[08.05.2008] Re_Animat

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Esteban blickte sich um. Seine Nachtsicht war nach wie vor aktiv. Er griff in seine Tasche und warf Richard die Autoschlüssel zu.

"Lauf zum Wagen und versuche abzuhauen! Und mach dir um mich keine Sorgen. Ich werde das schon regeln. Spätestens morgen um 10 Uhr sehen wir uns im Hovel. LAUF!"

Esteban ließ unwillkürlich seine Klauen wachsen. Er grub sie tief in das Fleisch des toten Tieres und lief in gebückter Haltung Richard hinterher.
 
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Trotz Nachtsicht war nichts in der Dunkelheit zu erblicken.
War da wirklich etwas oder spielten ihnen schon wieder ihre angespannten Sinne einen Streich?

Plötzlich erklang aus der Ferne ein lautes Wolfgeheul. Für Finstertaler nichts ungewöhnliches, der Wolfsforst war eines der größten Wiedereingliederungs- und Forschungsprojekte für Wölfe in ganz Europa. In dem riesigen Naturschutzgebiet siedelten drei Rudel und die unterhielten sich eben ab und an auf diese Art. Allerdings gab es südlich der Stadt in eben diesem Wald auch eine ganze Menge Garou und die waren weit weniger friedlich. Und, was noch viel wichtiger war, sie ließen sich im Gegensatz zu ihren Vettern, nicht in einem Areal einsperren...

Waren ihnen also die Garou auf der Spur oder handelte es sich nur um einen dummen Zufall das die Biester ausgerechnet jetzt zu heulen begannen?
 
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Richard lief los... Schneller? Nein, lieber nicht, ich sollte in seiner Nähe bleiben... Wenn wir uns trennen, sind wir chancenlos.
Während er lief, kamen keuchend Worte über seine Lippen: "Hast... Du... Irgend... Was... Gesehen?"

Er kam am Auto an, riss die Tür auf, schmiss sich in den Sitz steckte den Schlüssel hinein... Und drehte... Motorengeräusche waren zu hören, doch sie versagten... Und endeten in einem Gluckern... Ein zweiter Versuch. Wieder erfolglos... Ein Dritter.

"Dein Wagen springt nicht an!!" Richard sprang aus dem Wagen hinaus und schoss auf Esteban zu Es ist fast Tag! Wir werden hier draußen verrecken! "Sie dir mal die Elektronik an!" Während Esteban sich den Wagen ansah, suchte Richard nach irgendwelchen Merkwürdigkeiten.. Soll ich? Wenn es Zach ist, dann bin ich sowas von tot, aber wenn wir außerhalb seiner Reichweite sind und es die Werwölfe sind... Dann muss ich sie sehen!

Er suchte nach geigneten Waffen... Irgendetwas... Nur für den Fall... Er hob einen Stein auf.
 
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Esteban ließ seine Klauen einfahren und rannte zur Wagenfront, nachdem der Ford partou nicht anspringen wollte. Er öffnete die Motorhaube und warf einen Blick hinein.

"Kein Wunder, dass die Karre nicht anspringt! Jemand hat das Hauptkabel der Autobatterie durchschnitten!"

Esteban eilte zum Handschuhfach und wühlte darin herum, bis er die Rolle Panzertape fand. Wieder beim Motor angekommen, rupfte er die Isolierung an den zerschnittenen Enden des Kabels ab, zwirbelte die Drähte notdürftig zusammen und umwickelte sie mit dem schwarzen Klebeband. Er ließ die Motorhaube mit einem Schwung wieder zufallen und klemmte sich geschwind hinter das Lenkrad.

"Einsteigen! Sofort!"

Er drehte den Schlüssel im Zündschloss um. Etwas tat sich, doch der Wagen soff erneut ab.

"Verfluchte Scheiße noch eins!"

Ein weiterer Versuch. Nichts tat sich. Esteban schloss innerlich schon mit seinem Unleben ab... Doch plötzlich gab der Wagen erste Lebenszeichen von sich. Der Motor startete - wenn auch widerwillig. Esteban wartete, bis Richard auf dem Beifahrersitz Platz genommen hatte und trat das Gaspedal durch. Mit quitschenden Reifen brausten sie los.

"Richard, lass dir etwas einfallen, wo wir den Wagen sicher parken können. Zumindest bis morgen Abend! Viel Zeit bleibt uns nicht mehr. Wir müssen möglichst nah an Finstertal ran!"
 
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Richard atmete auf. Er saß in einem fahrenden Wagen. Er war satt und hatte das Schlimmste überstanden... Er biss sich ins Handgelenk und reichte es Esteban herüber.
"Hier trink!"

Wo kann man sicher parken? Wo verdammt? Schaffen wir es bis nach Finstertal zurück? Kann sein... Möglich... Ein Parkhaus? Was ist mit Wissmers? Irgendein Parkplatz in dem Kaff? Möglichst öffentlich? Verdammt! Ein Parkhaus wäre ideal.

"Meinst du wir schaffen es bis zurück und in ein Parkhaus hinein?"
 
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Esteban war leicht irritiert, als Richard ihm das Blut anbot; immerhin musste er gerade mit Vollgas durch die Walachei brettern und dabei den Wagen unter Kontrolle behalten. Allerdings war die Straße die nächsten hundert Meter einigermaßen gerade und so trank er von Richards Blut. Augenblicklich spürte er, wie das kainitische Blut durch seinen toten Körper strömte und ihm Kraft verlieh. Er wischte sich mit dem Ärmel seiner Lederjacke das Blut aus dem Mundwinkel und konzentrierte sich weiter auf die Straße. Der V8 Motor machte sich gerade wirklich bezahlt, denn schneller als dieser Wagen war so gut wie kein Fahrzeug in ganz Finstertal plus Umgebung.

"Gute Frage. Irgendwo müsste ich einen Stadtplan unter deinen Sitz umher fliegen haben. Oder fällt dir etwas besseres ein, wie man herausfinden kann, wo das nächste Parkhaus ist?"

Out of Character
Fahrprobe:[dice0]
 
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Richard holte sein Handy heraus, ging ins Internet und öffnete Googlemaps. Das Suchwort war: "Finstertal, Parkhaus."

Augenblicklich fand er ein paar Vorschläge und suchte sich ein gut gelegenes und vor allem tief gelegenes Parkhaus aus. Er ging auf "Route berechnen" und teilte Esteban das Ergebnis mit.

"Also ich habe hier eins in der Nordmannstraße. Laut Berchnung braucht man da von hier aus 25 Minuten hin... Bei deinem Tempo vermutlich nur eine viertel Stunde. Was denkst du?"

Richard leckte die Wunde selbst zu und zog den stinkenden, zerfetzen, ehemals ziemlich edelen schwarzen Stoff seines Hemdes wieder über den Arm.

"Esteban. Lass uns morgen aus dieser Stadt abhauen. Lass uns irgendwo anders einen Versuch starten. Irgendwo, wo keine verrückten Zauberer und Werwölfe hinter uns her sind."
 
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Esteban blickte auf den Tacho.

"Kein Problem, das schaffen wir. Aber vorher musst du in den Kofferraum. Parkhäuser werden per Video überwacht und da kommt es bestimmt nicht gut, wenn du dann in den Kofferraum kletterst."

Esteban trat das Gaspedal voll durch und kurvte waghalsig durch die Nacht.

"Wie bitte? Abhauen? Kommt gar nicht in Frage! Schließlich haben wir uns etwas vorgenommen und außerdem können wir Jenny nicht im Stich lassen. Wir ziehen das durch! Aufgeben ist keine Option für mich. Kann ich auf dich zählen?"
 
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"Lass mich doch rumspinnen."
Richard sah ihn an... Seine Augen waren müde... traurig... und irgendwie sah man ihm an, dass er gerade unsicher war... unmotiviert... Doch er lächelte... Und das passte gar nicht dazu...

Jenny nehmen wir einfach mit... Und vielleicht auch noch die anderen aus Finstertal... Und dann stürmen wir irgendeine andere Stadt... Oder so... gestern noch war das Leben SO einfach...

"Ich steige gleich schon in den Kofferaum... lass mich nur noch sehen, wie sich der Himmel wieder ins Rot verfärbt...Und noch was: Das erste was ich morgen mache ist shoppen... und danach jagen... Oder andersherum! Dann muss ich noch meine Clansanverwandten besuchen und sie über meine Unverfrorenheit informieren... Bis um 10 müsste ich aber damit durch sein."

Wozu der ganze Scheiß, wenn es MIR am Ende dreckig geht? Es geht in erster Linie um MICH! MICH! MICH! MICH! Die anderen sollten mir scheißegal sein! Richards innere Stimme klang so gar nicht nach seiner eigenen... Es war eine Stimme, die er nur wenige Wort sagen, gehört hatte Ja, mein Guter! Du solltest von hier abhauen. Du solltest auf diese Stadt scheißen und sie mir überlassen!

"NEIN!!!", schrie Richard "So einfach werde ich es dir nicht machen, du verdammter Drecksack! Ich werde in dieser Stadt siegen! Ich werde sie so verändern, dass allen ein gerechtes Leben möglich wird! Und du! Du hörst ab jetzt auf, mich zu verführen! Das ist NICHT deine Stadt. Sie wird uns gehören. Und wenn sie jemand verdient hat, dann Jenny! Du NICHT!"
 
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Esteban war merklich irritiert, als Richard seltsame Unterredungen mit sich selbst führte.

"Ähm, geht es dir gut? Vielleicht solltest du dich gleich direkt auf's Ohr hauen und schlafen. Wo soll ich dich morgen früh eigentlich absetzen? Ich werde auch noch das ein oder andere erledigen, aber ab 9 sollte ich im Hovel zu finden sein. Ach ja, bevor du in den Kofferraum kletterst... vergiss das Panzertape zum Abdichten nicht!"
 
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"Ja mir geht es gut! Aber diesem Koldunen wird bald ein Licht aufgehen, dass er sich mit den Falschen angelegt hat! Cammis sind morallose Spinner, die sich nur zu leicht verführen lassen. Ohne Ideale oder Ziele! Aber wir! Wir haben Ideale, Ziele, Hoffnungen! Wir lassen uns nicht aus der Fassung bringen! Wenn wir einen Weg gehen, dann bis zum Ende!"

Richard lächelte Esteban an. Er strahlte vor Überzeugung uns Selbstsicherheit.

"So und du schmeißt mich morgen im Stieed raus." Richard stieg aus. "Wenn du dann den Koferraum von außen abdichtest? Zusammen mit der Tiefgarage dürfte das sehr sicher sein!"
 
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"Kein Problem, ich fahre dich dann zum Stieed. Da muss ich auch hin. Aber ich glaube es ist besser, wenn du den Kofferraum von innen abdichtest. Erstens ist das sicherer und zweitens unauffälliger."

Esteban drosselte das Tempo und ließ den Wagen langsam zum Stehen kommen.

"Okay, Amigo. Den restlichen Weg werde ich schon finden. Eine gute Nacht wünsche ich!"
 
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Richard stieg aus. Er sah ihn an. Traurig wirkten seine grünen Augen. Er lächelte und beugte sich zu ihm rüber, umarmte ihn und sagte sehr leise:

"Te quiero amigo. Te necesito. Tienes cuidado mi hermano."

Richard stieg aus, ging zum Kofferraum, legte sich hinein und ließ den Deckel zuschlagen.

Er nahm das Tape und fing an den Kofferaum so gut wie möglich abzudichten...

Er hörte wie Esteban den Motor wieder startete.

Morgen schon wird die Welt viel besser aussehen.

Der Wagen fuhr los.

Richard steckte sich einen Kopfhörer ins Ohr und hörte ein Lied zum Einschlafen.

[video=youtube;RZIXGLGFWNQ]http://www.youtube.com/watch?v=RZIXGLGFWNQ[/video]
 
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Esteban klopfte Richard aufmunternd auf die Schulter und wartete, bis dieser im Kofferraum verschwand. Danach fuhr er wieder mit Bleifuß davon und versuchte so schnell wie möglich das Parkhaus zu erreichen. Das Quietschen der Reifen hallte durch den Betonbau, als Esteban die Kurven in hohem Tempo schnitt. Als er das letzte Untergeschoss erreichte, parkte er den Wagen, schloss ihn ab und machte sich zu Fuß auf den Weg nach draussen. Dort angekommen, schlug er den Kragen seiner Jacke hoch. Regentropfen prasselten ihm auf die Haare und ließen ihm einige Strähnen ins Gesicht fallen. Esteban blickte sich um. Hinter dem Parkhaus war ein schlammiges Grundstück, das allem Anschein nach in naher Zukunft bebaut werden sollte. Kurzerhand sprang er über den Bauzaun und stapfte durch die Pfützen, bis das Licht der Straßenlaternen kaum noch zu sehen war. Hinter einem dichten Gebüsch ließ er sich in der Erde versinken und verfiel in einen tiefen, langen Schlaf.
 
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