AW: D&D 4 kein D&D mehr?
Das Problem der Leute die - egal um welches System es geht - behaupten damit wäre kein Rollenspiel möglich ist meiner bescheidenen Meinung nach, dass sie nicht imstande sind Regeln von Rollenspiel zu trennen. Lustigerweise sind das oftmals auch Leute die genau darauf pochen, dass man für Rollenspiel keine Regeln braucht, dann aber die ausschweifendsten Hausregeln basteln statt komplett auf Regeln zu verzichten. Ohne Regelsystem ist's halt schwerer imba zu sein
Für das spielen einer Rolle benötigt man keine Regeln, das ist sicherlich richtig. Dennoch nutzen wir Rollenspieler seit Jahrzehnten die verschiedensten Regelsysteme. Warum?
Nun weil "Rollenspiel" eben nicht nur Schauspiel ist - Hallo Hobby-Theatergruppen! - sondern die Fusion dessen mit dem Konzept eines Spiels in dem man nach Regeln gewinnen oder verlieren kann. Ob man nun mehr Wert auf das Spielen einer Rolle oder auf das Spielen nach Regeln legt ist - selbstverständlich - Geschmackssache. Tatsache ist aber, dass man theoretisch in JEDEM Regelsystem abseits der Regeln seinen Charakter spielen kann wie man will. Wie man seinen Charakter auslegt kann, muss aber nicht mit den regeltechnischen Fähigkeiten zusammenhängen.
In diesem Sinne ist die 4E meiner Meinung nach geradezu perfekt, da das Regelsystem wirklich nur das ist: ein Regelsystem. Und zwar ein klar definiertes, gut funktionierendes. Ob und wieviel Rollenspiel man hineinlegt und ob man jede Regel genau so anwendet wie sie geschrieben steht bleibt - wie in jedem anderen System auch - jedem selbst überlassen.
Wenn man sich stupide an die Regeln hält kommt nichts anderes als D&D Miniatures mit ein bisschen Story raus, das ist klar, aber dann ist man auch - ganz ehrlich - selbst dran schuld. Außerdem würde es einem da bei anderen Systemen nicht viel anders ergehen
Das Nicht-Zauberklassen nach Regeldefinition jetzt mehr können als in früheren Editionen liegt ganz einfach daran, dass Situationen wie das schon beschriebene "hauen, geschickt zum nächsten Gegner hüpfen, nochmal hauen" in feste Regeln gefasst und mit festen Effekten versehen wurden.
Dies nimmt dem SL die Entscheidung ab ob eine bestimmte Aktion eventuell zu stark wäre und nimmt ihm außerdem die Arbeit, sich für ausgefallenere Kampfmanöver eigene Würfelabläufe ausdenken zu müssen. Es nimmt natürlich auch dem Spieler die "Not" sich solche Manöver selbst auszudenken, aber genauso ist es doch mit den ganzen Casterklassen auch schon seit jeher.
Das Rollenspiel schränkt dies meiner Meinung nach überhaupt nicht ein, da die Beschreibung der "Powers" immer noch jedem selbst überlassen ist. Auch das spontane ausführen eigener, nicht regeltechnisch abgedeckter Manöver stellt nach wie vor kein Problem dar. Es ist vielmehr ein Plus für weniger kreative Spieler, die so sogar noch Anregungen bekommen die sie in andere Systeme übertragen können.
Ob man es nun als passend/atmosphärisch empfindet dass man eine bestimmte Aktion nur einmal pro Begegnung/Kampf oder Tag oder erst ab einer bestimmten Stufe kann ist Geschmackssache, aber DAS ist ein Punkt den man ganz nach Geschmack hausregeln kann ohne das System grundlegend zu verändern.
Fazit: die 4E versucht weder Rollenspiel vorzuschreiben, noch es zu vermeiden, sie bietet einfach nur ein Werk an recht charakterneutralen (Kampf-)regeln. Die 4E erscheint kampflastig da der Kampf der Teil des Rollenspiels ist, der am ehesten Regelung benötigt (nicht zuletzt auch der größte Punkt, der Rollenspiel von Theaterspiel unterscheidet).
Wer sich von der rollenspielfremden Formulierung eines Regelwerks vom Rollenspiel abhalten lässt ist imho ziemlich engstirnig und vielleicht auch etwas fantasielos. ,)
Mal so ganz nebenbei: kann ich meinen Nutzernamen hier ändern ohne mich komplett neu anmelden zu müssen? >.>