Oliver Buchet, Prinz von Finstertal, Primogen des Clans der Toreador:
Nun gut, dann eben noch einmal...
Buchet schenkte Antonia und Helena ein kurzes Nicken.
"Es scheint noch nicht allen klar zu sein, dass Zacharii auf jeden Fall erwacht wäre! Hätte er dabei seine volle Macht erlangen können, würden wir heute nicht hier sitzen. Wie Lurker eben so richtig bemerkte, kostete es die Besten dieser Stadt unvorstellbare Kraftanstrengungen letztlich den Sieg davon zu tragen. Und obwohl ein jeder sein Bestes gab, wurden auch hierbei tausende Menschenleben vernichtet. Mein Versuch, diese Katastrophe zu verhindern scheiterte. Aber! Es war immerhin ein Versuch. Nebenbei der einzige, der Möglich war. Wie Sie alle sicherlich nicht leugnen wollen, war Zacharii nicht durch konventionelle Kräfte zu vernichten. Ich nahm, was mir geboten war und habe versucht uns alle zu retten. Mit heftigen Mitteln, aber -wie gesagt-, stand ich einem übermächtigen, nahezu göttlichen Feind gegenüber, dem mit normalen Maßstäben nicht beizukommen war. Ich kann es nicht beweisen, daher habe ich es bisher nicht angeführt, aber ich gehe davon aus das das Auftauchen des Dämons Zacharii doch zumindest ein wenig geschwächt hat. In dem er ihn wesentlich früher zur Handlung zwang als er es eigentlich vorhatte. Hätte ich ihn machen lassen, wäre seine Kraft letztlich noch um ein Vielfaches größer gewesen."
Kein Muskel regte sich im Gesicht des Monarchen.
"Wie Miss deGroot so richtig bemerkte, haben viele der hier Anwesenden in ähnlicher Weise gehandelt. Während meiner Rettung wurde der Geist Mina, die sich nebenbei als Herrin des Berges bezeichnete betrogen. Aus nachvollziehbaren Gründen, aber doch mit dem Wissen, dass ein Wesen wie sie diesen Betrug nicht hinnehmen würde. Es wurde wissentlich in Kauf genommen, dass sie Rache üben würde. Selbstredend war die von Ihnen getroffene Entscheidung richtig und wichtig. Trotzdem führte sie letztlich zum Tod einiger Unschuldiger und zur Abriss einer für uns nicht unwichtigen Verkehrsader nach Burgh. Ich habe in gleicher Weise gehandelt, nur aus wesentlich bedeutenderen Hintergründen und in einem größeren Maßstab. So mag man mir vorwerfen gescheitert zu sein, zu mehr mag es jedoch nicht genügen! Oh und ersparen Sie mir Dinge wie Moral! Dieser Wesenzug ist uns allen hier schon bei der Zeugung abhanden gekommen. Sie alle trinken das Blut unschuldiger, Sie nehmen es sich ungefragt und mit Gewalt, sie versklaven Unschuldige, in dem Sie sie süchtig machen nach dem Geschmack Ihrer Vitae. Wer ohne Unschuld ist, werfe den ersten Stein!"
Immer noch blieb das Gesicht ruhig, aber in den Augen des Toreador spiegelte sich ein Hauch von Verachtung!
"Trotzdem werde ich diese Stadt nicht regieren, wenn diese es nicht wünscht. Daher biete ich dem hohen Gericht einen Handel an. Dies wird mein einziges Angebot sein und es ist nicht verhandelbar. Wird es durch die Anwesenden abgelehnt, nehme ich es als Bestätigung dafür, dass meine Abdankung nicht gewünscht ist. Ich, Oliver Buchet, werde meinen Stuhl räumen und mich an einem Ort meiner Wahl zur Ruhe begeben. Ich denke, dass mir eine Pause von einigen hundert Jahren ganz gut tun würde. Da ich meine Stadt nicht in die Hände irgendeines Clans geben werde, der das Ausmaß der hier ansässigen Kultur nicht zu würdigen weiß, verlange ich, dass der Prinzenposten meiner Frau überschrieben wird. Uneingeschränkt! Ihr gilt mein uneingeschränktes Vertrauen. Zeit ihres Lebens habe ich sie gelehrt wie man die Gesellschaft der Kaniten leitet und lenkt. Und! Wie Herr Grimm eben so richtig anführte, steht Magdalena nicht mehr unter dem Einfluss meines Blutes. Meine Macht über sie ist gebrochen und sie steht frei in jeder ihrer Entscheidungen!"
Kurze Pause.
Niemand konnte wissen, dass Oliver Buchet das gebrochene Band zu ihm erst in dieser Nacht erneuert hatte. Er hatte bereits befrüchtet, dass seine lange Abwesenheit zu einer Schwächung der Bande geführt hatte. Daher ging er, obwohl wahrscheinlich unnötig auch in dieser Richtung kein Risiko ein. Wie gut, dass dieser Grimm, dieser Tor, eine derart praktische Steilvorlage lieferte und damit alle hier Überzeugen MUSSTE, dass Magdalena unabhängig war.
"Was das Gemälde angeht, besteht mein erster Impuls darin, dass ich es bevorzugen würde, es meinem Partner Lord Johardo zu überstellen. Ich kann das Mißtrauen der hier Anwesenden gegen den Clan Tremere jedoch verstehen, daher fordere ich, dass das Bild der Camarilla, namentlich Madame Guil, überstellt wird. Niemand wird besser wissen, wie fortan mit dem Kunstwerk umzugehen ist, als die gnädige Jusitkarin des einzigen Clans in dessen Hände das Gemälde gehört. Ich verstehe, dass viele von Ihnen das Bild am liebsten vernichtet sehen würden, aber das liegt weder in meiner Entscheidung, noch in der Ihren oder der der Archonten. Ich erwähnte das Interesse der Uralten! Was jedoch das Schicksal Herrn Zieglowskis angeht... Diesen Mann überlasse ich denen, die ihn momentan in Händen halten. Ich schlage vor, ihn in eine Eiserne Jungfrau zu schmieden und ihn irgendwo tief unter der Erde in Vergessenheit geraten zu lassen!"
Es folgte ein kurzes Räuspern.
"So lautet mein Angebot und das ist mein Vorschlag! Stimmen Sie zu oder lehnen Sie ab und bestätigen mich damit im Amt! Mir einerlei! Nur sein Sie sich bitte im Klaren, dass keine Ihrer Diskussionen oder Drohgebärden zu einem günstigeren Ergebnis führen werden! Niemand außer mir und Lord Johardo weiß wo sich das Gemälde befindet, langweilen Sie mich weiter mit Ihrem Gebrüll und es wird letztlich seinen Weg nach Warschau finden..."