AW: [07.05.08] Krisensitzung
Sie waren definitiv ältere Kainiten UND sie gehörten zur Camarilla. Das Leugnen war typisch.
Halblaut vor sich hinmurmelnd musste sich Crauli Luft machen. Soviel Arroganz. Soviel Blindheit.
„GEHENNA. Es ist nur ein Gerücht….
Nein! Die Alten werden aufstehen und uns alle, ihre Nachkommen, vernichten. Kain selbst wird seiner Enttäuschung über dieses Intrigenspiel Ausdruck verleihen, und zwar auf schreckliche Weise. Dies ist der Tag der Abrechnung! Wer es leugnet ist blind. Zeichen, dass Gehenna kommt, gibt es viele. Seit einiger Zeit gibt es die Dünnblütigen, deren Blut so schwach ist, dass sie Sonnenlicht ertragen, nach wie vor Leben und Atmen und seltsame, unbekannte Kräfte entwickeln. Ich habe sie gesehen.
Zudem ist die Welt krank. Schreckliche Seuchen fordern ihre Opfer, die Städte werden riesige schreckliche Labyrinthe aus Wolkenkratzern und Schmutz, die Schere zwischen Arm und Reich lässt sich kaum noch weiter öffnen und Hunderttausende hungern. Zugleich stirbt die Natur immer mehr, denn große Konzerne kümmern sich nicht im Geringsten um deren Schutz, sondern nur um immer weiteren Profit. Vulkanausbrüche und Finanzkrisen!
Keine schöne Welt.
Lässt sich Gehenna nicht noch abwenden? Lässt sich zur Menschlichkeit zurückkehren? Dem einzigen Weg der ERLÖSUNG! Oder ist jeder, der den Kuss erhalten hat, auf immer verdammt?
Wir brauchen Blut, um unsere übernatürlichen Kräfte zu nutzen, aber auch, um jeden Abend aufzustehen. Und in jedem Vampir ruht das, was wir das Tier nennt. Der personifizierte Hunger, der uns immer begleitet, und umso stärker wird, je mehr er das Blut braucht. Gewinnt es die Oberhand, kommt die Raserei und sie begeht die schrecklichsten Verbrechen, um an das Lebenselixier zu gelangen. Und wir müssen, wenn wir wieder erwachen, lernen damit zu leben.
Oder immer tiefer in der Dunkelheit versinken!“
Er betete seine Worte ohne Emotionen herunter, so als wären sie ein Kochrezept oder ein ehern geschriebenes Gesetz. Beim letzten Satz kippte sein Milchglas und ergoss sich auf den Boden, auf seine Schuhe und bildete einen See um seinen Koffer. Warum es umgekippt war, war nicht ersichtlich. Crauli hatte sich keinen Millimeter bewegt.
Als er die Bescherung zu bemerken schien, stand er auf, bückte sich und reinigte seine Schuhe mit einem Stofftuch. Dann begab er sich an einen anderen, scheinbar wahllos gewählten Tisch. Er saß nun näher an Antonio und Adrian, was durchaus Zufall sein konnte. Das Glas und die Lache beachtete er nicht mehr. Sie schienen aus seinem Bewusstsein gelöscht zu sein.