Black Hammer [18.05.2008] Am siebten Tage sollst du ruh'n

Drakun

Pflanze
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Einen guten Club erkannte man daran, dass er selbst Sonntags gut besucht war. Viele, besonders weiter außerhalb gelegene, hielten sich an den nicht wirklich gottgegebenen Ruhetag und lagen nun im Dunkeln. Ganz anders das Black Hammer. Ohne Rücksicht auf den Kalender oder iregendwelche willkürlich menschlichen Gebote hatte es seine Pforten geöffnet. Das war vor nicht allzu viel Minuten gewesen und tatäschlich hatten sich bereits einge Nachtschwärmer eingefunden. Im Moment eher wenige, doch konnte ein Kenner schon erkennen, dass wider einmal ordentlich Gäste für den Wochentag zu erwarten waren.

Marta war kein Kenner. Trotzdem schritt sie durch den Regen, den Schirm über sich erhoben und größeren Wasserlachen ausweichend. Mistwetter! Tatsächlich war sie auf halbem Wege zur Treppe noch einmal umgekehrt und hatte ihr Schuhwerk gewechselt. Die aktuelle Wahl hatte kleinere - jedoch immer noch deutliche - Absätze und war begrenzt wasserdicht. Kommt halt davon, wenn man das eigene Fenster komplett verbaut. Doch da gab es für sie wenig Spielraum - die Alternative war, den Tag in der Dusche zu verbringen. Alles andere als bequem, auch wenn es letzendlich nur auf die ersten und letzen Momente ankam. Solange es dazwischen dunkel bleibt.

Dinge liefen nicht immer nach Plan. In ihrem Fall war das Hindernis einer der Schränke, die hier für die Sicherheit verantworlicgh waren. Ein junges und überaus motiviertes Exemplar wohl etwas älter als zwanzig Jahre. Es ging um Waffen - hatte sie zu Hause gelassen - Getränke - kamen von selbst hinein - und... Wirklich? Ich seh jetzt echt nicht aus wie siebzehn! Obwohl... strengenommen war es bei der Kombination aus Beleuchtung und Makeup schwer, ihr Alter genau einzuschätzen und Marta sah nun einmal eher nach jungem Mädchen als reifer Frau aus. Also blieb ihr nichts übrig als den Ausweis herauszukramen. Du willst doch bloß meinen Namen und bist zu feige zu fragen! Nur gut, dass darauf wenigstens keine Telefonnummern standen. Sein Zwinkern als sie ihm den Schein entgegenhielt, machte das Ganze zur Gewissheit. Er warf einen kurzen Blick auf das Papier und stolperte dabei wohl tatsächlich über ihr Geburtsdatum. Als ihm bewusst wurde, dass er sich wohl in die falsche Richtung verschätzt hatte, trat ein Grinsen auf ihre Züge. Auf seinen Winken nahm sie sie den Ausweis zurück, zwinkerte ihm frech zu und begab sich nach drinnen.

Das violette Kleid präsentierte sich verhältnismäßig zahm. Zwar war es trägerlos, doch weder vorne noch hinten besonders weit ausgeschnitten. Dass es recht wenig Bein verdeckte, wurde durch die dunkle Strumpfhose relativiert. Wer genauer hinsah, würde auf den zarten Schultern auch die durchsichtigen Träger erkennen, bevor falsche Gedanken aufkommen sollten. Alles in allem sexy, aber in einem Laden wie dem Hammer nicht übermäßig auffällig. Sie wollte schließlich nicht jagen. Unabhängig davon, ob der Besitzer nun in der Stadt war oder nicht, wäre das sicherlich eine Nummer zu dreist. Obwohl... Das Angebot war schon lecker und ein ganzes Stück reichhaltiger, als in den vergleichsweise mickrigen Studentenclubs im Norden. Sicherlich Studenten.... Klar, wer sonst würde an einem Sonntagabend hierher kommen.
 
Im Ab-18-Bereich des Black Hammers gab es heute einen besonderen Themenabend für den Enio absolut nichts dafür konnte, da er sich grundsätzlich aus den Geschäften von Phillip heraushielt und ihn alleine schalten und walten lies. Der Themenabend war aber tatsächlich etwas, daß Enio etwas nervte aber ihm ebenfalls ein leichtes Schmunzeln auf die Lippen zauberte. Natürlich nur im versuchten Ansatz, da in den meisten Nächten – und heute war einer der „meisten“ - ein Schmunzeln im Gesicht des Brujahs nichts zu suchen hatte und nur mit gutem schauspielerischen Können kurzzeitig dort hin gequält werden konnte. Philipp hatte sich heute den Themenabend „Vampire“ für den Kellerbereich ausgesucht und auf der Leinwand liefen von alten Bela Lusgosi Schinken bis hin zur Stummfilmversion von „Nosferatu“ alles mögliche. Der Ton war jedoch abgestellt und wurde durch Musik mit dem selben thematischen Hintergrund untermalt. Dabei durften natürlich Schinken von Bauhaus oder auch The Cure nicht fehlen und hin und wieder lief auch ein Stück von der Qualität eines „Dragula“ von Rob Zombie. Das volle Klischee nunmal. Aber es hatte durchaus ein nettes Flair und war nicht kitschig oder zu sehr auf Weiße–Westen-Vampir gemacht. Zwangläufig wurde dadurch natürlich das ganze Twilight Thema komplett ignoriert und ausgespart. Darüber wäre selbst Enio froh gewesen… wenn er gewußt hätte was zum Teufel das überhaup war. Doch glücklicherweise hatte die Ignoranz des Italieners in manchen Dingen sogar auch seine gute Seiten. Dieses war ganz sicher eine davon.

Der Themenabend hatte Enio auf jeden Fall dazu eingeladen nicht nach unten zu gehen und lieber erneut den Flipper etwas zu malträtieren. Der mochte das überhaupt nicht und ging gerade als Marta den Bistrobereich des Hammers betrat in den Tilt-Modus und Enio sah etwas genervt zu wie die verdammte Kugel nach unten kullerte und er nichts mehr dagegen tun konnte. Er war der Meinung, daß die Kiste viel zu sensibel eingestellt war und er das Gerät doch kaum angefasst geschweige denn gerüttelt hatte. Eine Meinung die der Gast, der Enio gerade zugeschaut hatte nicht teilte und vorsichtshalber schon mal einen Meter abgerückt war. Ihm war plötzlich eingefallen, daß es am anderen Ende des Raumes ganz plötzliche etwas viel interessanteres gab als hier neben dem Flipper… oder Pinball wie man neuerdings wohl sagen mußte.

Der Brujah-Primogen hatte nicht vor jemand anderen an das Spielgerät zu überlassen und warf erneut ein 2€ Stück ein. Irgendwie war das ganze nervig und entspannend gleichzeitig. Enio war nur auf einem kurzen Abstecher ins Hammer gekommen und hatte heute Nacht noch einiges vor. Zeit für zwei bis drei Spielchen blieben aber immer. Das Marta das Hammer betrat bekam Enio nicht mit. Er kannte sie zwar vom Sehen aber sie hatten noch kein Wort miteinander gewechselt. Vielleicht fiel der Brujah-Primogen der Clanlosen ja auf. Wenn ja dann blieb immer noch die Frage ob sie sich überhaupt was zu sagen hätten oder ob sie lieber ungesehen in eine der anderen Ebenen huschen wollte. Es wäre jedenfalls ein Leichtes für Marta von Enio nicht bemerkt zu werden. Sie hatte ja auch keine Verpflichtung bei ihm vorstellig zu werde nur weil sie sich im Black Hammer aufhalten wollte.
 
Die Treppe hinab und schon stand sie in einer Art zentralem Raum, gefüllt mit einer doch beeindruckend großen Anzahl von Personen. Nicht schlecht, der Laden... Täglich geöffnet und scheinbar gut besucht - das Hammer könnte durchaus als primäres Jagdgebiet für eine kleine Brut von Blutsaugern herhalten. Wenn der Club sich dann auch noch wirtschaftlich rechnete besaß der Alte hier einen Vampir-Himmel auf Erden. Zumindest, sollte er ähnliche Jagdtechniken bevorzugen wie Marta. Jung genug sieht er ja aus... Zwar hatte sie Pareto bisher nur ein einziges mal gesehen, doch das war ausreichend, ihn sich hier vorzustellen.

Gegenüber an der Treppe stand ein weiterer Türsteher. "Vampire"-Themenabend? Gibts das hier öfter? Den Gedanken sich das ganze vielleicht etwas näher anzusehen schob sie erst einmal beiseite. Zum einen stand ihr nicht der Sinn nach einer weiteren Kontrolle, zum anderen käme sie sich dort vermutlich wie im falschen Film vor. Später vielleicht. Marta ging das gelesene im Kopf durch. Das Hammer war erst neu eröffnet worden, die Eröffnungsfeier lag noch nicht so weit zurück. Interessant sind die Auftritte. Damit hatte die Tür rechts niedrigere Priorität. Dann also zu Dance-Floor!

Die junge Frau schritt nach links, allerdings ohne besondere Eile. Auch wenn sie nicht dafür hier war, konnte sie es nicht lassen, sich die potentielle Beute zumindest einmal - unauffällig natürlich - anzusehen. Eigentlich könntest du schon einen Schluck vertragen... Daran war natürlich nicht ernsthaft zu denken. Der Club befand sich in fremden Händen und wurde vermutlich überwacht. Das kurze Vergnügen konnte da schnnell tödliche Folgen haben. Also nur anschauen, nicht anfassen.

Türsteher und Barkeeper waren beide nicht ganz ihr Fall, da schon eher der Schwarzhaarige, der den Automaten malträtierte. Junge, mach das Ding nicht kaputt! Marta wusste sowieso nicht, was Leute daran fanden, diese dämliche Kugel nach oben zu schnippen bis sie dann doch einfach seitlich hinabrollte, ohne dass man etwas dagegen tun konnte. Aber wenn man den Herren so ansah, dann galt es wohl der Frustbewältigung. Irgendwie schon... Moment! Sie hielt inne und dah dann doch etwas zu auffällig in seine Richtung. Ist das nicht... War er nicht abgereist? ...ja, er ist es! Okay, das lief jetzt nicht wie geplant, aber sie konnte sich ja nicht einfach vorbei schleichen. Auch mal etwas neues...

"Einen schönen guten Abend!"

Ob sich Enio nun an die zarte Stimme erinnerte oder nicht, die Worte waren eindeutig an ihn gerichtet. Sollte er sich umwenden würde er eine junge, anziehende Frau vorfinden, die ihn freundlich ansah. Als Ahn hatte hier er das seltene Vergnügen Marta sogar relativ locker zu erleben, auch wenn sie bei näherem hinsehen dann doch wirkte wie ein Lehrlingsmädchen, dass plötzlich ihrem Chef über den Weg gelaufen war. Wenn du einen Knicks willst, musst du dir einen besseren Platz aussuchen. Wenn er überhaupt wusste, wer die Kleine war.
 
Enio war nicht unbedingt in seinem kurzweiligen und auch leider recht erfolglosen Spiel vertieft. Soviel konnte er Flipper dann doch nicht abgewinnen. Daher bemerkte er aus dem Augenwinkel, dass sich ihm jemand näherte. Das war nicht ungewöhnlich und war heute Abend schon mehr als einmal der Fall gewesen. Daher rechnetete der Brujah mit dem bereits Gewohnten und ging davon aus, daß irgendjemand ihm bei spielen kurz zusehen wollte, sich hinten anstellte, weil er genau diesen Pinball sipelen wollte oder irgendein Saftbeutel ihm seine Aufwartung machen wollte. In der Regel waren das Frauen, die Enios Ausstrahlung mehr anziehen fanden als ein Zeichen sich von ihm fern zu halten. Manche Ladies standen nunmal auf Bad-Guys und Enio wirkte allzu oft etwas beunruhigend und manchmal sogar gefährlich. Viele liesen sich davon abschrecken… manche zog es eher an.

Enio spielte weiter und ging davon aus, daß sein bisheriges Ignorieren auch weiterhin funktionieren würde. Die Person trat an ihn heran… und es sprach. Enio war kurz geneigt einfach nicht zu reagieren aber schon alleine die Anrede einen schönen guten Abend war für dieses Etablisement etwas ungewöhnlich und einfach zu steif. Daher kam Enio nicht umhin zur Seite zu schauen um Marta anzusehen. Der Augenblick war sehr kurz und der Brujah-Primogen machte tatsächlich Anstalten sich gleich wieder ohne ein Wort dem blöden Flipper zuzuwenden. Es dauerte dann tatsächlich eine Sekunde bis Enio klar war, daß er dieses Mädchen… diese Frau schon einmal gesehen hatte und zwar in Vampirangelegenheiten. War das nicht bei dem Fest an dem Abend als er die Stadt verlassen mußte? Oder bei einer dieser Versammlungen im Cafe? Letztendlich spielte es keine Rolle. Sie war eine der Blutsauger und daher wechselte Enio vom Ignorieren übergangslos zur vollen Aufmerksamkeit. Er spielte zwar immer noch weiter, sah dabei aber nicht mehr auf das gerät, sondern zu Marta. Hübsche Lady… wirkte irgendwie zerbrechlich… konnte aber natürlich immer täuschen. Enio war weit davon entfernt sich einzubilden aufgrund des Äuseren einem Kainskind einen Clan zuornen zu können oder zu wollen. Das Klischee gab manchmal durchaus plausibel vor, daß eine wie Marta als Toreador oder Ventrue durchgehen könnte aber was bedeutete das schon? Auch Tzimiscen waren manchmal überirdisch schön.

Nachdem Enio etwas zu lange die anderen Vampirin stumm angschaut hatte, nickte er ihr begrüßend zu während in diesem Moment der Versuch Pinball zu spielen ohne hinzusehen kläglich scheiterte und die Kugel fast schon hämisch in der unteren Mitte des Tisches Verschwand. „Ah… guten Abend. Willkommen im Black Hammer.“ Die Stimmer klang wenig einladend und hatte trotz der relativ feundlichen Wortwahl einen mürrischen Unterton. Mußte ja nichts bedeuten. Der Brujah wandte sich zu Marta und lehnte sich lässig an das Spielgerät. Er schien tatsächlich hier herein zu passen. Vom Aussehen wie Anfang bis Mitte 20 und gekleidet wie man sich fast überall blicken lassen konnte ohne aufzufallen. Natürlich nur dort wo man mit einem T-Shirt nicht aneckte auf dem stand: Wenn dich das Leben fickt. Dann warte bis es kuscheln will! Enio hatte entweder einen starken Bartwuchs oder aber hatte den Kuß mit einem Drei-Tage-Bart empfangen. Letzteres war wohl warscheinlicher. Ein paar Strähnen seines halblangen, schwarzen Haares fielen ihm ins Gesicht und dunkle Augen, die einen anblickten liesen nichts gutes erhoffen und wirkten in so mancher Hinsicht gefährlich. Auser wenn man genau das wollte.
Enio Pareto passte aber auch noch aus einem andefen Grund sehr gut hierher. Er wirkte für einen Ahnen sehr lebendig und mischte sich hervorragend unter die Menschen. Nichts verriet, daß er schon recht lange auf dem Antlitz dieser Erde wandelte und menschliche Regungen ein Stück weit hinter sich gelassen haben könnte.

„Enio Pareto. Ich kenn sie vom Treffen in der Villa… aber ich weiß ihren Namen nicht.“ Bisher war der Brujah-Ahn doch recht umgänglich. Fast nett. Aber warum auch nicht? Er war bei Martas Ankunft in Finstertal Herr über diese Stadt gewesen aber das mußte ihn ja nicht zwangsläufig zu einer Art weltfremden Monster machen. Er machte jedenfalls nicht den Eindruck als ob er weder an diesem Ort noch an einem anderen von Marta oder einem anderen einen Knicks oder eine Verbeugung erwarten würde.
 
Es gab mehrere Gründe für die steife Anrede. Einer war, dass sie damit wesentlich besser auf sich aufmerksam machte als mit einem kurzen 'Hallo!' oder 'Hi!'. Auf der anderen Seite hatte sich Marta dann doch einfach nicht getraut, den Ahnen mit einem lockeren Gruß anzureden, Diskothek hin oder her. Sie musterte ihn kurz. Gutaussehend ja, doch für ihren Fall etwas zu mürrisch. Das Shirt brachte sie zum schmunzeln. Und das bei einem Ahnen auf der Brust... Marta sah mit einem Lächeln auf, das durchaus Flirtcharakter besaß. Ob es wirklich als solcher gedacht war, konnte man nicht sagen, doch es passte letztendlich hierher.

"Marta Hagen, danke! Ja, wir hatten kurz das Vergnügen. An dem Abend mit der wunderbaren Gitarrenmusik..."

Die Andeutung eines Lachens trat auf ihre Züge. Natürlich sollte klar sein, auf welche Musik sie anspielte. Und dass diese alles andere als 'wunderbar' gewesen war. Was hat der überhaupt gespielt? Zufällige Töne, ein Lied oder sogar mehrere? Unwichtig, sie war nicht hier um Enio zu fragen, wie die Playlist eines Irren aussah. Stattdessen legte sie den Kopf leicht schräg um und sah ihn mit wachen Augen an. Unwillkürlich verlagerte sie ihr Gewicht. Nur eine kleine Bewegung, sowohl anmutig als auch ein wenig schüchtern.

"Ich bin heute zu ersten Mal hier - ich hoffe das ist soweit in Ordnung."

Ihr Blick fügte noch ein recht eindeutiges 'Ich mache auch nichts kaputt - versprochen!' an, das sie dann aber doch lieber nicht aussprach. Es sah so aus als wäre die junge Frau tatsächlich hier um dem Hausherren die Aufwartung zu machen. Unter anderem zumindest, schließlich wusste sie ja bis vor kurzem nicht einmal, dass der Brujah wieder in der Stadt war. Gerade lange genug weg, um nicht auf den Thron zu kommen? Wäre interessant zu wissen, doch nichts wonach sie jemals fragen würde. Ahn bleibt Ahn.
 
Marta hatte durchaus erreicht was sie wollte. Sie hatte auf sich aufmerksam gemacht. Dabei spielte es keine Rolle ob das ihr ursprünglicher Plan war oder ob sich das einfach so ergeben hatte. Es war relativ leicht von Enio ignoriert zu werden aber wenn man einmal seine Aufmerksamkeit hatte, dann war sein Fokus in der Regel scharf und neigte nicht zum Abschweifen. Das galt vor allem natürlich für diejenigen, die negativ aufgefallen waren. Auf Marta traf das aber bis jetzt ganz sicher nicht zu. Sie verhielt sich perfekt und etwas an ihr fand der alte Brujah gut… er wußte nur noch nicht was! Ihr Aussehen und ihre Wirkung auf Männer war es wohl kaum, da Enio auf solche Dinge schon lange nicht mehr ansprach. Oder zumindest nicht so wie es ein Mann tun sollte. Egal! Der Turiner war selten in der Stimmung sich über solche Dinge lange Gedanken zu machen. Ein erster kurzer Eindruck war eben manchmal nur das und mehr nicht… ein erster und kurzer Eindruck. Manchmal verpuffte der schneller als Ein Flohfurz.

Marta Hagen also. Sie stellte sich jedenfall nicht gleich mit Clan und Status vor. Im Grunde interessierte Enio das auch nicht und er würde sicher nicht nachfragen. Falls sie zu den Brujahs gehören würde, hätte er das auf jeden Fall schon mitbekommen.
Enio verzog ein wenig das Gesicht. „Gittarenmusik… ja. Alles andere als wunderbar aber das brauch ich ihnen ja nicht zu sagen. Ich vermute sie haben den Typen seither nicht noch einmal getroffen oder?“ Immer noch ganz der Sheriff oder Kriegsherr? Vielleicht war der Italiener aber auch einfach etwas nachtragend und wollte Dinge wie den emotionalen Angriff des Malkavianers nicht auf sich beruhen lassen.

Durch ihre zurückhaltende Art ging die mögliche Mehrdeutigkeit ihrer Worte fast unter. Enio hätte es fast überhört. Sie fragte ihn doch nicht wirklich ob es in Ordnung wäre hierher zu kommen? Vor allem nachdem er ihr schon in einer überschwenglichen Anwandlung von Freundlichkeit ein Willkommen entgegen gebracht hatte. Was für Enios Verhältnisse echt mal eine Glanzleistung an zwischenmenschlicher Konversation war. Mit „ich hoffe das ist soweit in Ordnung“ wollte sie eventuell fragen ob sie sich hier nähren konnte und das Black Hammer als ihr Jagdgebiet benutzen durfte. Ihr Blick untermalte das ein wenig. Soweit sogut… Enio würde es ihr nicht so leicht machen um auf das gesagt zwischen den Zeilen einzugehen. Sie würde ihn schon fragen müssen. Also einfach mal blöd gestellt und schauen was kommt. Man mußte nicht immer gleich zu clever auf andere wirken. „Sicher ist das in Ordnung wenn sie hierher kommen. Sie wissen ja sicher das das hier kein Elysium ist. Also gleiche Regeln wie auf der Straße. Ungeachtet dessen, daß das Gebäude sich auf Toreadorgebiet befindet ist das Hammer natürlich Brujahdomäne. Oder um es genau zu sagen… meine.“ Einfache Fakten. Fakten die eigentlich allesamt schon bekannt gewesen waren. Zumindest ging Enio davon aus. Vermutlich spielte jetzt der Turiner das Spiel etwas zu sagen indem er etwas anderes aussprach. Er hatte Marta gerade keine Abfuhr erteilt aber ihr vielleicht mitgeteilt, daß man manche Dinge aussprechen mußte um sie gesagt zu haben.

Immer noch angelehnt an den Automaten beugte sich der Brujah-Primogen etwas nach vorne und kam dabei Marta etwas näher. „Noch was… niemand des Personals oder auch nicht der Geschäftsführer hier weiß etwas über unsere Art. Das erklärt hoffentlich auch diesen furchtbaren Themenabend im unteren Bereich. Ich kann ihnen versprechen… ich habe nichts damit zu tun.“ Hätte man das jetzt noch mit einem charmanten Lächeln untermalt wäre es vielleicht wirklich lustig gewesen und wäre fast als smarter Gesprächansatz durchgegangen aus dem ein netter Abend entstehen hätte können. Aber so… wirkte es doch etwas trocken. Enio war in solchen Situationen immer noch schlechter einzuschätzen als sonst. Wenn er einen rotzigen Kommentar abgab, der seinen Gegenüber als Vollidioten darstellte oder ihm drohte, war es immer viel leichter. Aber Marta hatte in diesem Punkt das Glück oder auch Pech des Unwissenden.
 
"Nein, aber das hätte ich auch nicht erwartet. Wenn er überhaupt noch in der Stadt ist, wird er sich wohl bedeckt halten."

Auf Clan und Status könnte er lange warten. Letzerer war nicht der Rede wert und ersterer schlichtweg nicht vorhanden. Außerdem war es nichts, was sie hier bereden wollte. Einer der Nachteile an Martas Erscheinung war nunmal, dass sie nicht gerade unauffällig daherkam und es wäre nicht verwunderlich, wenn in eben diesem Moment einige Augenpaare auf ihren Rücken - oder tiefer - gerichtet waren. Nicht die besten Voraussetzungen um brisante Themen zu besprechen. Und alles was die Maskerade betrifft, ist brisant. Sie strich eine Strähne aus ihrem Gesicht. War sie dabei etwas näher gekommen? Jedenfalls blieb der Abstand weiterhin respektvoll.

Die Kleine schien mit seiner Antwort durchaus zufrieden zu sein. Scheinbar fand sie es sympathisch, dass Enio nicht zu denjenigen gehörte, die speziellere Vorstellungen hatten. Ich habe schon verstanden - das ist dein Revier. Auf die Jagd wollte sie hier nicht gehen, geschweige denn danach fragen. Marta sah keinen Grund, warum er es ihr einfach so gestatten sollte. Ein solches Privileg gab man in der Regeln nur gegen den ein oder anderen Gefallen her. Hätte sie mit dem Gedanken gespielt, diese zugegeben äußerst attraktive Quelle zu nutzen, dann wohl als Bezahlung für irgendwelche Dienste. Doch das war kein solches Vorstellungsgespräch.

"Ich habe nicht vor irgendetwas auszuplaudern. Und 'Vampire'? Das ist doch eigentlich ein ganz nettes Motto. Scheint ja wieder im Trend zu sein..."

Irgendwie war Enio die Untermalung wohl doch passiert, jedenfalls zauberte etwas ein süßes Grinsen in ihr Gesicht. Die Strähne rutschte wieder herunter, doch dieses Mal durfte sie, zumindest vorübergehend, bleiben wo sie war. Wäre der Film bereits erschienen, hätte Marta vielleicht sogar einen Kommentar zu glitzernden Vampiren gemacht, doch so war ihr die 'Twilight'-Reihe unbekannt.
 
Enios Erwiederung auf Martas Kommentar bezüglich des Malkavianers war kurz und nervig uninformativ. „Ist er immer noch und hat er leider nicht. Vermute mal, daß wir noch von ihm hören werden.“ Wollte Marta mehr wissen würde sie auch hier wohl nachfragen müssen. Machte der Brujah das mit Absicht? Jedenfalls war für ihn über dieses Thema alles gesagt. Er hatte ihren Informationsstand und hatte ihr mitgegeben, daß es weiterhin galt die Augen und Ohren offen zu halten. Es sei denn man gab nicht viel auf uralte Kainskinder, die aus dem Nichts auftauchten und alle manipulierte und mit den schlimmsten Dingen konfrontierte. Jeder mußte seine Prioritäten selbst ordenen.

Die hübsche Blutsauering ging nicht weiter auf Enios Verhandlungsbasis ein und sah offenbar davon ab das Black Hammer als Jagdrevier… pachten zu wollen. Auch recht. Finstertal war groß und es gab andere Clubs, Kneipen oder Kaschemmen in denen sich die Saftbeutel der Reihe nach aufstellten um benutzt zu werden. Man mußte sich ja auch nicht unbedingt aufdrängen. Wieder etwas, daß irgendwie auf der Habenseite des frisch angelegten Vampirkontos von Marta angelegt werden konnte. Erst Vorgestern hatte Enio eine Begegnung bei der sein Gegenüber ganz und gar nicht nach Enios Vorstellungen gehandelt hatte. Wie er sich gegeben hatte und auf welche Weise er mit Enio gesprochen hatte war überhaupt nicht der Stil des Brujahs und er hatte sich tatsächlich gefragt ob der Typ noch ganz richtig im Kopf war. Dieser merkwürdige Tremere war jedenfalls ein Typ mit dem sich Enio nicht lange abgeben wollte und er froh war, daß er wieder den Raum verlassen hatte. Marta hingegen verhielt sich so, daß man sich durchaus mit ihr länger unterhalten könnte ohne das Gefühl zu bekommen das Weite suchen zu müssen oder ihr eine aufs Maul zu geben. Wie es leider immer regelmäßig mit Jenny der Fall war. Es gab also doch noch Hoffnung bei den jüngeren Generationen. Vorausgesetzt die Tante war keine alte Vampirin, die Enio an der Nase herumführte. Wäre nicht das erste Mal.

Der Brujah-Ahn zuckte nichtssagend mit den Schultern. „Im Trend… ja irgendwie schon. Und das wird sich wohl noch lange halten. Da unten laufen auch Filme im Hintergrund… irgendwie witzig wie die Filmindustrie beziehungsweise die Literatur Vampire immer wieder erscheinen läßt. Auf unterschiedlichste Weise. Wobei sowohl die alten Schinken aus der Stummfilm oder Schwarz-Weiß-Ära einen lustigen Aspekt haben als auch die modernen Filme… mit viel Action, Rumgeballer und UV-Munition. Alles irgendwie unwirklich aber trotzdem mit einem Kern, der sich wiedererkennen läßt.“ Enio sah kurz an Marta vorbei und bemerkte tatsächlich zwei Typen die es nicht lassen konnten Martas unverholen anzustarren und dabei miteinander tuschelten als ob sie gerade die berühmte Männernotenskala von 1- 10 durchgegangen waren. Alleine Enios unbeabsichtig strenger Blick lies sie scheinbar zufällig in eine andere Richtung blicken. Der Brujah konnte nichts dafür. Warscheinlich dachten die Typen gerade was für ein unverschämtes Glück der Itakker doch hatte, daß ausgerechten er von Marta angesprochen wurde. Armselige, unwissende Idioten. Hormongesteuerte junge Männer, die keine Ahnung hatten wer sich vor ihren Augen gerade miteinander unterhielt und wie wenig das mit dem zu tun hatte was sie sich vielleicht gerade ausmalten. Aber auch solche Dinge gehörten zur Fassade. Das Spiel das es zu spielen galt und das sich mit jedem Jahrzehnt schneller zu verändern schien.

Enio zeigte durch eine Kopfbewegung mit der Kinnspitze in Richtung Ab-18-Bereich wo es die Treppen hinab ging. „Wollen wir kurz einen Blick rein werfen? Ich war selber noch nicht unten.“ Irgendwie erfrischend! Dieser erste Kontakt zwischen Marta und Enio schien sich doch tatsächlich als völlig normales Kennenlernen zwischen zwei Kainskindern zu entwickeln. So wie man sich nunmal kennenlernen konnte. Ohne sich gegenseitig mit Krallen und Klingen an die Kehle zu gehen… wie es beim ersten Aufeinandertreffen zwischen Enio und Meyye der Fall war. Ohne das er jemand gleich in Starre prügelte mußte… wie es bei Jenny der Fall war. Ohne das man sich auf einem Freidhof mit gezückten Waffen gegenüber stand und sich drohte… wie es mit der Geissel der Fall war. Und ohne das man jemand gegenüber hatte, der sich versuchte bei einem einzuschleimen nur weil man Primogen oder Sheriff war… wie es bei so vielen anderen der Fall war. Ja… das hier war doch mal etwas anderes. Enio wollte sich tatsächlich Mühe geben es irgendwie normal bleiben zu lassen. Womöglich gelang ihm heute Abend tatsächlich einmal ein ganz gewöhnlicher first contact. Es geschahen noch Zeichen und Wunder!
 
Oha, du bist dir aber ziemlich sicher... Ist er nochmal aufgetaucht? Sie sah ihn offenkundlich interessiert an - was man durchaus auch falsch interpretieren konnte, wenn man es darauf anlegte. Das Thema schien also recht hohen Stellenwert zu besitzen. Fast schien es als wollte sie ihre Frage ausformulieren, auch wenn nichts dergleichen passierte. Die Augen halte ich offen. Mehr aber wohl nicht, denn selbst mit einer gehörigen Portion Optimismus war es wohl ein viel zu großer Brocken für sie. Zumindest alleine. Du scheinst ihm ja auch nicht gerade angetan... Wieder ein Fall, in dem sie ihre Dienste anbieten könnte. Und wieder ein Fall, in dem sie es nicht tat. Wie sollst du da Ergebnisse liefern. Auf jeden Fall wusste sie, wer möglicherweise an solchen Dingen interessiert war.

Wenn sie sein Aufblicken bemerkte - davon war auszugehen - ließ Marta sich nichts anmerken. Es war ja gar nicht so falsch, dass Enio die Chancen der Herren enorm schmälerte, nur eben aus etwas anderen Gründen. Bei Vampirfilmen hast du Defizite. Sie kannte einige der gängigern Mythen. Sonnenlicht war so tödlich wie häufig behauptet wurde. Pflöcke funktionierten, auch wenn im Kampf eine gute Klinge vorzuziehen war. Silber, Kreuze... Marta hatte das als Kombination, auch wenn es sich nicht wirklich um ihr liebstes Stück handelte. Probleme mit Kreuzung hätten in der modernen Welt wohl zum Aussterben ihrer Art geführt. Was gab es da noch? Ach ja... Klassisch war wohl auch eine Allergie gegen Knoblauch. Johann konnte den Duft nicht ausstehen, aber alles was man damit erreichte, war seine Laune etwas zu verschlechtern. Außerdem bestand diese Abneigung wohl schon bevor er zum Blutsauger geworden war - zumindest laut eigener Aussage. Marta selbst mochte den Geschmack, empfand den strengen Geruch jedoch als antisozial. Vor allem am Morgen dann...

"Na klar, warum nicht! Vielleicht ist es ja sogar ganz lehrreich."

Auch wenn sie es eher im Scherz gesagt hatte, das Angebot schien bei ihr gut anzukommen. Natürlich war sie immer noch ein wenig angespannt - befand sie sich doch in der Gesellschaft eines vermeintlich mächtigeren Raubtiers - doch man bemerkte kaum etwas davon. Die junge Frau wirkte locker und fröhlich, ohne dabei den nötigen Respekt vermissen zu lassen. Sie wandte sich elegant zur Seite - eine Augenweide und ein sicheres Zeichen, dass sie sich der Situation bewusst war - während ihr Blick weiter am Italiener hing. Ein einladendes Lachen lag auf ihren Zügen als nun selbst den Kopf in die Richtung schob.

"Wollen wir?"
 
Martas interessierter Blick reichte Enio vorläufig und er konnte sich daraufhin einbilden, daß sie ihn verstanden hatte. Mehr als ihre Augen und sonstige Sinne offen zu halten und das bemerkte dann auch an die richtigen Stellen weitergeben konnte er im Moment nicht verlangen. Ihm war es wichtig, daß jeder mitbekam, daß es den Typen noch gab. Der Brujah selbst machte sich auch keine Illusionen, daß er alleine den Malkavianer in irgendeiner Weise aufhalten, beeinflussen, bekämpfen oder auch nur bequatschen konnte. Es war ja noch nicht einmal klar was er überhaupt wollte. Auser natürlich das Offensichtliche… auf die letzten Nächte hinweisen und ihrer aller Untergang prophezeihen. Nein danke… muß nicht sein!

Enio wandte sich um und lies die restlichen Spiele am Flippergerät dem nächsten Kunden übrig, der sich sicher nicht über ein freies Spiel beschweren würde. Der Brujah ging mit Marta an seiner Seite in Richtung Untergeschoß. Enio Pareto war kein muskelbepackter Klotz, der schon von Weitem aussah als wollte man sich nicht mit ihm anlegen und er auf Streit aus war. Er war eher der drahtige und schlanke Typ und bewegte sich elegant in der Menge. Seine Köperhaltung und die daraus resultierende Sprache zeigte genügend Selbstbewußtsein um nicht grimmig schauen zu müssen und trotzdem ungehindert und nahezu ungestreift sich durch die Gäste seinen Weg zu bahnen. Es war wohl eine unterschwellige Präsenz wie sie manchmal bei älteren Kainkindern zu erkennen… oder zu fühlen war. Nur bei Enio lag sie nicht so sehr auf der Ebene wie es bei so manch einem Toreador oder Ventrue war und Führungspersönlichkeit oder Herrschertum ausstrahlte. Der Italiener signalisierte auf subtile Weise, daß es einfach ein gute Idee war ihm aus dem Weg zu gehen und ihm nicht blöd in die Quere zu kommen. Die meisten Gäste machten ganz unbewußt und oft ohne genau hinzusehen den Weg frei und ließen Enio durch. Sogar der seperate Türsteher vor dem Erwachsenebereich schien bereits von Weitem auf Enio aufmerksam zu werden und öffnete ihm und Marta wortlos die Tür. Dem genauen Beobachter konnte sich der Eindruck aufdrängen, daß sogar der Brujah selbst das Ganze nicht richtig wahrnahm und alles ganz beiläufig geschah. Es wirkte völlig natürlich.

Beim Eintreten des Untergeschosses zeigte sich dann auch in den Detaills, daß Enio zwar umgänglich war aber ihm nicht bewußt war, daß man eine Dame vorlies und ihr dann auch noch die Tür aufhalten könnte. Der Brujah-Primogen war also noch ein gutes Stück davon entfernt sich Gentlemen schimpfen zu dürfen. Aber was sollte man erwarten?
Dieser Bereich des Black Hammers hielt was sein Ruf – sofern man schon etwas davon gehört hatte – jemals versprochen hatte. Die Einrichtung war gemütlich und eine angenehme Schlichtheit paarte sich mit dem durchaus gut umgesetzten Thema das Abends. Auf der Leinwand liefen wie angekündigt Vampirfilme. Aber wenn man sein Auge eine gewisse Zeit auf dem Gezeigten lies, wurde schnell klar, daß sich jemand Arbeit gemacht hatte und ein Sammelsurium aus den unterschiedlichsten Vampirfilmen zusammengeschnitten hatte. In einem unsteten Rythmus wechselten die Szenen und mit ihnen die Filme. Nur selten war Filmschnippsel länger als 15 Sekunden zu sehen aber es genügte oft um den Film zu erkennen. Natürlich nur für jemand, der wenigstens ein klein wenig Ahnung von der Filmkategorie hatte. Bein Eintreten von Marta wechselte gerade die Szene und man sah noch kurz ein paar bewegte Schwarz-Weiß Bilder aus Murnaus Nosferatu, die im Moment durch einen 80er Jahre Streifen Near Dark abgelöst wurde. Die Wild West Szenerie schien ein harter Übergang zu bilden aber man sah sowieso kaum etwas davon, da die Filme meistens gleich ans Eingemachte überblendeten. Das bestand nunmal aus genau zwei Hauptteilen. Blut und nackte Körper. Wobei man recht schnell merkte, daß der erotische Touch eine größere Rolle spielte als der gewalttätige Teil. Aber man würde wohl zu weit gehen, wenn man behaupten würde das er zu kurz kam. Während dem Auge die schönsten Tittenszenen aus der Bram Stokers Verfilmung Dracula mit Gary Oldman gezeigt wurden und gleich darauf wieder – man konnte es kaum erraten – Titten und knackige Ärsche von den wirklich hässlichen Untoten aus From Dusk till Dawn präsentiert wurden, bekamen die Gäste auf Wunsch ihre Getränke serviert. Selbstverständlich von recht reizenden Bedienungen, die allesamt leichenblass oder teilweise blutüberströmten präsentiert wurden und manche trugen sogar künstliche Fänge oder Kontaktlinsen, die raubtierhafte Blicke vorgaukelten. Teilweise hatte im Black Hammer auch die Gleichberechtigung Einzug gehalten. Es waren mindestens 2 hübsche und knackige Männer auszumachen, die ebenfalls servierten. Sex sells! Aber man merkte trotzdem das nunmal der männliche Geldbeutel da etwas empfänglicher war als der weibliche und daher kamen auf die 2 jungen Männer mindestens 4 bis 5 weibliche Vampirbedienungen. Typisch… aber irgendwie verständlich.

Die Fimszenen wurden tonlos prässentiert während die Hintergrundmusik in der Regel nichts mit den Filmem zu tun hatte. Das Thema war das gleiche und die Auswahl dazu natürlich auch riesengroß. Die Lautstärke war so, daß man seine Stimme leicht erheben mußte aber man noch weit davon entfernt war sich anschreien zu müssen. Eigentlich recht angenehm. Im moment lief Dead and Buried von Alien Sex Fiend und dazu wurde auf der Leinwand die äußerst verstörende Szenen aus Irma Vep gezeigt. Wer einmal Maggie Cheung in einem hautengen Latexkostüm gesehen hat wird sich nie wieder Kate Bekingsale in Underworld anschauen wollen. Es gab einfach Dinge auf der Welt die konnte man nicht mehr toppen. Enio steuerte auf die Bar zu und wollte wohl nicht in einer der gemütlichen Sitzgruppen Platz nehmen. Es sah sowieso recht voll aus. Als die Bedinung auf sie aufmerksam wurde winkte der Brujah gleich ab. Er kannte die Gewohnehiten von Marta nicht aber er ging davon aus, daß es auch für sie keinen Sinn machte, wenn er sie auf einen Drink einlud. Der Ahn saß lässig auf dem Barhocker. Mit einer Arschbacke auf den Leder und einen Fuß zur Stütze auf der Barstange. Ohne Marta näher zu kommen als es nötig war lehnte sich Enio ein wenig nach vorne. Egal welches Thema sie wählen würden… eine relativ leise Unterhaltung war dem Brujah immer lieber als eine laut geführte. „Wir müssen hier nichts trinken. Macht sich keiner Gedanken darüber.“ Es war definitiv ein Vorteil wenn man sich in einer Lokalität aufhielt, die einem selber gehörte. Man mußte nicht selbst sein bester Gast sein oder es vorgaukeln. Marta konnte den Raum in Ruhe auf sich wirken lassen und sich ein Bild machen. Apropos Ruhe… an seinen Entertainerfähigkeiten mußte der Turiner sicherlich auch noch arbeiten. Eine angeregte Konversation war zumindest momentan nicht gerade das was er seinem Gast zu bieten hatte. Sie würde es wohl verkraften müssen… oder eben selber das ganze anstoßen.
 
Marta fiel das Verhalten der Anwesenden natürlich auf. Es war nicht schwer zu erkennen worin die Ursache lag. Der Italiener schritt durch das Hammer wie ein Löwe durch sein Reich. Und im Gegenzug wurde er auch so behandelt. Sieh an, die Gäste wissen also, wer der Boss ist. Manche mochten ihn vielleicht kennen doch andere traten aus dem Weg, weil sie den Eindruck hatten, damit das Richtige zu tun. Bei einigen wenigen konnte man sich sogar ein wenig Furcht einbilden. Jedenfalls hält nuns niemand auf. Sie lief anmutigen Schrittes hinter ihm her, wie selbstverständlich auf eine Weise, welche eindeutig signalisierte, dass sie zu ihm gehörte. Auch wenn das Klacken der Absätze in der Geräuschkulisse unterging, konnte sich Enio jederzeit sicher sein, dass sie direkt hinter ihm war. Einem besonders aufmerksamen Betrachter würde auffallen, dass sie ganz natürlich einen respektvollen Minimalabstand hielt, der jegliche Aufdringlichkeit eliminierte, ohne dabei wirklich Distanz auszudrücken. Es war für sie einfach normal - entsprechend verschwendete sie auch keinen Gedanken an Enios fehlendes Gentlemen-Gehabe. Mit höflichem und zuvorkommendem Verhalten hätte er sich zwar ein paar gehörige Pluspunkte verdient, doch erwarten würde die Clanlose nichts dergleichen. Schon gar nicht von einem ranghöheren Blutsauger - sprich: so ziemlich jedem Vampir in der Stadt.

So passierten die beiden den weiteren Türsteher unbehelligt und stiegen in die Tiefe. Auffällig war die große Bar, um die sich einige Sitzgruppen reihten. Auf der Leinwand war noch kurz das Bild eines hässlichen Mannes mir Glatze und riesigen Ohren zu sehen, bevor die Szene wechselte. Die Gäste in dem raum schienen sich uneins zu sein, wem sie mehr Aufmerkamkeit schenken wollten: der eigenen Begleitung, dem Geschehen auf der Leinwand oder der sehenswerten Bedienung. Diese war eher spärlich gekleidet und eindeutig auf Blutsauger getrimmt. Fänge, bleiche Haut und falsches Blut... nicht schlecht. Auch wenn vernünftige Vampire sich in der Regel beim Essen nicht vollschmierten wie Zweijährige. Trotz allem sahen vor allem die Herren zum Anbeißen aus. Obwohl Nikola ja auch ganz lecker war... Trotzdem hatte sie ihre Präferenzen.

Allerdings würde sie auf die Bedienung verzichen müssen, denn Enio stieg weder nach rechts auf noch nach links ab. Stattdessen hielt er genau auf das Herzstück zu - die Theke. Ganz schön voll hier. Man konnte sich gerne ausmalen, was an anderen Wochentagen los war. Das gibt dem Türsteher oben eine ganz neue Bedeutung. Man konnte davon ausgehen, dass sich die Aktivität in den nächsten Jahren wohl etwas herunter fahren würde. Doch im Moment war das nagelneue Hammer ein Besuchermagnet - sicherlich zum Leidwesen anderer Clubs. Den einzigen freien Hocker reservierte Parteo gleich mal für sich selbst - auch gut. Marta stellte sich erst einmal dekorativ daneben. Keine zwei Sekunden später wurde ihr ein Platz angeboten. Ob es an ihr, Enio oder einfach nur der Tatsache lag, dass der junge Mann sein Getränk erhalten hatte, er bekam ein umwerfendes Lächeln zur Belohnung. Nachdem sie geschickt auf den Hocker geklettert war, wandt sie sich wieder zu Enio.

"Ach - muss man hier denn sonst etwas trinken? Ehrlich gesagt ist es mir gleich, ich trinke auch hin und wieder weniger starke Sachen."

Karten auf den Tisch also. Obwohl diese Fähigkeit ja doch recht häufig bei ihresgleichen vorkam. Sie warf einem Blick in den Raum. Wenn sie an der ein oder anderen stelle hängen blieb, bemerkte man nichts davon. Letztendlich legte sich der wache Blick wieder auf ihn.

"Wenn ich mir eine Frage erlauben darf... Es hieß sie hätten die Stadt verlassen?"

Vielleicht nicht wirklich das dezenteste, doch am Ende immer noch besser als diverse andere Themen. Wollen wir mal sehen wie du tickst.
 
Enios Blick für den Raum beschränkte sich im Grunde auf die Kundenanzahl, die mit einem zufriedenen reichlich benotet wurde, und der Umsetzung des Themenabends. Obwohl Enio nicht viel Gespür und Sinn für solche Sachen hatte, glaubte er beurteilen zu könne, daß der ganze Kram relativ gut umgesetzt war und offenbar bei den Kunden gut ankam. Also was wollte man mehr? Ein Auge für Details wollte sich Enio nicht gönnen und das besaß er in solchen Dingen auch nicht.

Er besaß aber durchaus ein Auge für Details wenn es um Gesprächspartner, Verhandlungspartner oder Gegner ging. Dabei galt es irgendwie immer sich bestimmte Dinge einzuprägen und ein aufmerksames Auge und Geist zu bewahren. Oder zumindest sein Bestes zu geben. Bei Marta gab es jedenfalls nach Enios erstem Eindruck nach keine Besonderheiten. Zumindest keine die auffielen und schon gar nicht negativ. Sie war zweifelsohne eine sehr hübsche Frau, wirkte zurückhaltend aber höflich und wußte sich elegant zu bewegen. Auch hier war immer eine Zurückhaltung und höfliche Dinstanziertheit zu bemerken. Das sagte natürlich überhaupt nichts über sie aus und dafür gab es auch von Enio keine Wertung. Aber es gab vom Brujah-Ahn zumindest für dieses Verhalten die Möglichkeit für einen weiterhin normal verlaufenden Abend bei dem er sich seinem Gesprächspartner gegenüber angemessen verhielt. Nervte man den Italiener waren Gepspräche mit ihm meistens sehr schnell beendet und er beschränkte sich auf das absolute Minumum. Ärgerte man Enio oder verhielt sich sogar respektlos oder aggressiv ihm gegenüber hatte man schnell ein Problem. Marta war von beidem noch sehr weit entfernt.

Daher sah er auch keinerlei Problem in Martas Frage über seine kurzzeitige Abwesenheit aus Finstertal. Die Frage zuvor über die mutmaßliche Pflicht etwas zu trinken hatte er lediglich mit einem nichtssagenden Schulterzucken kommentiert… ohne wirklich eine Antwort zu geben. Über seine Abwesenheit für ein paar Nächte würde er sicher keine großen Erläuterungen zum besten geben aber es war ja schließlich auch kein Geheimnis, daß er für 4 Nächte im Ausland war. Auch hier fiel wieder auf, daß Marta die richtige Wortwahl hatte. Höflich aber nicht übertrieben katzbuckelig. Irgendwie sachlich und mit der Basis einer normalen Konversation. „Ja das ist richtig. Ich wurde aufgrund Clansinteressen aus der Stadt berufen um habe mich ein paar Nächte im Ausland aufgehalten. Bin aber seit gestern wieder in der Stadt.“ Das war zwar nicht ganz richtig, da Enio schon seit Vorgestern wieder da war aber er empfand das als völlig unwichtig bei dem momentanen Gespräch. Der Brujah präsentierte sowieso nur nüchterne Fakten. Er war wohl nicht unbedingt eine redseelige Plaudertasche und sprach von sich aus nicht sonderlich viel über die gestellte Frage hinaus. Aber vielleicht brauchte das ganze ja noch ein Warm-Up.

„Und sie? Wie lange genau sind sie schon in Finstertal? Die ganze Sache, die in den letzten paar Nächte so passiert ist haben sie ja offenbar überstanden. Waren sie auch…“ Enio hielt kurz inne, da eine Bedienung in ihre Nähe kam und trotz des Geräuschpegels durchaus Gesprächsfetzen von anderen aufgenommen werden konnten. Als sie sich wieder abwandte und wieder weiter weg war, fuhr der Brujah fort. „… Waren sie auch in die Kämpfe mit irgendwelchen Plagen verwickelt oder sind Garou begegnet?“ Entweder war das wirklich nur der Versuch ein Gesprächthema zu finden oder Enio Pareto wollte tatsächlich auch von Marta wissen wie sie tickte. Jedenfalls war es für Enio einfach auf diese Weise herauszufinden ob er hier vielleicht doch eine zart und zerbrechlich wirkende Vampirin vor sich hatte oder sie nur so wirkte und er mit einer erfahrenen und erprobten Kämpferin sprach. Falls sie sich den Plagen oder sogar Garou entgegengestellt hatte, konnte sie Enio auf jeden Fall schon mal in zwei verschiedene Kategorien einordnen. Entweder Kämpfertyp oder der andere Typ, der schon öfters in Finstertal sein Glück probiert hatte. Der suizidgefährdete Selbstüberschätzer!

Die Caitiff wirkte ganz und gar nicht wie Typ zwei aber woher sollte man sowas wissen? Enio warf einen Blick auf die Uhr. So angenehm die Unterhaltung war… so richtig viel Zeit hatte Enio heute leider nicht. Aber es war noch nicht so weit um unhöflich aufzustehen und fluchtartig den Raum zu verlassen.
 
Clansinteressen also? Dazu noch im Ausland - das alles sprach dafür, dass Pareto innerhalb des Clans der Gelehrten alles andere als ein kleines Licht war. Was hatte Johann gesagt? Ihn gerade jetzt abzuziehen, könnte weitreichende Folgen für den Clan haben? Dann war das wohl beabsichtigt. Immerhin hatte er dabei einen Großteil der Herrschaft dieser Archonten verpasst - eigentlich ganz praktisch. Sind die eigentlich noch in der Stadt? Buchet war wohl verurteilt und sie hatten einen neuen Prinzen. Wenn sie noch da sind, haben sie noch etwas anderes im Sinn... Marta dachte an diesen angeblich unsterblichen Ghul, um den sich Hexer und Kanalratten zanken sollten.

"Ich bin erst seit kurzem hier - nicht ganz zwei Wochen. Entsprechend sind die meisten der Konflikte an mir vorbeigegangen."

Im Klartext: Sie hatte sich nicht freiwillg zum Fronteinsatz beworben. Es gab also Hoffnung, dass sie ihren hübschen Kopf nicht von den Schultern gerissen haben wollte. Von der Blutjagd auf Liebenstein und Reser hatte sie erst im Nachhinein erfahren, ebenso von der Vernichtung Estebans auf derselben. Nicht gerade positive Motivation. Ähnlich wie auch Enio versicherte sich Marta, dass niemand in Hörweite war, wenn sie sprach.

"Bei der Aktion am Kunstmuseum war ich aber dabei. Da gab es Probleme mit irgendwelchen kleinen fliegenden Viechern. Plagen - ich weiß nicht, ob sie das meinen... der Name passt jedenfalls."

Ob man das jetzt wirklich Kampf nennen wollte: Die einzelne Plage hätte nicht die Spur einer Chance gegen sie gehabt, doch die schiere Masse drohte sie zu überwältigen. Wäre sie nicht rechtzeitig aus dem Schwarm herausgekommen oder hätte sich dieser nicht aufgelöst, die Monster hätten sie bei vollem Bewusstsein in Stücke gerissen - wenn auch unter enormen Verlusten. Deinen Rückzug sprichst du besser nicht an. Sie war überzeugt das Richtige getan zu haben, als sie das Feld geräumt hatte. Ihre Kampfstärke stark in Mitleidenschaft gezugen, blutverschmiert und hungrig wäre sie sicherlich zur Belastung geworden - für ihre Mitstreiter oder die Maskerade. Zu Fütterung warst du ja da - besten Dank Herr Trapper!

"Am Donnerstag gab es dann noch die Rettungsaktion, aber da saß ich bloß auf der Reservebank. Sicherlich gut so - einem Garou hätte ich wohl nichts entgegenzusetzen."

Marta war sicherlich nicht vollkommen wehrlos, doch gab es einen Unterschied zwischen einfachen Menschen oder auch Ghulen und diesen Bestien, die nicht wenigen Vampiren das Fürchten lehrten. Und von einem übergroßen Fellträger in Stücke gerissen zu werden, konnte man getrost in die Kategorie 'muss man nicht erleben' einordnen. Und das für irgendeinen dämlichen Ahnen, der im nächsten Atemzug gleich wieder verurteilt wird. Die Länge des Prozesses gegen ihn sprach da Bände.Herzlichen Dank für ihre aufopfernde Teilnahme - der Gerettete wird nun hingerichtet... Gut - das ganze deutete eher darauf hin, dass eine Vernichtung Buchets nicht vorgesehen war und er vermutlich immer noch unter den Lebenden weilte - wenn man das so sah.
 
Einer allzu menschlichen Gewohnheit nachgehend hoch Enio die Augenbrauen als Marta von ihren 2 Wochen in Finstertal berichtete beziehungsweise wie sie von ihr eingestuft wurden. Sie hatte eine interessante Wahrnehmung oder sie war seit ihrer Ankkunft immer zufällig zur richtigen Zeit am richtigen Ort gewesen.
„Zwei Wochen? Ich würde eher annehmen, daß sie während dieser Zeit eine Hochkonjunktur an Konflikten in Finstertal irgendwie verpasst haben. Das Hinwelken der Menschen in der Stadt. Zacharii und der ganze Dreck der mit ihm zusammehing inklusive der Portugisischen Witwe. Die Garouproblematik undsoweiterundsofort. Ist ja irgendwie erfrischend, daß es noch jemand hier gibt an dem diese Problematik… irgendwie vorbeigegangen ist.“ Es war schwer herauszuhören ob der Brujah-Ahn gerade ein gewisses Maß an Sarkasmus durchklingen hat lassen oder ob er jedes Wort genauso gemeint hatte wie er es gesagt hatte. Jedenfalls ging klar hervor, daß Enio es nicht nachvollziehen konnte was man genau getan haben mußte um die letzten Wochen an einem weitgehend vorbeiziehen lassen zu können.

Aber gut… sie hatte sich ja doch noch irgendwie beteiligt und war bei der Sache in der Kunstakademie zugegen gewesen. Das sich Marta keinen Garou entgegenstellen wollte beruhigte Enio hingegen sogar ein wenig. Er hätte sie neu einschätzen müssen, wenn sie ihm erzählt hätte, daß sie eigenhändig einem Werwolf den Kopf abgerissen hätte. Wobei ja so ein Gestaltenwandler durchaus auch empfänglich für emotionale und mentale Beeinflussung durch einen Untoten ist. Aber wer genau will schon seine Fähigkeiten auf diese Art und Weise unter Beweis stellen? „Ja ich glaube genau das habe ich gemeint. Plagen sind hier ja recht manigfaltig aufgetaucht. So klein das man sie in der Hand zerquetschen könnte und so groß wie ein Reisebus. Ich habe das letzte halbe Jahr leider mehr darüber gelernt als mir lieb war und muß eingestehen… daß ich glaub noch lange nicht alles verstanden habe.“ Ein Prahlhans oder Angeber war der ehemalige Kriegsherr jedenfall nicht. Er wußte um seine fehlenden Kenntnisse und wollte in keinster Weise einen anderen Eindruck erwecken. Oder er war ein Tiefstapler und stellte sich kleiner dar als er war. Man hatte oft eine 50:50 Chance.

„Hatten sie denn etwas mit dieser Geistererscheinung Mina zu tun oder haben etwas von ihr gehört?“ Der Brujah wußte ja nicht genau bei welchem Einsatz Marta mit dabei war. Oder war das auch ein Thema das an der Kleinen vorbei gegangen war?
 
Portugisische Witwe? Wer ist das jetzt schon wieder? Zacharii war ihr ein Begriff und die Sache mit der Krankheit - das galt für sie einfach nicht als Konflikt. Obwohl das noch ein Problem werden kann. Die Menschen schienen ihnen die Sache mit der Krankheitswelle oder dem Chemieunfall immer weniger abzukaufen. Die Maskerade war dünn und das konnte zukünfte Aktionen erschweren - oder in einem totalen Fiasko enden lassen. Dann sei besser vorsichtig bei der Jagd! Enio gab ihr jedenfalls einige neue Ansatzpunkte auch wenn ein leichter Vorwurf in seiner Stimme steckte. Obwohl man bei genauerer Betrachtung wohl darauf kommen dürfte, dass ein Blutsauger ohne die richtigen Verstrickungen, der sich nicht freiwillig zum Fronteinsatz meldete, wohl in etwa in Martas Situation ankommen dürfte. Du bist eben keine Heldin... Trotzdem zuckte sie leicht betreten mit den Schultern, bevor sie unverändert freundlich antwortete.

"Wie gesagt, ich bin neu und keine Kämpferin. Ich kann nur vermuten, dass es daran liegt... Was jetzt nicht heißen soll, dass ich etwa nichts von der Blutjagd mitbekommen habe. Ich war eben bloß nicht selbst dabei."

Dass sie gerade die Blutjagd erwähnte, war kein Zufall. Zum einen handelte es sich bei einem der Gejagten um ein Mitglied seines Clans. Zum anderen waren auch dort die Plagen aufgetaucht. Das war dann wohl die größere Variante. Wie zum Teufel hält man soetwas vor der Bevölkerung zurück? Vermutlich hatten sie einfach nur Glück gehabt, dass zu dieser Zeit... Oh! Der Gedanke war eigentlich ungeheuerlich. und doch irgendwie naheliegend. Du dummes Ding! Dass du darauf nicht eher gekommen bist! In bester Vampir-Manier war sie natürlich davon ausgegangen, dass die 'Krankheit' in gewisser Weise gegen ihre Art gerichtet war. Aber wenn das bloß ein Nebeneffekt... Das warf ein neues Licht auf die Sache und rückte einen Verdächtigen wieder nach vorne.

"Mina... ist mir nicht bekannt. Darf ich fragen, was es damit auf sich hat? Hängt das mit diesen Plagen zusammen?"

Ja, das war wohl auch an ihr vorbeigegangen. Was nicht an mangelndem Interesse zu liegen schien.
 
Enio war in mancher Hinsicht tatsächlich einfach gestrickt. Für ihn gab es Vampire, die zum kämpfen da waren und manche eben nicht. Die hatten dann irgendwo ihre eigenen Vorzüge oder nützliche Fähigkeiten. Warum sollte es bei den Blutsaugern anders sein als bei den Menschen. Der Brujah hatte jedenfalls schon mehr als genug Erfahrungen gemacht um Kainskinder, die scheinbar keine oder kaum körperliche Gegenwehr leisten konnten zu unterschätzen. Was brachte einem überirdische Stärke und Geschwindigkeit, wenn man sich plötzlich in der Lage sah gegen eine Horde anderer Kainskinder zu kämpfen, die allesamt urplötzlich dem vermeindlichen Gegener helfen wollten, weil sie ihn auf einmal total spitze fanden und ihre Emotionen nur in eine bestimmte Richtung gelenkt waren. Und die war nunmal darauf beschränkt dem mitlerweile unantastbaren Feind zu helfen und ihn zu beschützen. Oder man legte sich mit einem offensichtlich schächeren Nosferatu an… nur um schnell festzustellen, daß man zum einen plöztlich gar nichts mehr hatte auf das man einprügeln konnte und scheinbar alleine in der leeren Gasse stand, und zum anderen schnell merkte, daß man plötzlich viel mehr Gegner hatte als ursprünglich geplant… und dabei der Feind auch unblutige Angriffe auf so Dinge wie Daten und Hardware verübten… oder schlimmeres. Nein Der Italiener wußte um die Vorzüge von Spezialisten und er wußte auch wie gefährlich dieses sein konnten auch wenn sie sich nicht auf körperliche Auseinandersetzungen spezialisiert hatten.

Aus dem Grund wischte Enio die Worte von Marta, die fast einer Entschuldigung gleich kamen, mit einer beschwichtigenden Geste vom Tisch. „Ist schon in Ordnung.“ Für was genau Marta zu gebrauchen war und wo ihre Vorzüge lagen, würde der Primogen vielleicht noch herausfinden. Man hatte sich ja gerade mal erst kennengelernt und wenn sie kein isoliertes Dasein führen wollte, würden sie sich sicherlich noch öfters begegnen. Enio wußte immer noch nicht zu wem sie eigentlich gehörte oder wer für sie „verantwortlich“ war. Eine simple Frage könnte das ja recht einfach korrigieren. Aber aus reiner Höflichkeit sollte er wohl zuerst ihre Frage beantworten. Er würde es wohl nur oberflächlich schaffen aber das mußte reichen.

„Mina? Das kann ich nur ganz grob beschreiben, da ich von diesen Dingen nicht viel verstehe. Aber Mina muß wohl sowas wie ein Geist… Poltergeist oder irgendwas in der Art sein. Aber sie hat Macht und ist definitiv als feindseelig einzustufen. Man wurde auf sie aufmerksam… oder sie auf uns, als man sich in die alte Mine begeben hat. Ich kann nicht genau sagen was es damit auf sich hat.“ Den Bezug zur Rettung von Buchet in der alten Mine stellte Enio nicht her. Er war durchaus bereit sich auszutauschen aber jede Information würde er sicherlich Marta nicht geben. Er hatte schlechte Erfahrungen gemacht mit neuen Vampiren, die nett zu sein schienen und mit denen man sich nur allzu offen unterhalten konnte. Auch in dem alten Brujah wohnte manchmal ein sorgloser Trottel, der nicht immer alles hinterfragte bevor er es aussprach.

„Wer ist denn eigentlich ihr Primogen?“ Enio ersparte sich zusätzliche Formuliereungen wie wenn sie mir die Frage gestatten, oder wenn ich so neugiereig sein darf oder verzeihen sie meine aufdringliche Frage. Was sollte man erwarten? Marta unterhielt sich mit einem Brujah und der war nicht gewillt zu viele Klischees auf einmal zu brechen.
 
Die junge Frau lächelte in dankbar an. Er forderte also nicht, dass sie als braves Mitglied des Fußvolkes - wo man sie vom Verhalten her hinstecken konnte - doch gefälligst ihre Aufgabe als Kanonenfutter wahrnahm. Damit hatte Pareto noch ein paar Pluspunkte gesammelt. Auch wenn derartiges Vergehen eher im Sabbat anzutreffen war, gab es auch in der Camarilla Ahnen, die derartigen 'Einsatz' verlangten. Gerade von ihresgleichen. Ein Schelm, wer Böses denkt. Doch Enio wusste, ja nichts von ihre Abstammung - vielleicht wäre er sonst ähnlicher Meinung. Als Kanonenfutter würdest du wohl auch enttäuschen. Einen Werwolf würde sie wohl kaum nennenswert beschäftigen, bevor er sie zu hübschen kleinen Stücken verarbeitete.

"Verstehe. Wir haben also Werwölfe, Geister, diese Plagen-Dinger und dazu noch Abtrünnige in den 'eigenen' Reihen. Hört sich lauschig an..."

Den Zusammenhang zur Rettungsaktion stellte sie schon von alleine her. Was genau passiert war - schlecht abzuschätzen, aber man konnte von einem dummen Zufall bis hin zu einer geplanten Tatktik der Werwölfe alles in Betracht ziehen. Ist sicher praktisch, wenn man einen Geist auf seine Feinde loslassen kann. Und es würde auch erklären, warum die Biester dem alten Prinzen nicht einfach das Fleisch von den Knochen geschabt hatten. Natürlich waren das alles bloß Vermutungen - Marta kannte sich mit Gespenstern wohl noch weniger aus als Enio. Aber du kennt jemanden! Zumindest Vicente hatte angedeutet, hier kein unbeflecktes Tuch zu sein. Und Kiera als Voodoo-Priesterin mochte auch gewisse Kenntnisse mitbringen. Solange du ihr nicht alleine begegnest. Nicht, dass sie vorgehabt hätte, sich auch nur in die Nähe der Mine - oder auch nur nach Burgh - zu begeben.

Die Frage nach dem Erstgeborenen war letztendlich wohl zu erwarten. Da kommst du wohl leider nicht drum herum. Die Situation war dummerweise nicht wirklich gefestig, weshalb der Ältere wohl mit Martas aktualler Informationslage auskommen musste. Im besten Fall bleibt es ja auch dabei. Dass er seine Frage ohne Floskeln stellte, war für Marta selbstverständlich. Tatsächlich hätte es auf sie etwas befremdlich gewirkt, verwendete sie selbst sie doch hauptsächlich auf Grund das Statusunterschieds. Manchmal mochte es auch so Sinn machen - aber sicher nicht an der Bar einer Diskothek.

"Sollte es da keine... Änderungen gegeben haben, dann wäre das wohl Frau Färber."

War das Lächeln etwas breiter geworden? Lag ein leicht amüsierter Ausdruck in den braunen Augen? Man konnte es sich einbilden, aber vielleicht lag es auch bloß daran, dass 'Frau Färber' dann doch etwas fremdartig anmutete. Marta konnte natürlich nicht wissen, wie gut sich Enio und Jenny kannten. Doch sie konnte hier ja nicht einfach mit Vornamen anfangen - auch wenn Jenny das offensichtlich bevorzugte. Aber vielleicht meinte die Kleine ja jemand anderes. Immerhin - Jenny als Erstgeborene? Die Clanlose mit der anarchistischen Einstellung? Ob du dich jetzt anders verhältst? Bisher hatte er ja einen ganz vernünftigen Eindruck gemacht.
 
Bei den Begriffen Abtrünnige in den eigenen Reihen verzog Enio ein wenig das Gesicht, ersparte sich aber jeglichen Kommentar und bestätigte Martas Aufzählung lediglich mit einem Nicken. Ja es war ein schwerer Schlag für die Finstertaler gewesen als sich die Gräfin und Max auf die Seite des Feindes geschlagen hatten. Um genau zu sein waren das nur ein paar Einträge auf einer Liste von Leuten, die Enio oder anderen in den Rücken gefallen waren. Die beiden Verräter waren dabei ja noch glücklicherweise ungeschickt vorgegangen und entsprechend gescheitert aber Enio hatte nicht vergessen wie es Fabian Maler fast geschafft hätte, daß es Enio als Vampir-Tartar fast über die Straße verteilt hatte nachdem der andere Brujah ihm eine Bombe untergejubelt hatte. Enio hatte immer noch keine Spur von Fabian und wußte bis heute nicht wo der Drecksack abgeblieben war. Nein… Enio hatte seit seiner Ankunft in Finstertal kein allzu glückliches Händchen gehabt mit seinen Clansgeschwistern.

Dann sagte Marta etwas komisches! Hatte sie doch gerade oder? Enio zog die Stin kraus und kam ein gutes Stück näher. Es wirkte unter Umständen sogar etwas bedrohlich auch wenn der Brujah nicht zornig aussah. Eher verwirrt. Aber er hatte deutlich einen gewissen Hoheitsabstand unterschritten. „Was?!! Ähm… Färber? Sie meinen aber nicht Jenny Färber oder?“ Was für eine dämliche Frage. Wieviele Frau Färber gab es eigentlich in Finstertal? Der Ahn wirkte jedenfalls sichtlich verstört und traute seinen Ohren nicht richtig.

Unabhängig von der Geschwindiglkeit von Martas Erwiederung begannen ein paar Zahnrädchen in Enios Kopf zu rattern. Clan der Clanlosen! *ratter* Helena ist… war Primogena. *ratter* Jetzt nicht mehr weil sie offiziell Toreador ist. *klick* Also gibt’s einen Nachfolger. *ratter* Jenny Färber!! *bing* Quatsch… das konnte nicht sein. Finstertal hatte schon einiges überstanden aber das wäre mit Sicherheit der Untergang dieses Kukaffs!! Enio mußte irgendetwas falsch verstanden haben. Oder Marta war Malkavianerin mit einem Hang zu ganz schlechtem Humor.
 
Marta hatte den Begriff der Abtrünnigen mit Absicht etwas weiter gefasst, sodass man mit etwas gutem Willen auch den alten Malkavianer oder auch Fabian Mahler darunter fassen konnte. dass sie sich etwas näher mit dem Letzteren auseinandergesetzt hatte, konnte Enio natürlich nicht wissen. Ebensowenig, dass dies der eigentliche Grund für ihrem Besuch im Hammer war. Schließlich handelte es sich bei dem Anarchen um einen durchaus bekannten DJ, der unter anderem auf der Eröffnungsparty eben dieses Clubs aufgetreten war. Und das auch noch kurz bevor er verschwunden ist... Nichts, was sie Enio erzählen würde, immerhin hatte sie keinen blassen Schimmer wie der Ahn zu seinem Clansbruder stand. Und der Gesichtsausdruck sagt auch nicht gerade viel...

Dann kam er plötzlich näher. Was soll das denn jetzt? Auch wenn sie sich innerlich leicht verkrampfte, sagte ihr Verstand, dass kein Angriff vorlag, eine Tatsache, die durch seine Mimik unterstrichen wurde. Sieh mal einer an, der Herr ist geschockt! Marta wich nicht zurück, kam ihm aber auch nicht entgegen. Sie wandte lediglich den Kopf eine Winzigkeit in seine Richtung und sah zu ihm auf. Ihr Gesicht befand sich nun kurz vor seinem - wenn er sie Küssen wollte, dann war nun die optimale Gelegenheit. Den leicht schelmischen Gesichtsausdruck konnte man auch durchaus in die Richtung missverstehen. Außenstehende Beobachter würden das wohl auch, wären sie doch sicherlich von einer etwas anderen Spannung zwischen den beiden ausgegangen. Sollen sie doch! Es half der Maskerade und wenn andere der Meinung waren, dass sie mit dem Chef schäkerte, mochte das potentielle Versuchungen abhalten. Was ihn selbst anging - er hatte schließlich damit angefangen. Du kannst ja jederzeit wieder zurück...

"Doch, die meine ich. Jenny Färber - schwarze Haare, schwarze Kleidung, manchmal etwas lauter als nötig... Ich vermute, ich muss nicht erwähnen, welcher 'Familie' ich angehöre."

Der letzte Satz war vor allem interessant, wenn man wusste, welche Erziehung Marta hinter sich hatte. Jedenfalls schien es ihr mit der Aussage vollkommen ernst zu sein. Es mochte in Finstertal sicher einige Personen geben, die auf 'Frau Färber' oder auch auf 'Jenny Färber' hörten, doch nur eine davon kam ernsthaft in Frage. Es war also kein Scherz - oder die Kleine trieb es wirklich auf die Spitze.
 
Wer im Hammer mit dem Chef schäkern wollte würde sich wohl eher an Philipp wenden müssen um nach Ausen den Eindruck zu erwecken. Von den Gästen wußte eigentlich niemand großartig wer Enio überhaupt war und selbst vom Personal wußten einige nicht, daß der dunkelhaarige Italiener eigentlich der Besitzer des Black Hammers war. Keller regelte alles und war ständig präsent. Zumindest die Angestellten des Hammers konnten durchaus interpretieren, daß es irgendeine Bewandnis haben dürfte, daß Enio Pareto ein eigenes Büro in dem Laden hatte und ein und aus ging wie es ihm gerade passte. Für einen Dauergast könnte der Brujah aber genauso gut ein x-beliebiger Angestellter sein, der einfach meistens da war.

Für die momentane Situation war das aber natürlich höchst irrelevant und änderte überhaupt nichts daran, daß Marta und Enio gerade sehr nahe ihre Gesichter beieinander hatten und beide einen Ausdruck präsentierten den man durchaus anders interpretieren könnte. Enio hatte gerade vieles im Sinn aber Küssen gehörte natürlich nicht dazu. Letztendlich wußte er aber selber nicht was er gerade denken sollte oder wie genau er jetzt reagieren müßte. Die Neuigkeit war einfach zu überwältigend… und das in einem Sinn den man weder mit positiv noch mit negativ bewerten konnte. Der Italiener hatte mit vielem gerechnet aber sicher nicht, daß irgenjemand so starke Drogen erfinden konnte, daß ein Prinz im Rausch unter selbigen auf die Schnappsidee kommen könnte Jenny zum Primogen von sonstirgendwas zu machen.

Enio ging wieder ein Stück zurück und hielt die rechte Hand vor den Mund. Zunächst strich er sich nachdenklich über das Kinn und fuhr danach mit der Hand über die Augen als wenn er ein Brennen verspürte und diese Bewegung etwas daran andern könnte. Dann geschah etwas sehr merkwürdiges. Der Brujah-Primogen zuckte ein wenig zusammen während seine Hand erneut über den Mund fuhr und dort blieb. Es sah fast so aus als ob er Niesen mußte aber das konnte ja wohl schlecht der Fall sein. Dann holte er deutlich Luft und ein Geräusch erklang, das sogar die Luftmoleküle kurzzeitig durcheinander brachte. Es begann mit einem Keuchen und wurde mit einem guten Italienschen Bass ergänzt. Danach wurde das Geräusch etwas deutlicher und griff sogar auf Enios Körperhaltung und Mimik über. Man sollte es nicht für möglich halten aber der grisgrämige Brujah tat etwas, das er schon lange nicht mehr gemacht hatte. Er lachte!! Nicht nur leicht und verhalten. Nein… lauthals und ungeniert. Er beugte sich zurück und schlug sich bei der nächsten Lachsalve mit der Handfläche auf den Oberschenkel. „Das ist… wirklich… köstlich.“ Fliesend gesprochene Sätze waren unter diesem Lachen nicht mehr möglich. „Spitze! Das… das hätte ich im Leben nicht… vermutet.“ Marta war sicherlich klar, daß er nicht über sie lachte, sondern über einen Umstand, der ihr momentan noch nicht klar sein konnte. Vielleicht hatte sein Lachen sogar etwas ansteckendes oder man lachte einfach mit, weil es irgendwie… diplomatisch war. Sogar die vorbeigehende Bedienung schenkte Marta und Enio ein Lächeln im Vorbeigehen. Es mußte nach Ausen so wirken als ob die hübsche Lady ihrem Gegenüber irgendetwas total witziges erzählt hatte und der bekam sich nun kaum wieder ein. Marta hatte unfreiwillig etwas geschafft, daß niemand hinnbekommen hatte seit Enio in Finstertal war. Sie hatte ihn zum Lachen gebracht. Selbstverständlich konnte sie kaum etwas dafür und verstand höchstwarscheinlich auch gar nicht warum Enio das so witzig fand aber das zählte irgendwie im Moment nicht. Jedenfalls nicht für den Brujah.

Es dauerte einen Moment und ein paar Schenkelklopfer aber irgendwann kriegte sich Enio wieder ein und kam langsam zu dem alten Brujahgesicht wieder zurück. Auch wenn es irgendwie etwas heller wirkte als sonst. Das Gelächter hatte wohl nachhaltige Auwirkungen… zumindest kurzzeitig. Enio Pareto besann sich ein wenig. Martas Erläuterungen hatten ihn zwar erheitert wie schon lange nichts mehr zuvor aber ihm wurde auch während des Lachens klar, daß er sich zumindest in Anwesenheit Martas irgendwie respektlos Jenny gegenüber verhielt, wenn er diese Situation ins Lächerliche ziehen würde. Er nahm sich – während er sich beruhigte – vor die Sache nicht noch mehr auszuschlachten und nicht abfällig über Jenny zu reden und den naheliegenden Spruch mit dem Bock und dem Gärtner nicht zu bringen. Das würde Jennys Situation nicht leichter machen.

„Entschuldigung… sie können kaum verstehen warum ich das so witzig finde und um ehrlich zu sein… will ich es auch gar nicht erklären.“ Ob sich Marta damit zufrieden geben würde? Sie mußte wohl oder übel. „Jenny und ich kennen uns schon eine Weile und ich weiß sie sehr zu schätzen.“ Der Nachhall des Lachens überkam Enio wieder kurz und er mußte für eine halbe Sekunde dem Gefühl nachgeben.
„Jedenfalls werde ich es mir nicht nehmen lassen Frau Färber zu ihrer Beförderung zu beglückwünschen.“ Es klang langsam wieder trocken und nüchtern. Unter anderen Umständen hätte man meinen können, daß Enio die letzten Worte leicht ironisch gemeint haben könnte aber dazu hatte der Brujah wieder in seinen wenig unterhaltsamen Ton gewechselt. Es blieb unklar.

Marta konnte wohl schlecht erraten in welch seltener Situation sie gerade Enio Pareto erlebt hatte.
 
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