[6.5.08] Hinter den Spiegeln - oder: Zachareyworld

Nightwind

Erzketzer
#StandWithUkraine
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11. September 2003
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Voller Überraschung sah sich Alice um. “Aber ich glaube fast, wir sind die ganze Zeit unter diesem Baum geblieben! Es ist ja alles wie vorher!”
“Selbstverständlich”, sagte die Königin. “Hierzulande mußt du so schnell rennen, wie du kannst, wenn du am gleichen Fleck bleiben willst.”



Meyye wusste es nicht, aber es war genau 0:17 Uhr, als sie von der Tür zum Kellerlabor zu den Kainiten rannte, die sich dem Ansturm der Garou entgegenstellen sollten.. sie wollte noch mehr als das. Sie wollte auf die ruinierte Mauer springen und sich den pelzigen, klauenbewehrten Killern entgegenwerfen... doch daraus wurde nichts. Denn Zacharii, der seine Felle davonschwimmen sah (pun unintended), drückte im Umbra den großen roten Knopf. Seine Plagen zurückgehalten, seine Werwölfe dezimiert.. jetzt musste er selbst eingreifen.

„GENUG!“​

Das Wort fuhr wie ein D-Zug durch Meyyes Kopf und machte ihn schlicht platt. Wie alle anderen fiel sie unspektakulär zu Boden, dem äußeren Anschein nach einfach einem sonnigen Morgen entgegenschlummernd... und so sollte es nach dem Willen des Koldunen auch sein.


Als sie zu sich kam, saß sie auf einem Stuhl, an einem Tisch.. direkt vor ihr saß die neue Geissel, Malik Trapper. Sich umschauend entdeckte sie die Lounge des El Privilegio, das sie nur erkannte weil sie einmal flüchtig hereingeschaut hatte. War das noch wegen Timo Frenese gewesen? Der Laden war voll.. und nach einigem Umschauen sah sie auch eine der Zwillings-Tremere an der Bar bei einem Glas.. Champagner oder was auch immer. Alexander Stahl tanzte mit Helena O'Neill. In einer Ecke war noch Eduard Mentesse. Das waren die einzigen Kainiten die sie entdeckte, und alle schienen sie so verwundert zu sein wie sie. Aber wie kam sie hierher? Alle trugen sie teure und feine Klamotten und als sie an sich heruntersah bemerkte sie, dass das auch auf sie zutraf. Ein enganliegendes und auf sie zugeschnittenes Abendkleid.. für den Rücken allerdings schien dem Designer der Stoff ausgegangen zu sein. Sie erhob sich, denn ihre Lust, sich mit der Geissel zu unterhalten, hielt sich in Grenzen.. stattdessen ging sie zum Tresen hinüber, oder versuchte es jedenfalls, was in stolperndem Gerade-noch-Abfangen mündete.. spätestens jetzt ärgerte sie sich über die Aufmachung. Wer war denn auf die blöde Idee verfallen, ihr High Heels anzuziehen? Kurzerhand nahm sie die Dinger ab und lief barfuß weiter.

Die Schuhe stellte sie kurzerhand auf die Theke. Zuerst war sie sich nicht sicher, aber sie tippte doch richtig als sie die Tremere fragend als Regentin titulierte. Helena kam hinzu (Stahl hatte sich kurzerhand die nächste Dame zum Tanzen gesucht) und alle beide teilten ihre Verwunderung. Eduard hatte an seinem Tisch einen Ober nach dem Datum gefragt und experimentierte mit Whisky, den er zwar problemlos trinken konnte, der aber keinerlei Geschmack aufwies. Dann beschlossen die vier, nach draussen zu gehen, wo ihnen ein absolut leerer Parkplatz gar nicht zum prallen Leben im Hotel passen wollte. Laura Raabe erschien und sie war sehr aufgeregt. Sie sagte ihnen dass sie sich in Zachariis Reich befanden und gefangen waren, die Sonne sollte ihre leblosen Körper zu Asche verbrennen und für den Koldunen das Problem der Finstertaler Kainiten ein für allemal lösen. Sie hatten nur die Chance, die Vier zu finden und zu befreien, das würde ihnen den Ausweg zeigen und den Feind schwächen. Dann übergab sie ihnen einen Zettel und verschwand. Auf dem Zettel war das feminine Symbol und die Worte Das Opfer, Der König, Der Krieger und Der Bettler zu sehen, was (beileibe nicht das letztemal!) zum Rätselraten animierte.

Meyye fiel als erster auf, dass sie etwas vermisste, als sie versuchte, sich mit den Augen des Tiers in der Dunkelheit umzusehen.. denn es ging nicht. Auch sonst nichts. Ihre Disziplinen waren weg (Eduard fragte sich hier, ob sie soetwas wie ein Restselbstbild waren wie in Matrix, ein Vergleich den nur Meyye verstand). Sie gingen zurück ins El Privilegio, immerhin befanden sich noch Stahl und Trapper darin und mussten informiert werden - dachten sie jedenfalls, aber das Hotel war nun völlig menschen- und kainitenleer.

Da sie das Gefühl hatten, dass in Richtung der Stadtteilmitte etwas merkwürdig war, machten sie sich auf den Weg dorthin (im Sinne der Bewegungsfreiheit riss Meyye ihr Kleid von der Hüfte nach unten auf, und Helena nahm die Stöckelschuhe in die Hand). Auch die Strassen waren leer, ausgestorben.. der Himmel war grünlich, Wolken, Mond und Sterne schienen fixiert als wären sie künstlich. Ein Penner, das einzige Wesen das sie trafen, grinste ihnen feist entgegen und sagte hämisch, die Vier wären zweifach an diese Welt gebunden, und das Rätsel im Hirn des toten Malkavianers würden sie niemals lösen können. Dann verschwand er zu schnell, als dass Meyye ihm etwas hätte tun können. Immerhin kamen sie aber dadurch überein, zur Bibliothek von Justify Nox zu gehen, der ja Primogen der Malkavianer gewesen war und seit einiger Zeit verschollen.. was wohl hieß, dass ihn die Werwölfe erwischt hatten. Unterwegs stießen sie auf mehr Anzeichen, dass die Stadt unecht war, eigentlich nur schlecht verhohlene Kulisse.. da war das Auto am Wegesrand, das sich öffnen ließ, aber nicht im geringsten funktionierte, oder das Haus, durch dessen dünne Außenwand Meyye mit der Faust schlagen konnte. Sie kam dann auch erstmals auf den Gedanken, dass sie sich nicht im Umbra befinden konnten.. denn sie sah keine Spinnennetze, keine Geister, und überhaupt keine von den Millionen von Plagen, die sich als Zachariis Gefolge im Umbra herumtreiben mussten. Möglich war es aber, dass sie sich in einem speziellen Umbra-Reich befanden.. Zachariis persönlichem kleinen Disneyland eben.

Helena erzählte unterwegs von dem ersten Versuch, in Nox' Bibliothek einzudringen, was einen Malkavianer das Unleben gekostet hatte, da es darin spukte und Geister Trugbilder und Raserei hervorrufen konnten. Dort angekommen fanden sie die Tür verschlossen.. Meyye schnappte sich einen Pflasterstein und warf ihn durch das Fenster, um jenes zu öffnen und dann von innen die Tür.. allerdings hätte sie sich die Mühe sparen können, denn das Gebäude war leer. Kein Mobiliar, keine Innenwände, keine Zugänge zu Keller oder den nichtexistenten oberen Stockwerken.. einfach nur eine Fassade. Sie wollten es stattdessen mit den Ruinen der Nervenheilanstalt in Finstertal versuchen und ein geparkter Mercedes 500 SL, in dem der Schlüssel steckte und der sich benutzen ließ, schien ihnen den Weg leicht zu machen. Jedenfalls bis Meyye Helena (die Fahrerin) anschrie, zu bremsen.. sie hatte bemerkt dass der Tunnel nur aufgemalt worden war. Der Bremsweg war zu lang.. der Wagen knallte gegen den Felsen. Zwar wurden die Kainiten nur leicht verletzt, aber der Wagen war Schrott.. es ging wieder zu Fuß weiter. Und der Weg hinaus aus Finsterburg war ihnen versperrt.

Auf dem Weg zum Hauptbahnhof bemerkten sie ein Haus, in dem Licht brennt.. als sie eindrangen fanden sie eine komplett eingerichtete Küche, allerdings ohne Küchenmesser, wie Meyye bedauernd feststellte.. dann musste es eben ein Nudelholz tun (Gerüchte besagen ja, dass Meyye damit gefährlicher ist, wenn sie zu kochen versucht...). In der Garage war noch ein Fahrrad zu finden, das aber aus einem Stück bestand und damit unbrauchbar war.

Auch der Bahnhof war leer und öd, aber als sie davorstanden kam ein Bus und hielt vor ihnen. Butch Hansen saß auf dem Fahrersitz, grinste und sagte, dass sie eine Fahrt hätten, einmal hin und zurück... Helena wollte zum Prinzen und die anderen fuhren mit. Butch fuhr zum Golfplatz wo Buchet offenbar damit beschäftigt war, das Spiel zu spielen... er begrüßte die vier mit (ggf. neuem) Rang und Namen, noch während Meyye forsch auf ihn zuschritt und ihm mit der Faust ins Gesicht schlug - nur um davon enttäuscht zu werden, dass er weder körperlich noch vom Gespräch her Notiz davon nahm. Stattdessen zeigte er sich zuvorkommend, gab ihnen eine Disziplin im Anfangsstadium und drehte die Uhr um eine Stunde zurück (von 2 auf 1 Uhr). Er sprach davon, dass sie sich selbst retten mussten um die Stadt zu retten und dass die Vier in Finsterburgh zu finden seien. Überhaupt war er viel zu freundlich.. zumindest Meyye war überzeugt davon, dass das unmöglich der Prinz gewesen sein konnte.

Butch fuhr sie danach zum Hauptbahnhof zurück, wo Eduard den Ghul beherrschte und ihn zum Aussteigen veranlasste.. Helena fuhr sie daraufhin zum Kriegerdenkmal, aber mit dem Krieger vom Zettel hatte das wohl nichts zu tun.. in der Nähe der Altstadt gab der Bus den Geist auf, als sie sich der Katharinenkirche nähern wollten. Schon bei der Berührung des Türflügels hatten die anderen ein ungutes Gefühl, aber das hielt Meyye natürlich nicht auf.. sie riss die Tür auf, eine Welle der Magie versetzte ihr und den anderen einen herben Schlag und sie schlug die Tür wieder zu. Auf der umgebenden Mauer, hinter der die anderen Deckung suchten, warf sie einen Stein auf eines der Fenster der Kirche, das auch prompt zerklirrt.. der verletzenden Welle entgeht sie durch einen Sprung hinter die Mauer. Als sie wieder nachsah, war das Fenster aber wieder unversehrt. Solche Orte von Zachariis Macht anzugreifen, würde also nicht viel bringen.

In der Altstadt begegnete ihnen ein singender Clown mit mehreren Gasballons und er behauptete, die Ballons würden heilen, wenn man sie sich vor das Gesicht hielt und zerplatzen ließ. Eduard opferte einen goldenen Manschettenknopf und Meyye wandte die Methode bei ihm an.. was tatsächlich den bei ihm eingetretenen schwer heilbaren Schaden verschwinden ließ. Er kaufte dann noch einen Ballon für Meyye, den sie dankend annahm. Auch die anderen fanden etwas zum tauschen, am Ende blieb sogar noch ein Ballon übrig, den sich Meyye ums Handgelenk band. Den Clown auszufragen war unergiebig, und er verschwand auch bald nach der Transaktion.

Das nächste Ziel in ihrer noch recht ziellosen Suche war das Casino.. hier brauste wieder das volle Leben. Von den Menschen konnte Eduard bei einem Versuch nicht trinken.. jedenfalls nicht so, dass es ihm etwas gebracht hätte. Lady Noir wurde an einem Einarmigen Banditen gefunden.. sie sagte, sie brauche unbedingt fünf Sterne, doch sie erreiche nichts.. und um Münzen für die Maschine zu bekommen müsse man Blut dafür eintauschen. Meyye ließ sich als erste darauf ein, doch trotz eines guten Anfangs mit vier Sternen in zwei Versuchen wurde ihr Blut schon arg knapp. Sie ging hinaus um dem Tipp eines Kellners zu folgen, auf dem Schwarzmarkt gäbe es Blut... Helena begleitete sie. In ihrer Abwesenheit konnte die Regentin fünf Sterne erreichen und Noir damit offenbar erlösen. Sie verschwand und zurück blieb nur ein goldener Casinochip und ein Zettel mit dem Vermerk "Wichtig!" zusammen mit einer Wasserflasche. Zudem ging ein Ruck durch das Gefüge der Welt und eine weitere Möglichkeit für eine Disziplin kam zurück.. Meyye entschied sich für ihre übernatürliche Geschwindigkeit, auch wenn sie ohne Blut noch nicht viel damit anfangen konnte.

Indes werden die Suchenden von einer leisen Stimme in einer Seitengasse der Altstadt angesprochen.. sie bietet Blut gegen Schuhe an. Meyye kam sich nicht gelinde verarscht vor (und glaubte fast, das Schicksals-Los von seinem hohen Platz über dem 'Spielfeld' lachen zu hören), Helena dagegen bekam tatsächlich Blut gegen ihre Schuhe. Zurück im Casino wurde ihr von jedem etwas Blut gespendet, damit sie weiterspielen konnte und ihre Sterne vervollständigen.. es gelang ihr sogar und auch sie bekam einen goldenen Chip.. für den sie prompt so viel Blut bekam, dass sie vollends satt war.

Eine merkwürdige Szene sahen sie an der Marienklinik.. augenscheinlich gesunde Menschen gingen in ein Notarztzimmer, kamen mit teils überaus lebensgefährlich aussehenden klaffenden Schnitten wieder heraus und dankten dem Arzt überschwänglich für seine geleistete Arbeit. Mentesse und Meyye kamen hinzu und wurden eingelassen, sogar zu zweit, aber erst als Mentesse behauptete, er und Meyye wären liiert. Er ließ sich dann ebenfalls verletzen und spürte wie dadurch Blut in seinen Körper zurückkehrte.. Meyye heilte ihn daraufhin wieder mit dem übrigen Ballon.

Der Yachthafen ergab nichts außer einem leeren Schiff, das ohnehin keiner von ihnen steuern konnte.. als sie weiterstreiften, kam ihnen eine von einer Musikkapelle geführte Parade entgegen, an deren Rand Ziege stand und sie aufs Übelste beschimpfte.. Meyye konnte auch ihm kräftig eine mitgeben, und er verschwand daraufhin. Stattdessen hielt sie einen Mann in Orkmaske fest (eine eindeutige Verbesserung also...). Nun war Ziege auf dem Dach und sie kletterte ihm über die Regenrinne nach.. allerdings war da nicht mehr Ziege, sondern ein 3jähriger Junge der sich mit Eduard auf der Strasse ein Wortgefecht lieferte. Für Meyye benutzte er die Sprache viel zu erwachsen also wollte sie ihn sich schnappen.. gleich darauf war er 7 Jahre alt, kurz danach 16.. und während die Pimpfe motzten und maulten, machte der Jugendliche sie an.. kopfschüttelnd begab sie sich wieder runter. Inzwischen war es wieder 4 Uhr, die Zeit drängte.

Das Reichenviertel bestand aus Pappmache, die Seilbahnstation war geschlossen, die Zachariaskirche emittierte geballte feindliche Macht, so dass sie schon früh davon absahen, sich ihr weiter zu nähern... sie gingen lieber zum Rathaus, das recht normal aussah, von außen. Eduard und Meyye fanden im Keller nichts, die Rufe der anderen beiden brachten sie in den ersten Stock, wo sie immerhin einen Stadtplan fanden, und fanden, dass die Kirche in Kirchborchen doch dem Venuszeichen auf dem ersten Zettel ähnelte.. also gingen sie dorthin. Die Kirche dort war kein so feindlicher Ort wie die anderen in Burgh, allerdings war der Pater nicht sehr erfreut darüber, dass wir die Tür aufbrachen ehe er sie öffnen konnte. Es schien tatsächlich ein Ort des Glaubens zu sein, der ihnen allerdings nicht schadete.. und Eduard ließ sich tatsächlich zu einer Beichte überreden, was den Pfarrer doch recht blass werden ließ.

Letztendlich gingen sie zum Bergwerksschacht, auf den sie hingewiesen worden waren und fuhren mit dem Fahrstuhl in die Tiefe - jedenfalls bis er stecken blieb. Eine Luke nach oben führte Meyye in den Schacht und zur Entdeckung von Steigeisen an den Wänden.. da sie als einzige noch etwas sah, half sie den anderen, heraufzukommen und die Eisen hochzuklettern.. grade rechtzeitig, ehe der Fahrstuhl in die Tiefe rauschte. Dort wo er eben noch gewesen war, fand sie einen Seitengang, den sie zuerst allein erkundete, dann mit allen zusammen weiter.. und auch erst dann eine Halle fand in der zwei Fackeln für Licht sorgten. Die Garou Silva war dort an einen Pfahl gekettet und fünf Plagen, die an Gemälde von Picasso erinnerten, machten sich daran, die Befreiungsaktion zu verhindern. Meyye schnappte sich eine Fackel und es entbrannte ein Kampf... den die Vampire schließlich ohne große Verluste gewonnen. Für den Schlüssel zu den Ketten mussten noch die stinkenden Eingeweide der Plagen durchsucht werden. Schließlich aber verschwand Silva, nicht ohne ein Spielzeugpolizeiauto zurückzulassen und einen Zettel mit einem aufgezeichneten Funkspruch - und einer weiteren Disziplin. Krallen zu haben wäre ihr sicherlich noch nützlich, dachte sich Meyye.

Helena meinte, sie sollten das Indianermuseum aufsuchen, denn Black Cloud als ehemaliger Prinz von Finstertal konnte vielleicht der König sein, und der hatte es gestiftet. Unterwegs fragte ein sprechender Hund Eduard um eine Kippe und haute ab als keiner eine dabeihatte... Ziege tauchte wieder auf und beschimpfte die Kainiten wieder, Meyye schlug ihn erneut.. nur diesmal ein Loch durch ihn hindurch, worauf er zusammenbrach. Das erschreckte die Gangrel dann doch.. aber als Ziege gleich darauf wieder auftauchte und weitermachte, wurde er nur noch ignoriert.

Im Museum fanden sie sich plötzlich in einem Wald wieder, durch den sogar das Sonnenlicht auf ihre Haut schien, das ihnen nichts antat.. ein mehr als 10 Jahre lang vermisstes Gefühl von Sonnenwärme auf der Haut ließ Meyye die Aufgabe fast vergessen. Eduard schien es genauso zu gehen. Aber es kamen auch Indianer auf Pferden, die angreifende Cowboys vertrieben und die Kainiten freundlich aufnahmen. Von einem Black Cloud, einem legendären Krieger von damals, wusste keiner etwas, aber der Medizinmann konnte ihnen immerhin wieder eine Stunde schenken.

Nun wurde die Kanalisation aufgesucht, die auch recht leer erschien, nur erfüllt von einem eiskalten Hauch und kriechenden Nebelschwaden. Mit fortschreitendem Weg in der Dunkelheit, durch die Meyye mit rotglühenden Augen führte und alle anderen eine Hand an der Schulter des Vorderkainiten hatten, wurde der Boden unangenehmer.. Gestank gesellte sich zu den vielen wimmelnden Insekten, die selbst einer naturverbundenen Gangrel etwas zu eklig waren, wenn sie mit bloßen Füssen darauftrat und manche knackten, manche nicht... dazu kamen auch noch Ratten, die das ein oder andere mal zuzubeissen versuchten. Aber was half es, sie mussten durch, selbst wenn der Boden immer rutschiger und ekliger, die Ratten immer aufdringlicher und der Gestank immer größer wurde. Eine fette Spinne auf dem Knie musste Meyye loswerden und die Regentin beruhigen, dass das Summen vor ihnen nur von einer Libelle kam.. dann gelangten sie endlich an eine Eichentür, vor der ein Mädchen stand, blutverschmiert, mit einer bronzenen Karaffe in den Händen. Sie verlangte Blut als Zoll, und auch wenn Meyye gar nicht davon begeistert war, dass Zacharii womöglich ihr Blut bekam, gab sie wie alle anderen ebenfalls etwas davon.. nur dass das Mädchen daraufhin in Flammen aufging!

Kaum den Schrecken überstanden konnten sie die Tür öffnen und sahen im dahinterliegenden Raum Jenny stehen. Blutige Tränen kamen aus ihren Augen und sie entschuldigte sich für das, was folgen würde, ehe sie in Kampfstellung ging. Der folgende Kampf war mehr als hart, zumindest für Meyye.. sie beschloss, ohne Krallen zu kämpfen und gab sich mehrmals Mühe, Jenny zu Boden zu stossen oder ihr die Beine unter dem Körper wegzuschlagen, sie festzuhalten und schließlich mit einem von Helena erhaltenen abgebrochenen Holzstiel zu pfählen.. allerdings musste sie feststellen, dass Jenny ihre übernatürliche Stärke behalten hatte, und ein Treffer von ihr ausreichte um Meyye in Starre zu schlagen und Eduard schwer zu verletzen. Caitlin hatte währenddessen mit ihrer Thaumaturgie immer weiter dafür gesorgt, dass Jenny Blut in nutzlose Dinge investierte, das genügte dann auch, sie ebenfalls in Starre zu versetzen.

Caitlin war entschlossen, Meyye mit ihrem Blut zu erwecken, auch wenn ihr Eduard fast zuvorgekommen wäre und Bedenken hatte, dass die Gangrel sicher nicht mit dem Blut der Regentin einverstanden wäre.. nachdem Caitlin deutlich auf ihren Rangunterschied hinwies, zog er sich zurück. Caitlin gab Meyye von ihrem Blut und diese erfüllte die Prophezeiung, kaum dass sie wieder wach war.. sie griff nach der Tremere und verlangte wütend, dass diese nun im Gegenzug ihr Blut trinken soll, was diese natürlich verweigerte.. Helenas Einmischung mit dem Blick der Furcht gegen sie führte nur dazu, dass sich die Regentin gegen die Elysiumshüterin geschleudert sah, als Meyye der Präsenz widerstand. Endlose Sekunden kämpfte sie gegen das Tier um ihre Beherrschung, dann ließ sie doch die Krallen wieder verschwinden und von den beiden ab.. schwor sich und ihnen aber, dass dieses Thema noch nicht vom Tisch war. Eduard hatte sich währenddessen die Schiefertafel genommen, die nach Jennys Verschwinden aufgetaucht war und der ein weiteres Rätsel enthielt.

Auch wenn der Zusammenhalt gelitten hatte, gingen sie zur Burg die nun den Tremere gehörte.. am Seeufer wurde die Gelegenheit erstmal genutzt, sich nach dem Gestank und Gekröse der Kanalisation gründlich zu waschen. Die Burg gab nicht viel her, aber ein Ruderboot brachte die vier zum Campingplatz am anderen Seeufer.. ein Ort an den sich zumindest Meyye und Eduard noch lebhaft erinnerten, weil dort Azazel besiegt worden war. In einem Wohnmobil brannte Licht und darin fand sich ein Rätsel, das Eduard und Meyye schnell lösten, da es einem Sudoku ähnelte (ja, manchmal ist selbst einer Gangrel langweilig genug um sich mit Rätseln zu beschäftigen.. dass erst Julian sie einst so lange getriezt hatte, bis sie es versuchte, muss ja niemand wissen...). Das Licht ging aus, dafür leuchtete jetzt ein anderer Wohnwagen.. das Sudoku-Rätsel darin war schon kniffliger, aber ebenfalls gut lösbar. Im nächsten, noblen und offenbar teuren Wohnwagen war es ein eher mathematisches Rätsel, das mehr die Domäne der Tremere war. Im darauffolgenden Hausboot wartete das vorletzte Rätsel, denn das letzte war welches Wort die gesammelten Buchstaben ergaben.. das Wort war Blut, und eine Tür klickte, welche den Weg in einen medizinisch anmutenden Raum freigab. Dort lag auf einer Liege eine vollends verbrannte Gestalt.. Meyye hatte Judith gesehen an jenem Tag und erkannte daher wer sie ist. Caitlin erklärte, dass die Ex-Ghulin nun eine Tremere sei und auch schon in der Stadt vorgestellt. Wieder gaben alle ihr Blut, so dass Judith die Augen aufschlug, ihren Dank murmelte und verschwand.

Auf dem Weg zurück zur Bibliothek von Nox konnten sich die vier gerade noch vor einem Schauer hühnereigroßer Hagelkörner in einen Hauseingang retten. Die Bibliothek hatte sich verändert, nun war sie schon mehr so wie Helena sich an sie erinnerte.. auch wenn es immer noch keinen Zugang zum Keller gab und mindestens ein Raum fehlte, worauf sie hinwies. Trotz eiskalter und düsterer Atmosphäre durchsuchten sie das Haus und fanden in einem Bücherzimmer das genaue Gegenteil.. eine warme, willkommenheissende Ausstrahlung und eine betörend schöne Frau, die sich als portugiesische Witwe vorstellte. Von ihr erhielten sie eine Karte der Stadt und ein Winkellineal.. die erhaltenen Zettel und anderen Dinge enthielten genug Hinweise, um schließlich eine Art Kreuzpeilung vorzunehmen, die auf den Sessellift hinwies. Die Witwe verschwand und die vier machten sich auf den Weg.

An der Kasse war nun nicht mehr geschlossen, vielmehr lag eine Fahrkarte für sie bereit. Erst oben am Aussichtspunkt erkannten sie, als ein Wesen in einer grotesken und schwergepanzerten wie auch -bewaffneten Gestalt (die Meyye an das erinnerte, in das Dimitri sich einst verwandelt hatte, nur schlimmer) ihnen den Weg zu einer von blauleuchtenden Blitzen umgebenen Tür versperrte, dass sie, verletzt und blutleer wie sie waren, eine Begegnung mit Zacharii - denn der war es - nicht gewachsen wären - vor allem als Caitlin Meyyes Gedanken, sich ihr Blut doch von ihm zu holen, mit dem Hinweis verneinte, dass sein Blut wohl Säure wäre.

Helenas Blick der Furcht ließ die Monstergestalt tatsächlich zögern, so dass die Flucht gelang. In der Altstadt dominierte Eduard den Schuhtauscher, so dass alle die noch wollten aus seiner Flasche trinken konnten.. mit dem Clown ging es danach ähnlich, die erhaltenen Luftballons heilten nicht nur sämtliche erlittenen Wunden sondern erlaubten es sogar, im Krankenhaus genug Blut zu erhalten um satt zu sein und es unverletzt wieder zu verlassen. Derart gestärkt und außerdem mit der Erkenntnis versehen, dass Dinge, die nicht aus Zachariis Welt stammten, ihm womöglich schaden konnten, kehrten sie zur Aussichtsplattform zurück. Eduard wickelte sich dabei einen der Zettel um die Faust, Caitlin nahm die Schiefertafel, Helena das Spielzeugauto und Meyye die Flasche.. damit rückten sie der Gestalt zuleibe und brachten sie nach zähem Ringen auch zu Fall (Meyye konnte ihm zweimal Wasser entgegenschütten und schleuderte ihm dann die Flasche ins Gesicht.. oder... dorthin wo sie das Gesicht vermutete... Eduard versetzte ihm schließlich den letzten Schlag). Dann gingen sie durch die Tür und zurück in ihre erwachenden Körper... um 5 Uhr morgens.


“Wenn ich ein Wort gebrauche”, sagte Goggelmoggel in recht hochmütigem Ton, “dann heißt es genau, was ich für richtig halte – nicht mehr und nicht weniger.”
“Es fragt sich nur”, sagte Alice, “ob man Wörter einfach etwas anderes heißen lassen kann.”
“Es fragt sich nur”, sagte Goggelmoggel, “wer der Stärkere ist, weiter nichts.”
 
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