AW: Interesse an nWoD/Requiem Runde?
Hallo und guten Tag, liebe Interessenten
Ich beziehe mich auf die vorhergehenden Postings: Ich war tatsächlich noch nie in Indien, bin auch kein Anhänger der Krishnabewegung und kann auch nicht auf die Schnelle erklären, warum ich diesen Nick benutze.
Eine reale Stadt vorzubereiten ist erstmal eine Menge Arbeit. Ich habe das schon des öfteren in anderen Systemen gemacht (Japan-Tokio, Vietnam-HoChi-Minh-Stadt, Ägypten-Kairo) und es war meist den Aufwand nicht wert. Die Spieler wollten eine eher einfache, kulturell angepasste Geschichte erleben. Alles Tiefergehende empfanden sie als lästig und anstrengend. Wie man sich zu benehmen hat, hatten sie anders gelernt. Sie begannen sich mit jeder Benimm-Floske mehr zu langweilen, weil sie es "ja schon begriffen" hatten, aber jetzt halt darauf verzichten wollen, weil es nicht ihren normalen Umgangsformen entspräche. Im Rollenspiel beispielhaft zu sagen: Er gibt Dir seine Hand und sagt
"Guten Tag" ist selbstverständlich, aber wenn er
"Namasté" sagt und sich verneigt, dann ist und bleibt das für viele Fremd, wenngleich es bei den ersten Malen exotisch wirkt. Die Spieler wollen allerdings ihre Mitspieler kennen lernen - der Gruppenzwang - und wollen nicht "fremd" wirken. Also lassen sie die Flosken weg und fühlen sich angegriffen und gestreßt, wenn man sie zu diesen eigentlich interessanten "Andersheiten" drängt. Hinzu kommt das die meisten Leute sich zu sehr an den realen Gegebenheiten orientieren und irritiert sind, wenn das nicht so ist, wie in der Realität. Auf der anderen Seite sind sie enttäuscht, wenn sie einen Stadtplan vor sich sehen, weil er viel zu real ist. Paradox, aber ist häufiger so. Zudem - das ist jetzt nicht böse gemeint - ist Mumbai ein sehr konkreter Vorschlag und wirkt aus der Luft gegriffen, wie "ach, ich war erst vor kurzem da gewesen, warum nicht dort spielen". Die Stadt hat jedoch keinen rollenspieltechnischen Vorteil gegenüber anderen, speziell einer fiktiven, in der wir alles einbauen könnten, was wir benötigen.
Aus diesem Grund würde ich gerne eine fiktive Stadt als Ausgangspunkt der Geschichte nehmen wollen und einen Kulturkreis, der uns allen bekannt(er) ist. Wenn Ihr einen "Fremdländer", "Aussenseiter", Gegenübergeschlechtlichen (Crossgender) oder angehörigen einer Minderheit spielen wollt, dann ist das Euch überlassen. Ihr müßt jedoch damit rechnen, daß es in einem Gegenwartsstück eventuell Thema werden könnte; auch in Indien gibt es "Fremdenfeindlichkeit".
Eine Flucht als Einstieg ist nur bedingt spannend, auch wenn sich das erstmal dramatisch anfühlen mag, wenn man die Geschichte als Beobachter an seinem inneren Auge vorbeiziehen läßt. Als Spieler ist es mehr oder weniger eine Situation, die unverschuldet ist und beseitigt gehört. Der Charakter kann sich in diesem Moment nicht gut darstellen. Ferner muß man den Spielern erstmal einen triftigen Grund zu fliehen geben, was den geheimnisvollen Charakter zerstören würde. Nach meiner Erfahrung würden viele lieber kämpfen und auch sterben, als zu flüchten; zumal es als Vampir sehr schwer ist, eine geeignete Maschine in ein so entferntes Land zu bekommen, ohne der Sonnenstrahlung ausgeliefert zu sein. Vampire sind deshalb jedoch größtenteils wegen ihrer strengen ortshierarchischen Zuordnung in der WoD meist sesshaft.
Nach meiner Meinung benötigen die Spieler bzw. deren Charaktere einen Ruhepunkt und sollten ihre Spannungsbögen selber aufbauen dürfen. Ansonsten endet die Geschichte in einem Desaster oder in Langeweile. Ein Kaltstart kann bei einem One-Shot funktionieren, jedoch bei einer Kampagne will man seinen Charakter erstmal begreifen. In der WoD wird das Preludium genannt - eine Vorgeschichte liefern, die den Spieler in die Lage versetzt, seinen Charakter zu verstehen.
Das war bestimmt nicht sehr "werbewirksam", aber solche Gespräche sind im Vorfeld nicht zu vermeiden, es sei denn, man verteilt einfach die Rollen, gibt eine kurze Anweisung und legt los. Wie ich diese Anzeige empfunden habe, war das ursprünglich nicht geplant. Es hatte sich so angehört, als ob Ihr die Charaktere selber bauen wolltet.
Noch ein Wort zur Investition "Zeit". Seit kurzem nehme ich an einem Forenrollenspiel teil, mein erstes. Mich wundert, wie wenig Zeit die Leute aufbringen können, selbst wenn es sich nur um das Schreiben von ein paar Sätzen handelt. Wenn also jemand schon im Vorfeld glaubt, zu wenig Zeit zu haben oder nicht wirklich willens ist, in ein gemeinsames Spiel zu investieren, dann wird dieser ebensowenig bis nichts gewinnen können. Das weiß ich aus normalen PnP-Runden nur zu gut.
Das war es erstmal von meiner Seite aus.
Freundliche Grüße
