[17.5.2008] And my soul from out the Shadow

Madelaine schüttelte den Kopf verlegen ablehnend als Jenny ihr die Zigarettenpackung entgegen hielt.
"Nein, Danke."


Auf die Frage nach einer möglichen Terminierung eines gemeinsamen Ausflugs zu den Ruinen des Sanatoriums reagierte die Malkavianerin mit einem nachdenklichen Wiegen ihres Kopfes während sie mit den Zähnen an ihrer Unterlippe zupfte.

"Nunja, wir haben keine konkrete Abendplanung für morgen festgesetzt...vermutlich wäre jede Uhrzeit so gut wie eine andere. Wir müssten vermutlich bloß vorher die bürokratischen Grundlagen für einen längerfristigen Aufenthalt in dieser Domäne klären, schätze ich."


Betreten lächelnd fügte die Brünette hinzu: "Ich möchte einfach nur die Unannehmlichkeit umgehen irgendwann von Sheriff oder Geißel aufgelesen zu werden, das wäre vermutlich einfach nur übermäßig unkomfortabel....Zumal solche Personen doch zumeist eher etwas gröberer Natur sind. Ich denke, so gegen 10, 11 Uhr sollten die Formalitäten ausgestanden sein. Wir haben nicht vor danach mehr Kontakt als absolut nötig mit diesen... Instanzen zu pflegen."


Eifrig und zustimmend nickte die Untote als ihre Gesprächspartnerin darauf verwies, dass es ratsamer sei ihre Guhlin nicht in ihre kleine Expedition mit einzubinden.

"Natürlich. Ich habe nicht vor Lenore unbekannter, möglicherweise auch absolut unkalkulierbarer Gefahr auszusetzen. Ich würde nicht wollen, dass ihr etwas zustößt...
Was du nun aber über die Obdachlosen erzählst, das gibt mir tatsächlich zu denken. Es ist in Anbetracht ihrer Situation wirklich bemerkenswert, dass sie den Komplex so eisern meiden. Weißt du..." Sie seufzte.
"Ich weiß bloß zu gut wie sich solche Menschen fühlen und wie sie leben."
Blick und auch Intonation der Malkavianerin ließen bei ihrer letzten Anmerkung erahnen, dass sie es vielleicht sogar weit besser, aus weit zuverlässigerer Quelle wusste, als man wohl auf den ersten Blick vermuten würde.
"Aber..." sinnend tippte sie sich mit dem bleichen Zeigefinger an ihr schneeweißes Kinn, "...es muss sich ja nicht gleich um einen wahrhaft bösen Spuk dort handeln. Vielleicht, nunja, es gibt Personen, aber natürlich auch Geschöpfe, die versuchen sich durch geschickte Schreckensinszenierungen zu schützen..."


//Das wäre...wohl eine Spur...! Vielleicht ist er ja tatsächlich dort. Vielleicht vermag ich es ihn dort zu finden. Mag sein, dass all das Grauen bloß der Versuch ist mögliche Gefahren fern zu halten... Wer würde das nicht tun, vor allem wenn die Deutung der Zeichen recht spricht und das Unmögliche vollbracht wurde? Ein Glied getrennt vom unzerstörlichen Leibe. Du lieber Himmel! Es würde mich an Remus statt ängstigen ohne Gleichen...!//

"Aber wie dem auch sei...was auch immer dort ist, was auch immer die Furcht in jenen armen Menschen schürt: wir werden es morgen herausfinden! Ich bin tatsächlich ungemein gespannt!"
Madelaine lächelte strahlend und auch ihre Augen stimmten in dieses enthusiastische Funkeln mit ein.

Die Guhlin folgte derweil den gegebenen Fahrtanweisungen ganz so, wie Jenny es ihr aufgetragen hatte.
 
"Sag mir einfach bescheid, wenn du loslegen willst. Ruf mich einfach an, meinetwegen können wir uns auch hier an der Fabrik treffen."

Sie erreichten die Ruine bereits nach wenigen Minuten. Wenn man den Weg kannte und einen Wagen hatte, war es ein Katzensprung vom Dom aus. Man konnte den größten Teil über die große Innenstadtstraße hinter sich bringen und von dort aus kam man schnell ins östliche Industriegebiet.

"Ich bin echt gespannt, was wir vorfinden werden."

Ein Grinsen.

"Da vorne können wir halten. Wenn ihr dann dort rechts durch die Tür geht, kommt ihr in den ehemaligen Toilettenbereich. Ich habe ihn schon vor längerer Zeit umgebaut, so dass er wesentlich bequemer und ansprechender ist, als es sich anhören mag. Der Vorteil dort ist aber, dass es keine Fenster gibt und er nur über einen Zugang zu erreichen ist. Ist eine Stahltür mit innenliegendem Riegel. Hans pennt den Tag über vor dieser Tür und wird niemanden hindurch oder auch nur in die Nähe lassen. Davon abgesehen wissen die Mädels und Jungs, die sich öfter hier herumtreiben, dass diese Ecke Tabu ist."

Aus dem Grinsen wurde ein fröhliches Lachen.

"Es kann aber sein, dass ihr morgen Nacht inmitten eines Raves erwacht. Oder Rock, Punk, wie auch immer... Die Fabrik ist bekannt für seine spontanen Partys, stört euch einfach nicht dran."

Nachdem der Wagen gehalten hatte, stieg Jenny aus und entzündete sich eine neue Zigarette.

"Wenn sonst nichts mehr ist, mache ich mich jetzt wieder auf den Weg. Ich habe noch verflucht viel zu erledigen. War nett euch kennengelernt zu haben, bis morgen!"
 
"Oh ja, gespannt bin ich ebenso!" Die großen, grünen Augen der Malkavianerin funkelten regelrecht vor offenkundiger Vorfreude. Ein Mondstrahl, welcher sich auf das bleiche Gesicht verirrte, ließ auch die Haut der Untoten erstrahlen und verstärkte gleichsam den Schein der beiden Smaragde noch zusätzlich. Dieses Lichtspiel war bloß eine Sache von Sekunden, wirkte dadurch aber nicht minder grotesk und gar ein wenig unheimlich. Dieses gerade regelrecht kindlich unschuldige Antlitz getaucht in den Glanz der weißen Himmelsscheibe hatte selbst etwas geisterhaftes, entrücktes an sich.

Eleanore brachte den Wagen schließlich zum stehen.
Das Gesicht der Guhlin verriet nicht unbedingt Begeisterung im Anblick der Ruine. Allerdings klang kein Wort des Klagens über ihre Lippen. Überhaupt zog sie es in Gegenwart der für sie noch immer Fremden vor zu schweigen. Ganz anders Madelaine.

"Ich glaube es ist am Besten, wenn wir uns morgen direkt hier treffen. Sollten wir noch nicht da sein, wird Lenore dir das ja mitteilen können."
Kurz stockte die Vampirin und runzelte die Stirn nachdenklich während nun auch sie aus dem Auto kletterte. "Hast du uns denn bereits deine Handynummer gegeben?"

Die Anmerkung, dass die Möglichkeit bestand am folgenden Abend mitten in einer Horde feiernder Jugendlicher aufzuwachen, erfüllte die Kainitin mit einem unbestimmten Gefühl des Unbehagens. Die Chorale wirkten allerdings beruhigend auf sie ein. Junge Menschen unterschieden sich in vielen signifikanten Details ihrer Gruppendynamik bloß wenig und zumindest mit jenen, die sich als Gothics bezeichneten hatte Raven durchaus schon ein gewisses Maß an Erfahrung zu verzeichnen. Immerhin hatte Eric sie bereits etliche Male auf Veranstaltungen innerhalb dieser Subkultur mitgezerrt. Über die Vorteile, die sich bei der Jagd in einem solchen Umfeld boten, ließ sich schwerlich streiten. Sollte doch einmal einer jener Goths die vampirischen Reißzähne im Mund seines Gegenübers bemerken, würde er nicht fragen 'was bist du?!' sondern 'woher krieg ich auch so welche?!'. Viel idiotensicherer konnte man nicht an sein Blut kommen. Sofern man nicht die Konservenvariante vorzog, aber wer tat das schon ernsthaft?

Die Verabschiedung Jennys erwiderte Madelaine lächelnd.
"Es hat mich ebenfalls gefreut. Und ich möchte dir wirklich sehr für dein großzügiges Angebot hier übertagen zu dürfen danken. Bis morgen also. Ich freue mich außerordentlich. Und viel Erfolg bei...was auch immer dir im Sinn steht."


So war sie nun also hier. In Finstertal angekommen. Noch unangemeldet in der Fremde. Untergekommen im Eigentum einer Unbekannten. Aber mit der verführerischen Aussicht auf die baldigste Aufnahme ihrer großen Mission. Fast erschauerte die ältere der beiden Schwestern, obgleich ihr toter Körper gar nicht mehr im Stande war solche Reaktionen aus purem Reflex hervorzubringen.
Ligeia hingegen war voller selbstgefälliger Zufriedenheit. Die Dinge verliefen wie sie sollten, wie sie mussten.
Man war reichlich angetan von diesem Anfang, obgleich so mancher es wohl lieber gesehen hätte wenn der Rabe seinen Flug ohne entsprechende Rotte angetreten hätte. Warum sollte man die Dinge aber überstürzen? Zeit hatten sie zur genüge, unabhängig von Raum, Welt, Epoche.
Sie waren die Zeit, Gezeitenkinder. Tempus fugit - doch Luna gebietet.

Als die Caitiff Malkavianerin und Guhlin nun also verließ, entnahmen die beiden Frauen ihrem Van das Nötigste, sperrten den Wagen ab und machten sich daran ihre Zufluchtsstätte für den folgenden Tag in Augenschein zu nehmen.
 
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