[08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Daisy

Lillian Flynn - Brujah
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10. Januar 2010
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Schließlich also hatten Lilly und Steven eine ruhige Minute und konnten sich dem widmen was sie sich heute am frühen Abend vorgenommen hatten.
Sie befanden sich in ihrer Wohnung.

„Und jetzt erzählen wir uns gegenseitig unsere Lebensgeschichte, ja?
Machen wir es uns dabei auf dem Sofa gemütlich?“

Lilly setzte sich schon mal aufs Sofa.

„Komm in meine Arme, Liebster!“

Sie wartete bis er zu ihr gekommen war, dann sagte sie: „Ist es O.K. für dich, wenn wir abwechselnd erzählen? Erst die Kindheit und Jugend? Willst du anfangen, oder soll ich?“
 
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Steven setzte sich neben sie, und legte seinen Arm um ihre Schultern. Er überlegte einen kurzen Moment und fing dann an

Naja, mache ich mal den Anfang. ich wurde am 14.11.1960 in Braunschweig als der jüngere Zwilling geboren. Naja, jünger nur dann wenn man 3 Minuten als nennenswert betrachtet. An meine frühste Kindheit habe ich allerding kaum noch erinnerungen, nur das ich wohl der wildere von uns beiden war. Wenn es darum ging irgendeinen Blödsinn zu fabrizieren war ich der erste. Aber das hielt sich alles im Rahmen, und ich bereitete meinen Eltern kaum Kopfzerbrechen. Anders war es als ich zur Schule kam, dort hatte ich bald ein sehr enges Verhältnis mit dem Rektor, da ich öfter in seinem Büro saß und auf meine Eltern warten musste. Das lag aber auch daran, das mein Bruder und ich als Kinder wohl ziemlich verwöhnt wurden und alles bekommen hatten was wir wollten.

So kam es das mein Bruder und ich ab der zweiten Klasse einen Privatlehrer bei uns zuhause hatten, allerdings hatte ich auch da etwas besseres zu tun als ihm mit großen blauen Augen zuzuhören. Ich hörte zwar zu, aber hatte auch immer wieder Blödsinn im Kopf. Von meinem Vater gab es dafür nur ein paar harte Worte, leere Drohungen. Es wäre bestimmt einiges anders verlaufen wenn ich mal welche hinter die Ohren bekommen hätte. Aber so wurde ich bis zu diesem Zeitpunkt nur der verwöhnte reiche Schnösel


Während er sprach hatte er ihr abund an in die Augen geschaut als ihm einfiel, das vone seinen tatsächlich mal blauen Augen nichts mehr übrig gewesen war.
 
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Lilly hörte aufmerksam zu und musste immer wieder grinsen oder sich ein Lachen verkneifen.

„Ein kleiner Frechdachs warst du also, überhaupt nicht brav. Haben deine Eltern dich denn geliebt, und hast du dich gut mit deinem Bruder verstanden? Wie heißt er denn, hat er auch einen griechischen Namen? Seid ihr eineiige Zwillinge, sieht er also genauso aus wie du? Na ja, mittlerweile hat sich dein Aussehen ja ein wenig verändert. Hast du deine Eltern oder deinen Bruder nach deiner Erschaffung jemals wiedergesehen, oder würdest du dir das wünschen? Oh, ich frage dir ja Löcher in den Bauch! Du kannst mir dann auch Fragen stellen wenn du magst.“

Und jetzt war sie also an der Reihe mit Erzählen.

„Also ich wurde 1897 geboren, am 13. August, in Kapstadt, Südafrika. Du könntest also mein Urenkel sein, denn du bist ganze 63 Jahre jünger als ich. Bist du sicher, dass du mit so einer alten Omi zusammen sein willst?“

Sie grinste und gab ihm einen kurzen Kuss.

„Ich war das älteste von vier Mädchen, meine Eltern haben also nur Mädchen bekommen, und dabei hatte sich mein Vater so sehr einen Jungen gewünscht. Aber er hatte ja mich, an mir war doch ein Junge verloren gegangen, ich war ein absoluter Wildfang.
Mit meinen Schwestern konnte ich nicht wirklich viel anfangen, die waren so lieb und ziemlich ängstlich. Ich dagegen war burschikos und wagemutig. Das gefiel meinem Vater, und da hat er mit mir das gemacht was er mit einem Sohn gemacht hätte. Er hat mich schon sehr früh zum Jagen mitgenommen und hat mir da auch schon das Schießen beigebracht, und später das Fechten.
Ich war sein Liebling, eine absolute Vatertochter, und ich habe meinen Vater vergöttert. Meine Mutter hat alle ihre Mädchen geliebt, sogar mich. Sie war eine von diesen ängstlichen, überbehütenden Müttern, die ständig besorgt um ihre Kinder sind. Meine Schwestern waren ja pflegeleicht, aber ich war ein Horror für meine Mutter, ich kam ständig mit Schrammen und Wunden nach Hause. Mein Vater war da lockerer, er war stolz auf mich und dass ich nicht so eine Heulsuse war wie meine Schwestern.
Wenn ich nicht in der Schule war und nicht mit meinem Vater unterwegs, dann habe ich meine Zeit mit den Kindern der Pächter verbracht. Das waren alles Schwarze. Da waren auch die Mädchen nicht so überempfindlich wie meine Schwestern. Meine Eltern haben meinen Umgang mit den Schwarzen geduldet, aber begeistert waren sie nicht.
Meine beste Freundin hieß Malia, sie war genauso alt wie ich. Ihr älterer Bruder war ein Jahr älter als wir, er hieß Mongane. Die beiden waren intelligent, aber zur Schule sind sie wie die anderen schwarzen Kinder nicht gegangen. Sie haben ihren Eltern bei der Arbeit geholfen, sie haben Wein angebaut. Das Gebiet um Kapstadt herum ist noch heute Weinanbaugebiet. Die Landschaft dort ist wunderschön, ziemlich grün alles. Südafrika ist landschaftlich sehr unterschiedlich, je nachdem wo man ist. Dort am Kap der guten Hoffnung ist keine Wüste. Ich habe es geliebt an der Küste zu sitzen und mir die Brandung anzuschauen. Oder in die Berge zu klettern und mir alles von oben anzuschauen. Dort gibt es auch Höhlen in den Bergen. Und weiter im Norden, da ist der typische afrikanische Busch. Dort habe ich mit meinem Vater gejagt, wir waren dann für ein paar Tage weg und haben dort gezeltet, und abends saßen wir am Lagerfeuer.“

Lillys Augen leuchteten, als sie von ihrer Heimat sprach.

„Ach, ich liebe meine Heimat! Wie gern würde ich sie dir mal zeigen! Doch wenn man das alles nicht im Hellen sehen kann, das ist nicht so ganz optimal, aber was soll man machen.
Im Gegensatz zu dir hab ich mich in der Schule sogar von meiner besten Seite gezeigt. Zum einen wollte ich meinen Vater nicht blamieren, denn ich wollte ja, dass er stolz auf mich sein kann. Also habe ich keinen Mist gebaut, und meine Leistungen waren nicht übel. Und zum anderen habe ich den Schulstoff schon allein deswegen gut beherrschen wollen, damit ich es später nach der Schule meinen schwarzen Freunden beibringen konnte. Ich habe ihnen Schreiben, Lesen und so weiter beigebracht. Ihre Eltern konnten weder schreiben noch lesen.
Mongane, in den ich mich später verliebt habe, war sehr intelligent, er hätte bestimmt das Zeug dazu gehabt zur Uni zu gehen. Er hat davon geträumt Arzt zu werden, daraus ist aber leider nie etwas geworden.
Weil ich also gesehen habe, dass meine Freunde überhaupt nicht zur Schule gehen konnten habe ich schon früh begriffen was für ein Privileg Bildung ist. Und ich fand es schon da ungerecht, dass einige Leute so benachteiligt sind, nur weil sie arm und schwarz sind.
Die Mädchen in der Schule fand ich doof, da hab ich mich mit niemandem so wirklich angefreundet. Das waren da natürlich alles nur Weiße. Die Jungs fand ich auch doof, das waren alles nur so verwöhnte Schnösel mit reichen Eltern, so wie du. Dich hätte ich garantiert links liegen lassen, wenn ich dich getroffen hätte als du in dem Alter warst.“

Lilly grinste, und dann schaute sie den Gangrel neugierig an.

„Na, und in wen warst du als allererstes verliebt? Und wann und mit wem hattest du deinen ersten Sex und deine erste Beziehung? Ich bin ganz schön neugierig, was?“
 
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Auch Steven hörte aufmerksam zu und musste ein paar mal grinsen. Als sie das mit dem Links liegen lassen erwähnt musste er sich ein Lachen verkneifen, und gab ihr stattdessen einen Kuss, dabei flüsterte er in ihr Ohr

Dann bin ich ja froh das ich so ein Rüpel geworden bin

Dabei konnte man deutlich merken das er mit Selbstironie sprach. Als sie geendet hatte, sprach er aber mit normaler Stimmlage weiter

Fragen habe ich bis jetzt keine, aber deine neugierde stört mich nicht.

Während er sprach hohlte er sein Portemonai hervor, und zog aus diesem ein deutlich altes, leicht vergilbtes und geknicktes Foto hervor. Es war nur schwarzweiß aber es zeigte ihn und seinen Bruder. Die beiden Jungen auf dem Foto sahen sich wirklich sehr ähnlich, und das sie unterschiedliche Augenfarben hatten konnte man nicht erkennen. Als einziges Detail war auf dem einen Jungen ein Leberfleck neben der Nase zu erkennen, und dieser Junge war auch ein kleines Stück größer. In Stevens Gesicht war kein Leberfleck, also sollte es für Lilly ziemlich leicht sein den Unterschied festzustellen. Dazu meinte er nur.

Mal sehen ob du erkennst wer von uns beiden ich bin. Aber um deine Fragen weiter zu beantworten, mein Bruder bekam den Namen Mars, aber er hat sich auf den Namen Martin umtaufen lassen, und ist in die Fußstapfen meines Vaters getreten. Bis vor ein paar Monaten hatte ich unregelmäßigen telefonsichen Kontakt zu ihm. Ein treffen bin ich immer aus dem weg gegangen, um mir den Schmerz zu ersparen, und ihm nicht irgendetwas erklären zu müssen. Bis zu einem gewissen Grad glaube ich schon das meine Eltern mich geliebt haben, sonst hätten sie mir glaube ich nicht so viel durchgehen lassen.

Er wartete bis Lilly eine entscheidung getroffen hatte, und fuhr dann fort

Also das erste mal verliebt war ich eigentlich mit 12Jahren in unsere Putzfrau. Aber das war eher eine unerfüllte Liebe, da sie mit 24Jahren kein Interesse an mir zeigte. Das erste Mal Sex hatte ich dann aber mit 16, kurz nachdem ich mich hab tatowieren lassen. Mit dieser Aktion wollte ich meine Eltern eigentlich Schocken, da ich zwar schon straffällig geworden war, mir aber seitens meiner Eltern keine Grenzen aufgezeigt wurden . Nachdem meine Mutter das mit den Tattoos mitbekommen hatte, beschloss sie das ich auf einem Internat besser aufgehoben wäre, damit mir wohl endlich Grenzen gezeigt wurden. Den wahren Grund sehe ich darin, das zu dieser Zeit nur Seemänner oder Gefängnissinsassen tatowiert waren. Dies war zumindest die Ansicht meiner Mutter.

Aus diesem Internat bin ich allerdings nach zwei Stunden wieder abgehauen, und habe es vorgezogen auf der Straße zu leben. Dort bin ich dann auch immer tierfer reingeschlittert, und habe ich mich eine zeitlang mit Jugendbanden, sprich Punks herumgeschlagen. Mit 18 habe ich mich dann einer Motorradgang angeschlossen, nachdem ich mir eine Maschine geklaut hatte. Mit meinem Bruder hatte ich immer wieder Kontakt. Er war es auch, der dafür gesorgt hat, dass ich eine Kreditkarte und immer etwas Geld auf diesem Konto hatte. Aber in dieser Zeit lernte ich auch wie man der Polizei aus dem Weg ging, ebenso wie die Häscher meines Vaters. Meine Eltern wollten mich immer noch in den Schoß der Famillie zurück holen. Der Grund dafür ist mir allerdings bis heute unklar.


Während er von seinem Bruder sprach konnte Lilly sehen das er etwas nachdenklich wirkte und für einen Moment gläsern nach vorne blickte. Er fing sich aber sofort wieder und sprach ohne weitere Regung weiter

Mein Leben wäre eigentlich so weitergelaufen, oder ich wäre irgendwann in der Gosse verstorben. Entweder als Opfer von unserer Art, von der ich nichts wusste, oder bei einer Schlägerei als Verlierer hervorgangen. Aber ich musste ja unbedingt nach Wolfsburg, was in der Nähe von Braunschweig liegt fahren. Dort merkte ich dann aber das es nicht ratsam ist in der Nacht alleine durch die Straßen zu ziehen. Aber dazu später mehr. Jetzt bist du erst mal an der Reihe, bevor ich damit fortfahre wie ich zu dem wurde was ich jetzt bin.
 
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„Aber nein, du bist doch kein Rüpel – mich hast du jedenfalls noch nicht angepöbelt, und davon würde ich dir auch dringend abraten.“

Sie sah ihn gespielt drohend an und musste dann grinsen als Steven ihr verriet wie sein Bruder ursprünglich hieß.

„Mars? Oje. Deine Mutter hatte es ja mit den Kriegsgöttern.
Bei Mars würden die Leute heutzutage bestimmt an einen Marsriegel denken. ´Mars macht mobil, bei Arbeit Sport und Spiel.´
Wenn man seinen Kindern zu ausgefallene Namen gibt, das ist doch wie ne Strafe.“

Lilly schaute das Foto an und dann Steven, dann nochmal das Foto.

„Hm, der einzig erkennbare Unterschied ist wohl der Leberfleck, den hast du nicht, also bist du der hier.“

Sie sagte ihm dann auch, dass sein Tatoo ihr sehr gefiel.

„Dir scheint dein Bruder einiges zu bedeuten?
Telefonieren ist ja immerhin besser als gar nichts. Selbst wenn deine Augen nicht so anders wären – mittlerweile würde es auffallen, dass du immer noch so jung aussiehst. Da kann man Treffen also eh vergessen.
Dass deine Eltern nach dir haben suchen lassen, ich denke mal, das zeigt, dass ihnen einiges an dir liegt. Aber du warst eben nicht so brav wie sie es sich gewünscht hätten. Das mit dem Internat, da wollten deine Eltern wahrscheinlich auch das Beste für dich. Aber ich hätte es aber auch nicht ausgehalten in einem Internat.“

Und jetzt war also Lilly dran mit Weitererzählen.

„Jetzt kommt der schwierigste Teil. So richtig ausführlich hab ich das noch nie jemandem erzählt. Ich habe es nur einmal kurz angerissen, und da habe ich auch eine Fensterscheibe eingeschlagen.“

Sie ließ natürlich unerwähnt, dass das erst gestern gewesen war.
Lilly zögerte, schien mit sich zu kämpfen, fing dann schließlich doch an zu erzählen.

"Meine erste große Liebe war Mongane. Wir sind ja praktisch zusammen aufgewachsen, wir kannten uns sehr gut, und irgendwann haben wir uns dann ineinander verliebt. Da war ich 16 und er 17. Mit ihm hatte ich dann auch meinen ersten Sex.
Um miteinander zärtlich und leidenschaftlich zu sein mussten wir uns heimlich treffen, in den Höhlen. Nur dort konnten wir ein Liebespaar sein.
Überall sonst mussten wir so tun als seien wir nur befreundet. Schon das war ja für meine Eltern hart an der Grenze, so eine Freundschaft.
Die meisten Paare wissen gar nicht wie gut sie es haben, wenn sie in aller Öffentlichkeit Händchen halten und sich küssen können. Das ist doch so selbstverständlich. Aber wir konnten nichts dergleichen tun, nicht einmal zusammen ausgehen.
Das war also von Anfang an eine sehr bittersüße Liebe. Wir wussten genau, dass wir keine gemeinsame Zukunft hatten als Paar, und doch konnten wir nicht voneinander lassen.
Und dass ein Schwarzer und eine Weiße zusammen durchbrennen, so was gab´s einfach nicht damals. Vielleicht hätten wir trotzdem weggehen sollen, vielleicht hätte es irgendwo auf der Welt einen Ort gegeben wo wir als Paar hätten leben können, mit unserem Kind.
Ach, wie sehr hätte ich mir das gewünscht, dass wir eine Familie hätten sein können. Aber dann war alles zu spät.
Von einem Tag auf den anderen wurde Mongane plötzlich verhaftet. Das erfuhr ich von Malia. Ein paar Tage später hat sie mir dann gesagt, dass er im Gefängnis totgetreten worden ist. Das war der schlimmste Tag meines Lebens, als ich das erfahren habe.
Ich war total neben mir. Der Schmerz ist immer noch da, er ist nie ganz fortgegangen."

Lilly wirkte immer trauriger als sie davon erzählte und kuschelte sich bei Steven an. Eine rote Träne lief ihr über die Wange.

"Und dann später hat Malia von einem entlassenen Gefängnisinassen erfahren, dass es da einen Deal gegeben hat. Er hatte das zufällig mitbekommen. Mein Vater hat ein paar weiße Wärter bestochen, damit sie meinen Liebsten töten. Die Polizei hat nicht richtig ermittelt, denn auch die Polizei wurde bestochen. Und was kümmerte es die denn – ein Schwarzer weniger. Das waren für die doch minderwertige Menschen.
Mein geliebter Vater hat also meinen Liebsten umbringen lassen – das hat es noch schlimmer gemacht für mich. Ausgerechnet mein Vater, den ich so sehr geliebt habe, hat mir das angetan. Und er meinte sogar mir damit was Gutes zu tun.
Er wollte mich und unsere Familie vor der Schande befreien. Da hab ich angefangen meinen Vater zu hassen.
Dann wurde festgestellt, dass ich schwanger war. Da wurde ich total apathisch, und mein Vater hat mich zu Hause eingesperrt. Wär ich doch bloß abgehauen. Aber wohin, mit einem schwarzen Kind. Ich war total abgekapselt, niemand durfte mich sehen, niemand sollte wissen, dass ich schwanger war. Als dann das Kind zur Welt kam, wurde es mir sofort weggenommen. Ich konnte nur einen einzigen Blick auf meine Tochter werfen. Ach hätte ich sie doch ein einziges Mal im Arm halten können!“

Lilly brach in Tränen aus, vergrub ihr Gesicht an Stevens Brust, klammerte sich eng an ihn und konnte für eine ganze Weile nicht weiterreden.
 
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Steven hörte aufmerksam zu als sie wieder anfing ihre 'Unlebensgeschichte' weiterzuerzählen. Als sie sich ankuschelt, streicht er übe rihren Rücken, als wenn er ihr Kraft geben möchte. Als sie dann von dem Mord an ihrem ersten Geliebten und ihrer tochter erzählte merkte Steven wie schwer ihr das Fallen musste. Er nahm für alle Fälle ihre Hand, und drückte sie dabei.

Als sie dann geendet hatte, und ihr Gesicht an seiner Brust vergrub, streichelte er ganz sanft ihren Kopf, und gab beruhigende "Sch"-Laute von sich, damit sie merkte das jemand für sie da ist und zwar nicht ihren Schmerz fühlen, aber verstehen kann was sie durchmacht, bezihungsweise durchgemacht hat.

Wollen wir erst eine Pause machen, bis es dir wieder besser geht, oder soll ich weitererzählen?

Den letzten Satz sprach er bewusst so, das sie ihn gut verstehen konnte, aber mit einer beruhigenden Stimmlage. Steven waren zwar Fragen aufgekommen, was den Verbleib der Tochter angehen würde, aber in der jetzigen Situation wollte er nicht nachboren. Er wüsste nicht wie er reagieren wird, wenn er von dem Verlust seine Ghuls erzählt.
 
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Lilly fühlte sich durch Stevens tröstendes Verhalten aufgefangen, und sie beruhigte sich allmählich wieder, richtete sich wieder auf und wischte sich mit ihrem Ärmel das Blut aus dem Gesicht. Sie blieb jedoch an den Gangrel gekuschelt sitzen. Schon allein Stevens körperliche Nähe war so angenehm und beruhigend.

„Ich habe keine Ahnung wie mein Vater überhaupt herausgefunden hat, dass mich mit Mongane mehr verband als bloß Freundschaft.“

Sie hatte nie erfahren, dass ein Weißer ihres Alters, der sie umworben hatte, ihr einmal nachgeschlichen war und Lilly dann aus Rache (weil sie ihn abgewiesen hatte) bei ihren Vater verpfiffen hatte.

„Ich habe mich nach dem Tod meines Liebsten in niemanden mehr verliebt. Bis ich dich getroffen habe.“

Stimmt nicht, in Malik habe ich mich schon vorher verliebt.

Doch Lilly brachte diese innere Stimme zum Schweigen, sie schaute Steven zärtlich an und küsste ihn kurz auf die Lippen.

„Ich hatte nach seinem Tod auch ungefähr 20 Jahre lang mit niemandem mehr Sex gehabt.
Mit Leuten gute Kumpel sein war kein Problem für mich, und ich hatte dann nach dieser Pause auch Liebhaber, aber eine so enge Freundschaft wie mit Mongane und seiner Schwester hatte ich nie wieder. Ich hatte auch keine richtige Liebesbeziehung mehr. Der Sex war just for Fun und war kein Ausdruck von Liebe.
Mein Herz war verschlossen. Ich bin wohl ziemlich hart geworden, ich ließ niemanden besonders nah an mich heran.
Und dann kamst du. Bei dir zeige ich sogar meine verborgene weichere, verletzliche Seite. Harte Schale, weicher Kern? Ich bin jedenfalls normalerweise nicht sentimental, ich war schon immer eher der herbere Typ.“

Lilly hatte den Eindruck, sie konnte sich Steven noch besser öffnen als sie es Malik gegenüber konnte, schon allein weil auch Steven sich öffnete. Aber alles was Malik betraf musste im Verborgenen bleiben.

„Ich hatte doch jetzt schon eine Pause, wir können also ruhig weitermachen.
Als ich meine Tochter zur Welt gebracht habe war ich fast 19 Jahre alt. Wenige Wochen später, kurz vor meinem 19 Geburtstag, bin ich dann abgehauen, zu Hause hab ich´s nicht mehr ausgehalten. Vorher hab ich meinen Vater noch um ein Bündel Geldscheine erleichtert. Die Kohle hat so gerade eben gereicht um bis nach Europa zu kommen. Ich bin in München hängen geblieben, das war mitten im ersten Weltkrieg, im August 1916.
Ich habe also meine Heimat und mein Leben im Wohlstand hinter mir gelassen.
Zunächst hab ich in der Gosse gelebt. Es war ein heißer Sommer, da ging das noch, aber dann Ende September wurde es so langsam empfindlich kalt. Das war für mich total ungewohnt. Aber dann bin ich zum Glück auf meinen Erzeuger getroffen. Aber bevor ich davon erzähle bist du erstmal dran.“

Sie blickte Steven erwartungsvoll und neugierig an und wartete darauf, dass er weitererzählte.
 
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Er drückte sie einmal, und lächelte dann verlegen, da er einen Moment den Faden verloren hatte.

Okay, wo war ich stehengeblieben, ich glaube ich habe von Wolfsburg angefangen.

Er dachte einen Moment nach, und begann dann nachdem er Lilly einen Kuss gegeben hatte

Also wie gesagt, des Nächtens sollte man in Woflfsburg nicht unbedingt unterwegs sein, aber das dürfte auf so gut wie jede Stadt zutreffen. Jedenfalls wurde ich eines Nachts, es muss die dritte oder vierte gewesen sein, überfallen. Ich weiß mich eigentlich zur Wehr zu setzen, die Strasse härtet ab, aber gegen Monster zu kämpfen war nicht ganz mein Spezialgebiet. Jedenfalls unterlag ich und als ich wieder zu mir kam hatte sich mein Leben geändert. Klar, ich erinnerte mich wie mir mein Erzeuger sagte das ich trinken soll und meine erste Mahlzeit lag in Form eines hundes neben mir. Aber in der nächsten Nacht, als ich wieder zu mir kam sollte sich mein Leben komplett verändern. Hungrig streunerte ich durch die Stadt, bis ein Mensch mir über den Weg lief, ein unschuldiges Wesen mit genau dem Saft den ich brauchte. Gierig überwältigte ich diesen und saugte seine letzte Kraft aus ihm heraus. Und natürlich war meine Gier größer als meine Vorsicht, jedenfalls kam ein junges Mädchen des Weges und erblickte mein schreckliches Tun. Naja sie schrie und mehr Leute sahen mich, ein Monster verschmiert mit Blut und spitzen Zähnen. Die örtliche Zeitung war am nächsten Tag voll davon, und ich bekam einen Riesenärger, zumal niemand in der Stadt von meiner Existenz wusste. Mein Erzeuger konnte mich gerade noch einmal vor der Vernichtung retten, weswegen er nicht allzu gut auf mich zu sprechen ist. Manchmal denke ich, dass er sich wünschte meiner Vernichtung beizuwohnen, aber ich werde mein bestes geben ihm diese Genugtuung nicht zu geben. Wir können uns auch meist gut aus dem Weg gehen.

Er hatte nie erfahren, dass sein erzeuger zwar die Erlaubnis zur Erschaffung erhalten hatte, aber der prinz der Stadt eigentlich verfügt hatte das ein Einheimischer, oder Ghul den Kuss empfangen sollte. Auf alle Fälle schuldete sein erzeuger darauf hin dem Prinzen eine Lebenschuld

Inzwischen hatte ich mich auch mit den Sterblichen auseinandergesetzt und manchmal fuhr ich mit einem geklauten und frisierten Motorrad durch die Gegend. Und das Leben ging weiter, oder das was für mich zum Leben geworden war. Jetzt war ich ein Geschöpf der Nacht, aber ich kämpfte nach wie vor um das was ich die Jahre zuvor als Sterblicher auch tat: Ums Überleben. Und wenn ich ein bisschen Spaß dabei habe um so besser. Aus diesem Grund fuhr ich auch nach Hannover. Der andere Grund war, dass mein Erzeuger mich so ziemlich ankotzte, es wurde immer schwieriger ihm aus dem Weg zu gehen. Ich hoffte dass es dort mit dem Neuanfang klappte. Es lief auch alles ganz gut, zumindest meiner Ansicht nach. Ich schloss so etwas wie eine Freundschaft mit einer jungen, Tremere, ihr Name war Rahel. Doch nachdem ich erfuhr das ein Clansmitglied von mir auf unnatürliche Art und weise verschwand, und Rahel und meine Wenigkeit Hinweise erhielten das der Sabbat wohl ein Auge auf die Stadt Hannover geworfen hatte zog ich es vor zu verschwinden. Da Rahel nicht mitkommen konnte zog ich alleine weiter. Nicht das du denkst ich wäre feige gewesen, aber wenn man gegen Windmühlen redet, und alle meinen man würde sich das einbilden, der Sabbat wagt es nicht unsere Domäne anzugreifen, ist es besser die unglücklichen alleine zu lassen. Was mich nur hart getroffen hatte, war, das Rahel nicht mitkommen durfte. Seit diesem Vorfall habe ich auch nichts mehr von ihr gehört. Sie war ein kleiner Rebell innerhalb des ihres Clans, und hat mir auch mit ihrem Mut und einfallreichtum sehr imponiert.

Er schaute sie freundlich an, als wenn er auf fragen ihrerseits, oder einer eifersüchtigen Reaktion warten würde.

Das war die erste Domäne in der ich gewesen bin.
 
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„Uii, da hattest du aber einen schlechten Start. Glück für dich, dass du für so einen fetten Maskeradebruch nicht gleich die Todesstrafe bekommen hast, und dass dir dein Erzeuger nicht den Kopf abgerissen hat.“

Denn schließlich hatte ein Erzeuger ja das Recht sein eigenes Kind zu töten solange es noch nicht freigesprochen war.

„Ach, was bin ich froh, dass es dich noch gibt.“

Lilly umarmte Steven kurz und heftig.

„Mein Erzeuger hat mir eingeimpft mich vor allem an die 7. Tradition zu halten: Lass dich nicht erwischen. Also wenn schon Regeln brechen, dann möglichst so, dass es niemand merkt.
Hat dein Erzeuger dich denn vorher länger beobachtet bevor er dich für den Kuss ausgewählt hat?“

Ein Kind erschaffen zu dürfen war ja keine Kleinigkeit, da wär´s schon sinnvoll eine kluge Wahl zu treffen und nicht den Erstbesten zu nehmen.

„Bist du denn dann später noch öfters in Schwierigkeiten mit dem Gesetz gekommen? Also dem kainitischen Gesetz.“

Und dann sprach er also wieder von dieser Tremere namenes Rahel.
Eine rebellische Tremere - na der waren bestimmt mittlerweile von ihrem Clan längst die Flügel gestutzt worden.

„Warst du in Rahel verliebt, und sie in dich, ward ihr ein Paar? Zumindest scheint sie dir einiges bedeutet zu haben.
Wenn irgendeine deiner Verflossenen hier auftaucht und dich zurückgewinnen will, da wär ich nicht begeistert, aber ansonsten juckt mich das nicht mit wem du schon alles was hattest. Da brauchst du es also nicht zu verschweigen, wenn da zwischen dir und Rahel mehr war als bloß Freundschaft.“

Lilly war da in der Tat nicht eifersüchtig, außerdem ging sie natürlich davon aus, dass sie jegliche anderen Frauen, die Steven etwas bedeutet hatten, sowieso überstrahlte.
Toller als Lilly waren die doch sowieso nicht. Da war sie doch sehr von sich selbst überzeugt.
Und jetzt, wo Steven einmal Lilly kennengelernt hatte, da würde er bestimmt keine andere Frau so sehr wollen wie sie.

„Und was mich auch interessieren würde – wie du so ganz allgemein zur Camarilla stehst.
Also mein Erzeuger hat ein recht distanziertes Verhältnis zu dem Verein, er nennt die Camarilla immer Scheißverein, und das tu ich im Geiste ganz genauso, aber ich posaune das nicht überall herum. Er war´s ja, der mir gesagt hat, erzähl nicht jedem was du wirklich denkst, aber tu das was du für richtig hältst auch wenn es nicht camarillakonform ist.
Mein Erzeuger war nie Camarillahardliner, und ich auch nicht.
Er hat immer gesagt, solange es für uns einen Nutzen hat Teil dieses Scheißvereins zu sein, wozu austreten. Ach, er heißt übrigens Albert und ist Deutscher. Albert hat sich immer sehr am Rande der Kainskinderschaft bewegt, und ich bin diesem Beispiel gefolgt. Ich war ständig bereit für einen möglichen Absprung.
Sag - wenn für einen von uns innerhalb dieses Scheißvereins alle Stricke reißen, würdest du dann mit mir in den Untergrund gehen, oder vielleicht sogar nach L.A. oder San Fransisco? Ich war schon mal dort, und ist gar nicht mal so übel."

Lilly ergriff Stevens Hand und drückte sie fest.

"Wir lassen uns nicht unterkriegen, von nichts und niemandem. Ich wäre froh, wenn dir die Camarilla auch nicht viel bedeutet. Aber sieht für mich ja bislang nicht so aus als wärst du Camarillahardliner. Bist wohl eher einer von denen, die die Schattenseite der Camarilla kennengelernt haben?“

Aber sie sollte jetzt mal weitererzählen.

„Aber ich schweife ab. Wo war ich stehengeblieben?
Mein Leben in der Gosse, in München.
Also ich war ja sehr erstaunt als mir plötzlich jemand Kleingeld in die Hand gedrückt hat. So erbärmlich sah ich doch eigentlich gar nicht aus. Aber ich lief barfuss rum, und deswegen haben mich die Leute für bettelarm gehalten, das hab ich aber erst gecheckt als Albert es mir gesagt hat.
Meine Güte, ich bin in Afrika immer barfuß rumgelaufen, das war für mich völlig normal. Na ja, O.K., außer in der Schule, da gab es Kleidervorschrift. Aber kaum war ich vom Schuldgelände runter, hab ich mir diese lästigen Schuhe ausgezogen. Ist doch viel angenehmer ohne, na zumindest wenn es nicht so bitterkalt ist wie hier im Winter. Meine Fußsohlen waren sehr abgehärtet.
Meine Schwestern hatten natürlich immer brav ihre Schuhe getragen, aber ich nicht, da konnte meine Mutter motzen soviel sie wollte. Vornehme Leute laufen doch nicht ohne Schuhe rum, ts, aber war mir doch egal.
Na ja, und in München, als es im September kälter wurde, da wurde mir also allmählich ziemlich kalt, vor allem an den Füßen.
Albert sagte später was ihm zuerst an mir aufgefallen sei, das sei mein stolzer, selbstbewußter Blick gewesen. Das sei so völlig untypisch für eine normale Bettlerin, denn die wollten ja Mitleid erwecken und haben deswegen möglichst jämmerlich dreingeschaut.
Er hat mich in ein Gespräch verwickelt, und schließlich hat er mich eingeladen bei ihm zu übernachten. Er hat zu dieser Zeit quasi in einer Art Kommune gewohnt.
Das waren zwei Frauen und zwei Männer. Da auch Frauen dort wohnten habe ich mich darauf eingelassen, und ich hab ihm gleich gesagt, wenn er mich ins Bett kriegen will, das kann er vergessen. Da hatte er aber zum Glück nie ein Interesse dran. Er sah nicht schlecht aus, aber ich wollte mich einfach mit niemandem auf eine Lovestory oder Sex einlassen.
Die Leute in der Kommune waren alles Kommunisten. Was ich aber nicht ahnen konnte: Dass keiner davon ein gewöhnlicher Mensch war. Zwei waren Kainskinder und zwei waren Ghule.
Eine der Frauen hieß Isabella, sie war Italienerin und Kainitin, und die andere Frau war ihre Ghulin. Der zweite Mann war also Ghul von Albert. Ich hab mich gewundert, dass Albert und Isabella tagsüber nie da waren. Sie waren tagsüber scheinbar so überaus betriebsam, und ich bekam sie dann erst Abends zu Gesicht. Ich fand das etwas seltsam, habe aber nicht nachgehakt. Das fand Albert gut, dass ich da nicht zu viele Fragen gestellt habe.
Isabella und ich haben uns nicht besonders gut verstanden. Ein Paar waren die beiden nicht, aber diese Frau wollte immer im Mittelpunkt von Alberts Aufmerksamkeit stehen und war eifersüchtig, weil ich ihm immer wichtiger wurde. Sie wollte mich ja auch erst gar nicht in der Kommune haben, aber Albert hat sich durchgesetzt.“

Was für eine blöde Zicke. Lilly war deutlich anzusehen, dass sie nicht gut auf diese Frau zu sprechen war.

„Albert ist sehr charismatisch, und er hat mich förmlich mit sich gerissen mit seiner Begeisterung für den Kommunismus. Wenig später bin ich auch Mitglied der kommunistischen Partei geworden. Wir haben diese Überzeugungen voll ausgelebt, wir haben alles brüderlich und schwesterlich miteinander geteilt. Albert und ich haben auch sehr viele und teilweise recht hitzige Diskussionen miteinander geführt. Nicht über triviale Sachen, sondern über Ideale und Ziele innerhalb der Partei. Na ja, wir haben eben beide Temperament."

Lilly grinste. Sie dachte sehr gern an diese Zeit zurück. Sie sprach sehr respektvoll von ihrem Erzeuger und empfand offenbar auch sehr viel Sympathie für ihn.

"War schon nicht übel, dieses Leben. Irgendwann hat Albert dann einen Maskeradebruch begangen indem er mir gesagt hat was er wirklich ist: Ein Vampir. Und er hat mich gefragt ob ich sein Kind werden will.“

Was wär wohl gewesen, wenn sie Nein gesagt hätte? Hätte er sie dann nicht eigentlich umbringen müssen?

„Er hat mir in groben Zügen erzählt was mich erwartet, und ich hab das Angebot angenommen. Bin echt froh, dass ich da die Wahl hatte, dass mir das nicht aufgezwungen worden ist.
Erschaffen wurde ich 1920. Albert hat mir beigebracht wie man unauffällig jagt ohne dass jemand zu Schaden kommt. Dass ich beim Jagen jemanden getötet hätte ist mir bisher noch nicht passiert, zum Glück.
Mein Erzeuger hat mir nie irgendwas aufgezwungen, er hat geahnt, das klappt sowieso nicht, aber auch so hat er einen sehr prägenden Einfluss auf mich gehabt. Er hat mich gebeten Schuhe zu tragen, und mit Mühe hab ich mich daran gewöhnt. Wollte ja dann auch nicht mehr für eine Bettlerin gehalten werden und nicht mehr frieren.
Ich war also in der Partei recht aktiv, und die Welt der Kainskinder und die Camarilla war für mich genauso nebensächlich wie für Albert.
Immer brenzliger wurde es für uns als die Nazis immer mehr auf dem Vormarsch waren. Die haben uns Kommunisten ja gehasst wie die Pest.
In München waren wir bis 1930. Dort wurde ich auch freigesprochen und hab einen Deutschen namens Paul geghult.
Jetzt hab ich dich erstmal genug vollgelabert, jetzt bist du wieder dran. Aber erst möchte ich einen Kuss."
 
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Nachdem sie mit ihren Fragen fetig war wartete er eine kurze Lücke, um zu antworten. Da sie diese aber nicht ließ, hielt er ihre Hand und wartete bis auch sie geendet hatte, und gab ihr den geforderten Kuss.

Okay, jetzt will ich erst mal deine Fragen beantworten. Ob mein Erzeuger mich beobachtet hat kann ich nicht sagen. Aber ich gehe mal davon aus. Das wichtigste hat er mir auch nach der Erschaffung auf den Weg gegeben: Lass dich nicht erwischen, du brauchts Blut zum Leben, und die 6 Traditionen. Um auf deine nächste Frage zu kommen, ob ich noch mal mit unseren Regeln in Konflikt geraten bin kann man nicht so leicht beantworten, das ist meines Erachtens auslegungssache.

Er überlegte kurz über seine Gefühle zu Rahel, um dann klar antwrten zu können

Ich empfand schon sehr viel für sie, aber ob es Liebe war kann ich so nicht sagen, aber sie bedeutete mir sehr viel. Von ihr habe ich einige Grundzüge in Kainitischer Ettikette gelernt. Aber von ihrer Seite war auch auf alle Fälle klar das sie mich nicht gefährden wolle, indem sie tiefere Gefühle für mich zulassen würde. Von ihr habe ich auch erfahren, das man den Hexen niemals sein Blut und seinen wahren Namen nennen sollte. Irgendwie haben die dann immer Möglichkeiten dich erheblich zu ägern.

Als sie von seiner Meinung über die Cammarilla sprach musste er schon lächeln, auch jetzt konnte er sich ein ironisches Grinsen nicht verkneifen.

Also ein Hardliner bin ich nie geworden, das werde ich wohl auch niemals. Ich bewege mich nur unter dem Schutzmantel des Vereins, da dieser das geringere Übel ist. Damit dürfte sich auch die Frage geklärt haben, das ich dir in den Untergrund folgen würde. Mit dem Gedanken hatte ich schon eins, zweimal gespielt aber irgendwie kam immer irgendetwas dazwischen. Aber ich habe nicht nur die schattenseiten der Cammarilla erlebt, sondern auch die eines anderen Vereins.

Als er von dem anderen Verein sprach konnte Lilly deutlich spüren wie sich seine Miene verfinsterte, diese klärte sich aber wieder auf, als er ihr in die Augen sah und ihr einen Kuss gab

Also wenn ich das so sehe, hätten wir nochnicht mal die Chance gehabt uns kennenzulernen, als ich noch Mensch war, aufgrund meines Geburtsortes und dem Teil von Deutschland hatte ich die Kommunisten immer als eine Gefahr angesehen. Dies lag aber auch and er Propaganda der westlichen Mächte. Aber ist dir in der Zeit wo du in der Kommune gelebt hattest wirklich nichts aufgefallen, das die zwei zu unserer Art gehörten? Okay, bei den meisten anderen Clans kann man nicht unbedingt sehen, dass da etwas merkwürdig ist, aber ein Brujah neigt ja nun mal eher als andere dazu seiner Wut freien Lauf zu lassen. Gut genau beurteilen kann ich das nicht bei meinem Ghul hatte ich schnell mit offenen Karten gespielt, und ihm auch die Konsequenzen klar gemacht was passiert wenn er den falschen Leuten etwas von meiner wahren Existenz erzählt.

Bevor er weiter erzählte gab er Lilly einen Kuss und kuschelte sich etwas an, als wenn ihm das nächste Thema etwas schwerer Fallen würde.

Nachdem ich aus Hannover weg war zog ich eine Zeitlang mit einer Gangrel Namens Evelyn Lucius durch die Nacht, sie lernte ich in einer Autobahnkneipe kennen.

Lilly konnte deutlich spüren das er den Namen Evelyn erst zögerlich und dann mit vollen Hass aussprach

Sie brachte mir auch einiges über den Clan bei, was mein Erzeuger nicht getan hatte. Im Nachhinein betrachtet war das zusammentreffen mit dieser person der größte Fehler den ich begehen konnte. Okay, sie war auch der erste Vampir der mich in dieser Untoten Existenz verführt hat, ohne das ich jemals Blut von ihr getrunken habe. Sie war es auch die mich überredete in Bielefeld niederzulassen, wo ich dann auf den Gangrel Joshua traf. Er fragte mich damals wie du nach meiner Ansicht nach der Camarilla, und ließ mir die Wahl ob er mich zum Prinzen schleppt, oder ob ich unabhängig bleiben wollte. Ich entschied mich damals für die Unabhängigkeit. Nachdem ich ein Jahr in Bielefeld gelebt hatte, und mich trotz der angestrebten unabhängigkeit beim Prinzen vorgestellt hatte.In Bielefeld lernte ich auch meinen späteren Ghul Michael, einen Besitzer von einer Tierhandlung kennen. Da ich keine große Lust verspürte mir eine eigene Unterkunft zu suchen, habe ich mich im Keller der Tierhandlung Einquartiert.

Als seine Gedanken wieder zu seinem ehemlaigen Ghul schwenkten überkam ihn die selbe Traurigkeit wie schon öfter, und ein leichter Rotschimmer war in seinen Augen zu sehen. Doch anstatt abzubrechen überwand er sich weiterzusprechen, auch wenn seine Stimme ein paar mal versagte, oder er leicht stockend sprach

Doch eines Nachts bekam ich eines Nachts Besuch von Evelyn und sie offenbarte mir ihre wahren Absichten: Sie war Mitglied des Sabbat und wollte mich für ihre Sekte gewinnen, da sie in Gesprächen von meinem Maskeradebruch in Wolfsburg, und von meinem Stress mit meinem Erzeuger erfahren hatte. Sie erzählte mir weiter, dass sie mich schon seit Hannover beobachten würde, und welche 'tollen' Vorteile doch eine Mitgliedschaft des Sabbats bringen würde. Ich könne dann meinem Tier freien lauf lassen, tun und lassen was mir gefällt und so weiter.
Beim ersten Besuch von ihr bat ich noch um Bedenkzeit, aber bei dem nächsten Besuch von ihr, wo sie auch ein paar ihrer 'Freunde' mitbrachte versuchte ich ihr in ruhe zu erklären das ich keinen Bock auf den Scheiß hätte. Ich hatte vorher schon mit Joshua über den Sabbat geredet und von ihm auch ein paar andere Mutmaßungen über die Sekte erfahren. Ihre Freunde wollten dies anscheinend nicht so hinnehmen, und wollten beginnen meine Zuflucht auseinander zunehmen. Zum Glück konnte sie Evelyn davon abhalten, warum weiß ich nicht, es wäre ein leichtes für sie gewesen alles zu zerschlagen und mich gegen meinen Willen mitzunehmen. Aber Seit diesem Tag bekam ich öfter Anrufe von dem Sabbat oder Besuche von ihr, die immer das gleiche Ziel hatten: Mich überreden zum Sabbat zu kommen.
Eines Nachts, als ich wieder mal Besuch von ihr erhielt, ich aber wiederholt nein sagte fingen ihr mitgebrachten Freunde doch an alles auseinander zunehmen. Mein Ghul Michael geriet dabei in die Fronten, sodass auch ich meine Wut nicht weiter unterdrücken konnte, und wollte. Das half mir allerdings nicht allzuviel, nach kurzer Zeit war ich gepflockt, und konnte nichts tun ausser zusehen was die Spatenköpfe mit meinem Laden anrichteten. Sie schlugen alles klein und steckten diesen in Brand. Das schlimmste an dieser Situation war das ich in meinem Zustand die ganze Zeit auf die Leiche meines Ghuls und seiner Frau, die keine Ahnung von meinem Zustand hatte blicken musste. Ich hatte keine Chance auch nur das geringste zu tun um einen der beiden noch irgendwie zu helfen. Ich war verdammt dazu zu sehen wie die Frau vor meinen Füßen starb.


Als er mit dem erzählen auffhörte lag das nicht daran das er fertig war, sondern eher daran das ihm seine Stimme versagte. Aus Beiden Augen lief je eine Träne. An seiner Hand, mit der er Lilly Hand festhielt konnte man deutlich ein zittern spüren und sehen.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Hm ja, die Tremere konnten mit Blut wohl so einiges Üble anstellen, wenn Lilly sich auch nicht sicher war was das war. Aber da hatte ihr Erzeuger sie auch gewarnt, vor den Tremere, und denen bloß kein Blut von sich zu geben.

Und wie gut, dass Steven kein Camarillahardliner war sondern wie Lilly im Grunde nur blieb, weil es bisher keinen dringenden Anlass gegeben hatte zu gehen.

„Albert hat mir den Faustkampf beigebracht, aber dabei hat er nicht seine ganze Kraft zum Einsatz gebracht. Er war manchmal recht aufbrausend, aber er hatte sich gut genug unter Kontrolle um dann nicht gleich alles kurz und klein zu schlagen.
Er hat also zu der Zeit nichts vor meinen Augen zu Bruch geschlagen, von daher, nein, ich habe nichts gemerkt.
Isabella war auch Brujah, aber noch keine 10 Jahre und eben erst freigesprochen. Sie hat mir immer wieder böse Blicke zugeworfen. Wenn Blicke töten könnten. Ihre Selbstbeherrschung war nicht so gut wie die von Albert, durch Isabella ist einiges an Geschirr zu Bruch gegangen. Sie mochte es eben laut und scheppernd – wenn sie ausdrücken wollte, dass sie sauer war.
Brachial einen Tisch entzweizuschlagen war da nicht ihr Ding, auch dann nicht als ich längst Bescheid wusste.
Böse gucken konnte Albert auch gut, ein wütender Blick von ihm reichte oft um Isabella zur Räson zu bringen.
Und wie hätte ich darauf kommen sollen, dass die beiden Vampir sind, ich habe ja nicht im Entferntesten daran geglaubt dass es Vampire wirklich geben könnte. Wie stark Albert ist hat er mir erst dann gezeigt als er sich geoutet hatte. Die Aussicht, dann selbst so bärenstark zu werden war schon sehr verlockend.
Kurz bevor sich unsere Kommune 1930 aufgelöst hat, da hatten Isabella und ich unseren ersten und letzten Zweikampf. Ich hab gewonnen. Mann, war die sauer. Sie ist beleidigt abgezogen, und möchte nicht wissen an welchem Sündenbock sie dann ihre Wut ausgelassen hat.“

So, und Steven hatte es also ohne es zu dem Zeitpunkt zu ahnen mit dem Feind geschlafen.
Dann hatte dieses Biest versucht ihn zu rekrutieren und ihm die Hölle heiß gemacht als er sich standhaft geweigert hatte.
Und die Schweine hatten sich dann also mal wieder an Schwächeren vergriffen.
Die schlachteten doch Menschen völlig ungerührt ab, dafür waren Sabbatis doch bekannt.

Lilly küsste Steven die Tränen vom Gesicht. Dann umarmte sie ihn und strich ihm immer wieder tröstend über den Rücken.
Nach einer Weile löste sie sich wieder von Steven und gab ihm viele kleine Küsse aufs Gesicht.

„Mein lieber Schatz, das muss schlimm gewesen sein für dich.“

Er hatte mit dieser Evelyn geschlafen und nun hasste er sie, kein Wunder.

Wird er eines Nachts auch mich hassen?

Das durfte nicht geschehen. Steven sollte nicht nochmal so schwer enttäuscht werden.
Sie würde ihn nicht mit Malik betrügen, das durfte sie Steven einfach nicht antun.
So egoistisch durfte sie nicht sein.
Dann musste sie eben auf Malik verzichten, so hart dieser Verzicht auch für Lilly sein würde.
Man konnte eben nicht alles haben.
Steven vertraute ihr, und ihre bisherigen Zärtlichkeiten mit Malik, das war schon schlimm genug, das war aber nun mal geschehen und nicht mehr zu ändern, das sollte aber wenigstens keine Fortsetzung mehr haben.
Und überhaupt, es war doch irgendwie Mist, wenn man um jede Zärtlichkeit bitten musste. Steven gab ihr soviel von selbst, Malik küsste doch sie doch nur wenn sie darum bat und nicht weil er selbst sich danach verzehrte. Steven liebte sie, Malik nicht.
Das mit Malik musste sie eben für sich behalten, und dann würde schon noch alles gut werden. Denn schließlich hatte Lilly sich ja nun eindeutig für Steven entschieden.

Die Brujah wartete ab bis er sich wieder gefangen hatte. Sie schaute ihn liebevoll an.

„Steven, Liebster! Ich möchte für immer mit dir zusammen sein! Ich will niemanden sonst, ich will nur dich. Steven – mein Liebster, mein Gefährte.“

Ob er sich jetzt auf einen langen, leidenschaftlichen Kuss einlassen würde? Sie versuchte es jedenfalls.

Dann sagte sie:

„Den Sabbat werde ich immer hassen, egal ob ich zur Camarilla gehöre oder nicht. Ich würde lieber sterben als zum Sabbat überlaufen.
Diese Arschlöcher haben einige meiner besten Kumpel umgebracht. Auch ein paar meiner Kampfgefährten, vor meinen Augen. Es hat mich sehr gequält, dass ich sie nicht habe retten können.
Ein Gespräch geführt hab ich noch nie mit einem Sabbati, zumindest nicht dass ich wüsste, außer es war ein Spion. Ansonsten, meine einzigen Begegnungen mit denen waren Kämpfe auf Leben und Tod.
Soll ich jetzt weitererzählen? Oder möchtest du erst noch was ergänzen? Oder machen wir eine Pause?“
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Den Kuss erwiderte er. Für ihn tat es gut, das diemal jemand in der Nähe war der sehr viel für Steven bedeutete, so konnte er nicht wie gestern wieder in eine Traumwelt abdriften und irgendetwas, oder irgendjemand absichtlich verletzen. Selbst wenn er in den Kampf gegangen wäre so wäre er bestimmt an Lilly Kampfkraft gescheitert, oder sie hätte es geschafft in wieder zur Besinnung zu rufen. Ganz sicher war er aber nicht, er weiß welchen Schaden er mit seinen Klauen anrichten kann, und das nicht jeder Kainit etwas dagegen ausrichten kann.

Nach einem kurzen Moment fasste sich Steven wieder und nickt Lilly zu, um dann zu erwähnen

Solange ist meine Geschichte nicht mehr, da lasse ich dir gerne den Vortritt...

Seine Stimme klingt dabei aber immer noch aufgewühlt.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Lilly spürte ihre Zuneigung für Steven wachsen und hoffte, das sie ihm gut genug beistehen konnte in seinem Schmerz.

„Ich bin froh, dass wir so offen miteinander sein können, auch in Bezug auf schmerzhafte Erlebnisse aus der Vergangenheit. Ganz einfach ist es nicht, doch es bringt uns einander näher.“

Sie ergriff seine Hand und hielt sie.

„1930 hat sich also unsere Kommune aufgelöst. Isabella ist zurück nach Italien gegangen, Albert und ich sind nach Berlin. Zusammen gewohnt haben wir allerdings nicht mehr, das war zu gefährlich geworden.
Denn wir waren nun im Untergrund. Da war es besser war wenn im Fall des Falles nicht alle auf einem Schlag erwischt wurden. Ich war inzwischen freigesprochen und hatte einen Deutschen namens Paul geghult. Ich hab immer nur Männer geghult, denn Männern sind einige Bereiche zugänglich, die mir als Frau versperrt bleiben.“

Und sie wollte keine Frau versklaven, denn Frauen waren auch so schon oft Untertan genug, heute zum Glück nicht mehr so sehr.

„Das Leben im Untergrund war echt kein Zuckerschlecken. Alle paar Tage woanders übertagen, immer auf dem Sprung sein, denn die Häscher lauerten überall. Vor allem nachdem die Nazis an die Regierung kamen und unsere Partei verboten wurde es für uns extrem gefährlich.
Paul kannte sich mit Sprengstoff gut aus, er hat uns so manche Bombe gebastelt. Ich war dann meist diejenige, die die Bomben irgendwo untergebracht hat, sei es nun unter einem Auto oder sonstwo. Einmal war´s ein Waffendepot. Da hätte ich mich fast selbst mit in die Luft gejagt. Man glaubt ja nicht was für eine Druckwelle so eine Explosion auslöst, da hat´s mich ein paar Meter durch die Luft geschleudert.“

Lillys Augen leuchteten. Trotz aller Gefahr schienen ihr diese Aktionen gefallen zu haben.

„Wir haben getan was wir konnten um den Nazi-Ärschen das Leben schwer zu machen. Habe auch einigen Juden zur Flucht geholfen als die Grenzen schon dicht waren, das war auch ziemlich riskant. Aber wie du siehst: Mich gibt´s noch.
Habe in Berlin ja sogar den Bombenhagel überlebt. Wer sowas Krasses erlebt hat, der denkt sich, sehr viel schlimmer kann sowas wie Gehenna auch nicht mehr sein.
Paul hat´s leider nicht überlebt, ich weiß nicht was mit ihm passiert ist, aber er war eben eines Nachts nicht mehr da. Er muss irgendwie umgekommen sein, er hätte mich nicht im Stich gelassen. Bin dann weg aus Deutschland und hab mir Vorwürfe gemacht, dass ich nicht schon eher gegangen bin. Bin in meine Heimat zurückgekehrt, nach Südafrika.
Dort habe ich Themba, einen Schwarzen, geghult. Mein zweiter Ghul hat immerhin 60 Jahre überlebt, auch an seinem Tod habe ich mich schuldig gefühlt.
Es ist in Deutschland passiert, aber dazu später.
Südafrika während der Apartheid, das war total der Polizeistaat, und die Polizei war wirklich gut ausgerüstet. Auch dort war ich also dann Widerstandskämpferin und war im Untergrund, und auch dort schwebte ich nächtlich in Lebensgefahr.
Aber ich musste es einfach tun, ich konnte nicht anders.
Der Tod meines Liebsten hat mich zur Widerstandskämpferin gemacht. Es war mir wichtig in meiner Heimat die Apartheid zu bekämpfen.
O.K., nebenbei hab ich auch noch dann und wann für die Camarilla gegen den Sabbat gekämpft und dafür dann auch irgendwann den Ancillastatus bekommen. Aber das war für mich Hintergrundgeplänkel. Denn ich hab mich ja hauptsächlich unter Menschen bewegt. Mit Blutsaugern, ach, da wollte ich mit den meisten nichts zu tun haben, und ich war froh mich aus der Politik und den Intrigen raushalten zu können. Die meisten Kainiten der jeweiligen Domäne wo ich wohnte kannten mich kaum, und zu gesellschaftlichen Ereignissen bin ich meist nicht aufgetaucht. Auch bei so Treffpunkten wie es hier das Café de Trois gibt hat man mich nicht gesehen.
Das Ende der Apartheid war der größte Triumph, den ich erlebt habe.
Nachdem aber dann also das große Ziel erreicht war, dann war da plötzlich so eine Leere in mir. Wenn man jahrelang auf was hinarbeitet und erreicht es dann, danach ein neues Ziel zu finden ist nicht so einfach, das hat bei mir irgendwie nicht so richtig geklappt.
Ich war dann ein paar Jahre auf Kuba. Dort war ich auch wieder im Untergrund, also wieder nicht in Bezug auf die Camarilla sondern die Menschen. Auch wenn man innerhalb einer Camarilladomäne in Bezug auf die Menschen im Untergrund ist lebt man auf jeden Fall gefährlich. Die Camarillafuzzis haben all die Jahrzehnte nichts davon mitbekommen was ich unter den Menschen alles so getrieben habe, man hat mich wohl für eine etwas verschrobene, zurückgezogene Einzelgängerin gehalten.
Länger existieren zu können als ein Mensch hab ich also dafür genutzt um in der Welt der Menschen was bewirken zu können. Aber auf Kuba hat sich das dann totgelaufen irgendwie. Dort hab ich dann ja sogar gegen die Kommunisten agiert, also gegen das Regime von Fidel Castro. Das war doch genauso ein Scheiß Regime wie unter Stalin in Russland. Die haben den Kommunismus total verhunzt, diese totalitären Ärsche.
Aber irgendwann hatte ich keine Lust mehr. Bin dann zurück nach Europa und war dort eine ziemlich ruhelose Wanderin ohne rechtes Ziel, bin nirgendwo länger als ein paar Monate geblieben.
Ich war dann auch wieder in Deutschland. Die braune Pest gibt´s hier ja leider immer noch, oder besser gesagt wieder, schon erschreckend. Solche Scheiß Neonazi-Glatzköpfe haben Themba mit Baseballschlägern totgeschlagen. Gegen die kam er trotz seiner Ghulstärke nicht an, er war ja unbewaffnet, und die sind zu mehreren auf ihn los. Als die Skinheads mich unbewaffnet hinzustürmen sahen, da haben sie erst noch gelacht. Dann ist ihnen aber das Lachen vergangen, als ich einem nach dem anderen mit der bloßen Faust den Schädel eingeschlagen habe. Ich hab die Scheißkerle alle plattgemacht, aber für Themba kam jede Hilfe zu spät. Er war schon tot als ich das Gesocks erledigt hatte.“

Lillys Gefühle schwankten zwischen Hass und Trauer.
Ihr traten Bluttränen in die Augen. Sie kuschelte sich bei Steven an und drückte seine Hand fest.

„Nach Thembas Tod hatte ich ziemlich den Antrieb verloren. Es hat zwei Jahre gedauert bis ich mir wieder einen neuen Ghul zugelegt habe - Tobias. Er ist noch nicht ganz ein halbes Jahr Ghul. Und irgendwie hab ich das Unleben mittlerweile als ziemlich Scheiße empfunden. Bis ich dich getroffen habe. Nun lohnt es sich wieder weiterzuexistieren. Ach Liebster, wie gut, dass wir uns gefunden haben.“

Lilly umarmte Steven heftig, und dann schaute sie ihn an, ihr Gesicht war sehr nah an seinem.

„Ich bin sehr glücklich mit dir“, flüsterte sie.

"Ich will nie wieder ohne dich sein."
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Auch ich kann mir ein Leben ohne Dich nicht vorstellen. Es tat auch gut mit jemanden über das Erlebte zu sprechen, der einen nicht verurteilt für das was in der Vergangenheit vorgefallen ist.

Er schaute ihr auch weiter in die Augen, und streichelte dabei vorsichtig über ihr Haar. Innerlich zögerte er aber dennoch weiterzuerzählen da der Schmerz über den Verlust des Ghules und eines unbeteiligten Menschens ziemlich tief saß. Er hatte sich zwar schon seiner inneren Bestie genähert, was ihm bei der Köpfung des Caitiffs bewusster als sonst wurde. Aus diesem Grund beschloss er ersteinmal von dem Thema abzuschweifen

Eine gemeinsamkeit haben wir auf alle Fälle in der heutigen Zeit. Die verkappten Rechtsradikalen sollten alle mal am eigenem Leib spüren was sie da eigentlich für einen Stuss vonsich geben. Viel Kontakt mit denen hatte ich bisher nicht, aber ich betrachte mich als relativ tolerant gegenüber anderen. Aber nun zurück zu meinem Grund hier nach Finstertal zu kommen

Steven entschied sich schneller als gedacht dafür seine Geschichte zuende zu bringen.

Ich weiß nicht ob es Vorsehung oder Glück war, zumindest nahm ich war das Joshua in dem Laden auftauchte und mich aus diesem Zog bevor es für mich zu spät gewesen wäre. Er meinte aber noch das ich für die Kainskinder in Bielefeld eine Gefahr darstellen würde wenn ich weiter bleiben würde. Er machte mir höfflich klar das mein bleiben in dieser Stadt nicht länger erwünscht wäre. Ich sollte es doch mal in Finstertal versuchen. Die Stadt ist Groß und da würde ich nicht so auffallen, zumindest gab er mir noch den Namen des Primogens des Clan Gangrel und eine Adresse mit, damit ich mich auch in dieser Stadt vorstellen kann. Mir bleib also nichts weiter übrig als meine Sachen zu packen und in diese Stadt zu ziehen. Seine Worte kamen einen Rauswurf ziemlich nahe, der keinen Widerspruch duldete. So war ich erst versucht diese Schlampe aufzusuchen und sie für das bezahlen zu lassen. Aber ich wußte auch das ich für diese Rache meine Fähigkeiten weiter trainieren muss, damit ich ein ebenbürtiger Gegner bin. Ansonsten hätte sie ein zu leichtes Spiel damit mich zu besiegen oder zu unterjochen.

So kam es das ich dich vor der Akademie kennengelernt habe, und bisher keine Minute bereut habe.


Bei seinem letzten Satz lächelt Steven und nahm seine Gefährtin in den Arm. Innerlich wünschte er sich das er jetzt mit ihr eine Flasche Rotwein oder ähnliches trinken könnte. Aber diese gelüste waren seit einiger Zeit für ihn nicht mehr möglich, was er in solchen oder ähnlichen Momenten immer bedauerte.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

„Wie gut, dass du da bist, dass du jetzt genau hier bei mir bist. Ausgerechnet hierher hat dieser Joshua dich also geschickt, in diesen Höllenpfuhl, und ahnt nicht wieviel Gutes er dir damit getan hat.“

Lilly gab Steven einen innigen Kuss.

„Wir können uns doch dieses Biest Evelyn mal irgendwann zusammen vorknöpfen, hm?"

Lillys Augen funkelten, und sie lächelte böse.

"Dabei helfe ich dir doch gern. Einem Sabbati reiße ich immer gern den Arsch auf, und sie verdient es dafür zu büßen was sie getan hat.
Und vorher kann ich erstmal dafür sorgen, dass du stärker wirst. Ich kann dir die Stärke der Brujah verschaffen, möchtest du das, mein Liebster? Wir können schon heute damit anfangen, wenn du willst. Es würde mir gefallen, wenn du irgendwann genauso stark bist wie ich."

Allein der Gedanke daran! Sie sah ihn voller Begehren an. Je mehr Kampfkraft Steven hatte, desto aufregender fände sie ihn.

"Und gibt es vielleicht etwas das du mir beibringen kannst? Widerstandsfähigkeit gegen Klauen vielleicht?
Ich würde nicht von dir erwarten, dass du mir beibringst Klauen wachsen zu lassen. Die anderen Gangrel würden ansonsten wahrscheinlich dich und mich lynchen, wenn sie davon Wind bekämen.
Aber mehr Widerstandsfähigkeit wäre gut. Dass ich nicht viel einstecken kann, auch nicht in Bezug auf gewöhnliche Verletzungen, das ist nämlich mein Schwachpunkt. Ich kann ordentlich austeilen, aber werde ich zu oft getroffen bin ich recht schnell am Ende. Es wäre gut, wenn ich besseren Schutz hätte.“

Lilly würde Steven in jedem Falle die Paradedisziplin der Brujah beibringen, wenn er das wollte, auch wenn er ihr jetzt noch nicht das beibringen konnte was sie bräuchte. Dann müsste das eben noch warten.

„Davon dürfte natürlich niemand was erfahren, wenn wir uns gegenseitig eine Clansdisziplin beibringen.“

Dass sie auch Malik dasselbe beibrachte, auch das durfte natürlich niemand erfahren, auch Steven nicht.

Lilly schaute Steven ernst an.

„Hier gibt es noch weit Schlimmeres als Werwölfe, und ich denke, es ist an der Zeit, dass du davon erfährst. Enio und Konsorten machen ja so eine Scheiß Geheimniskrämerei daraus. Weil ja irgendein Spion was nach Außerhalb verbreiten könnte.
Aber dafür dann Neue im Unklaren lassen, wie gefährlich es hier tatsächlich ist.
Bitte sag aber niemandem, dass ich dir schon davon erzählt habe, O.K.?
Also. Es gibt hier einen Koldunen, der hier sein Unwesen treibt. Ein Tzimisce Hexer, schon viele Jahrhunderte alt, angeblich schon vernichtet aber taucht immer wieder auf. Der steckt nicht mehr in seinem eigenen Körper sondern wohl im Umbra, irgendsowas. So ganz blicke ich da ehrlich gesagt nicht durch. Das Umbra ist so ein Bereich wo man per Astralreise hin kann, aber frag mich nicht wie. Und dieser Bereich ist wohl verseucht von allerlei bösartigem Viehzeugs. Auch so ganz riesige Monster, größer als Häuser.
Diese Monster sind teilweise schon in diese Welt eingedrunden, habe schon selbst zwei davon gesehen, die sahen aus wie eine riesige Gottesanbeterin.
Auf dem Schlachtfeld versuchten diese zwei in unsere ´Dimension´ einzudringen.
Wurden aber von der Seneschall zurückgedrängt, mit irgendeinem Singsang. Lady Noir, die jetzt abgedankt hat. Die hat da Lasombra Schattenspielchen gemacht, hab´s selbst gesehen, das ist also keine ganz normale Toreador.
Wie warum und weshalb hier soviel Unglaubliches abläuft, ich kann´s nicht sagen, ich weiß ja selbst nur einen Bruchteil darüber und blick da echt nicht durch. Alles ganz schön verquer, etwas in der Art ist mir echt noch nicht untergekommen.
Dieser Koldune heißt Zacharii, und er hat eine ganz üble, bösartige Präsenz. Dieser Arsch ist auch schon mal bei uns in den Kopf eingedrungen. Das war auf dem Friedhof. Bei mir hat er fast alles gelesen bis ich das überhaupt mal gemerkt habe. Der weiß jetzt also praktisch alles über mich, dieser Saukerl.
Das war so was von schrecklich, diesen Widerling bei mir im Geist stecken zu haben.
Und dann meint er im Ernst, ich würde noch auf einen Handel mit ihm einlassen?! Nach dem, was er mir angetan hat?! Ich bekam nämlich ein unmoralisches Angebot von ihm. Habe seine Stimme in meinem Kopf gehört. Da ging es um ein Fläschchen Asche, das Enio gefunden hat, und dafür hätte er mir dann verraten wo ich einen Alten zum Diablerieren finden kann."

Lillys Gesicht wirkte angeekelt.

„Das nur mal als kurzen Abriss, habe bestimmt die Hälfte vergessen.
Wenn wir es nicht schaffen den Typen endgültig zu vernichten, dann wird der hier die Macht übernehmen, und wir alle sind verloren."

Sarkastisch fügte sie hinzu:

"Aber sonst ist hier eigentlich alles ganz stinknormal."

Sie zuckte mit den Schultern.

"Eigentlich Wahnsinn hier zu bleiben, aber was soll´s.“
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Steven versuchte sich im Kopf die wichtigsten Eckpunkte von dem was Lilly ihm erzählte zu merken. Angesichts der Mattheit war dies aber gar nicht so einfach, ausserdem verstand aufgrund seines jungen Alters manche Begriffe noch nicht. Aber die blöße der Unwissenheit geben wollte er sich nicht, ein wenig Stolz hatte er dennoch.

Im selben sarkastischem Tonfall erwiderte er nur

Okay, wenn das alles hier normal ist, dann bin ich hier richtig

Aber danach fuhr er mit normaler Stimme fort.

Auf dein Angebot mit der Stärke und den vorknöpfen von E. bin ich einverstanden, auch werde ich, sobald ich die Zähigkeit weitgenug gemeistert habe um sie anderen beizubringen wirdt du die erste sein die das von mir erlernen wird.

Wenn es nach mir gehen würde, könntest du auch das Kraft der Gestalwandlung erlernen, aber wie du schon richtig bemerkt hattest würden uns andere Gangrel dafür jagen. Obwohl, wenn ich es richtig interpretiere, kann ich dir das beibringen, wenn ich die zustimmung der Ahnen meines Clans habe. Für michbedeutet dies das ich nur die Zustimmung von Meyye benötigen würde um dir diese Fähigkeit beizubringen.


Er beugte sich vor um Lilly einen Kuss zu geben

Aber ich würde dir dies auch ohne Erlaubnis beibringen, so wie ich das sehe ist die Verbindung beider Kräfte eine schwer zu schlagende Waffe in den Händen der richtigen Person.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

„Ich bezweifle ein wenig, dass Meyye dir die Erlaubnis geben würde mir das beizubringen, aber es ehrt mich, dass du es trotzdem tun würdest. Aber ob wir dieses Risiko eingehen sollten, tja. Bringen wir uns lieber erstmal anderes bei.
Ich werde dir auch meine anderen Clansdisziplinen beibringen, wenn du willst, dann, wenn ich sie gut genug beherrsche. Vor allem Schnelligkeit wäre auch für dich sehr nützlich. Dann kannst du in kurzer Zeit öfter zuschlagen. Das muss ich aber erst selbst besser können bevor ich es lehren kann.
Wenn wir lange genug überleben um uns gegenseitig sowas beizubringen, dann sind wir irgendwann als Team unschlagbar.“

Sie lächelte und gab ihm einen Kuss.

Steven hatte also sofort Ja gesagt, im Gegensatz zu Malik, von dem sie nur ein „mal sehen“ zu hören bekommen hatte auf die Frage ob auch er ihr ein zwei Disziplinen beibringen würde.
Und Steven würde ihr sogar beibringen wie man sich Klauen wachsen ließ, sogar ohne Erlaubnis, und er machte all das ja nicht aus Berechnung, sondern aus Liebe. Malik dagegen war doch bestimmt ziemlich kühl kalkulierend, und wenn Lilly nicht so kampfstark wäre würde er sie wahrscheinlich links liegen lassen.
Wieder spürte Lilly ihre Zuneigung für Steven wachsen.

„Kampftraining können wir aber in jedem Fall schon mal machen, wenn du magst.
Wenn wir uns nur nicht so ausgelaugt fühlen würden. Mein Verdacht ist, dass auch das ein Werk von Zacharii ist. Er konnte mich ja auch ohnmächtig werden lassen als ich sein Angebot abgelehnt und ihn wüst beschimpft hatte.“

Ich möchte dich niemals enttäuschen, mein liebster Schatz.

Dann bekam Lilly wieder ein schlechtes Gewissen.
Wenn Steven wüsste, dass sie Malik ´Liebster´ genannt und ihn zweimal geküsst hatte!

Es wird nie wieder vorkommen. Nie wieder! Steven soll niemals bereuen müssen, dass er mir vertraut. Ich war so ein Arsch! Seines Vertrauens nicht würdig. Doch ich werde es wiedergutmachen. Verzeih mir Liebster, verzeih.

Doch würde er ihr verzeihen können? Vielleicht nicht.
Über manche Dinge schwieg man besser - weil es sonst zuviel zerstören würde, wenn man es aussprach. Dann wäre doch sein Vertrauen zerstört. Also war es besser, wenn sie nichts sagte aber konsequent war. Dann vielleicht konnte wenigstens sie selbst sich verzeihen. Sie konnte ihre kleine Untreue nicht ungeschehen machen, aber sie konnte es wiedergutmachen indem sie ein Opfer brachte und Steven dann wirklich treu war.

„Ich möchte dir ein Foto zeigen, von meiner Tochter und meinem Enkel. Moment, ich muss es nur eben suchen, es ist noch in einem der Umzugskartons.“

Lilly ging ins Schlafzimmer und kramte nach dem eingerahmten Foto.
Ach Malik! Wenn sie doch besser nicht so viel für ihn empfinden würde!
Das musste aufhören.

Nur Steven soll mein Liebster sein.

Für niemanden sonst sollte sie so viel empfinden wie für ihn.

Lilly sah die Pflanze vor sich, die Lillys Liebe für Malik verkörperte, und sie war zu groß um sie noch herauszureißen.
Aber es gab da noch eine andere Möglichkeit.
Sie würde es eben im Brujah Stil machen - mit einem Hackebeil abhacken.
Es musste sein, und wenn es noch so weh tat.
Die Wurzeln würden drin bleiben, aber Lilly hackte die Pflanze ab, bis nur noch ein Stumpf übrig war. Das tat so unglaublich weh, doch sie wollte dieses Opfer bringen, für Steven.
Jetzt also hatte die andere Pflanze, ihre Liebe für Steven, mehr Raum zum Wachsen und Gedeihen.

Als Lilly zurückkam wirkte sie noch traurig, doch als sie Steven anschaute wusste sie, dass es richtig gewesen war jene Pflanze abzuhacken. Und wenn neue Triebe nachwuchsen mussten die eben auch abgehackt werden.
Und sie war froh, dass es jetzt so wirken musste als sei sie wegen des Fotos traurig, was ja teilweise tatsächlich so war. Die Traurigkeit wegen Malik mischte sich nun mit der Traurigkeit, die Lilly empfand wann immer sie dieses Foto anschaute.

Die Brujah setzte sich wieder neben Steven und zeigte ihm das Foto.
Es war ein Schwarzweißfoto, von einer etwa 40-jährigen Schwarzen, die etwas hellhäutiger war als der junge Mann neben ihr.

„Das ist meine Tochter Lubaya mit ihrem Sohn Lusala. Ich habe sie leider nie gesehen, ich habe nur dieses Foto von ihnen.
Ich weiß, dass Lubaya noch lebt, und ich würde es mitgeteilt bekommen wenn sie stirbt. Sie ist schon 92, und auch mein Enkel ist schon 70. Das Foto wurde in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts aufgenommen. Da hatte Themba nach meiner Tochter gesucht und sie gefunden. Da erfuhr ich, dass sie bei ihrer Tante, meiner besten Freundin Malia, aufgewachsen war. Besser als bei Malia hätte sie es sicher auch bei mir nicht haben können. Immerhin hat mein Vater meine Tochter also nicht an völlig Fremde gegeben. Auch sie ist Widerstandskämpferin geworden, und sie soll sehr willensstark sein, genau wie ich. Ich kann stolz auf sie sein.“

Lilly traten wieder Bluttränen in die Augen.

„Malia hat Lubaya gesagt wer ihre Mutter ist und ihr ein Foto von mir gegeben. Daher durfte ich ihr nie begegnen. Ach, und ich hätte doch so gerne Malia wiedergesehen. Aber sie hätte mich doch erkannt, und dann – nein, das ging einfach nicht. Und ich wollte nicht in das Leben von ihnen hineinpfuschen. Sie kamen doch gut ohne mich zurecht.“

Sie legte das Foto wieder weg.

„Themba hatte das Foto von den beiden gemacht. Das ist alles was ich von ihnen habe.“

Und der Schmerz ging nie richtig fort, er saß einfach zu tief. Lilly sank in Stevens Arme, seine Nähe war ein Trost für sie.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Als Lilly das Thema Kampftraining ansprach lächelte Steven verlegenm und antwortete darauf etwas ausweichend

Wie du schon bemerktest scheinen wir gerade nicht voll auf der Höhe zu sein, deshalb würde ch das Training gerne auf einen anderen Tag verschieben. Ich glaube in der derzeitigen Verfassung würde ich nur unnötig Blut ausgeben. Ich vermute mal dann sind wir für den Zacharie noch angreifbarer.

Als sie dann losging um das Foto zu hohlen setzte er sich aufrecht hin und versuchte durch recken die Mattheit aus seinem Körper zu vertreiben. Es war zum aus der Haut fahren, aber immerhin hatte er einen Anhaltspunkt, woher die Mattigkeit liegen könnte. Als seine Gelibte dann mit dem Foto zurückkam bemerkte er ihren traurigen Ausdruck, schob diesen aber wrklich darauf das die Erinnerung an die Famillie schmerzte. Er wusste selbst das er zum Einhalten der Maskerade seinen Bruder nicht mehr sehen durfte, auch wenn er etwas dafür geben würde ihn nochmal treffen zu können um ihm alles zu erklären.

Das Foto fasste er vorsichtig an, um Lilly erinnerungen nicht zu schmerzen, und verglich die hellhäutigere Person mit Lilly. Ein paar ähnlichkeiten fielen ihm schon auf, aber wenn er Lilly nicht nebensich sitzen sehen würde, wären diese Ähnlichkeiten kaum feststellbar.

Eine hübsche Frau, da sie auch so willenstark ist wie du kann man wirklich sagen ganz die Mutter. Aber du hast recht. In unserer Situation sollten man nicht in das Leben einer anderen Person, die zum einen sterblich ist und die einen viel bedeutet hineinpfuschen. Wer weiß was man dadurch alles kaputt macht.

Steven hielt sie einfahc nur fest, als sie sich wieder bei ihm ankuschelte. Sie wie sie bei ihm ein Anker und eine Stütze bei seiner Trauer war un dist wollte er auch ein Rettunganker für sie sein.
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Es half Lilly von Steven gehalten zu werden, sie fühlte sich so wohl in seinen Armen.

„Du bist der erste Blutsauger, dem ich dieses Foto gezeigt habe. Ansonsten wusste nur Themba davon, nicht einmal meinem eigenen Erzeuger habe ich etwas erzählt.
Ich habe mittlerweile auch etliche Urenkel und Ururenkel. Hätte ich meine Tochter getroffen, dann hätte ich sie doch ghulen müssen. Und dann hätte sie ihre Verwandten nicht mehr sehen dürfen, das wollte ich ihr doch nicht antun.
Meine Tochter hat ein langes, erfülltes Leben, das ist doch die Hauptsache.“

Wie gern hätte Lilly mehr Anteil an Lubayas Leben genommen, aber das ging nun mal nicht.

„Wir brauchen heute nicht zu kämpfen, Liebster. Wenn man so ausgelaugt ist macht das sowieso keinen Spaß. Aber zu deiner Beruhigung: Beim normalen Kampftraining setze ich meine übernatürliche Stärke nicht ein. Ich will dich doch nicht in Starre prügeln. Du holst deine Klauen nicht raus, ich setze nicht meine volle Kraft ein - dann zählt allein das Kampfgeschick, und genau das trainieren wir dann.
Aber schauen wir denn heute noch nach Ringen? Vielleicht schaffen wir das heute noch.
In England ist es übrigens üblich, dass eine verheiratete Frau zwei Ringe trägt. Den Verlobungsring, das ist ein sehr schmaler Ring mit Stein, und dann am selben Finger auch noch einen normalen Ehering. Bekomme ich auch zwei?“

Sie schaute Steven mit großen Augen verliebt und verträumt an.
Für einen Moment konnte man da das Raubtier in ihr vergessen, doch es war natürlich noch da.

„Schließlich bin ich vom Blut her Engländerin, auch wenn ich mich als Südafrikanerin fühle und Südafrika meine Heimat ist. Ich habe ja sogar einen englischen Pass, gefälscht natürlich.“

Der Gedanke an die Ringe versetzte Lilly auf jeden Fall in eine positivere Stimmung.

„Ich fühle mich so wohl und geborgen bei dir, ich hoffe dir geht es ganz genauso.
Mit dir Freud und Leid zu teilen, das ist etwas Wunderbares. Aber eins finde ich sehr schade – dass wir beide niemals zusammen ein Baby haben können. Ach, das wäre schön!“

Aber das war nun mal eines der Dinge, die jetzt unmöglich waren.

„Aber wir sind nun mal keine Menschen mehr. Und in uns wohnt das Tier.
Hast du eigentlich das Gefühl, dem Tier schon näher gerückt zu sein? Dann fällt es leichter brutal zu sein, und man ist unempfindlicher für das Leid anderer. Ich hab jedenfalls den Eindruck, du scheinst vom Tier noch recht weit entfernt zu sein, oder täusche ich mich da?
Die Hinrichtung gestern, hat dich das mitgenommen?“
 
AW: [08.05.2008] Lilly und Steven erzählen sich ihre (Un-)Lebensgeschichte

Als das Gespräch auf dass Thema Baby kam zuckte Steven innerlich zusammen, einerseits war er froh das er keine eigenen Kinder hatte, so war er immer ungebunden gewesen. Aber wenn man weiß das man niemals welche haben kann ist es doch schon schwer daran erinnert zu werden. Er beschlos auch auf das Thema nicht weite reinzugehen, sondern sich den erfreulicheren Themen zuzuwenden, wie zum Beispiel dem Thema Ring. Aber dann kam noch die Frage nach seiner Menschlichkeit und wie weit er schon dem Tier verfallen wäre.

Ich habe mit Erschrecken gestern festgestellt das mich die Hinrichtung weniger gestört hat als es mir lieb ist. Ich kann trotz des Todes weiterhin beruhigt schlafen. Durch meine Zeit mit Evelyn habe ich recht schnell einen Teil meiner Menschlichkeit eingebüsst. Aber ich genieße es nicht Brutalität oder unnötige Gewalt auszu üben. Ich habe auch den Eindruck ich es versuchen muss einen Teil meiner ehemaligen Menschlichen Seite zurück zu gewinnen. Nicht das ich meine Tierischen Makel verabscheuen würde, aber es müssen auch nicht unbedingt mehr werden. Bei weiterem annähern an das Tier steigt nunmal auch der Kontrollverlust und die Gefahr der Raserei.

Nachdem er geendet hatte nahm er ihre Linke Hand und sprach während er in ihre Augen schaute

Natürlich sollst du zwei Ringe haben, vieleicht solltren wir dann auch gleich aufbrechen, nicht das wir uns noch als Juwelendiebe versuchen müssen. Als Ehering würde meiner Meinung nach am besten ein Edelstahlring mit Goldeinfassung zu dir passen.
 
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