Brainstorming Wieso stagniert unser Hobby RPG so stark?

Beruhigt euch mal wieder, bitte. Ich habe schlicht und ergreifend festgestellt, welche Probleme individuell zu Tage treten können, wenn man sich gesellschaftlich isoliert und seine Freizeit damit verbringt, sich das Leben von Computerspielfiguren abseits von Video Spielen vorzustellen. Und das habe ich ganz explizit auf Boyscouts vorangegangene Frage bezogen.

Ihr könnt mir gerne erklären, inwiefern solch eine Isolation unbedenklich ist und wo ich geschrieben habe, dass eine solche Gefahr ausschließlich oder immer bei Computerspielen auftritt und wo genau der Aufruf zur Bewaffnung mit Heugabeln und Fackeln steht, gegen den sich hier gerade so losgerissen von der eigentlichen Aussage echauffiert wird. War gar nicht meine Absicht, mache ich sonst auch nicht und streiche ich gerne aus oder formuliere ich um, wenn ihr mir 'nen Wink gebt.

Wenn ich auf die Frage, was einen davon abhalten könnte, sich das Leben eines Videospiel Protagonisten losgelöst vom Spiel auszumalen, "soziale Kontakte" antworte, dann mag das ja durchaus schnippisch sein und war auch so gemeint. Das jetzt derartig verallgemeinernd aufzublasen ist aber unnötig. Das alle Video Spieler Sozialkrüppel sind, hat niemand behauptet. Damit würde ich mir selbst ebenfalls an den Karren fahren. Und wenn ihr unbedingt mit Wachsmalern Bilder vo den Abenteuern eurer Videospielhelden malen wollt, dann macht das doch einfach. :D
 
Darum ging es bei BoyScout einfach nicht.
Und deine Anwort war leider nicht nur an der Frage vorbei, sie war auch recht plump.
Und wurde dann noch verteidigt.

Das ist es zumindest, was bei mir den Widerwillen ausgelöst hat.
Besonders, weil ich ja nun weiß, dass du es eigentlich besser kannst.
 
Hilft ja alles nichts, wenn das was dabei rauskommt langweiliger Murks ist. Freiheit ist nicht "per se" etwas tolles. Die Frage ist was man daraus macht.
Ja, sehe ich genauso. Deswegen spiele ich auch sehr gerne PC-Spiele, die fehlende Freiheit damit mehr als kompensieren, dass ich mir sicher sein kann, dass ich nicht mit Leuten zusammen spielen muss, die nen stimmungstötenden Hühnertanz veranstalten, sondern ich stattdessen eine durchgeplante Welt bekomme, wo alle Alternativen, die mir zur Verfügung stehen schön durchdacht sind.

Toll das man im P&P alles machen kann. Die Erfahrung zeigt, dass man das eigentlich niemals tut. Keiner tanzt einfach so Tango mit einem Huhn auf dem Kopf (warum auch?) und keiner verlässt einfach mal die Kampagnenkarte, weil er jetzt keinen Lust mehr auf das Besiegen des dunklen Lords hat. Es ist eine hohle Phrase wenn man diese Freiheit preist. Und kein Grund sich auf ein Ross zu setzen und auf die Computerspieler so herab zu sehen wie es manche Leute hier immer wieder tun.
Den Hühnertanz habe ich mir vor allem deswegen überlegt, weil ich befürchtet hatte, dass man mir bei jedem weniger unsinnigen Beispiel ein Spiel nennen würde, wo eben in einer einzelnen Situation tatsächlich die Option besteht
"sich mit dem Feind zu verbünden"
"einem Kampf aus dem Weg zu gehen"
"eine Waffe zu improvisieren"

Meine Aussage aber bezieht sich darauf, dass man im P&P JEDEM Kampf aus dem Weg gehen kann, wenn man nicht gerade attackiert wird.
Man kann sich mit JEDEM zumindest versuchen zu verbünden und man kann IMMER JEDEN Gegenstand als Waffe benutzen...

DAS sind tatsächlich Freiheiten, die allein schon in Kampfsituationen sehr oft relevant werden können. In sozialen Situationen wird das ganze noch viel deutlicher, weil Gespräche mit K.I. (und somit allen NSCs) grundsätzlich weniger Optionen bieten als echte Gespräche mit einem menschlichen SL.

Ob das alles zu einem besseren Spielerlebnis und mehr Spaß führt... dazu wollte ich garnichts sagen. Hat beides Vor- und Nachteile.
 
Kommt schon mal vor. Deswegen wiederhole ich ja immer alles.

Das Probleme auftreten "können" gilt im Grunde immer, ist ein Totschlagargument. Wenn sich jemand Geschichten für seinen PC-Avatar ausdenkt, ist das erstmal seine Sache und kein Grund, es ihm zu verbieten, nur weil Probleme auftreten könnten. Und dasselbe gilt natürlich auch für P&P.
Aber das war ja gar nicht das Thema. Denn das Thema war ja Konsequenzen P&P vs. CRPG. Das ist imho im P&P oft auch Schein. Konsequenz bedeutet für mich eine zwingende Folgerung. Diese sind im P&P ausserhalb der Regeln (an die man schneller gelangt, als man Würfeldrehen sagen kann) meistens ja eben gerade nicht zwingend, sondern vom Gusto der Spielrunde abhängig. Mit anderen Worten: dieselbe Handlung unter denselben Bedingungen kann zweimal ganz unterschiedliche Folgen haben. Das würde ich nicht als konsequent bezeichnen. Umgekehrt sind die Konsequenzen in Computerspielen zurzeit noch eingeschränkt, aber diese funktionieren zumindest immer nach denselben Regeln, sind also wirklich konsequent.
Also wo hat man jetzt Konsequenzen?

aber das Ganze hängt, wie gesagt, davon ab, wie man Konsequenz überhaupt auslegt.


Schlussendlich wird sich m.E. das Rollenspiel und das Computerspiel ohnehin verbinden zu etwas ganz tollem Neuen, ob das den Spaltern nun gefällt oder nicht.
 
Zur Vereinsamung:

Wer ernsthaft und kompetitiv MMO spielen will der MUSS schon fast in eine Gruppe gleichgesinnter.

Da ist TeamSpeak und regelmaessiges Erscheinen bei Trainings ein Muss. Gegenseitige Unterstuetzung und sich weiterhelfen sowie Nachwuchsanwerbung werden meist auch noch vorausgesetzt.

Das hat wenig mit Casual Gaming zu tun. Regelmaessig bei Erscheinen von neuen Contents werden ganze Wochenenden gemeinsam (manchmal raeumlich getrennt, manchmal gar zusammen, Duh!) oder gar Urlaube geopfert um das GameOver immer wieder zu erreichen.

Da wird, manchmal zumindest, MEHR Begeisterung und Ausdauer gefordert als das P&P RPG je tun. Mit dem Pluspunkt das man das mit anderen Mitspielern macht und, wenn man das in einem Clan/Verein macht dann ergeben sich daraus dann positive soziale Aspekte. Halt mit der Gefahr des Peer-Group Drucks das man sich mehr vereinnahmen laesst als man eigentlich wollte.
 
@Boy Scout

Auch in der Realität kann ein und die selbe Handlung zu vollkommen verschiedenen Konsequenzen führen. Also wo ist das Problem? Der Unterschied ist eben das es im CRPG weniger Möglichkeiten gibt und noch weniger Konsequenzen während man im P&P praktisch alles machen kann was der inneren Logik der Welt nicht widerspricht und auch immer Konsequenzen haben kann.
Ich kann gar nicht nachvollziehen wie man diese STÄRKE des P&P wegreden will.

Übrigens ist die vermeintliche Willkür eines Spielleiter oder der Spieler wesentlich realer als die Scripten eines Computerspiels die immer wieder zum selben Ergebnis führen. Denn die Realität ist nun mal kein mathematisches Programm wo jede Handlung zur selben kausalen Reaktion führt. Zwar gibt es immer den kausalen Zusammenhang der kann aber das eine mal das eine sein und das andere mal das andere.

Im übrigen will ich nix spalten sondern eher darauf hinweisen was ein P&P im Gegensatz zu einem Computerspiel leisten kann. Und dies mach ich sicher nicht um Videospiele abzuwerten weil ich spiele selber gerne Videospiele. Aber für mich leisten diese zwei Medien vollkommen verschiedene Dinge. Videospiele sind schnell und ich kann sie alleine spielen, sie benötigen auch keine lange Vorbereitung aber ich kann niemals nie aus den Vorgaben des Videospiels ausbrechen. Und deshalb denk ich mir bei jedem Videospiel das mich voll in seinen Bann zieht das ich dafür ein P&P brauch weil ich damit eben den rahmen sprengen kann und die Videospielwelt (mit viel Phantasie) aufbrechen kann. Was sonst sollte auch der Grund sein das sich auch viele Spieler hier von dem ein oder anderem Videospielsetting eine P&P-Version wünschen wenn es nicht diese Freiheit ist die ein Videospiel (noch nicht) leisten kann?
 
Was sonst sollte auch der Grund sein das sich auch viele Spieler hier von dem ein oder anderem Videospielsetting eine P&P-Version wünschen wenn es nicht diese Freiheit ist die ein Videospiel (noch nicht) leisten kann?


Die wirkliche "Freiheit" des P&P Rollenspiels findet auf einer anderen Ebene statt und ist IMHO der beste Werbepunkt für P&P.

Spiele ich Baldur's Gate auf dem PC kann ich NUR die Ereignisse um die Bhaalkinder nachspielen. Spiele ich AD&D, kann ich hingegen jedes beliebige Abenteuer aus meiner Phantasie erspinnen. Da limitiert mich der PC wirklich - es gibt das Abenteuer und eben nur das eine Abenteuer. Innerhalb dieses Abenteuers kann man mit der Freiheit schon ganz gut an P&P Spiele rankommen, aber das Pen and Paper ist beliebig erweiterbar. Unendliche Welten, unendliche Herausforderungen.

Wenn ich morgen Skyrim durchgespielt habe, dann bin ich am Ende. Wenn ich morgen die Phileasson Saga durchgespielt habe - tja, dann trennt mich 1 Stunde Aufwand von einem neuen Abenteuer.
 
Es sei den man ist entweder begabt selbst etwas zu modden oder kennt Leute die gerne Mods erstellen?
Klappt jetzt nicht bei jedem PC Spiel, aber einige bieten das doch an.
 
Innerhalb dieses Abenteuers kann man mit der Freiheit schon ganz gut an P&P Spiele rankommen, ....

Ist natürlich nur eine Vermutung von mir aber wenn du das wirklich so siehst dann hab ich das Gefühl das du eher die Railroading-Version (wertfrei) von P&P spielst. Anders kann ich mir diese Sichtweise nicht erklären weil ich da GAAAAANZ andere Erfahrungen mache. Das was ich und meine Freunde im P&P so treiben und spielen das könnte kein Videospiel leisten. Ein Videospiel hat immer abgesteckte Grenzen und Möglichkeiten ein P&P nicht. Vielleicht noch mehr Beispiele: In einem Videospiel existieren manche Häuser nur äußerlich aber sonst nix. Es gibt keine Schlüssel, es hilft kein Schlösser Knacken, das Haus existiert einfach nicht wirklich. Selbst in einen gerailroadeten Plotspiel ist es im P&P möglich den Plot zu sprengen oder daraus auszubrechen in einem Videospiel ist das nicht möglich. Aber es geht nicht darum das man wirklich ausbrechen muss sondern nur um die Möglichkeit. Zu wissen das ich den Plot nicht spielen muss, zu wissen das ich eine Apotheke eröffnen kann wenn ich will, das Wissen das ich in andere Länder reisen kann wenn ich will, das Wissen das ich das Spiel in verschiedene Richtungen treiben kann, das Spieler die kreativsten Lösungswege entwickeln, all das gibt einfach das Gefühl von Freiheit. Und dieses Gefühl erzeugt mehr Immersion als für mich jedes Videospiel könnte.

P&P ist massive Interaktion, aus den Handlungen von Spielern können dutzende neue Plots entstehen, manche vielleicht interessanter als der Grundplot den sich der Spielleiter ausgedacht hat. Neue Wege und Möglichkeiten eröffnen sich mit jeder neuen Sitzung, das alles geht so schnell das ich als Spielleiter ständig improvisieren muss, immer neue NSCs, neue Reaktionen. Sowas verselbstständig sich ganz schnell.
 
Ein Rollenspielabend zieht den Großteil des Erinnerungswertes aus dem sozialen Miteinander der Spielteilnehmer.

Zumindest bei uns ist das so.
 
Umm. Ein Mod ist ungemein aufwendiger als sich ein popeliges P&P Abenteuer aus den Fingern zu saugen.

Einige Scripting-Engines machen das Erstellen neuer Szenarien leichter (zum Beispiel bei Neverwinter Nights), sobald man aber den Dialogbereich der NSCs verlaesst wird es wirklich aufwendig ausser man verwendet fertige Versatzstuecke.

Die Gestaltung der Umgebung ist mit am aufwendigsten.
 
Chrisael schrieb:
Auch in der Realität kann ein und die selbe Handlung zu vollkommen verschiedenen Konsequenzen führen. Also wo ist das Problem?
Jein. Wenn (WENN!) du die Parameter kennst, dann kannst du eine Wahrscheinlichkeit für so ziemlich jedes Ereignis bestimmen, die Ergebnisse sind abhängig von der Genauigkeit schon vorhersagbar. Und doch, das ist Mathematik.
Davon ab wirken diese Parameter ja unabhängig.
Die Spielwelt hingegen reagiert ja entsprechend des SL (in den meisten Fällen) und nicht aus sich selbst heraus (wie es in einem konsequenten Fall wäre).
Klingt zwar wie Nörgeln auf einem anderen Niveau, aber es zeigt eben auch, dass das Wohl und Wehe der Spielrunde zu einem Großteil von diesen Absprachen (oder meist ein SL) abhängt und nicht von der Qualität des sogenannten Systems. Aus dem Grunde können Rollenspieler mit einem ... Ding wie DSA4 ja überhaupt nur spielen.

Was das mit der Stagnation zu tun hat? Es wird an der falschen Stelle gebastelt.
 
Was das mit der Stagnation zu tun hat? Es wird an der falschen Stelle gebastelt.
Um es mal provokant zu sagen:

Was hat noch mal das Trägermedium genau mit dem Inhalt zu tun?

Sagen wir nicht nur pen&paper Rollenspiel, weil wir es nur auf diesem Trägermedium kennen bzw. schätzen?

Verbauen wir uns mit Weiterentwicklungen des pen&paper-Rollenspiels nicht eigentlich eine Weiterentwicklung des Rollenspiels?
Stichwort: Medienkonvergenz.

Müsste es nicht eigentlich unser Bestreben sein die Vorzüge des pen&paper-Rollenspiels vom pen&paper zu isolieren und umzustrukturieren? Eben damit dieses Rollenspiel eine bessere Zukunft hat?

Müssten wir dies nicht tun, wenn uns die Stagnation dieses Themas schmerzt? Schließlich impliziert dieses Thema, dass man doch mit etwas nicht zufrieden ist. Will man also eine Veränderung - eine Entwicklung - herbeiführen, dann reicht es eben vielleicht nicht das Alte weiterzupflegen und zu tradieren.
 
Oh, spielen wir wieder Bullshit-Bingo? Gibt es gleich zwei Punkte für die Medienkovergenz oder nur einen und war es hart nicht auch noch mit Transmedia anzufangen?

Hinsichtlich Pen & Paper Rollenspiel - da wenn man es nicht nur fett sondern auch richtig schreibt wirkt es gleich eindrucksvoller - so bezieht es sich nicht auf das Trägermedium sondern die Spielweise.
Daher wurde bisher das Pen & Paper Rollenspiel bisher gegenüber Foren, Google+, Skype oder andere multimediale Computer Plattformen nicht abgegrenzt. Auch finden neue Technologien, wie der Einsatz von Campaign-Tools, Soundtables, PDF, eBooks und der gleichen mehr rege Anwendung.
Die Medienkonvergenz ist daher bereits umfangreich gegeben.

Das heißt man muss sich nicht auf ein konzeptionell gänzlich anderes Feld begeben.
Wenn man einen Apfel hat und sieht das es eine Birne gibt, ist es keine Weiterentwicklung aus dem Apfel eine bessere Birne machen zu wollen. Es verfehlt das Konzept Apfel.

Hm, mal schauen.
Bullshit-Bingo: Check.
Fettschreibung: check.
Stating the obvious: check
Wikipedia Link,... Äpfel mit Birnen vergleichen
 
Was die Spieler raus machen steht für mich hier erstmal auf einem ganz anderen Blatt.
Pen&paper Rollenspiele werden nach wie vor als Buch (das beinhaltet pdf) veröffentlicht oder ausnahmsweise noch in Spiel-Tarnung geduldet.

Ich stelle daher nur die Frage, ob man bei der Weiterentwicklung von pen&paper nicht mal das Trägermedium anzweifeln sollte.

Denn eine "pen&paper hui und digital pfui"-Einstellung ist in meinen Augen nicht zielführend.

Das hättest du aus meinem Beitrag übrigens leicht erkennen können, aber so ist das halt mit den Beißreflexen.

Ich würde daher aus den alten Äpfeln lieber nen neuen Apfel machen. (Von mir aus auch gerne nen trendy angebissenen mit ganz viel Acssibility und Usability.)
 
Erneut nichts weiter als heiße Pseudo-Marketing Lust die möchtegern revoluzzend aufgeblasen wird. :rolleyes:
Mit der üblichen Strategie jegliche Inhalte zu vermeiden.

Denn eine "pen&paper hui und digital pfui"-Einstellung ist in meinen Augen nicht zielführend.
Ich finde die Einstellung Bullshit-Bingo zu spielen nicht zielführend.
Außer der 'Lasst uns Texte abschaffen!!1! lolwut transmeldiale medienkonvergenz haha" hast du bisher nichts gebracht und bist dem Argument das prägende Konzept beizubehalten durch gekonnte Ignoranz ausgewichen.

Jetzt einmal abgesehen davon das du das Konzept der medienkonvergenz scheinbar trotz Wikipedia Artikel net verstanden hast. Ein Buch von der gedruckten Papierfassung auf ein PDF oder eBook zu transferieren ist ein ziemlich klassischer Fall von Medienkonvergenz. Die Rundenplanung anstelle mittels Stift und Papier per (Online) PC-Anwendung zu vollziehen ebenso. Eine Spielrunde die bis dahin Vorort stattfand über das Internet zu gestalten dürfte ein Fall von Medienkonvergenz sein.

Ansonsten, wenn du magst das ich deinen Beitrag ernstnehme, lass das Schlagwort gewi... die Schlagwort Masturbation, setze die Schlagwörter richtig ein und vorallem bringe etwas von Substanz.

Ich mein schön wenn du das Wort als Medium (sei's im Buch oder PDF) komplett verneinst (mit anzweifeln hat es ja nichts zu tun) aber wie wäre es dann mit etwas Butter bei die Fische? Ansonsten ist es doch nur eine aufmerksamkeitsheischende Spinnerei.
 
Nochmal zum "Sozial vs. PC"-Thema:

Vielleicht würde die Kommunikation der Attraktivität von PC-Spielen auch und gerade als soziale Aktivitäten auch ein wenig besser funktionieren, wenn nicht jedesmal zahlreiche Vertreter von uns Gamern direkt mit Schaum vorm Maul aus dem Gebüsch springen, wann immer jemand ein kritisches Wort über PC-Spiele verliert.

Jemand macht sich Sorgen, dass man beim Lesen vereinsamt - kann passieren, das kann ich als Leser ab.
Jemand macht sich Sorgen, dass man vor lauter Fernsehen zu nichts kommt - ist möglich, achte ich drauf.
Jemand merkt an, dass man sich am PC indirekter sozial betätigt - ja, is doch so, ist mir bewusst.

Wenn man sich auf so eine kritische Anmerkung einfach mal wie ein Erwachsener verhalten würde, statt wie ein Junkie dem man seinen Stoff wegnehmen will, dann würden die Leute uns auch glauben, dass man begeisterter Gamer sein kann, ohne dabei gleichzeitig ein verantwortungsloser Irrer sein zu müssen, der kurz davor steht vor seinem PC dehydriert zusammen zu brechen.

Also, Leute:
Alle mal nen Schluck trinken und frische Luft schnappen - und dann mal wieder runter kommen.
 
Och. Ich habe mal einen (überragenden - versteht sich) Artikel zur Medienkonvergenz geschrieben. (Auf Wikipedia ist eben kein Verlass mehr, die Plattform steckt in einem Dilemma: Je mehr es sich als verlässliche lexikalische Quelle bewährt, desto geringer wird das Bedürfnis der "Autoren" dort tätig zu sein.)

Medienkonvergenz ist ein häufig fallendes Stichwort und gehört hier in unserem Rahmen zu den Grundlagen. Denn durch die Annäherung und das Zusammenwachsen von Medien, ergeben sich ganz neue Nutzungsformen, die die Inhalte der Medien nachhaltig beeinflussen.

Aber fangen wir vorne an. Ein Medium ist der jeweilige Träger, der als Vermittler von Informationen und Inhalten zum Einsatz kommt. Es ist die (etablierte) "technische" Plattform.
Interessant ist in dem Zusammenhang, dass technische Entwicklungen im Prinzip divergierend (auseinander strebend) sind, hier aber konvergierend (zueinander strebend) wirken.

Die Plattformen haben ihre eigene weitestgehend uniforme Darreichungsstruktur ihrer Inhalte entwickelt. Alleine schon das Verschwimmen der Grenzen aus der Struktur der Darreichung kann interessante Mischungen entstehen lassen, die ihre eigenen Existenzberechtigungen haben.
So entstanden zum Beispiel durch das Mischen von Spiel und Buch die (Abenteuer)Spielbücher. Das Medium (Buch) als Darreichungsform blieb erhalten, die Strukur der Nutzung änderte sich aber.
Bei der Mischung von auditiven Medien mit dem Buch zum Hörbuch wurde dagegen die Darreichungsform (Tonträger) entscheidend geändert. Die Struktur der Nutzung änderte sich allerdings in der Regel nicht zwangsweise oder nicht maßgeblich.

Jüngere technische Innovationen (eBook-Reader, Tablet, Smartphone) begünstigen die Medienkonvergenz. Wieder im Hinblick auf das Buch beispielsweise durch das Einbetten multimedialer Inhalte.
Über die eigentliche Medienkonvergenz aus Buch und Multimedia hinaus ergeben sich weitere Möglichkeiten:
* Nichtlinearität: Ein physisches Buch beginnt man auf Seite 1 und beendet es auf der letzten Seite. Elektronische Plattformen können diese Einschränkung aufheben und zum Beispiel mehrere Enden vorhalten.
* Interaktivität: Handlen und Beeinflussen sind zwei maßgebliche Aspekte der autonomen Individuation. Dafür zur Verfügung gestellter Raum kann die Identifikation mit dem Medium deutlich stärken.
* Nutzen der Echtzeit: Zufallsereignisse sind möglich.
* Social Reading: Die Leseerfahrung kann in sozialen Netzwerken geteilt und diskutiert werden. Das betrifft inhaltliche als auch quantitative Aspekte und stellt sie in den Kontext der sozialen Gruppenerfahrung (-> Communitybildung).

(Neue Möglichkeiten in Belangen wie Herstellung und Vertrieb möchte ich hier gar nicht mal breit ausführen.)

Alles aber unter dem Nachteil, dass das Vorhandensein des Geräts als Einstiegshürde existiert. Durch die Verbreitung von Smartphones wird dies aber schon erheblich relativiert.
Andere individuell unterschiedlich aufgefasste Nachteile bleiben: fehlende sensorische, ja sogar olfaktorische Wahrnehmung wird beklagt; das Medium liegt zudem nicht in physischer Form vor, was allein schon im Hinblick auf Wiederverkauf ganz praktische Auswirkungen hat. Das eigentliche Werk mutiert hier mehr zum Erwerb einer Nutzungslizenz (was im Hinblick auf den Inhalt übrigens rein rechtlich auch beim Buch schon der Fall war).

Die Medienkonvergenz bietet einige Chancen. Beinhaltet aber auch Risiken. Sie rüttelt heftig am Markt und die Bestrebungen einiger weniger Großkonzerne in diesem Bereich marktführerisch tätig zu werden sind definitiv kritisch zu betrachten.
Im Sinne des Lesen als Erlebnis einer Story sehe ich aber deutliche Vorteile, die es zu erschließen gilt und daraus resultierend sollte die Identifikation und das Commitment mit diesen Werken communitystiftend zu nutzen sein. Was wiederum die Verbreitung der Werke begünstigt.

Tendenziell sehe ich für die Zukunft eine Dosierung des Lesekonsums in kleineren Einheiten, dafür aber das Potenzial zu intensiverem Lesekonsum. Und "Lesen" wird dabei ein breiterer Begriff eben hin zum Erlebnis einer Story.

Im übrigen mag ich solche theoretischen Auseinandersetzungen mit solchen Themen und finde die ganz und gar nicht inhaltslos! Ganz im Gegnteil empfinde ich sie als Synapsenkitzler für eben weitere Beiträge, Ideen und Ausarbeitungen der Leser. Vorkauen kann ja nicht alles sein.
Auch wenn ich mich von gemeinsamen Überlegungen gar nicht ausschließen will. Genau genommen mag ich ja dafür die Umgebung von Communityforen so gern.
 
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