AW: Wieviel Mitspracherecht bei der Charakterwahl hat der Spieler?
@ Zornhau
Charaktere mit sozialverträglichen Moralvorstellungen legen andere Leute nicht um, es sei denn, diese handeln gegen die Moral. Vollspaten zu sein ist aber nicht gegen die Moral.
Es legt NICHT ein Charakter irgendeinen anderen Charakter um, sondern es ist der SPIELER, der vermittels seines Charakters einen anderen, dem SPIELER Ärger bereitenden Charakter umlegt.
Und wenn man Fantasy-Welten betrachtet, dann kann man sich sein "sozialverträglich" schleunigst im neuen Bezugsrahmen UMDEFINIEREN. So etwas aus unserem heutigen Bezugsrahmen in JEDE Fantasy-Welt, oder allgemeiner: in JEDE Spielwelt einzuschleppen, führt zu vielfältigen Unstimmigkeiten, die das Spielen in diesen Welten mehr stören als irgendeinen "Nutzen" brächten.
Wilde Barbaren-Charaktere auf einem Schiff in fremden Gewässern, die einmal ein Mannschaftsmitglied wegen eines Vollspatens verloren haben, werden das Problem, was sie mit dem Vollspaten haben, anders lösen, als der zivilisierte höfische Berater in einer bevölkerungsreichen Metropole. - Empfiehlst Du hier "Die Eine Zulässige Verhaltensweise" für JEDEN noch so unterschiedlichen Charakter in JEDER noch so unterschiedlichen Situation?
Ich überlasse so etwas lieber den SPIELERN, die sich durch den Vollspaten GESTÖRT fühlen.
Ob sie nun in einem ausgespielten "inneren Monolog" abwägen den Vollspaten zu töten, oder in die Verbannung zu schicken, oder sich dem Leid, welches er überall erzeugt, weiterhin tatenlos zusehen, ob es edler ist sein Ertragen der Gefährdung Unschuldiger auszukosten und sich sozial verträglich mit einer Tasse Tee hinzusetzen, während der nächste, der nichts dafür kann, aufgrund des Vollspatens Leid, körperliche Versehrtheit und Tod erfahren muß, ODER ob sie sich still sagen "Genug ist genug." und den Vollspaten über die Planke gehen lassen - das müssen die Spieler letztlich SELBST entscheiden und damit leben.
Der Pazifist bekommt natürlich keine Bennies, wenn er den Vollspaten mit dem Hackebeil im Schlaf köpft. Er bekäme aber Bennies, wenn er sich dafür stark macht, den Vollspaten mit Nahrung und Wasser an der nächsten Küste auszusetzen, da dies tatsächlich gutes Rollenspiel von dem Spieler ist.
Die Bösewichter werden umgelegt, um dadurch Schaden zu verhindern.
Und ein Vollspaten ist ein wandelnder SCHADENSVERURSACHER! - Und zwar einer, der besonders heimtückisch ist, weil er sich ja als "Verbündeter" darzustellen versucht, bevor er es der eigenen Gruppe durch seine Inkompetenz lang und schmutzig reinwürgt und die ersten anderen SCs draufgehen.
So gesehen ist es SCHADENSVERHÜTUNG sich eines Vollspatens so bald als irgend möglich zu entledigen, denn wer will die Verantwortung für das Scheitern der ganzen Reise übernehmen, bloß weil er einen Tag zu lange den Vollspaten am Leben gelassen hat?
Helden werden aber ohne solche Gründe keine SCs und NSCs umlegen. Auch nicht, wenn sie nerven.
Ein Vollspaten liefert im Sekundentakt GUTE GRÜNDE - In-Game und Out-Game - diesen Charakter umzulegen.
In-Game verursacht er Leid, Zerstörung, Verletzung, Niederlagen, TODESFÄLLE.
Out-Game versaut er den anderen Mitspielern jeglichen Spaß am Spiel.
Somit liefert ein Vollspaten GENUG Gründe, daß selbst der freundlichste Gutmensch an SC-Held die feste Überzeugung gewinnt, die Spielwelt, nein, das UNIVERSUM der Spielwelt ist besser dran, wenn der Vollspaten unter der Erde verrottet.
Außerdem: OB und WANN die Spieler von HELDEN-SCs es für angebracht halten SCs oder NSCs umzulegen, das müssen sie schon mit sich, ihrem eigenen spielerischen "Gewissen" und den Konsequenzen durch die Mitspieler ausmachen.
Ich weiß selbst, wie sich das anfühlt, wenn die strahlende Gruppe von Helden einen Charakter dabei hat, der sich als Der Dreckige Söldner (tm), nach UA ein 99% Avatar des "Dreckigen Söldners", entpuppt. Ein Charakter, der ihnen STÄNDIG JEGLICHE sozial akzeptable Tour versaut durch sofortige Aggression, Folterung, Verstümmelung usw. - Solch ein Charakter ist zwar im Kampf kompetent, jedoch in einer Kampagne, die zur Hälfte an den Höfen der Herrscherhäuser der Spielwelt spielt, VOLL DANEBEN. Nachdem der Spieler mittels seines Charakters die anfangs hochinteressante politische Kampagne so versaut hatte, daß wir "umziehen", sprich: auswandern, mußten, da wir überall nicht mehr gern gesehen waren, hatten von den 7 Spielern 6 beschlossen, daß er weg muß. Er (der Spieler) ahnte wohl, daß da was kommen würde und hat mit allen erdenklichen Tricks versucht seinen Charakter am Leben zu halten, doch gegen eine wohlgeplante, konzertierte Aktion aller konnte selbst ein so zäher Charakter wie seiner nichts ausrichten. Wir haben ihn lebendig begraben (mit magischer Hilfe) und dort ersticken lassen. - Danach lief die Kampagne wieder super weiter. Der Spieler hatte danach einen Hexer-Charakter gebaut, der weit sozial verträglicher war, als sein Vollspaten-Söldner.
Es war vor allem endlich an der Zeit, daß dieser SC stirbt, weil der Spielleiter recht hilflos davor stand, als der Spieler süffisant seine nächsten Grausamkeiten an Informanten, Boten, Gefangenen usw. ausgeschmückt hat. Dem Spielleiter war das ausgesprochen unangenehm, aber wir spielten in der großen Wohnung des betreffenden Spielers, so daß wir keinen offenen Streit wollten. - Irgendwann war es aber ALLEN zuviel. Wir sahen uns ja fast täglich an der Uni bzw. im Training und hatten immer wieder voller Ärger über die Aktionen dieses Spielers geredet. Und da kam der Entschluß ihn umzulegen, damit das Leid aufhört, welches er verbreitete und die Blutspur endet, die er über den Kontinent gezogen hat.
WIR fühlten uns als HELDEN, auch wenn wir einen - ehemaligen - Verbündeten umgelegt hatten.
Warum?
Weil wir es uns NICHT LEICHT gemacht haben und er es VERDIENT hatte und - und das ist das Wichtigste dabei - weil es DAS RICHTIGE WAR.
Wir waren die einzigen, die eine vernünftige Chance hatten, diesen Bastard zu stoppen. - Und das taten wir.
Helden, das sind die Leute, die HARTE ENTSCHEIDUNGEN fällen und sie auch durchziehen und dafür die VERANTWORTUNG übernehmen.
Und KEINER hat behauptet, daß das immer leicht ist.
Und manchmal muß man seine eigenen (Ex-)Freunde töten, weil sie untragbar für den Rest der Welt geworden sind. (Nicht etwa "evil", da das Midgard war, ein Fantasy-Rollenspiel ohne "Alignments", wohlgemerkt.)
Helden werden aber ohne solche Gründe keine SCs und NSCs umlegen. Auch nicht, wenn sie nerven.
Ein Vollspaten "nervt" nicht einfach nur - ein Vollspaten SCHADET! - Daher gehört der weg.