(Potenziell) Viele Attribute mit Wechselwirkungen wären für mich akzeptabel. Vielleicht würde es sogar Sinn machen, sie zu gruppieren, also zB von meinen Vorschlägen ausgehend UBS und LBS unter "Körperkraft" zu gruppieren, genauso wie die beiden Motorik-Attribute. Nicht, dass es dann einen Durchschnittwert gäbe, sondern einfach zur Übersichtlichkeit.
Wobei ich so einen schleichenden Verdacht habe, dass es am Ende gar nicht SO viele Attribute werden würden, wie man jetzt erst denkt. Manche würden aufgesplittet werden, aber andere würden ganz gestrichen werden, denke ich. Ob man Fitness und Immunsystem trennen kann/sollte weiß ich nicht, ich glaube die hängen schon zusammen.
Aber zu den Fertigkeiten. Hier nehme ich mir gerne zwei Ansätze zur Hilfe, die ich recht interessant und überzeugend finde, einerseits den von Josh Kaufman, der in
seinem Buch sehr interessant beschreibt wie man jeden "Skill" innerhalb von 20 Stunden lernen kann. Natürlich erfordert dies eine recht... spezifische Definition von dem, was ein "Skill" nun ist. Beispiele von ihm selbst sind zB "Gitarre spielen" und er demonstriert das selbst daran, dass es 20 Stunden Ukulele übt (ich glaube er spielt sonst kein Instrument) und dann nach 20 Stunden bei seinem Ted-Talk ein Medley vorspielt. Wohlgemerkt: "Einen Skill lernen" heißt nicht, dass man ihn meistert. Aber eher so, dass man im cWoD-System den 1. Punkt hätte. "Französisch" ist nach seiner Definition kein Skill für sich, aber "im französischen Restaurant alles auf Französisch machen" schon.
Auf der anderen Seite steht
Outliers von Malcolm Gladwell, der im Prinzip empirisch demonstriert, dass "Talent" nicht existiert. Seine Erkenntnis ist im Grunde, dass jeder, der irgendwas auf Weltniveau beherrscht, mindestens 10.000 Stunden geübt hat. Es gibt niemanden, der weltklasse in irgendeiner Disziplin ist, und weniger geübt hat und es gibt auch niemanden, der 10.000 geübt hat und schlecht ist. Das widerspricht natürlich unserer "Alltagserfahrung" bzgl. talentierter Menschen. Wobei ich glaube, dass Talent vermutlich irgendwie immer eine Fremdwahrnehmung ist. "Talent" ist was man anderen zuschreibt, die man beneidet, um sich nicht eingestehen zu müssen, dass man nur zu faul ist, um wie sie zu sein. Ich kenne zB einen Weltklasseviolinisten und der wird richtig sauer, wenn man ihn "talentiert" oder früher "Wunderkind" nennt, weil es für ihn schlicht und einfach das Ergebnis harter Arbeit und mehreren Stunden täglichen Trainings seit dem 3. Lebensjahr ist. Er findet, dass "Talent" ihn unter Wert verkauft, weil es so klingt, als ob es ihm einfach in den Schoß gefallen wär. Grundsätzlich mag es so sein, dass das, was wir Talent nennen (=angeborene Fähigkeit) eher einfach nur eine Neigung ist, sprich mehr Freude am Üben.
Für mich bedeutet das im Grunde, wenn ich nach diesen beiden Autoren gehe, dass man a) Fertigkeiten recht spezifisch definieren sollte, sodass man sie b) in 20 Stunden erlernen kann (1 Punkt) und c) in 10.000 Stunden meistern kann (5 Punkte). Ausgehend vom V:tM Fertigkeitenspektrum wäre dann zB jede Sprache und jedes Handwerk ein Skill, nicht einfach "Linguistik" und "Handwerk". Ebenso jede akademische Disziplin, jede Naturwissenschaft, aber vermutlich auch jede Klasse von Feuerwaffen und Nahkampfwaffen, wobei es hier natürlich überall Wechselwirkungen gibt. Wer 5 Punkte in "Gewehre" hat, wird auch mit ner Pistole nicht von 0 anfangen und wir Spanisch auf 5 hat, fängt mit Italienisch nicht bei 0 an.
Deine Spezialeigenschaften kommentiere ich mal, weil ich die sehr interessant finde:
"handwerklich begabt": Sehr guter Punkt, mit dem ich persönlich nicht so viel Erfahrung habe (Akademiker). Wenn ich mir aber so die Handwerker um mich herum ansehe, dann kommt es mir eher so vor, dass alle handwerklichen Skills irgendwie... verwandt sind und dass sie einfach von einem hohen Skill auf einen anderen "ausweichen". So nach dem Motto, wer Schreiner auf 4 hat, kann innerhalb kürzester Eingewöhnung auch andere Handwerksskills auf 2 oder 3 haben. Die Leute, die vor ihrer ersten Handwerksausbildung schon was drauf haben, haben meist unzählige Stunden rumgebastelt.
"kreativ": Das würde ich tatsächlich als eine angeborene Eigenschaft bezeichnen. Es gibt eindeutig kreativere und weniger kreative Menschen. Wobei das superschwer zu messen ist, weil man bei vielen Menschen nicht herausfinden kann, wie kreativ sie sind, weil sie sich aufgrund von Schüchternheit oder mangelnder Selbstsicherheit nicht trauen, Vorschläge zu machen. Und es wär die Frage, inwiefern Kreativität mit Intelligenz zusammenhängt.
"Sprachtalent": Auch so eine Sache. Ich habe da mal
dieses Video gesehen und es hat mich zu der Annahme gebracht, dass Sprachtalent nicht wirklich ein Talent ist, sondern einfach nur ein größeres Interesse an Sprachen. Der entscheidenste Faktor beim Spracherwerb ist, wie sehr man es will. Wie sehr es einen interessiert und wie sehr man die Sprache "braucht". Ich glaube die Menschen, die wir für sprachtalentiert halten, haben einfach nur a) mehr Interesse und b) bereits Sprachen gelernt, die es erleichtern, weitere Sprachen zu lernen. Ich sehe das bei mir: Englisch und Latein habe ich spielend "gemeistert", bei Spanisch bin ich auf keinen grünen Zweig gekommen, einfach weil es mich nicht die Bohne interessiert hat. Fleißig war ich bei keiner von den dreien.
"kommunikationsstark": Definitiv eine Charaktereigenschaft, ja. Wenn nicht angeboren, dann zumindest in früher Kindheit erlernt.
"EDV affin": Sehe ich wie Handwerk, ich glaube es ist eher Interesse. Wenn ich mir überlege, wie ein 6-jähriger zum ersten Mal vor nem PC sitzt... ich glaube da ist einer so gut wie der andere. Aber der eine fängt Feuer und verbringt so viel Zeit vor dem Bildschirm wie die Eltern ihn lassen und der andere spielt lieber was anderes. Ist vermutlich ein Stückweit ne angeborene/anerzogene Neigung, aber auch ein Stückweit der Effekt von frühen Erfolgserlebnissen, die auch zufällig aufgetreten sein können.
"analytisches Denken": Das ist doch genau das, was mit IQ abgebildet wird, oder? "Logik"?
"körperlich belastbar": Wäre jetzt die einzige körperliche Eigenschaft in Deiner Liste. Wäre das nicht eher "Konstitution" im Sinne von Ausdauer/Fitness?
Ich neige im Moment dazu, psychologische Eigenschaften (Extrovertiertheit, Fleiß, etc.) als Attribute ins Spiel zu bringen.