AW: Unangenehmes ...
@Vampirecat: Reg Dich mal ab. - Hier wird über "Unangenehmes ..." (so der Thread-Titel) zu DeGenesis gesprochen.
Ich habe mich aufgrund Deines außerordentlich emotionalen Formulierens schon mehr als nur ein wenig gewundert, daß Dich die Kritik der mit DeGenesis Unzufriedenen stärker persönlich trifft, als es für jemand jenseits der DeGenesis-Autorenschaft zu erwarten wäre.
Ich kann mir das nur damit erklären, daß Du selbst mit einem Rollenspielprojekt als Autorin so eng involviert bist, daß Du eine solche Kritik, die nicht an Deine Adresse ging, mit solcher Heftigkeit und mit solch geringer sachlicher Distanz zurückzuweisen genötigt siehst.
Ich würde mir wünschen, daß Du hier ein wenig mehr Distanz gewinnen könntest. - Hier im Forum wurde ja Opus Anima, Dein Geisteskind, durchaus konstruktiv diskutiert. Und ich hatte bislang den Eindruck, daß das Opus Anima Autorenteam mit dieser Kritik auch offen und erfreulich aufgeschlossen umgeht.
Warum Du hier bei einer Kritik, die noch nicht einmal gegen Dein eigenes Rollenspiel gerichtet ist, sondern gegen das - von manchen Forenmitgliedern als in unterschiedlicher Weise enttäuschend oder unzulänglich empfundene - DeGenesis-Rollenspiel, kann ich mir nicht so recht erklären.
Trotzdem nehme ich mal Stellung zu Deinen breit angelegten Vorwürfen und Fragen...
Vampirecat schrieb:
Ob du ein pdf am Bildschirm liest oder nicht, ist ja deine Sache. Möglich ist es auf jeden Fall, da kommt es dann halt auf deine persönliche Schmerzgrenze an. Dass Viellesen am Bildschirm nervig ist und Quadrataugen macht und Tintenpatronen schweineteuer sind, kannst du den Autoren wohl kaum vorwerfen
Diesen Vorwurf habe ich NIE erhoben. Ich habe nur erläutert, daß ich aus persönlicher Entscheidung weder das PDF am Rechner gelesen hatte, noch mir einen Ausdruck davon angefertigt hatte, weil ich lieber in einem professionellen Druckerzeugnis lese. Daraus entstand nie ein Vorwurf an die DeGenesis-Autoren. - Wie Du das hineinlesen konntest, kann ich mir offengestanden nicht erklären.
Vampirecat schrieb:
- und dass ein kostenloses pdf nicht als gleichwertig zu einem kostenpflichtigen Hardcover-Regelwerk (oder sollen sie das auch noch umsonst unter die Leute schmeißen?) angesehen werden kann, wohl auch nicht.
Wie Dir beim Abfassen dieser Passage bewußt sein mußte, hatte ich NIE einen Vergleich zwischen PDF und Hardcover, NIE einen Vergleich zwischen kostenlosem elektronischem Buch und kostenpflichtigem Druckerzeugnis vorgenommen, und schon garnicht eine Forderung nach kostenloser Abgabe eines Hardcover-Buches aufgestellt. - Was hat Dich dazu bewogen auf derart unfaire Weise mir direkt und persönlich solche Unhaltbarkeiten zu unterstellen, wo mein ursprünglicher Beitrag ja nichts dergleichen enthält und der Beitrag selbst auch nicht (wie oft bei mir vorkommend) so lang gewesen wäre, daß man beim Lesen darin den Inhalt nicht mehr komplett gegenwärtig hätte haben können?
Vampirecat schrieb:
Wirfst du den Autoren jetzt vor, dass sie Werbung für ihr eigenes Produkt machen?
Woran meinst Du dies aus meinem kurzen Beitrag festmachen zu können? - Natürlich werfe ich NIEMALS den DeGenesis-Autoren vor, Werbung für ihr Produkt zu machen. Ich fand - und das HABE ich so geschrieben - die kostenlose PDF-Version sogar eine SEHR gute Idee, eine SEHR gelungene Werbemaßnahme. Diese Einschätzung hatte Shub vor mir bereits abgegeben - ich habe ihm in dieser Auffassung nur beipflichten können. - Die DeGenesis-Werbestrategie ist meiner Meinung nach sehr erfolgreich gewesen. Sie kann als durchaus vorbildlich für andere ähnliche Produkteinführungen gelten. Hier gibt es keinen Kritikpunkt. - Warum machst Du mir mit dann also einen als Frage formulierten Vorwurf?
Vampirecat schrieb:
Dass ein Team von seiner eigenen Arbeit überzeugt ist - ob das nun aus Sicht anderer gerechtfertigt ist oder nicht - und dieses Produkt unter die Leute bringen will, ist ja wohl nicht wirklich nichts, woran man Anstoß nehmen könnte.
Und das hat in diesem Thread auch NIEMAND. Das ist etwas, das Du allein in die Beiträge, welche sich etwas kritisch zu DeGenesis stellen, hineininterpretierst. - Ich ERWARTE sogar, daß sich JEDES Team, das vor hat andere Leute für ihre Arbeit, für ihre Ideen, für ihr Rollenspiel zu begeistern, mit seiner eigenen Arbeit identifiziert. Ich erwarte, daß sie von ihrem Werk überzeugt sind, denn wie wollten sie mich überzeugen, wenn sie es nicht einmal selbst wären? - Warum also Deine Entrüstung über etwas, was niemand in diesem Thread je geschrieben hatte?
Vampirecat schrieb:
Was soll ein Verlagsteam deiner Meinung denn tun, um die Hoffnungen der Leute im Vorfeld nicht zu hoch zu setzen - gar keine Werbung machen, damit es außer den 11 Freunden der gemeinsamen Rollenspielrunden auch garantiert niemand kauft...
Das ist eine Frage, die ich sehr wohl beantworten kann und will:
Ich ERWARTE mir von JEDEM Rollenspielprodukt, welches nicht rundheraus und grundsätzlich kostenfreier Natur ist, welches nicht von vorneherein als unprofessionelles, reines Von-Fans-für-Fans-Projekt ausgeführt wurde, daß ein gewisser MINDESTstand an QUALITÄTSSICHERUNG stattfindet.
Dazu gehört:
- Spieltests, Spieltests, Spieltests
- Offenes Feedback-Einholen VOR der Veröffentlichung
- Ernsthaftes Einarbeiten des Feedbacks
- Vorabprüfungen auf inhaltliche Konsistenz durch vom Autorenteam distanzierte(!) Prüfer
- Vorabprüfungen auf Funktionalität/Spielbarkeit des Regelsystem durch vom Autorenteam distanzierte(!) Prüfer
- Selbstkritisches Infragestellen der Entwurfsentscheidungen aufgrund der
- Spieltestergebnisse, des Feedbacks, der Prüfergebnisse
- ... (weitere Aufgaben der Qualitätssicherung)
Wenn ein Autor sein Spiel von seinen Freunden "testen" läßt, so ist die Aussagekraft dieser "Tests" immer gefiltert durch die Freundschaft der beteiligten Tester. Daher ist es essentiell, daß man mit FREMDEN, und somit neutraleren (oder auch ganz bewußt mit ablehnenden) Personen testet. Nur dann wird man nicht überrascht werden, von negativen Meinungen, die in Foren z.B. hochkochen und nicht immer so konstruktiv sein können, wie dies z.B. hier im Umgang mit Opus Anima der Fall ist (was im Übrigen KEINE Selbstverständlichkeit ist - schätzt Euch diesbezüglich glücklich, denn es geht in der Regel leichter in der üblicheren, destruktiveren Richtung ab).
Als Autor hat man nach einer gewissen Zeit an Verwicklung mit dem eigenen Projekt eine Art "Betriebsblindheit". Man sieht manche an sich offensichtlichen Schwächen des Systems nicht mehr, da man zu nahe an der Staffelei steht. Nicht alle Autoren, VOR ALLEM nicht neue, noch nicht so professionelle Autoren, können diesen "Schritt zurück" zum Gewinn einer eigenen Distanz als Voraussetzung für eine Selbstkritik tun. - Daher helfen(!) einem harte, offene, und vor allem nicht zum Autorenumfeld zählende Kritiker wirklich weiter.
Für mich ist der Prozess eines Autorenteams, der zur Sicherstellung einer hohen Qualität des Produzierten gelebt wird, die wichtigste Unterscheidung zwischen Fan-Produkten mit (meist) geringer Qualität, wo man aber auch keine Erwartungen daran knüpfen darf, und professionellen Produkten, bei denen Qualität KEIN ZUFALL ist, sondern aufgrund bewußter, kompetenter Vorgehensweise sichergestellt wird.
Das kann man in kleinen Teams genauso wie in großen. Es ist nur eine Frage der koordinierten Abstimmung der Tätigkeiten in einem solchen Vorhaben.
Und hier hat meiner Meinung nach das DeGenesis-Team leider versagt.
Die inhaltlichen, logischen Probleme des Hintergrundes und die Spielbarkeitsprobleme des Systems hätte im Vorfeld auffallen müssen. Wenn jemand eine Entwicklungsversion des gesamten Werkes gelesen hätte, dann wären einem distanzierten, kritischen Prüfer die gröbsten Fehler GARANTIERT aufgefallen. Von Fans kann man aber keine Distanz und keine ehrliche, harte Kritik erwarten.
Ich habe den Eindruck, daß viele der deutschen Kleinstverlage, bzw. Autorenteams sich vor dem harten Gegenwind einer unbegeisterten, distanzierten, auf Fehlerfinden erpichten Kritik scheuen. Das ist auch verständlich. Wer will denn schon sein eigenes, liebstes, als makellos wahrgenommenes Geisteskind im harten, analytischen Lichte als doch nicht ganz so genial, nicht ganz so makellos, nicht ganz so begeisternd präsentiert bekommen? - Ich weiß, wer das will: ein PROFESSIONELLER Autor!
Damit ist nicht jemand gemeint, der vom Schreiben von Rollenspielen leben kann!
Ein professioneller Autor hat eine professionelle EINSTELLUNG und verfügt über das professionelle Handwerkszeug (hier Sprachfähigkeiten und Systementwurfsfähigkeiten), sowie über die notwendige Erfahrung gerade auch mit Projekten, die in die Scheiße gefahren sind.
Das ist m.E. der Grund, warum man quer durch viele US-Verlage oft dieselben Namen als Autoren, Co-Autoren, Produktlinienverantwortliche (alles auch austauschbar) findet: diese Leute haben schon genug Produkte als Flop erlebt, daß sie eher die Chance haben einen herannahenden Flop zu erkennen, bevor er als Ladenhüter die Regale verklebt; diese Leute haben eine professionelle Distanz, die ihnen die notwendige Urteilskraft verleiht, überhaupt die wesentlichen Qualitäten eines Rollenspielproduktes zu erkennen und bewerten zu können; diese Leute kennen die Produktionsprozesse von der Idee, dem Brainstorming bis zur Auslieferung und dem Produktsupport sehr genau und wissen was geht und wie es geht.
Hier in Deutschland gibt es an solchen professionellen Autoren kaum jemanden. Den meisten hiesigen "Profis" mangelt es an dem einen, dem anderen, oder - leider viel zu häufig - an ALLEN Eigenschaften eines professionellen Autors.
Interessanterweise könnten die Rollenspielautoren sehr viel von den Romanautoren lernen.
Aber das tut ja keiner der seine (meist erste, meist einzige(!)) Idee gerne mal gedruckt in einem Rollenspielladen liegen sehen würde.
Und deshalb ist es für einen Kunden, einen Käufer in jedem Falle legitim seine Kritik, sein Unbehagen zu einem Rollenspielprodukt zu äußern. Und zwar unabhängig davon, wieviel Herzblut des Autors in das Produkt geflossen ist, unabhängig davon, ob die Autoren vielleicht nette Leute sind.
Wer mein Geld für etwas nimmt, der muß mir auch etwas dafür geben.
Wer mir etwas für mein Geld verspricht, und mir aber etwas anderes oder auch nur etwas mich nicht voll Zufriedenstellendes gibt, der muß mit meiner Kritik rechnen.
Unabhängig davon, ob es sich um ein Rollenspiel oder ein anderes Produkt handelt.
Wenn es reine Fan-Produktionen sind, die kostenfrei und - mit bereits zu erwartenden - niedrigen Produktionsstandards veröffentlicht werden, dann darf man auch noch über den Inhalt Kritik äußern. - Wer an die Öffentlichkeit geht mit einem "Schaut her Leute, das habe ICH geschrieben!", der sollte sich vorher im Klaren darüber sein, wie kritikfähig er ist.
Ja. Es gibt tatsächlich Leute, die sind zu zimperlich, als daß sie irgendetwas publizieren sollten. - Das hindert sie zwar nicht, sorgt dann aber immer für böses Blut, für übelste persönliche Anfeindungen, für ungerechtfertigte Vorwürfe (@Vampirecat: siehe meine Antwort auf Deine "Verbalexplosion") und ist alles andere als professionell.
Soviel dazu.
Jetzt noch ein Nachtrag:
Vampirecat schrieb:
@Zornhau & alle anderen, die das Buch am liebsten umtauschen würden: Habt ihr eigentlich schon mal darüber nachgedacht, das corpus delicti bei Ebay zu verscherbeln? Das würde zumindest den Ärger über sinnlos verschleudertes Geld dämpfen.
Ja. Ich KÖNNTE das Buch per Ebay an jemand anderen verkaufen. - Doch was wäre die Folge?
Bei einem Umtausch bekäme ich vom VERLAG mein Geld zurück. Das bedeutet, der Verlag hat ein Exemplar seines schlechten Produktes weniger verkauft. Das ist ein Geldbetrag, der dem Verlag ein wenig weh tut (Nadelstiche bedürfen natürlich einer entsprechenden Anzahl, um bemerkt zu werden).
Bei einem Ebay-Verkauf bleibt aus der Perspektive des Verlags das Buch immer noch verkauft. Vielleicht verliert der Verlag damit einen Kunden für ein neues Exemplar, aber vielleicht mag der Ebay-Käufer ja das Buch und kauft weitere Produkte des Verlags zum Normalpreis? Der Ebay-Verkauf tut dem Verlag nicht weh und könnte ihm sogar eventuell nutzen.
Ist jetzt verständlich, warum ein Ebay-Verkauf nicht eine gleichwertige Lösung ist?
Ich will, daß der Verlag, der mir etwas Schlechtes verkauft hat, das Buch zurücknimmt. Ich will nicht, daß ein anderer Rollenspieler mit meinem Exemplar des Schlechten ausgestattet seine Rollenspielgruppe frustrieren geht. - Soviel Solidarität mit dem "unbekannten Rollenspieler" habe ich dann schon.