Brainstorming Wieso stagniert unser Hobby RPG so stark?

Wenn wir aber 50,- € für ein mieses Regelwerk bezahlt haben und der SL stattdessen seine brauchbaren Regeln verwenden will tendieren wir dazu lieber das gekaufte zu benutzen... denn wir wollen ja unser Geld nicht verschwendet haben. Siehe auch diesen (sehr interessanten) Beitrag (der übrigens fast nichts mit den dort geposteten Bildern zu tun hat).
Wenn man also mit 50€ Langeweile und Frust garantiert, dann hat man sein Geld genutzt und wenn man die 50€-Investition nur noch als Inspiration verwendet um abweichenden Spaß zu haben, erst DANN war das Geld verschwendet?

Ehrlich gesagt, würde ich einfach empfehlen, so zu spielen, wie es der Gruppe Spaß macht - ganz unabhängig davon, wie viel das Regelwerk kostet.
 
Das ist ja das Irre daran. Logisch wäre es, das 50,- € Regelwerk in die Tonne zu treten (oder wie du sagst vielleicht noch als Inspiration zu verwenden) und stattdessen das zu machen was Spaß macht. Aber der Mensch denkt nicht immer logisch.
 
Aber Du hast keine spitze Ohren und grünes Blut? ;) ;) ;) Man muss halt gucken was die Gruppe will und einen Konsens finden. Wir haben für unsere Gruppe das System/Regeln/Setting soweit modifiziert, daß wir alle damit leben und schöne Spielrunden darauf aufbauen können.
 
Man muss halt gucken was die Gruppe will und einen Konsens finden.Wir haben für unsere Gruppe das System/Regeln/Setting soweit modifiziert, daß wir alle damit leben und schöne Spielrunden darauf aufbauen können.
Das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von wenigen, oder eines einzelnen.

...aber aus der Entscheidung Fehlkäufe nicht noch schlimmer zu machen, indem ich sie dann auch noch verwenden muss, spricht wohl weniger mein innerer Vulkanier als mehr der Genussmensch, der einfach keine Lust hat seine Zeit mit Dingen zu vergeuden, auf die man auch einfach verzichten könnte.

Ich denke wirklich, dass die Flexibilität DAS Hauptargument für P&P-Rollenspiel ist. Jeder kann sein, was immer er will, in einer Welt, wie auch immer die sein mag und simuliert mit Regeln, wie auch immer die festgelegt sind, so dass sie eben leisten was sie leisten sollen.
Während bei einem PC-RPG aber natürlich der Worst-Case ist, dass überhaupt nichts brauchbar-spielbares vorliegt, ist P&P ohne Setting und Regeln einfach ziemlich ziellos und es fehlt die Orientierung.

Und für diese Orientierung gibt es Settings und Systeme, die man aber natürlich genauso nach Belieben den eigenen Bedürfnissen anpassen kann, wie ein begeisterter PC-Spieler auch einen Mod schreiben kann - nur einfacher.
Jeder kann genau das P&P-RPG bekommen, das er will.

Und das gilt auch für Boyscout - denn ich würde tatsächlich behaupten, dass ich meine oWoD um einige sehr sinnvolle Regeln erweitert habe, die ein logischeres Gesamtkonzept ergeben als das Original, weil das eben auch meinen Bedürfnissen entspricht. Und das kann man natürlich weiterführen und vertiefen.

Wir reden hier über ein Medium, wo hier regelmäßig Grabenkriege ausbrechen, zwischen strategischen Powergamern, emotionalen Stimmungsspielern, erzählfixierten Storyentwicklern, kreativen Geschichtenerzählern, neugierigen Simulatoren, fröhlichen Spaßspielern und motivierten Hobbyschauspielern - und das zum Teil alles in ein und dem selben Rollenspiel. DAS ist P&P-Rollenspiel. DIESE ganzen Möglichkeiten zu haben sich sein ganz persönliches Spielerlebnis bauen zu können.

Die Frage sollte nicht lauten "Wie kann ich jemanden dafür begeistern?", sondern "Was für eine beschränkte Sichtweise auf dieses Hobby kommuniziere ich eigentlich, dass nicht jeder davon begeistert ist?".

Wieso stagniert das Hobby RPG in der Wahrnehmung mancher? Aus dem selben Grund, warum ich mir in etwa 80% der Fälle mit der flachen Hand auf die Stirn schlage, wenn jemand von Problemen in seiner Spielgruppe schreibt:
Weil sich viele Spieler so zwanghaft an ihre Vorstellung von richtigem Rollenspiel klammern, dass sie dabei das wesentliche aus den Augen verlieren. Die Möglichkeit gemeinsam mit anderen einen tollen Abend dabei zu erleben ein fiktives Abenteuer zu genießen.

Mein Rollenspiel stagniert nicht. Ich habe bisher noch von JEDEM dem ich von dem Hobby erzählt hatte, positives Feedback bekommen. Weil ich auf die Menschen mit denen ich darüber rede eingehe und ihnen nicht nur ins Gesicht drücken will, dass die mit mir meine Lieblingswelt nach meinen Lieblingsregeln bespielen sollen.
 
Das Wohl von vielen wiegt schwerer als das Wohl von wenigen, oder eines einzelnen.

...aber aus der Entscheidung Fehlkäufe nicht noch schlimmer zu machen, indem ich sie dann auch noch verwenden muss, spricht wohl weniger mein innerer Vulkanier als mehr der Genussmensch, der einfach keine Lust hat seine Zeit mit Dingen zu vergeuden, auf die man auch einfach verzichten könnte.

Du, sehe ich das nicht anders, wollte Dir da auch keinesfalls widersprechen. Obwohl ich kein ausgewiesener Mathematiker bin. ;) In diesem Sinne live long an prosper! :D Bin auch kein Freund davon alles was in Regelbüchern steht unreflektiert zu übernehmen, aber auf der anderen Seite bich ich auch kein Regelanarchist. Man kann beim Kaufen von Regelwerken auch mal in die S*piep*e greifen, nur muss man sie dann nicht zwangsweise nur weil es Geld gekostet hat auch einsetzen.
 
Wie jemand wahrnimmt, ob das Hobby stagniert, ist eben eine sehr subjektive Wahrnehmung.
  • Wie Fimbul auf Seite 7 begründet hat, empfinden viele Verlage eine Stagnation.
  • Da sich der harte Kern der Altspieler recht beständig treu bleiben, empfinden diese das in ihrem privaten Umfeld anders.
  • Heutige Teens empfinden das meist überhaupt nicht, weil sie im Gegensatz der Teens von 1985 meist nichts mit dem Begriff P&P anfangen können.
Nach Angabe der Verlage ist die Anzahl der Neueinsteiger ins Hobby stark gesunken. Auch wenn die Höhe des Gesamtumsatzes durch teurere Zukäufe zahlungskräftiger Altspielern derzeit aufgefüllt werden sollte, ist allein diese sinkende Zahl ein Anzeiger für die Zukunft des klassischen P&P. Auch Verlagszahlen werden das subjektive Erleben mancher Poster nicht ändern. Mehr verschiedene Spielsysteme sagen auch nichts über die Gesamtzahl der Spieler aus, sondern nur, dass ein schrumpfender Kuchen in immer mehr Stückchen geteilt werden muss.

Villeicht war der Titel dieses Threads nicht präzise genug. Ich hätte ihn um den Zusatz erweitern müssen: "Wieso stagniert unser Hobby RPG so stark --unter Neueinsteigern?" Ja, mögen einige draufhauen, brüllt "Nestbeschmutzer, unbewiesen, blödes Geschwätz". Mir gings bei Threaderstellung darum, wieso sich junge Leute immer weniger für dieses Hobby interessieren. Denn dies funktioniert augenscheinlich nicht mehr so selbstständig wie 1985.
 
1985 war Rollenspiel "neu". Das muss man auch bedenken. Das so viele DSA Boxen verkauft worden sind ist schön und gut, die Frage ist doch: Wieviele Leute haben regelmäßig gespielt? Ich war 1985 noch nicht aktiv dabei, also kann ich nur mutmaßen wie's damals war - aber Mitte der 90er, als ich angefangen habe, da war die Menge der Rollenspieler im Schnitt deutlich jünger, aber von der Menge her eher noch weniger als heute.
 
Also als Teen haben bei uns alle Nase lang die Gruppenzusammensetzung gewechselt. Von Prinzip hat jeder meiner Freunde und auch deren Freunde mal mitgespielt. Damals haben bei jeder "neuen" Gruppen neue Char erstelllt, was die Folge hatte, dass man Boxen voll von Midgrad-, D&D- und DSA 1-Char hatte. Die Spieler, die heute auch noch spielen habe ich erst mit 18 oder später gekennen gelernt.
 
Also als Teen haben bei uns alle Nase lang die Gruppenzusammensetzung gewechselt. Von Prinzip hat jeder meiner Freunde und auch deren Freunde mal mitgespielt. Damals haben bei jeder "neuen" Gruppen neue Char erstelllt, was die Folge hatte, dass man Boxen voll von Midgard-, D&D- und DSA 1-Char hatte. Die Spieler, die heute auch noch spielen habe ich erst mit 18 oder später gekennen gelernt.
 
Also als Teen haben bei uns alle Nase lang die Gruppenzusammensetzung gewechselt. Von Prinzip hat jeder meiner Freunde und auch deren Freunde mal mitgespielt. Damals haben bei jeder "neuen" Gruppen neue Char erstelllt, was die Folge hatte, dass man Boxen voll von Midgrad-, D&D- und DSA 1-Char hatte. Die Spieler, die heute auch noch spielen habe ich erst mit 18 oder später gekennen gelernt.


Ja, richtig - das hat unsere gesamte Klasse irgendwann auch. Aber wieviele sind dabei geblieben? Von meiner originären Rollenspielrunde spielt keiner mehr mit mir, obwohl eine ehemalige Mitspielerin auf einem Klassentreffen neulich selig erinnernd feststellte, das sie aufgrund der DSA Runden damals zumindest HALBWEGS kapiert, was ihre Berufsschüler so in ihrer Freizeit mit Magic Karten und World of Warcraft treiben.
 
Wie jemand wahrnimmt, ob das Hobby stagniert, ist eben eine sehr subjektive Wahrnehmung.
  • Wie Fimbul auf Seite 7 begründet hat, empfinden viele Verlage eine Stagnation.
  • Da sich der harte Kern der Altspieler recht beständig treu bleiben, empfinden diese das in ihrem privaten Umfeld anders.
Nicht nur subjektiv, sondern auch anhand ganz anderer Zahlen.

Während dem Rollenspieler vermutlich egal ist, wer was spielt, sondern höchstens wie viele insgesamt spielen, ist für den Verlag nur interessant, wer die gerade aktuelle Edition seines Spiels spielt. Naturgemäß erfolgt aber eine Aufsplittung der Spielerschaft über die Editionen hinweg.
 
Dass konkurrierende Freizeitangebote wie bspw. die Computerspiele locken, wurde schon ausgiebig angeführt. Allerdings meine ich gelesen zu haben, dass gerade klassische Brettspiele in den letzten Jahren erheblichen Zuwachs erlebten. Die im amerikanischen genannten "German-Board-Games" wurden gerade deshalb in Familien so beliebt, da sie alle gemeinsam an einem Tisch versammeln können. Ich las vor einiger Zeit einen super Referat, welche Mechanismen bei der Entwicklung beachtet werden sollten, um von Käufern Akzeptanz zu bekommen. Das war von Wolfgang Kramer, 6-facher Gewinner des Spiel-des-Jahres. Muss mal suchen, wo ich den Link habe.... Wieso greift das jedoch kaum beim P&P?

Kommen wir mal zu den Punkten, inwieweit sich das P&P selbst verändert hat. Eventuell mögen da Gründe schlummern, wieso sich Teens immer weniger diesem Spiel zuwenden. Ich zähl mal auf, was mir ins Auge sticht:
  1. Die Präsentation kam anfangs als kleines Sorglospaket in einer Box, heute wird man von Bücherreihen erschlagen, die ein unbedarfter Neuinteressent nicht werten kann.
  2. Die hochillustrierten Bücher haben bei manchen Systemen zu einer krassen Kostenexplosion geführt (siehe DSA, Midgard...)
  3. Der Anspruch auf Simulation ist teilweise sehr gestiegen, die Menge an Regeln auch. Das führte zu enormer Kompexität. So wurde die Einstiegshürde mancher Systeme erheblich angehoben.
  4. Anfangs waren Rollenspiele recht allgemein in Fantasy oder S-F gegliedert. Heute sehe ich viele spezialisierte Systeme, welche sich einem eingrenzenden Thema verschreiben (Vampire, Werewolf, Dark-Heresy....)
  5. Die Vielfalt der verschiedenen Systeme ist kaum überschaubar, der Konkurrenzdruck enorm. Viele dieser Spiele sind Fanwerk und von recht zweifelhafter Qualität. Dies verwirrt Interessenten.
  6. Viele Systeme kommen unheimlich düster daher. Splatter, Weltuntergang, Wahnsinn, Genozid, Inquisition und Verzweiflung wird bildhaft thematisiert. (Kult, Degenesis, 40k....)
  7. P&P-Spiele werden in kaufmännische Nischenbereiche gedrängt, wie Fantasyläden, Seltenes bei Ebay od. Amazon. Sie sind kaum mehr im Handel des Gelegenheitskunden wahrnehmbar.
 
Dass konkurrierende Freizeitangebote wie bspw. die Computerspiele locken, wurde schon ausgiebig angeführt. Allerdings meine ich gelesen zu haben, dass gerade klassische Brettspiele in den letzten Jahren erheblichen Zuwachs erlebten.
Ja, der Markt für German Boardgames wächst drüben. Trotzdem ist im großen Spielebereich drüber der Spielzeugbereich noch sehr viel größer als der für (Gesellschafts)Spiele. Also im Vergleich zu uns.

Ich las vor einiger Zeit einen super Referat, welche Mechanismen bei der Entwicklung beachtet werden sollten, um von Käufern Akzeptanz zu bekommen. Das war von Wolfgang Kramer, 6-facher Gewinner des Spiel-des-Jahres. Muss mal suchen, wo ich den Link habe?
Würd mich auch interessieren, wobei ich da nicht allzu viel erwarte. Ich halte aber auch die "Kramerleiste" nicht für so ne große Innovation. ;)
 
Kommen wir mal zu den Punkten, inwieweit sich das P&P selbst verändert hat. Eventuell mögen da Gründe schlummern, wieso sich Teens immer weniger diesem Spiel zuwenden. Ich zähl mal auf, was mir ins Auge sticht:
  1. Die Präsentation kam anfangs als kleines Sorglospaket in einer Box, heute wird man von Bücherreihen erschlagen, die ein unbedarfter Neuinteressent nicht werten kann.
  2. Die hochillustrierten Bücher haben bei manchen Systemen zu einer krassen Kostenexplosion geführt (siehe DSA, Midgard...)
  3. Der Anspruch auf Simulation ist teilweise sehr gestiegen, die Menge an Regeln auch. Das führte zu enormer Kompexität. So wurde die Einstiegshürde mancher Systeme erheblich angehoben.
  4. Anfangs waren Rollenspiele recht allgemein in Fantasy oder S-F gegliedert. Heute sehe ich viele spezialisierte Systeme, welche sich einem eingrenzenden Thema verschreiben (Vampire, Werewolf, Dark-Heresy....)
  5. Die Vielfalt der verschiedenen Systeme ist kaum überschaubar, der Konkurrenzdruck enorm. Viele dieser Spiele sind Fanwerk und von recht zweifelhafter Qualität. Dies verwirrt Interessenten.
  6. Viele Systeme kommen unheimlich düster daher. Splatter, Weltuntergang, Wahnsinn, Genozid, Inquisition und Verzweiflung wird bildhaft thematisiert. (Kult, Degenesis, 40k....)
  7. P&P-Spiele werden in kaufmännische Nischenbereiche gedrängt, wie Fantasyläden, Seltenes bei Ebay od. Amazon. Sie sind kaum mehr im Handel des Gelegenheitskunden wahrnehmbar.
Wir sind uns hier ja trotz aller Punkte ziemlich einig, dass pen&paper Rollenspiel ne verdammt geile Sache ist.

Warum also konnte es sich nicht so verbreiten?

Ich habe die leise Vermutung ;) , dass das was mit seiner Gebrauchstauglichkeit zu tun hat. Accessibility und Usabilty sind fürn Arsch beim pen&paper!
 
Vlt können viele heute mit Harcopies, sprich Papier, nicht mehr viel anfangen, geschweige denn wissen, was ein Buch - die älteren von Euch werden sich vlt. noch dran erinnern - ist und wie man es benutzt? :( ;)
 
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