Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Zornhau

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Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?

Im Rahmen des Themas "Deutsche Endzeit" habe ich mich gefragt, ob die Deutschen (ja, ich meine damit ALLE Deutschen, ohne jegliche Einschränkung JEDEN), tatsächlich nur depressives Zeugs wollen und mögen.

Und da bin ich auf so ziemlich das genaue Gegenteil gestoßen: Die sehr erfolgreichen deutschen Heftchenromane (seriöser als Fortsetzungsromane bezeichnet).

Klassiker wie Perry Rhodan sind für die Entwicklungsgeschichte von sehr vielen deutschen Science-Fiction-Fans mindestens so wichtig und prägend wie die Star-Trek-Wiederholungen.

Serien wie Maddrax stellen positive, actionreiche, kunterbunde "Post-Apokalypse" dar, und das seit Jahren erfolgreich.

Auch im Fantasysektor, bei Western (Yeehaw! Bestes Material für Deadlands-Szenarien übrigens!), Agenten-Geschichten, Detektiv-Geschichten, etc.

Mit "Der Hexer von Salem" ist ja auch das (leicht cthulhoide) Horror-Genre vertreten.


Deutsche Heftromane sind natürlich nicht der "klassische Pulp", der stets einen US-amerikanischen "Geschmack" hat.

Aber deutsche Heftromanserien sind erfolgreiche Vertreter in praktisch allen Genres, die auch das Rollenspiel bedient.

Und sie haben ihre eigene Nische in der entsprechenden Genre-Literatur seit langer Zeit erfolgreich behauptet.


Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?

Ich frage mich daher, warum neue deutsche Rollenspielnachwuchsautoren eigentlich immer die "darke" Seite des Rollenspiels beackern MÜSSEN? Als ob es da nicht inzwischen genug deprimierende Spielwelten, die einen nach kürzester Zeit unbefriedigt zurücklassen, gäbe.

In Deutschland sind die Heftchenromane m.E. mindestens so erfolgreich und mindestens so ein starker Einfluß auf die "seriöseren" Autoren (von denen sich ein guter Teil auch mal an Heften versucht hat), so daß sich hier geradezu anbietet, Rollenspiele aus diesen Inhalten zu machen.

Und wenn schon - aus eventuellen Lizenzgründen - nicht direkt aus den Inhalten, so könnte man doch ÄHNLICHES an Settings anbieten. Das machen die Amis doch auch mit ihren nicht-original-lizensierten Pulp-Rollenspielen. Da gibt es eben keinen "Doc Savage", sondern einen "Buck Savage", keinen "Flash Gordon", sondern einen "Blast Thornton". Egal. Hauptsache die Action stimmt!


Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?

Wenn ich mir die bestehenden deutschen Heftchenroman-Umsetzungen ins Rollenspiel anschaue, so bietet sich ein niederschmetterndes Bild:

Perry Rhodan - das Musterbeispiel für die überkandideltste MEGA-Sci-Fi, die es so landläufig zu lesen gibt, wurde als "Midgard goes Space" quasi vom Hals abwärts gelähmt präsentiert. Nichts, aber auch garnichts vom Spaß, von der Rasanz, von der Megalomanie des PR-Settings ist beim PR-Midgard übriggeblieben. Was man bekommt ist ein EXTREM crunchlastiges, umständliches, sich nur schneckenlangsam spielendes und - SÜNDE! - auch noch ausschließlich KLEINE Brötchen backendes "kalorienreduziertes PR".

Ein Jammer, da hier DIE DICKSTE LIZENZ für Sci-Fi-Action und Wahnwitz von den bierernsten Midgardianern verkrüppelt wurde.

Maddrax - ein positives, actionreiches, Endzeit-Roadmovie mit Augenzwinkern. Dazu gab es ein - garnicht mal so schlechtes - Rollenspielprojekt, welches wieder eingestellt wurde, weil Bastei nicht in der Lage war (mein persönlicher Eindruck) auf dem Rollenspielmarkt richtig aufzutreten. Kaum ein deutscher Rollenspieler weiß, daß es ein kostenlosen Maddrax-Rollenspiel gibt. Kaum ein Maddrax-Leser spielt Rollenspiele.

Hier besteht enormes Potential, da die Welt von Maddrax ein ECHTER Lichtblick unter den vielen deutschen Endzeit/Apokalypse-Settings ist. Und Maddrax macht einfach Spaß!

Raumpatroullie - das sind zwar weniger die Romane, die für die - verdiente - Berühmtheit von Raumschiff Orion und seiner Besatzung gesorgt haben, sondern die sieben Episoden der genialen Pulp-Sci-Fi-Fernsehserie gleichen Namens. - Soweit mir bekannt, gab es da wohl mal was in Richtung Rollenspiel, aber nichts davon ist mir aktuell noch präsent.

Raumpatroullie konnte damals schon mehr als nur mit Star Trek TOS mithalten. Das war eine sehr deutsche, sehr eigenständige, sehr spannende Sci-Fi-Serie, die viel zu kurz war. - So etwas hätte m.E. enormes Potential in modernem Gewand als deutsches Sci-Fi-Action-Rollenspiel einen Platz noch vor allen Depressionspatienten in der deutschen Rollenspielszene zu bekommen.

Der Hexer von Salem - da muß ich sogleich schwer seufzen. Denn Pulp mit den BRP-Regeln des geradezu ANTI-pulpigen Cthulhu-Regelwerks zu spielen, ist eine Strafe. Es ist ja sehr schön, daß mit dem Hexer ein wenig mehr "If it bleeds, you can kill it"-Einstellung in die deutsche Cthulhu-Suizid-Schwadron gekommen ist, doch ist die Umsetzung alles andere als das, was das billige Papier, die schnelle Schreibe, die Pulpigkeit der Hexer-Geschichten ausmacht.

Nicht so eine Katastrophe wie die PR-Umsetzung, aber leider kein geeignetes Regelsystem für wirklich cinematische Action. Angel RPG, oder all die vielen US-Pulp-Rollenspiele wären dafür "out of the box" besser geeignet diesen Hintergrund zu dramatischem Leben zu erwecken, als das uralte CoC-Regelsystem (welches seine unangezweifelten Stärken woanders hat, nur halt nicht beim Pulp).

Das waren mal nur ein paar der mir ohne langes Überlegen eingefallenen Pulp-Themenfelder, die sehr deutsch und sehr unterhaltend sind, ohne gleich die Neue Deutsche Weinerlichkeit beschwören zu müssen.


Wo sind die deutschen Pulp-Rollenspiele?

Ja, wo sind sie denn?

Was meint Ihr, warum es bei den aktuelleren deutschen Rollenspielneuerscheinungen und Rollenspielentwicklungsprojekten fast nur depressive Endzeitstimmung, nur Degeneriertes, "Darkes", "Ghrotteßques" gibt, statt auch mal die deutschen Action-Unterhaltungs-Bestände ins Rollenspiel zu bringen?

Und dabei habe ich noch nicht einmal die Comics wie "Sigurd" und co. erwähnt. Die gehören für mich auch noch mit zum deutschen Pulp-Material, ebenso wie die Heftchenromanserien.

Warum werden wohl keine leichten, unterhaltenden deutschen Rollenspiele entwickelt?
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Der Deutsche fürchtet sich davor, als Anspruchsloser Dumpfling zu gelten. Zumindenstens ist das das Gefühl, das mich beschleicht, wenn ich mir die verbreiteten Deutschen Publikationen betrachte.
Man möchte eben den feinen (dunklen, schweren) Wein haben. Gesprochene Literatur. Anspruch! Gelebte Kunst! Blos kein Popcornkino. Spaß darf es ja machen, aber dabei zum Nachdenken anregen soll es bitteschön.
Wie gesagt, man könnte meinen, die Deutschen wollen keinen Spaß haben.
War "Gespenster Geschichten" eigentlich eine echte Deutsche Reihe? Fällt mir nur grade so ein. Gespenster Geschichten, Kung Fu und wie diese trashig-pulpigen Comics damals alle hießen... Auch Jason Dark's Geisterjäger... (wie hieß der nochmal...) war doch auch was Deutsches...
Aber das ist eben nichts, womit sich der gehobene Mittelklassenrollenspieler abgeben will. Da steht ja quasi drauf das es hirnlose Unterhaltung ist. Ohne großen intellektuellen Reiz...
Und der scheint es zu sein, auf den die ganzen pseudointellektuellen Neudeutschen Rollenspiele abzielen. Und selbiger Geist verhindert quasi ein richtiges Bekenntnis zum Pulp.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Bei den freien Rollenspielen weiß ich spontan von zwei:

[wiki]Liquid[/wiki] ist zwar WW-mäßig aufgebläht und hat die üblichen "Story vor Regeln"-Mechanismen, verschreibt sich aber der knallbunten Cinematik statt depressivem "Woe is me".

Double Action, ein Quellenbuch für EasyAction (IMHO nur "noch ein Universalsystem beim Spagat zwischen Realismus und schnellem Spiel") widmet sich 80er-Action im Stil von A-Team, Miami Vice und McGyver.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Blosse Regelgerüste sind für diese Diskussion eigetnlich eher zweitrangig.
Der Markt bräuchte ein spassiges Pulp-Setting das man bespielen kann. Ohne ein weiter verbreitetes Setting bringen auch die fanciesten Pulpregeln nüscht.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Der Hexer von Salem - da muß ich sogleich schwer seufzen. Denn Pulp mit den BRP-Regeln des geradezu ANTI-pulpigen Cthulhu-Regelwerks zu spielen, ist eine Strafe. Es ist ja sehr schön, daß mit dem Hexer ein wenig mehr "If it bleeds, you can kill it"-Einstellung in die deutsche Cthulhu-Suizid-Schwadron gekommen ist, doch ist die Umsetzung alles andere als das, was das billige Papier, die schnelle Schreibe, die Pulpigkeit der Hexer-Geschichten ausmacht.

Nicht so eine Katastrophe wie die PR-Umsetzung, aber leider kein geeignetes Regelsystem für wirklich cinematische Action. Angel RPG, oder all die vielen US-Pulp-Rollenspiele wären dafür "out of the box" besser geeignet diesen Hintergrund zu dramatischem Leben zu erwecken, als das uralte CoC-Regelsystem (welches seine unangezweifelten Stärken woanders hat, nur halt nicht beim Pulp).

Das waren mal nur ein paar der mir ohne langes Überlegen eingefallenen Pulp-Themenfelder, die sehr deutsch und sehr unterhaltend sind, ohne gleich die Neue Deutsche Weinerlichkeit beschwören zu müssen.

Ist sicherlich Geschmackssache, aber das Hexer-RPG hat mir eigentlich außerordentlich gut gefallen. Vor allem hat der Schreibstil diesen leicht humorvollen Unterton, den man in anderen deutschen RPGs öfters mal vermisst.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Perry Rhodan - das Musterbeispiel für die überkandideltste MEGA-Sci-Fi, die es so landläufig zu lesen gibt, wurde als "Midgard goes Space" quasi vom Hals abwärts gelähmt präsentiert. Nichts, aber auch garnichts vom Spaß, von der Rasanz, von der Megalomanie des PR-Settings ist beim PR-Midgard übriggeblieben. Was man bekommt ist ein EXTREM crunchlastiges, umständliches, sich nur schneckenlangsam spielendes und - SÜNDE! - auch noch ausschließlich KLEINE Brötchen backendes "kalorienreduziertes PR".

Ein Jammer, da hier DIE DICKSTE LIZENZ für Sci-Fi-Action und Wahnwitz von den bierernsten Midgardianern verkrüppelt wurde.
Das ist leider sowas von wahr! :(
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Das ironische ist ja, das gerade diese "pulp-settings" möglicherweise sogar noch eher von den "Ultra-light" regelwerken profitieren könnten als die ganzen Degen-clone...
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Waldviech schrieb:
Der Hexer von Salem - da muß ich sogleich schwer seufzen. Denn Pulp mit den BRP-Regeln des geradezu ANTI-pulpigen Cthulhu-Regelwerks zu spielen, ist eine Strafe. Es ist ja sehr schön, daß mit dem Hexer ein wenig mehr "If it bleeds, you can kill it"-Einstellung in die deutsche Cthulhu-Suizid-Schwadron gekommen ist, doch ist die Umsetzung alles andere als das, was das billige Papier, die schnelle Schreibe, die Pulpigkeit der Hexer-Geschichten ausmacht.

Nicht so eine Katastrophe wie die PR-Umsetzung, aber leider kein geeignetes Regelsystem für wirklich cinematische Action. Angel RPG, oder all die vielen US-Pulp-Rollenspiele wären dafür "out of the box" besser geeignet diesen Hintergrund zu dramatischem Leben zu erwecken, als das uralte CoC-Regelsystem (welches seine unangezweifelten Stärken woanders hat, nur halt nicht beim Pulp).

Das waren mal nur ein paar der mir ohne langes Überlegen eingefallenen Pulp-Themenfelder, die sehr deutsch und sehr unterhaltend sind, ohne gleich die Neue Deutsche Weinerlichkeit beschwören zu müssen.
Ist sicherlich Geschmackssache, aber das Hexer-RPG hat mir eigentlich außerordentlich gut gefallen. Vor allem hat der Schreibstil diesen leicht humorvollen Unterton, den man in anderen deutschen RPGs öfters mal vermisst.

Das unterschreib ich doch glatt, das Hexer Regelwerk hat sich imho nicht nur gut gelesen, es hat sich bei mir auch mehr als nur bewährt. Die leichten Regeländerungen haben in meinen Augen das BRP-System mehr als nur fit für Pulp gemacht. Sicher nicht soo perfekt, wie z.B. Savage Worlds, aber echt SPÜTZE!


Sylandryl, mag den Hexer
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Ist sicherlich Geschmackssache, aber das Hexer-RPG hat mir eigentlich außerordentlich gut gefallen. Vor allem hat der Schreibstil diesen leicht humorvollen Unterton, den man in anderen deutschen RPGs öfters mal vermisst.
Vielleicht ist das beim Gemäkel am verwendeten Regelkern untergegangen: "Der Hexer von Salem" ist tatsächlich ein EXISTIERENDES, ein spielbares, ein gespieltes(!) deutsches Pulp-Horror-Rollenspiel.

Es macht vieles richtig, wo andere nicht mal irgendwas machen.

Und es ist nicht wie "Perry Rhodan"-gard in die Regelsystemsümpfe ohne Wiederkehr verschwunden und dort untergegangen.

Momentan ist - mal völlig generische Rollenspielregelwerke aus deutschen Landen außer acht gelassen - "Der Hexer von Salem" das einzige echte deutsche Pulp-Rollenspielprodukt, das mir bekannt ist.

Und ich sehe das auch wie Tellurian: Die Rollenspielpalette in Deutschland BRAUCHT einfach mal ein spaßiges, sich nicht selbst zu ernst nehmendes, nur mit Unterhaltungsanspruch auftretendes, lockeres, flottes, mitreißendes Pulp-Action-Rollenspiel-SETTING.

Vorlagen gibt es ja in Hülle und Fülle im Heftchenroman-Sektor und bei den guten alten pulpigen Comic-Serien, wo man noch ohne Gejammern ordentlich was reißen konnte.

Mal ein paar Inspirationen:

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Diese oben aufgeführten Titel haben für mich ihre eigene Art von Poesie.

Jede Reihe paßt bestens in das Genre, auf das sie ausgelegt ist.
Jede Reihe bietet haufenweise Szenario-Ideen für entsprechende Genres.
Und alle machen Spaß und nehmen sich selbst nicht so ernst.

Was ich darin an Potential sehe, ist - so mein Eindruck - in der Rollenspielszene in Deutschland fast völlig unausgeschöpft.

Auch den "Hexer" gibt es ja nur wegen der - ziemlich grenzwertigen - Verbindung zu Cthulhu-"Mythos"-Themen. In Wirklichkeit ist der Hexer auch nicht viel anders als John Sinclair und andere Heftchenroman-Helden.

Ach ja, was die "Helden" anbetrifft.

Ich meine eine echte und irrationale Aversion gegen über dem Spielen von Helden bzw. dem Angebot im selbstgebastelten Rollenspiel/Setting Helden zu spielen, zu registrieren. - Das mag daran liegen, daß manche Rollenspiele (vornehmlich DSA) den Begriff "Held" für jede müde Lusche ohne Motivation und ohne Kompetenz sehr einseitig mißbraucht hat.

Aber nicht nur daran ist es gelegen. Vielmehr TRAUEN sich deutsche Rollenspielautoren nicht ihre Spieler via ihre Charaktere über sich hinauswachsen zu lassen und echte, überlebensgroße HELDEN spielen zu lassen.

Ich habe den Eindruck, daß in den neuen deutschen Rollenspielen lieber der "darke" Nichtskönner, der Unsympath, der Leidende, die grundsätzlich mit Arschkarte ausgestattete Randfigur als SC-"Serviervorschlag" seitens der Autoren vorgesehen ist. - Ich habe selbst erlebt, wie hochmotivierte Spieler bei Degenesis gerne ein wenig mehr cinematisch Aktionen, ein wenig mehr aus der Masse der langweiligen Durchschnittlichkeit herausragende Persönlichkeiten spielen wollten - und am Regelsystem kläglich gescheitert sind (Hälfte der SCs ist jämmerlich an miesen Würfen gegen ein NICHTS von Gegner zugrunde gegangen). Da war dann Schluß mit lustig.

Ich weiß ja, daß ein wirklich cinematisches, ein wirklich heldenhafte Aktionen verlangendes Rollenspiel zu schreiben viel schwieriger ist, als das nächste deprimierende Endgejaule zu Papier zu bringen. Doch enttäuscht es mich, daß wirklich nicht EINE Autorengruppe mal soviel Mut hatte dieses schwierige, aber für Spieler interessantere und befriedigendere Rollenspiel anzugehen.

Material und Ideen gibt es ja genug. - Zu schade, daß man die oben zitierten Romanserien nur mit US-Pulp-Rollenspielen spielen kann, statt hierfür eigene, deutschsprachige Rollenspiele zu haben.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Pack noch Landser bei, dann haste die ganze Deutsche Bandbreite. Was Tellurian eingangs sagte, kann ichunterschreiben, allerdings würde ich es ernst meinen, diesen Groschen Heftchen fehlt der Anspruch, nicht das Engel, Degenesis und Konsorten damit aufwarten könnten...
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Leseprobe Sternenfaust schrieb:
.. doch durch den Einsatz der neuen Bergstrom-Sonden weiß das Star Corps, wo der Angriff erfolgen wird - und ist vorbereitet!

„Feuer frei!“, befahl Dana Frost.
Noch war am voraussichtlichen Austrittspunkt des ersten Starr-Schiffs nichts zu sehen, doch laut den Daten der Bergstrom-Sonden würden die Starr-Raumer jeden Moment ins Einstein-Universum zurückfallen.
Robert Mutawesi nahm mit fast hektisch wirkender Betriebsamkeit ein paar Schaltungen an seinem Terminal vor. Aber der äußere Eindruck trog. Er war keineswegs nervös oder hektisch, sondern hoch konzentriert. Blitzschnell konnte er die Gauss-Geschütze der STERNENFAUST programmieren.
Die STERNENFAUST feuerte aus allen Rohren ihrer Breitseite links. Das Dauerfeuer war auf den Austrittspunkt gezielt. Tausende von würfelförmigen Gauss-Geschossen schnellten jetzt mit halber Lichtgeschwindigkeit durch das All.
Das erste Starr-Schiff materialisierte - und flog in sein Verderben.
Mit 0,4 LG schoss der Starr-Raumer, der an Größe eher einem Zerstörer entsprach als einem Leichten Kreuzer, in das Einsteinuniversum hinein.
Direkt in die Salve der STERNENFAUST.
Normalerweise war es unmöglich, ein Ziel zu treffen, das sich so schnell bewegte. Aber das galt nicht, wenn man im Voraus wusste, wo es auftauchte und bereits mit dem Beschuss beginnen konnte, wenn vom Gegner noch gar nichts zu sehen war.
Die Trefferwahrscheinlichkeit für die Geschütze der STERNENFAUST war statistisch gering. Aber durch die schiere Zahl der Geschosse des Leichten Kreuzers bestand eine Chance, den Gegner auszuschalten. Schließlich brauchte nur ein einziges unter Tausenden von Geschossen sein Ziel zu finden, die Panzerung des Starr-Raumers durchschlagen und dann einen mindestens zehn Zentimeter großen Kanal mitten durch den Raumer zu ziehen. Sofern dieser Treffer sensible Bereiche traf, bedeutete er schon das Ende. Und selbst falls das nicht geschah, kam es doch zu massivem Druckverlust.
Das Starr-Schiff schnellte der STERNENFAUST entgegen.
Die Gausgeschosse trafen mit einer relativen Geschwindigkeit auf die Panzerung des Starr-Raumers, die fast der Lichtgeschwindigkeit entsprach.
Drei, vier Treffer durchlöcherten es wie einen Schweizer Käse. Eine Explosion in der Triebwerksektion fraß sich nach außen und ließ einen Teil der Außenpanzerung wegplatzen. Glühende Metallteile irrlichterten durch das All bevor das Schiff explodierte.
Ein zweites keilförmiges Starr-Schiff folgte…


*Schmacht*

Okay, das ist käsig genug um einen Fonduetopf damit zu füllen, klingt aber irgendwie um so vieles spassiger als die übliche 08/15-Standardkost.

Okay. Angenommen wir würden uns entscheiden, die grandios-pulpige Atmosphäre eines Bastei-Groschenromans in einem Regelwerk rüberbringen zu wollen...
Was gibt es zu beachten, welche Anforderungen würden an Schreibstil, Regeln und Präsentation gestellt, und wie vermeiden wir es, an Bastei Tantiemen zahlen zu müssen?

Zu Deutsch, wie können wir es besser machen als die Hexer-Autoren?

P.S.: In eigener Sache, Zornhau...denkst du, die GDi-Regeln (Hard Nova II) währen vom Komplexitätsgrad/Regelansatz für ein Pulp-Spiel geeignet, oder sollte man da eher etwas auf Basis eines narrativen Systems wie HeroQuest oder Spirit of the Century ansetzen?

(SotC kann "klassischen" 20er-30er Pulp ganz hervorragend umsetzen, ist aber auch wirklich NUR auf dieses Setting hin optimiert. Ich bin mir nicht sicher ob man mit diesen Regeln die Stimmung von z.B. Maddrax einfangen könnte, ohne es komplett umschreiben zu müssen.)

allerdings würde ich es ernst meinen, diesen Groschen Heftchen fehlt der Anspruch, nicht das Engel, Degenesis und Konsorten damit aufwarten könnten...

Und hier liegt das Interessante an dem Ansatz: Natürlich haben die Dinger soviel Anspruch wie eine Portion Currywurst. Aber ganz ähnlich dieser sind sie einfach unheimlich spassig/lecker. Hier gehts darum diesen Spass als Fokus zu haben, und nicht diesen pseudointelektuellen Anspruchtsdummfug den viele von den neueren RPGs für sich vereinbaren. Wobei ich diese "Pretentiousness" erheblich schlimmer finde als die Niveaulosigkeit.

-Silver
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Auf jeden Fall kein System, das intelektuell mehr fordert als der Konsum der dazu passenden Heftchen.
Das schliesst überfettete Crunchorgien a'la D20 aus, und selbst Systeme wie BRP sind da für meinen Geschmack zu überfrachtet in ihren letzten Inkarnationen.

Cinematic Unisystem wäre so das Maximum, was ich mir da an Regeln antun wollte. Lieber noch ein bisschen simpler.

-Silver
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Auf keinen Fall sollte das System sich "Realismus" auf die Fahnen geschrieben haben.
Ebenso sollten Hartwurst und Mikromanagement klein geschrieben werden - die Spieler sollten nur das wichtigste aufschreiben und in der Lage sein mit marginaler Rücksicht auf die Konsistenz zu improvisieren und Sachen dazu zu erfinden.
Und natürlich müssen Signaturgegenstände und -fähigkeiten wie John Sinclairs Kreuz modelliert werden...
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Also ich würde definitiv zu Savage Worlds greifen wenn es um Pulp geht, damit kann man IMHO wirklich nicht viel falsch machen.
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Eben. So geht's mir ständig mit den Dingern. Die haben etwas, was das Hirn umgeht und direkt in die Genitalien fährt.

Und das TROTZ der Tatsache, daß sie aus Deutschland, dem Land der Merkel-Mundwinkel kommen. :traurig:

Okay. Angenommen wir würden uns entscheiden, die grandios-pulpige Atmosphäre eines Bastei-Groschenromans in einem Regelwerk rüberbringen zu wollen...
Was gibt es zu beachten, welche Anforderungen würden an Schreibstil, Regeln und Präsentation gestellt, und wie vermeiden wir es, an Bastei Tantiemen zahlen zu müssen?

Zu Deutsch, wie können wir es besser machen als die Hexer-Autoren?
Keine Ahnung. Bin ich denn ein Autor? - Vielleicht fragt man dazu mal die gerne möchtenden Professionellen?

P.S.: In eigener Sache, Zornhau...denkst du, die GDi-Regeln (Hard Nova II) währen vom Komplexitätsgrad/Regelansatz für ein Pulp-Spiel geeignet, oder sollte man da eher etwas auf Basis eines narrativen Systems wie HeroQuest oder Spirit of the Century ansetzen?
Nicht narratives Wischiwaschi. So gerne ich HeroQuest mag, hier sehe ich das nicht. Hier sehe ich aber ein Regelsystem, welches den SCs die Lizenz mitgibt, dem Tod mehr als nur einmal von der Schippe zu springen. Also eher Cinematic Unisystem oder Savage Worlds (mit der schon für solche pulpigen Serien-Helden vorgesehenen, pulpig-spannenden, aber nicht SC-vernichtenden Auslegung von "Incapacitated"). Hard Nova II könnte man auch verwenden, wobei ich für die allermeisten Heftchenroman-Settings ja mehr Cinematik, als ich von Hard Nova II noch in Erinnerung habe, erwarte.

Und hier liegt das Interessante an dem Ansatz: Natürlich haben die Dinger soviel Anspruch wie eine Portion Currywurst. Aber ganz ähnlich dieser sind sie einfach unheimlich spassig/lecker. Hier gehts darum diesen Spass als Fokus zu haben
Das trifft es haargenau! Es MUSS LECKER sein! Nicht schwerverdaulich, sondern luftig, leicht, fettig, salzig, und nach MEHR schmecken.

Cinematic Unisystem wäre so das Maximum, was ich mir da an Regeln antun wollte. Lieber noch ein bisschen simpler.
Cinematic Unisystem wäre schon toll, nur weiß ich nicht, ob und wie gut das über ALLE der betreffenden Genres skaliert.

Für John Sinclair und manche anderen kann man direkt Angel RPG nehmen. Für die meisten anderen Genres auch. Aber für Sternenfaust (und Maddrax) braucht es doch mehr Fahrzeuge, Raumschiffe, Massenschlachten, etc.

Für letztere würde ich mir - aus mehr als nur dem hier zu erwartenden Fanboy-Grund - tatsächlich Savage Worlds vorstellen. Das skaliert, so meine Erfahrung, tatsächlich ausgezeichnet - bis hin zu Weltraumschlachten nach Travellers "Trillion Credit Squadron" Vorlage.

Auf keinen Fall sollte das System sich "Realismus" auf die Fahnen geschrieben haben.
Sehe ich auch so. Es muß den "Heftroman-Realismus" unterstützen. Also eine Episoden-Struktur, ein knappes Format, ein schnelles "Auf den Punkt bringen" der Handlung (Kennt hier jemand noch die AUSGEZEICHNETE Serie "Dangerman"? Insbesondere die erste Staffel aus den 50ern, wo auf 25 Minuten mehr Spannung erzeugt wurde, und bessere Actionszenen enthalten sind, als in allen James Bond Filmen nach Sean Connery.)

Ebenso sollten Hartwurst und Mikromanagement klein geschrieben werden - die Spieler sollten nur das wichtigste aufschreiben und in der Lage sein mit marginaler Rücksicht auf die Konsistenz zu improvisieren und Sachen dazu zu erfinden.
Was das Wichtigste ist, das ist wiedermal eine Stilfrage. Ich halte nicht viel davon Munition und dergleichen ständig verwalten zu müssen, aber andere, vor allem EINFACH verwaltbare, Dinge sollten nicht fehlen.

Ich stelle mir hierbei eben KEIN narratives Wischi-Waschi-"Gut, daß wir darüber geredet haben"-Rollenspiel vor, sondern KNACKIGE Action, zu der für mich auch der nötige Crunch gehört. Aber nicht etwa viel Crunch, sondern nur soviel wie die Pommes zur Currywurst, kein Öko-Anspruchs-Müsli Marke "Steingarten".

Und natürlich müssen Signaturgegenstände und -fähigkeiten wie John Sinclairs Kreuz modelliert werden...
In SW mittels Trademark Weapon bzw. entsprechenden Trademark Items.

Was ich bei SW auf alle Fälle verwenden würde, wären hier die Adventure Cards, da diese den Spieler weit mehr Kontrolle als nur über die Bennies über den Verlauf bieten. In Necessary Evil habe ich damit beste Erfahrungen gemacht. Und man könnte sogar speziell auf die Heftchenromane (eventuell nach Genre unterschieden) zugeschnittene Karten machen (so wie bei NE, wo es Karten gibt, die explizit auf die Comic-Heft-Struktur der Szenarien Bezug nehmen).
 
AW: Deutsche Pulp-Rollenspiele?

Und als Solo-Abenteuer im Groschenheftchen-Format verkaufen! Das wäre ein Kracher.
Ich hätte ja lieber so etwas Dime-Novel-artiges:

ca. 60 Seiten Format. 30 Seiten mit der spannend geschriebenen Story, um die es im Szenario geht, 30 Seiten Szenario mit Spielwerten, Karten, etc.

Das ganze zunächst als PDF-"Pulpikation". Später idealerweise genauso wie die Romanserien aufgemacht, billigstes Papier, bunter, schriller Einband, Titelbild sexy und/oder brutal, aber immer ein Eye-Catcher, und totale Fan-/Käufer-Unterstützung mit Webseite, Forum, Downloads, Bildschirmhintergründen, Fan-Fiction, usw.

Hach, so schön könnte Deutschland in einem milden Winteranfang aus Rollenspielsicht sein.

Ich merke gerade an dem wohlig warmen Gefühl, daß ich bei solchen Vorstellungen bekomme, wie sehr mit die ewige Kälte und Düsternis, das ständige Schwarz-Dunkelgrau-Hellgrau(aber nur vielleicht) der neuen deutschen Bedrücklichkeit im Rollenspiel nervt.

Ich will Farben, die mir um die Ohren fliegen. Ich will Titelbilder mit nackten Weibern und Kerlen mit dicken Schwanzersatz-Wummen. Ich will Spaß, ich will Spaß.

Und zwar sorglos, bedenkenlos, rückhaltlos.
 
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