Skar schrieb:
Ich weiß nicht, ob man immer dem Interpretierenden da rechtgeben muss.
Na ich denke, Recht und Unrecht sind da die falschen Kategorien.
Wenn wir mal davon ausgehen, dass niemand absichtlich jemanden sexistisch, rassistisch oder irgendwie anders -istisch angreifen möchte.
Sondern eher Aufmerksamkeit und Unaufmerksamkeit. Und dann scheint es mir zielführender, wenn man dem Betroffenen sein Verletztsein und sein Angegriffen fühlen erstmal zugesteht. Und soweit möglich auf weiteres offensives oder verletzendes Verhalten verzichtet. Unabhängig davon, ob man nun versteht, warum es nun im Einzelnen verletzend ist. Wenn man das zu verstehen versucht, umso besser, aber das kann sicher nicht jeder immer leisten. Aber bezüglich der Frage, ob der Betroffene (was du, glaub ich mit dem Interpretierenden meinst) sich betroffen fühlt, muss man wohl oder übel dem Betroffenen vertrauen und ihm Recht geben. Wem auch sonst.
Wir sprechen ja hier nicht von etwas empirisch fest greifbarem. Sondern eben von einem sehr emotionalen Gegenstand. Das ist ja ein paar Seiten weiter vorn in meiner Unterhaltung mit Atreju ganz gut rausgekommen. Verschiedene Menschen ziehen die Grenzen unterschiedlich. Was du sexistisch, degradierend und objektifizierend findest, ist offenbar etwas ganz anderes als das, was Teylen sexistisch, degradierend und objektifizierend findet. Und ihre Grenzen dürften da nochmal ganz ganz wo anders liegen als die eines muslimischen (oder christlichen) Fundamentalisten.
Meine Grenzen liegen übrigens innerhalb meiner selbst ganz unterschiedlich. Ich kann Teylen hier aus vollem Herzen zustimmen und mir dann im nächsten Moment nen Porno anmachen.
Ich würde aber niemals öffentlich nen Porno gucken (auf dem Smartphone etwa). Nicht, weil mir das peinlich wäre. Mir ist äußerst wenig peinlich. Sondern weil ich weiß, dass die Chancen groß sind, dass sich davon jemand angegriffen fühlen würde.
Und genauso könnte ich wohl unter den richtigen Bedingungen (Jungesellenabschiedsrunde mit ein paar Bier zu viel etwa) eine Runde leiten, in der vier Typen um die 25 eine Squad großbrüstige Nonnen mit Chainmail-Habit und Zweihanddildos und einem hohen Wert in "Überredungskunst" spielen ohne mich vor Selbstverachtung zu verzehren. Aber das würde ich halt nicht im Hof eines Nonnenklosters machen. Und auch nicht, wenn ich wüsste, dass Teylen im Hotelzimmer nebenan versucht zu schlafen.
Das ist eben der Unterschied zwischen "harmlosem" Spaß mit Stereotypen, dem also, was du vermutlich meinst, wenn du von "Hommage" sprichst und aufdringlicher sexistischer Dickheadery.
Deshalb glaube ich tatsächlich, dass du Recht hast, wenn du sagst, das sei hier nicht das richtige Forum dafür. Weil es mindestens einen User gibt, der sich daran gewaltig stört, und zumindest noch zwei weitere, die dabei zumindest leicht angenervt die Augen verdrehen. Und HJ (tschuldige, dass ich dich da so unvermittelt ins Boot hole) und ich können uns unsere vergleichsweise milde Reaktion vor allem deshalb leisten, weil wir nicht betroffen sind. Nur sensibel für das Thema.
Man könnte jetzt natürlich fragen, warum Teylen hier noch im Thread ist, wenn sie das so stört. Aber das ist halt das Ding an der persönlichen Betroffenheit: Man kann da kaum aus seiner Haut. Das ist eben ein rotes Tuch. Es ist sehr verführerisch, sich da immer und immer wieder drauf zu stürzen. Wer ist da jetzt der eigentlich unsensible Arschkeks, der den Kampf am laufen hält? Der Stier oder der Torero?
Recht und Unrecht werden erst die richtigen Kategorien, wenn es um vorsätzliche Angriffe, Verletzungen und Entwürdigungen aufgrund des Geschlechtes, der Herkunft oder ähnlichem geht. Aber da sind wir ja dann schon im strafrechtlichen Bereich. Und DA will der alte Skar doch wohl ganz bestimmt nicht hin.
Wulf schrieb:
In SR bewegt man sich für gewöhnlich in gesellschaftlichen Bereichen, wo man bzw. Frau sich glücklich schätzen "nur" vergewaltigt zu werden, wenn sie sich a) nicht durchsetzen kann bzw b) niemanden dabei hat, der das tut.
Tut man das? Ich habe ja immerhin seinerzeit die ersten 50 Romane gelesen und kann mich nicht daran erinnern, dass das eine DERART mysogynistische Welt gewesen wäre. Aber es ist ja auch schon sehr lange her. Und in meinen Runden wurde es auch niemals so ekelhaft gespielt.
Ich nehme an, das liegt eher an dir als an Shadowrun.