AW: Die Ethik der WoD
Nur weil ein Rollenspiel irgendwelche Kernthemen vorschlägt, heisst es ja nicht, das man den Focus da drauf setzen muss. Das ist wie mit einer Tüte m&m. Bei mir bleiben immer die Braunen übrig.
Systeme sind Vorschläge, keine Vorschriften, man kann sich rauspicken was man mag.
Zur Ethik: Natürlich
kann man die Kernthemen in den Mittelpunkt rücken. Natürlich
kann man Grenzen ausloten und sie ggf. sogar überschreiten. Aber man
muss es nicht. Wenn Sturmschwinge also bestimmte Themen aussenvor lässt, dann kann man ihm ja nicht vorwerfen, das Spiel nicht verstanden oder das Thema zu "verfehlt" zu haben.
In "meiner" VtM Kampagne spielen wir die Jagd auch nicht mehr aus. Nach drei Jahren durchgehender Kampagnendauer ist das irgendwo ausgelutscht. Die Schwerpunkte haben sich einfach verschoben. Es kommt halt drauf an, was man sich und seinen Spielern antun will und kann. Ein Beispiel, das mich mal an meine Grenzen gebracht hat:
Der SL liess uns in eine Sabbath-Party geraten. Irgendwo in einer verfallenen Diskothek. Plötzlich wurden sämtliche Wege nach draussen verbarikadiert, keine Fluchtwege da. Viel Blut, menschliche Zapfhähne, die üblichen Sabbath-Klischess halt. Schliesslich fing der SL an, zu beschreiben, wie ein Sabbath-Vampir anfing, einen Menschen aufs Übelste vor den Augen meines Chars zu quälen und ihn immer mit ein paar Tropfen Vitae bei Bewusstsein zu halten, immer mit der Aufforderung des NPC, mitzumachen. Bitte? Irgendwo ist Schluss. Die beiden unerfahrenen Mitspieler hatten sich an dieser Stelle bereits ausgeklinkt und die Szene mit sichtlichem Unbehagen verfolgt. Mein Char beendete die Szene mit einem Gnadenschuss. Nein, ich als Spieler (der Char ebenso wenig) habe mich nicht gut dabei gefühlt und es hat mir keinen Spaß gemacht! Ich liess den Spielleiter dies anschliessend auch ziemlich deutlich wissen. Mich hat weniger der "Splatter" an der Szene gestört, sondern vielmehr die Tatsache, das man auswegslos gezwungen wurde, so zu handeln. Alle anderen Optionen hätten zum endgültigen Ableben der beteiligten Gruppe geführt. Dies war in den drei Jahren zum Glück die einzigste Szene dieser Art. Ansonsten hat der SL eigentlich ein ziemlich gutes Gespür dafür, innerhalb vertretbarer Grenzen zu bleiben.
Zum Thema Horror: Jeder definiert Horror anders. Was dem einen einen wohligen Schauer über den Rücken jagt, lässt den Anderen zum Kotzen aufs Klo rennen. Problematisch ist es jedoch, dies wirklich einzuschätzen. Bei Cthulhu schaffte ich es auch schon, das die Spieler blass um die Nase wurden. Ohne großartig Blut und Gewalt. Einer der Mitspieler bat mich schliesslich, aufzuhören. Der Bitte kam ich auch ohne Umschweife nach und baute die Sache ein wenig um. Ich will nicht, das jemand sich in meinen Abenteuern unwohl fühlt.
Zu Sturmschwinge und Bathora: Jeder hat eigene Erfahrungen (egal womit!), jeder hat eigene Wege, mit den Erfahrungen umzugehen. Unglücklicherweise führt sowas nicht selten zu Konflikten. Bitte findet einen Mittelweg, Eure Meinung kund zu tun, ohne Euch gegenseitig zu kränken. Wär schade, wenn hier böses Blut fliesst.