Zornhau
Freßt NAPALM!
- Registriert
- 18. März 2004
- Beiträge
- 16.211
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Im Rahmen des Themas "Deutsche Endzeit" habe ich mich gefragt, ob die Deutschen (ja, ich meine damit ALLE Deutschen, ohne jegliche Einschränkung JEDEN), tatsächlich nur depressives Zeugs wollen und mögen.
Und da bin ich auf so ziemlich das genaue Gegenteil gestoßen: Die sehr erfolgreichen deutschen Heftchenromane (seriöser als Fortsetzungsromane bezeichnet).
Klassiker wie Perry Rhodan sind für die Entwicklungsgeschichte von sehr vielen deutschen Science-Fiction-Fans mindestens so wichtig und prägend wie die Star-Trek-Wiederholungen.
Serien wie Maddrax stellen positive, actionreiche, kunterbunde "Post-Apokalypse" dar, und das seit Jahren erfolgreich.
Auch im Fantasysektor, bei Western (Yeehaw! Bestes Material für Deadlands-Szenarien übrigens!), Agenten-Geschichten, Detektiv-Geschichten, etc.
Mit "Der Hexer von Salem" ist ja auch das (leicht cthulhoide) Horror-Genre vertreten.
Deutsche Heftromane sind natürlich nicht der "klassische Pulp", der stets einen US-amerikanischen "Geschmack" hat.
Aber deutsche Heftromanserien sind erfolgreiche Vertreter in praktisch allen Genres, die auch das Rollenspiel bedient.
Und sie haben ihre eigene Nische in der entsprechenden Genre-Literatur seit langer Zeit erfolgreich behauptet.
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Ich frage mich daher, warum neue deutsche Rollenspielnachwuchsautoren eigentlich immer die "darke" Seite des Rollenspiels beackern MÜSSEN? Als ob es da nicht inzwischen genug deprimierende Spielwelten, die einen nach kürzester Zeit unbefriedigt zurücklassen, gäbe.
In Deutschland sind die Heftchenromane m.E. mindestens so erfolgreich und mindestens so ein starker Einfluß auf die "seriöseren" Autoren (von denen sich ein guter Teil auch mal an Heften versucht hat), so daß sich hier geradezu anbietet, Rollenspiele aus diesen Inhalten zu machen.
Und wenn schon - aus eventuellen Lizenzgründen - nicht direkt aus den Inhalten, so könnte man doch ÄHNLICHES an Settings anbieten. Das machen die Amis doch auch mit ihren nicht-original-lizensierten Pulp-Rollenspielen. Da gibt es eben keinen "Doc Savage", sondern einen "Buck Savage", keinen "Flash Gordon", sondern einen "Blast Thornton". Egal. Hauptsache die Action stimmt!
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Wenn ich mir die bestehenden deutschen Heftchenroman-Umsetzungen ins Rollenspiel anschaue, so bietet sich ein niederschmetterndes Bild:
Perry Rhodan - das Musterbeispiel für die überkandideltste MEGA-Sci-Fi, die es so landläufig zu lesen gibt, wurde als "Midgard goes Space" quasi vom Hals abwärts gelähmt präsentiert. Nichts, aber auch garnichts vom Spaß, von der Rasanz, von der Megalomanie des PR-Settings ist beim PR-Midgard übriggeblieben. Was man bekommt ist ein EXTREM crunchlastiges, umständliches, sich nur schneckenlangsam spielendes und - SÜNDE! - auch noch ausschließlich KLEINE Brötchen backendes "kalorienreduziertes PR".
Ein Jammer, da hier DIE DICKSTE LIZENZ für Sci-Fi-Action und Wahnwitz von den bierernsten Midgardianern verkrüppelt wurde.
Maddrax - ein positives, actionreiches, Endzeit-Roadmovie mit Augenzwinkern. Dazu gab es ein - garnicht mal so schlechtes - Rollenspielprojekt, welches wieder eingestellt wurde, weil Bastei nicht in der Lage war (mein persönlicher Eindruck) auf dem Rollenspielmarkt richtig aufzutreten. Kaum ein deutscher Rollenspieler weiß, daß es ein kostenlosen Maddrax-Rollenspiel gibt. Kaum ein Maddrax-Leser spielt Rollenspiele.
Hier besteht enormes Potential, da die Welt von Maddrax ein ECHTER Lichtblick unter den vielen deutschen Endzeit/Apokalypse-Settings ist. Und Maddrax macht einfach Spaß!
Raumpatroullie - das sind zwar weniger die Romane, die für die - verdiente - Berühmtheit von Raumschiff Orion und seiner Besatzung gesorgt haben, sondern die sieben Episoden der genialen Pulp-Sci-Fi-Fernsehserie gleichen Namens. - Soweit mir bekannt, gab es da wohl mal was in Richtung Rollenspiel, aber nichts davon ist mir aktuell noch präsent.
Raumpatroullie konnte damals schon mehr als nur mit Star Trek TOS mithalten. Das war eine sehr deutsche, sehr eigenständige, sehr spannende Sci-Fi-Serie, die viel zu kurz war. - So etwas hätte m.E. enormes Potential in modernem Gewand als deutsches Sci-Fi-Action-Rollenspiel einen Platz noch vor allen Depressionspatienten in der deutschen Rollenspielszene zu bekommen.
Der Hexer von Salem - da muß ich sogleich schwer seufzen. Denn Pulp mit den BRP-Regeln des geradezu ANTI-pulpigen Cthulhu-Regelwerks zu spielen, ist eine Strafe. Es ist ja sehr schön, daß mit dem Hexer ein wenig mehr "If it bleeds, you can kill it"-Einstellung in die deutsche Cthulhu-Suizid-Schwadron gekommen ist, doch ist die Umsetzung alles andere als das, was das billige Papier, die schnelle Schreibe, die Pulpigkeit der Hexer-Geschichten ausmacht.
Nicht so eine Katastrophe wie die PR-Umsetzung, aber leider kein geeignetes Regelsystem für wirklich cinematische Action. Angel RPG, oder all die vielen US-Pulp-Rollenspiele wären dafür "out of the box" besser geeignet diesen Hintergrund zu dramatischem Leben zu erwecken, als das uralte CoC-Regelsystem (welches seine unangezweifelten Stärken woanders hat, nur halt nicht beim Pulp).
Das waren mal nur ein paar der mir ohne langes Überlegen eingefallenen Pulp-Themenfelder, die sehr deutsch und sehr unterhaltend sind, ohne gleich die Neue Deutsche Weinerlichkeit beschwören zu müssen.
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Ja, wo sind sie denn?
Was meint Ihr, warum es bei den aktuelleren deutschen Rollenspielneuerscheinungen und Rollenspielentwicklungsprojekten fast nur depressive Endzeitstimmung, nur Degeneriertes, "Darkes", "Ghrotteßques" gibt, statt auch mal die deutschen Action-Unterhaltungs-Bestände ins Rollenspiel zu bringen?
Und dabei habe ich noch nicht einmal die Comics wie "Sigurd" und co. erwähnt. Die gehören für mich auch noch mit zum deutschen Pulp-Material, ebenso wie die Heftchenromanserien.
Warum werden wohl keine leichten, unterhaltenden deutschen Rollenspiele entwickelt?
Im Rahmen des Themas "Deutsche Endzeit" habe ich mich gefragt, ob die Deutschen (ja, ich meine damit ALLE Deutschen, ohne jegliche Einschränkung JEDEN), tatsächlich nur depressives Zeugs wollen und mögen.
Und da bin ich auf so ziemlich das genaue Gegenteil gestoßen: Die sehr erfolgreichen deutschen Heftchenromane (seriöser als Fortsetzungsromane bezeichnet).
Klassiker wie Perry Rhodan sind für die Entwicklungsgeschichte von sehr vielen deutschen Science-Fiction-Fans mindestens so wichtig und prägend wie die Star-Trek-Wiederholungen.
Serien wie Maddrax stellen positive, actionreiche, kunterbunde "Post-Apokalypse" dar, und das seit Jahren erfolgreich.
Auch im Fantasysektor, bei Western (Yeehaw! Bestes Material für Deadlands-Szenarien übrigens!), Agenten-Geschichten, Detektiv-Geschichten, etc.
Mit "Der Hexer von Salem" ist ja auch das (leicht cthulhoide) Horror-Genre vertreten.
Deutsche Heftromane sind natürlich nicht der "klassische Pulp", der stets einen US-amerikanischen "Geschmack" hat.
Aber deutsche Heftromanserien sind erfolgreiche Vertreter in praktisch allen Genres, die auch das Rollenspiel bedient.
Und sie haben ihre eigene Nische in der entsprechenden Genre-Literatur seit langer Zeit erfolgreich behauptet.
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Ich frage mich daher, warum neue deutsche Rollenspielnachwuchsautoren eigentlich immer die "darke" Seite des Rollenspiels beackern MÜSSEN? Als ob es da nicht inzwischen genug deprimierende Spielwelten, die einen nach kürzester Zeit unbefriedigt zurücklassen, gäbe.
In Deutschland sind die Heftchenromane m.E. mindestens so erfolgreich und mindestens so ein starker Einfluß auf die "seriöseren" Autoren (von denen sich ein guter Teil auch mal an Heften versucht hat), so daß sich hier geradezu anbietet, Rollenspiele aus diesen Inhalten zu machen.
Und wenn schon - aus eventuellen Lizenzgründen - nicht direkt aus den Inhalten, so könnte man doch ÄHNLICHES an Settings anbieten. Das machen die Amis doch auch mit ihren nicht-original-lizensierten Pulp-Rollenspielen. Da gibt es eben keinen "Doc Savage", sondern einen "Buck Savage", keinen "Flash Gordon", sondern einen "Blast Thornton". Egal. Hauptsache die Action stimmt!
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Wenn ich mir die bestehenden deutschen Heftchenroman-Umsetzungen ins Rollenspiel anschaue, so bietet sich ein niederschmetterndes Bild:
Perry Rhodan - das Musterbeispiel für die überkandideltste MEGA-Sci-Fi, die es so landläufig zu lesen gibt, wurde als "Midgard goes Space" quasi vom Hals abwärts gelähmt präsentiert. Nichts, aber auch garnichts vom Spaß, von der Rasanz, von der Megalomanie des PR-Settings ist beim PR-Midgard übriggeblieben. Was man bekommt ist ein EXTREM crunchlastiges, umständliches, sich nur schneckenlangsam spielendes und - SÜNDE! - auch noch ausschließlich KLEINE Brötchen backendes "kalorienreduziertes PR".
Ein Jammer, da hier DIE DICKSTE LIZENZ für Sci-Fi-Action und Wahnwitz von den bierernsten Midgardianern verkrüppelt wurde.
Maddrax - ein positives, actionreiches, Endzeit-Roadmovie mit Augenzwinkern. Dazu gab es ein - garnicht mal so schlechtes - Rollenspielprojekt, welches wieder eingestellt wurde, weil Bastei nicht in der Lage war (mein persönlicher Eindruck) auf dem Rollenspielmarkt richtig aufzutreten. Kaum ein deutscher Rollenspieler weiß, daß es ein kostenlosen Maddrax-Rollenspiel gibt. Kaum ein Maddrax-Leser spielt Rollenspiele.
Hier besteht enormes Potential, da die Welt von Maddrax ein ECHTER Lichtblick unter den vielen deutschen Endzeit/Apokalypse-Settings ist. Und Maddrax macht einfach Spaß!
Raumpatroullie - das sind zwar weniger die Romane, die für die - verdiente - Berühmtheit von Raumschiff Orion und seiner Besatzung gesorgt haben, sondern die sieben Episoden der genialen Pulp-Sci-Fi-Fernsehserie gleichen Namens. - Soweit mir bekannt, gab es da wohl mal was in Richtung Rollenspiel, aber nichts davon ist mir aktuell noch präsent.
Raumpatroullie konnte damals schon mehr als nur mit Star Trek TOS mithalten. Das war eine sehr deutsche, sehr eigenständige, sehr spannende Sci-Fi-Serie, die viel zu kurz war. - So etwas hätte m.E. enormes Potential in modernem Gewand als deutsches Sci-Fi-Action-Rollenspiel einen Platz noch vor allen Depressionspatienten in der deutschen Rollenspielszene zu bekommen.
Der Hexer von Salem - da muß ich sogleich schwer seufzen. Denn Pulp mit den BRP-Regeln des geradezu ANTI-pulpigen Cthulhu-Regelwerks zu spielen, ist eine Strafe. Es ist ja sehr schön, daß mit dem Hexer ein wenig mehr "If it bleeds, you can kill it"-Einstellung in die deutsche Cthulhu-Suizid-Schwadron gekommen ist, doch ist die Umsetzung alles andere als das, was das billige Papier, die schnelle Schreibe, die Pulpigkeit der Hexer-Geschichten ausmacht.
Nicht so eine Katastrophe wie die PR-Umsetzung, aber leider kein geeignetes Regelsystem für wirklich cinematische Action. Angel RPG, oder all die vielen US-Pulp-Rollenspiele wären dafür "out of the box" besser geeignet diesen Hintergrund zu dramatischem Leben zu erwecken, als das uralte CoC-Regelsystem (welches seine unangezweifelten Stärken woanders hat, nur halt nicht beim Pulp).
Das waren mal nur ein paar der mir ohne langes Überlegen eingefallenen Pulp-Themenfelder, die sehr deutsch und sehr unterhaltend sind, ohne gleich die Neue Deutsche Weinerlichkeit beschwören zu müssen.
Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?
Ja, wo sind sie denn?
Was meint Ihr, warum es bei den aktuelleren deutschen Rollenspielneuerscheinungen und Rollenspielentwicklungsprojekten fast nur depressive Endzeitstimmung, nur Degeneriertes, "Darkes", "Ghrotteßques" gibt, statt auch mal die deutschen Action-Unterhaltungs-Bestände ins Rollenspiel zu bringen?
Und dabei habe ich noch nicht einmal die Comics wie "Sigurd" und co. erwähnt. Die gehören für mich auch noch mit zum deutschen Pulp-Material, ebenso wie die Heftchenromanserien.
Warum werden wohl keine leichten, unterhaltenden deutschen Rollenspiele entwickelt?