Die größte Anspannung herrschte stets, kurz bevor sich alles zusammenfügte. Dem Errichten eines komplexen Systems, dem Verweben neuer Fasern zu einem kompliziertem Geflecht, ging meistens ein metaphorisches Prickeln voraus, so als wäre jede Installation und jedes Konstrukt im Vorfeld, so wichtig es sich beim Erstellen auch anfühlte, nur ein Vorgeplänkel für diesen köstlichen Moment des Atem Anhaltens. Ganz so als entscheide sich in diesem kurzen Moment tatsächlich alles von Bedeutung und als hinge es von diesem Moment ab, was weiterhin geschehen würde. Alles vorher war Kontrolle und Planung, aber der Quantum breite Augenblick vor der Entscheidung war reines Chaos. Der letzte Augenblick in dem theoretisch noch Milliarden von Möglichkeiten vorhanden waren.
Dann rückte der Zeiger auf die Zwölf und es schlug zur vollen Stunde. Buchet war gefallen und Magdalena Buchet war Prinz. Die wichtigen Steine waren so gefallen wie er es gewünscht hatte. Wie es nötig war, für das was unweigerlich kommen musste.
Schon nahmen die Dinge ihren Lauf und alles schien weiter zu gehen als wäre gar nichts geschehen. Die Leute erhoben sich und es folgte das Beglückwünschen und Beteuern. Lurker hatte nichts zu beteuern, er hatte der Lady Noir schon im Vorfeld gesagt, was zu sagen war und er hatte getan, was besprochen wurde. Daher war es nicht nötig hier und jetzt zu Knicksen und zu buckeln. Das würde sowieso schief gehen, so prächtig wie er sich auf diesem Parkett bewegte. Die Bühne sollte gerne den Toreador überlassen bleiben. Ohnehin interessierte ihn in diesem Moment Lena viel weniger, als es der alte Buchet tat. Daher beobachtete der Nosferatu aus dem Schatten seiner Kapuze heraus ganz genau was mit dem ehemaligen Prinzen seiner Stadt geschah, wie er sich erhob und wie er hinausgeführt wurde. Vielleicht würde es noch ein Zeichen geben das er irgendwem gab? Eine letzte Geste? Wenn der Belgier noch eine Trumpfkarte hier im Raum hatte und diese aktiveren wollte, würde er sich entweder in diesen wenigen, letzen Sekunden verraten, oder niemals. Während also alle anderen nur Augen für die neue Prinz hatten, hatte der Verborgene nur Augen für Olvier Buchet. Ein letztes Mal. Erst als die Türe sich geschlossen hatte, wandte er seine Aufmerksamkeit wieder dem hier und jetzt nach.
Als er sich schließlich erhob, passierte ihn die Regentin und begab sich ihrerseits zum neuem Küken-Rosen Prinz. Er zog eine Augenbraue im Schatten seiner Kapuze hoch, als diese ihm mit einem charmanten Lächeln verbal touchierte. Nichts weiter als ein freundlicher Knuff von jemandem, der auf dem gesellschaftlichem Parkett deutlich sicherer war, als Lurker.
Der Lurker der noch vor vor wenigen Wochen in dieser Runde gesessen hatte, hätte vermutlich geschwiegen, oder schlimmstenfalls sogar eine Antwort gestammelt und sich vor Oliver Buchet lächerlich gemacht.
Aber Oliver Buchet war nicht mehr und dieser alte Lurker, der von Politik nichts verstand und hilflos den Winkelzügen der Alten hinterher hechtete, war auch nicht mehr. Kurz sah er zu Roxana Dragomir hinüber. Eigentlich hätte er der Ravnos sogar auch noch den Vortritt gelassen, obwohl sie nach dem Etikette Handbuch der Camarilla vermutlich als Letzte gratulieren sollte, jetzt wo kein Caitiff mehr im Raum war. Jetzt galt es aber der Tremere entsprechend einen mit zu geben.
Wieso denn 'ebenfalls'?
krächzte es nur zuvorkommend lauernd aus der Kapuze, um der Regentin zu bedeuten das sie, dadurch das sie sich die Spitze nicht verkniffen hatte, etwas preisgegeben hatte und das der Nosferatu gerne bereit war hiervon jedes Wort zu bemerken. Dann deutete er eine kleine Verneigung in Richtung der Ravnos an, um anzudeuten das er nun vor hatte sich in Position für die Gratulation zu bringen und der Anderen eine Möglichkeit zu bieten zu Intervenieren, so sie den Vortritt wünschte.