Verlage/Händler Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Zornhau

Freßt NAPALM!
Registriert
18. März 2004
Beiträge
16.192
Im Rahmen der für manche recht aufwühlenden Entwicklungen der letzten Tage und angeregt durch die Diskussionen beim Hofrat in dessen Haus-und-Hof-Forum, hatte mich dort ein Beitrag übermannt, den ich hier mal als Diskussionseinstieg und zum bequemeren Bezugnehmen wiederholen möchte.

--------------------------------

Ein Foren-Mitglied aus des Hofrats-Forum schrieb:
... was ist zur Zeit eigentlich los?

Das Hobby wird umstrukturiert, ganz klar.
Pen&Paper ist tot.

Die Computerrollenspieler stechen rein zahlenmäßig (und auch zahlungskraftmäßig) die überkommenen Pen&Paper-Präsenz-Rollenspieler aus.

Was daneben noch geht sind Spiele, bei denen man sich nicht durch 400 Seiten Regeln, sondern durch 4 Seiten Regeln lesen muß - Karten- bzw. Brettspiele.

Und wenn dann die schlauen Theorievertreter hierzulande auch stets davon predigen, daß Rollenspiel, welches sich an der Regelfestigkeit von Brett- und Computerspielen orientiert, das bessere Rollenspiel sei, dann kann man so langsam den Trend erkennen.

  • Tabletop-Miniaturenspiel mit harten Regeln (Kein Rollenspiel, aber wie Brettspiele mit hoher Regelfestigkeit für alle Spielenden)
  • Pen&Paper-Rollenspiel mit hoher Flexibilität für alle Spielenden (Spieler wie Spielleiter)
  • Brettspiele mit gegenüber dem Pen&Paper-Rollenspiel in jeder Hinsicht eingeschränkter Flexibilität (Konzentration ausschließlich auf den Anteil, der vor dem Rollenspiel von Tabletops abgedeckt wurde: Ausschließlich Kampfszenen ohne Handlung der Charaktere)
  • Computer-Rollenspiele der ersten Generationen mit gegenüber dem Pen&Paper-Rollenspiel in jeder Hinsicht genauso wie bei Brettspielen eingeschränkter Flexibilität (DIE Railroading-Konserve schlechthin, die eine Klopperei an die nächste reiht.)
  • Computer-Rollenspiele der späteren Generationen mit starker Community-Komponente (ansonsten zwar kein Fortschritt an der Spielidee gegenüber den alten Computerrollenspielen, aber durch die Online-Gemeinschaften hohes Bindungspotential für die Spieler, und das ohne die bei Pen&Paper notwendige persönliche Anwesenheit)
  • Brettspiele, bei denen über das Spielmaterial auch Stimmungstexte vermittelt werden (Konzentration immer noch auf reines Monster-Kloppen, Schätze horten, Stärker werden, aber alles mit ein wenig stimmungsvollen Fantasytexten auf den Karten oder anderen Spielelementen)
  • Foren-Rollenspiele, Online-Rollenspiele, Chat-Rollenspiele erlauben ohne physische Anwesenheit gemeinsam zu spielen (für manche Spielstile sind diese auf umfangreiche Stimmungstexte ausgerichteten, meist zufallslosen Spielformen die geeignetere Form als die Pen&Paper&Dice-Form)
  • Rollenspiele, die im Pen&Paper-Format dieselben Einschränkungen und Eigenschaften wie Computerspiele und Brettspiele haben (Hohe Regelfestigkeit auf Kosten eingeschränkter Rollenspiel-Möglichkeiten; die brettspielartigen Spielinhalte werden hier auch nur mit ein wenig "Farbe" auf die Spielwelt-Stimmung aufgehübscht, sind aber grundsätzlich ebenso unnötig das Spielziel zu erreichen, wie bei den Brettspielen mit Stimmungstexten)
Was kommt als nächstes?

Pen&Paper-Rollenspiele, bei denen man physisch an einem Ort anwesend sein muß, werden mehr und mehr ein Exot unter den eh schon exotischen Intensiv-Spielern (Computer/Brett/Karten/.. - Spiele zusammengenommen) sein, als sie es jetzt schon sind.
Computer-ONLINE-Rollenspiele haben jetzt schon den alten Pen&Paper-Rollenspielen den Rang abgelaufen und bieten AUCH die sozialen Komponenten, die viele sogar mehr schätzen, als die an sich in den 70ern festgefahrenen Klopp-Metzel-Nimm-den-Schatz-"Questen", um die es bei diesen Computerrollenspielen vordergründig immer noch geht.
Die erhöhte Akzeptanz für Fantasy-Themen (durch Herr der Ringe, Harry Potter, Narnia, etc. ) führt dazu, daß die Kartenspiele (Blue Moon als NICHT-SAMMEL-Kartenspiel sei hier mal genannt) und die Brettspiele (Runebound, aber auch WoW-Brettspiel, u.a.m.) mehr und mehr "Stimmungstexte" in einer Qualität aufweisen, die so manch einem Pen&Paper-Rollenspiel gut stünde - aber ohne irgendeinen der Spieler zum Pen&Paper-Rollenspiel zu bringen.

Pen&Paper ist nicht tot, aber es siecht dahin, weil es allein in den angebotenen Richtungen, die Pen&Paper an Spielweisen unterstützen kann, massig Konkurrenz in Form von Kartenspielen, Brettspielen, und - vor allem - Computerspielen gibt.

Ähnlich, wie heute auch kaum einer mehr CoSims spielt. - Nur noch alte Leute, die sich noch an Hex-Karten, an Die-Cut-Counters und dergleichen erinnern können. Der Rest der Welt, der sich für solche Spiele interessiert, hat schon LANGE zum Computer gewechselt.

Neue Pen&Paper-Rollenspiele können heutzutage mit lächerlich geringem Aufwand von jedem, der sich ein Texterstellungsprogramm angelernt hat, in einer Form entwickelt werden, die an professionellem Äußeren den kommerziellen Produkten der 70er, 80er und auch bei manchen Verlagen bis heute(!) überlegen sind. Inhaltlich haben diese meist ebensowenig neue Ideen zu bieten, wie die mit teuerer Illustrations-Artillerie auftretenden kommerziellen Neu-Produkte. - Das ist ein Vorteil: alles ist plötzlich so "demokratisch". JEDER ist ein AUTOR. JEDER ist ein KÜNSTLER. Und JEDER Text und JEDES Kunstwerk ist GLEICH DÜRFTIG. - Die wirklich guten Dinge, sind - wie stets - selten und schlecht zu finden.

Computerrollenspiele, insbesondere natürlich die Online-Rollenspiele, erfordern auch nicht mehr den massiven Aufwand seitens der technischen Infrastruktur, doch LEBEN sie von der OPTIK. Das heißt, daß jemand der das Optische "lecker" genug hinbekommt, schon auf weit bessere Akzeptanz hoffen darf, als dies bei mieser Optik aber dafür ausgeklügelter "Business-Logik" des Programms der Fall wäre. - Wo gehen denn DIE KÜNSTLER aus der Pen&Paper-Ecke hin? Dahin, wo die CoSim-Entwickler schon lange gegangen sind: in die Computerspiele-Industrie. Dort herrscht ein enormer BEDARF an Schaffenden für neue Spiele, die einen ungesättigten Markt befriedigen sollen.

Wenn der Pen&Paper-Rollenspiel-Markt auch nur ein Zehntel des HUNGERS des Computerrollenspielmarktes hätte, dann würden sich längst nicht so viele kleine und auch große Spieleverlage verabschieden.

Dabei bedient der Computerrollenspielmarkt DIE WELT! - Internationalisierte Benutzerführung und Anleitungen sind NORMAL. ALLES wird übersetzt. Und zwar SCHNELL, weil man ja SCHNELL mit dem Zeug Geld verdienen muß, bevor es ein anderer tut.

Bei Pen&Paper-Rollenspielen wird KAUM etwas übersetzt. Rollenspiele finden in Buchform statt. Selbst neue Vertriebswege wie PDF-Ausgaben zum schnellen Download, sofort nach Erscheinen, statt wochenlang auf Verfügbarkeit in den schnarchigen deutschen Läden zu warten, bieten NUR ENGLISCHE Ausgaben der allermeisten Rollenspielprodukte. - Übersetzen ist teuer, aufwendig, und es haben viele Lizenzgeber mit ihren (deutschen) Partnern SCHLECHTE ERFAHRUNGEN gemacht. Diese haben vornehmlich die Lizenznehmer zu verantworten, da manche sich verdammt blauäugig auf ein Übersetzungsunterfangen eingelassen haben, nur um sich selbst als Übersetzer ständig irgendwo erwähnt zu sehen. Dieses Selbstdarstellertum sorgt natürlich dafür, daß diese Unterfangen wirtschaftlich in den allermeisten Fällen im Roten bleiben.

Beim Computerrollenspielmarkt haben DIE HERSTELLER ein INTERESSE an den Übersetzungen. Sie WOLLEN die unterschiedlichen Sprachzonen (mit mieser Akzeptanz fremdsprachlicher Inhalte - wie eben Deutschland) als Absatzregionen gewinnen und halten. - Das sind dann nicht irgendwelche Fans, die ihr Lieblingsrollenspiel mit ein wenig "Spielgeld" von der Erbtante mal übersetzen wollen, sondern da steckt einiges an Investition dahinter, die sich aber durch und durch rechnet.

Auf dem Brettspiel-Sektor hat sich in Deutschland eine QUER DURCH ALLE ALTERSSCHICHTEN gut bestückte Käuferschar herausgebildet, die gewohnt ist, BESTE QUALITÄT an Spielmitteln, verständliche Anleitungen, die man in 30 Minuten lesen und dann sofort losspielen kann, und einen steten Strom an Erweiterungen und Zusätzen und Genre-Variationen der beliebtesten Spielsysteme (gerade Siedler von Catan MUSS man da nennen, egal ob man es mag oder nicht - das ist eine INTERNATIONALE ERFOLGSSTORY!), zu bekommen. - Damit können die paar deutschen Rollenspielprodukte, die sich etwas professioneller geben (hier meine ich NICHT die Übersetzungen), eh nicht mithalten. Und international? - The Dark Eye, Engel, was noch? Arcane Codex hat ja schon hierzulande einen englischen Titel, das sollte doch auch den Schritt auf die internationale (= englische) Bühne tun, was irgendwo mal angekündigt wurde.

Welche dieser Rollenspiele hat denn schon im Mutterland des Rollenspiels "eingeschlagen"? - KEINES.

Aber Siedler von Catan. Und jede Menge weiterer "German Games". Und viele sogar OHNE SPIELMATERIALÜBERSETZUNG, sondern nur mit einem Zettel an englischer Regelübersetzung ausgestattet!

Was machen DIE denn Richtig, was unsere Rollenspiel-Kreativen nicht auf die Reihe bekommen?

Das einzige, wo die regionalen Unterschiede so nach und nach abgetragen werden, sind tatsächlich die Computerrollenspiele. - Und so wenig ich als Alter Sack (tm), bei dem früher eh immer alles besser war (war es natürlich nicht, aber auch nicht so deprimiernd, sondern COOL!), den Computerrollenspielen etwas abgewinnen kann, so sehr habe ich Respekt vor dem Erfolg dieser neuen Spielform.

Ich mag halt nicht am Computer Fußball-Simulation spielen, wenn ich Tipp-Kick mit Freunden/Gegnern spielen kann. Ich mag nicht Strategie und Taktik am Computer üben, wenn ich im Tabletop mit Freunden/Gegnern mich in nervenaufreibenden Schlachten messen kann. Ich mag keine Ego-Shooter, wenn ich mit dem Langbogen an einem Querfeldein-Schießen teilnehmen kann. - Ich ARBEITE in der IT-Branche. In meiner Freizeit will ich etwas ECHTES, echte Leute, echte Figuren, etwas zum Anfassen, Würfel, Karten, 3D-Modelle, etc. - Das Virtuelle ist für mich nach meinem Geschmack immer nur die Tütensuppe, die ich nur rauskrame, wenn ich es eilig habe oder mir die Zutaten (z.B. Mitspieler, die Zeit haben) fehlen.

Für viele der jüngeren Generationen ist aber ROLLENSPIEL gleichbedeutend mit COMPUTERrollenspiel. Man macht ja eine ganze Menge Freizeitgestaltung inzwischen am Rechner. Und da ist das Computerrollenspiel nur eine von vielen angebotenen Vergnügungen. - Pen&Paper hat dagegen NUR NACHTEILE. Es braucht andere Leute. Ganz nah dran. Und man muß soviel lesen. Und oft auch nur in fremder Sprache verfügbares Zeug. Und dann muß man auch noch soviel Arbeit reinstecken, bis man ein funktionstüchtiges Spiel für nur einen Abend zusammen hat. Das ist unpraktisch, unbequem, TEUER!, und erfordert zeitliche Koordinationsaufwände und Fahrzeiten. - Alles in allem weit unattraktiver als das ständig verfügbare Tor in die virtuelle Welt, wo man nur einen DSL-Anschluß braucht und man kann gleich mitspielen. Und die Szenarien sind auch schon alle von professioneller Hand entworfen und vorbereitet. Keine Arbeit mehr damit. Alles Super!

Wer heute noch Pen&Paper spielt, der macht etwas Inkonsequentes. Etwas Suboptimales. - Und das WOLLEN die Pen&Paper-Rollenspieler so.

Genau wie die Tipp-Kick-Spieler, die schon WISSEN, daß sie nicht "richtig" Fußball spielen und daß die Konsolen-Fußball-Simulatoren verdammt gut sind. Aber sie bieten einem nicht GENAU DEN Kick, den eine echte Tipp-Kick-Runde bietet.

Und genau wie die Langbogenschützen, die schon WISSEN, daß moderne Materialien, moderne, technisch ausgereizte Sportbögen, wesentlich bessere Schußergebnisse erzielen lassen, als die visierlosen, stabilisatorlosen, aus einem Stück Holz geschnittenen groben Langbögen. Aber einem High-Tech-Bogen steht der Schütze nur im Weg, weil der Bogen eigentlich besser schießen könnte, wenn er nicht von einem Menschen bedient würde. Ein Langbogen muß durch langes Üben erst zu einem Teil des Schützen WERDEN. Das ist etwas ganz anderes.

Ich spiele Pen&Paper-Rollenspiele, weil ich NUR im Pen&Paper das Rollenspiel so richtig GENIESSEN kann.

Auch wenn andere Spielformen zeitgemäßer, moderner, verfügbarer sein mögen, so mag ich es so alt, umständlich und abstimmungsbedürftig, wie das dafür nun einmal nötig ist.

Pen&Paper-Rollenspiele sollten sich in Zukunft NICHT am Massenmarkt der McRoleplay-Questenbuden-Kunden orientieren, sondern analog der "Slow Food"-Bewegung, den GENUSS an der Sache in all ihren Facetten (Figurenbemalen, Kartenzeichnen, Miteinander um den Pizzabelag streiten, stundenlang von Charakteren erzählen bzw. diesen Erzählungen lauschen, sich auf Cons als Gleichgesinnte erkennen, ...) herausstreichen.

Klar verkauft man da nicht horrende Mengen. Aber Rollenspiele sind ja JETZT schon SAUTEUER - vor allem, wegen der teuren Aufmachung, die oft den inhaltlichen Qualitäten Hohn spottet.

Also: Pen&Paper als Maybach der Rollenspiele. Alles noch handgemacht. Manu Factum.

Die Frittenbude gibts online 24x7 geöffnet. Das "Feinschmeckerlokal" hat halt nur einmal die Woche auf, und nur für geladene Gäste.

Vielleicht könnte DAS eine Zukunft für das Pen&Paper-Rollenspiel sein?

------------------------------

Was meint Ihr?

Ist "Slow Gaming" die Nische der Zukunft für das gute alte Pen&Paper-Rollenspiel?

Bräuchte es professioneller (und kostenpflichtiger) Spielleiter wie hier vorgestellt?

Was sind die STÄRKEN, die Pen&Paper-Rollenspiel gegenüber den mächtigsten Konkurrenten im Rollenspiel-Sektor derzeit, den Computerrollenspielen, hat? Wie kann Pen&Paper-Rollenspiel bei dieser massiv angeworbenen, medien-präsenten, visuell enorm ansprechenden und leicht zugänglichen Konkurrenz um die Spieler eine eigene Nische behaupten?

Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel FÜR EUCH?
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel FÜR EUCH?
Das will ich gleich mal (kurz?) für mich selbst beantworten.

Ich spiele Pen&Paper-Rollenspiele, weil ich NUR im Pen&Paper das Rollenspiel so richtig GENIESSEN kann.
Das trifft es.

LARP gibt mir nichts - Verkleiden ist nicht mein Ding, und für actionreiche Kloppereien gebe ich mir mein Vollkontakt-Training, wo ich wenigstens keine Zustände bekomme, weil die Leute nur Unfug mit ihren "Waffen" machen (und falls doch, dann SCHLAGE ich sie eben, wo es weh tut).

Foren-Rollenspiele sind mir zu zäh und ohne Action - gerade bei meinen Versuchen bei Engel-Foren-Rollenspielen die Möglichkeit des "Fern-Rollenspiels" auszutesten, ist mir aufgefallen, daß JEGLICHE Action und alle Taktik, die ich als Taktiker und Buttkicker im Rollenspiel haben will, dort ausbleiben. Und nur wochenlang über die emotionale Befindlichkeit meines Charakters zu sinnieren ist nicht mein Spaß am Rollenspiel.

Chat-Rollenspiele haben ein Problem: Chat. - Wenn ich schon bei Forenbeiträgen Zustände ob der zur Schau gestellten Rechtschreibgleichgültigkeit bekomme, so im Chat noch viel mehr. Und Chat ist ein Format für Leute, die praktisch nichts zu sagen haben. Mir liegt die kurze Äußerungsform überhaupt nicht. Chat und SMS sind daher für mich völlig unattraktiv.

Computerrollenspiele
sind für mich reine Ersatzbefriedigung für Zeiten, in denen ich weder gerade etwas für eine RICHTIGE Rollenspielrunde vorzubereiten habe, noch ein noch nicht gelesenes Rollenspielbuch herumliegen habe, noch irgendwelche Papier-Modelle basteln mag. - Ich befasse mich abseits vom eigentlichen Spielen mit allen am Tisch ja auch außerhalb der Spielzeiten mit Rollenspiel-Themen. 3D-Szenerien vorbereiten, Karten malen, Szenarien ausarbeiten, LESEN LESEN LESEN in Büchern, Foren, anderen Quellen. - Man kann im Computerrollenspiel für meinen Geschmack ZU WENIG MACHEN. Ich mag das SPONTANE Jam-Session-Feeling, wo Spieler und Spielleiter MITGEHEN und gemeinsam etwas Cooles herauskommt. - Für mich ist die Spielidee der Computerrollenspiele ca. im Jahre 1974 stehen geblieben. Da hat sich verdammt wenig an den vielen Strömungen und Ideen aus den letzten 30 Jahren im Pen&Paper-Rollenspiel ins Computerrollenspiel bewegt. (Strategie-Spiele, die ich mangels willigen Gegnern eh nur selten spielen könnte, mag ich hingegen am Rechner spielen. Da ist meine Erwartung an das Spielerlebnis eine ganz andere.)

Play-by-E-Mail, oder Virtuelles Table-Top-Roleplaying habe ich noch nicht ausprobiert - reizt mich aktuell aber auch nicht. - Für Leute, die SEHR weit von anderen Rollenspielern entfernt leben (wie ich das von einigen Savages weiß) stellt das Virtuelle Table-Top-Roleplaying die einzige Alternative zum Überhauptnichtspielen dar. Aber es ist NIEMALS die BEVORZUGTE Alternative zum Präsenz-Rollenspiel, wo alle miteinander zusammenkommen um gesellig Spaß mit Rollenspielen zu haben.

Daher bekomme ich, was ich in puncto Rollenspiel mag, NUR im Pen&Paper-Rollenspiel geboten. Nur in dieser "klassischen", dieser "slow food"-analogen Art des Rollenspiels kann ich MEIN Rollenspiel-Erlebnis so richtig GENIESSEN.

Und das ist auch der Grund, warum ich im Kollegen- und Bekannten-Kreis, sowie im Rollenspielverein das Pen&Paper-Rollenspiel versuche anderen, neuen Spielern die Begeisterung für eine Spielform zu vermitteln, die mich seit inzwischen schon mehr Jahren, als die meisten im Verein alt sind, bei diesem Hobby hält.

Für mich ist ALLES an Rollenspiel GENUSSGETRIEBEN. Selbst die Arbeit, die ich mir in Vorbereitung, Nachbereitung, generellem Interesse für alles Rollenspielige, etc. mache. - Andernfalls wäre es ja auch kein Hobby mehr, meine ich.

FÜR MICH ist Pen&Paper-Rollenspiel noch lange nicht tot. Aber es hat heute ein ganz anderes Umfeld als Ende der 70er, wo Rollenspiel noch einen ZAUBER hatte, den ich seitdem nie wieder so wie damals verspürt habe. - Damals haben wir ALLES gespielt, was wir in die Finger bekommen haben. Und wir haben SO VIEL SELBST gemacht. Aus Mangel an Produkten, an Geld die paar vorhandenen zu kaufen - aber vornehmlich, weil es SPASS gemacht hat ALLES SELBST zu machen, seine Welten wachsen zu sehen, mehr Details, mehr Liebe und Sorgfalt in seine Spielwelt und seine Kampagnen zu stecken, weil soviel mehr herauskam: Begeisterung.

Vielleicht ist es das Empfinden von zuviel vorgefertigten Produkten als "Konserven-Rollenspiel", was mich heute viele wirklich nahezu perfekt produzierten Produkte als wenig begeisternd auffassen läßt. Erst recht, wenn es sich um Computerrollenspiele handelt, weil ich hier schlichtweg nur die visuelle Hülle habe feiner und feiner gestaltet werden sehen, aber nirgendwo diese "Wir machen das jetzt mal alles Selbst"-Aufbruchsstimmung bei den Spielern erlebe. Das ist mir zuviel Instant-Essen und eben nicht das Slow Food, mit welchem ich rollenspielerisch aufgewachsen bin.

Das ist meine Geschichte.

Was ist Eure?
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Pen&paper in der alten reinen Form wird es wohl in Zukunft immer weniger geben und irgendwann in der Unbedeutsamkeit verschwinden.

Das Rollenspiel in all seinen Facetten wird aber erhalten bleiben, da es durch sein direktes Spielerlebnis eine hohe Bindung erzielt. Man ist beim Rollenspiel ja quasi ein bedeutender Teil des Spielmaterials.

Eine Verlagerung zum reinen Computerspiel sehe ich daher auch nicht. Es werden auch wieder echte Menschen zusammen an einem Ort spielen. Computerunterstützung ist dabei nichtmals ausgeschlossen, siehe Nintendo Wii.
Partyspiele werden erfolgreicher werden. Also Spiele, die man spielt, wenn man eh schon zusammen ist - im Gegensatz zum pen&paper, das man nach Terminvereinbarung spielt.

Kurze Spielvorbereitung ist natürlich ein Muss. Intuitive Regeln müssen sein. Und das kann ein Rollenspiel durchaus leisten, schließlich geht es um das Handeln von Menschen (oder andere Individuen). Sicher geht das zu Lasten der Spielfreiheit, aber es nutzt dem Rollenspiel.

Wo ich zweifehlaft bin, ist bei der Spieldauer. Pen&paper muss sich von der Sitzungslänge her sicher anpassen. Da muss einfach mehr in kürzerer Zeit passieren. Ob aber das Kampagnenspiel dadurch auch minimiert wird, da bin ich unschlüssig. Die Charakterentwicklung ist ein wesentlicher Teil des Rollenspiels und des mitgelieferten Spielspaßes. Kann man da beschneiden? Schließlich kann man die Charakterentwicklung nur schlecht vom Charakter lösen.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Die Frittenbude gibts online 24x7 geöffnet. Das "Feinschmeckerlokal" hat halt nur einmal die Woche auf, und nur für geladene Gäste.

Das geht noch am ehesten in die Richtung, die meiner Meinung entspräche.

Davon abgesehen, denke ich nicht, dass "das Rollenspiel tot ist / stirbt", höchstens die UMSÄTZE mit Rollenspielen. Und die gehen mir am Arsch vorbei. Ich habe in diesem Jahrtausend (außer DSA4, so halb) noch keine neue Version eines Rollenspiels in die Finger bekommen, die mir besser gefiel als die vorige (nWOD, SR4). Ich BRAUCHE - meiner subjektiven Wahrnehmung nach - keine neuen Rollenspiele, weil alles, was ich WILL
a) schon existiert (SR3, oWOD),
b) mit Leichtigkeit so weit modifiziert werden kann, dass es gefällt (DSA4) oder
c) durch Foren wie dieses oder mein sonstiges Umfeld (URPG, etc.) mit minimalem Aufwand aus dem "Nichts" erschaffen werden kann.

Und was ich noch weniger brauche, sind MEHR ROLLENSPIELER. Ich will mit Leuten spielen, die in der Lage sind, sich mit Hilfe ihrer FANTASIE eine andere Welt oder fremde Situationen VORZUSTELLEN, ihre Charaktere GLAUBHAFT zu verkörpern, in GANZEN SÄTZEN zu sprechen und mitdenken.
Und ganz ehrlich, dieser Prozentsatz der Bevölkerung ist entweder schon erschlossen oder wird durch das Internet früher oder später Zwangsläufig auf Rollenspiele (old school) stoßen.

Ich habe überhaupt kein Interesse daran, IQ-unter-100-WoW-Zocker anzulocken, damit sie mein Hobby munchkinisieren, ARSisieren oder Boardgamisieren.

Und bitte: Ich habe weiter oben NICHT geschrieben, dass alle WoW-Spieler dumm sind, aber es gibt dumme WoW-Spieler und die sollen mal schön bei WoW bleiben.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Computerrollenspiele spiele ich auch ganz gerne, aber sie könne meiner Meinung das P&P Rollenspiel nicht mal annähernd ersetzen, da ihnen einfach die Flexibilität fehlt. Ein Rollenspiel in der Idealform ist flexibel und man kann als Spieler sehr starken Einfluß darauf nehmen (bis hin zum gefürchteten Plot-Kill), was die große Stärke des P&P ist.

Online kann das einfach nicht ersetzen, da ich sagen muß wenn ich vor dem Rechner sitze und mit den Leuten chatte oder über TS oder Skype spiele, wirkt das auf mich irgendwie steril und es geht massig Flair verloren.

Was mir aber immer wieder auffällt ist jedoch das heute immer weniger Leute bereit sind die Zeit die es braucht in das Rollenspiel zu investieren. Zumindest auf Spielerseite sieht man das immer wieder. Da wird nicht mehr wie früher ´ne Hintergrundgeschichte geschrieben, oder die Spieler lesen sich auch nur noch selten den Hintergrund der spielwelt oder die Regeln durch. Nein oftmals muß der eSeL alles fertig zubereitet servieren. Aus dem Spielleiter wird immer mehr ein Bespaßer und nicht mehr einfach nur ein weiterer Spieler mit halt anderen Aufgaben.

Das P&P wird in Zukunft zurückgehen und wohl immer in Nischenprodukt mit einem kleinen Markt bleiben, was aber auch irgendwie den Flair dieser Spielrichtung ausmacht.

Gruß

Marduk
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Das Pen&Paper war auch tot, als Magic die Spiele-Bühne betrat. Deswegen bleibe ich erst einmal geschmeidig. :)
Sterben wird das Hobby schon nicht. Vielleicht werden wir noch mehr Nische, als wir es sowieso schon sind, aber das finde ich jetzt persönlich nicht so schlimm. Unkraut vergeht halt nicht. ;D
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Wie oft wurde diese OGOTTOGOTT-Das-Rollenspiel-ist-tot-TOT-TOOOOOT-!!!-Diskussion jetzt eigentlich schon geführt ? Wir haben halt ein Nischenhobby. Und ? Modeleisenbahnen bauen und Carrera-Bahn fahren sind auch keine Massenbeschäftigungen. Wen juckts ?
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Carrera-Bahn fahren ist ja auch Rollenspiel.^^
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Totgesagte leben länger.
Nuff Said.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Es gab doch mal diese kleine Umfrage zum Thema Rollenspieler(keine Ahnung wer die gemacht :) ) in der der Autor zwar zu der gewagten These kommt das Rollenspiel ob des geringen Anteils der Spieler die weniger als 5 Jahre spielen, langsam ausstirbt.
Inzwischen hat er aber seine Meinung revidiert und ist zu dem Schluss gekommen das 25% Nachwuchs, eigentlich doch ganz schön viel ist.
Andere Szene/Hobby-Landschaften wären über solche Zahlen froh.
Insofern denke ich das es immer Menschen geben wird, denen die o.g. Alternativen nicht gefallen und ganz klassisch Pen&Paper-Rollenspiele spielen.

RPG's not dead!

gruß
Zwart
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Ich kenne die Umfrage, und IMO ist die Aussagekraft sehr ... fraglich. Dadurch, dass die Umfrage nur im Internet stattfand, konnte lediglich das Feld der onlinepräsenten RPGler erfasst werden. Wie es da draußen aussieht ist da absolut nicht berücksichtigt. Ergo: Nicht wirklich aussagekräftig.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Jetzt muss ich doch mal fragen: Macht irgendwer hier MUSH?
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Ich würde, wenn ich ein funzendes Prog dafür hätte!
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Also: Pen&Paper als Maybach der Rollenspiele. Alles noch handgemacht. Manu Factum.

(ob es schlau ist, sich hier in Teufels Küche zu begeben?)

Kleinstauflagen, die von den Autoren in Eigenregie geschrieben, gestaltet[1] und vertrieben werden?

Das wären dann ja Independent-Spiele, ganz im Sinne von Independent Music - derzeit mit dem einzigen Unterschied, dass es keinen Massenmarkt gibt, der dem entgegensteht, sondern einen Nischenmarkt. Wenn man sich die Verkaufszahlen einiger Independent-Rollenspielverlage anschaut, ist dieser Zustand nicht die Zukunft, sondern die Gegenwart (http://drivingblind.livejournal.com/260946.html, http://www.lumpley.com/comment.php?entry=308 ). Jetzt muß hier noch mehr deutschsprachiges Material kommen (DMP mit InSpectres und Der Letzte Exodus sind ja leider von der Bildfläche verschwunden, ob man UA, Prost, Arcane Codex dazu rechnen will ist Geschmackssache), und alles wird jut.


[1] Mit Glück leistet man sich einen Freund oder eine Freundin, die anderswo als Gestalter ihre Kohle verdienen...
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

He, Theorie des langen Schwanzes?
Passt auf RPGs ebenso gut, wie auf Musik.

Rollenspiel ist ein Hobby, das niemals aussterben wird. Klar haben moderne Medien einiges an Leuten abgeknabbert (MMORPGs etc), aber Bücher sind auch nicht komplett abgestorben, als Filme kamen. Für mich ist es eh nur richtiges Rollenspiel, wenn Menschen sich (physisch) treffen.

Was den Markt betrifft, sehe ich das relativ unaufgeregt. Alle 5 Jahre ein neues Grundregelwerk reicht mir völlig aus, um vermutlich glücklich bis ans Ende aller Tage zu spielen und zu leiten. Die Qualität vieler Publikationen hat inzwischen einen Standard erreicht, der die Regelwerke zeitloser macht. Wer mal das erste D&D oder DSA gespielt hat, weiß wovon ich rede und warum man froh war updaten zu können. Es ist halt nur eine Nische, die wird aber immer bedient werden, weil viele auch nicht aus Gewinnsucht, sondern aus Leidenschaft Rollenspiele schreiben. Notfalls halt umsonst.

Und hat jemand schonmal von einem Con gehört, wo es hieß "wir müssen uns eine kleinere Lokation suchen, weil einfach kaum noch Leute kommen?". Auf der Hspielt war dieses Jahr gefühlt mehr los, als jemals zuvor und das man dort von Tabletop über Brettspiele bis hin zum Latexprügeln alles mögliche machen konnte sehe ich auch nicht als Nachteil oder gar Verzweiflung.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

War letztes WE auf der TeckCon und es war glaube ich der schlechteste Zuschauerschnitt seit langer, langer Zeit, zum ersten Mal nicht einmal genug Leute da um das traditionelle Carabande-Turnier abzuhalten, das hat schon ein schlechtes Gefühl hinterlassen. MART vor ein paar Wochen war auch erschreckend leer wenn ich da an frühere Jahre zurückdenke. VCon war auch nicht gerade übermäßig stark besucht, ob man da einen dauerhaften Trend rauslesen sollte weiß ich nicht, aber es ist schon schade wenn man anschaut wie wirklich jede Con in der Gegend deutlich weniger Besucher hat.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

Wie oft wurde diese OGOTTOGOTT-Das-Rollenspiel-ist-tot-TOT-TOOOOOT-!!!-Diskussion jetzt eigentlich schon geführt ?
Es geht nicht darum, ob ROLLENSPIEL tot sei, sondern darum, ob bzw. wie tot eigentlich PEN&PAPER-Rollenspiel als eine ganz bestimmte (und ziemlich alte) Form des Rollenspiels ist, angesichts der vielfältigen alternativen Formen, die es heutzutage als Angebot für Rollenspielinteressierte gibt.

Nochmal zum Mitschreiben: Die Frage ist NICHT, ob Rollenspiel allgemein (d.h. in allen seinen Spielformen wie LARP, Online-Formate, etc.) tot sein, sondern die Frage dreht sich NUR UM PEN&PAPER-Rollenspiele als dem "klassichen" Format.

Das Pen&Paper war auch tot, als Magic die Spiele-Bühne betrat. ...
Aber die Sammelkartenspiele waren ja GANZ ANDERE SPIELE, nicht nur eine ANDERE SPIELFORM, wie das bei Computerrollenspielen im Vergleich zu Pen&Paper-Rollenspielen der Fall ist.

Auf das Hobby Rollenspiel GESAMT gesehen haben ja die Computerrollenspiele enorm viele Leute ZUM ROLLENSPIEL gebracht, die ansonsten vermutlich nicht mit Pen&Paper als Spielform angefangen hätten und somit überhaupt keine Rollenspiele spielen würden.

Ich bin mir nicht sicher, ob Magic IRGENDEINEN Magic-Spieler zum Rollenspiel gebracht hat.

Sterben wird das Hobby schon nicht. Vielleicht werden wir noch mehr Nische, als wir es sowieso schon sind, ...
Unkraut vergeht halt nicht. ;D
Klar. Rollenspiel ist schon immer ein Nischen-Hobby gewesen. Diese Nische ist durch das Erschließen der Online-Spielformen einerseits für Rollenspiel allgemein größer geworden, andererseits für Pen&Paper-Rollenspiel "gefühlt" kleiner.

Wir haben halt ein Nischenhobby. Und ? Modeleisenbahnen bauen und Carrera-Bahn fahren sind auch keine Massenbeschäftigungen. Wen juckts ?
Wenn man von etwas begeistert ist, dann würde man eben auch gerne diese Begeisterung weitergeben und mehr Leute für sein Hobby gewinnen wollen.

Tipp-Kick ist auch ein Nischen-Hobby, welches seit über 80 Jahren ausgeübt wird, wo es nur genau EINEN Hersteller für die Spielmaterialien weltweit gibt, und was trotzdem haufenweise Vereine und Spielgruppen hat, die sich bis hin zur Bundesliga im Turnier-Rhythmus engagieren. - Und: Tipp-Kick gewinnt nicht erst mit der Fußball-WM hierzulande stetig neue, junge(!) Spieler hinzu.

Nischen-Hobby ist eine Sache, aber eine Nische, die durch Vergreisung langsam schrumpft, bedeutet ja auch, daß es weniger Produkte zu kaufen gibt, daß weniger Hersteller sich mit Pen&Paper-Rollenspielmaterialien befassen werden, daß man länger und weiter weg nach Mitspielern suchen muß, um mal eine Spielrunde zu finden.

Computerrollenspiele haben den Vorteil, daß eine ENORMES Angebot an Herstellern/Anbieter mit packender Optik und ALLZEIT VERFÜGBAR vorhanden ist. Selbst wenn manche Anbieter einpacken müssen, so sind die Interessenten, die alle auf ihre Weise etwas von Online-Rollenspielen haben, sehr vielfältiger gestreut, als dies bei Pen&Paper-Rollenspielen der Fall ist (DSL-Anbieter, Hard- u. Software-Anbieter, Zeitschriften (print und online), sonstiges Merchandising, Film- u. Fernsehen, ...). Bei Computerrollenspielen hat man ein vielschichtiges Netz an GEWINNERN, während bei Pen&Paper die potentiellen Gewinner aufgrund der grundsätzlichen heutigen Schwierigkeiten, die ALLE Print-Produkt-Hersteller gerade haben, rar gesät sind.

Totgesagte leben länger.
Nuff Said.
Ja. Pen&Paper-Rollenspiel wird NICHT TOTZUKRIEGEN sein.

Aber wird die Zukunft dann so aussehen, daß es ein paar schon ergraute Herrschaften geben wird, die unermüdlich auf Ausdrucken von PDF-Scans uralter Pen&Paper-Produkte, deren Hersteller schon lange nicht mehr existieren und deren Autoren inzwischen für Handy-Games oder WoW-Nachfolger arbeiten, spielen?

Seit der 1. Ausgabe von D&D BRAUCHT NIEMAND mehr ein NEUES oder ANDERES Rollenspiel, da man mit dem, was damals vorhanden war (und reichlich eigener Zeit) ALLES spielen kann.

Ich bin jedoch ganz froh um die heutige Vielfalt. - Ja, es wird verdammt viel Schrott produziert. Aber trotzdem gibt es Perlen darunter, die vermutlich nie herausgekommen wären, wenn nicht ein ausreichend breiter Markt für Pen&Paper-Produkte vorhanden (gewesen) wäre, daß ein Verlag dieses unternehmerische Risiko eingegangen ist, das zu produzieren.

Rollenspiele wie Engel, Unknown Armies, InSpectres können NUR aufgrund einer vorhandenen Kundenschaft produziert werden. - Wo es WENIGER Kunden gibt, da sieht die Aussicht 1000 Exemplare zu verkaufen schon schlecht aus. Da sind das eher 100 Exemplare. Und bei 100 Exemplaren müßte ein einzelnes so verboten teuer sein, daß allein dadurch nur noch die gutverdienenden Intensiv-Rollenspieler als Käufer in Frage kommen.

Was gibt man pro Monat für WoW aus? -
World of Warcraft 19,99€, Addon 34,99€, Monatsabonnement World of Warcraft 12.99€, dreimonatiges Abo 11.99€ pro Monat, sechsmonatiges Abo 10.99€ pro Monat. - Hinzu kommt noch (anteilig weil ja auch andere Nutzungsarten darüber laufen werden) die DSL-Flatrate und die Abschreibung für Hardware.

Also ICH gebe pro Monat keine 11 Euro für Pen&Paper-Rollenspiele aus. - Da kommt locker das acht- bis zehnfache an Geld (nicht gerechnet die vergleichsweise geringe Rollenspielvereinsmitgliedsgebühr) zusammen.

Computerrollenspiele sind BILLIG und ÜBERALL VERFÜGBAR.

Da schätze ich einfach mal, daß man selbst mit einem - wie von Skar ja angesprochen - stark vereinfachten Pen&Paper-Rollenspiel, welches sich als Spieler genauso schnell erlernen läßt wie WoW, und welches dem Spielleiter so wenig Arbeit wie nur möglich macht, trotzdem nicht gegen Billig und Stets Verfügbar ankommen wird.

Und wenn ich mir aktuelle Rollenspielprodukte anschaue - bzw. die PLANUNGEN für neuentwickelte Rollenspiel wie Opus Anima so aussehen, daß an die 500 Seiten(!) Umfang für das erste(!) von mehreren geplanten Büchern anfallen, dann geht das völlig an der Realität der SPIELENDEN vorbei.

Ich MAG die Artesia-Comics. Ich finde das Artesia-Rollenspiel WUNDERSCHÖN. Aber WEDER ICH NOCH MEINE SPIELER sind bereit soviel ZEIT zum Einlesen in diese Welt aufzubringen, die NOTWENDIG ist, um überhaupt einen halbwegs adäquaten Charakter zu erstellen. - Schade eigentlich.

Früher war alles besser. - Nein, natürlich nicht. Aber KNAPPER. KÜRZER. SCHNELLER auf den Punkt gebracht.

Wenn ich mir die alten Midgard-Ausgaben anschaue, so ist da fast nur Text. Auf wenigen Seiten. Und wir haben mit den zwei Bänden JAHRELANG spielen können OHNE ZUSATZMATERIAL zu brauchen (GEWOLLT haben wir natürlich immer mehr, aber GEBRAUCHT hat man nur zwei Bände, Softcover, die alten A5, die neueren A4). - Heute ist auch Midgard in die Breite gegangen - textvolumenmäßig.

Ich bin mir nicht sicher, ob die Angebote, die heutige Rollenspielverlage in ihrem Sortiment den Spielern/Käufern machen, wirklich den Bedürfnissen der Spieler gerecht werden. - Meinen in den meisten Fällen jedenfalls nicht.

Es gibt eine gewisse "Old School"-Strömung. Es werden NEUE Produkte herausgebracht, die das Feeling der uralten Produkte haben. Es werden PDF-Ausgaben von uralten Regelwerken (Travellers "little black books") produziert. - Für WEN das alles?

Kaufen das - außer ein paar nostalgiegebeugten Alten Säcken (tm) - überhaupt JUNGE Rollenspieler? Und falls ja, warum?

Mir ist bei dem enger werdenden Markt für Pen&Paper-Produkte schon ein wenig unwohl, weil es eben duchaus NEUE Produkte gibt, die ich perslönlich als GUT und meinem Geschmack entsprechend empfinde, bei denen es aber unwahrscheinlich ist, daß sie auf einem ausgedünnten Markt noch Platz hätten.

Ich wäre schon neugierig, jetzt schon zu wissen, wie Pen&Paper-Rollenspiel in zehn Jahren dastehen wird.
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

@Zornhau: Die 80 bis 100 Euronen, die Du pro Monat ausgibst sind etwa ein Drittel dessen, was ich in 8 Jahren ausgegeben habe und PnP-RPG ist definitiv mein Hobby Nr. 1! Ich sehe auch zur Zeit nicht, dass diese Summe steigen wird...
 
AW: Wie tot ist Pen&Paper-Rollenspiel eigentlich?

@Moderatoren: Könnte man die reinen CON-Themen-Beiträge (ca. ab #18 ) in ein eigenes Thema auslagern? Hier spammen sie die eigentliche Frage nach der Zukunft von PEN&PAPER-Rollenspielen schon ziemlich zu.
 
Zurück
Oben Unten