[16.05.2008] Ankunft im Cafe

Helena sah Jenny einen Augenblick an. Wenn die wüßte, aber okay, hier war nicht der Ort und nicht die Zeit, die Ansichten der Anarchie zu diskuttieren, zumal es da auch jede Menge Ansätze gab.

"Ja, wenn wir einen neuen Prinzen haben, habe ich noch ein paar andere Sachen und auch einiges für dich, aber das ist Schnee von morgen oder übermorgen", sagte sie dann. "Ich sagte doch ich werde mit ihm darüber reden, wollte mich eventuell vorher noch mit Lurker unterhalten, nicht daß der auf einmal anderer Meinung ist. Ich hätte nur eine Bitte wegen dem Duke, versuche ihm auch Entscheidungsmöglichkeiten aufzuzeigen, Freiheit für seine Entscheidungen, ich hoffe, du verstehst, was ich meine."

Sie hatte schon zuviele Kainskinder und Menschen gesehen, die sich aus Unwissenheit zu sehr von anderen abhängig gemacht hatten.

"Wenn er unfrei gesprochen wurde und so sieht es nunmal aus, wenn er einen Mentor bekommen hat, dann bitte Antonia das aufzuheben, die wird dich schon nicht fressen ..." Sie grinste. "... zumindest solange du nicht zu den Ventrue konvertierst. Ansonsten überleg dir mal, ob du nicht das Hovel als deine Privatdomäne willst oder was anderes."

Dafür hätte sie nicht mal einen Gefallen erwartet, aber als Jenny den anbot, merkte sie, wie tief die Andere schon im System verstrickt war.
 
Privatdomäne?
Ich...?

Ein seltsamer Gedanke, wenn auch nicht ohne Reiz.
Das Jenny den Weg über die Geißel gehen konnte, war nicht für eine Sekunde in den Kopf gekommen. Nun aber, nachdem Helena sie mit der Nase drauf gestoßen hatte, schien die Idee gar nicht so schlecht. Antonia hatte sich bei ihrem letzten Treffen als durchaus erträglich erwiesen (für eine Toreador) und hatte sie sogar befördert. Von sich aus und ohne darum gebeten worden zu sein.

Wie auch immer, es war einen Versuch wert.
Jenny war ein Macher, daher entschloss sie sich direkt zu handeln.

"Wenn du es irgendwie hinbekommen könntest, wäre ich dir echt dankbar. Ich mache mich jetzt auf den Weg zur Harpyie, ich will das entschieden wissen. Danke für deine Hilfe, Hel! Bis dann..."

Mit diesen Worten verschwand die Anarche aus dem Büro der Hüterin, rauschte mit einem Winken an den beiden Neulingen vorbei nach draußen und war verschwunden.
 
"Keine Ursache, wir müssen nur zusammenhalten", erwiderte Helena und folgte dann Jenny aus dem Raum.

Ihr Blick ging zu den beiden Neuankömmlingen.

"Wie weit sind sie mit ihren Planungen für das Gespräch?"
 
Als sich die Tür öffnete wandte sich Vicente nach dieser um. Ein winken, er hob kurz die Hand und da war sie schon draussen. Kaum das sie draussen war folgte die Hüterin.
"Eine richtige Planung im eigentlichen Sinn wird kaum möglich sein, immerhin gehe ich davon aus das Madame d'Auvergne die Gesprächsführung übernimmt. Wir haben uns deswegen auf Frage beschränkt wie wir mit den bereits vorbereiteten Unterlagen verfahren sowie einige eher allgemeine Grundlagen besprochen." der Tonfall war wieder ruhig, freundlich. Die Mappe aus feinem, dunklen Leder lag neben ihm, wenn man auf solche Details achtete, konnte auffallen das er die Sitzposition offenbar gewechselt hatte. Wie viel, vollständig vom kleinen Diskurs aufgezeichnet worden war?
Selbst wenn sie von HD-Kameras und Richtmikrophonen abgehört wurden so vertrat Vincente die Ansicht keine Regel der Elysien gebrochen zu haben.
 
"Na, schön, dann machen wir uns jetzt auf den Weg, es ist vielleicht 5 Minuten zu Fuß", beschloss Helena, die das Thema dann auch von Tisch haben wollte.
 
Ein schmales Lächeln. Wie auch immer es ausging, es war Zeit es überhaupt anzugehen.
"Gut." Vicente nickte knapp, griff nach der Mappe und erhob sich. "Du gehst voran?" weniger als echte Frage formuliert als mehr denn eine Bitte. Er würde sich nach Michael umsehen, einerseits prüfen das sie ihn nicht abhängten, andererseits wenn er etwas im Auto gelassen hatte war wohl jetzt der Zeitpunkt es zu sagen.
 
Ohja, es war eine schöne warme Mainacht und so würde es wohl wirklich ein schöner Spaziergang werden, den sie gerade antraten, die Kunstakademie lag im Licht der fast vollen Mondes und so wäre es auch ohne die Strassenbeleuchtung ein leichtes gewesen, das Gebäude zu finden, allerdings war es so, daß kaum ein ortsfremder auf Anhieb den Eingang zu den Räumen des Prinzen fand.

Da war es schon ein Vorteil, wenn jemand dabei war, der hier jahrelang ein- und ausgegangen war.
 
Die Mainacht präsentierte Finstertal von seiner angenehmen, idyllischen Seite. Ein wenig als wollte sie die Worte über den Dämon Finstertal lügen strafen? Vielleicht auch nur die letzte Nettigkeit vor der Tragödie. Vicente würde den Weg nutzen sich mit eben dem vertraut zu machen. Die strecke zu merken und vorallem, letztlich welcher Eingang der Akademie für kainitische Belange bestimmt war. Der Haupteingang der Institution würde es wohl kaum sein.
Worte verlor er keine sofern Helena nicht das Wort ergriff. Dadurch war er zu stark auf das was jetzt kam konzentriert. Dafür war, auch wenn er einen Teufel getan hätte es zuzugeben die innere Anspannung und Nervosität zu groß.
 
Wenn keiner der Männer was sagen würde, würde Helena zielstrebig die Tür mit den Kameras ansteuern, kurz einen Blick in deren Richtung werfen und dann klopfen.

Lasset die Spiele beginnen.
 
Vincent Helenas Blick zu den Kameras als sie vor der Tür angelangt waren. Er würde entsprechend gerade stehen und nach einem kurzen Moment den Blick von der Kamera senken und auf die Tür richten.
Tief im Unterbewusst sein rührte sich das Tier das spürte das sie als Schafe vor einem Wolf traten.
Mit dem pochenden Geräusch des Klopfen schlug auch der Verstand Alarm.
Dort einzutreten, das ganze Vorhaben war Wahnsinn. Man hätte es wissen müssen. Hätte wissen müssen das sie von Archonten erwartet wurden. Sie wussten es! Sie wussten es alle! Würden sie dort drinnen versagen, sie würden sich ein namenloses Grab geschaufelt haben. Kein Protestschreiben, nichts. Am ehesten noch Enttäuschung über ihre Unfähigkeit. Mit den Sekunden zwischen dem Klopfen und dem öffnen der Tür verstrichen die letzten Momente der letzten Fluchtmöglichkeit. Heilige Maria, Mutter Gottes, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.
Die Haltung blieb ungerührt, und er erlaubte sich lediglich kurz bei dem Bibelvers die Augen zu schließen. Es gibt kein zurück, schon lange nicht mehr. Die nüchterne Feststellung half neben dem Vers dabei Helena zu folgen, so den die Tür geöffnet werden würde.
 
Helena hatte nur die Frage nach der Clanzugehörigkeit beantwortet. Die anderen Fragen blieben leider unbeantwortet. Michael hoffte, sie sind daher für die Vorstellung nicht relevant.

So dies ist der Eingang zum Prinzen oder der Kunstakademie, versteckt, gut zu wissen, merken, abspeichern.

Ich schwöre bei Appollon dem Arzt und Asklepios und Hygieia und Panakeia und allen Göttern und Göttinnen, indem ich sie zu Zeugen rufe, daß ich nach meinem Vermögen und Urteil diesen Eid und diese Vereinbarung erfüllen wird….....



Auf in die Höhle des Löwen, möchte der Tanz beginnen.
 
Es konnte nicht so viel später sein, als ein neuer Gast das Café betrat. Für die Vampirin, die mit klackenden Absätzen durch die Tür trat, war es wie eine Rückkehr in die Realität. Bis sie vor etwa einer Minute aus dem Auto gestiegen war, war sie es gewesen, die die Situation dominierte. Sie hatte den Mann in der Hand gehabt und das Gefühl war unbeschreiblich - obwohl die starken Arme und das frische Blut auch ihren Anteil daran hatten. Hier war sie kaum mehr als ein kleiner Wurm und im Bezug andere Blutsauger taugte ihr Aussehen lediglich zur Dekoration. Sie konnte durchaus verstehen, warum Vampire nach Macht strebten - es machte den Umgang mit ihresgleichen wesentlich einfacher.

Nachdem sie sich ausgiebig an Lukas gütlich getan hatte, konnte sie diesen - von seiner Erfahrung immer noch leicht benommen - problemlos überzeugen als Chaffeur ins Stadtzentrum herzuhalten. Und jetzt kannst du dir deine verdiente Ruhe gönnen. Tatsächlich wusste er von Marta lediglich, wie sie aussah und wie sich ihr Leib anfühlte. Kein Name, keine Nummer und auch keine Adresse. Hättest du bekommen - wenn du nur gefragt hättest. Einen Umweg über die Zuflucht hatte sie sich gespart,- da sie ihr Jagdoutfit als 'noch angemessen' für das Elysium einstufte. Mit der Jacke wirkte sie äußerst elegant und auch der Rock fügte sich wunderbar in das Gesamtbild ein, obwohl er doch schon recht knapp war. Allerdings fand Marta, dass ihr Top für das hiesige Ambiente etwas zu schrill war. Daher blieb es fürs weitere verborgen.

Der Raum war so gut wie leer und auch von einer Bedienung sah sie nichts. Die junge Frau war sich nicht ganz sicher, ob sie das als gut oder schlecht einstufen sollte. Zum einen war sie erleichert, dass keiner der höheren Würdenträger - jeder eine nicht zu verachtende Gefahr für sie - anwesend war doch auf der anderen Seite sagte das auch nichts über den Erfolge oder Misserfolg der gestrigen Aktion aus. Es konnte durchaus sein, dass diese Würdenträger nicht mehr existent waren. Wenigstens hattest du dann nochmal eine schöne Nacht. Doch dann fiel ihr der Aushang auf. Soviel zu Maskerade... Aber auf der anderen Seite servierte das Café ja auch hämoglobinhaltige Getränke also musste es da Schutzmaßnahmen geben.

Also ein Erfolg - zumindest teilweise. Jetzt war Marta tatsächlich erleichtert, auch wenn das Ausmaß der Verluste weiterhin unbekannt war. Zumindest Buchet und dieser Galante haben es überstanden... Obwohl es für Buchet wohl noch nicht vorbei war. Die Vampirin fand die Anklagepunkte jedoch leicht befremdlich. War der hier nicht Prinz? Also entweder sollte das ein bloßer Schauprozess werden oder man wollte den Alten aus dem Weg räumen. Aber warum dann erst umständlich retten? Auch auffallend war, dass nur von 'Familie Buchet' die Rede war. Kein Satz der Anklage erwähnte irgendetwas von den Hexern im Allgemeinen oder diesem Lord im Speziellen. Außer der Umgang mit Hexern ist plötzlich 'Hochverrat'...
 
Sophie kam aus dem Hinterzimmer und grüßte Marta, das Outfit störte sie jetzt nicht wirklich, warum auch, wenn Jenny mit abgewetzter Lederjacke kam, die zwei neuen Caitiff in lächerlich schwarz/weiss Anzügen, warum sollte dann nicht, die einzige die sich gestern vollständig vor jeglicher Aktion gedeückt hatte nicht auch im Discomini erscheinen.

"Guten Abend", sagte sie und wartete einfach mal ab.
 
"Einen schönen guten Abend!" Obwohl "Abend" schon eine Weile her ist.

Marta schien guter Laune zu sein und hatte ein fröhliches Lächeln im Gesicht. Es wirkte als würde sie sich ehrlich freuen, Sophie zu sehen. Ob es sich wirklich so verhielt oder sie einfach eine perfekt sitzende Maske zur Schau trug, war nicht zu erkennen. Die Vampirin drehte sich zu ihr, doch wies mit einem Wink auf den Aushang.

"Haben sie das hier schon gesehen? Da werden keine Mühen gescheut den Alten zu retten, nur um ihn dann des Hochverrats anzuklagen. Hoffentlich hat es wenigstens der Rettungstrupp gut überstanden..."

Natürlich hast du das gesehen - vermutlich hast du es selbst aufgehängt!
 
"Ja, und wenn ihr Pech habt, hat Helena gesagt, ist das vielleicht das Ende von Clan Caitiff", erwiderte Sophia.

"Ich meine auch, wenn man ihn nicht haben will, wäre es besser gewesen, ihn zu lassen wo er war. Naja, aber wer fragt schon den kleinen Mann, ist doch nicht anders als in der Menschenpolitik auch, wichtig machen.
Aber ja ich glaube, außer den Nerven mancher Leute ist nichts auf der Strecke geblieben."
 
Was jetzt? Buchet oder nicht Buchet? Marta war verwirrt, doch vielleicht hatte sie das auch etwas anders verstanden als es gemeint war. Auf der anderen Seite war der 'Clan' ja von den Archonten ins Leben gefufen worden - eine Rückkehr des alten Prinzen konnte also durchaus mit einer Rückkehr zum status quo enden. Kann auch mit anderen passieren. Sie zuckte mit den Schultern. Am Ende waren sie eben doch kein 'Clan' und konnten eben nicht erwarten für nichts Anerkennung zu erhalten. Dann solltest du besser damit anfangen... Obwohl Anerkennung wenig nützlich war, wenn man sich dafür in kleine hübsche Stückchen zerhacken lassen musste.

"Ich dachte Helena wollte ihn wieder haben? Naja, am Ende ist es wohl überall so. Ist wohl menschlich. Aber irgendetwas muss man sich ja erhofft haben. Vermutlich hat Buchet auch genügend Fürsprecher."

Dass scheinbar keiner die Stückenchenform angenommen hatte, war eine positive Nachricht und sprach gleichzeitig auch für die aufgestellte Truppe. Hey - die sind nicht umsonst dafür eingeteilt worden! Sicherlich war der Kampftrupp sowohl fähig als auch dizipliniert - es ging schließlich darum gewaltige Pelzbestien zu bekämpfen. Das ist einige Ligen zu groß für dich. Nein, Marta bereute es nicht, Däumchen gedreht zu haben.
 
"Ja, sicher, wollte sie, weil sie da Chancen auf die Fortführung des Clans gehabt hätte, aber bei anderen wäre das dann fraglich, hat sie gesagt," erwiderte Sophie. "Aber ich weiss nicht, scheint wohl nicht alles so einfach zu sein und ich weiss auch nicht alles, aber wir können wohl sowieso nichts anderes tun als warten."

Sie zuckte die Schultern.

"Und sie hatten heute Spass und wollten nur sehen, wer noch hier ist, es sind zwei neue Clanslose angekommen und Helena ist gerade bei der Archontin mit denen."
 
Ganz genau - deshalb bin ich hier. Hatte Sophia irgendwelche Vorwürfe in der Stimme und Marta diese bemerkt, so ließ sie sich nichts anmerken. Sie blieb freundlich und interessiert.

"Jeder muss hin und wieder etwas essen."

Damit war die Sache für sie abgehakt. Die genauen Umstände ihrer Nahrungsaufnahme gingen die Ghulin nichts an - und was auf dem Speiseplan stand, sollte ihr ja klar sein. Außerdem war das weitere wesentlich interessanter. War zu erwarten, wenn man den Clanslosen eine Repräsentation gibt. Vielleicht hatten es die Archonten sogar darauf angelegt. Der potentielle nächste Prinz würde damit arbeiten müssen und konnte nicht einfach weitermachen, wo Buchet aufgehört hatte. Zumindest nicht sofort.

"Zwei Neue? Nachrichten verbreiten sich schnell - aber es war eigentlich klar, dass so etwas geschehen würde. Dann wollen wir einfach mal hoffen, dass die beiden nicht umsonst angereist sind. Haben sie sie schon kennen gelernt?"
 
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