Ich meine: Mit dem SC selbst Opfer von Folter zu werden gehört jetzt nicht unbedingt zu den alltäglichen Umständen, über die man sich bei Charaktererschaffung und Charakterentwicklung vorrangig Gedanken macht.
Da kann es durchaus schon einmal vorkommen, dass dieser Aspekt des Charakters bei der Punkteverteilung ganz einfach übersehen wird und man mit seinem SC in entsprechender Lage dann ganz schön dumm da steht.
Das ist mir so schon klar mikyra.
Es ist ja auch in der Regel so das es in den Wenigstens Spielen tatsächlich Werte gibt die als "Folter Wiederstehen" so tatsächlich auf dem Charakterbogen stehen.
Aber es gibt mehrere dinge die so etwas berücksichtigen.
Bei DSA gab (oder gibt) es die Fertigkeit Selbtbeherrschung die wiedergibt wie gut der Charkter in der Lage ist Schmerzen zu Wiederstehen.
Bei 7te See wird diese Rolle von der Eigenschaft Entschlossenheit übernommen.
Und bei Spielen wie Schattenjäger (das im übrigen tatsächlich auch das Spiel bei uns ist wo am meisten Gefoltert wird), Shadowrun und Warhammer Fantasy (2. edi) wird diese Aufgabe vom Attribut Willenskraft übernommen.
Es sind also wie man sieht garkeine so Speziellen dinge die man da benötigt und die man "Leicht übersehen" kann da es immer Fertigkeiten und Werte sind die der Spieler sowieso schon in irgendeiner Form auf dem Bogen stehen hat.
Das ist aber ein allgemeines Problem das ich sehr oft (Sowohl als Spieler wie auch als Spielleiter) mit Charakteren habe nicht nur was jetzt den sehr Speziellen Fall Folter betrifft sondern auch in anderen bereichen.
Jetzt ohne zu sehr ins Detail zu gehen da es vollkommen am Thema vorbei führen würde mal kurze Beispiele zu dem Thema die ich so schon in der Runde hatte.
Schattenjäger:
Einen Assassinen-Scharfschützen der zwar auf geführlte 3km einer Fruchtfliege die Scharmhaare wegschießen kann aber nicht in der lage ist zu schleichen bzw. sich zu Verstecken und Lautlos zu Bewegen.
Shadowrun:
Ein Ork Leibwächter der durch Fertigkeiten und Talente zwar im Nahkampf der Beste war aber keinerleih gesellschaftliche Kompetenzen hatte.
In Beiden fällen hatte ich die die Diskussion mit dem Betreffenden Spieler das sie sich trotz fehlender Werte auf dem Charakterbogen genau diese Kompetenzen selbst zugestanden und auch wollten das ich als SL ihnen diese zugestehe.
"Ja ich bin doch Scharfschütze. Da werde ich schon Wissen wie man sich Tarnt."
oder
"Ich war immerhin Leibwächter. Da werde ich schon wissen wie man sich in Feiner Gesellschaft benimmt."
Das sind jetzt zwei Beispiele die jetzt nichts mit dem eigendlichen Thema zu tun haben aber durchaus zeigen was ich meine.
In jedem Regelwerk das ich bisher gelesen habe stand bei den Eigendlichen Regeln das der Spieler für jede Aktion des Charakters einen Entsprechenden Wurf machen muss.
Meist dicht gefolgt von einem zusatz wie `Wenn das gelingen der Aktion in Frage steht.´ oder so ähnlich.
Also ist jetzt die Frage.
Muss der Spieler auf Geschick oder Fingerfertigkeit würfeln wenn sein Charakter sich die Schuhe zubindet?
Auf Körperbeherrschung wenn er eine Treppe hinuntergeht?
Oder auf Klettern wenn er eine Leiter hinaufsteigt?
Eher nicht. Dies sind Alltägliche situationen bei denen ich erwarten kann das die Spielcharakter dies auch können sofern sie nicht die Feinmotorik eines Bulldozers, die Anmut eines Amboss oder die Intelligenz eines Schimmligen Weisbrotes haben.
Aber wenn die Charakter in Situationen kommen in denen der Erfolg nicht vorrausgesetzt werden Kann wie z.B. Sich bei einem Sturm auf dem Meer über Wasser zu halten, einen Steilen Berghang hinausklettern oder eben Folter zu Wiederstehen da lasse ich schon würfeln.
Wenn ich Deine Kritik richtig verstanden habe, läuft sie mehr oder weniger auf einen Konflikt der beiden in obigem Zitat genannten Punkte (1) und (2) hinaus ?
- Dem SC, den der Spieler gerne spielen möchte
- Dem was auf dem Charakterbogen seines SC steht
Meines Erachtens scheint es hier wenigstens zwei Möglichkeiten zu geben, einen solchen Konflikt aufzulösen.
- Option A: Passe das Verhalten des SC an das an, was auf dem Bogen steht.
- Option B: Passe das was auf dem Bogen steht an das gewünschte Verhalten des SC an.
Diese Diskussion hatten wir hier auch schon in dem Thema Charakterkonzept vs Realität.
Dieser Konflikt zwischen Punkt 1 und 2 kommt in der Regel nur dann zu stande wenn sich der Spieler zu Hohe Ziele für das Charakterkonzept setzt.
Punkt 1: Ich möchte Gandalf den Weisen Spielen, Conan den Barbaren oder John J. Rambo.
Punkt 2: Ich habe Schmendrick, Jockser oder Privat Paula am schluss auf dem Bogen Stehen.
Diesen Konflikt kann man ganz einfach umgehen in dem Mann in Punkt 1 eben nicht die Namen seiner Lieblingscharaktere aus Film und Buch nimmt sondern sagt z.B. Sagt Ich möchte einen Wandernden Magier Spielen, Einen Barbarenkrieger oder einen Kriegsveteranen.
Auch deine Optionen zur auflösung deines Konfliktes sind zu sehr Schwarz und Weiß, Sprich Gute Option und Schlechte Option, geteilt.
Die Bessere Möglichkeit besteht aus einer Gesunden Mischung aus Option A und B. Sprich ich passe beides sowohl Verhalten als auch das was auf dem Bogen steht an einander an. Noch besser ist es natürlich man lässt solche Konflikte garnicht erst entstehen in dem mann wie bereits bei Punkt 1 erwähnt die Erwartungen bei dem Charakterkonzept, also dem was ich gerne Spielen möchte, einfach runterschraubt.
Fälle wie diesen flink mit schulterzuckendem "... tja, hättest Du Dir das Mal früher überlegt ..." abzuwickeln, kommt mir da schon ein wenig kaltherziger als die Option B vor.
Ist es auch.
Genau deswegen schaue ich mir die Charakterbögen vor dem Ersten Spiel mit dem Charakter an und weise die Spieler
bevor wir anfngen auf genau solche Wiedersprüche hin. Ich zwing sie nicht dazu ihren Charakter zu ändern sondern weise sie lediglich darauf hin.
Wenn sie dies dann mit einem Schulterzucken abtun habe ich in der Regel auch kein Schlechtes gewissen später selbst mit den Schultern zu zucken und "Ich hab es dir ja gesagt." zu sagen.
Ich für meinen Teil würde als SL bei allzu großer Diskrepanz zwischen auf dem Charakterblatt vermerkten Werten und gewünschtem Verhalten des SC lieber eine Option wie die anbieten, den Wert zur nächstbesten Möglichkeit zu steigern und bis dahin augenzwinkernd davon auszugehen, er stünde bereits jetzt auf dem Charakterbogen, als den Spieler auf biegen und brechen auf seinem Fehler bei der Punkteverteilung festzunageln.
Mache ich beides nicht.
Wie gesagt wenn sie ihren Charakter so haben wollen müssen sie auch mit den Konsiquenzen leben. Mit allen Konsiquenzen.
Weder Schaue ich schulterzuckend über solche Diskrepanzen hinweg bis sie diese "Zum nächsten Möglichen Zeitpunkt" Steigern (Kann aber jeder handhaben wie er möchte).
Noch Stumpe ich sie die ganze Zeit mit der Nase drauf das ihnen eben die Fertigkeiten Fehlen (Das mag ich einfach nicht).