[07.05.08] Krisensitzung

AW: [07.05.08] Krisensitzung

Toni hört zwar kein weiteres Wort mehr von Meyye doch nimmt er es sich raus auf die erlösenden Worte Steven gegenüber von vorhin zurückzugreifen und mit den eigenen Worten
"Gut Meyye , ich will dich dann nicht weiter aufhalten , außer du hast noch etwas zu sagen ..."
Wenn sie dann nichts zu sagen hat verabschiedet er sich und begibt sich noch kurz zu dem Tisch von vorhin wo er sich von Ramon , dann dem vermutlich mit ihm kommenden Steven , die bei Malik stehende Lilly und zum Schluß noch bei Franziska verabschiedet .
Sobald das alles erledigt ist lässt er noch einmal den Blick durch das Lokal schweifen und geht schließlich ruhigen Schrittes aus dem De Trois .
 
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Bist du denn wirklich derart herzlos, du Idiot?

Der Typ war doch eine arme Sau. Und Ramon tat so als sei das nur eine lästige Fliege, die man mal eben totschlägt.
Wie tief konnte man sinken? War er denn wirklich derart kaltblütig, dass er es nicht schlimm fand, wenn ein völlig Wehrloser abgemurkst wurde?
Ramons Gewissen meldete sich und löste Unwohlsein bei ihm aus.
Hätte er das Ganze Live gesehen und nicht auf dem Bildschirm hätte sich das vielleicht sofort eingestellt.

Verdammt, er hatte wohl zuviel Krimis geguckt. Da sah man doch ständig Mord und Totschlag, irgendwie stumpfte man da anscheinend ab.
Das aber hier war echt. Das war nicht gestellt, der Typ war tatsächlich getötet worden.
Und egal was er verbrochen hatte, er war trotzdem eine arme Sau.
Null Chancen jemals wieder irgendwas zu genießen. Für immer und ewig ausgelöscht.

Aber Ramon wollte hier doch nicht als Schwächling dastehen, also bemühte er sich Fassung zu bewahren.
Er wirkte jedoch ein wenig blasser als er es normalerweise war und nicht gerade gut gelaunt.
Der Brujah verabschiedete sich recht einsilbig von Toni.
 
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Falls Steven weiterhin oder wieder zu Lilly hinschaute, würde er sehen, dass sie sehr in sich gekehrt und nachdenklich wirkte. Offenbar war sie gerade dabei das Gesehene zu verdauen?
In Lillys Hirn arbeitete es in der Tat. Malik hatte gewollt, dass sie über die Hinrichtung nachdachte, und das tat sie nun, und allmählich dämmerte ihr so einiges, was da gerade mit ihr geschah.
Ihr wurde klar was sie bereit war für Malik zu tun. Sie wäre sogar bereit selbst das Schwert zu führen bei einer Hinrichtung, selbst Henker zu sein.
Sie merkte nun deutlich, dass sie dem Tier näher war als vorher.
Es erschreckte Lilly ein wenig, zunächst. Aber dann, so schlecht fühlte sich das eigentlich gar nicht an. Es war in Ordnung so.
Sie war dadurch umso mehr bereit die Drecksarbeit zu tun, die vielleicht noch auf sie zukäme, wenn sie tatsächlich für Malik arbeitete.

Doch wenn Steven wüsste was in ihr vorging, würde er sie dann nicht verachten?
Da wurde sie ein wenig von Wehmut erfasst, denn sie hatte etwas verloren, das sie wahrscheinlich nie wiederbekommen würde.
Und Steven war doch noch so menschlich, das war ihr schnell aufgefallen. Und sie? Sie mutierte gerade in Richtung Monster, somit entfernte sie sich also ein Stück von ihm. Aber das änderte nichts daran, dass Steven ihr sehr viel bedeutete. Die Gefühle für ihn waren nicht weg, und das war beruhigend.
Wie sehr wünschte sie sich genau jetzt, dass er neben ihr stand und sie seine Berührung spürte.

"Ist doch O.K., wenn ich dich jetzt verlasse?", sagte Lilly zu Enio und ging nicht davon aus, dass er Nein sagte.
So hatte sie jetzt immerhin sogar der Etikette genüge getan, also diesmal kein Minuspunkt für sie von Etikettefanatikern. Na ja, noch korrekter wäre es wohl gewesen darauf zu warten bis Enio sie von selbst aus dem Gespräch "entließ". Aber das würde ihm doch sicher nichts ausmachen. Das fehlte noch, wenn ein Brujah in dieser Hinsicht eine Prinzessin auf der Erbse war.

Unterhielt Steven sich noch oder wieder mit Meyye? Sie wollte da nicht reinplatzen in ein Gespräch, also blieb sie stehen, relativ nah, aber immer noch in angemessener Entfernung, und blickte Steven an. Würde er zu ihr kommen?

Out of Character
Ich gehe jetzt einfach mal davon aus, Enio protestiert jetzt nicht. ;) Und tue mal so, Enio hätte genickt und spiele schon mal weiter.
 
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Ferdinand hatte für alle Fälle stets ein Stofftaschentuch mit dabei. Dieses holte er aus seiner Hosentasche und wischte damit sanft Julias Träne von ihrer Wange.
War sie in ihrem inneren Leiden eingeschlossen, zu sehr darin gefangen um die Außenwelt noch wahrzunehmen?
Und die Hüterin wäre angesichts dessen sicher völlig ungerührt. Sie würde vielleicht sogar denken, Julia hätte es nicht besser verdient.

In diesem Moment verabscheute Ferdinand die Hüterin, dafür dass sie so sehr darauf gepocht hatte, dass Julia blieb. Und auch Trapper, dafür dass auch er gewollt hatte dass Julia sich das ansah.
Hätte Ferdinand Julia doch besser weggeschickt. Aber dann hätte sich die Hüterin eine andere Gemeinheit ausgedacht. Sie, die angeblich so Mitfühlende, Menschliche. So zumindest hatte sie sich ihm gegenüber präsentiert, als er sie kennengelernt hatte und anfangs noch so angetan gewesen war von ihr.
Aber ihr Mitgefühl erstreckte sich offenbar nur auf ihre Freunde. Wie auf jenen Ravnos, diesem abscheulichen Diableristen, den man es (wenn es nach ihr ginge) nur ja nicht anlasten durfte, dass er einem Malkavianer seine Seele gestohlen hatte.
Ob die Hüterin die Hinrichtung grauenvoll fand?
Aber wer eine Diablerie rechtfertigte sollte besser nicht jetzt Trapper und die von ihm durchgeführte Hinrichtung verurteilen.

Diese Frau mass doch mit zweierlei Mass.
Sie entschuldigte ohne weiteres das Verbrechen ihres Ravnos-Busenfreundes (und darüber kam Ferdinand einfach nicht hinweg) und hatte es Ferdinand angekreidet, dass er diese Tat anprangert hatte. Und Julia gehörte für Helena anscheinend zu jenen, die ruhig leiden sollten, deren Leid ja nur Getue war und deren Verbrechen nicht entschuldbar waren.

Der Primogen behielt seine Clansschwester genau im Auge und achtete darauf ob sich bei ihr etwas änderte.
 
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Steven blieb noch neben Meyye stehen, nachdem Toni sich entfernte. Er schaute tatsächlich immer wieder zu Lilly, und sah ihre Nachdenklichkeit. Auch er zermartete sich das Hirn ob er irgendetwas für das Opfer, welches er nicht kannte hätte tun können.

Er war auch nicht stolz auf sich das er nichts gesagt oder getan hatte, dies lag aber an seinem Selbsterhaltungstrieb, der sich nun mal nicht verleugnen lässt.

Da sah er Lilly in kurzer Distanz stehen, so raunte er Meyye zu

Ich wünsch Dir nachher viel Glück, wenn du Hilfe benötigst ruf an, gehe mich jetzt auch verkrümeln

Damit entfernte er sich von seiner Primogena und ging auf Lilly zu. Er hatte zwar ein Lächeln auf den Lippen, aber man konnte auch erkennen das in seinem Gesicht ein teil Traurigkeit vorhanden war. Er griff nur ihre Hand und drückte sie bevor er leise sprach

Wie es aussieht werden wir heute noch getrennt. Ich bitte dich nur anzurufen wenn du Probleme bekommen solltest. Dein Tod würde mir näher gehen als der des unbekannten Caitiffs
Wenn nichts anderes geschiet verrätst du mir noch deine Adresse, dann bringe ich meine Sachen schon mal rüber


Lilly konnte an seiner Stimme erkennen das er anscheinend nicht allzuglücklich damit war sie alleine in einen ungewissen Kampf ziehen zu lassen.
 
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Es änderte sich nichts bei Julia.

Ferdinand konnte ihr die Träne abwischen. Sie zuckte nicht zurück. Sie lehnte sich nicht dagegen. Sie reagierte auch nicht mit ihren Augen. die waren weiterhin auf den nun leeren Bildschirm gerichtet. Weitere Tränen flossen nicht, obwohl ihr Blut noch sichtbar in ihren Augen gesammelt war.

Ferdinand merkte auch, dass er sie ganz leicht bewegen konnte, falls er seine Hand löste oder ihrer beider Hände bewegte, während er ihr die Träne abwischte um besser an ihr Gesicht zu kommen. Da gab es keinen Widerstand.

Fast wie bei einer Puppe.
 
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Lilly hatte Tonis Weggang bemerkt und ihm aus der Ferne zugelächelt.
Und nun also war sie endlich bei Steven.
Anscheinend war ihm der Tod des Caitiffs nahe gegangen, also verbarg Lilly, dass es bei ihr nicht so war.
Ach Steven, wenn er wüsste! Wenn er wüsste, dass sie ausgerechnet diesen Henker liebte. Der Gangrel wäre entsetzt und stinksauer, ganz bestimmt. Er würde nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen.
Doch Lilly wollte ihn nicht verlieren, und sie wollte ihm nicht weh tun. Also musste sie ihm gewisse Dinge verschweigen, so sehr sie das auch hasste.
Dabei wäre es so schön gewesen endlich jemanden zu haben dem gegen über man absolut ehrlich sein konnte. Und nun musste sie doch wieder so vieles verbergen, aber es ging leider nicht anders.
Das machte Lilly traurig, und sie verabscheute sich selbst dafür, dass sie ihren Liebsten belügen musste.
Die Wahrheit über ihre Gefühle für Malik würde sie Steven nie sagen können, und er würde es hoffentlich nie erfahren. Es würde immer wie eine dunkle Wolke über ihnen hängen, leider.

Ach wenn ich doch von Malik ablassen könnte!

Ihre Gefühle für Malik waren stark, und sie waren so oder so da, auch wenn sie sich von ihm fernhielt. Aber sicher würden auch ihre Gefühle für Steven noch wachsen. Und sie ahnte, dass die Lügerei dann umso bedrückender und leider auch umso notwendiger wäre je mehr sie für Steven empfand.
Wie gern würde sie jetzt seine Umarmung spüren.
Aber wenigstens die Berührung seiner Hand spürte sie, und Lilly hielt die Hand fest.
Die Brujah sah Steven traurig an, und sie war auch traurig weil er gleich nicht mehr bei ihr sein würde.

„Du wirst wohl leider nicht mitkommen können zur Ruine. Und bitte folge uns nicht dorthin, das könnte übel für dich ausgehen, wenn man dich entdeckt.“

Und sie wollte doch nicht, dass Steven etwas passierte.

„Ich rede gleich nach der Sitzung sowieso noch mal kurz mit Enio, ich könnte ihn ja mal fragen ob du doch mitkannst. Aber machen wir uns besser keine zu großen Hoffnungen."

Wenn sie Enio sagte sie bürgte für Steven, dann würde es vielleicht heißen, dass sie doch selbst gar nicht vertrauenswürdig genug war um für jemanden zu bürgen.

„Ich fürchte, er würde mich für leichtsinnig halten. Wie ich denn einem Fremden so schnell vertrauen kann.“

Sie lächelte ihn schief an und flüsterte:

„Ach du böser Fremder, und dich lasse ich also in meine Wohnung?“

Lilly musste nun leider Stevens Hand loslassen, als sie nach den Schlüsseln für die Wohnung kramte und sie ihm übergab. Sie flüsterte wieder.

„Für alle Fälle hier die Schlüssel, dann kannst du deine Sachen schon mal dort hinbringen.“

Hier laut die Adresse zu sagen wäre aber Wahnsinn.
Also holte sie ihr Handy hervor und tippte kurz die Adresse ein und zeigte sie Steven.

„Hier die Adresse. Und am besten speicherst du auch mal die Nummer von Tobias?“

Sie ergriff seine Hand.

„Wartest du gleich noch solange im Cafe bis die Sitzung und das Gespräch mit Enio zu Ende sind?“

Lillys Stimmung war noch immer sichtlich gedrückt.

„Ach, ich wünschte du könntest mitkommen. Ich vermisse dich schon jetzt."

Sie ging nah an Stevens Ohr und flüsterte:

"Ich werde in der Truppe der Geissel sein. Ramon und ich duzen die Geissel übrigens, denn wir und Malik waren gestern Kampfgefährten bei der Ruine. Maliks Truppe wird heute den Eingang bewachen. Für uns wird es vielleicht gar nicht zum Kampf kommen. Die Gruppe, die in die Ruine reingeht hat den gefährlicheren Part. Vielleicht wird auch Ramon wieder in unserer Gruppe sein, hoffentlich.“

Die Brujah sprach völlig neutral von Malik, es war nicht erkennbar was sie von ihm hielt.

„Ich wette jetzt ist die Hüterin umso misstrauischer, weil wir hier am flüstern sind. Sie hat mich vorhin schon so angeschaut als würde ich was Böses im Schilde führen.“

Lilly verdrehte die Augen.
 
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Lilly's Vermutungen sind richtig, würde der Gangrel von ihr und Malik erfahren wäre er mehr als nur stinksauer. Aber darüber machte er sich keine Gedanken, da er nicht wissen konnte wie es in ihr aussah. Als sie ihm das Handy mit der Adresse zeigte, holte er seines Ebenfalls heraus und notierte sich neben Tobias seiner Nummer die besagte Anschrift. Auch den Schlüssel steckte er sich unauffällig ein.

Ja ich werde hier auf dich warten, sofern man mich warten lässt. Ansonsten werde ich dir über Handy Bescheid geben wo ich mich aufhalte.

Zum Thema flüstern erwiderte er nur in ihr Ohr

Das sollte ihr bekannt sein, das man ihm Elysium selten laut über persönliche Sachen spricht, aber sei mir nicht Böse wenn ich Malik nicht duzen werde, das was er heute gezeigt hat zeugte nicht gerade von Mut und Ehre, und beides sollte eine Geissel mitbringen.

Ihm war zwar klar das es gefährlich ist in einem Elysium etwas über einen Amtsträger zu sagen, aber Steven wusste auch das es eigentlich nicht erlaubt ist irgendwelche Disziplinen in diesem Räumen einzusetzen.
 
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Mit gedämpfter Simme erwiderte Lilly: „Enio hat ja vorhin gesagt, zur Sitzung geht’s in den Nebenraum, und die restlichen Leute können hier sitzen bleiben. Also gar kein Problem, wenn du noch so lange hier im Cafe bleibst.“

Dann zuckte sie mit den Schultern.

„Ist doch allein deine Sache wen du duzt und wen nicht, da würde ich dir doch nichts übel nehmen.“

Also konnte Steven Malik nicht ab, na das kam jetzt nicht überraschend.
Lillys generelle negative Einstellung Geisseln gegenüber war noch vorhanden, und die kam durch einen einzigen Satz voll zum Ausdruck.

„Habe schon schlimmere Geisseln erlebt“, flüsterte Lilly Steven ins Ohr, und aus diesem einen Satz sprachen sehr viele schlechte Erfahrungen, das spiegelte sich dann auch in Lillys Augen, eine gewisse Abscheu, wobei diese Abscheu jedoch nicht Malik galt sondern den Geisseln, die Lilly bisher gekannt hatte, aber das konnte Steven ja nicht ahnen.
Konnte eine Geissel tatsächlich noch schlimmer sein als Malik, war da also wirklich noch eine Steigerung möglich, mochte sich Steven dann fragen.
Zumindest Lillys Erfahrung nach war das anscheinend möglich.
Aber hier war wirklich nicht der rechte Ort um so was zu diskutieren.

Fast hätte Lilly ein bitteres Lachen gelacht. Eine Geissel sollte Mut und Ehre mitbringen?
Diese Einstellung war sehr idealistisch, und irgendwie auch ein wenig naiv. Denn welche Geissel brachte in der Tat Ehre mit? Welcher Prinz würde das erwarten? Ein Prinz wollte in der Regel jemanden, der effektiv gefährliche Subjekte beseitigen konnte. Es wurde doch meistens jemand Brutales, Skrupelloses Geissel.
Nein, Bluthund zu sein war kein ehrenvolles Amt, das war Drecksarbeit, die einem nicht gedankt wurde. Man war gehasst und gefürchtet, genau wie in alten Zeiten ein Henker, der am Rande der Stadt wohnte und mit dem niemand was zu tun haben wollte. Auch mit einer Geissel wollte niemand befreundet sein.
Eigentlich. Lilly war da eine Ausnahme.

Aber überhaupt, in der ganzen verdammten Camarilla ging es doch nicht darum Mut und Ehre zu haben. Hatten nicht die feigen Intriganten den größten Erfolg? Und triefte es nicht geradezu vor verschleierten unehrenhaften Taten?
Völlig blauäugig und naiv war Steven sicher nicht, aber es war manchmal spürbar, dass er noch nicht halb soviel erlebt hatte wie Lilly. Die Brujah fragte sich was er von diesem Scheißverein hielt. Aber auch darüber sollte man nicht hier reden.
Die Camarilla war ein Scheißverein, konnte man nach so vielen Jahrzehnten zu irgendeinem anderen Schluss kommen? Lilly jedenfalls nicht. Und die Ehrenhaften und Gutmütigen gehörten doch oft zu denjenigen, die als erstes unter die Räder kamen.
Und welche Möglichkeiten hatte man also in dem Scheißverein? Wenn man nicht zu den Verlierern gehören wollte?
Man machte voll mit und spinnte Intrigen, strebte nach Macht, benutzte andere Kainskinder, ließ einige davon unter die Räder kommen. Na ja, oder man passte sich oberflächlich an, die Zugehörigkeit war mehr ein Lippenbekenntnis, man hielt sich ziemlich am Rande – so hatte Lilly es bisher gehalten. Es hatte halbwegs gut funktioniert, sie hatte sich ohne größeren Schaden zu nehmen durchlaviert und bisher nicht das dringende Bedürfnis verspürt aus dem Scheißverein auszutreten.
Mit Malik, der Geissel, im Abseits zu stehen war aber sicher immer noch besser als zu denen zu gehören, die sich die sich Ehre auf die Fahnen schrieben, sich für die besseren Monster hielten und in Wirklichkeit absolut hinterhältig und machthungrig waren.
Und wenn alle Stricke rissen konnte sie ja immer noch dem Scheißverein den Rücken kehren.

Und jetzt nahte da wohl gerade eine neue Ära für Lilly.
Würde sie Ehre haben als Gehilfin der Geissel, falls sie das tatsächlich wurde?
Oder würde sie genauso schlimm werden wie die Geisseln über die sie immer geflucht hatte? Wäre sie irgendwann ganz genauso brutal und skrupellos?
Wobei das Schlimmste daran vielleicht wäre, wenn es sie gar nicht störte. Wenn sie das tatsächlich nicht schlimm fand, auch das fände sie vielleicht irgendwann nicht mehr schlimm.
Wenn man zum Monster mutierte fand man es sicher irgendwann nicht mehr schlimm ein Monster zu sein.
Selbst Macht haben – dann war der Schritt zum Machtmissbrauch nicht weit.
Und wie war das noch? Macht korrumpiert.
Wie würde Lilly sich verändern, wenn sie als Gehilfin der Geissel Macht über Neuankömmlinge hätte?
Waren nicht Lillys alten Ideale schon dabei sich aufzulösen? Und was würde an deren Stelle treten?
Das Böse in ihr gewann an Stärke, und wie sehr sich das demnächst auswirkte, das würde sich zeigen. Das würde auch von Malik und Steven abhängen.
 
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Ramon hielt es auf seinem Stuhl nicht mehr aus und ging rüber zu Lilly und Steven.

In leisem Ton sagte er: „Tolle Vorführung, was?“

Sein nicht gerade begeisterter Gesichtsausdruck verriet deutlich, dass das ironisch gemeint war.
Aber wenn die beiden vielleicht lieber zu zweit sein wollten?

„Aber ich hoff ich stör nicht. Wenn ihr was Geheimes zu besprechen habt geh ich lieber wieder.“
 
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„Aber nein, du störst doch nicht“, erwiderte Lilly als Ramon zu ihnen kam.

„Mit den Geheimnissen sind wir schon fertig, nicht Steven?“

Ja, alles was sie mit Steven zu zweit hatte besprechen wollen, das war doch schon gesagt.
Und über gewisse Dinge konnte man hier sowieso nicht offen reden.
 
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Crauli zählte die Minuten. Er konnte die verstreichende Zeit fast körperlich spüren.

Es gab also eine Hinrichtung an einem Clanlosen. An wem auch sonst? Warum? Egal.

Er blickte wie fast alle zum Monitor. Aber er versuchte auch im Augenblöick des Schwertstreiches die Mimiken der anderen zu lesen und zu interpretieren. Er würde diese Gesichter sammeln und abspeichern.

Dann schien der Augenblick des Aufbruchs zu kommen. Noch nicht ganz seine für ihn definierte Zeit. Aber er machte sich bereit seinen Plan über den Haufen zu werfen und früher zu gehen. Etwas was ihm sehr schwer fiel. Er hatte für den früheren Aufbruch nicht alle Eventualitäten durchdacht und könnte somit etwas übersehen.

Aber er war bereit. Vorsichtig legte er schon einmal die Hand um den Griff des Koffers und schob seinen Stuhl nach hinten.

Jetzt? Noch nicht, aber nicht mehr lange.
 
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Helena schaffte es sehr schnell wieder ihre Fassung zu finden, sie hatte es lange trainiert und war fast so gut wie eine richtige Toreador, was dies anbelangte. Was in ihrem Innern war, ging keinen was an. Das hier war ein Raubtierkäfig und wer wußte, wieviele der Anwesenden gerade in den letzten Minuten mehr zum Tier geworden waren. Früher oder später erwischte es einem, wenn man nicht drum kämpfte. In ihrem Geist hörte sie für einen Augenblick Buchets Stimme nachklingen... 'Du bist zu weich, Mädchen.' Wie oft hatte er ihr das am Anfang gepredigt und wenn sie überleben wollte, dürfte das keiner wissen.

Auch nun schien sie unbeeindruckt zu sein, ganz die über alles erhabene Dame.

"Dann mache ich mal den Nebenraum auf", verkündete sie. "Wer gestern nicht dabei war, kann hier im Gastraum bleiben."

Lieber so was zweimal sagen, als daß hierher einer behauptete, er hätte es nicht gehört.
 
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Das Gespräch mit der Ahnin wurde endgültig unterbrochen, als die Primogene eintrafen und sofort mit Neuigkeiten um sich waren.

Der Schwarze ist also die Geisel? Der Schreier Kriegsherr? Die Schwarze nicht mehr Seneschall, dafür die Hexe?

Ja, man kam aus dem Staunen nicht heraus, was alles in so kurzer Zeit in Finstertal passierte.

Dann hatte die Geisel ein Event angekündigt, eine Hinrichtung eines Caitiff, welcher sich daneben benommen hatte.

Die Alte frohlockte. Innerlich. Endlich wurde einmal durchgegriffen. Auge um Auge, wer sich nicht an die Gepflogenheiten hielt wurde vernichtet. Nicht dieses Larifari, sondern Lextalionis.

Als sie dann die Szene sah, die zum Verlust von ca. 15 cm Körperlänge führte, konnte sie ein Grinsen kaum unterdrücken. So würden sie alle enden, die Feinde der camarilla. Früher oder später, aber genauso!

Als Helena dann den Nachbarraum öffnete, wartete sie noch ab, wer den alles hineingehen würde. Sie würde sich aber der Gruppe von gestern anschließen. Natürlich würde sie das, Vielleicht wurde dort drinnen etwas über Stahl gesagt, oder sonst irgendwas, was sie interessieren könnte.
 
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Immer noch keine Reaktion. Julia war völlig weggetreten. Ferdinand bedauerte die junge Malkavianerin sehr.
Und jetzt? Er musste doch gleich zu der Sitzung, und danach noch woanders hin, er konnte sich also sehr bald nicht mehr um Julia kümmern. Er musste dafür sorgen, dass sie wohlbehalten zurück zum Hotel kam.
Er konnte natürlich Henry anrufen, aber es würde eine Weile dauern bis er hier war.

Und dann machte die Hüterin bereits auf den Nebenraum aufmerksam, also ging die Sitzung gleich los.
Wen könnte er darum bitten sich so lange um Julia zu kümmern? Maya hatte hinter der Theke zu tun. Sie könnte zwar aus der Ferne etwas auf Julia achten, aber Ferdinand wäre es wohler wenn jemand direkt bei ihr säße, und das wäre von Maya zuviel erwartet.
Ferdinand schaute sich um. Die Leute, die er kannte würden alle mit in den Nebenraum kommen. Dann aber fiel sein Blick auf den Gangrel, der bei Lilly und Ramon stand. Wenn der Malkavianer sich recht erinnerte hieß er Steven. Er hatte einen ganz guten Eindruck gemacht. Da er gestern nicht bei der Schlacht mit dabei gewesen war käme er also nicht mit in den Nebenraum.
Der Malkavianer Ahn beschloss also Steven zu fragen. Er ließ Julias Hand los, stand auf und ging auf das Dreiergrüppchen zu. Als er die drei erreicht hatte fing er an zu sprechen.

„Entschuldigen Sie, dass ich Ihr Gespräch unterbreche.
Meine Clansschwester Julia Albrecht ist durch die Vorführung ziemlich weggetreten, sie nimmt zur Zeit ihre Umgebung nicht wahr.
Ich werde meinen Ghul Henry anrufen damit er Frau Albrecht zum Hotel bringt. Jedoch fängt die Sitzung gleich an.
Frau Flynn und Herr Gomez, Sie beide werden auch jetzt an der Sitzung teilnehmen, nicht wahr, aber Sie doch nicht, Steven?
Vielleicht würden Sie mir den Gefallen tun, sich solange bis Henry kommt zu Frau Albrecht zu setzen und auf sie Acht zu geben?“

Ferdinand deutete zu dem Tisch an dem Julia saß. Er wirkte besorgt.

„Ich selbst kann dies leider nicht mehr tun, denn ich möchte die Sitzung nicht versäumen, und danach werde ich an einer Unternehmung teilnehmen.“
 
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Ramon bekam mit was Helena sagte. So, der Nebenraum wurde also geöffnet, und dann ging's gleich los mit der Sitzung.
Er wollte gerade was sagen als er wahrnahm, dass jemand zu Ihnen kam.
Rothschild, der Malkavianer Ahn, na sowas, was wollte der denn jetzt von Ihnen?

Er bat Steven darum auf eine Malkavianerin Acht geben?

Na dann viel Glück, Steven.

Wenn das mal nicht in die Hose ging.
Aber jetzt Nein sagen wäre dann doch etwas ungünstig.
Ramon sagte nichts und wartete ab wie Steven reagierte.
 
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Nachdem sich alle anschickten ins Hinterzimmer zu gehen, stand Crauli auf. Er richtete seine Kleidung akkurat, nahm den Koffer und trat zur Türe. Noch auf der Schwelle spannte er den Schirm auf und trat ins Freie.
 
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Niemand schenkte ihm übermäßig große Beachtung. Lurker war sich noch nicht einmal ganz sicher ob das an ihm lag und ob er unbewusst so stand und sich so verhielt, dass man ihn weitestgehend ausblendete, oder ob es einfach nur die alltägliche Ignoranz war, mit der man seinem Blut nunmal begegnete.
Kurz spürte er einen kleinen, heißen Stich aus Angst, als hätte man mit einer glühenden Nadelspitze in sein Herz gestochen. Es war ihm schon in der Vergangenheit zu einigen Gelegenheiten passiert, dass er plötzlich Panik bekommen hatte, weil er sich nicht mehr sicher war, ob er selber es war, der sich vor Anderen verbarg, oder ob es der Gebrauch seiner Clanskünste war, der ihn immer dünner, durchsichtiger und unwirklicher werden ließ. Er hatte mit jemand älterem darüber sprechen wollen. Jemand der ihn verstand und der ihm sagte, dass alles in Ordnung kommen würde. Nun gab es niemanden mehr. Seine Primogena hatte kapituliert und hatte beschlossen ihren Körper für einige Zeit dem Tod und ihren Verstand der verlockenden Leere zu überlassen. Vielleicht würde er eines Tages auch an diesen Punkt kommen, wer konnte es wissen? Noch war die Furcht vor dieser riesigen, unendlichen Leere zu groß, so dass er lieber in der rasenden Hektik der Nacht verblieb, aber eines Tages mochte er es als verlockend empfinden einfach einige Jahrzehnte Ruhe zu haben vor all diesem hier.

Der Kopf des Nosferatu ruckte wieder hoch. Er hatte das Bedürfnis zu blinzeln, doch sein Verstand holte ihn bereits wieder ein und er unterließ die menschliche Geste. Sie hätte ohnehin nichts genutzt. Trotzdem dauerte es tatsächlich einen Moment, bis sich sein Gesichtsfeld wieder klärte und er den Raum mit den Anwesenden wieder wahrnahm. Für einen kurzen Moment hörte sich jedes Schaben von Kleidung, jedes Tuscheln und jedes Abstellen eines Glases auf die Tische übermäßig laut an und dröhnte in seinen Ohren, so als hätte er bis gerade alles nur gedämpft wahrgenommen. Es war die Klarheit mit der er plötzlich alles um sich herum erfasste, die ihn wissen ließ, dass er für eine gewisse Zeit alles wie in Watte gepackt erlebt haben musste, ohne es vorher überhaupt bemerkt zu haben.

Irgendwie waren seine Gedanken weggeglitten. Kurz sprang sein Blick im Raum hin und her, besah sich die Anwesenden. Wie lange war er weggetreten? Hatte jemand etwas bemerkt? Zumindest machte es den Anschein, als wenn sich alle auf den Monitor konzentierten. Irgendwie war die Geißel dort plötzlich zu sehen. Die Räumlichkeit auf dem Bildschirm machte den Eindruck, als gehöre sie zu einer Art Keller.

Lurker kannte den jungen Mann der dort saß. Er war gestern Nacht in der Domäne der Verborgenen herum gestrolcht. Der Nosferatu war auf ihn aufmerksam geworden, als er mit Lilian Flynn gesprochen hatte. Eigentlich hatte er vorgehabt sich an die Fersen des Hünen zu heften um zu sehen wer der Kerl war, doch die Brujah war dann einfach hinab gegangen und hatte den Riesen gestellt. Für seinen Eindruck, hatte der Kerl dann eigentlich ganz manierlich reagiert und war tatsächlich mit der Flynn brav abgezogen um sich anzumelden. Lurker nahm an, dass dieser scheußlich aussehende Fremde wohl von einer Sabbat Zeugung übrig geblieben, oder zumindest von einem wildem Streuner wahllos in die Nacht geworfen geworden war. Jetzt war er also in die Mühlen der Camarilla geraten und die Geißel opferte ihn auf dem Altar der eisernen Faust, die sie hier demonstrieren wollte.

Für manchen endete die versprochene Ewigkeit ihres Fluches abrupt und schneller als man dachte. Stumm starrte der Nosferatu durch den Monitor in die toten Augen des Caitiffs. Mit einem schnellem Seitenblick zu Jenny, versicherte er sich, dass es ihr noch gut ging. Nicht auszudenken, wenn seine Tochter plötzlich als dämliche Machtdemonstration auf dem Richtbock geendet wäre. Schnell verbannte er auch diesen Gedanken. Er würde so etwas verhindern. Es blieb die Frage wessen Sohn der Fremde Caitiff wohl war, der dort gerade in dieser Sekunde seinen Kopf von den Schultern geschlagen bekam.

Es mochte Leute geben, die einen sauberen, schnellen Hieb als eine gute Sache empfanden. Irgendwie war sich der Nosferatu sicher, dass solche Schwätzer sich nie auf der falschen Seite der Richtaxt wiedergefunden hatten. Wenn sie es doch taten, war die Erkenntnis, dass sie vorher nur hohle Phrasen gedroschen hatten ebenso verspätet wie sinnlos. Nachdenklich richtete Lurker seinen Fokus nach Innen. So wie jemand mit der Zunge im Mund umher tastet um zu prüfen ob der faulige, entzündete Zahn noch da war und auch weiterhin weh tat, suchte er in seinem Innerem nach einem Gefühl. Er stellte zwei Dinge fest. Erstens, er empfand bedauern für das arme Schwein. Er hatte den Anderen nicht übermäßig gut gekannt, sicher, aber es war auch kein völlig unbekanntes Gesicht. Vor allen Dingen tat dem Nosferatu wohl leid, dass der Mann als hilfloses Baunernopfer für ein krankes System abgeschlachtet wurde.

Altehrwürdige Regeln der Camarilla...Blah Blah.

Es wollte sich keine echte Wut in ihm regen, aber ein erneuter Blick zu seiner Tochter, die sicherlich siedete vor Verwirrung und Ärger, ließ ihn an ihrem Zorn teilhaben. Wenn sie zu ihm hinüber sah, würde er ihr nur ein sanftes, niedergeschlagenes Kopfschütteln als Trost anbieten können. Es hatte keinen Sinn jetzt und hier etwas zu tun. Diesen Einen konnten sie nicht mehr retten und wenn sie nun gegen den Henker vorging, würde an diesem Tag nur ein weiterer Verfechter ihrer Sache vernichtet werden. Es musste einem nicht schmecken, aber große Ziele, verlangten große Opfer und manchmal musste man sich selbst, die eigene Seele und die eigenen Ideale opfern, damit andere ihre behalten konnten. Irgendwann.

Er hoffte, dass Stray klug genug war und all dies aus seiner bedrückt wirkenden Körperhaltung herauslesen würde. Wenn es jemand gab der Lurker dazu gut genug kannte, dann sie.

Das Zweite das er feststellte war eher persönlicher Natur. Er bemerkte, dass er sich selbst dabei beobachtete, wie er in seinem Innerem prüfte ob etwas vor sich ging. Es war seltsam abstrakt, wenn man eine Ebene in seinem Bewusstsein fand, die einen selbst nüchtern beobachtete. Schon oft hatte sein kühler, analytischer Teil in den merkwürdigsten Situationen ganz nüchtern reagiert und Dinge mitprotokolliert, die ihm dann später zur Verfügung standen. Dass dieser Teil mittlerweile ihn selbst ebenfalls nüchtern betrachtete und selbst dann kalt und berechnend wahrnahm, das dort so etwas wie ein Gefühl herrschen sollte, fühlte sich irgendwie bizarr losgelöst von sich selber an. Es ließ seine Emotion irgendwie indirekt wirken, so als hätte er sich selber nur erzählt was er empfand. Vielleicht war dies die Ebene in der sich ein psychopatischer Killer aufhielt, wenn er gerade furchtbare Dinge mit seinem Opfer anrichtete. Er stand in sich selbst wie auf einer Galerie und beobachtete sich selber, ohne eine Gefühlsregung für seine eigene Person.

Schließlich kam Bewegung in die Menge und wieder erwischte sich der Nosferatu dabei, wie seine Konzentration abgeglitten und sinnlos irgendwelchen Gedanken nachgegangen war. Glücklicherweise hatte er diesmal nur blicklos ins Leere gestarrt, was man nicht bemerken konnte, da er sein Gesicht nicht zeigte. Er würde sich Konzentrieren müssen. Es war ein ungünstiger Zeitpunkt für Träumereien. Mechanisch erhob er sich und ging hinüber in den Versammlungsraum. Die Bewegung tat ihm gut und vertrieb die seltsam, schleichende Schwere aus seinem Kopf.
 
AW: [07.05.08] Krisensitzung

Eine Hinrichtung war nichts, was Adrian erschreckte oder gar beeindruckte. Er wusste genau, versagte er, würde ihm das gleiche Schicksal blühen. Spätestens von seinem eigenen Clan. Mit diesem Risiko lebte er nun schon seit vielen, vielen Jahren und so musste er schon fast Betroffenheit schauspielern, die diese verweichlichten Camarillavampire hier so offen zur Schau trugen. Es gelang ihm nur mäßig, was aber den Vorteil hatte, dass ihm genauso gut ein mäßiges Verbergen genau dieser nahegelegt werden könnte.

Doch es war schnell vorbei, die Geißel machte einen guten Job, ein Mann, vor dem er sich in Acht nehmen musste. Genauso wie anscheinend „sein“ Primogen. Kriegsherr war er nun, wie auch immer. Er hatte jedenfalls genug Einfluss, um sich an die Spitze zu kämpfen, mal sehen, ob ihm die Luft dort oben nicht zu dünn wurde. Adrian war schon in vielen Krisengebieten gewesen und oft war es das gleiche Spiel. Immer nutze ein machthungriger charismatischer Typ die Situation und die Angst der Kainiten aus, um die anscheinend schwache Regierung abzulösen. Das Problem war nur, dass diese Typen in Friedenzeiten keine Chance hatten. Ohne Bedrohung gab es keinen Grund ihnen zu folgen. Da würden Politik, Bürokratie und Intrigen schnell wieder das Ruder umreißen. Armer Pareto, ob er wusste, was ihm blühen würde?

Doch das war nicht seine Sorge. Bis dahin war Adrians Job sicherlich getan. Ihm gefiel es nicht, wie wenig er voran kam. Noch immer war er nicht in den Räumlichkeiten des Prinzen und sonstigen Amtsinhabern, um dort nach den Artefakten zu suchen. Er hatte weder die anderen „Schmidts“ gefunden noch irgendwie diese dämliche Gehenna-These verbreitet. Entsprechend düster war sein Gesichtsausdruck, als ihm das klar wurde. Er stand auf und ging in den Besprechungsraum hinein. Unauffällig, nahezu unsichtbar mit der langjährigen Erfahrung eines Schattens.
 
AW: [07.05.08] Krisensitzung

Enio war klar gewesen was jetzt kommen sollte. Eigentlich müßte er ja darauf vorbereitet sein. Was blieb war ein ungutes Gefühl und eine Regung, die Enio immer noch schwer zuordnen konnte. Eine kurze Ablenkung durch Lilli folgte. In dem Fall war sie sogar willkommen… aber verstörend trotzdem.

Jenny war zur Ancillae ernannt worden? Alle Achtung! Da mußte der Toreador jemand etwas auserordentlich wirksames in den Kaffee getan haben. Eine andere Erklärung als den totalen Vollrausch der Harpyie konnte sich der Brujah nicht plausibel einreden. Aber ihm war absolut nicht daran gelegen irgendetwas daran ändern zu wollen oder mit irgendjemand auch nur eine 10tel Sekunde darüber zu diskutieren. Daher erhielt Lilli eine hochgezogenen und völlig nichtssagende Augenbraue. Was auch immer das zu bedeuten hatte. Auf ihr weiteres Geplapper wollte Enio in der gegenwärtigen Situation auch nicht eingehen aber das konnte er wohl doch nicht ganz vermeiden. Sie gehörte zu seinem Clan und versuchte sich offenbar entweder tatsächlich als nützliches Clansmitglied zu beweisen oder sich einfach nur auf schlechte Art einzuschleimen. Völlig wurscht! Der Italiener lies sich weder vom einen noch vom anderen beeinflussen. Aber sie hatte offenbar etwas auf dem Herzen und sich womöglich mit jemand angelegt, mit dem sich nicht anlegen hätte sollen. Nun… Enio würde es wohl irgenwann erfahren. Aber was immer zählen würde waren die Fakten und alleine die zählten für Enio. Nach einem kurzen Schulterzucken fügte der Brujah-Primogen kurz hinzu. „Dann eben später mehr.“ Er hätte ihr weiß der Herr was erzählen können und ihr seine Einstellung zu sachlichem Bezug, der Glaubwürdigkeit einzelner Meinungen und der Wichtigkeit der Amtsinhaber näher bringen können aber nicht hier und jetzt. Glücklicherweise hatte Lilli aber soviel Gespür um nicht weiter zu reden. Enio hätte sie wohl in Anbetracht der Situation zum Schweigen auffordern müssen.

Der Monitor ging an. Die Geissel betrat den Raum in der das Opfer lag. Das Opfer! Ja das war es. Egal was der Kainit getan hatte… es hätte garantiert auch anders laufen können. Enio empfand einen dumpfen Hass gegen den unbekannten Erzeuger des Caitiff. War es nicht schlimm genug gewesen, daß er überhaupt jemand mit diesem Fluch geschlagen hatte? Mußte er ihn dann auch noch verantwortungslos zurücklassen ohne ihn gebührend aufzuklären? Sein Erzeuger müßte auf diesem Tisch liegen. Enios Hass wandeltet sich zu Frustration und dem Turiner begannen Bilder durch den Kopf zu wandern. Seine eigenen Taten! Er hatte doch erst vor kurzem selbst zwei abscheuliche Exekutionen vorgenommen. Eine an einem Lasombra, der den Tod mehr als verdient hatte. Er war verantwortlich gewesen für viele tote Menschen und der Gefährdung der Maskerade. Aber selbst Stella, wie sich das Monster nannte als es sich noch als Malkavianer ausgab, nagte seit geraumer Zeit an Enios Seele. Da durfte er noch nicht einmal an die Vernichtung der mitleiderregenden Katinka denken. Er hatte sie vor Buchet versteckt, weil er nicht wollte, daß sie vernichtet wird. Katinka… armes Ding. Sie war gestorben weil sie Enio lästig wurde und eine Gefahr für seine eigene Existenz gewesen war. Einfach vernichtet. Hinterrückst geköpft! Noch nicht einmal den Mut aufgebracht ihr dabei in die Augen zu schauen. Oder war es sogar schlimmer gewesen? Ja! Es hatte ihm nicht an Mut gefehlt. Es war ihm einfach egal gewesen wie sie stirbt. Es hätte ihm auch nichts ausgemacht, wenn sie sich vor ihn hingekniet hätte und um Gnade gewinselt. Er hätte sie trotzdem umgebracht. Und warum? Weil sie unbequem war. Man hätte sich Mühe machen müssen sie zu verstecken, aus der Stadt zu bringen oder anderweitig ihre Existenz zu verschleiern. Es war die einfachste Lösung gewesen. Er war das Monster! Nicht Trapper oder der verdammte Erzeuger des Jungen dort. Enio Pareto!

Aber nein! Das war nicht so. Enio war anderes… hatte sich verändert. Etwas hatte ihn verändert. Er selbst war es. Auch das stimmte nicht. Es war wieder eine schreckliche Tat. Ein Verbrechen hatte ihn verändert. Das Verbrechen, das der Camarilla zuwieder war aber um das die Salubri ihn gebeten hatte. Er verfluchte sie fast jede Nacht dafür und war ihr jede Nacht dankbar dafür. Er war kein Monster… nicht mehr. Und er wollte keines mehr werden. Nicht wie viele der anderen in diesem Raum. Sein Blick ging unbewußte wieder zu Jenny hinüber. Enio dachte witzigerweise fast das gleiche wie Lurker. Warscheinlich würden sie sich gegenseitig im Weg stehen bei dem Versuch Jenny aus der Stadt zu bringen, wenn es ihr an den Kragen gehen sollte. Verrückt! Doch von all den Gedankengängen waren dem Kriegsherren absolut nichts anzumerken. Jahrzehntelange Übungen im Pokerface machten sich auch hier bezahlt.

Das Gefassel der Geissel hörte Enio kaum noch. Es drang an seine Ohren wie durch Watte gesprochen. Er konnte sich die Vernichtung nicht anschauen. Aber wozu sollte er das auch. Er war der verdammte Chef hier und niemand dürfte sich darüber anpissen, wenn er den ganzen Müll einfach als unwichtige Notwendigkeit abtun würde. Ja das war wohl das einfachste. Enio müßte so tun als ob es ihm lästig wäre dieser ganze Zeitverschwendung mehr Aufmerksamheit zukommen zu lassen als es notwendig war. Also setzte der Brujah-Ahn noch während Trapper sprach eine recht gelangweilte Mine auf und zuckte abwertend mit der Schulter. Danach wandte er sich seinem Rucksack zu, den er wie schon letzte Nacht mitgebracht hatte und kramte etwas hervor. Es sah so beiläufig aus als ob jemand auf die Tageskarte schaut, während der Kellner daneben steht und auf die Bestellung wartet. Enio hatte sich vorbereitet und ebenfalls ein wenig gebastelt. Die CS-Granate mit Sprengeffekt marke Eigenbau war aber nicht das was er jetzt herausholen wollte. Die anderen hätten hektisch reagieren können. Kainskinder neigten dazu Sprengstoff und sich selbst in einem Raum nur ungern zu deponieren. Stattdessen holte Enio eine Karte hervor, die einen recht detailgetreuen Maßstab der Ruine erkennen lies. Ja das war eine Ablenkung mit der man sich beschäftigen konnte. Aber letztendlich sah es auch nur so aus. Enios Aufmerksamkeit war auf die Strimmung im Raum gerichtet und auf das Ereignis das in einem anderen Raum stattfand. Das mußte aufhören! Der Tod… die Vernichtung war ein ständiger Begeleiter eines Kainskindes. Allgegenwärtig! Immer Präsent. Aber eine öffentliche Hinrichtung? Das mußte ein Ende haben. Enio nahm seinen Rucksack und machte sich auf noch während der Exekution in den Nebnraum zu gehen. Das Geräusch eines Schwertes erkannte Enio. Immer! Er mußte es gar nicht sehen oder seine Sinne dafür empfindlich machen. Er sah nicht auf den Bildschirm und seine Mine spiegelte müdes Dessinteresse wieder. Es wirkte als wäre der Kriegsherr bereits schon mit dem nächsten Problem beschäftigt. Ein kaltherziger Hund! Ein Monster? Wer sah das dem anderen schon an?!

Enio war als erster im Nebenraum und mit dem Eintreten hatte er einen Entschluß gefaßt. Er würde Mord und Totschlag weder unter Menschen und schon gar nicht unter Vampiren verhindern können aber es würde solange er hier etwas zu sagen hatte keine öffentliche Hinrichtung mehr geben. Nie wieder!

Mit aufgeschlagener Karte und einer beschäftigen Mine wartet er bis alle Anwesenden im Raum waren und sich gesetzt hatten.
 
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