[08.05.2008] - Das zweite Nosferatu Konzil

Eldrige

Zombie-Survival Experte
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Vor dem Hintergrund dicker, grauer Wolken, die sich am Himmel übereinander schoben und sich voneinander nur durch unterschiedlich dunkle Nuancen abhoben, türmten sich Berge von Zivilisation. Überall hatte sie auf diesem Areal ihre Spuren hinterlassen. Wie erstarrte Wellenkäme auf stürmischer See, hatten sich, Schicht auf Schicht, hier die beharrlicheren Zeugen der Menschheit zusammengerottet. In den wenigen Jahrtausenden ihrer Geschichte hatten es die Menschen weit gebracht. Früher waren ein Satz Besteck oder ein Trinkgefäß etwas durchaus rares. Wer brauchte schon im Ernst mehr als ein Essmesser? Oder mehr als einen Krug? Die Archäologen der heutigen Zeit brachen in absolute Begeisterungsstürme aus, wenn sie mal einen gut erhaltenen, verzierten Kelch fanden.

Die Archäologen der Zukunft würden überhaupt nicht wissen, wo sie mit den ganzen Kelchen hin sollten. Alle waren mit aufwendigen Verzierungen versehen, die lauthals 'Coca Cola' in die Welt hinaus schrien. Berge von weggeworfenem einmal Besteck konnten sie ausgraben, wenn sie es denn wollten.

Die Mülldeponie von Finstertal war ein einziges Mahnmal der Wegwerfgesellschaft. Praktisch überall konnte man zu einem der Müllberge gehen und anfangen mit diesen ungewollten Resten ein neues Haus aus Müll einzurichten. So wie der Ostteil der Stadt das Sammelbecken für den menschlichen Abfall war, so war das Mülldepot das Ende aller ausgesaugten, konsumierten und verschwendeten Überbleibsel einst geliebter Dinge. Alles was sich hier fand, hatte seine wenigen Augenblicke der Aufmerksamkeit. Alles war für einen kosmischen Wimpernschlag 'wichtig' gewesen und 'gewollt'. Man hatte es unbedingt haben müssen. Doch die Leidenschaft der Menschen verglühte schnell und die Werbung plärrte ihnen beständig vor, dass sie noch neuer, noch toller, noch schöner, noch schneller haben mussten.

Schnell verschleierte sich dann ihr Blick und alles was sie eben noch liebevoll in den Händen gehalten hatten, ließen sie dann murmelnd und nickend einfach achtlos fallen und schlurften gierig hinter dem nächstem Objekt ihrer neu entfachten Liebe her.

Alles landete irgendwann hier. Jeder landete irgendwann hier.

Der Regen hatte sich in einen beständigen Schleier verwandelt, der mit der Kraft ewiger Beharrlichkeit durch jeden Schutz und jede Kleidung kroch. Die Gestalt, die in dieser Nacht durch die Täler der hinaufragenden Müllberge wanderte jedoch, kümmerte sich gewöhnlich nicht um Kälte oder Nässe. Wenn man sich schon am Tod nicht störte, dann waren kalte Füße ganz sicher eine Lappalie. Dennoch konnte das Ding Unbehagen empfinden und das tat es ausgiebig, während es sich seinen Weg durch die Dunkelheit bahnte. Kein dampfender Atem stieg von ihm auf und es rieb sich nicht die Hände aneinander um die Kälte zu vertreiben. Trotzdem konnte es sie fühlen. Es war einfach zu kalt für eine Nacht im Sommer. Es war kein Frost und nicht die alles mit Raureif überziehende Kälte des Winters die einem in das Fleisch biss, sondern eher eine träge Kälte. Sie floss dahin, wie ihr Begleiter der Regen, und drang langsam überall hin vor. Sie machte alles langsam und schwer, so dass die Gestalt tatsächlich fast glaubte gegen die Kälte angehen zu müssen, sich irgendwie zu wärmen, damit die Muskeln nicht erlahmten und die Gelenke nicht stehen blieben.

Mit diesem sonderlichem Gefühl der Schwere erreichte Lurker den großen, geschlossenen Metallcontainer aus dickem Stahl. Der Eingang war mit einem großem Drehrrad verschlossen, dass der Nosferatu nun mit Wucht aus seiner Ruheposition löste und großem Krafteinsatz drehte, bis die Riegel im Inneren des Tores protestierend nachgaben und sich die Türe öffnen ließ. Ein Mensch hätte sicherlich größerer Geräte bedurft um diesen Koloss zu öffnen. Vor langer Zeit war der längliche Container sicher zum Transport kritischer Materialien genutzt worden. Dinge von denen man sich wünschte, dass immer eine dicke Stahlwand und ausreichender Schutz zwischen einem selbst und ihnen lag.
Nun war der rollende Schutzraum ein abgelegtes Relikt. Wie ein großer, aufgedunsener Leichnam lag er hier, leicht schräg, ganz in der Nähe der zentralen Verbrennung. Hier sollte das zweite große Treffen der Nosferatu Finstertals stattfinden, an dem Lurker teilnahm. Kurz wandte er sich um und sondierte die Finsternis hinter sich. Regen perlte ihm ins Gesicht und trotz der Kälte war ihm dies gerade nicht unangenehm. Es war sogar eher belebend. Wenn auch das Adjektiv nicht so recht passen wollte.
 
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Nagaj wanderte nach wie vor durch den Regen und es würde noch einige Zeit dauern, bis er am Treffpunkt ankommen würde. Lurker nannte ihm gestern keine genaue Uhrzeit und so wusste er nicht, ob er pünktlich eintreffen würde. Nach dem mühseeligen Aufstehen war er noch gut eine Stunde beschäftigt und auch der Fußweg beanspruchte Zeit. Vielleicht war es aber auch gar nicht schlecht etwas später zu kommen, es würde den anderen Nosferatu klar machen, dass er ein beschäftigter Mann war und es sich aufgrund seines Status ruhig einmal erlauben konnte, einige Minuten später einzutreffen. Immerhin war er permanent mit Ermittlungen befasst und man konnte ihm höchstens vorwerfen, dass er seine Arbeit manchmal etwas zu akribisch abhandelte. Er hatte nicht den Eindruck, dass die anderen Nosferatu so sehr mit Recherchen beschäftigt waren, wie er; und das störte ihn manchmal ein wenig.

Es war ein seltsames Gefühl, wie all die Menschen auf dem Weg an ihm vorbei gingen und niemand von ihnen konnte Nagaj bemerken. Immer wenn er sich über längere Zeit verdunkelt durch die vielen Menschen einer Stadt hindurch bewegte, fühlte er sich wie ein Geist. Seine Gedankengänge zogen ihn immer tiefer in die finstersten Katakomben seines Verstandes, während er wie ein Roboter durch den Regen marschierte.
 
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Lilly versuchte Marius zu erreichen.
Falls sein Handy ausgeschaltet war musste sie es eben später nochmal probieren.
 
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Auch Thürmer hatte sich auf den Weg zur Deponie gemacht. Zum Glück war es nicht sonderlich weit, so daß er die Strecke zu Fuß zurücklegen konnte. Auch um seine Symptome von dieser und letzter Nacht zu bekämpfen, hatte er eine schnellere Gangart eingeschlagen und lief die Gleise zum Güterbahnhof entlang. Dort eingetroffen wäre er auch schon fast da.

Natürlich behagte es ihm nicht, hier mitten in der Nacht in den Außenbezirken und dann noch am relativ freien Schienenstrang unterwegs zu sein. Für einen Garou wäre er leichte Beute. Auch dieses Wissen hatte ihn dazu bewogen, seine Schritte zu beschleunigen. Er war zwar noch nie einem Garou begegnet, aber das war eine Ehre, auf die er auch in Zukunft gerne verzichten würde. Er war schließlich auch nicht mehr der jüngste, das hatte ihm die heutige Erhebung deutlich vor Augen geführt.

Er spann den Faden geistig einmal weiter: Es würde nicht mehr lange dauern, bis er abends gar nicht mehr hochkäme, wenn das so weiterginge. Er gab sich noch vier bis fünf Tage, mit etwas Glück, wohlgemerkt. Unter Umständen konnten es aber auch durchaus weniger sein. Wenn er einmal unterstellte, daß es den anderen ähnlich ging, käme eigentlich nur Magie für diese Effekte in Betracht. Der Kreis der Verdächtigen ließ sich also auf Magiekundige einschränken. Das wären dann die hiesigen Hexer, örtlicher Sabbat oder etwaige magiekundige Garou.
Besonders die letzte Möglichkeit beunruhigte ihn stark, aber bisher konnte er nur Hypothesen und Vermutungen aufstellen.

So oder so wurde die Option, die Stadt zu verlassen wie eine Ratte das sinkende Schiff immer attraktiver. Schließlich waren sie in den Augen der Führung nur das: Kanalratten, von denen eigentlich niemand wirklich erwarten konnte, daß sie bis aufs Messer kämpften. Was das einzige wäre, was ihnen übrig bliebe, wenn die Garou zu stark und die Kainiten Finstertals zu schwach würden.

Die letzten Gedanken wischte er schnell beiseite.
Um solche Sachen würde er sich sorgen, wenn es soweit war und er die Lage besser einschätzen konnte.

Still lief er weiter durch die Nacht, seinem Ziel entgegen...
 
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Nagaj war noch immer in Gedanken versunken, doch plötzlich merkte er, wie das Mobiltelefon in seiner Tasche zu vibrieren begann. Er huschte so schnell wie möglich in eine dunkle Seitengasse, blickte sich um und nahm den Anruf entgegen, nachdem er sich sicher war, dass ihn niemand beobachtete.

Wenn man diese Nummer anrief, war man es gewohnt, dass sich der Gesprächspartner lediglich mit einem fragenden 'Hallo?' meldete. Dies geschah auch dieses Mal, als Nagaj die grüne Taste zur Gesprächsannahme drückte und den Hörer an sein Ohr hielt.
 
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Da Lilly zum ersten Mal anrief war sie es noch nicht gewohnt bloß ein „Hallo?“ zu hören.

„Marius? Guten Abend, hier ist Lilly.“
 
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"Hallo Frau Flynn, gut dass Sie anrufen! Wahrscheinlich habe ich Ihr Problem mit Frau Färber bereits gestern Nacht gelöst. Es geht doch nichts über gute Beziehungen... Man versicherte mir, dass man nicht zulassen wird, dass Frau Färber Sie tätlich angreift. Wer letztlich auf Frau Färber aufpasst, spielt dabei keine Rolle. Wichtig ist nur, dass es jemand ist, der dazu imstande ist. Der Auftrag ist somit erfüllt. Im Übrigen brauchen Sie der ursprünglich geplanten Bezahlung nicht nachzukommen. Derzeit bedarf ich keines Schutzes und ich bin mir sicher, dass Sie froh sind, wenn Sie mehr Zeit für Ihre eigenen Aufgaben und Interessen haben. Aber wer weiß, vielleicht können Sie mir ja einen kleinen Gefallen erweisen, wenn ich mal die ein oder andere Information benötige. Klingt das für Sie nach einem annehmbaren Vorschlag?"

Die Stimme klang etwas tiefer als sonst, aber manchmal kam sowas bei Telefongesprächen vor.
 
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Lilly war mehr als überrascht.

Man würde nicht zulassen, dass Jenny sie angriff?
Wer würde sie denn davon abhalten?
Lurker vielleicht? Marius hatte doch nicht etwa mit den Nosferatu gesprochen?

Und wenn er ihr jetzt einen Bären aufband?
Aber sie hakte nicht nach, und irgendwie kam es ihr nicht so vor als ob der Typ Märchen erzählte.
Warum glaubte sie ihm? Das konnte sie selbst nicht begreifen.

Und er brauchte keinen Schutz mehr?

Entweder er ist größenwahnsinnig oder ein Archont, inkognito.

Aber war doch besser so, wenn er keinen Schutz wollte, denn vor jemandem wie Helena könnte sie ihn doch eh nicht schützen. Da war Lilly größenwahnsinnig gewesen als sie sowas angeboten hatte.

Lilly hatte doch den Deal canceln und dem Typen eine Standpauke halten, ihn zur Rede stellen und ihm am liebsten ihm an die Gurgel gehen wollen, aber um letzteres zu verhindern (denn letztlich wollte sie unnötige Gewalt verhindern) rief sie bloß an, und jetzt nahm er ihr völlig den Wind aus den Segeln, ihre Wut war verraucht. Irgendwie konnte sie ihn jetzt einfach nicht zusammenstauchen.
Aus dem Typen wurde sie echt nicht schlau.
Da kam sie jetzt erstmal völlig aus dem Konzept.

Nach einem kurzen Zögern antwortete die Brujah also.

„Ist O.K. so, ist mir Recht. Vielen Dank jedenfalls.
Wenn Jenny mich nicht angreift, dann ist ja gut. Dann brauche ich auch nicht irgendwelche weiteren Infos über sie. Die hätte ich ja nur gebraucht um mich besser schützen zu können. Ich bin kein Intrigant, habe bloß keine Lust Morgen Asche zu sein.
Ich leb nach dem Motto: Leben und leben lassen. Ich tu niemandem was solange man mir nichts tut.“

Zumindest bislang war das zutreffend gewesen.

Wieviel anders hätte sich für Lilly in dieser Domäne alles entwickeln können wenn die erste Begegnung mit Jenny gut verlaufen wäre statt schlecht. Hätte Lilly sich dann nicht möglicherweise den Anarchen angeschlossen?
Irgendwie wurde Lilly ein wenig melancholisch, und sie redete eigentlich mehr zu sich selbst.

„Ach wissen Sie, das hätte auch alles ganz anders laufen können, wenn Jenny nicht aus heiterem Himmel so schroff zu mir gewesen wäre. Ich hatte sie gesucht um ihr eine Nachricht zu überbringen, ich war ganz normal freundlich zu ihr und ohne ersichtlichen Grund hat sie mich zur Sau gemacht. Kein Brujah lässt sich sowas gefallen, und so ist es also eskaliert. Da ich der Hungerraserei nahe war wär es sogar beinah zu einem Kampf auf Leben und Tod gekommen.“

Auch aus Lillys Stimme war die Melancholie herauszuhören.

„Ich wünschte es wäre anders gelaufen, meistens verstehe ich mich gut mit Outsidern. Aber zu spät. Habe Jenny von ihrer schlimmsten Seite kennengelernt, und ihre beste Seite werde ich wohl nie kennenlernen. Als ob ich gerne ne Feindschaft mit jemandem hätte."

Genau jetzt wünschte Lilly sich das wirklich, dass es anders verlaufen wäre, aber man konnte nun mal nicht die Zeit zurückdrehen und ein Gespräch wiederholen.

"Am meisten ärgert mich, dass jetzt bestimmt die Nosferatu auf mich sauer sind, und bisher hatte ich in meinem gesamten Unleben immer ein recht gutes Verhältnis zu den Nosferatu. Wenn sich das ausgerechnet hier ändert, na ja, Pech.“

Verdammt, was sag ich hier eigentlich??! Das geht diesen Typen doch gar nichts an!

Aber wieso - falls der Typ tatsächlich den Nosferatu alles ausgeplaudert hatte, dann war es doch das Beste was sie tun konnte, wenn sie jetzt sowas sagte, denn falls er das dann auch noch ausplauderte bekam man doch von ihr wenigstens nicht den Eindruck als wolle sie Jenny was. Wollte Lilly doch auch gar nicht. Sie würde sie eben bloß verteidigen wenn Jenny angriff, das war alles.

Und wenn Jenny Malik was tut?

Lilly drängte diesen Gedanken weg.
Aber sie wollte doch wohl nicht im Ernst an eine Aussöhnung mit Jenny denken, nein, das doch wohl nicht, das würde doch Lillys Stolz nicht erlauben, oder? Leben und leben lassen war doch das Höchstmögliche was noch denkbar war.
Jetzt aber Schluss mit dem Gelaber.
Aber es gab da noch was anderes, sie wollte ja noch das mit Malik aus der Welt räumen. Dummerweise hatte sie Marius erzählt, dass sie sich mit der Geißel gut verstand. Und jetzt wollte doch Malik, dass das niemand wusste dass sie sich gut verstanden, also musste sie ihren Fehler ausbügeln.

„Ich hatte Ihnen ja Schutz vor der Geissel angeboten. Ich fürchte da hatte ich sowieso zuviel versprochen. Der Typ schien mir erst ganz O.K. zu sein, aber der ist noch viel härter und kälter als ich dachte. Der wird sich von mir nicht vorschreiben lassen wen er schonen soll. Sie hätten mal gestern die Hinrichtung sehen sollen, die die Geissel durchgeführt hat. Ich hoffe mal, Sie werden mit dem Kerl keinen Ärger bekommen.“

Das hoffte sie sogar wirklich. Und wahrscheinlich ließe Malik sich da in der Tat nicht reinreden.
Eigentlich sprach sie nicht gern so über Malik, aber musste eben jetzt sein.
Irgendwie kam Marius ihr jetzt gar nicht mehr wie ein Versager vor. Gestern hatte sie erst einen guten Eindruck von ihm gehabt, dann einen schlechten, und jetzt drehte sich das wieder komplett um, Lilly war höchst verwirrt.

„Also eigentlich wäre ich sauer auf jeden, der mich verarscht. Der mir zum Beispiel erzählt er wär ein Ventrue, der sich als Caitiff ausgibt und ist es gar nicht. Ich habe da so gewisse Zweifel, Ihre Story hinkt ein wenig. Ich wünschte ich hätte nie nach Ihrem Clan gefragt, dann müsste ich Ihre Antwort nicht in Zweifel ziehen. Aber bitte jetzt keine Beteuerungen Sie hätten nicht gelogen. Sagen Sie bitte einfach nichts dazu, mir kommt es sowieso nicht darauf an ob Sie ein Ventrue, Caitiff oder der Nikolaus sind. Bin hier weder Sheriff noch Geissel also kann´s mir eh egal sein.“

Und nein, es war doch in der Tat nicht Lillys Aufgabe herauszufinden ob seine Story stimmte oder nicht.
Ob sie ihm sagen sollte was sie von Ramon erfahren hatte?

„Ich denke, Sie haben hier bei einigen Blutsaugern nicht unbedingt den besten Eindruck hinterlassen. Ich weiß, dass zwei wichtige Würdenträger was gegen Sie haben. Wenn es Sie interessiert, kann ich es Ihnen sagen.“

Diese gewissen Würdenträger hatten ja auch was gegen Lilly.

Verdammt, ich hab bald die ganze Stadt gegen mich.

Da war es doch wirklich besser, sich wenigstens nicht auch noch in Marius einen weiteren Gegner zu schaffen. Also sogar ein guter Vernunftgrund ihm nicht an die Gurgel zu gehen.
 
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"Ich habe von der Hinrichtung gehört. Bedauerlich, aber ich war zu dieser Zeit leider beschäftigt. Da ich im Bereich der internen Politik bewandert bin, hätte ich Herrn Trapper wohl noch den ein oder anderen Denkzettel verpassen können. Aber letztlich ist mir Herr Trapper egal. Er ist nur eine Geißel, nicht mehr und nicht weniger. Mit ihm werde ich schon fertig. Außerdem sehe ich keinen Grund, warum wir aneinander geraten sollten. Ich gehe meiner Arbeit nach und er der seinen..."

Er machte eine kurze Pause. Lillian konnte ein altbekanntes Geräusch hören. Allem Anschein nach hatte er sich soeben eine Zigarette angesteckt und genoss gerade den ersten Zug von dieser.

"Lassen Sie mich raten, die Harpye und die Hüterin des Elysiums haben ein Problem mit mir?"

Marius lachte verlegen.

"Junge Frau, Sie können davon ausgehen, dass dies von mir gewollt war. Es dreht sich in der Politik und im Kontakthandel immer um Informationen und Gegeninformationen. Wenn die beiden Amtsinhaberinnen mich für einen Stümper halten, habe ich genau den Eindruck erweckt, den ich beabsichtigt habe."

Wieder folgte eine kurze Pause.

"Sie können im Übrigen unbesorgt sein; die Nosferatu betrachten Sie meinen Informationen nach immer noch mit Wohlwollen. Sie scheinen einen guten Eindruck bei dem einen oder anderen Mitglied des Clans gemacht zu haben. Wie Sie das gemacht haben, weiß ich nicht, aber meinen Glückwunsch dazu."

Marius räusperte sich kurz. Im Hintergrund der Geräuschkulisse konnte Lillian das Prasseln des Regens auf einen Regenschirm hören. Scheinbar stand ihr Gesprächspartner gerade irgendwo draußen.

"Kann ich sonst noch etwas für Sie tun, oder sind Ihre Fragen und Sorgen derzeit aus dem Weg geräumt? Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber heute Nacht habe ich noch vieles zu erledigen und eigentlich müsste ich mich langsam aber sicher wieder auf den Weg machen..."
 
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Größenwahnsinnig war nicht wirklich das richtige Wort, Selbstüberschätzung traf es besser. Oder vielleicht war es bei ihm gar keine Selbstüberschätzung, hatte dieser Typ wirklich soviel drauf? An mangelndem Selbstbewusstsein litt er jedenfalls nicht.
Es war wirklich nicht so leicht dahinter zu steigen was für jemand er wirklich war.

Ein weiteres Mal war Lilly verblüfft als sie erfuhr, dass Marius es selbst provoziert hatte, dass gewisse Toreador ihn für unfähig hielten.

„Ja, genau, die Hüterin und die Harpyie, die halten Sie für stümperhaft.“

Die Brujah lachte.

„Na die haben Sie aber schön reingelegt.“

Ganz offensichtlich fand Lilly das gut.

Und dass Marius anscheinend nicht so stümperhaft war wie die dachten würde Lilly denen garantiert nicht aufs Butterbrot schmieren. Das geschah denen doch recht, dass sie verarscht wurden.
Nein, Marius wohl echt nicht so trottelig wie er anscheinend manchmal tat.
Der Typ war sehr viel cleverer als man meinen würde.

„Hm ja, manchmal kann es durchaus von Vorteil sein unterschätzt zu werden.“

Und Lilly hatte ihn eindeutig unterschätzt.

Woher weiß er was die Nosferatu über mich denken??

Hatte er also tatsächlich mit denen über sie geredet? Woher sollte er es denn sonst wissen?
Aber irgendwie konnte Lilly ihm da nicht böse sein, zumal das was er sagte was Positives war.

„Hey, Sie gefallen mir! Danke für die Info. Sie verblüffen mich immer wieder.“

Marius war anscheinend immer in Eile, war wohl ein ziemlicher Workaholic.

„Sonst gibt´s im Moment nichts, da will ich Sie gar nicht länger aufhalten. Und wenn ich Ihnen irgendwann mal irgendwie helfen kann, immer raus damit.“

Es war Lillys Stimme anzuhören, dass sie das gerne täte und nicht bloß aus reiner Pflichterfüllung um eine Schuld abzubezahlen.
Sie stand doch jetzt bei ihm in der Schuld, nicht wahr. Aber das empfand Lilly nicht als weiter schlimm. Wenn sie somit Ruhe vor Jenny hatte, das wär doch gut.

"Bis demnächst also, und alles Gute!"
 
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"Nun gut, Frau Flynn, dann möchte ich mich für den Moment entschuldigen. Sofern Sie nichts dagegen einzuwenden haben, könnte es gut möglich sein, dass ich Sie im Laufe der Nacht noch einmal kontaktiere. Bis dahin wünsche ich Ihnen einen angenehmen Abend."

Nagaj beendete das Telefonat und schaltete sein Mobiltelefon aus. Er ließ es in seine Hosentasche zurückgleiten und machte sich wieder auf den Weg zum Treffpunkt, nachdem er sich erneut verdunkelte. Bevor er dies jedoch tat, vergewisserte er sich nochmals, dass ihn niemand beobachten oder belauschen konnte. Er war diesbezüglich einfach ein wenig paranoid geworden...
 
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Soweit, sogut...

Am Güterbahnhof angekommen, orientierte Thürmer sich kurz. Ziemlich dicht am Gleis befand sich ein hoher Maschendrahtzaun, hinter dem sich die Silhouetten einiger großer und hoher Berge abzeichneten.
Das mußte es sein !

Er sah sich um, dann begann er, am Zaun entlangzuhuschen. Erstmal die Lage peilen.
Schließlich hatte er deutlich besseres zu tun als den Rest der Nacht zuckend in einem E-Zaun zu verbringen...
Bei seiner Umrundung des Geländes hatte er nichts entdeckt, das auf einen elektrischen Zaun hindeutete, aber das bedeutete nichts. Das Tor war auch verschlossen gewesen. Was tun, sprach Zeus...

Thürmer beschloß, es anders zu versuchen: Er ging in die Hocke und räusperte sich, bevor er eine Reihe von Fiepsern und Pfiffen in die Nacht entließ, mit denen er ein paar der örtlichen Ratten zu sich bat.

Das Prasseln des Regens auf dem Hut störte, also nahm er ihn ab und legte ihn neben sich.
Seine ganzer Körper spannte sich an, als er sich völlig auf sein Gehör konzentrierte und angestrengt in die Nacht lauschte.

Würden sie ihm antworten ?

Out of Character
 
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„Kein Problem, Sie können mich gern heute noch anrufen. Also vielleicht bis später. Auch Ihnen einen angenehmen Abend.“

Lilly legte auf.
 
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Thürmer hatte die Hoffnung schon fast aufgegeben und war drauf und dran, es noch einmal zu versuchen, als er das leise Fiepen einer Ratte hörte, das sich näherte. Sehen konnte er sie in der Dunkelheit aber nicht...

Doch ! Jetzt kam die Kleine in sein Sichtfeld und näherte sich vorsichtig, als ob sie eine Falle witterte.
War ja auch kein Wunder, schließlich war Thürmer neu hier, der hiesigen Fauna unbekannt. Schlußendlich obsiegte aber doch die Neugier des Tierchens. Als er ihr die Hand entgegenstreckte, zögerte sie noch kurz, bevor sie sich auf die Handfläche begab. Langsam und vorsichtig hob er Hand und Nager, bis er die Kleine auf Augenhöhe hatte.
Dann piekste er sich mit einem Eckzahn in den Daumen der linken Hand und quetschte etwas Blut hervor, das er dem Tier anbot. Nur zwei oder drei Tropfen, aber genug, um das erste Eis zu brechen.

Nachdem er die Wunde im Finger wieder verschlossen hatte, sah er dem Tierchen in die Augen und begann, leise zu sprechen:
"Ich brauche deine Hilfe, mein kleiner Freund... Ich muß zu den Bergen auf der anderen Seite des Zaunes, wo meine Artgenossen sind, aber ich kenne keinen sicheren Weg dorthin. Kennst du einen Weg, den ich nehmen kann ? Würdest du mich führen ?"

Simultan konzentrierte er sich auf die Bilder, die er seinem kleinen Helferlein einpflanzte.
Müllberge, das Gelände hinter dem Zaun, sofern er es gesehen hatte, dazu noch die Erscheinungen von Lurker und Nagaj.

"Kannst du mich zu ihnen bringen ?" fragte er, nachdem er die Eindrücke weitergegeben hatte.

Out of Character
Animalism 1, siehe Zettelklotz
 
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Das Tierchen rannte los und führte den Nosferatu zu einem Loch im Zaun, gerade groß genug um sich hindurch zu quetschen. Komisch hatten die anderen wirklich diesen Weg genommen, das war nicht klar, aber er war dann drinnen und die Ratte rannte weiter, bis sie stehen blieb und ihn fiepsend und wartend ansah.

Er hatte ihr was gegeben und sie wollte als Belohnung mehr davon, jetzt wo sie ihn bis unmittelbar vors Ziel gebracht hatte. Ganz bis zu den laufenden Leichen wollte sie wohl nicht gehen.
 
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Hatte er dieses Loch beim ersten Mal wirklich übersehen ? Merde ! Thürmer nahm die Brille ab, rieb sich die Augen und steckte die Sehhilfe dann wieder an ihren Platz zurück. Wenn das noch schlimmer wurde, konnte er sich gleich einsargen lassen ! Half ja nichts... Jetzt wo er es wußte, würde er besser aufpassen.

Holzauge sei wachsam !

Aber zunächst wollte er seinem kleinen Helfer seine Belohnung nicht versagen. Wieder ließ er die Kleine auf seine Hand, pikste sich in den Daumen und überließ ihr noch etwas Vitae. Dann schloß er die Wunde und streichelte das Tier. "Ich danke dir, Kleine !" Mit diesen Worten setzte die Ratte wieder ab, richtete sich auf und sah sich um.

Wo war die mythische Nachtsicht, wenn man sie mal brauchte ? Thürmer jedenfalls konnte nicht wirklich viel erkennen. Er huschte geduckt und jede Deckung nutzend in die Richtung, die ihm die Ratte gewiesen hatte, und konzentrierte seine gesamte Aufmerksamkeit auf seine Umgebung. Ganz so wie früher...
 
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Als Thürmer sich seinen Weg durch das Müllpanorama bahnte, vernahm er eine Stimme aus der Umgebung. Die Stimmte war kaum hörber und schien etwas vor sich dahin zu murmeln. Klare Worte waren dabei nicht erkennbar und selbst wenn, wären sie viel zu leise gewesen, um sie richtig verstehen zu können. Nur die Richtung konnte Thürmer ausmachen. Die Quelle des Geräusches schien sich irgendwo zu Thürmers Linken hinter einem der vielen Müllberge zu befinden...
 
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Die Stimme drang dann auch an Thürmers Ohr. Nur schwach, aber sie war da. Wer da wohl vor sich hin redete ?
Magienutzer schloss er weitgehend aus, immerhin war hier ein Clanstreffen geplant, da würde man sowas hier in der Gegend kaum rumlaufen lassen. Er beschloß trotzdem (oder deshalb ?), sich die Sache genauer anzusehen.

So leise er konnte ließ er sich auf den Boden nieder und robbte Zentimeter für Zentimeter auf die Geräuschquelle zu, immer bemüht, unentdeckt zu bleiben.
 
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Thürmer robbte durch den bestialisch stinkenden Müll hindurch. Die Stimme wurde lauter. Nur langsam, aber stetig. Hatte er diese Stimme nicht schon einmal gehört? Es war wirklich schwer dies zu sagen... Nun konnte Thürmer auch etwas sehen. Dort vorne, in der Dunkelheit. Eine in schwarz gekleidete Gestalt stand vor einer auf dem Müll liegenden Kleiderschranktür mit einer zerbrochenen Spiegelfläche. Das fahle und wenige Mondlich bildete eine schemenhafte Silhouette auf den Spiegel. Die Gestalt hatte einen Regenschirm in der einen Hand und machte immer wieder verschiedene Handbewegungen mit der anderen, während sie Worte dahin murmelte und sich dabei selbst im Spiegel betrachtete. Mittellange, schwarze und filzige Haare fielen der Person nach hinten und ganz offensichtlich lag dies an einem Kopftuch, dass sich über die Stirn spannte.

Diese Ohren... diese extrem langen, nach hinten geschwungenen Ohren... Thürmer erkannte sie.

Es war Nagaj, den Thürmer wohl gerade eindeutig beim weiteren Einstudieren seiner Rede ertappte. Nagaj stand mit dem Rücken zu Thürmer und schien ihn nicht bemerkt zu haben. Er war offensichtlich zu vertieft in seine Probe.
 
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Thürmer mußte leicht grinsen, als er Nagaj erkannte. Eigentlich hätte er es ja wissen müssen...
Daß diese Typen auch immer ein Publikum brauchten... Er schüttelte leicht den Kopf. Manche Dinge würden sich wohl nie ändern. Da es allerdings nie schlecht war, die Argumente der Gegenseite vor dem Disput zu kennen, beschloß er, sich das noch etwas anzusehen und vor allem zu anzuhören, bevor er sich offenbaren würde.

Gleichzeitig fischte er etwas aus dem Müllhaufen, das sich wie eine leere Getränkedose anfühlte. Genau das richtige, um seine Anwesenheit anzukündigen. Er zog sie langsam aus dem Haufen, was ein scharrendes und klirrendes Geräusch verursachte. Nicht laut, aber hörbar.
Wenn er Glück hatte, würde der andere es nicht hören...

Dann peilte er grob die Entfernung, die die Dose überbrücken mußte, brachte sich hinter der alten Waschmaschine in eine geeignete Wurfposition und wartete ab.
 
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