Katharina stand immer noch vor dem Gildenhaus, und sah dem Sekundenzeiger beim Wandern zu.
Achtundzwanzig, Siebenundzwanzig, sechsundzwanzig...
Würde Calvin sie jetzt auf Gnadenfrist hängenlassen, dann würde ihm das schlecht bekommen ! Es waren also drei neue da. Soviel zu der mangelnden Konkurrenz in der Stadt. Und was genau Calvin jetzt mit hohen Tieren meinte, war auch unklar, sie würde ihn da nicht fragen, die relevanten Dinge wüßte er sowieso nicht, also hieß es vom Schlimmsten ausgehen ! Vorzeigbar war sie ja noch halbwegs, blieb nur zu hoffe, daß Calvin ihr in ihrer Abwesenheit keine Schande gemacht hatte. Ein weiterer Blick auf das Ziffernblatt. Siebzehn, Sechzehn, Fünfzehn...
Sie horchte auf. Da kam er, etwas spät dran, aber noch im Kulanzrahmen, wenn man seine Verfassung bedachte. Kurz nach Ablauf der letzten Sekunden kam der Ghul schlitternd neben seiner Herrin zum Stehen.
"Sehr gut, fast pünktlich. ich hoffe sie haben das 'fast' bemerkt." stellte sie fest, bevor sie die Tür öffnete und samt des Ghuls eintrat. "Lagern sie das ein und machen sie noch etwas für die Herren bereit. Danach halten sie sich primär zur Verfügung der Herren und machen sie mir keine Schande." Calvin sah sie etwas verdutzt an. "Ich würde gerne noch bleiben und plauschen, allerdings habe ich zu tun, also tun sie was ich ihnen sage und zwar jetzt !" Sie hob ihre Stimme nicht, aber der scharfe Unterton, der sich eingeschlichen hatte, machte klar, daß ein weiteres Zögern von seiner Seite ernste Konsequenzen haben würde. Sie wartete noch, bis er in der Küche verschwunden war, dann holte sie ihre Kette wieder aus der Deckung, die sie als Lehrling 4. Grades auswies. Nachdem sie sich soweit schnell zurechtgemacht hat, betritt sie mit einer Verbeugung das Kaminzimmer und läßt einen schnellen Blick über die Anwesenden schweifen, bevor sie Grimm recht schnell anhand von Haltung und Gebaren als den Ranghöchsten im Raum ausmachte. Respektvoll trat sie an ihn heran, sobald er ihr zu erkennen gab, daß er dies billigte, allerdings nicht zu nahe, und verneigte sich erneut diesmal deutlich tiefer. Immerhin galt es zunächst, dem Ranghöchsten den Respekt zu erweisen, da würden die anderen sich wohl noch gedulden müssen.
„Willkommen im Gildenhaus Finstertal, Herr Grimm ! Katharina Zimmermann, Kind des Karl Josef Kreipe, Kind des Johann Thomasius, Kind des Roland Neumann, Kind des Arthur Grothe, Kind der Hannah Landtbeck, Kind des Stromberg, Kind des Etrius. Lehrling des 4. Zirkels. Ich hoffe eure Reise verlief annehmbar und mein Diener hat euch bisher keinen Anlaß zur Klage gegeben. Er bereitet ein etwas angemesseneres Buquet zu, während wir sprechen und wird danach euch und den anderen Herren selbstverständlich voll und ganz zur Verfügung stehen.“