Menschenrechte in Ego-Shootern?

In meinen Augen haben Medien durchaus einen impact auf die Gesellschaft und spiegeln diese zu einem gewissen Grad wider. Der reine Konsum eines vermeintlich "gewalttätigen" Mediums führt sicher nicht zu Amokläufen, die Anhäufung in extremer Ausprägung (24/7 Horror- und Splatterfilme z. B.) kann in Verbindung mit sozialen Problemen aber wohl zu einer Art Densibilisierung führen.
Aber würde man das einem Bücherleser auch vorwerfen?

(Mein Nachbar liest immer schwedische Krimis mit kranken, widerlichen Verbrechen. Und die Dinger haben nichtmals nen FSK-Schild drauf.)

Das ist nur nicht sichtbar und nimmt den Umweg über eine Symbolsprache in die Sinne. Ist quasi verschlüsselt und nicht offensichtlich.
 
Wenn ich mal so drüber nachdenke, dann liegt der Artikel schon etwas falsch.
Bei Mann unter Feuer mit Denzel Washington wird gefoltert und gemordet. Es gab aber keinen Skandal.
Bei James Ryan werden Soldaten, die sich ergeben haben, erschossen. Als Gnade gezeigt wird, kommt der deutsche Soldat später wieder und bringt einen Amerikaner um. Da gab es auch keinen Skandal.

Es gab vor Ewigkeiten in Boston Legal mal einen Fall und da gab es ein sehr interessantes Statement zu, was ich jetzt leider aufgrund einer Sperre von Youtube nicht suchen und somit zeigen kann.

Fazit ist für mich jedenfalls, dass es schon einige Fälle gab in Filmen, die in diesem Artikel den Computerspielen angelastet werden, aber es gab auch da keinen Skandal.

Solche Skandale wie bei Zero Dark Thirty sehe ich mittlerweile als nette Marketingmasche, um Aufmerksamkeit zu bekommen und mehr Zuschauer anzulocken.

Allerdings finde ich einige Sachen in Computerspielen auch etwas merkwürdig und denke, dass Eltern schon aufpassen sollten, was ihre Kinder spielen (aber auch sehen) und es zumindest erklären, wenn nicht sogar ganz verbieten.
 
Ihr müsst mal die Serie Criminal Minds sehen. Die Fälle dort gehen so oft und so tief in die Psyche und Abartigkeit, da habt Ihr keine Probleme mehr mit den Spielen.
 
Aber würde man das einem Bücherleser auch vorwerfen?

(Mein Nachbar liest immer schwedische Krimis mit kranken, widerlichen Verbrechen. Und die Dinger haben nichtmals nen FSK-Schild drauf.)

Das ist nur nicht sichtbar und nimmt den Umweg über eine Symbolsprache in die Sinne. Ist quasi verschlüsselt und nicht offensichtlich.

Hast du darin einen Vorwurf gelesen? Zumindest nicht von meiner Seite. Ich gehe nur davon aus und halte es auch für realistisch, dass ein Mensch in gewisser Weise "desensibilisiert" oder einfach auch "überladen" ist, wenn er sich zusätzlich zu sozialier Isolation, vielleicht familiären oder anderen psychischen Problemen quasi non-stop torture-porn oder andere, extrem brualte Horrorfilme reinzieht. Dazu vielleicht noch ausschließlich Grindcore auf die Ohren. Das ist ein Effekt der Reizüberflutung, den du durch das Lesen "seltsamer Literatur" denke ich nicht bekommst.

Ich weiß nicht, wie es dir geht, ich hab sowas schon erlebt: nach einem Walking Dead Marathon, in dem ich quasi die ersten zwei Staffeln in knapp anderthalb Nächten verschlungen hatte, waren meine Nerven blank. Wenn ich die Augen geschlossen hab, hab ich Zombies gesehen und die Geräusche aus der Serie gehört, geträumt habe ich ohnehin ausschließlich davon. Das hat sich erst nach ein, zwei Tagen wirklich gelegt. Ich hatte sowas auch mal nach einer Hardcore-Lan-Session, wo ich immer, wenn ich die Augen geschlossen hab, die bunten Lichter und Farben von Warcraft 3 oder Starcraft gesehen und in meinen Träumen Basen gebaut habe. Ich schätze, so ergeht das auch Menschen, die WoW-süchtig sind .. nur halt länger und intensiver.

Die Rezeption von Fiktion ist real, auch wenn Selbige es nicht ist. Überflute ich mein Hirn mit Bildern von Grausamkeit, Schmerz und Leid kann es durchaus passieren, dass ich mich desensibilisiere. Ich habe bei vielen auch das Gefühl, dass das Erlebnis der Abstumpfung absolut gewollt ist. Das geht also durchaus.

Natürlich bleibt die Frage offen, wie diese Abstumpfung auf die Realität zu übertragen ist. Wie reagiert der Kerl, der sich (Achtung, Klischee! - wobei ich solche Freunde durchaus hatte) jeden Tag im dunklen Kellerzimmer die brutalsten Horrorstreifen reinzieht auf einen Verkehrsunfall mit extermer, visueller Erfahrung? Wie reagiert Jemand, der prinzipiell wenig auch mit fiktiver Gewalt konfrontiert wird?

Wie gesagt, ich denke es gibt so etwas wie eine Desensibilisierung und Radikalisierung des Hirns durch extremen Konsum. Das muss aber nicht mal auf regelmäßigen Konsum zutreffen. Ein guter Kumpel von mir ist langjähriger Splatter- und Horrorfan, als er beim Zivi-Einsatz (Notarzt) das Gehirn eines Autofahrers von der Frontscheibe seines Wagens kratzen musste lief er trotzdem ein paar Tage mit kreidebleicher Miene und eindeutig traumatisiert rum, wie es wahrscheinlich Jedem ergangen wäre.

Es ist eben, wie Jack richtig gesagt hat, nur ein Faktor - der auch nur eine Rolle spielt, wenn die wirklich wichtigen Probleme ebenfalls zusammenkommen. Deswegen kann ich schon verstehen, wenn man sagt "dann doch lieber erstmal über die sozialen Probleme und die Verantwortung der Gesellschaft reden, bevor wir wieder auf diese Scheindiskussion einsteigen und denen in die Hände spielen, die einen Sündenbock draus machen wollen" - ist absolut richtig. Und wahrscheilich auch sinnvoller, als in der aufgeladenen Stimmung zu versuchen, das Thema auf andere Weise zu ergründen.

Ich glaube nicht, dass der Rückschluss funktioniert. Wenn Jemand Horrorfilme mag oder "komische Bücher" liest, sagt das noch nichts über ihn oder eine potentielle Bedrohung oder Gefahr aus, die von ihm ausgeht. Gibt auch genug Pazifisten, die Kriegsfilme mögen (kenn da selbst ein paar). In vielerlei Hinsicht ist Fiktion ein Spielfeld, in dem vieles geht, was in der Realität eben nicht geht. Deswegen ist es auch in meinen Augen nicht bedenklich, wenn Jemand bei GTA Amok läuft und ein paar Dutzend Figürchen mit seinem Pixelauto überfährt, die lustig schreiend durch die Gegend fliegen, nur um dann selbst aus der Frontschreibe zu segeln, wenn man frontal gegen die Leitpanke donnert, was dann meistens noch am Lustigsten ist. Selbst der Vertreter der "Videospiele sind was für männliche Kids und außerdem sind sie ja doof"-Fraktion Conan O'Brien macht bei seiner Clueless Gamer GTA V Aktion nichts anderes. Weils lustig ist. Weils ein Sandkasten ist. Und weil die Folgen der Gewalt nicht annähernd realistisch dargestellt sind.

Keine Ahnung wie viele Leute noch freiwillig bei GTA in eine Menschenmenge fahren würden, wenn das danach tatsächlich so aussähe, wie in der Realität. Ich glaube das macht man dann einmal und hält sich von da an möglichst genau an die Verkehrsregeln. Das ist auch der Grund, warum Menschen in Filmen und Videospielen immer relativ unrealistisch auf Schusswunden reagieren, ein paar Meter zurückfliegen usw. - das liegt daran, dass der tatsächliche Impact einer Schusswunde durch seine augenscheinliche Trivialität unglaublich verstörend sein kann.
 
Ja.
Da wollt ich aber nicht hin. Mich stört eher das die Bücher eben nicht als
angesehen werden. Die sind einfach gesellschaftsfähig und normal. (Ich spreche hier ja durchaus von Bestsellern.)
 
Ja.
Da wollt ich aber nicht hin. Mich stört eher das die Bücher eben nicht als angesehen werden. Die sind einfach gesellschaftsfähig und normal. (Ich spreche hier ja durchaus von Bestsellern.)
Mensch, freut euch doch, dass die Leute wenigstens bei altbekannten Medien nicht rumspinnen.

Mir ist eine inkonsequente Gesellschaft lieber, in der ich fröhlich ein Bier trinken und nen brutalen Actionfilm schauen kann, als eine konsequente Gesellschaft, die Bier genauso verbietet wie Gras und Actionfilme verteufelt wie Shooter.

Ist doch gut, dass Panikmacher auch ihre vernünftigen Momente haben, oder? Warum zur Hölle stört es dich, das man diese Bücher als normal ansieht? Ist doch super. Wärst du glücklicher, wenn man beides verteufeln würde?
 
ich muss zugeben, ich habe nicht alles gelesen....
Aber haben wir sonst keine Sorgen oder Themen über die man reden kann?
Und nein ich meine nicht die Todesthread von Tom Clancey.... :)

Meine Meinung:
Wer sowas Menschenrechte in Spielen misachten will soll es machen und kaufen, wie HK sagte ist nicht real!
Wen es stört, das Menschenrechte in Spielen misachtet werden. soll sie nicht kaufen und nicht spielen
Wenn die Zensur Möglichkeit die Rechte zu brechen stört, kauft es im Ausland.
Wenn die Möglichkeit der Folter und des sinnlosen Tötens einen aufgeilt. Rede einfach nicht drüber...
 
Ich überlege, was eigentlich passiert, wenn Konsumenten damit anfangen, Folter im Militäreinsatz zu billigen. Die Auswirkungen sollten dahingehend überschaubar sein.
 
Wer verbietet uns denn eigentlich Shooter? Tut doch keiner. (Es geht doch höchstens um Einzeltitel.)

Und mir gings eher darum, warum das eine ein steuerbegünstigtes Kulturgut ist und das andere verteufelt wird. Verteufeln, nicht verbieten.
 
Wo ist das ein "Es geht uns doch gut"?

"Freut euch doch, das wenigstens bei altbekanntem nicht rumgesponnen wird."

"Mir ist es lieber so, wie es ist, als dass es schlimmer wird."

Genau dasselbe würde man auch sagen, wenn man Fortschritt verhindern will. Und du hast ja "uns" angesprochen, also beziehe ich deinen Beitrag auch auf mein "Es muss besser werden."

Wenn du bloß Skar mit dem königlichen 'Ihr' angesprochen hast, mea culpa. :D
 
Wer verbietet uns denn eigentlich Shooter? Tut doch keiner. (Es geht doch höchstens um Einzeltitel.)

Und mir gings eher darum, warum das eine ein steuerbegünstigtes Kulturgut ist und das andere verteufelt wird. Verteufeln, nicht verbieten.
Hab ich nen Knick in meiner Tastatur oder wieso lesen gleich zwei User hintereinander etwas, das ich nicht geschrieben habe? :unsure:

Actionfilme verteufelt wie Shooter.
Killerspiele abwertet
Von verbieten hat hier niemand etwas geschrieben.

Aber wo wir gerade dabei sind.
Das Spiel das mMn die "Gewaltdarstellung in Medien" am vielschichtigsten und gedankenanregendsten präsentierte, wurde beschlagnahmt.

Und der eine durch die Medien gegangene Ego-Shooter über militärischer Gehorsam vs. Menschlichkeit, der sogar die pädaogische Erkenntnis am Ende fett In-your-face drückte, indem man als vermeintlicher "Sieger" am Ende vor dem Militärgericht stand, führte zu einem gesellschaftlichen Aufschrei (1378 km).

Beide Spiele hatten das selbe Problem:
1. Sie ermöglichten Gewalttaten, die man wohl ziemlich eindeutig als moralisch verwerflich ansieht.
2. Als direktes Feedback wird man Ingame zu diesen Taten aufgefordert und für diese Taten gelobt. Das heißt, wer sich moralisch korrekt verhalten will, muss die vorgegebenen Regeln brechen.

Für ein Spiel für Erwachsene, finde ich es eine absolut legitime und sogar recht schöne Erkenntnis, dass moralisch zu handeln eben nicht immer bedeutet, den persönlichen Highscore hochzutreiben, sondern das Richtige zu tun eben auch mal bedeuten kann als Verlierer bezeichnet zu werden.

Und beide Spiele machen dazu noch in irgendeiner Phase des Spielverlaufes relativ deutlich, dass der, der die Regeln aufgestellt hat, ein Arschloch und Verbrecher ist.


Und hier sehe ich mein persönlich größtes Problem beim Umgang mit Gewaltmedien:
Während ich bei Kindern auch sagen würde "Geht mal lieber auf Nummer sicher und schreibt ein höheres Alter drauf - notfalls können es ihm Eltern, die sich mit der Materie auseinandergesetzt haben ja trotzdem kaufen.", möchte ich als Erwachsener mir nicht den Rest meines Lebens verbieten lassen mir ein Spiel zu besorgen oder begeistert hier im Forum auch seinen Namen nennen zu dürfen, nur weil andere Menschen andere Erfahrungen damit gemacht haben als ich.
 
"Freut euch doch, das wenigstens bei altbekanntem nicht rumgesponnen wird."
Ja. Statt "faire" Verbote von etwas zu bewerben, dass man selbst doch völlig ok findet, sollte man es doch einfach vernünftig betrachtet gut finden, dass das was man ok findet auch erlaubt ist.
Darüber, dass das andere nicht erlaubt ist, soll man sich ruhig weiter beschweren, aber man sollte nicht den Fokus aus den Augen verlieren.
Unser Problem ist, dass Killerspiele als Teufelszeug gelten - und nicht dass der neuste Roman von Stephen King offen verkauft werden darf, oder?
Die Welt wäre nicht besser, wenn man Stephen King aus reiner Fairness morgen auf den Index setzt, oder?

"Mir ist es lieber so, wie es ist, als dass es schlimmer wird."
Das habe ich nicht geschrieben, oder?
Ich sag nur: "Beschwert euch über die Dinge, die ihr schlecht findet - nicht über die Dinge, die ihr eigentlich ok findet."

Es ist mir völlig wurst, ob die anderen Kinder ein Eis bekommen. Ich will, dass ich ein Eis bekomme.
Na gut, weil ich ein netter Mensch bin, will ich sogar, dass die anderen Kinder auch ein Eis bekommen. Aber dieser Ansatz, wo ich jedesmal eifersüchtig zu flennen anfange, wenn ein anderes Kind ein Eis hat, ist doch völlig behämmert.

Ich will meine Gewaltspiele spielen dürfen - völlig unabhängig davon, ob im Kino Splatterfilme oder nur die Teletubbies laufen und ob mein Nachbar "Die 120 Tage von Sodom" oder "Der kleine Prinz" liest.

Die Frage, die ich für relevant halte ist nicht "Ist das Spiel genauso schlimm, wie...?", sondern "Tut das Spiel irgendwem weh?".

Genau dasselbe würde man auch sagen, wenn man Fortschritt verhindern will.
o_O
 
Unser Problem ist, dass Killerspiele als Teufelszeug gelten - und nicht dass der neuste Roman von Stephen King offen verkauft werden darf, oder?
Die Welt wäre nicht besser, wenn man Stephen King aus reiner Fairness morgen auf den Index setzt, oder?
Mein vorrangiges Problem ist, dass mit zweierlei Maß gemessen wird (oder vielleicht gar nicht).

Ob da jetzt im Jahr siebenzwanzig Artikel beschlagnahmt werden oder nicht interessiert eher nicht (mehr). Und "Wehret den Anfängen" find ich da eher ermüdend im Angesicht dessen, was man alles legal konsumieren kann.
 
Auch bei Altersbeschränkungen unter 18?
Ich hab da nur bei Filmen mal drauf geachtet und da steht im Vorspann, dass das "bei Strafe" oder so ähnlich verboten ist. Möglicherweise waren die aber zufällig alle ab 18. Weiß ich jetzt nicht mehr.
 
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