AW: Blut über Sex. Was soll das?
Ich persönlich glaub ja nicht, dass es sich dabei um irgendeine Zensurmaßnahme gehandelt hat, also die Designentscheidung, dass Sex den Vamps nichts bringt und Bluttrinken das non-plus-ultra ist. Dafür wird in zuvielen Clanbooks (naja, mindestens 2) herbster BDSM praktiziert bzw. eindeutige Bilder präsentiert. Ich denke da gerade an das Tzimisce Clanbook mit der Vagina Fleischform als Bild oder dem Giovanni Clanbook mit den Snufffilmen.
Ich persönlich empfinde dieses dauernde Gevögel und romantisiere bei Anne Rice oder noch schlimmer bei den neueren Vampir Darstellungen (seien es Buffy - wobei die wiederum grenzwertig ist, Charlaine Harris Romane oder auch Twilight) eher störend als belebend. Vampire hat vor allem eines richtig gemacht, indem es nämlich sagte: Vampire sind Monster und wenn sie nicht aufpassen, dann nehmen diese Überhand. Man will an seiner Menschlichkeit festhalten, aber das ist eben nicht mehr so einfach, weil Dinge nicht mehr so gottgegeben funktionieren wie früher.
Dementsprechend werden wahrscheinlich gerade Neonaten vögeln wie die Tiere (ist ja Dank Presence und Dominate auch wesentlich einfacher als früher) und dann herausfinden: Das kickt überhaupt nicht. Sie tun es trotzdem, weil es schön ist sich zu erinnern (American Beauty gab dafür ja die spitzenvorlage - denkt an die Tüte). Mit der Zeit (gerade auch mit schwindender Humanity) lässt diese Erinnerung nach - es bringt nichts mehr und kostet unnötig Kraft (mindestens einen Blutpunkt für Sex mit Menschen, damit der Körper einigermaßen warm wird und die Sexualorgane ansatzweise funktionieren). Dank mangelnder Körperflüssigkeiten (Vaginalschleim bzw. Precum ... wie heißt das eigentlich bei Männern?) wird das obendrein eher eine Schmerzhafte Erfahrung für den (vor allem weiblichen) Vampir, wenn sie/er denn nicht gerade Gleitgel parat liegen hat.
Ich halte fest: Die Unlust der sexuellen Auseinandersetzung gründet sich in mehrerlei Schichten. Zum einen der Fluch als solches (man wandelt als untotes Monster, dass sich für einen Menschen hält durch die Gegend), dann noch die grundlegenden physiologischen Schwierigkeiten, die man nur durch Energieaufwand überwinden kann (Wärme, Körperflüssigkeiten, Sexualorgane) und schließlich und letztendlich die Komponente, dass Vampire eigentlich einen ziemlich straffen Zeitplan haben. Die können in der WoD eben mal nicht alle 5e gerade sein lassen und auch mal ne 40 Stunden Schicht einlegen. Die durchschnittliche Nacht dauert im Sommer irgendwas zwischen 7 und 8 Stunden und im Winter dann so um die 12 Stunden (also die Zeit, in der es dunkel genug ist, damit der Vampir umherlaufen kann). Die restliche Zeit ist er komatös (zumindest in der oWoD). In dieser bisweilen recht kurzen Zeit möchte allerdings gejagt werden (immerhin verliert man ja schon einen Blutpunkt pro Nacht), das soziale miteinander gesichert sein und gleichzeitig auch dafür gesorgt sein, dass niemand an deinem Stuhl sägt oder dich Frontlinermäßig in die nächste Kainitenschlacht schickt.
Also auch aus sozial/logistischer Sicht weicht Sex immer mehr in den Hintergrund. Auf der gegenüberliegenden Seite hat man dann das Vita-trinken. Man taucht ein diesen Moment der Exstase, man vreschmilzt damit. Ich glaube, dass auch hier oftmals der Fehler gemacht wird dass dieser Akt mit Sex gleichgesetzt wird. Ich denke der Drogenvergleich von Jan passt um einiges besser. Jeder Heroin-Junkie dieser Erde wird wohl sagen, dass alles an Bedeutung verliert, wenn du dir nen ordentlichen Schuss gesetzt hast.
Warum sollte ein Vampir also poppen wollen (von der Einschränkung also ab, dass ihm das eh nichts bringt), wenn er dafür Mehraufwand betreiben muss, aber allein durch Nahrungsmittelaufnahme (= Blut) direkt abgeht wie Schmidts Katze?
Darüber hinaus:
Ich mag keine Vampire deren einzeiger Unterschied zum Menschen darin besteht, dass sie Blut trinken müssen und sich von der Sonne fernzuhalten haben (und je nach Ausgeburt irgendwelcher Autoren nicht einmal das). Mal ehrlich: Er kann jede Frau haben bzw. sie jeden Mann, er ist übermenschlich stark, er ist kaum zu töten für den Normalsterblichen, er heilt alles weg ... warum zum Geier würde überhaupt irgendjemand zögern wollen, wenn er dann sämtliche Freuden des Lebens nahezu uneingeschränkt parat hätte? Dann wären Vampire ja wirklich totale Überwesen, denen man eher nacheifert.
Ich denke da gerade an die Buffy-Vampire. Was war also deren größter Nachteil? Die hatten keine Seele. Wow ... das war aber im Grunde auch nur wichtig für die Beziehung Mensch/ Vampir. Untereinander konnten die ja ganz gut und wenns Stress gab, dann nur, weil einige Exemplare nervig waren. Die haben gepoppt wie die Karnickel, haben geradezu gehurt, gejagt und konnten 24/7 aktiv sein (solange sie nicht im direkten Sonnenlicht aktiv waren).
Ne ... da sind mir WoD Vampire lieber - wirkliche Monster, deren monströse Seite sich unter anderem dadurch bemerkbar macht, dass etwas so menschliches wie Liebe und Sexualität unter den Kainiten ein völliges Fremdwort ist.
Ich spinne den Gedanken mal weiter: Können Vampire lieben ("Ich liebe dich mein Schatz!")? Oder ist das auch so ein Aspekt der mit der Humanity zusammenhängt ... ist das Teil eines emotional plays, das Vampire berherrschen und verinnerlichen. Wieviele Menschen gibt es, die Besitzergreifen mit Liebe verwechseln?
Was ist mit einem Vampir in der WoD der Humanity verliert (das Biest übernimmt die Kontrolle) oder aber einem anderen Pfad folgt. Können Lasombra, Tzimisce oder Ravnos lieben? Oder sind sie allesamt Opfer ihres Blutes, den Wallungen darin und natürlich des Monsters vor dem sie sich fürchten?