[14.08.2008] - The Weird Sisters

Eldrige

Zombie-Survival Experte
Registriert
2. März 2004
Beiträge
5.858
Nur sehr sachte und sanft bewegte der warme Wind die langen Büschel saftigen, grünen Grases, die sich durch die rostigen Schwellen der stillgelegten Gleise streckten. Auch der Schotter der ehemaligen Gleisanlage war nicht mehr Alleinherrscher der Schienen, sondern musste sich seine Domäne mit einem gelblichem Moos teilen, dass sich hartnäckig auf dem kargen Boden festklammerte und fest entschlossen schien die Welt zu erobern, wenn es mit diesem Bereich des Finstertaler Güterbahnhofes fertig war.
In diesen Bereich verirrte sind kaum noch jemand. Nur gelegentlich quartierte sich ein Landstreicher in einem der alten Wagons ein, die noch vereinzelt auf den Gleisen herumstanden, oder suchten unterschlupf in einem der kleinen, leerstehenden Häuschen, die früher von Gleisarbeitern und Bahnpersonal genutzt wurden. Zumindest wenn sie noch neu in der Stadt waren, denn sobald sie Anschluss an ihre ganz besonderen Netzwerke bekamen, würden sie schnapsgeschwängerte Gerüchte zu hören bekommen, dass man sich vom Güterbahnhof in der Nacht fernhalten sollte, weil es dort mindestens spukte und schon einige der Kumpels verschwunden waren, wenn sie dort übernachten wollten.
Für die meisten dieser besonderen Bruderschaft war es eigentlich nicht wichtig, ob ein uralter Geist hier Obdachlose fraß, jugendliche Rowdies sie vertrieben und ihre boshaften Scherze mit ihnen trieben, oder ob die 'Vermissten' einfach nur von hier aus in eine andere Stadt abgefahren waren. Wenn man auf der Straße längere Zeit überleben wollte, dann lernte man auch auf Gerüchte zu hören, wenn sie diesen ganz besonderen Geschmack hatten und in diesem ganz besonderem Ton erzählt wurden. Jenem feinem timbre echter Angst, die aus dem Unbekanntem genährt wurde.

Diese Abwesenheit der Menschen, die Abgeschiedenheit und die Tatsache dass der alte Güterbahnhof im Herzen der Nosferatu Domäne lagen, machten ihn zu einem perfektem Treffpunkt mit den Verborgenen, wenn man nicht die Bibliothek aufsuchen wollte. In der Tat war es diesmal Lurker gewesen, dem die Bibliothek, sein heimliches Büro, nicht sicher genug für das beabsichtigte Treffen und eventuell heikle Themen erschienen war.

Also hatte Kiera Mc Kinnery, Schwester der Regentin von Haus und Clan Tremere der Stadt Finstertal, einen ganz unscheinbaren Brief erhalten, der an ihre Praxis Adresse gegangen war. Beinahe schon eine Postwurfsendung. Vermutlich nur ärgerliche Werbung, die von aufdringlichen Marketing Menschen an einen persönlich adressiert worden war, um die Exklusivität irgendeines Angebotes vorzugaukeln.
Aber es hatte sich als eine Einladung herausgestellt, mit der Bitte, dass sich die Caitiff heute um diese Zeit an diesem Ort einfinden sollte.
 
Nun, im Hause McKinney wurde Werbung nicht einfach weggeworfen, sondern erstmal betrachtet, hin und wieder gab es schließlich Möglichkeiten, etwas nützliches zu finden, vielleicht auch einen kleinen Hinweis des Schicksals, wer sich auf das Leben und Unleben in all seinen Facetten einließ, wußte, es gab keine Zufälle. Es gab zwar Gerüchte, dass das Schicksal eines jeden Wesens schon geschrieben war, doch es gab immer Variationen und so sollte man nie versuchen, diesem aus dem Weg zu gehen.

Kiera hatte ihren Wagen ein Stück weit entfernt stehenlassen, ihren schwarzen Mantel angezogen und nun ging sie fast mit dem Dunkel verschmelzend über die alten Gleise und die alten Schwellen. Sie ging fast lautlos, doch sie ging davon aus, von vielen Augen beobachtet zu werden. Zwischendurch blieb sie immer wieder stehen und wartete, ob sie vielleicht aus dem Dunkel angesprochen wurde.
 
Tatsächlich meinte es das Schicksal, in welcher Form auch immer man daran glauben oder nicht glauben wollte, heute Abend gut mit Kiera. Zumindest in so fern, dass sie nicht lange warten sollte. Ihr Auto war sogar noch in Sichtweite, als sie einen alten, ausrangierten Transformator entlang der Strecke sah. Möglich, dass sie ihn einfach passieren würde, genauso gut mochte es aber auch sein, dass irgendetwas ihre Aufmerksamkeit darauf lenkte. Vielleicht eine innere Stimme, die es merkwürdig fand, wo denn der penetrante Eindruck herkam, dass es sich dabei um ein völlig belangloses Objekt handelte, wie hier dutzend andere auch sinnlos in der Gegend verstreut waren. Vielleicht gehörte aber genau dieser innere Zwiespalt sogar zum eigentlichem Trick, denn während man sich kurz auf sich selbst und seine Wahrnehmung konzentrierte, verpasste man vielleicht genau den Augenblick, in dem plötzlich eine Gestalt auf dem Kasten saß.

Guten Abend.

Raunte es heiser und kratzig von dem etwas über mannshohem Gebilde herunter. Anscheinend hockte der Nosferatu im Schneidersitz darauf. Von dort oben konnte er das Gelände sehr gut einsehen, falls sich jemand näherte. Vielleicht wollte er aber auch nur einen Sicherheitsabstand zu seiner Besucherin haben, für den Fall, dass es nicht Kiera Mc Kinney war? Schließlich war es nicht auszuschließen, dass die Regentin hier einen ihrer miesen Tricks versuchte?

Ich habe vielleicht einen groben Plan für die Sache um die sie mich gebeten haben.

Man konnte nun annehmen, dass der Verborgene ein ungehobelter Kerl war, der nicht einmal die einfachsten Form der Höflichkeit beherrschte, weil er nicht in der Lage zu sein schien so etwas simples wie ein 'wie geht es ihnen' oder 'schön das sie kommen konnten' einzubinden, oder auch denken, dass er ein toller Typ war, weil er so zielgerichtet war und direkt zum Punkt kam, aber tatsächlich war er einfach nur paranoid genug um sichergehen zu wollen, wen er hier vor sich hatte, bevor er die Katze aus dem Sack ließ. Es war also ein Test, ob sein Gegenüber einsteigen, oder nun in den Eiertanz mit einstimmen würde.
 
Kiera hatte nicht nach oben geschaut, aber sie ging auch nicht wirklich von einem Angriff aus, wenn sie von Lurker hierherbestellt wurde.

"Guten Abend, Lurker", antwortete sie und sah nun nach oben. "Soll ich raufkommen oder kommen sie runter, denn wer weiß, ob es hier nicht Lauscher an der Wand gibt."

Wie er wohl reagieren würde, wenn sie ihm dann irgendwann erklärte, dass auch noch die zweite Schwester in den Widerstand ginge, aber erstmal sehen, was sie ergab, alles mußte Caitlin eh nicht wissen, denn wer wußte, was sich Grimm noch einfallen lassen würde.
 
Ein Angriff war tatsächlich mehr als unwahrscheinlich, weil dieses Treffen unter dem besten Schutz stand, den man bekommen konnte. Geheimhaltung. Niemand außer den Nosferatu wusste, dass Lurker hier war. Das minimierte auch das Risiko für Lauscher. Allerdings reichte ihm das wenige, dass er bis jetzt gehört hatte noch nicht als Beweis, wen er vor sich hatte. Daher hatte er nur die Wahl hinunter zu steigen, oder sich mit der Anderen auf dem eingeschränktem Platz des Transformators zu tummeln. Eigentlich aber eine eher leichte Entscheidung, denn man ließ eine Dame mit Sicherheit nicht zu einem hinaufkraxeln. Also sah Kiera wie Bewegung in die Gestalt des Nosferatu kam. Er bockte sich ein wenig in die Höhe, wie ein zu groß geratener Käfer und mit einer Bewegung die eine Mischung aus fließen und Rucken war, verschwand er kurz außer Sicht, nur um kurz daruf um die Seite des Gebildes herum herum zu kommen und vor der Caitiff stehen zu bleiben.

Wenn wir später in die Details gehen, kann ich ihnen anbieten, dass ich für größtmöglichen Schutz und Geheimhaltung sorge. Ich habe übringens auch das Objekt untergebracht. Sie wissen schon...

Er ließ absichtlich eine erwartungsvolle Pause am Ende seines Satzes, damit sie sich dazu äußern konnte. Hoffentlich würde nun ein wenig vertrauensvolles Fleisch auf die Knochen dieses Treffen kommen, das die Paranoia des Verborgenen beruhigte. Schließlich konnte definitiv nur Kiera wissen, was sie Lurker mitgegeben hatte und wo er es unterbringen hatte sollen.
 
"Ja, ich weiß, wen sie meinen, Lurker", erwiderte Kiera. "War eigentlich Trapper schon bei ihnen, denn sie sollten mich mit in die Schatten nehmen, wenn es in die Höhle geht und ich müßte das erst üben, finde ich übrigens auch sehr sinnvoll."

Natürlich könnte ihre Schwester auch das machen, was sie schon getan hatte, einfach irgendwo als sie auftauchen, aber wenn sie das so perfekt konnte, dann wäre doch für den Nosferatu eh alles verloren.

"Wollen wir gleich zur Sache kommen? Ich denke, sie haben schon gehört, dass gestern etwas extrem schief gegangen ist und wir einen ziemlichen Tiefschlag erhalten haben."

Sie fand es eigentlich ganz gut, dass sich Lurker nicht wie manch anderer Nossi nicht immer versteckte.
 
Ein Teil der Anspannung fiel von Lurker ab, als sie sagte, dass sie wusste wen er meinte. Schließlich hatte sie ihn gebeten den kleinen Beutel bei Zieglowski zu verstecken und er ging davon aus, dass Kiera ihrer Schwester sicher nichts von irgendwelchen Sicherheitsmaßnahmen erzählen würde, die sie vorgenommen hatten. Schließlich stand zu befürchten aus, dass alles was sie Caitlin sagte, irgendwann bei den Tremere landen würde. Schlimmstenfalls auch ohne ihre Einwilligung, denn die Hexer würden sicher nicht zögern auch einen ihrer eigenen Leute in die Mangel zu nehmen. Für einen kurzen Moment hielt er in Gedanken inne. Was für ein Gefühl mochte dass sein? Zu wissen das bei allem Vertrauen und aller Bereitschaft, man manche Dinge niemals sagen konnte, weil es nicht sicher für alle war? Natürlich gingen die meisten Leute davon aus, dass alles was man einem Nosferatu erzählte im Grunde auch jedem Nosferatu erzählen konnte, aber das betraf am Ende aller Dinge nur geschäftliches, niemals privates. Es stand jedem Verborgenem frei was er weitergab und persönliche Geheimnisse waren natürlich erlaubt.

Ja, wirklich unangenehm. Ich hoffe dieses Buch wird sich als weniger wertvoll erweisen als gemeinhin angenommen wurde. Tatsächlich habe ich Trapper heute schon getroffen, ja. Wir können gerne als erstes ein paar Lektionen in Heimlichtuerei absolvieren, das löst gleichzeitig auch unser Lauscher Problem.

Etwas im Schatten der Kapuze bewegte sich. Der Eindruck eines Zwinkerns mochte entstehen, obwohl nur Dunkelheit, schattenhafte Umrisse und vielleicht hier und da fahle Flecken zu sehen waren.
Es mochte Kiera sympathischer sein, dass Lurker sich nicht hinter der Fassade eines normaleren Gesichtes verbarg, aber trotzdem enthüllte er am Ende seine Gestalt schließlich doch nicht. Ob das wirklich ehrlicher war, oder es nicht im Grunde aufrichtiger wäre, wenn man schon eine Maske trug, auch dazu zu stehen, würde der Nosferatu gerne dem Betrachter überlassen. In seinem Falle war die Wahrheit viel simpler. Die Ausprägung der Künste seines Blutes, die es erlaubten sich zu verstellen und als jemand anderes auszugeben war ihm einfach weniger in die Wiege gelegt. Sein Weg, war der des Versteckens und des ungesehen bleibens. Darin lag seine Stärke. Das war schon alles.

Der Verborgene streckte seinen Arm in die Richtung der Caitiff aus und reichte ihr eine Hand. Seine Hände waren dürr und steckten in schmutzigen Bandagen, aus denen die knochenbleichen Finger wie die Glieder eines Insektes heraus wuchsen. Sie waren viel zu lang und die knotigen Gelenke leuchteten in einem entzündetem rosa. Ihr Ende zierten schwarze, lange Nägel, wie Dornen.
Entweder wollte er Händchen halten, oder dies war schon Teil des Prozesses.
 
Kiera nahm die Hand, warum nicht, sie hatte einen angenehmen Griff, auch wenn die Hand etwas kalt war, aber das war doch eigentlich bei ihrer Art als normal anzusehen, also kein Problem. Sie hatte keine Probleme mit den Clans und eigentlich reichte sie lieber 100 Nosferatu die Hand als einmal Grimm,

"Na, ich weiß nicht, von dem Buch haben mir sowohl Iain Finnlay als auch meine Schwester erzählt, die sich beide im Nachhinein in den Hintern beissen könnten, weil sie das Buch an Grimm gegeben haben", sagte sie leise. Das durfte auch durchaus jemand hören, wenn er es wollte.

Ansonsten wartete sie einfach ab, was geschehen würde.
 
Einige Mitglieder der ehrenwerten Gesellschaft der Leichen in Finstertal, hatten sich anscheinend noch keine Gedanken darüber gemacht, was passieren würde, wenn man den Wiedergänger erneut an die Hexer herausgeben würde. zugegeben, so wie der neueste Zugang der Zauberlehrlinge während der Primogenssitzung auf ihn gewirkt hatte, mochte es sein, dass Zieglowski, sollte dieser Grimm seiner habhaft werden, diesen so derbe auf die Nerven ging, dass er es sich überlegen mochte, ob man wirklich auf die Kooperation des Mannes angewiesen sein würde und ihn deshalb frei ließ, oder er dann beschloss, dass es auf ein oder zwei Jahrhunderte mehr nun auch nicht mehr ankam und den Menschen noch für ein paar Runden in eine Tremere Folterbank einspannte. Vermutlich würden der Schwarzkutte ziemlich die Gesichtszüge entgleisen, wenn er wirklich mal 5 Minuten mit Martin Zieglowski in einem Raum verbringen musste.
Aber dennoch wäre das ein Schritt zurück zu der Ordnung des alten Regimes und das konnte niemand wollen. Nicht nachdem klar war, das Buchett und Johardo die Stadt, samt ihren Einwohnern, für die Suche nach dem Geheimnis des Blutsklaven an die Hölle persönlich verkauft hatten.
So hatten sie sich also zu Schergen der Bluthexer gemacht und ihnen bei der Beschaffung dieses Buches geholfen. Vorbei war aber nun einmal vorbei und so blieb Lurker im Moment zu dem Thema nichts anderes übrig, als sich für jeden der Beteiligten zu wünschen, dass er seinen ganz persönlichen, eiskalten Moment der Erkenntnis haben würde, wenn die Tremere sich erkenntlich zeigen und ihre neuen Verbündeten, in einem Moment in dem es für sie nützlich sein würde, einfach von sich herunterschnippen würden wie alte, lose, Hautschuppen.

Er würde sich nun auf die vor ihm liegende Aufgabe konzentrieren müssen, daher quittierte er Kieras Kommentar für den Moment nur mit einem Achselzucken. Man konnte im Streit um den Kuchen nicht jedem Krümel hinterher schauen. Für den Moment waren die Fakten gesetzt.
Schließlich nahm sie die angebotene Hand und die Finger wickelten sich rasch um ihre Hand, wie die Beine einer Spinne die Fliege in ihre letzte Umarmung nahm. Lurkers Haut war beinahe so kalt wie die Luft um sie herum aber trocken und erinnerten ein wenig an Stahlseile, weil praktisch kaum noch polsterndes Gewebe zwischen Haut und Sehnen zu liegen schien. Als er die Caitiff dann aber ein paar Schritte anleitete, zog er sie nicht grob in irgendeine Richtung, sondern versuchte sie eher wie bei einem Tanz zu führen. So glitten sie, wenn Kiera ihm denn folgen wollte, um den mannshohen Transformator Kasten herum, wo der Nosferatu in die Hocke hinab ging. Schon als er sich mit der Anderen in Bewegung gesetzt hatte, war ein wenig mit dem Rücken näher an ihre Deckung heran gegangen und hatte sie einen Ticken seitlich versetzt. Ein eventueller Beobachter, würde von dem Parkplatz aus auf dem das Auto der Anderen stand, plötzlich feststellen, dass er nun einen störenden Pfeiler von einer Ampelanlage im Blickfeld hatte.
Der Nosferatu lauschte auf die Geräusche um sich herum und konzentrierte sich darauf, seine Bewegung in den Fluss des Windes hineinzulegen, der sanft den Löwenzahn zu ihren Füßen hin und her wogen ließ. Mit spitzen, mentalen Fingern tastete er über die Oberfläche der Nacht, bis er eine geeignete Stelle fand. ganz vorsichtig griff er zu und zog die Wahrnehmung der Realität, wie die oberste, glasige Schicht einer Zwiebel ab, um mit seiner Begleitung dahinter zu verschwinden. Schon waren sie um die Ecke und dort nahm er den Faden der Dunkelheit auf, sponn zunächst einen Strang daraus und knüpfte daraus blitzschnell ein Gewebe, dass er um sich legte und Kiera darin mit auf nahm. Erst als er sich sicher war, dass sie gemeinsam einen Schritt jenseits der Grenze dessen war, was andere ihre Welt nannten, wandte er sich ihr wieder zu. Seine Stimme war nun von einem heiserem Krähen, zu einem kratzigem Flüstern geworden.

Wir sind nun abseits der Blicke und der Aufmerksamkeit der Anderen. Im Augenblick sieht alles normal aus, aber sie werden den Unterschied merken, wenn wir dies hier einmal irgendwo tun, wo einige Menschen unterwegs sind.

Hatte der Verborgene etwa vor einen ganzen Lehrgang aus dieser Nummer zu machen? Zumindest sprach er so selbstverständlich von weiteren Lektionen, als wäre das völlig normal. Tatsächlich war es so, dass Lurker schon den ein oder anderen Nosferatu in den Wegen ihres Blutes unterwiesen hatte und mit Stray sogar eine Schülerin hatte, die streng genommen nicht zur Familie gehörte. Auch wenn Lurker wohl jeden einen Eimer rostiger Nägel fressen lassen würde, der so etwas behauptete. Daher war er automatisch in eine Art Lehrer-Schüler Modus gewechselt und konzentrierte sich mehr auf ihre gemeinsame Aufgabe, als darauf, ob seine 'Schülerin' überhaupt Wert darauf legte, oder sogar, ob sie es wirklich sein wollte.

Am Anfang werden sie sehr auf die Geräusche achten müssen, die sie produzieren und sprechen sollten sie zuerst auch gar nicht. Wenn sie soviel Übung haben, dass sie ihre Akustik ganz automatisch anpassen, können wir auch versuchen zu flüstern, aber flüstern ist ein Muss. So leise wie möglich. Das hilft im Fluss zu bleiben. Ich vermute sie werden es einigermaßen leicht haben die nötigen dinge zu lernen um schon bald selber zu einem Schatten zu werden, weil das absolut wichtigste daran eigentlich das Beobachten ist und ich glaube sie sind eine gute Beobachterin. Es geht darum, sich vorzustellen was der Andere gerade sieht und zu fühlen was er eigentlich gerade lieber sehen würde. Man benötigte eher eine gute Antenne, als einen guten Sender. Man kann auch mit Gewalt versuchen die Sinne anderer von sich abzulenken, aber am leichtesten fällt es, wenn man wirklich nur das nötigste tut. Bestimmte Bewegungen und Pausen werden ihnen dabei helfen. Die Menschen wollen weg sehen, man muss es ihnen nur erlauben. Das klingt im Augenblick vielleicht erstmal komisch, aber sie werden es spüren, wenn es das erste Mal funktioniert hat. Bis dahin werden wir eine Runde Trockenübungen vorlegen. Ich werde mich gleich mit ihnen in Bewegung setzen, aber ich sage ihnen unser Ziel nicht. Es ist auch für sie völlig egal, ich werde und komplett im Dunkeln halten. Am Anfang ist es leichter, wenn man in den Schatten bleibt, weil einem der eigene Verstand sagt, dass man dort weniger gut sichtbar ist. Das hilft einem sicherer zu werden. Lassen sie mich alles tun, aber versuchen sie nicht meine Bewegungen nachzuahmen. Sie werden sowieso ihre eigenen finden müssen. Stellen sie sich anstatt dessen einfach vor, es würden sich irgendwo auf dem Gelände neugierige Augen verbergen. Suchen sie sie. Spüren sie ihre Verstecke auf, stellen sie sich vor, wo sie sich verstecken würden, wenn sie uns beobachten wollten und dann denken sie sich dort jemanden hinein. Stellen sie sich dann vor, wie sie sich bewegen müssten, wo sie langgehen würden und was sie tun würden, um sich selber zu täuschen, wenn sie dort auf der Lauer lägen. Zuerst immer nur ein Beobachter nach dem Anderen. Wenn sie aus dem Überwachungsbereich des Einen heraus sind, stellen sie sich den nächsten vor, immer in dem bestem Versteck dass ihnen einfällt. Sind sie bereit

Die Stimme des Nosferatu war ein sanftes Rascheln geworden und klang beschwörend und hypnotisch. Kiera würde vielleicht eine Art Resonanz auf ihre Sinne spüren und feststellen, dass sie sich wirklich auf das konzentrieren musste, was er sagte, weil seine Stimme immer wieder mit dem leisem Summen des Stromkastens in ihrem Rücken verschwimmen wollte. Wenn sie bereit war, würde er ein bestätigendes Nicken abwarten, bevor er sich erhob und sie sich auf den Weg machen würden.
 
Kiera hatte gelernt, dass es am besten war, wenn man sich einfach auf den Anderen einließ einfach den Anweisungen folgte, egal in welcher Form diese nun gegeben wurden und ihre auf Aufmerksamkeit und schnelles Erfassen geschärften Sinne ermöglichten ihr sehr schnell und leicht sich in die Bewegungen und Aussagen des Nosferatu einzufügen, ja sie wurde quasi zum Schatten und folgte ihm nach einigen Augenblicke mit einem gewissen Geschick. Ihre Erfahrung durch den Aufenthalt im Umbra erlaubten es ihr sich schnell anpassen ohne dass es nur eine Nachahmung wurde. Einem Beobachter, der es hätte sehen können, wäre es vielleicht wirklich wie ein Tanz vorgekommen, wie ein skuriller Tanz zu einer Musik, die er nicht hören konnte.
"Ja", es war weniger als ein Hauch, der dieses eine kleine Wort ausmachte und ein Nicken begleitete.

Sie würde sich führen lassen, sogar lernen, wenn er es ihr erlaubte.
 
Er war ein wenig überrascht, wie bereitwillig die Caitiff ihm folgte. Eine der wichtigsten Lektionen die man lernte, war die, dass man niemandem trauen sollte als Untoter. Selbst diejenigen, die es nicht unbedingt schlecht mit einem meinten und denen es nicht völlig egal war, ob man auf der Strecke blieb, würden einen im bestem Falle nur als Trittstein auf dem Weg 'nach Oben' benutzen, wenn es abzeichnete, dass es sich für sie lohnen würde. Selbst unter den Nosferatu, von deren Gemeinschaft man sagen konnte, dass es eine der verlässlichsten und fürsorglichsten war, wurde darüber hinweg gesehen, wenn ein Älterer einen Jüngeren benutzte um in seiner Sache voran zu kommen, sofern denn dem jüngerem Familienmitglied dabei kein sonderlicher Schaden entstand.
Derartiges Vertrauen war ihm zwar nicht unbekannt, innerhalb seiner engeren Kreise hatte es stets geherrscht, aber es war nicht selbstverständlich für jemanden wie Kiera. Nicht nur, dass sie sich lange nicht so kannten, war da auch noch der nicht geringe Faktor, dass sie ein durchaus wichtiger Bestandteil der schmutzigen Fehde zwischen Nosferatu und Tremere sein konnte. Am Ende aller Dinge war sie, in den Augen der Herrschenden, schließlich nur eine Clanlose. Wenn sie verschwand, würden die offiziellen Stellen ein wenig ermitteln, aber dann sehr schnell davon ausgehen, dass sie einfach nur zu den unzähligen anderen Streunern gehörte, die eine Woche in der Stadt und in der nächsten wieder auf der Straße waren.

Für die Verborgenen aber, konnte sie das perfekte Druckmittel gegen die Regentin der Hexer sein. Und hier war sie, in Lurkers Hand, so er denn bereit war zu zugreifen.

Wenn du am Ende dieser Sache als Verlierer aus der Nummer herausgehst, dann sei dir bewusst, dass es daran lag, dass du nur über solche Dinge sinnierst, während einer Hexer nicht den Bruchteil einer Sekunde zögern würde.

Verärgert wischte er diesen Gedanken beiseite, wie einen Schwarm lästiger Insekten. Durch ihre besondere Verbindung, konnte ein sensibler Geist in diesem Moment plötzlich den Eindruck gewinnen, dass die Dunkelheit ein wenig schwärzer wurde und das leise, unterschwellige Dröhnen der Nacht für einen kurzen Moment anschwoll.
Der Verborgene wandte seine Aufmerksamkeit wieder vollständig auf ihre Verschleierung und verbannte damit fruchtlose Grübeleien und ließ die Hexer, Hexer sein. Er war Nosferatu und sein Blut hielt sich an Versprechen und Verträge.

Hand in Hand huschten die beiden Gestalten über das Gelände. Zumindest musste man logisch davon ausgehen, dass es so war. Es blieb natürlich die philosophische Frage, ob überhaupt wirklich etwas passiert war, wenn es doch niemand wahrgenommen hatte und wie man das beweisen sollte. Wenn die Realität ein Gewebe aus der Wahrnehmung der Umwelt, interpretiert durch einen Verstand war und man durch die Maschen des Gewebes schlüpfte wie sie, war man dann real?

Wie er erwartet hatte, stelle sich die Mambo wirklich geschickt an. Ob es ihre besondere Beobachtungsgabe war, ihre Sicht auf die Schichten von dem, was andere Realität nannten, oder ob sie einfach ein Typ war dem Heimlichtuerei und Herumgeschleiche im Blut lag, war dabei eigentlich egal. Jeder hatte seinen eigenen Weg durch die Schatten. Tatsächlich hatte es sogar etwas für sich, dass die Caitiff so mühelos folgen konnte. Bislang war er davon ausgegangen, dass er sich auf die Personen und darauf diese selbst zu verbergen konzentrieren, jeden Blick von jedem einzelnem abwenden musste. So selbstverständlich er das für sich selber tat, so schwierig war ihm das bislang für andere vorgekommen. Hier, in der Einsamkeit und Ruhe des nächtlichen Güterbahnhofes, mit Kiera, die ihm erlaubte sie beinahe mühelos zu führen, bemerkte er das erste Mal, dass er eigentlich den Verbund den sie bildeten als eine Einheit behandeln sollte. Es war ein Fluss und kein Tür aufhalten für jeden Einzelnen.

Als sie das Gelände einmal von Osten nach Westen hin durchquert hatten und schließlich das Innere eines Schlechtwetter Unterschlupfes für Gleisarbeiter erreicht hatten. Entließ er sie beide wieder aus der Verdrängung. Er nahm auf einem der billigen, alten Stühle platz, die um einen Tisch für etwa 6 Personen herum standen und bot ihr an sich ebenfalls zu setzen, ganz so als gehörte ihm diese Einrichtung. Tatsächlich war das gar nicht unwahrscheinlich, denn eine ordentliche Staubschicht ließ vermuten, dass diese Hütte schon lange niemand mehr benutzt hatte.

Ich denke wir werden überhaupt kein Problem haben sie mit in die Höhle zu nehmen. Sofern man bei dieser Unternehmung denn Worte wie 'problemlos' verwenden möchte. Sie machen das gut, wie ich schon dachte. Es ist als...wären sie es gewöhnt durch das hindurch zu sehen was man gemeinhin Realität nennt.

Natürlich hatten sie sich nicht getroffen um Händchen zu halten und für die Rettungsmission zu üben, sondern wegen Kieras Schwester, aber ihr gemeinsamer Ausflug war ein sowohl nützlicher, als auch angenehmer Einstieg. Schließlich mochte das Thema noch ein wenig prekär, da war eine etwas vertraulichere Basis mit Sicherheit gut. Zumal sie so sicher gehen konnten, dass niemand mehr wusste, wo sie nun waren.
 
Kiera hatte sich wirklich einfach führen lassen, sich auf den Nosferatu eingelassen, so wie sie sich seiner Zeit auch auf die Ururururururgroßmutter von Rashid eingelassen hatte und wie sie sich auf Christo eingelassen hatte und das, obwohl sie damals weniger eigene Möglichkeiten gehabt hatte, aber ihr siebter Sinn hatte sie immer vorher gewarnt, wenn etwas nicht in Ordnung war, deswegen hatte es auch Dutzende, wenn nicht Hunderte gegeben, denen sie aus dem Weg gegangen war.

Sie folgte, varierte, probierte und lernte aus dem, was Lurker mit ihr veranstaltete. Der Verborgene war gut, er war ein guter Lehrer und sie hatte genug Erfahrung, sich ohne diese Kraft in den Schatten zu bewegen, ihre Verknüpfung und Verbindung mit dem personifizierten Tod tat sein übriges dazu und sie merkte wie es ihr sogar anfing Spaß zu machen, sie würde es bestimmt schaffen, es für sich selber zu lernen und vielleicht, wenn diese Sache vorbei war, würde sie Lurker vielleicht sogar unterrichten, vielleicht würde es was geben, was sie ihm im Tausch anbieten konnte. Fast wäre von ihr ein "Schade" gekommen, als sie in dem Unterschlupf angekommen waren und als sich Lurker setzte, zog sie sich auch einen Stuhl heran.

"Danke, dass sie mir dieses Talent zusprechen, aber nennen sie mich doch Kiera, irgendwie bin ich das gewohnt", erwiderte sie dann. "In der Tat ich bin es gewohnt mit Dingen außerhalb der Realität umzugehen und die Realität anders zu sehen, sie sogar bis zu einem gewissen Maß zu verändern, aber ich glaube, das können die Leute von ihrem Clan auch ganz gut."

Sie machte eine Pause.

"Ich meine, wir wissen, dass wir nicht auffallen dürfen, sonst sind wir sowas von am Arsch, aber wie stehen sie allgemein zu dem Thema Ziege, vernichten, wenn es die Chance gibt, oder nicht?"
 
Wie viele Dinge die man lernte, war auch der Weg der Verborgenen zu Beginn neu und aufregend, weswegen es nicht weiter verwunderlich war, dass es Kiera vergnüglich fand. Vor allem wenn man ein gewisses Talent hatte und einem die ersten Schritte leicht fielen, machte es auch wirklich Spaß. Wie alles in dieser Welt, hatte aber natürlich auch diese Sache einen Pferdefuß. Am Anfang war es einfach angenehm, wenn man sich entscheiden konnte anderen derart aus dem Weg zu gehen. Wenn man sich jenseits der Wahrnehmung bewegte, genoss man gewisse Freiheiten. Schnell bemerkte man, das die eigene Existenz angenehmer war, wenn man sich vor der Welt verborgen hielt und ein wenig im Abseits stand. Niemand belästigte einen und die Frage der Maskerade wurde mit jedem Schritt den man tat einfacher. Man konnte sich nehmen, was immer man wollte und hingehen wo immer man wollte. Aber irgendwann kam der Moment, wo einem gar nicht mehr auffiel, das man irgendwie neben der Welt existierte. Man trug den verwirrenden Schleier wie eine zweite Haut und erwischte sich selber dabei, dass man sich beinahe mehr Mühe geben musste um von Anderen gesehen zu werden, als es kostete sich zu verstecken.
Mit dem gleichem Maß mit dem die Kunst der Ablenkung und des Verbergens sich verstärkte, wuchs auch die Macht, die es über einen hatte. Was wäre, wenn der Tag kam, an dem sie einen einfach verschlang? Wenn man die Haut nicht mehr abstreifen konnte und diese Kraft sich in einem und auf einem festkrallte? Wer konnte schon sagen, ob nicht Dutzende Untote durch die Nacht streiften, komplett jenseits der Fähigkeit aller anderen sie zu sehen, zu hören, oder überhaupt wahrzunehmen?
Was wäre, wenn der Tag kommen würde, an dem die Dunkelheit einen zum finalem Kampf auffordern würde, wer der Herr und wer der Sklave war?

Aber das was Kiera sagte klang, als wenn sie sich völlig bewusst war, dass alles seinen Preis hatte und man die ganze Rechnung erst überblicken konnte, wenn man sie serviert bekam. So oder so hatte sie sein Interesse geweckt und da sie zu den Ausgestoßenen gehörte, auch wenn sie weniger verloren war als viele der Bastardkinder der ehrenwerten Untoten Gesellschaft, bestand durchaus die Möglichkeit, dass sie sich als Schüler und Lehrer zusammen tun würden.

Kiera. Gerne. Ich denke dann können wir auch gleich zum 'Du' übergehen. Ich glaube wir stehen sowieso alle auf der selben Seite. Komisch, dass wir von den Anderen dorthin gestellt worden sind und die sich jetzt die Meisten Sorgen deswegen machen, oder?

Auch wenn Lurker krächzte wie ein alter Rabe, war irgendwie die Melodie eines Grinsen in seiner Tonlage verwoben. Anscheinend fand er die besondere Ironie dieser Sache erheiternd. Die selbsternannten High Clans trieben sich ihre sogenannten Feinde schön zusammen, gruppierten und katalogisierten sie und wunderten sich dann, wo plötzlich diese verdammte Widerstandszelle her kam.
Auf die erste Bemerkung der Caitiff nickte der Nosferatu schließlich.

Ja, ich glaube es geht viel darum, dass man die Wahrnehmung verändert und die veränderte Wahrnehmung als Realität angenommen wird, wodurch sie wiederum zur Realität wird, was die Frage aufwirft, ob das was vorher als Realität definiert worden ist, nicht auch schon manipuliert war und ob man also die Wirklichkeit in ihrer Gänze definieren kann, oder ob es nicht viel mehr ein sich ständig veränderndes Konstrukt ist. Die alte Frage, nicht wahr? Glauben wir an Gott, weil er da ist, oder ist er da, weil man an ihn glaubt? Und manchmal lautet die Antwort auf so einen Komplex einfach 'vielleicht beides'? So ist das mit Paradoxen. Man kann sie nicht verstehen, sondern muss sich damit begnügen, dass man versteht, dass es sie gibt und worin sie bestehen.

Hoppla. Geriet er hier etwa ins Schwadronieren? Schon länger waren bestimmte Dinge in ihm gegoren. Nicht nur seine Diffuse Angst vor den eigenen Kräften und wo sie ihn hinbringen mochten, sondern auch die Frage, ob er nicht im Grunde aufhören würde zu existieren, wenn ihn niemand mehr wahrnehmen konnte. Er hatte mit Marie darüber sprechen wollen, aber dann hatte sie sich in die Stille begeben. Danach war plötzlich er der Erstgeborene seines Clans und es gab niemanden mehr in der Stadt, zu dem er aufsehen und mit dem er über derartige Dinge reden konnte. Er hoffte inständig, dass es eine Zeit geben würde, in der er mit Evangelistos darüber sprechen konnte, denn dessen Wissen über die Pfade der Verborgenen war größer als sein eigenes.

Als die Caitiff dann aber einen verbalen Haken schlug, und wie aus dem Nichts ein anderes Thema auf die Tafel brachte, riss ihn das aus seinen Grübeleien und schlagartig zurück in die Gegenwart ihres Gespräches. Sicher hätte sie mit diesem plötzlichem Themenumschwung viele andere Konversationspartner aus der Balance gebracht, aber als Nosferatu war Lurker die Methode des plötzlichen Themenwechsels um sein Gegenüber zu überrumpeln nur zu gut bekannt. Hinzu kamen seine vielen Gespräche mit dem altem Malkavianer Chezmoi, bei dem er oft das Gefühl gehabt hatte, dass er mit ihm 5 Gespräche gleichzeitig geführt hatte, so oft wie dieser in einer Diskussion hier hin oder dort hin gesprungen war. Viel unangenehmer als das Problem ihm folgen zu können, war hinterher eher immer das seltsame Gefühl gewesen, dass sie eigentlich nur über ein Thema gesprochen hätten und das alles was da so zusammenhanglos hin und her gelaufen war, irgendwie doch miteinander zu tun hatte. Die Übung machte es also, dass der Verborgene mit keiner Wimper zuckte, bevor er antwortete.

Zieglowski gehört vernichtet. Aus einem ganz simplem Grund. Er ist gefährlich. Zugegeben, er ist auch widerlich und hat bei den meisten wohl den dringenden Wunsch ihn zu erwürgen forciert, aber dass alleine ist es nicht. Ich glaube, dass den wichtigsten Punkt noch überhaupt niemand wirklich bedacht hat. Buchett und Johardo haben jahrelang, jahrzehntelang an ihm herumexperiementiert und ihn gefoltert, bevor sie aufgaben und einen Handel mit ihm abschlossen. Er muss sie hassen bis aufs Blut, für das was sie ihm angetan haben. Trotzdem begnügt er sich mit seiner relativen Freiheit und bleibt in der Nähe seiner Peiniger, damit die weiter forschen können? Es reicht ihm, dass er sich ein wenig daneben benehmen kann und genug Auslauf hat, von hier bis zur Finster? Ich glaube das nicht. Was wäre, wenn er hier geblieben ist um sich an den Beiden zu rächen? Überlegen sie mal, die beiden mächtigsten Untoten dieser Stadt, mit denen er eine Rechnung offen hat, sind plötzlich beide weg. Soll ich ihnen sagen was ich glaube? Ich glaube er hat damit zu tun. Ich glaube er hat alle Zeit der Welt und er benutzt sie dementsprechend. So wie man ein Insekt fängt, indem man sich ihm so langsam nähert, dass dessen Augen die Bewegung nicht mehr wahrnehmen, so hat er ganz langsam an den beiden gesägt, bis sie gefallen sind. Es kommt ihm nur zu Pass, dass alle ihn für dumm halten, aber ich glaube am Ende, hat er alle benutzt für seine Rache. Vielleicht sogar Zacharii selber, denn schauen sie mal wer vernichtet ist und wer immer noch da ist.

Lurker war beim sprechen immer leiser geworden und hatte am Ende nur noch energisch und konspirativ geflüstert, so als teilten sie hier in ihrem Geheimversteck die geheimen Insignien für ihre geheime Verschwörerbande aus.

Wer weiß was als nächstes auf Zieges Liste steht? Ich weiß nur, dass er zu den Hexern zurück will und ich hoffe, dass alles was im Moment passiert nicht Teil seines Plans ist. Wir müssen herausfinden was ihn zum ticken bringt und dann müssen wir ihn vernichten. Wenn wir das nicht tun, wird er die mächtigste Waffe die es überhaupt gibt gegen uns verwenden. Die Zeit. Vielleicht gegen uns alle, wer weiß dass schon? Er hasst uns Vampire, soviel steht fest. DAS denke ich zum Thema Zieglowski.
 
Auch Kiera hatte sich Gedanken gemacht, lange sehr lange bevor sie sich auf das einließ, was sie jetzt war und den Kampf mit der Dunkelheit und sogar dem personifizierten Tod gehörte zu ihrem täglichen Leben, was denn nun Realität war und was nicht, das fragte sie sich dabei auch öfters mal.

"Ja, die Sache mit der Realität ist so eine Sache, manches Mal denke ich mir da fast, jeder hat seine eigene und kommt da nicht raus und dann gibt es noch Wesenheiten, die diese dann auch noch für sich zurecht zupfen und dabei denke ich nicht nur an die Schatten", erwiderte sie. "Ich würde mir wünschen, wir können darüber und über anderes in der Art philosophieren, wenn es etwas ruhiger geworden ist, denn im Moment würde es uns nur Zeit kosten, die wir nicht haben." Sie seufzte. "Klar, dann du, ist mir auch lieber ..."

Sie hörte ihm zu und nickte mehrmals.

"Ja und nicht nur Ziege muß vernichtet werden, es darf ihnen auch auf keinen Fall dieses Bild in die Hände fallen, denn ich denke mir, das dürfte fast noch wichtiger sein, denn offenbar hat der Macht über ihn, der das Bild besitzt und solange das in den Händen von Johardo und Buchet war, konnte er vermutlich nicht anders als sich zu fügen, doch wenn er es selber in die Hände bekäme, daran will ich garnicht erst denken." Sie schüttelte sich.
"Aber es kann schon sein, dass er die ganze Zeit nur mit den beiden gespielt hat, dass er alles geplant hat und nun denkt, er kann sich Rechte und Freiheiten erkaufen, wenn er bei den Tremere ist.

Aber wie steht denn die Obrigkeit von deinem Clan zu der Zerstörung, ist die damit einverstanden oder muß das auch an dem vorbei geschehen? Ich will ihn jedenfalls nicht erleben, wenn er unkontrolliert ist und ich will keine mächtigen Vampire, die so sind wie er, egal von welchem Clan." Sie schüttelte sich.

"Ich habe übrigens eine Idee, dank meiner Konferenz mit Baron Samedi ist es mir möglich eine Kopie von Ziege herzustellen ... klar, es ist nur eine Puppe ohne Geist oder Seele, aber vielleicht gelingt es uns, diese an die Tremere zu verkaufen, nach einer Woche zerfällt diese Kopie dann von selber." Sie schaute Lurker an. "Was meinst du?"
 
Der Nosferatu rutschte auf seinem Stuhl ein wenig nach vorne. Vermutlich wäre diese Position bei seinem Körperbau, wie auch immer der genau aussehen mochte, bequemer. Tatsächlich war sein Körper natürlich nicht mehr an derartige Parameter gebunden und seine Haltungsänderung spiegelte eher einen gewissen Grad der Enstpannung wider.
Er machte es sich gemütlich, was wohl bedeutete, dass er sich geistig auch ein wenig zurücklehnte. Mit einem knappem Wink und einem Nicken bestätigte er Kieras Idee. Irgendwann, wenn einmal wirklich Zeit war in diesem Höllenloch, konnte man die Ewigkeit endlich dazu nutzen ein wenig zu Plauschen und zu fabulieren. Auch als Kiera ihm beipflichtete, dass man Zieglowski besser gestern als heute los sein sollte, behielt er sein leichtes Nicken bei. Dann aber stockte er kurz. Es war allerdings nicht die Frage, ob man Zieges endgültigen Tod an irgendwelchen Ahnen seines Blutes vorbei arrangieren musste, sondern die eher nebensächlich daher gesagten Dinge, die die Mc Kinney erwähnte.

Es geht um das Geheimnis des Blutsklaven, nicht um ihn selber. Sobald wir das haben, ist der Mensch nur noch ein Störfaktor und eine Gefahr. Ich kann mir nicht vorstellen, dass jemand sich so ein Haustier halten wollen würde, daher sollte sich keiner der Alten sonderlich darum kümmern. Aber was meinst du mit 'Vampire die so sind wie er'? Du gehst davon aus, dass man einen von uns Verfluchten mit diesem Zauber belegen kann?

Der Verborgene richtete sich wieder ein wenig auf und schüttelte den Kopf.

Ich glaube nicht, dass das wirklich möglich ist. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Bann, oder ein Zauber, oder was auch immer, stärker sein könnte als der Fluch der auf uns allen lastet. Außerdem war es nicht Zacharis Absicht, dass dieser Zauber auf einen von uns gewirkt wird, sonst hätte er ihn auf sich gelegt, um sich die nötige Ewigkeit zur Verfolgung seines eigentlichen Zieles zu erkaufen. Seine Frau zurück zu holen. Bedenke, es wäre deutlich einfacher gewesen sie in einen anderen Untoten zu übertragen. Das haben schließlich sogar wir geschafft, sicher wäre das auch ihm möglich gewesen, aber das hat er gar nicht erst versucht. Er hat stattdessen einen Menschen genommen und selber versucht eine menschliche Hülle zu erschaffen, in die er seine Frau holen wollte. Nein meine Liebe, ich glaube, dass dieser Bann nur mit einem Sterblichem funktioniert und ich vermute, dass sogar das nur unter ganz bestimmten Voraussetzungen möglich ist. Ich tippe einmal, dass Zieglowskis Blut etwas damit zu tun hat.

Lurker faltete seine Finger ineinander, was ein wenig aussah, als würden sich zwei große, fahlweiße Insekten ineinander verknäulen. Natürlich ging es um Blut. Ging es das nicht immer?

Wenn du mich fragst, dann ging es Zacharii darum diese Eigenart, die es möglich macht zum Träger dieser Unsterblichkeit zu werden, auf andere Lebewesen zu übertragen.

Der Nosferatu hatte offensichtlich wenig Ahnung was die Wege der Magie, der Zauberei, oder wie auch immer man den Hokuspokus nennen wollte, denn es fehlten ihm die Begrifflichkeiten und seine Theorie war wenig mehr als ein Rohbau, aber er hatte sich mit der logischen Seite der Situation beschäftigt. Sicher war es Buchets oder Johardos Plan gewesen sich selber auf alle Ewigkeit unzerstörbar zu machen, aber der Koldune hatte das seinerzeit nicht versucht, obwohl er wohl am allermeisten Grund dazu gehabt hätte und es für ihn deutlich einfacher gewesen sein musste. Schließlich hatte er bereits einen Menschen damit ausgestattet. Lurker ging davon aus, dass er es nie versucht hatte, weil er, als Erschaffer des Bannes, wusste, dass es bei Toten und Untoten nicht funktionierte.

Auf Kieras Vorschlag hin versteifte sich Lurker wieder ein wenig und rückte ein Stück näher auf sie zu.

Das wäre...

Kurz stockte der Nosferatu verwundert, und stolperte über das Wort, das irgendwie keinen Zusammenhang zum Rest des Gesagten zu haben schien.

Baron?

Am Ende war es jedoch die Angelegenheit an sich, die wichtig war. Was auch immer irgendwelche Barone damit zu tun haben mochten, würde zunächst warten müssen.

Egal, das wäre phantastisch. Ich habe schon meine Kontakte angesprochen um ein wenig Budenzauber zu veranstalten, aber ein tatsächlicher Körper würde uns enorm helfen. Alleine schon, weil dann unsere Ressourcen nicht darauf verwandt werden müssen. Ich hatte überlegt, dass wir die Hexer dazu animieren einen Vorstoß zu wagen und sich Zieglowski zu schnappen, indem wir durchsickern lassen, dass er aus irgendeinem Grund näher an die Oberfläche verlegt wird. Dabei transportieren wir dann unseren Täuschkörper und hoffen, dass der auswärtige Oberzauberer die Aktion leiten und ausführen wird. Wenn dann, wenig später, klar wird, dass er gescheitert ist, wird das hoffentlich ausreichen, damit er ins Visier gerät und Caitlin aus der Schussbahn ist. Vielleicht wird er sogar wieder Heim berufen, wer weiß. Die Frage wäre, ob wir den Kerl für ehrgeizig genug halten, als dass er sich auf so eine Chance wirft. Nach allem was man so hört, wird man kein Hohes Tier bei den Blutmagiern, wenn man nicht bereit ist auch ein paar Eier zu zerschlagen. Aber man bleibt auch nicht lange Oben, wenn man nicht vorsichtig ist. Was denkst du, ist der Köder verführerisch genug?
 
Kiera hörte zu Kiera. hörte immer gut zu, wenn man ihr etwas sagte, das war irgendwie immer lebenswichtig gewesen.

"Ich bin mir nicht sicher, ob Ziege unsterblich ist, weil er ein besonderes Blut hat oder ob er besonderes Blut hat, weil er unsterblich ist", sinnierte sie dann. "Du kennst den neuen Ventrue, diesen Engländer, er hat mich noch gestern abend aufgesucht und mir erzählt, dass er mit einigen Leuten unter der Zachariaskirche war, vorallem war es ein Auftrag von Grimm, dabei haben sich Hinweise ergeben, dass es wohl so ist, dass es kein Tremere und auch nicht der Koldune, sondern ein Toreador war, der das Bild gemalt hat. Offenbar wollte wohl auch die Besatzung der Kunstakademie dort was reissen, weil es um ein Buch ging, das die Formel enthielt mit der man das Bild vernichten kann. Leider, ist es in die Hände der Tremere gefallen und Grimm hat es in den Klauen, leider auch bevor meine Schwester es kopieren konnte. Es sollte also auch wichtig sein, dieses Bild zu finden, jetzt noch mehr, bevor es die Tremere finden."

Verdammt, die Sache wurde nicht einfacher.

"Als ich mit Caitlin gesprochen habe, wurde klar, dass sie auch nicht informiert war und mit allem einverstanden wäre, was ich unternehme, außer damit, dass ich an Grimm ran gehe, weil sie Angst hat, er könnte mir was antun."

Sie machte eine kurze Pause.

"Ich könnte mir schon vorstellen, dass er daran interessiert ist, Ziege zu bekommen. Ich weiss nicht, ob das geht, aber vielleicht kann man sogar von Zieges Blut in die Marinette packen, denn die Tremere können das Blut erkennen und das wird natürlich nicht mitkopiert werden. Ich bin auch bereit, so zu tun, als würde ich euch verraten, sollte mir gelingen, denn die wissen, dass ich Kontakt zu Herrn Thürmer habe und ich werde so tun, als hätte ich den nur, um euch auszuspionieren."

Sie unterbrach sich, das hörte sich jetzt gerade nach einem ganz schlimmen Aktionthriller an.

"Den eigentlichen Plan sollten am besten auch nur du und ich kennen, Caitlin will es aus Sicherheitsgründen nicht wissen und ich denke mal, wer es bei dir wissen sollte, musst du entscheiden. Die Frage ist, wie machen wir das mit Grimm, ich habe ihm schon mal signalisiert, dass ich ihn sprechen möchte."

Da waren jetzt bestimmt auch einige Dinge dabei gewesen, mit denen Lurker nicht gerechnet hätte.
 
Auf die Frage hin was die Beschaffenheit von Zieges Blut anging erntete die Mambo einen ausgestreckten Finger ihres Gegenübers, mit dem der Verborgene eine Geste beschrieb, die genau diesen Punkt unterstrich, so als wollte er sagen 'eben genau das', denn das war eine der Fragen, über die Lurker auch schon sinniert hatte.

Ich vermute ersteres, dass der besondere Bann bei ihm wirkt, weil es irgendetwas in seinem Blut gibt. Mir fiele beileibe kein Grund ein, warum man sich ausgerechnet so jemanden aussuchen sollte. Es braucht schon ein ziemliches K.O. Kriterium um Zieglowski mehr als 5 Minuten zu ertragen. Ich denke der Zauber war zunächst nur mit ihm möglich, weswegen er auch vollzogen wurde, um dann weiter zu forschen, wie man seine Eigenschaft übertragen kann.

Dann wechselte sein Gesprächsstil für einen kurzen Moment zu einem Dialog, als er mehr zu sich selber, als zu Kiera zu sprechen schien.

Das würde auch erklären was genau Zacharii eigentlich tun wollte. Wenn nicht er selber das Bild erschaffen hat, sondern sich nur dessen wie auch immer gearteten Eigenschaften zu Nutze machen wollte..

Schließlich richtete sich seine Aufmerksamkeit wieder auf die Caitiff und hob den Blick, um sie wieder anzusehen.

Buchett selber konnte solche Bilder anfertigen. Im Keller der Akademie hängen sie zum Schutz seiner Geheimnisse. Aber machen wir erstmal weiter. Deine Idee, dass du so tust, als würdest du uns verraten ist erstmal gut, aber es ist besser du gehst damit zu Grimm und nicht zu deiner Schwester. Ich glaube kaum, dass die dir einen Verrat abnimmt, sie würde sicher direkt merken, dass etwas nicht stimmt.

War das gerade etwa ein Kompliment? Oder wirklich nur eine sachliche Analyse? Eigentlich sollte Lurker die ältere McKinney Schwester nicht so gut kennen, als dass er sich erlauben sollte zu wissen, ob sie zu einem Verrat fähig war.

Aber Grimm wird dir abkaufen, dass du es tust um deine Schwester zu schützen. Dadurch das wir die Nachricht bei ihm platzieren, erhöhen wir auch die Wahrscheinlichkeit, dass er sich selber darum kümmert. Ich habe nur überhaupt keine Ahnung, wie wir Blut aus Zieglowski in ein Abbild transferieren sollen. Unsereins kann sich nicht in seine Nähe wagen, wenn er blutet. Wir könnten höchstens versuchen ein paar medizinische Schläuche und eine Pumpe zu besorgen, und so alles durch Nadeln und Schläuche zu pumpen. Die Mengen die dabei austreten sollten mit normalen Sicherheitsmaßnahmen handhabbar sein.

Es galt also eine wirklich konkrete Planung auszuarbeiten. Der Verborgene schwieg für ein paar Momente und begann mit einem seiner langen, knochenbleichen Fingern in den Schatten seiner Kapuze zu tippen, während er nachdachte. Nach ein paar leisen Klickgeräuschen seiner Fingernägel auf etwas hartes, nickte er dann schließlich.

Zunächst werden wir den Kampf gegen die Werbestien abwarten müssen. Vielleicht ergibt sich dabei ja sogar noch das Eine oder Andere, dass wir dann später verwenden können. Auf jeden Fall werden wir uns etwas überlegen, warum wir den Wiedergänger an die Oberfläche bringen wollen und dann wirst du Grimm die vermeintliche Transport Route und unsere Sicherheitsmaßnahmen verraten, wenn der wiederum dir verspricht, dass er deine Schwester nicht den Hexern zum Fraß vorwirft. Dann müssen wir nur noch den Transport deines Abbildes organisieren und die Falle zuschnappen lassen. Soweit gut?

Natürlich wusste Lurker nichts von dem Zauber, den die Regentin auf seinen Bruder Thürmer gelegt hatte und es wäre besser für die McKinney wenn er es auch niemals erfahren würde, aber in diesem Falle würde dieser Zauber den Nosferatu sogar helfen, weil es die Glaubwürdigkeit von Kieras Aussage unterstreichen würde, wenn sie sagte, dass ihre Informationen von Thürmer stammen würden.
Die Hexer würden sich wahrscheinlich vor Freude über ihre eigene Genialität suhlen und aufgeregte Pfützen hinterlassen, wenn sie dachten, dass ihre ach so mächtige Magie ihnen mal wieder so gute Dienste geleistet hätte.
 
Kiera freute sich darüber, dass der Nosferatu eine Person war, mit der sie gut zusammenarbeiten konnte.
"Natürlich würde ich es nie meiner Schwester andrehen wollen, die würde eh wissen, dass das nicht mein Ernst ist, zumal sie eigentlich und überhaupt der Meinung ist, dass Ziege ganz gut in der Kanalisation aufgehoben ist, nur leider kann sie das nicht durchsetzen, ist dieses blöde Haus und Clan-Ding", meinte sie. "Aber ich denke das mit Grimm sollte klappen.

Kann sich denn ein ganz normaler Mensch oder Guhl Ziege nähern ohne dass ihm was passiert? Bestimmt würde es dann mein Mann machen, ich denke, er würde mich auch nicht fragen, warum."

Bei der Sache mit Buchet musste sie erst nach denken.

"Und du bist sicher, dass er das kann und dass nicht er die Bilder gemalt und Johardo sie dann verzaubert hat. Immerhin wäre auch das möglich, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass er wirklich schon so alt ist, dass er noch die Magie der Toreador gelernt hat - auf der anderen Seite, würde das das Interesse von Johardo an Buchet erklären."

Auch das war eher ein Selbstgespräch. Diese Stadt war irgendwie irre - komplett irre.

"Ich freue mich schon, wenn dann Grimm feststellt, dass er reingelegt wurde, ich bin der Meinung, das hat er sich verdient, das hat sich Haus und Clan verdient. Gibt es denn eine Idee, wo dieses verdammte Bild ist, damit man das gut und sicher verschwinden lassen kann? Im Moment habe ich leider noch keine Idee, wie ich an das Buch kommen soll, aber vielleicht hat meine Schwester da eine Chance."

Von Magoo, die sich gerade im Gildehaus herumtrieb musste sie schließlich nicht gleich was erzählen, vielleicht wäre das einfach etwas zuviel, selbst für den Nosferatu, für den vermutlich einiges aus ihrer Welt schon mehr als ein Buch aus sieben Siegeln war.

"Gibt es schon genauere Pläne wegen diesen Garou? Vielleicht sollte ich mir ein versilbertes Kettenhemd überziehen. Ich sollte mir vielleicht was überlegen, wie man die Caern-Geister ablenken kann, damit wir uns einschleichen können."

Hatten die Tänzer so was? Mit Sicherheit.
 
Tatsächlich schwirrte Lurker ein wenig der Kopf und er hatte einigermaßen Mühe alles richtig zu katalogisieren was gesagt wurde. So hatte er zum Beispiel die Zusammenarbeite von Johardo und Buchett anscheinend nicht ausreichend bedacht. Anscheinend war es möglich, dass etwas so mächtiges und spezifisches wie dieses Gemälde nach einem Verfahren erstellt werden konnte, indem der eine Beteiligte so etwas wie ein Trägermedium, in diesem Falle ein Bild, und der andere das Verfahren, also die Magie wirkte.
Der Nosferatu war davon ausgegangen, dass es sich bei einem so mächtigem Gegenstand um eine seltene Sonderanfertigung nach Maß handeln musste. Das Bild malen, Bild verzaubern Schema hatte er also zu banal abgetan, weil er davon ausgegangen war, dass so etwas auf sehr vielen Schichten miteinander verwoben und kompliziert konstruiert war. Der Nosferatu hatte allerdings natürlich auch keinen blassen Schimmer von Magie und hatte einfach seine weltliche Sicht der Dinge, dass etwas seltenes und kompliziertes, auch einen komplizierten und schwer gangbaren Herstellungsprozess haben musste, auf die Sache übertragen.

Auch überrascht war der Verborgene kurz, als die Sprache auf das Thema Guhle kam. Irgendwie war ihm Kiera nicht wie jemand vorgekommen der sich Blutsklaven hielt. Als sie dann wiederum von 'ihrem Mann' sprach, war es schnell klar, wie das zusammenpasste.

Solange nicht mehr Blut fließt als bei einer kleinen Verwundung ist es ungefährlich, wenn man sich davor schützt, dass der Geruch einen erreichen kann. Wenn es aber mehr als ein paar Spritzer sind, wird es für unsereins eben gefährlich. Ich weiß nicht welche Effekte sein Blut hat, aber ich weiß, dass sich mindestens zwei sehr mächtige von uns ziemlich zum Affen gemacht haben. Ich würde das für uns vermeiden wollen.

Der Tonfall Lurkers schaffte es, das melodische Äquivalent eines spöttischen Lächeln zu transportieren, so dass es leicht fiel sich ein schräges Grinsen auf seinem Gesicht vorzustellen, obwohl man es nicht sah.

Wenn du also denkst, dass es möglich ist mit ein paar Schläuchen, Nadeln und einer Pumpe den Transfer durchzuführen, dann hätten wir kein Problem. Es ist nicht auszuschließen, dass Zieglowski auch Menschen beeinflussen kann, aber in seinem Momentanem Zustand dürfte das schwer sein. Solange niemand seinen Kopf auspackt, ist man vor solchen Dingen einigermaßen sicher.

Je nachdem wie die Mambo also glaubte, dass man den Saft aus dem Wiedergänger heraus und ihre Puppe hineinbekommen könnte, würde man ein Verfahren anwenden.
Zu ihren Ausführungen gegen Haus und Clan Zauberlehrling erntete sie hingegen nur ein sachtes Nicken. Eigentlich hätte Lurker gar nichts im speziellen gegen die Hexer gehabt. Ginge es nach ihm, würde man sich von der Brut fern halten und sie ihr Süppchen kochen lassen, solange sie einen ebenfalls in Ruhe ließen. Zu einem Feind, hatten sie sich nun selber erklärt, auch wenn die Tremere das sicher anders sehen würden und von 'Diebstahl' sprachen.

Wir haben leider auch keine Hinweise bekommen können, wo das Bild sein könnte. Soweit ich weiß, war es zuletzt in Buchetts Keller. Wenn die Zauberlehrlinge nicht so verbissen an dem Thema dran wären, würde ich sagen, Johardo hat das Ding längst wieder. Ich wundere mich ohnehin, warum es noch nicht bei unseren Freunden aufgetaucht ist. Vermutlich, weil nur das Bild den Hexenhintern des Professors davor bewahrt, dass seine eigene Sippe ihn in Streifen schneidet und er es deshalb geheim hält.

Zu irgendwelchen Geistern, Büchern und Ritualen wusste er natürlich nichts zu sagen, daher zuckte er nur mit den Schultern.

Das gute Silberbesteck einpacken und das Beste hoffen. Ich habe bereits einigen Leuten gesprochen und wir werden diesmal unser Silber in Plastik verpacken, so dass wir es, gesetzt den Fall, dass es wieder zu Pulver zerfällt, gegebenenfalls in eine Schneekanone packen und damit auf die Viecher feuern können. Unsere Strategie wird es sein unbemerkt rein und dann auch unbemerkt wieder raus zu kommen. Wenn etwas schief geht, müssen wir zusehen, dass wir so heil wie irgendmöglich wieder da raus kommen.

Der Plan war zugegeben simpel, aber mehr war dazu kaum zu sagen. Weder hatte der Verborgene das Bedürfnis selber einen Alleingang zu machen um das Terrain in der Höhle zu erkunden, noch würde er jemanden in ein Werwolfverseuchtes Loch schicken wollen hierzu.
 
"Ich weiss, wie man Blut abnimmt und werde das Rashid dann zeigen, einer der Samedi bei denen ich in Haiti war, war Bestatter aus Florida gewesen und hat mir gezeigt, wie Leichen einbalsamiert werden und wie man das Blut aus dem toten Körper heraus bekommt und dann durch ein entsprechendes Konservierungsmittel ersetzt", erklärte Kiera dann. "In den Staaten sind die Leichen echt fast Sondermüll, kann ich dir sagen."

Für einen Moment dachte sie an das Leben dort zurück und wie einfach es doch eigentlich war. Sie würde gerne mal wieder ein paar Wochen dort zubringen.

"Ja, das mit dem Silber ist keine schlechte Idee. Nur werden wir keine Schneekanone habe. Kennst du diese Paintball-Waffen, wenn man die Kugeln nicht mit Farbe sondern mit Silberstaub füllen würde, wäre das bestimmt keine schlechte Sache, wenn sich der Staub dann in der Luft verteilt, ich werde nachher mal im Internet nachschauen und dann kann man bestimmt welche bekommen, was meinst du dazu?"

Das Lurker vermutlich nicht viel von der Magie wusste, war ihr auch klar, doch sie konnte deswegen diese Fragen nicht ausklammern.

"Ich hätte eigentlich auch angenommen, dass der Lord es mitgenommen hat oder sowas, aber wenn er es nicht getan hat, könnte das vielleicht bedeuten, dass es und Ziege nicht einfach soweit von einander entfernt werden können. Hat Zieglowski jemals diese Stadt verlassen? Habt ihr schon mal versucht, mit seinem gesicherten Körper die Stadt zu verlassen. Was passiert, wenn die beiden Objekte nicht mehr in einem gewissen Radius zu einander stehen?"

Sie dachte daran, was passierte, wenn manche von ihren Zaubern, die auf Objekten lagen nicht mehr in der Nähe der beeinflussten waren, dann hörte der Zauber nämlich auf, den betreffenden zu beeinflussen. Wenn man also Ziege aus diesem Bereich nahm, was würde dann geschehen, würde er dann einfach von seinem Alter eingeholt werden wie ein Guhl der kein Blut mehr von einem Vampir bekam?

Nun würde sie erst einmal die Antwort abwarten, immerhin waren das Fragen, die ein Nosferatu beantworten konnte.
 
Zurück
Oben Unten