[13.06.06] - Leseratte

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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2. März 2004
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Die alte Finstertaler Bibliothek war zu dieser Stunde meistens leer. Stille lag in der Luft, so dicht das man denken könnte es wäre möglich Teile davon herauszuschneiden und irgendwo an einem lautem Platz wie einen Eisblock aufzutauen und das Schweigen dorthin zu bringen.
Ab und an tauchten Studenten um diese Zeit hier auf, mit dunklen Ringen unter den Augen die von durchzechten Nächten zeugten und die nun reumütig ihre Arbeit zu nächtlicher Stunde nachholten.
Die schwere Holztüre des Hintereinganges öffnete sich einen Spalt weit, nur ganz sachte seufzten die Schaniere und Lurker schlüpfte hinein.
In seiner typischen, gebeugten Haltung ging er langsam, beinahe andächtig durch die Gänge zwischen den dunkel braunen Holzregalen mit den Jugendstil Verziehungen. Seine dürren, langen Finger strichen dabei über die Bögen und stillisierten Rosen und fuhren die schnörkeligen Schwünge nach.
Der trockene Gerruch von Papier und Leder lag in der Luft.
Als er in Finstertal, vor mittlerweile über zwei Jahren, angekommen war, hatte er in der Bibliothek so etwas wie eine Zentrale für sich gefunden.
Hier hatte er einen recht einfach zu erreicheden geheimen Briefkasten eingerichtet und hier standen ihm auch moderne Medien wie ein Computer zur Verfügung.
Eigentlich war ihm alleine schon die Bedienung von so etwas wie einem Videorecorder oder einem CD Abspielgerät ein Gereul, aber den Umgang mit diesen hochleistungs Rechenmaschinen hatte er sich aneignen müssen. Die älteren seines Clans überließen es zwar den Jüngeren und ihren Dienern diese Teufelsgeräte zu bedienen, aber auch sie bekamen die Daten die mit Hilfe dieser Netzwerke verteilt wurden vorgelegt.
Das Kommunikations Netzwerk des Clans der Verborgenen war eine mehr als krude Mischung aus moderner Technik und archaisch anmutenden Methoden zur Informations verarbeitung.
Genau das garantierte aber das kein talentierter Computer Benutzer das Netzwerk knacken konnte und umgekehrt hielt es neugierige draußen die nicht in der Lage waren so einen Kasten zu bedienen.
Er war die verwinkelten, im Zwiellicht der alten Birnen liegenden Reihen aus Regalen, die ein regelrechtes Labyrinth bildeten, abgelaufen und hielt nun an einer kleinen Couch Gruppe mit einigen Sesseln an. Ein stämmiger Wohnzimmertisch stand dazwischen,auf dem eine gut sortierte Auswahl an Zeitungen lag. Lurker schnalzte zufrieden mit der Zunge als er sich über eine der Sessellehnen beugte und mit schrägem Kopf ein paar Schlagzeilen überflog.
Beinahe euphorisch drehte er sich mit Schwung auf dem Absatz herum und tanzte einige Tanzschritte in Richtung der großen Informationstheke. Das ganze sah zwar ein wenig aus als hätte Fred Astaire einen schweren Unfall gehabt der seine Hüfte in einen ungesunden Winkel zu seinem Hals gebracht hatte, war also eher die Karikatur eines Tänzchens, aber es zeigt das der Nosferatu gut gelaunt war.
An der Theke saß ein junger, blasser Bursche in dessen Brillengläsern sich irgendwelche Internetseiten spiegelten, vor einem Monitor und war einem gelangweitem Halbschlaf verfallen.
Noch bevor das Kerlchen den Kopf heben konnte hatte Lurker mit sanftem Druck den Focus seiner möglichen Aufmerksamkeit gegriffen und ihn in die andere Richtung gedreht. Er hätte wahrscheinlich sowieso nichts bemerkt, aber der Nosferatu wollte in aller Ruhe an sein Fach gehen.
Der alte, kleine Schlüssel passte perfekt und Lurker angelte mit seinen Insektenfühler Fingern einen Brief aus dem Holzkasten mit dem kleinem Schild daran auf dem der Name `Ludger´prangte.
Für einen kurzen Moment blitzte ein Gedanke an einen Menschenjungen auf. Lurker stützte sich auf die Theke und ging auf die Zehenspitzen. So konnte er in den hinteren Bereich der Bedienungstheke blicken. Nirgends war der Junge namens Georg zu sehen.
Er witterte kurz, als könne er den Geruch des Menschen so wahrnehmen, dann zuckte er innerlich mit den Achseln und schlenderte, den Brief aus der Heimat lesend, wieder in Richtung der Sitzgruppe.
Er floss in eines der schweren Leder Bollwerke, so positioniert das er sowohl die Theke, als auch den Haupteingang im Auge hatte und angelte im Anschluss an den Brief nach ein paar Zeitungen.

Lurker hatte keine Augenbrauen die sich hätten wölben können, so bewegte sich also nur der Teil seines Gesichtes wo diese hätten sein sollen, als er eine mehr als ungewöhnliche Anzeige fand. Sein Blick fiel kurz auf die große Wanduhr über dem Info-Bereich, das mochte doch interessant werden.
Dann ging er weiter die Artikel durch ob es etwas interessantes Neues gab.
 
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Der Tremere unternahm im Gegensatz zum Nosferatu nicht einmal den Versuch unauffällig zu sein, fügte sich allerdings in seinem zeitlosen Tweedensemble bemerkenswert nahtlos in den Hintergrund, den die Bibliothek in diesem Fall bot, ein. Ernest bewegte sich mit der Zielstrebigkeit eines Mannes, der eine recht klare Vorstellung von dem hatte was er hier wollte. Er blieb nur kurz in der Nähe des Empfangs stehen um nach dem Weg zu fragen und marschierte nach einem knappen Fingerzeig des Bibliothekars straks zu den Schließfächern um diese anschliessend methodisch und unter Zuhilfenahme seines Zeigefingers nach dem Namen abzusuchen, den Romero ihm genannt hatte.
Was für eine Zeitverschwendung...

"Ah!", die Augen des Engländers leuchteten auf, als er nach einigem kurzen auf- und abgehen der Reihe endlich auf das gesuchte Kästchen mit dem Namen "Ludger" stieß: "Gotcha!" Ernest griff in die Reverstasche und fischte ein kleines Kärtchen heraus, auf dem er in ordentlicher, schnörkelloser Handschrift seine Handynummer mit Namen und die Frage "How may I help you?" notiert hatte.
 
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Besucher waren um diese Zeit selten, das mochte aber auch der einzige Grund sein aus dem man aufschauen mochte als eine unscheinbare, akurate Person steifen aber eleganten Schrittes den Eingang passierte und den gequält dreinschauenden Bibliothekenknecht aus seinem seeligem Wachschlummer holte.
Es war so wenig aufsehenerregendes an der Sache das Lurker vielleicht sogar einfach weiter seine Zeitung gelesen hätte, tatsächlich hatte er nach einem kurzem, missmutigem Blick auch den Kopf bereits wieder gesenkt, wenn er sich nicht plötzlich erinnert hätte das er das Kerlchen kannte.

Das war der Chauffeur des Oberhexers.

Der Kopf des Nosferatu ruckte wieder nach oben und aus den schmalen Schlitzen seiner Augen verfolgte er wie der Tweedanzug in Richtung der Briefkästen marschierte.
Seine Zielstrebigkeit ließ nur einen Schluß zu. Er war hier um Lurker zu kontakten. Ein anzügliches Grinsen schlich sich auf die verunglückten Züge des Untoten. Das war ja schnell gegangen. Einmal ein wenig das arrogante, kalte Schulter zeigen der `gehobenen Kreise´ mitgemacht und schon kam man her. Interessiert sah er zu wie der Andere die Reihe der Fächer abging und tippte dabei mit den schwarzen Nägeln vor seine Zähne, was ein leises Klicken verursachte.
Zuerst hatte er vor einfach sitzen zu bleiben und das Kerlchen heran zuwinken wenn es sich umdrehte. Es bestand aber die Möglichkeit das dieser ihn dann einfach übersah und, einen blöd aus der Wäsche guckenden Nosferatu hinterlassend, wieder hinausrauschte.
Also sprang er schnell auf und huschte so schnell es möglich war ohne lautere Gerräusche von sich zu geben in Richtung der Theke.
Gerade hatte das Männlein seine Nachricht versenkt, also blieb Lurker, noch etwa 10 Meter entfernt stehen und lehnte sich möglichst lässig an die Theke,, so das der`Kutscher´ihn sehen konnte, wenn er sich wieder umwandte.
Sehr dramatisch, wie Lurker fand.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Out of Character
Wie gemacht für einen Wurf Wahrnehmung + Aufmerksamkeit! :D
Ich schreib danach sofort weiter!


[dice0]
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Der "Chauffeur des Oberhexers" schien zumindest mal keine Scheuklappen auf zu haben, denn sobald sein Blick die Gestalt an der Theke streifte, heftete sein Blick sich sofort unter der Kaputze des Nosferatu fest und blieben dort starr haften, während das Mienenspiel des jungen Tremere die von Lurker vermutlich nicht zum ersten Mal beobachtete Palette an Emotionen durchlief.
Ernest war nicht auf den Anblick eines Nosferatu vorbereitet gewesen, genaugenommen hatte er mit diesem Clan bislang nur minimale Berührungspunkte gehabt und konnte von daher den Oh-mein-Gott-was-ist-denn-das-bitteschön-Ekeliges? Moment, den er folglich durchlief, kaum verbergen.
Immerhin gelang es ihm das Mienenspiel in einer leicht gequält wirkenden Subspezies seines professionellen Autoverkäuferlächelns zu anzuhalten, was ihn aber zu seinem Leidwesen nicht wirklich zu einem nennenswerten Handlungsansatz brachte-
Irgendwie fühlte er sich ertappt, wie ein Kind mit der Hand in der Keksdose, dabei hatte er doch gar nichts Unrechtes getan?

Ernest räusperte sich, schaffte es mit Mühe den Impuls sich dringend die Kravatte richten zu wollen zu unterdrücken und beugte stattdessen zur Begrüssung leicht den Kopf- nicht auf seinem eigenen Territorium, geplagt von den Ereignissen der vergangenen Wochen und seiner immer abenteuerlicher werdenden Paranoia, fiel es Ernest schwer hier keinen potentiellen Hinterhalt zu vermuten und so wirkte bereits diese kleine Geste alles andere als entspannt. Interessant war allerdings, dass eine bestimmte Emotion bislang völlig ausgeblieben war- der Engländer hatte bislang trotz allem jede Spur von Angst vermissen lassen.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Beinahe zufrieden beobachtete der Nosferatu das Mienenspiel seines Gegenübers, das ein wenig so aussah als müßte er eine Handvoll besonders warziger Kröten schlucken.
Er hätte gut Lust gehabt die Kapuze ab zunehmen und dem Anderen ein paar besonders schöne Alpträume zu beschehren, aber gleichzeitig war da immer noch der Ärger darüber das er immer noch diesen bösartigen, kleine Stich spürte, wenn die Anderen ihn ansahen. Also stellte er schnell seine Maskierung wieder her und die Gesichtszüge des Nosferatu verschwanden, wie üblich, im Schatten seiner Kapuze. Ein wenig merkwürdig war es immer noch, wie die Schwärze in dieser dunkelgrünen Kauze hin und her floss, immer gerade so passend das man nichts sehen, höchstens Umrisse erahnen konnte, aber es war eben nur noch seltsam so mit ihm zu sprechen, nicht mehr abstoßend.

Schließlich hatte er sich genug im Unbehagen des Engländers gesuhlt und so erwiederte er die Verbeugung sachte und seine kratzige Stimme schnarrte Leise, so das man das Lispeln fast nicht mehr hörte,

Guten Abend Mister Gellar... das ging ja schnell... da ja zu meiner offiziellen Rückmeldung in der Stadt niemand zugegen war, wie so oft, habe ich mir erlaubt mich nur bei ihrem Personal anzumelden. Wie ich aber sehe hat das ja hervorragend funktioniert.

Der Nosferatu hatte Mister anstatt `Herr Gellar´gesagt, aber es war ihm so flüssig von den Lippen gegangen das das gar nicht auffallen mochte.
Lurker machte eine einladende Geste in Richtung der Sitzgruppe, wartete aber und würde erst losgehen wenn Ernest sich in Bewegung setzen wollte.

Gibt es denn so schnell etwas das sie den Kontakt zu uns suchen ? Oder ist das nur ein...Höflichkeitsbesuch ?

Er betonte das letzte Wort ein wenig übermäßig ironisch, so als hielte er höflichkeit ihm gegenüber für unwahrscheinlich. Aufgrund der beiden `S´klang das Wort dabei allerdings ein wenig erheiternd bei seiner Sprechweise.
Der arme Ernest mochte gar nicht wissen das der Nosferatu sich einbildete jedesmal absichtlich vor den Kopf gestoßen zu werden wenn er ins Cafe des Trois ging, aber für Lurker war es kein Zufall, so oder so.
Da er keine Angst von seiten erwartet hatte, in seiner Gedankenwelt beschäftigten sich die Hexer andauernd mit den unheimlichsten Dingen, fiel ihm auch nicht auf das diese fehlte.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

"Mr. Lurker nehm ich an?", Ernest hatte mit der äußeren Erscheinung nicht viel anfangen können, immerhin handelte es sich bei Lurker um den Ersten wie auch Letzten und somit in der Gesamtsumme einzigen Nosferatu, den Ernest jemals ohne Verdunklung zu Gesicht bekommen hatte und folglich war es ihm unmöglich da irgendein Gespür für Unterschiede zu entwickeln... vielleicht sah der nächste Clansgenosse bis auf eine etwas spitzere Nase genau so aus, möglicherweise hielt er aber auch eine völlig neue Definition von Igittigitt für Ernests verwöhnte Augen bereit- der junge Tremere konnte darüber bestenfalls Spekulationen anstellen. Die Stimme, insbesondere das leichte lispeln, kamen Ernest zwar nicht vollkommen unbekannt vor, jedoch stützte er sich bei dieser Vermutung in erster Linie auf die Auskunft, die er von Toni Romero erhalten hatte: "Pleased to meet you!"

Ernest agierte ohne groß darüber nachzudenken und wie es seit dem Aufkommen der "Political Correctness" unter Leuten mit guten Manieren und konservativem Hintergrund verbreitet war, mit jener umgekehrten Form der Fremdenfeindlichkeit, die sich in überzogener Freundlichkeit äußerte und tat etwas, was er normalerweise ausdrücklich vermied, indem er Lurker die Hand zur Begrüssung anbot.
Er vermied dies normalerweise mit gutem Grund, denn Ernests Körper strahlte eine eisige Kälte aus, als wäre er soeben kilometerweit durch den Schnee gestapft.

"Well... Zweiteres, I guess...", beantwortete der Engländer die Frage das Nosferatu nach der Art seines sogenannten "Besuchs" zögerlich, dabei war es reichlich offensichtlich, dass er nicht damit gerechnet hatte hier irgendwem über den Weg zu laufen: "Actually wollte ich Ihnen nur meine Telefonnummer hinterlegen, Sir..."
Ernest hatte bisher noch nicht ausreichend Gelegenheit dazu gehabt sich als eine Instanz zu begreifen bei der man sich einfach pauschal der Form halber "vorstellen" mochte- wenn jemand zu ihm kam, dann wollte dieser Jemand für gewöhnlich auch irgendwas konkretes.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Jetzt war er ein wenig in der Patsche. Er mochte die dargebotene Hand einfach übersehen, denn er hatte keine große Lust sich weiteren angeekelten Blicken auszusetzen, dann konnte er sich beileibe nicht mehr über die Unhöflichkeiten mit der man ihn gerne bedachte, beklagen, oder er ging auf den Handschlag ein.
Dazu konnte er sich aber nicht recht durchringen, denn der Andere hatte etwas schrecklich verbindliches und klassich gut erzogenes an sich.
Lurkers eigene Erziehung, die man in den heutigen Zeiten bestenfalls als verbohrt und engstirnig, schlimmstenfalls als brutale Misshandlung ansehen würde, verbat sich in Gegenwart eines 'Gentleman', und nichts anderes strahlte der Hexer aus, daneben zu benehmen.
Also streckte er seine Hand aus und Ernest mochte im selbem Moment bemessen wie groß sein Fehler sein mochte.
Die Finger des Nosferatu falteten sich regelrecht auseinander um sich dann, um seine Hand zu schlingen. Sie waren nicht einfach nur ein wenig zu lang, sondern unnatürlich langgliedrig und erinnerten an tastende Insektenbeine. Ein Geruch wie muffige Erde, etwa wie ein sehr alter Keller der nach Jahrzehnten das erstemal wieder geöffnet wurde schlug dem Treme entgegen als sie sich einander näherten.
Doch dann geschah etwas ungewöhnliches. Es war der Nosferatu der zusammenzuckte und erschrocken beinahe seine Hand zurückgezogen hätte.
Die Hand des Hexers war kalt, aber es war nicht die gewöhnliche Kälte die von so einer wandelden Leiche nuneinmal ausging, diese war nämlich im Grunde einfach nur das Fehlen von Körperwärme.
Diese Kälte war von einer anderen Qualität und Lurker kam sie vor als käme sie nicht von etwas so banalem wie Schnee oder Frost. Es mochte die Jenseitige Kälte, die am Rande des Grabes auf verfluchte Kreaturen wie sie warten mochte. Sie brannte auf der Haut und biss in die Knochen. sie setzte sich über die Hand fort und lief als Schauer über den Rücken. Gerade war Ernest dem Nosferatu unheimlich geworden und gleichzeitig spürte er so etwas wie Mitleid.

Verzeihung...

Murmelte er dann auch tatsächlich. Er war sich plötzlich sehr sicher das die Unhöflichkeiten die ihm widerfahren waren nicht die Schuld dieses jungen Mannes waren. Dieser war ja kaum zwei Jahre überhaupt erst ein Untoter, er hatte ihn sogar noch gekannt als er lebendig war und seine Hand warm. Eine boshafte kleine Stimme in Lurkers Kopf bestand darauf das Dumont an allem Schuld war, aber der Nosferatu wischte diesen Gedanken fort. Es war ganz sicher das Establishment um den Rosenprinzen der Stadt es waren die ihm überall entgegenschlug, aber dieser zuvorkommende, junge Mann vor ihm hatte sicher nichts damit zu tun.
Als er Antwortete war seine Stimme wesentlich milder und der Sarkasmus war gewischen.

Es ehrt sie das sie persönlich sich dieser Sache annehmen. Ich hatte gestern keine Zeit im Cafe zu warten, sonst hätte ich mich dort auf dem üblichem Wege zurückgemeldet. Also nun...

Es half im persönlich immer wenn er sich innerhalb bestimmer förmlichkeiten und Regeln bewegte. Festgelegte Strukturen gaben ihm einen etwas festeren Halt im offenen Ozean der Etikette, in dem er in der Regel eher wie ein Korken auf und ab schwam als das er elegant hindurch kraulte.
Vielleicht würde es dem steiferem Tremere auch gleich viel wohler werden wenn man ein wenig gestellzter an die Sache heranging.

Dann will ich das mal nachholen. Man nennt mich, wie gehabt, Lurker. Neugeborener vom Clan der Nosferatu, in dieser Stadt hier vertreten durch die Erstgeborene Marie Wegener und ich bin seit gestern, nach einigen Monaten die ich in Osteuropa verbrachte, wieder zurück in Finstertal.

Er war dabei an das Schließfach herangetreten und hatte, ohne es zu öffnen, durch den Schlitz den Zettel herausgefischt, den er einmal sorgsam faltete und dann in einem kleinem, gut verpacktem, Ledergebundenem Notizbuch verschwinden ließ.

Wie sie mich und damit meine Brüder und Schwester erreichen können wissen sie ja bereits.

Er tippte einmal knapp mit einem Fingernagel vor den Briefkasten.
Jetzt wäre es an der Zeit gewesen für ein wenig Smalltalk. Er war ganz sicher das genaue Gegenteil von dem was man einen angenehmen Gesellschafter verstand, der einen ganzen Abend belanglose Gespräche in einem eloquenten Rahmen führen konnte, also runzelte er angestrengt die Stirn und überlegte fieberhaft wie er nun weiter vorgehen mochte.
Die Gesprächspause war schon längst peinlich geworden, insofern war das Kind schon wiedermal im Brunnen, aber schließlich klappte er den Mund auf.

Und sie sind nun der Hüter des Elysiums...nach Greg Dumont.

Das war nicht wirklich eine Frage und sicher kein Geniestreich, aber immerhin war das ein Haken für ein wenig Geplaudere. Für seine Verhältnisse war das ziemlich gut.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Als Lurker unter der unirdischen Kälte, die seine Finger seit jener Nacht ausstrahlten, erbebte war Ernest klar anzusehen, wie peinlich ihm dieser Makel war, denn er senkte sogleich schuldbewusst den Blick und murmelte als Erwiderung die leise Entschuldigung, dass dies zweifellos sein Fehler sei. Überhaupt konnte Lurker, jetzt wo der Engländer nur noch auf Armeslänge von ihm entfernt stand, deutlich sehen, dass die vergangenen 2 1/2 Jahre deutliche Spuren hinterlassen hatten. Es stand dem seit jeher recht markanten Gesicht des Engländers nicht einmal zwingend schlecht, aber seine Haut ließ doch recht deutlich an Farbe vermissen und spannte sich straff über Ernests Wangenknochen. Die Wangen selbst waren eingefallen und die Augenhöhlen wirkten bereits ein wenig dunkel- alles Anzeichen die normalerweise dafür sprachen, dass das Gegenüber nicht mehr so ganz taufrisch war- auch Ernests Körpersprache unterlegte den Verdacht, dass hier jemand in sehr kurzer Zeit sehr viel erlebt hatte. War Ernest bei ihrem letzten Aufeinandertreffen unzweifelhaft ein argloser wenn auch überenthusiastischer Autohändler gewesen, strahlte er nun die Aura eines Mannes aus, der gekämpft, geblutet und möglicherweise sogar gewonnen hatte.

"Yes, ich bin Mr. Dumonts Nachfolger als Hüter der Elysien, wenn man so will...", Ernest hatte Greg Dumont nie wirklich kennengelernt: "Ernest Jacob Gellar, Haus und Clan Tremere, wir...", er lächelte freundlich: "...treffen uns heute nicht zum ersten Mal, don´t we? Kommt mir wie eine Ewigkeit vor..."

Er schüttelte nachdenklich den Kopf, als würde er in diesem Moment selber erst realisieren, wie furchtbar wenig Zeit seit seinem Tod vergangen war und dann schüttelte er den Gedanken einfach ab und eröffnete mit deutlich hellerer Miene den Teil mit dem Small Talk, indem er auf den Briefkasten deutete: "Das ist gut zu wissen, bislang hatte ich den Eindruck, dass es in Finstertal gar niemandem von Ihrem Clan zu erreichen gäbe... nur, bitte entschuldigen Sie, wenn es inadequate ist danach zu fragen- gibt es noch eine andere Möglichkeit Sie zu erreichen? Handy, Fax, Pager, E-Mail, maybe? Es erscheint mir ein wenig...", Ernest liess bei diesen Worten kurz den Blick durch die heiligen Hallen der alten Bibliothek schweifen: "Well, zweifellos mehr als stilvoll aber irgendwie auch pretty umständlich..."

Der Engländer achtete nun, wie auch bereits bei ihrem ersten Treffen, penibel darauf, dem Nosferatu mit der größtmöglichen Selbstverständlichkeit zu begegnen. Ernest hatte jahrelange Routine im Umgang mit Kunden und wenn ihm jemand, den das Schicksal in irgendeiner Weise körperlich entstellt hatte, ein Auto für eine Viertelmillion abkaufen wollte, dann konnte er diese Person schließlich auch nicht anstarren wie ein Achtjähriger.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Nachdem der peinliche Moment für beide Seiten verflogen war und Lurkers abschätzender Blick beschlossen hatte das er und der junge Mann vor ihm gleich auf waren und der Engländer sich in das Geplaudere so trefflich einhakte verschwand der giftige Blick aus den trüben Augen des Nosferatu, die man ab und an in der Kapuze schimmern sah.
Sie kannten sich, in der Tat.

Wir sind uns schon begegnet, ja. Die Umstände waren katastrophal und die Lage aussichtslos seiner Zeit. Einige haben es nicht geschafft.

Diesem Satz mochte man ein unausgesprochenes 'du aber schon...nicht schlecht mein Lieber' entnehmen.
Die Tatsache das der Andere dabei gestorben war überging der Nosferatu dabei schlicht.
Lurker legte die Hände hinter dem Rücken zusammen und schmunzelte leicht als Ernest, der aus Sicht des Nosferatus erst wenige Nächte tot war und das obwohl er nicht einmal selber zu den Älteren gehörte, nach moderneren Mitteln der Kommunikation fragte.

Dieses System mag ihnen überholt vorkommen... Aber es hat sich als vollständig immun gegen gestörten Empfang, Funklöcher, leeren Akkus, Server ausfällen, Netzwerkfehlern und vielerlei anderer Unbill erwiesen. Es unterstützt auch hervorragend das was ich hier einmal mit 'Familien Politik' umschreiben möchte.

Ein Grinsen das aus zerbrochenen, gelblichen Zähnen bestand wurde dabei sichtbar.

Wenn sie es sich in Zukunft einfacher machen möchten, es besteht durchaus die Möglichkeit in der Bibliothek hier anzurufen und ein paar Worte notieren und in mein Fach legen zu lassen. Obwohl ich mich natürlich über Besuch freue...ich gehe nicht oft aus...

Das stimmte zwar nicht, der Nosferatu war eigentlich jede Nacht unterwegs und streifte auf seinen Routen durch die Stadt, aber die Pointe war zu herrlich um sie sich entgehen zu lassen.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

"I see...", antwortete der junge Tremere leicht gedehnt: "Well, I guess Sie haben sicherlich Recht, was die Vorteile angeht...", der Ton der Antwort ließ allerdings eher auf Höflichkeit und laissez faire als auf wirkliche Zustimmung schliessen und nicht zuletzt der kritische Blick, den Ernest dem untoten Briefkasten zuwarf, liess vermuten, dass ihm dies nur sehr bedingt einleuchtete. Einerseits konnte er sich nur schwer vorstellen, dass das Fach, für das der Nosferatu, wie er vor wenigen Augenblicken bewiesen hatte nicht einmal selbst einen Schlüssel brauchte, so viel sicherer war und andererseits änderte die Erklärung nichts an der Tatsache, dass das hier unterm Strich immer noch umständlicher als die Hindernisse die sich vielleicht durch die anderen Kommunikationswege ergeben könnten war.

Andererseits... vielleicht ist er ja einfach auch einsam..., kam es Ernest in den Sinn. Man konnte einen Nosferatu nur allzuschnell mit dem Angehörigen einer anderen Spezies verwechseln aber dem jungen Tremere wurde, jetzt wo sie sich irgendwie einfach nur unverbindlich gegenüberstanden, deutlich, dass er es hier nur mit dem Angehörigen eines Clans zu tun hatte, der durch den Kuß quasi die goldene Arschkarte weiter gab. Lurker, und Ernest wurde jetzt erst der bittere Zynismus der in diesem selbstgewählten Pseudonym steckte klar, war mit ziemlicher Sicherheit ursprünglich mal ein normaler Mensch wie er selbst gewesen. Fuck... was muss der mitgemacht haben...

Ernest hatte die Unschuld seiner frühen Tage mittlerweile gewiss eingebüsst aber trotzdem, oder vielleicht gerade deswegen, beschloss er, dem Nosferatu zumindest eine Chance zu geben- er unterhielt zu beinahe allen Vampiren der Stadt ein freundschaftliches Verhältniss und hielt es für weit unter seiner Würde, jemanden nach seinem Aussehen zu beurteilen- das war etwas, das er aus familiären Gründen zutiefst verabscheute.

"Sagen Sie, Mr. Lurker... ich will nicht aufdringlich sein, aber ich wollte actually gleich weiter zu mir in die Firma und bevor ich mich jetzt selbst unter time pressure setze- wollen Sie nicht vielleicht mitkommen? Ich weiß jetzt nicht ob Sie etwas für Autos übrig haben, but...", Ernest zuckte mit den Schultern und lächelte Lurker aufrichtig freundlich an.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Natürlich war der tote Briefkasten umständlich und würde einem beherztem Schlag nicht standhalten. Es wäre wesentlich einfacher gewesen wenn Lurker einfach seine Mobiltelefon Nummer herausgäbe. Aber es war ihm so eingetrichtert worden, nicht gerade sanft, und selbst wenn dem nicht so wäre waren ihm diese neumodischen elektronischen Geräte ein Gereul. Abgesehen davon genoss er es das auf diese Art und Weise all die hohen Herren in eine Bittsteller Position gerückt wurden, wenn sie, meist Zähneknirschend, die Hilfe seines Clans erbaten.
Die Nosferatu waren nuneinmal ein spleeniges Völckchen und sie kamen mit diesem Geheimdienst Unsinn auch noch durch. Wenn man versuchen würde Lurker dazu zubringen das er parat stand und seine Dienste einfacher abrufbar wurden, dann würde er wahrscheinlich jeden Abend grinsend im Cafe auftauchen und die Leute vergraulen, solange bis man beschloss es doch besser wieder nach der althergebrachten Methode zu handhaben.

Dann kam die Einladung des Engländers und Lurker hätte nicht dümmer aus der Wäsche gucken können, selbst wenn Ernest noch ein ...und heiraten dann direkt in einem meine Schwester... angehangen hätte.
Gut das man sein Gesicht nicht sehen konnte. Dennoch war sein verdutztes Stutzen merkbar, denn er setzte zweimal an bevor er antwortete.

Ich...vielen Dank...aber...also ich verstehe nicht viel von Automobilen nein...

Schließlich waren die genauso ein pseudo-fortschrittlicher Tand wie all der andere Kram. Trotzdem wirkte der Andere auf Lurker ehrlich und interessiert. Ein wenig als suche er nach Gemeinsamkeiten.
Mit abweisender Höflichkeit konnte er umgehen, mit geheuchelter Freundlichkeit auch. Ehrlich gemeinte Nettigkeiten waren aber schwer verdaubar für den Nosferatu. Sofort meldete sich eine ätzende, boshafte Stimme in seinem Innerem.

Ganz sicher will er dich Einladen und kennenlernen weil du so ein charmantes, nettes Kerlchen bist. Genau der Typ den man zu Weihnachten einlädt und auf die Kinderchen aufpassen läßt. Lurker du häßlicher Klotz, der Kerl führt natürlich etwas im Schilde. Er ist ein HEXER.

Er biss auf seiner Unterlippe herum und seine Finger knibbelten nervös hinter seinem Rücken aneinander. Er unterdrückte den Impuls sich verlegen am Hinterkopf zu kratzen. Es juckte ihn ja schließlich auch gar nicht dort.
Einen Augenblick ging er in sich. Wollte er dieser Einladung folgen ? Interessierte es ihn was dem jungem Engländer seit jener Schicksalhaften Nacht geschehen war ? Sein Gesicht und seine Körperhaltung sagten eigentlich alles aus was Lurker wissen mußte. Irgendwie war man, obwohl es das gar nicht geben durfte, in ein Untotes Ding verwandelt worden das auf den ersten Blick zumindest noch wie ein Mensch aussah, das sich selbst auch krampfhaft versuchte vorzugaukeln das es noch ein Mensch war und zwanghaft menschliches Verhalten imitierte, aber man nahm, wie man es auch drehte und wendete, nicht mehr am Leben Teil. Ob Ernest schon am Ende dieser Erkenntniss war, ob sie ihm noch bevorstand oder sie ihm bereits leise Vorahnungen zuflüsterte, das war für den Nosferatu nicht zu beurteilen, aber der Tremere hatte definitiv die Schatten der Hölle an den Wänden der Realität tanzen sehen. Wollte Lurker diese Person teilhaben lassen an seinen Gedanken und umgekehrt wissen was den Anderne bewegte ?
Der Nosferatu erkannte das er irgendwie einen Kontakt knüpfen wollte. Eine sehr menschliche Regung wäre das gewesen. Beinahe hätte er begeistert gelächelt als er den Impuls, den Wunsch verspürte sich näher mit Ernest zu beschäftigen.

...und bei der Gelegenheit kannst du sicherlich viel über den Hexer Clan herrausfinden...

Das Lächeln erstarb. Darum ging es also, das plötzliche Verlangen war nur das übliche Drängen einem Geheimniss auf die Spur zu kommen. Bevor er sich in eine Sinnkrise stürzen konnte riss er sich dann aber zusammen und hob eine Hand um dem Anderen zu gestikulieren das er einen Augenblick warten möge.
Dann eilte er kurz zurück zu der Couchgruppe zurück. Er passierte dabei wieder den Bibliotheksjüngling, der nun doch gedämpftes Interesse an ihnen zu bekommen schien, wenn auch nur weil ansonsten überhaupt nichts in der Bibliothek geschah, und kaum war er in Sichtweite, da konnte Ernest beobachten wie der Mensch plötzlich die Stirn runzelte und sein Blick ein wenig fehlging, so als versuchten sich die Augen auf etwas zu fokussieren das eigentlich da sein müßte, es aber gar nicht war. Schließlich hörte der Sterbliche auf zu stieren und sah wieder auf seinen Bildschirm.
Als Lurker zurückkam ging er an dem Kerl einfach vorbei, ohne das dieser auch nur aufschaute. Er erreichte den Tremere wieder und hielt ihm mit spitzen Fingern eine Zeitung hin, so gefaltet das eine bestimmte Anzeige bequem zu lesen war.

So sehr ich eine Unterhaltung genießen würde, sie sehen es mir hoffentlich nach das ich dieser Sache nachgehen muss. Das ist in diesem Falle nicht wirklich eine persönliche Entscheidung. Ich habe gewisse Pflichten denen ich nachgehen muß, es wäre unverzeihlich wenn ich dort nicht...auf dem laufendem wäre.

Er gab Ernest einen Moment den Artikel anzusehen.

Wenn sie wiederum auch dieser Sache nachgehen möchten, dann können sie auch gerne mich begleiten. Es stünde ihnen sicherlich, in ihrer Funktion für die Stadt, ebenfalls gut zu Gesicht über derartiges bescheid zu wissen. Die Information wäre in diesem Falle für sie natürlich wesentlich günstiger, als wenn sie das Wissen um was es dabei ging später erwerben müssten.

Der Nosferatu versuchte genauso freundlich zu klingen wie der Engländer, aber seine Sprechweise machte das ein wenig zunichte. Die Geste das Lurker ihm Informationen umsonst anzubieten war als Wertschätzung gemeint. Normalerweise gaben die Verborgenen nur untereinander Informationen ohne Preis weiter, zum Austausch. Ob der Tremere das verstand und zu schätzen wußte überlegte Lurker nicht.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Der Engländer reagierte vermutlich nicht so, wie Lurker es erwartet hatte, mit Interesse, Sorge oder Aufregung, sondern mit einem resignierten Stoßseufzer, der von einem müden: "Doesn´t it ever stop?" und einem Griff ins Revers begleitet wurde, aus dem Ernest sein Mobiltelefon fischte.
"One moment please... ich check das mal eben..."

Out of Character
Das ist ja jetzt de facto eine Information, die sowohl Cat als auch Viktor haben müssten- die haben das Telefonat mit Enio nur noch nicht ausgespielt. Da ich als obrigkeitshöriger Tremere eh nicht darum herum komme erstmal die Befehlskette abzuarbeiten, halt ich das an dieser Stelle mal kurz...


Der Tremere drückte nur eine Taste und musste nicht lange darauf warten, dass sein Gegenüber den Anruf annahm:
"Hi Dear, it´s me... listen, hast Du heute zufällig die Zeitung gelesen? [...] No, Morgenpost... Page seven [...] Yes, genau die [...] Ah... [...] No! [...] Aso... Ich verstehe... das ist nicht dumm... [...] Nope... actually ist das more or less an mir vorbei gegangen...[...] Mhm... yes, dann weiß ich ja Bescheid, shall I come by? [...] In der Library, mit Mr. Lurker! [...] Nein, everything fine! Ich wollt nur noch kurz in die Firma [...] Ja, hat Sie! [...] Mach ich... [...] I know! Sehen wir uns dann nachher noch? [...] Yes? Alright... call me, wenn was passiert, k? Ich bin ja nicht weit weg... [...] Ich Dich auch! Hm? [...] Alright, greetings, ja? [...] Ok, bye! See you!"

Ernest seufzte erleichtert auf und steckte das Telefon weg: "Also Cat meint, dass ist eine Finte, um die Maskerade wieder ins Lot zu bringen...", ihm kam gar nicht der Gedanke, dass die Art, in der er das Gespräch geführt hatte, jemandem der nicht über ihn und den Sheriff Bescheid wusste, reichlich suspekt vorkommen musste. Sie turtelten seit so langer Zeit in der Öffentlichkeit herum, dass es keinen Sinn hatte, ein Geheimniss draus machen zu wollen. Überhaupt stellte Ernest, neben vielen anderen offensichtlichen Dingen, auch was den Informationsfluss anging wohl ziemlich das diametrale Gegenteil eines Nosferatu dar- er hatte keine Kontakte und Informanten unter den Kainiten der Stadt, sondern war mit den meisten schlicht und ergreifend persönlich befreundet und gehörte "halt dazu". Wenn er eine Frage stellte, dann bekam er für gewöhnlich eine Antwort und falls die Antwort darin bestand, dass man ihm das leider nicht sagen könnte, dann fiel es ihm nicht schwer zu akzeptieren, dass dies wohl sicherlich seine Richtigkeit hatte. Er hatte auch so schon genug um die Ohren und genug Blut an den Händen.

"It seems, dass dort at the moment nicht viel los ist und man kümmert sich wohl bereits darum... also, kommen Sie mit mir?
Ich kann Sie auch einfach an der Post raus lassen, falls Sie wollen- ganz wie Sie wünschen, Sir!"
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Der Nosferatu ließ sich nicht anmerken ob ihm der wirkliche Grund für die Anzeige bereits geläufig war, oder nicht. Die Kapuze bewegte sich aber einmal kurz, was wohl ein gratulierendes Nicken zum Informations Netzwerk des Hüters war. Die tatsächlich relevanten Dinge spielten sich im geheimen, verwinkeltem hinterem Kämmerlein von Lurkers Kopf ab. Er registrierte mit Interesse die Neuigkeit das Ernest augenscheinlich so etwas wie eine romantische Beziehung zum Sheriff zu haben schien. So sehr es auch Unsinn sein mochte das Untote die dümmlichen Beziehungsmodelle der Sterblichen nachahmten, es kam vor. Sie kopierten so viel menschliches Verhalten, es war eigentlich sogar eine logische Konsequenz das sie auch das Balzverhalten nachäfften.
Doch das Wissen um diese Beiden mochte ihm noch von Nutzen sein. Ein wenig überraschte es Lurker das die Sheriff, die er eigentlich als abgebrühten, alten Profi kennengelernt hatte und die von Reisser auch in seinen Aufzeichnungen so charakterisiert wurde, irgendwelche kindischen, amorösen Bande zu diesem jungem Engländer pflegen sollte, aber vielleicht verfolgte sie ja ebenfalls diverse Ziele dabei.
Auf jedenfall war die Sheriff nicht gut auf Meyye zu sprechen und wenn man über sie auch noch den Hüter aus dem Kreis der Hexer bekommen konnte, dann mochte dies ein interessantes Konstrukt werden.

Wissen sie was... ich nehme gerne an, wenn ich auch für diese Vehikel nicht viel übrig habe. Wenn sie möchten fahren wir dann gemeinsam zum Güterbahnhof. Das ist nämlich Nosferatugebiet.

Lurker hatte sich entschieden. Er wollte dieser Sache nicht nur auf den Grund gehen, sondern auch im Namen seines Clans daran teilnehmen und auf die Präsenz der Nosferatu aufmerksam machen.
Er deutete mit einer 'nach Ihnen' Geste auf den Ausgang.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Out of Character
Komm... wofür hab ichs... Auspex 2 im Abgang:


[dice0]
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

"Kann ich gerne machen, Sir...", antwortete Ernest höflich: "Aber ich hoffe, it´s ok, wenn ich nicht mit hinein komme..."
Er lächelte und nutzte die Gelegenheit um kurz zu verharren und seinen Blick auf die tieferen Sphären der Existenz zu richten. Lurker war ihm unbekannt und Romero hatte im Zusammenhang mit seinem Namen eine Assoziation zum Sabbat gehabt, was ungeachtet von Ernests persönlichem Eindruck klare Vorsicht anriet:"Ich habe noch viel zu erledigen und... by the way...", er unterbrach sich selbst, während er zur Tür ging und diese für den Nosferatu aufhielt, womit er die Reihenfolge in der man ging recht elegant wieder zu seinen Gunsten umdrehte: "Ich hoffe, Sie haben nichts gegen Tiere... ich habe meinen kleinen Hund dabei und my car has only zwei Front Seats..."
Er räusperte sich verlegen.

Vor der Tür war es nicht schwer zu erraten, welches Fahrzeug dem Engländer zuzurechnen war.
Einerseits war der Morgan Aeromax zweifellos der Einzige seiner Art im Umkreis von tausend Kilometern und zum anderen, stand das Fahrzeug direkt vor der Bibliothek mitten im Halteverbot. Allerspätestens kleine Mops, der den Beiden durch die Seitenscheibe zuhechelte, gab wohl den entscheidenden Ausschlag.

Ernest ging neben Lurker auf gleicher Höhe die Treppen hinunter und öffnete ihm die linke Beifahrertüre, wobei er den sich heftig über ihn freuenden kleinen Hund aus dem Wagen heraus auf den Arm nahm und mit Babystimme begrüßte.
Es war ein skurriler Anblick, selbt für kainitische Verhältnisse.
 

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AW: [13.06.06] - Leseratte

Ob das was man sah wenn man in der Lage war metaphysichere Dinge zu erkennen als das was einem die menschliche Sicht im Lichtspektrum präsentierte sich für alle ähnelte ? War es als würde das Licht kurz flackern oder so als würde man auf der Netzhaut eingebrannte Echos auf den Innenseiten seiner geschloseenen Augenlieder sehen ? Eigentlich war diese Frage aber irrelevant, wer wußte schon wie andere Wesen tatsächlich etwas wahrnahmen ? Vielleicht sah jeder die Farbe grün anders und nur weil man beigebracht bekam das etwas 'grün' oder 'rot' hieß konnte man darüber überhaupt einen Konsenz erreichen.

Ernest sah das Lurker eine Art fiebrigen Glanz ausstrahlte, er war Begierig und aufgeregt an der Grenze zur Obessesion. Es schien eine Art Vorfreude zu sein und der Engländer konnte sehen das Lurker in dem auf das er sich freute gut war.
Genauere Absichten waren allerdings schwer zu interpretieren, denn sein unruhiger Geist, sein Verstand, seine Seele oder was auch immer man für ein Wort für dieses Konstrukt nehmen wollte, war bis auf seine vordergründige Erregung sehr verschlungen und verworren. Pläne und Gegenpläne tauchten auf und waren wieder verschwunden bevor man erkennen konnte um was es wohl gegangen sein mochte. Alles war miteinander verknüpft und verwoben und schlängelte sich auf geheimen Pfaden dahin. Nur wenn man dem der stets zwei Schritte vorraus war zuvorkam, während dieser dachte das man in seiner Falle gefangen war, nur dann machte alles einen Sinn. War das das Wesen der Nosferatu ? Oder nur Lurkers kleine, verdrehte Welt ? Und wenn alles nur Lug und Trug war das die Nosferatu taten, die Meister der Tarnung, war dann was er nun sah echt ? Oder nur vorgegaukelt ? Gab es da eine Art von Sog der an seinem Denken herumzuspielen versuchte um ihn mit hinabzuziehen ?
Dann war da noch das Schimmern eines Bandes, wildes, starkes Blut pulsierte durch eine Verbindung die mehr als die schnöde versklavung durch die Macht des Vampirblutes war. Ein Flüstern lockte und versprach Exzesse und wundersame Rituale, urtümliche Instinke und rasende Stärke.

...mag ich Tiere ganz gerne.

Der Nosferatu hatte geantwortet während Ernest die Türe aufgehalten und Lurker hatte passieren lassen. Er steuerte zielsicher auf Ernests Auto zu. Zwar hatte er, wie er feimütig zugegeben hatte keinen Bezug zu diesen Automobilen und der Wagen unterschied sich in den Augen Lurkers nur durch seine Form von den Anderren, aber er war ein guter Zuhörer und Beobachter, daher war er auf den einzigen Wagen zumarschiert der nur zwei Sitze hatte.

Auch wenn ich zugeben muss das ich normalerweise mit Exemplaren anderer Gattungen zu tun habe.

Er ließ dem Hexer den Vortritt und besah sich dann interessiert das kleine Wesen mit dem platt gedrücktem Gesicht. Nach seiner Erfahrung waren Tiere im Umgang mit den Untoten eher zurückhaltend, manche gar panisch. Ratten reagierten vergleichsweise gelassen auf ihn, so wie auch einige andere Arten wie auch Raben oder Tauben. Katzen reagierten niemals gleich, aber Hunde waren in der Regel ein wenig misstrauisch wenn sich jemand mit verfluchtem Blut näherte. Lurker versuchte sich vorzustellen wie es gewesen sein mochte hier draußen zu warten. Er wäre für das Auto verantwortlich gewesen, mußte es beschützen für den Herrn. Der Herr würde sich freuen wenn er zurückkam und alles ordentlich vorfand.
Der Nosferatu spürte Treue und Pflichtbewußtsein, ehrliche Freude und den Wunsch zu gefallen. Er würde immer für ihn da sein.
Ein zögerliches Lächeln lauerte in den Mundwinkeln des Nosferatu, während er darauf wartete das der Engländer ihn vorstellte. Er berührte sanft die emotionale Verbindung zu dem kleinem Tier und gab sich Mühe zu verdeutlichen das er, trotz seines unnatürlichen Zustandes, nichts schlechtes im Schilde führte.
Es bot sich an sich über den Hexer lustig zu machen, wie er das Tier verhätschelte, aber Lurker hatte genug Spott und Häme in seinem Leben erfahren um damit sorgsam umzugehen bevor er sie über anderen ausschüttete. Er spürte die Verbindung dieser beiden Wesen und er kannte genug davon um zu wissen das nichts lachhaftes daran war.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

"He seems to like you...", murmelte Ernest und wirkte sichtlich verwundert, was ihm zugute kam, denn seine Gedanken drehten sich weniger, wie es nahe lag um die Stimmung seines Hundes (der Lurker wohlgemerkt trotzdem mit unverholenem Misstrauen und leisem Grummeln begegnete- es war einfach eine andere Art von Knurren als die Kampfbereitschaft, mit der der kleine Mops den Kainiten der anderen Clans begegnete), als vielmehr um das, was er gerade gesehen hatte. Das Netz der Vaulderie umschlung den Nosferatu. Er gehörte dazu.

Der Nosferatu würde Churchill nicht auf den Schoß bekommen. Ernest schloss hinter Lurker betont unbeteiligt lächelnd die Tür und ging um seinen Wagen herum um auf der Fahrerseite einzusteigen, wobei er Churchill auf seinem eigenen Schoß setzte. Es war bemerkenswert, wie sich der eigentümliche Geruch, den der Nosferatu ausströmte, bereits in diesen wenigen Sekunden im Wagen ausgebreitet und es sich gemütlich gemacht hatte, aber Ernest liess dies unkommentiert und stellte statt dessen einfach das Atmen komplett ein und sog nur noch zum Sprechen Luft in die Lungen: "Haben Sie von der Aufregung um die Anschläge der Sabbati noch etwas mitbekommen, or sind Sie erst seit gestern wieder in der Stadt?"
Es sollte wie Small Talk klingen, aber der Engländer wirkte ein wenig zu aufmerksam, ein wenig zu intelligent um damit durch zu kommen. Der Staub hatte sich kaum gelegt, seitdem der Sabbat in der vergangenen Woche einen gezielten, konzentrierten Angriff auf die Stadt geführt hatte. Einen Akt der Blutrache und er selbst hatte sich im Anschluss daran beteiligt, dem Rädelsführer sein Kostbarstes zu stehlen. Viktor mochte Stella gefasst haben, aber das bedeute nichts... bestenfalls noch mehr Gewalt. Es konnte kein Zufall sein, dass nur metaphorische Stunden später ausgerechnet ein Nosferatu an seine Tür klopfte.

Ernest gab Gas.
Jemand, der sich mit der hohen Kunst des Fahrens wirklich auskannte, hätte vielleicht bemerkt, dass Ernest den Wagen voll unter Kontrolle hatte, aber auf Lurker musste es wirken, als sei er gerade zu einem völlig meschuggenen ins Auto gestiegen. Ernest ließ die Tachonadel springen, schien sich mit allem anderen ausser der Straße zu beschäftigen und überfuhr bereits in der ersten halben Minute sämtliche roten Ampeln, derer er habhaft werden konnte. Angst war die Quintessenz eines jeden Verhörs und eine Beschleunigung von Null auf Hundert in unter 4 Sekunden ein probates Mittel, insbesondere, wenn der Fahrer währenddessen mit einer Hand einen kleinen Hund festhielt und sich bei jedem Satz zu einem umdrehte: "Kuragin is dead by the way... Prince Buchet ist wieder in der Stadt..."
Es bestand zwar nach Ernests Informationsstand kein direkter Zusamenhang zwischen diesen Ereignissen, aber wenn der Nosferatu aus dieser Information eine "neue Härte" heraus las, war dies voll in Ernests Sinne.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Er würde sicher nicht mit dem Finger im Gesicht des Mopses herumstupsen und 'Dutzi-Dutzi' Laute von sich geben. Er nickte nur und brummte etwas bejahendes, unterließ aber ansonsten alle Annäherungsversuche. Zum Einem schien das Tier trotz allem mißtrauisch und beäugte ihn auch so, zum Anderem hatte er das Gefühl das Ernest es nicht sonderlich gutheißen würde wenn er sich dem Hund weiter nähern würde.
Überhaupt hatte er plötzlich das Gefühl das irgendetwas passiert war. Der Engländer war immer noch genauso zuvorkommend und vollendet höflich wie zuvor. Aber es ging ihm nicht mehr so ungezwungen und natürlich von der Hand wie zuvor.
Ernest schien sich plötzlich Mühe geben zu müssen sich möglichst normal zu verhalten, Lurker kannte das. Er fragte sich nur was das ausgelöst haben mochte, weil er meinte das es plötzlich aufgetreten war.
Er nahm umständlich in der Karosse platz und man bemerkte sein Unbehagen sofort, denn der Nosferatu gab sich Mühe zu allem den größtmöglichen Abstand einzuhalten. Einen Augenblick verschwand der Gedanke um den Tremere und dessen Stimmungsumschwung hinter dem Unbehagen das die Technik um ihn herum verursachte.
Als der Hexer aber dann dazu stieg und sich dabei, im krassem Gegensatz zu dem Anderem Untoten, pudelwohl zu fühlen schien um dann das Thema auf die Sabbat Überfälle zu lenken, war Lurker wieder hellwach und bei der Sache.

So so..daher weht der Wind also...

Es war ein wenig putzig das dieser junge Engländer meinte ausgerechnet ihn aushorchen zu können und Lurker war auch zuerst amüsiert, aber dann drehte der Hexer den Zündschlüssel und raste los.
Die Antwort und die leichte Verachtung des Nosferatu wurden von einer Welle der Panik weggespült. Er war scheinbar an einen Wahnsinnigen geraten, anders war diese Art der Fortbewegung nicht zu erklären. Obwohl er eigentlich tot war und ziemlich sicher war das ihm nicht übel werden konnte erinnerte er sich das nur eine Reaktion die richtige Antwort auf diesen Fahrstil sein konnte, nämlich sich herzhaft und ausgiebig zu übergeben.
Das stellte ihn zwar vor gewisse technische Hürden, wäre aber sehr angemeßen. In Ermangelung einer solchen Reaktion blieb ihm also nur sich zu beschweren.

Würden sie bitte dieses...DING ein wenig vorsichtiger bewegen ?

Seine Stimme vibrierte kurz vor dem Punkt an dem sie ihn ein hysterisches Kreischen umschlagen wollte und vielleicht würde alleine der Gedanke das der Nosferatu sich erbrechen könnte den Engländer in seiner Fahrweise mäßigen. Auf jedenfall würde Lurker wohl keine Antwort geben, bevor sich dieses Höllenvehikel nicht wesentlich sanfter und gesitteter bewegte.
 
AW: [13.06.06] - Leseratte

Ernest würdigte die ängstliche Äußerung damit, dass er das Heck des Morgan in einer engen Kurve zum Ausbrechen brachte und erst Sekundenbruchteile vor der- für den Nosferatu gewiss unausweichlichen Kollision mit einem parkenden großen Opel- mit Hilfe eines beherzten Tritts aufs Gaspedal und eines kraftvollen Rucks am Lenkrad wieder auf Kurs brachte: "Oh... Gosh... that was close...", tat Ernest erschreckt und drehte sich wieder zu Lurker um: "Did you say something?"

Der Engländer ließ Lurker keine Zeit zu antworten, sondern fuhr stattdessen munter fort: "Sie müssen wissen, dass es hier in der Zeit ihrer Abwesenheit alles andere als Ruhig war, Sir... es blieb nicht einfach bei Wassergeistern auf den Straßen und Menschen, die sich an den Laternen aufknüpften. Magicians, Lycanthropes, weird Scientists... wir hatten es mit allen Arten von Übel zu tun, bis hin zu säurespritzenden Squirrels und durchdrehenden Vögeln. In dieser Stadt ist keine Zeit dafür, sich gegenseitig Steine in den Weg zu legen, you know?"

Ernest liess den Wagen auf einen geräumigen leeren Parkplatz ausbrechen, nahm die Hände von Lenkrad um Churchill mit beiden Händen fest zu halten und trat, während er Lurker dabei unablässig ansah, mit voller Kraft in die Eisen: "Ihre Aura verrät Sie, Mr. Lurker...", sagte der Engländer mit harter Stimme: "And I´m in lack of time, um mich an der Nase herumführen zu lassen!"
Der Morgan kam mit einer übelkeiterregenden Drehung mitten im Neonlicht zum stehen.
 
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