätte treffen können – Magister Gaiomo, Medicus Benjaminus, die Nachtschöne Schwester Hialli und auch die so zielsicher schiessende kleine naive Belizeth scheinen recht zufrieden zu sein.
Aber zum Faulenzen bleibt wenig Zeit... der nächste Hexensabbat steht an, und noch wissen weder Hialli noch Ranica, wo er hierzulande stattfindet. So heißt es, sich sputen oder sechs Monate zu fuß laufen, eine wahrhaft schreckliche Vorstellung. Besonders, da die Tanzplätze der Hexen meist nicht gerade einfach zu Fuß zu erreichen sind... Also setzten die Schwestern sich zusammen. Hialli kennt zumindest eine Hexe – Die Dame Nereida, die im Palast der Sinnesfreuden das Sagen hat. Leider war das erste Zusammentreffe nicht gerade von schwesterlicher Zuneigung geprägt, und
Nereida nahm weder die Beglückung ihrer Aranierkatze durch Hiallis Vertrauten noch Hiallis Äusserung, sie sei „im selben Gewerbe“ tätig, besonders wohlgefällig aus. Also schickt sie erst einmal Ranica vor... Vielleicht kommt das „Landei“ ja besser mit der Madame zurecht.
Ranica ist gar nicht so begeistert von dem Vorschlag... in Bordellen fühlt sie sich nicht besonders Zuhause. Aber ein Besuch kann nicht schaden. Der Weg, von Hialli beschrieben, ist schnell gefunden, aber gleich am Haupteingang gibt es das erste Missverständnis. „D willst Dich bewerben? Geh hintenrum, Mädel“ teilen ihr die massiv gebauten Rauschmeis... äh Sicherheitskräfte nicht unfreundlich mit. „Hintenrum“ zeigt das Etablissement erwartungsgemäß seine weniger vergoldete Seite. Ranicas Wunsch, der Dame Nereida eine mündliche Nachricht zu überbringen scheitert schon am Vorzimmer. Die Dame Nereida sei beschäftigt und habe eventuell morgen zeit. Eventuell.
Mit dem unbestimmten Gefühl, irgendetwas falsch gemacht zu haben trollt sich Ranica und sucht lieber den Plausch mit den vor der Vordertür abgestellten Kleiderschränken. Auf die Frage, wo man denn hier „gewisse Kräuter“ kaufen könne, verweisen sie sie in die Schenke Enterhaken an eine gewisse Jalla, verbunden mit dem offenbar gutgemeinten Ratschlag, dort schon am Nachmittag aufzuschlagen, bevor die „Konkurrenz“ dort auftauche und vor allem, bevor
Jalla zu betrunken sei...
Dementsprechend unsicher, ob das Kräuterweib wirklich eine Hexe sein wird, begibt sich Ranica in den Hafen. Ein paar Fragen an Hafenarbeiter weisen ihr den weg in eine recht schäbige Kaschemme, die in den Abendstunden ganz offensichtlich Tummelplatz für allerlei Gelichter wird, und selbst jetzt treiben sich dort schon ein paar Leute herum, deren Gesichter jeden Kerker zieren würden. Der kräftige und etwas lustlose Schankgehilfe bringt sie zu der in einer Ecke sitzenden Jalla – eine verlebte Mittdreissigerin, die sich schnell als Nichthexe im engeren Sinne erweist. Sie kennt zwar einige Gerüchte und weiss auch, was „echte“ im gegensatz zu „unechten“ Hexen sind, aber sie gibt Ranica auf den Weg, dass in Khunchom und Aranien die Hexen im Regelfalle zu den Wohlhabenden gehören. Zwei Namen kennt sie – die schon bekannte Dame Nereida und eine gewisse Nuraw, letztere scheint eher den Lebenstil Hiallis zu pflegen... Immerhin ein Ansatz.
Derweil ist Benjaminus gefordert – Ranica hat den Frühstücktisch auf dem Innenhof kaum verlassen, da taucht ein gutgkleideter junger Sklave auf, der nach dem „hochwohlangesehenen Medicus Benjaminus ad Paracelsus“ sucht. Er weist sich durch ein Schreiben als zum Haushalt der
jungen Dame Azamira saba Deianira ben Juref Dhachmani aus. Im Haushalt ist ein Gast schwer krank geworden und Benjaminus Dienste werden erbeten. Da das Schreiben in großer Hast verfasst zu sein scheint, macht sich Benjaminus mit seiner Würde als Medicus gerade noch angemessener Eile auf den Weg.
Die junge Dame Azamira verfügt offenbar über jede Menge altes Geld, bei dem Namen keine Überraschung, und die Pracht und der Prunk im Hause lassen vermuten, dass ihr Stadtpalast regelmäßig ein Ort Rahjagefälliger Feste ist. Eiligst vorgelassen und von der besorgten Hausherrin selbst begleitet trifft Benjaminus seinen Patienten. Ein Glücksritter namens
Horsdall aus Festum, der vorgestern geladener Gast aufgrund seiner soeben vollendeten oder auch soeben wieder geplanten Expedition in die Kohm oder das Khoramsgebirge war. Eigentlich ein Kerl zäh wie Teak, und nach Benjaminus Meinung ist dies auch der einzige Grund, warum die Krankheit ihn noch nicht umgebracht hat. Erste Anzeichen deuten auf die Gilbe hin, aber dies sind offenbar nur Symptome. Benjaminus ist mit einem ihm unbekannten und sehr aggressiven Krankheitsbild konfrontiert. Ein Heiltrank sowie schnell vom Markt besorgter Donfstengeltee nebst einem Tonikum aus Wirsel und Gulmond senken zwar vorübergehend das Fieber und geben dem ins Wachkoma geglittenen Patienten Kraft und Lebenspunkt.. äh ... Geister zurück., aber Benjaminus ist sich im klaren, dass er den Krankheitsverlauf nur verlangsamt, nicht aufgehalten hat. Eine Vergiftung scheint nicht vorzuliegen. Eine Frage nach dem Fest fördert nur zutage, dass eine „Schlampe“ namens
Nurwa, die angeblich eine Hexe sei, Horsdall den ganzen Abend mit Beschlag belegte und in einer selbst in diesem den Freuden des Lebens nicht abgeneigten Gesellschaft unziemlichen Art und Weise im Garten mit ihm Rahja frönte. Jene Nuralf war nicht eingeladen, aber da sie als Hexe gilt, wagte Azamria sich nicht, sie raus zu schmeissen, als sie mit einigen jungen Männern der gehobenen Gesellschaftsschcht (die geladen waren) auftauchte.
Am nächsten Morgen fanden Azamiras Sklaven, die auf dem Weg zum Markt waren, Horsdall mit einer Platzwunde am Hinterkopf in der Gosse liegen, offensichtlich Opfer eines Raubüberfalls. Dies Kopfwunde war schnell versorgt, aber zusätzlich fand man ihn schwer krank, so dass Azamira ihn kurz entschlossen bei sich aufnahm – die Kleine scheint ein weiches Herz zu haben.
Auf dem Weg zum Markt, um Joruga gegen den Kraftschwund zu erstehen, läuft er Ranika über den Weg und gemeinsam schlendern sie über den Markt. Es gibt einen kleinen Zwischenfall mit einem Taschendieb, aber der einem Bettler ungeschickt zugesteckte Beutel wandert schnell wieder zu seiner Besitzerin zurück, sobald Benjaminus Status und ein Verweis auf den „Bunten Magier“ die schnell herbei eilende Garde überzeugten. Ein Hieb mit dem Knüppel macht den „blinden“ Bettler schnell wieder sehend und da Ranica auf eine zeitraubende Anzeige verzichtet (was der Gardist wohlwollend zur Kenntnis nimmt) ist die Angelegenheit mit einem Fußtritt und einem Platzverweis aus der Welt geschaft.
Danach tauschen sich Ranica und Benjaminus aus und kaufen etwas Joruga – hier in Khunchom zwar erhältlich, als teuer Nordimport allerdings sehr teuer. Wie gut, dass die Dama Azamira nicht nur ein weiches Herz sondern auch einen gut gefüllten Geldbeutel hat.
Zurück am Bett des Patienten erwartet sie eine unliebsame Überraschung: Die Krankheit hat ihr Gesicht gewandelt wie ein Chamäleon – nun trägt sie die Symptome der blauen Keuche. Benjaminus hat das mulmige Gefühl, nicht gegen eine gewöhnliche Krankheit zu kämpfen und schickt nach Gaiomo. (Der Azamira vom Beschreibungen her bekannt zu sein und einen hohen Kreischfaktor zu erzielen scheint.)
Gaimo hat ausgeschlafen. Allerdings hat Belizeth (nur die kann es gewesen sein) ihm die großen Zehen zusammen gebunden, was er erst beim Aufstehen bemerkt hat. Nur bedingt belustigt über diesen Streich (Irgendwann wird er ihr dafür den Hintern versohlen oder sie in einen Kürbis verwandeln. Oder beides) folgt er dem Boten, nicht ohne von der Witwe Zubaida höflich aber nachdrücklich darauf hingewiesen worden zu sein, dass sein ausländisches stinkendes Holz das Pflaster verschmutzt und die Gäste stört.
Im Haus der Dame Azamira bewahrheiten sich Benjaminus Befürchtungen. Horsdall steht unter einem magischen Einfluss. Von irgendwoher aus dem Süden reicht eine Linie in sein Herz und führt wieder hinaus in Richtung Westen. Ein Analys erweist sich als anstrengend, aber zumindest fördert er zutage: Höchstwahrscheinlich Gildenmagische Repräsentation, Merkmale Herrschaft und Schaden. Eine Ausgelöste Bedingung, die den Schaden verursacht, eine nicht erfüllt Beendigungsbedingung. Ein gildenmagischer Fluch, und zwar ein mächtiger. Gaiomo zieht sich mit Kopfschmerzen zurück in die Pension. Benjaminus gespräch mit Azamira fördert zutage, dass Horsdall angeblich mit der bekannten
Illusionistin Zamira verkehrte... Dem sollte man nachgehen. Ebenso wie diesen komischen magischen Linien.
Ranica bespricht sich mit Hialli – jene Nuraw scheint recht schwer aufzutreiben zu sein, ausserdem ist nicht ganz klar, in wieweit sie etwas mit Horsdalls Fluch zu tun hat. Bleibt also die Dame Nereida. Ranica, auf der die Aufgabe der Kontaktaufnahme erneut hängen bleibt, schickt nunmehr ihren Uhu mit einer Gedankenbotschaft. Den soll das Vorzimmer mal aufhalten...
Die Antwort kommt prompt beim Abendessen in Form einer selbstbewussten und gepflegten weissen Aranierkatze, die Ranica auf den Schoß springt, sich kraulen und verwöhnen lässt und ihr übermittelt, die Dame Nereida erwarte sie am frühen Morgen in ihrem Budoir. Eine zweite Aufgabe für den Uhu, die mit einem unauffällig erlangten Haar des diebischen Bettlers zu tun hat, scheitert an Ranicas Aufgeregtheit.
Diesmal wird Ranica ohne weiteres vorgelassen. Zwar muss sie ihren Dolch abgeben, aber die Wache vor der Tür zu den Gemächern Nereidas erweist sich als professioneller Leibwächter, der in der Lage ist, eine Frau nach Waffen zu durchsuchen ohne sie zu betatschen.
Nereida ist eine schwierige Verhandlungspartnerin, arrogant, gerissen und geschäftstüchtig, und die durch die Aranierkatze und eine Bemerkung Ranicas offenbar gewordenen Gesellschaft Ranicas zu Hialli macht es nicht leichter. Nereida erklärt sich bereit, die beiden Mädchen mitzunehmen, wünscht aber eine Gegenleistung. Hialli – oder Ranica – soll zwei Gäste des Hauses in einer Art und Weise beglücken, so dass sie zufrieden wiederkehren. Ob durch Singen, Tanzen, Reden oder in den Pfühlen wühlen ist Nereida vollkommen egal, ebenso überlässt sie ihnen die Auswahl der Gäste und die exakte Zeit. Ranica geht nach Hause ohne fest zuzusagen – schließlich muß sie sich erst mit Hialli abstimmen.
Und so graut ein weiterer Morgen....