[11.05.2008] Ein Hexenmeister kommt selten allein

Ah, einer der sich doch schon etwas klüger gemacht hat. Ausgezeichnet!

"Das ist richtig, aber nicht ganz vollständig, Hr. Schwarzenburg. Es steckt wesentlich mehr dahinter."
Grimm sprach nun ruhig, konzentriert, aus jederPore schien die Nachricht zu dringen: Das ist wichtig, konzentriert Euch.

"Es gibt in jeder dieser Tatsachen offensichtliche und weniger offensichtliche Motive. Ja, das Prinzenamt ist vakant und die Archonten sollen die Ordnung in der Stadt herstellen. Der Verbleib des ehemaligen Prinzen Buchet ist unbekannt - möglicherweise wurde er vernichtet und es liegen mehrere Anklagen gegen ihn vor mit dem Feind paktiert zu haben. Für die Camarilla ist es dabei wichtig ein Gleichgewicht zwischen den Clans nicht zu gefährden. Es ist höchstwahrscheinlich das man dafür Sorge tragen will das das Prinzenamt von Finstertal weiter vom Clan der Rose ausgeübt wird."

Grimm sah in die Gesichter der drei Lehrlinge. Sah er dort begreifen oder Unverständnis? Nach einem kurzen betrachten seiner Zuhörer fuhr der Ahn fort:

"Dabei sieht es im Augenblick so aus als würde unser Clan wegen seines alten Privilegs eines Primogen Honourable bei den Abstimmungen zwei Stimmen haben. Auf Grund der wahrscheinlichen Stimmenverhältnisse im Rat hängt daher das Prinzenamt von unseren Stimmen ab!"

Wieder hielt Grimm inne um das Gesagte sacken zu lassen bevor er nach einer Pause erneut ansetzte. Es war jedem im Raum klar das nun er redete, eine Unterbrechung auch nicht für eine Frage toleriert werden würde.

"Was nun wichtig ist: Das Prinzenamt von Finstertal ist für unseren Clan vollkommen uninteressant! Es gibt hier in der Domäne eine Person namens Martin Zieglowski, gemeinhin auch als Ziege betitelt, dessen Existenz wegen der Beschaffenheit seiner Vitae und seiner Unsterblichkeit und Wiederauferstehungsfähigkeit seit Jahrhunderten von unserem Haus erforscht wird. Der Innere Zirkel selbst hat Interesse an diesem aussergewöhnlichen Wiedergänger. Bis vor wenigen Nächten gehörte er uns, er war in der Obhut und Gewalt dieses Gildehauses und ging durch die Sorglosigkeit der Tremere in diesem Gildehaus dem Clan verloren.
Das Geheimnis in Zieglowskis Blut bietet unserem Clan ungeahnte Möglichkeiten - deshalb gilt: Wir wollen ihn um jeden Preis. Wahrscheinlich ist keine Aufgabe auf dieser Welt momentan von größerer Bedeutung für Haus und Clan Tremere. Daher erwarte ich Ihre Unterstützung in dieser Angelegenheit. Ich will von jedem Kainskind der Domäne, egal wie unbedeutend es ist, wissen wie es zu unserem Haus und dem gerechten Anspruch der Tremere auf diesen Ziege steht. Haben sie ihn je getroffen? Wann und wo war das? Wissen sie wo er ist?
Ich möchte das Sie ab morgen Nacht sich unter die Kainskinder der Stadt mischen. Suchen Sie Ansprechpartner, finden Sie Personen die Ihnen vertrauen oder die gerne reden, etablieren Sie sich in der vampirischen Gesllschaft. Wenn eine interessante oder einflussreiche Persönlichkeit Unterstützung oder Hilfe benötigt gewähren sie sie. Vor allem aber finden sie alles was sie können über das Primogen der Nosferatu Lurker heraus. Er hat sich angeeignet was unser ist - die Nosferatu stellen ihr eifersüchtiges Verlangen nach diesem Zieglowski gegen den Willen des Inneren Zirkels. Wir müssen was unser ist ihren gichtkrummen Klauen entreissen bevor sie den Mann oder seinen wohl ohnehin etwas verqueren Verstand weiter beschädigen. Wenn sie etwas gegen einen der Ihren in Erfahrung bringen das wir gegen sie verwenden können lassen sie es mich umgehend wissen."
 
Rudolfs Brauen hoben sich, die Augen weiteten sich für einen Moment und wahrscheinlich stand auch sein Mund kurz offen. Der Rat der Sieben! Zum ersten Mal in seinem toten Leben spürte er den Schatten, den die Spitze der Pyramide warf. Er hatte in Wien gelernt, aber außer Schauermärchen keinen echten Beweis für die Existenz der mächtigsten Tremere zu Gesicht bekommen. Natürlich hatte er auch nichts dafür getan, eher im Gegenteil. Wer nahe genug am König stand / ist mitgebrannt, ist mitgebrannt.

Die plötzliche Versetzung, die unbekannte Stadt und die Archonten - nichts davon beunruhigte ihn so sehr wie die Aufmerksamkeit des Rates, die auf sein Tun gerichtet war. Versagen war keine Option. Und das bei einer solchen Aufgabe! Zieht durch die Stadt, fragt die Leute aus und legt euch mit den Nosferatu an - wie sollte das gehen?

Nachdem er abgewartet hatte, ob der Ahn noch etwas sagen wollte, nachdem die Bombe geplatzt war, ergriff er wieder das Wort. Seine Stimme zitterte zwar nicht, aber er konnte und wollte seine Nervosität nicht vermeiden. "Was wollen die Nosferatu mit diesem ... Mann? Verleiht sein Blut allein schon besondere Macht?" Die Kanalratten waren keine Blutmagier, wie wollten sie diese "Auferstehungsmacht" dieser Kreatur entschlüsseln? Da Grimm nichts von einer "Lösegeldforderung" gesagt hatte, wollten sie diese Ziege wohl nicht als Verhandlungsmasse benutzen.
 
-Tal begriff langsam, dass er nicht mehr in einer Kammer war, vor einem Berg Bücher; noch sein würde.
Nein dies ist ein Auftrag um die Spreu vom Weizen zu trennen.
Doch wieso Spreu für solche einen wichtigen Auftrag schicken ?-
Nicht, dass er sich für ungeeignet hielt, naja im Moment durchaus überfordert runzelte er die Stirn, der Mund leicht geöffnet. Er hielt viel von Tremeren, jeder von ihnen zu Lebzeiten ein "Beautiful Mind" der dank der Gabe entfalten kann.
-Wieso aber 3 Lehrlinge schicken?-
Zu viel "Amt" konnten sie nicht nach Finstertal bringen ohne zu stark aufzufallen und die anderen Clans neugieriger zu machen. So viel war ihm bewusst, mehr überstieg zur Zeit seinen Horizont, der mit zich Fragen beschäftigt war.
-Und was zur Hölle ist das denn bitte für eine Kreatur ? Ein Geist der der gesamten Vampirbevölkerung ärger macht. Ein Prinz der vll mit dem Feind paktiert und dann einfach verschwindet. Was ist in dieser Stadt los ?-
Seine Gedanken beruhigten sich langsam, während von Schwarzenburg seine Frage stellte.
-Ja die Kanalratten.. die Nosferatu sind die ersten die im Jyhad sterben, oder wie genau ging der Spruch doch gleich ?-
Ihm wurde klar, wieso dieser Spruch schon in den ältesten Schriften steht, die Jungs können einem wirklich auf die Füße treten.
 
"Was, meine Damen und Herren, wissen Sie über die Diener unseres Clans aus der Zeit seiner Anfänge, in den Nächten seit wir uns von unseren sterblichen Wurzeln in die ewige Dunkelheit begeben haben?"

Grimm sah alle drei aufmerksam an. Es war als würden die Wände des Raumes zu flüstern beginnen, das Gebälk schien zu knarren und ein eisiger Hauch von Mord und ewiger Verdammnis schien sich auf die Gemüte der Zuhörer zu legen. Selbst die unerfahrensten Lehrlinge und Küken wussten das die Tremere Greul auf ihrem Weg in die endlose Dunkelheit verübt hatten, die die Engel im Himmel ihr Antlitz vor Scham und Abscheu abwenden liessen - eines dieser lang gehüteten finsteren Geheimnisse war davor den Lauschern im Gildehaus enthüllt zu werden.

Draussen vor den sicher versiegelten Türen des Gildehauses begann ein Rabe die Nacht mit seinem Geschrei zu durchdringen. Der Vogel stieg auf von seinem Baum in dem er die Nacht verbracht hatte und kreiste dreimal um die Bastion der Tremere in Finstertal bevor er nach Südwesten die Stadt verlies um nie wieder an diesen verdammten Ort zurückzukehren...
 
Rudolf spürte eine Beklemmung in sich aufsteigen. Und unangenehme Erinnerungen an seine Zeit in Wien. Verschwommene Bilder und Eindrücke von leeren Korridoren und Gängen, in denen nicht nur die eigenen Schritte einen Widerhall hervorzurufen schienen. Bibliotheken und Labore, in denen man ständig das Gefühl hatte, es stünde jemand hinter einem, beobachtend, wartend. Ein Flüstern, nur aus den Augenwinkeln wahrzunehmen, wenn man nicht hinhörte. Schwarze Türen in denen mittelalterliche Darstellungen von Dämonen und gefolterten Seelen hinein gebrannt zu sein schienen. Finstere Träume, aus denen man durch einen lauten Schrei geweckt worden zu sein glaubte. An die man sich dann aber nicht erinnern konnte, obwohl allein der Gedanke an sie Eis im Magen entstehen ließ.

Er räusperte sich, er musste es einfach tun, sich in dieses menschliche Verhalten flüchten, um dann auf die Frag zu antworten: „Das Gildehaus in Birmingham verfügt über zwei Wasserspeier. Man sagt, sie wurden mit den ersten Ritualen unserer mystischen Kunst geschaffen, um uns gegen die Unholde zu verteidigen. Eine Armee von ihnen soll die Macht der in Europa Tzimisce vernichtet haben. Aber unsere Feinde verleiteten sie dann zum Verrat an uns.“ Das waren natürlich nur Gerüchte, aber wer die riesigen geflügelten Gestalten schon einmal aus der Nähe betrachten durfte, der glaubte ihnen gern.
 
"Wasserspeier" ein kurzes trockenes Bellen von einem Gelächter entrang sich der Kehle des Ahnen. "Nennt man das jetzt so im Vereinigten Königreich?"

Wieder machte Grimm eine Pause bevor er fortfuhr. Ein lautes Knacken fast wie eine Explosion begleitete das Zerbrechen eines großen Holzscheit im Kanin. Funken stoben und selbst der emotionslose Ahn schien für eine Sekunde irritiert.

"Aber Sie haben Recht Herr von Schwarzenburg. Es sind die Gargylen von denen wir sprechen - aber erneut wissen Sie nicht alles meine Herren. Diese Kreaturen waren nicht immer steinerne Monster oder Statuen. Sie waren einmal Kainskinder - genau wie sie und ich - nun nicht genauso. Als wir durch die monströsen Kreaturen der Unholde immer mehr in Bedrängnis gerieten entschieden Tremere und der Verräter Goratrix, der damals noch ein loyaler Schüler unseres Meisters war, das wir unsere eigenen Monster brauchten - sie sollten von vampirischem Blut sein und durch thaumaturgische Rituale mehr Macht erhalten. Das würde sie den Dienern der Unholde mehr als ebenbürtig machen, die doch nur durch Tzimisce - Hexerei veränderte Ghule waren.
Doch woher die Vampire für unsere Armee nehmen? Es kam nicht in Frage das wertvolle Blut von Haus und Clan für diesen Zweck zu verwenden. Also wählte man die Mitglieder zweier niederer Clans. Die Gangrel waren mehr Tier als Vampir, die Nosferatu aber waren weit schlimmer, waren sie doch ohnehin schon mehr widerlich verformte bedauernswerte Fehlgriffe der Natur.
So gingen sie hin und ergriffen im Geheimen Mitglieder dieser beiden Clans, unterzogen sie grauenvollen Experimenten und erschufen schließlich eine Armee geflügelter steinerner Krieger und Wächter, vollkommen dem Willen der Tremere untertan. Sie wurden als Sklaven betrachtet und auch wie solche behandelt.
Den Nosferatu blieb diese Praxis natürlich nicht verborgen so wie ihren Augen und Ohren scheinbar nichts entgeht und sie waren zornig, nein sie hassten uns und ihr Hass ist fürchterlicher als der der Unholde und er schwelt immer noch wie die Glut der Hölle. Lassen Sie sich nichts anderes einreden - ein alter Nosferatu ist nicht ihr Verbündeter, denn er erinnert sich an unsere Verbrechen gegen sein Blut.
Die Nosferatu wissen wie wichtig Ziege für uns ist und sie wollen hier und jetzt die Rechnung begleichen indem sie uns verweigern was wir seit Anbeginn unseres Hauses zu erringen versuchen."

Die letzten Worte von Grimms langem Vortrag waren nur noch ein Flüstern, durch das knacken des Feuers untermalt und fast überdeckt.

"Unsterblichkeit und ewiges Leben!"
 
Dies wäre nun der Moment wo sich bei einem Menschen Schweißperlen auf der Stirn bilden würden.
Die Anfänge unseres Clans sind wirklich in Geheimnissen verhüllt, nie hatte er davon gehört was wir mit den Gangrel oder Nosferatu machten. Der Clan der Seelendiebe und Meuchler mag es verdient haben, aber sind unsere Ahnen womöglichen einen Schritt zu weit gegangen auf der Suche nach Unsterblichkeit ?
Was denke ich hier überhaupt? Unser Clan geht immer vor, und es waren andere Zeiten.
Schnell versuchte er diesen Gedanken abzuschütteln, sein Kopf folgte dieser Bewegung und er atmete tief durch.

"Ist dieses Wissen auch Ahnen anderer Clans bekannt ? Könnten die Nosferatu dieses Wesen benutzen um die Gangrel gegen uns zu stellen ?"

War es nur Daniel oder wirkte das Zimmer des Gildenhaus einfach viel größer und Leerer seit Grimm das Thema ansprach? Die Dunkelheit und Leere wirkte langsam erdrückend, schnell nahm er einen Schluck der Erfrischung und wisch sich über die Mundwinkel, während er auf eine Antwort wartete.
 
"Die Nosferatu hüten Geheimnisse so alt wie die Menschheit, Hr. Tal. Es ist sicher das alle Ahnen des Clans der Verborgenen dieses zumindest zu einem gewissen Grad kennen. Bei den Jungen weiss ich es nicht genau, immerhin sind diese Ereignisse auch etwa 800 Jahre her. Aber verlassen sie sich darauf: Alter Hass schwärt wie eine brandige Wunde, er heilt nicht.
Die Gangrel überliefern ihr Wissen in Geschichten auf den Treffen ihres Clans. viele dieser Überlieferungen sind voller Poesie und Legenden. Viele von ihnen werden noch nie davon gehört haben, besonders die jüngeren Clanmitglieder nicht. In wie weit man mit dieser lange vergangenen Tat noch den Clan gegen uns aufwiegeln kann hängt wohl an den jeweiligen Charakteren die man anspricht. Es ist aber zu erwarten das fast jeder vom Clan des Tieres irgendwann einmal von einem der unseren zumindest schlechtes gehört hat, denn unser guter Ruf eilt uns voraus. Seien Sie auf der Hut, suchen Sie Verbündete und seien sie zurückhaltend, überlegen sie bevor sie handeln."
 
Rudolf rieb sich das Kinn, eine der Gesten aus seinen sterblichen Tagen die er immer noch nicht abgelegt hatte. Mit Absicht. Es half beim Umgang mit Menschen, wenn man, nun ja, menschlich wirkte. Außerdem redet er sich ein auch dieses kleine Detail ließ ihn in den Augen anderer Blutsauger jünger und dümmer erscheinen, als er war.

"Nun, dann ist es wohl am besten, wenn wir uns so schnell wie möglich beim Prinzen vorstellen ..." Er blinzelte und bemerkte seinen Lapsus. "Oder bei den Archonten?" Bei wem stellte man sich vor, wenn der Prinz nicht auf seinem Thron saß? Vor diesem Problem hatte er noch nie gestanden, geschweige denn davon gehört. "Und dann ist es vielleicht nicht verkehrt, wenn ich auf einstweilen auf den Schutz des umziehenden Gildenhauses verzichte und eine privatere Unterkunft beziehe. Ich nehme an die Nosferatu werden uns beobachten. Das tun sie ja im Grunde immer, aber in diesem Fall dürften wir ganz oben auf ihrer Liste stehen. Und sie werden sich fragen, warum ich mich nicht vor ihnen im Gildenhaus ... den Schutz des Gildenhaus in Anspruch nehme", rettete er den Satz noch geradeso. "Sie werden überlegen und mit ein wenig Glück darauf spekulieren, dass ich einer rivalisierenden Fraktion unseres Hauses angehöre. Aber es reicht ja schon, wenn sie sich den Kopf darüber zerbrechen. Beschäftigte Gedanken stören die Konzentration."

Er überlegte inzwischen mehr laut, als dass er Konversation betrieb. "Daraus könnte man glatt eine Strategie machen. Ich behaupte natürlich unsere Interessen zu vertreten und keinesfalls andere Absichten als meine Ahnen zu haben. Das werden sie dann natürlich als Irreführung auffassen oder aber ein Versuch das Gesichts des Clans zu wahren. Wenn ich mich dann noch ein wenig verschulde", damit waren natürlich Gefallen gemeint, "könnten die Nosferatu am Ende noch auf den Gedanken kommen mich ... anzuwerben, oder wie man auch immer sagen soll. Sie werden nicht versuchen mich zu einem Verrat zu überreden, weil sie wissen sie haben keinen Erfolg mit so etwas. Aber sie werden versuchen mich gegen euch auszuspielen. Mich zu benutzen. Und wir könnten sie so stattdessen in die Irre führen. Oder zumindest unseren Gegner aufklären."

Seine Gedanken überschlugen und, zugegeben, verwirrten sich ein wenig.
 
Die Idee eines Doppelspiels gefiel Grimm im Prinzip. Es war ein guter Versuch. Vielleicht würde auch jemand einer anderen Gruppierung an Rudolf herantreten.

"Ich begrüsse Kreativität Hr. von Schwarzenburg. Aber ich bin nicht der Meinung das die Nosferatu glauben werden einen der unseren so einfach umdrehen zu können.
Um sie in die Rolle des Aussenseiters zu setzen ist ein Eklat in der Öffentlichkeit wahrscheinlich besser geeignet, ein kleiner Streit mit Miss McKinney soweit sie Ihrem Vorschlag zuzustimmen bereit ist. Aber dazu muss ich zuerst mit ihr reden und es ist auch nicht nötig das übers Knie zu brechen. Ich habe zwar lieber die Lehrlige im Gildehaus, aber wenn es Ihnen lieber ist bin ich bereit Ihnen die Wohnung außerhalb zu gestatten, aber auch hier gilt zu allererst die Entscheidung der Regentin."



Noch, aber nicht mehr all zu lange wenn mich nicht alles täuscht.
"Bis dahin möchte ich das Sie zunächst Wohnsitz im Gildehaus nehmen.
Mir ist sehr wichtig das Sie drei im Team arbeiten. Dabei steht Ihnen als ranghöchstem Lehrling die Leitung dieser Gruppe zu Hr. von Schwarzenburg. Ich erwarte aber von Ihnen allen regelmäßige Berichte über Ihre Aktivitäten und Fortschritte und die Stimmung unter den anderen Clans in der Domäne."

Grimm dachte schon wieder zweigleisig - er wollte eine gewisse Kontrolle über die Lehrlinge, zu viele Freiheiten für Untergebene waren nicht aktzeptabel.

Von Schwarzenburg ist mir zu schnell damit sich aus dem Gildehaus und von seinen Brüdern abzuseilen, so viel Autonomie werde ich ihm nicht erlauben.

"Was die Vorstellung angeht so muss das bis morgen Nacht warten. Ich schlage vor das wir gemeinsam vor dem Ball zur Begrüssung des stellvertretenden Prinzen Monsignore Galante vorstellig werden meine Herren. Jeder von Ihnen hat bereits vorab eine Mappe erhalten mit den Anmeldeformularen und Modalitäten. Wenn Sie diese noch nicht ausgefüllt haben erwarte ich das Sie dies bis morgen Nacht 21.00 Uhr erledigt haben. Ich gehe doch Recht in der Annahme das sie Ihre Anmeldung bereits heute Nacht hinter sich gebracht haben Frau Zimmermann? Wenn nicht gelten diese Anweisungen an die Herren auch für Ihre Person."

Grimm sinierte noch einen Augenblick bevor er fortfuhr.

"Auf diesem Ball haben Sie die beste Möglichkeit andere Bewohner der Domäne kennen zu lernen. Ich wünsche in Ihrem ersten Bericht am 13.5. eine erste Einschätzung zu jeder Person mit der Sie sprechen oder die sie belauscht haben. Koordinieren Sie Ihre Handlungen selbst, aber stehen Sie nicht wie ein Schwarm scharzer Krähen am Rande der Tanzfläche sondern mischen Sie sich unter die Leute. Mir ist wichtig das jeder von Ihnen einem Teil der Anwesenden bekannt wird."

Damit erhob sich Grimm und blickte in die Runde.

"Gibt es weitere Fragen von Ihrer Seite? Nein, gut! Wir sehen uns also morgen Nacht um 21.30 Uhr, angemessen gekleidet für den Ball und bereit zur Abfahrt. Ihre Anmeldemappen werden Sie mir vor der Abfahrt zur Kunstakademie aushändigen.
Lassen Sie sich jetzt die Ihnen für diese Nacht zugewiesenen Räumlchkeiten zeigen und schicken Sie mir dann Calvin wieder her, damit er das auch für mich tun kann."

Ich werde hier auf Miss McKinney warten. Ein erstes Scharmützel um die Kontrolle über das Gildehaus sollte noch heute Nacht stattfinden.

"Frau Zimmermann, sollte Miss McKinney schon zurückgekehrt sein bevor Clavin wieder herunter kommt erinnern Sie ihn bitte daran unser Gespräch erst kurz vor Tagesanbruch zu unterbrechen und so lange vor der Tür zu warten. Bis Calvin die beiden Herren untergebracht hat übernehmen Sie bitte den Empfang Frau Zimmmermann und bitten die Regentin zu mir ins Kaminzimmer wenn sie zurückkommt. Ansonsten wünsche ich Ihnen allen eine geruhsame Tagruhe. Bis morgen Nacht."
 
Rudolf erhob sich natürlich ebenfalls, als Grimm aufstand. Seine Meinung über seinen "erzwungenen" Aufenthalt im Gildehaus verbarg sein Gesicht allerdings. Er hatte darauf gehofft sich geschickt aus dem Kreuzfeuer zwischen Grimm und der Regentin zu manövrieren. Außerdem war es nie schlecht etwas Abstand zu anderen Lehrlingen zu halten. Ein ausgeprägter Konkurrenzkampf zwischen den niedrigen Rängen war nichts ungewöhnliches in Haus und Clan. Eher noch von den Ahnen befördert, um die Spreu vom Weizen zu trennen.

"Den Empfang kann auch mein Fahrer solange übernehmen", bot er an. "Er ist zwar für eine unauffällige Reise gekleidet und hat die Manieren eines dressierten Dobermanns", schließlich war das auch seine Aufgabe als Leibwächter, "aber das wird er noch hinkriegen. Er muss sich dann allerdings noch um einige lästige Details meiner Anreise kümmern." Seinen Wagen würde er definitiv nicht im Gildenhaus unterbringen, falls das Anwesen über solche Möglichkeiten verfügte. Selbst für den unwahrscheinlichen Fall, dass Grimm so etwas überhaupt kümmerte. Auch war für seinen Ghul bereits eine Wohnung angemietet. Wichtiges Spielzeug sollte man nicht den Gefahren eines Gildenhauses aussetzen. In diesem Punkt würde er sogar eine Konfrontation wagen.

Er zog sein Handy hervor und schickte seinem Fahrer den Befehl sein Gepäck zur Tür zu bringen.
 
"Ausgezeichnet Hr. von Schwarzenburg, dieses Angebot nehmen wir gerne an. Ihr Mitarbeiter ist dann für die Zeit Ihrer Übersiedelung nach Finstertal von Aufgaben im Gildehaus dispensiert."
 
"Nein, ich wollte nicht zur Kunstakademie ohne vorher bei Regentin McKinney vorstellig geworden zu sein. Daher werde ich mir noch eine der genannten Mappen organisieren müssen, es dürfte aber kein Problem sein, das schnell zu erledigen, Regent Grimm."

Sie sah kurz zu Rudolf als dieser versuchte, sich seine Extratour zu sichern, äußerte sich aber nicht weiter. Sie erhob sich ebenfalls, als Grimm aufstand.

"Sehr wohl, Regent Grimm. Wenn sie wünschen kann ich schon einmal eine Schlafstatt vorschlagen, dann müssen sie nicht auf meinen Diener warten."
 
"Nun, ich habe den Grundriss des Gebäudes studiert und werde den Raum finden den Sie vorschlagen, ich dachte nur ich zeige Ihrem Diener mal ein wenig das Gildehaus wo er sich hier doch nicht auskennt. Aber es ist gut, bitte lassen Sie den Rraum vorbereiten und ich entscheide später in Absprache mit der Regentin wo ich hier auf Dauer unterkomme."

Grimm fischte einen Umschlag aus seiner Aktentasche neben seinem Sessel.

"Das ist eine dieser Mappen für die Vorstellung. Ich habe so etwas immer in Kopien dabei bevor ich eine fremde Domäne bereise. Ich überlasse Sie Ihnen Frau Zimmermann. Es sieht ja nicht gut aus wenn zwei Lehrlinge mit vorbereiteten Unterlagen zur Anmeldung kommen und sie erst um die Dokumente bitten müssen. Wir wollen ja nicht das die Stadtführung einen schlechten Eindruck hat.
Ach, eine Sache noch Herrschaften, eine der Archonten, Mme. d´Auvergne , hegt einen langen Groll gegen unseren Clan. Die Dame ist ein Mitglied von Clan Ventrue und geradezu berüchtigt für ihr Misstrauen gegen unser Haus. Seien Sie sehr höflich und korrekt ihr gegenüber, ihre Versendung hierher hängt mit Ihrer Ausbildung und Studien zusamen und soll Ausfälle in den Reihen von Clan und Haus Tremere in Finstertal kompensieren. So, aber nun wünsche ich Ihnen endgültig eine angenehme Ruhe. Sie dürfen gehen."
 
Maria, die gute Seele des Gildehauses

In diesem Moment trat eine ältere, wohlgenährte Dame in einem blauen Kostüm, flachen Schuhen, einem roten Tuch um die Schultern und einem graumelierten, gepflegen Dutt in den Raum. Sie sah die unerwarteten Gäste und riss ein wenig erstaunt die Augen auf. "Mamamia, wir haben Besuch?" Es lag ein italienischer Akzent in ihrer Stimme und die gute Schule und Proffessionalität trat schnell zu tage, als sie sich binnen von Zentelsekunden fasste und weiter sprach: "Ich wünsche Ihnen einen guten Abend, meine Herren. Mein Name ist Maria. Ich bin für das Wohl dieses Gildehauses verantwortlich." Sie verbeugte sich tief, denn das es sich hier um Tremere, wahrscheinlich sogar einen hochrangingen Tremere handelte, war nicht zu übersehen.

Ihr lagen noch viele Fragen auf der Zunge (zum Beispiel was zum Teufel die Männer hier machten). Aber Maria stellte sie nicht - noch nicht - sondern verharrte in ihrer Verbeugung.
 
"Guten Abend Maria. Ich bin Johannes Honorius Grimm, Sonderemissär aus Wien. Ich warte auf Regentin McKinney. Besteht eine Möglichkeit sie von meinem Eintreffen zu benachrichtigen?"

So, eine italienische Dienerin. Warum tragen Italiener doch alle diese kleinen Oberlippenbärtchen? Weil sie aussehne wollen wie Maamaa.

"Dies hier sind neue Lehrlinge für das Gildehaus. Herr von Schwarzenburg, Frau Zimmermann und Herr Tal. Da niemand hier war als wir eintrafen sahen wir uns gezwungen selbst Zimmer für den tag auszuwälen. Klären Sie bitte mit den Herrschaften diese Disposition und besprechen Sie Sich den Tag über mit den Dienern der Herrschaften sowie mit meinem Herrn Eichendorff bezüglich der Hausordnung. Hr. Eichendorff wird im Laufe des morgigen Tages hier eintreffen.
Ich werde hier noch bis zum Morgen auf Miss McKinneys Rückkehr warten."

Sprach es, zog sich in seinen Kaminsessel zurück und vertiefte sich in sein kleines ledernes Notizbuch in dem er begann sich Notizen zu machen.
 
Maria, die gute Seele des Gildehauses
"Wie Sie wünschen, Herr Grimm. Sollten Sie etwas benötigen, gibt es dort an der Wand einen Rufknopf, wo Sie mich jederzeit erreichen können." Maria verbeugte sich nocheinmal und sparrte sich einen Kommentar über das: Wir mussten unsere Zimmer selbst auswählen. Wie lange war sie weg gewesen? 1 oder 2 Stunden. Diese Gäste suchen sich jetzt schon die Zimmer selbst aus? Wo kommen wir denn da hin?! Mühevoll verkniff sie sich einen fassunglosen italienischen Fluch. Auch wenn ihre Landsleute für Ihre Hitzköpfigkeit berühmt waren, 95 Jahre im Dienste des Lords John Dows von Dortmund hatten sie eines Besseren belehrt.

Dann wandte sie sich an die übrigen Tremere und sprach: "Guten Abend Herr Tal, guten Abend Herr von Schwarzenburg. Willkommen auch Sie im Gildehaus von Finstertal. Wenn Sie mir bitte folgen mögen, ich zeige Ihnen die Räumlichkeiten der Adepten. Frau Zimmermann, Sie sind mit ihrer Unterkunft einverstanden? Oder möchten Sie etwas ändern?" Sie lächelte die Drei freundlich an und führte sie dabei hinaus aus dem Kaminzimmer, um den Gesandten aus Wien nicht länger zu stören.

Niemand war da? Wo war denn dieser Jungspund, der öffnen sollte, falls jemand an der Tür leutete? Der Diener dieser Frau Zimmermann? Seltsam... dachte Maria dabei im Stillen. Sie hatte aber für sich beschlossen, dass sie Grimm nicht mochte. Da sie für ihn aber nichts weiter als eine Fliege war, noch nichteinmal der Meinungsbildung wert - das hatte sie ihm genau angesehen - beschloss Maria, dass ihr der Kerl auch egal sein durfte. War eben ein Gast. Und noch da zu unerfreulicherweise unangemeldet, denn sie glaubte nicht, dass die Regentin ihr vergessen hatte mitzuteilen, dass so einer auf dem Weg war. Pah!
 
Katharina nahm die Mappe entgegen und schluckte die Kritik kommentarlos. Daß sich dies alles nicht derart entwickelt hätte, wenn der Regent und seine beiden Begleiter nicht aufgetaucht wären, dazu noch unangemeldet, wenn sie Marias Reaktion richtig deutete, nun, das war ja nun belanglos. Konjunktiv war ja mal ganz nett, aber seine Hilfsbereitschaft was ja nun eher begrenzt. "Sehr wohl, morgen, 21:30. Gute Nacht, Regent Grimm."
Mit einer Respektsbezeugung unterstrich sie die Verabschiedung und gesellte sich zu den anderen. "Ja, alles soweit zufriedenstellend, danke Maria !"
 
Grimms Bedarf nach unnötigem Geshwätz und eitlen gesellschaftlichen Konventionen war gedeckt, so entlies er Maria und die Lehrlinge mit einer ungeduldigen Geste und machte sich weitere Notizen.

Maria hält mich wohl für ein altes Ekel, da wäre sie nicht die Erste, aber bevor ich Nichtigkeiten mit dem Hänschen Maria erörtere spreche ich doch lieber gleich mit dem Hans McKinney. Wenn hier irgendjemand glaubt das ein Soderemissär der im Auftrag des Inneren Zirkels unter Etrius persönlichem Siegel reist sich ankündigt um an seinem Ziel keine Unanehmlickeiten zu machen verkennt er oder in diesem Fall sie die Realiät.
 
Tal beobachtete Grimm und Katharina kommentarlos und dachte, dass es schlau wäre keine Reaktion zu zeigen.
Er verabschiedete sich von Grimm, erwiderte das lächeln von Maria und folgte ihr.

Schade, dass ich das Treffen der Regentin mit Grimm nicht mitbekommen werde, wäre durchaus hilfreich ihre Gedanken zu wissen.

"Vielen Dank Maria, ich bin mit der Unterkunft selbstverständlich einverstanden, vielen Dank für ihre Mühe."
 
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