AW: [25.04.2008] Unerwarteter Besuch
„Arthur ist tot! Und ihr habt ihn ausgeliefert!“
Miguel schlug wie von Sinnen weiter gegen die Tür.
Dann hielt er inne. Er hatte sich die Hände blutig geschlagen, blickte auf die Schrammen und das Blut und war so wütend, dass er keinen Schmerz verspürte.
„Hätte ich dich bloß nicht hierher gebracht, Arthur. Ich dachte, hier bist du sicher. Ich dachte, dein Clan schützt dich.“
Und da begann Hass in ihm aufzusteigen,
Hass auf all jene, die danach gegiert hatten Arthurs Kopf rollen zu sehen. Und auf diejenigen, die bei der Jagd geholfen hatten, und auf die Tremere, die ihm offensichtlich nicht geholfen, ihn vielleicht gar ausgeliefert hatten.
Der Spanier blickte verachtungsvoll auf die stabile Tür. Er verspürte den Impuls auf die Tür zu spucken, doch dann dachte er sich, wer weiß ob hier nicht versteckte Kameras waren. Oder, was besser zu den Tremere passte, irgendein Magiezeugs das alles registrierte, was hier rund ums Gildehaus geschah.
Nein, da sollte er hier besser nicht allzu sehr über die Stränge schlagen. Und einlassen wollte man ihn offenbar nicht. Bestimmt hatte man ihn längst gehört, und wahrscheinlich hatte man ihn als zu unwürdig befunden um ihm Beachtung zu schenken. Warum auch sollten sie einen Geächteten einlassen? Hochnäsiges Pack.
Arthur war da anders gewesen. Warum musste ausgerechnet jemand wie Arthur unter die Räder kommen? Die Welt war so ungerecht.
Wie war es geschehen? Was hatte man mit Arthur gemacht? Hatten ihn Häscher gefangen und sofort getötet? Aber er war doch im Gildehaus gewesen. Vielleicht also hatten die Tremere ihn direkt dem Prinzen übergeben, und der hatte Arthur hinrichten lassen. Miguel würde die Details schon noch herausfinden.
Aber eins war sicher: Dargol hatte die Häscher losgeschickt. Und Dargol hätte keine Sekunde gezögert Arthur den Kopf abzureißen.
Miguel drehte sich langsam um und ging schweren Schrittes zurück zum Auto. Seine Fäuste waren geballt.
Er setzte sich ins Auto und umkrallte das Steuer.
„Ich hasse euch alle! Ihr werdet dafür büßen, was ihr Arthur angetan habt!“
Seine Augen funkelten hasserfüllt, und um seine Lippen spielte ein grausamer Zug.
Er hatte eine neue Aufgabe, einen neuen Sinn des Unlebens gefunden, eine neue Leidenschaft, für die er nun leben würde: Rache.
Welche Freude könnte ihm das Gitarrespiel und die Glaskunst noch machen. Er würde nun einzig und allein dafür leben es jenen heimzuzahlen, die Arthur töten wollten. Er würde sie alle aufspüren und fertigmachen die beteiligt gewesen waren, langsam aber sicher. Er hatte Zeit. Miguels eigene Mitschuld rückte in den Hintergrund, während abgrundtiefer Hass von ihm Besitz ergriff.
"Erkki haben sie bestimmt auch umgebracht, die Schweine. Sie wollen euch aus dem öffentlichen Gedächtnis streichen. Man soll vergessen, dass es euch jemals gab. Doch ich werde niemals vergessen. Solange ich weiterlebe, lebst auch du weiter. Du lebst in mir weiter. Und wir werden es allen heimzahlen."
Ja, Miguel.
Arthur! Arthur hatte ihm geantwortet! Ja, es war seine Stimme gewesen. Und es war Miguel als würde er Arthurs Gegenwart spüren.
"Du bist mir nicht böse, Arthur?"
Aber nein. Du bist mir ein wahrer Freund.
Miguel lächelte.
"Arthur. Du bist da. Wie sehr mich das freut. Zusammen sind wir stark."
Miguel frohlockte. Der Geist von Arthur war bei ihm. Unglückliche Seelen kamen nicht zur Ruhe, Seelen von Leuten, die unter tragischen, schmerzlichen Umständen gestorben waren, die hier noch eine Rechnung offen hatten, war es nicht so? Und Arthur hatte ein solches schreckliches Ende erlitten.
Vielleicht sollte Miguel Arthur fragen, was sie mit ihm gemacht hatten. Aber vielleicht stresste ihn das zu sehr. Miguel war lieber vorsichtig.
Er startete den Motor und fuhr los, zurück zum Hotel.