AW: Warhammer FRP - Alt gegen Neu
Hi Leute!
Ich bin im F&S-Forum Mod für Warhammer und wurde von
Skar einladen, mich hier mal blicken zu lassen, und werde mich bei dieser Gelegenheit auch gleich mal zu den hier angesprochenen Fragen äußern.
Ich war ein großer Fan des 'alten' WFRP/WFRS und stolzer Besitzer nahezu aller Regelbände, Abenteuer und Quellenbücher, die dazu jeh erschienen sind, deutsch wie englisch. Dennoch bin ich nach dem ersten Lesen des neuen WFRP2/WFRSP komplett auf das neue System umgestiegen, weil es m.E. schlicht BESSER ist - und zwar in nahezu jeder Beziehung!
Die 'alten' Regeln stammen aus dem Jahre '87 und sind derweil (und verglichen mit neueren RPGs) ziemlich angegraut. Es gab zahllose Probleme mit den Regeln (z.B. das 'nackter Zwerg'-Syndrom, bei dem Slayer der Zwerge theoretisch einen so hohen Widerstands-Wert bekommen konnten, dass man ihnen irgendwann (selbst ohne Rüstung) kaum noch Schaden zufügen konnte. Auch das Magiesystem war nicht besonders, denn Zauberer waren am Anfang ihrer Karriere arg kleine Lichter, um dann aber irgendwann zu zweibeinigen Massenvernichtungswaffen zu mutieren. Daran hat auch das (m.E.) eher Mittelmäßige 'Realms of Sorcery' nichts geändert. Es war eben vieles schlicht unausgereift und überholt.
Das neue WFRP2/WFRSP ist deutlich ausbalancierter. Es ist gewiss nicht fehlerfrei, aber es bietet ein gutes, schnelles Spielsystem, mit dem sich so einiges anfangen lässt. Es wurde extrem viel vom alten WFRP hinübergerettet, denn nicht umsonst gab es lange und umfangreiche Tests mit zahlreichen WFRP-Spielern in der ganzen Welt. Aus eigener erfahrung kann ich sagen, dass deren Ideen und Vorschläge auch tatsächlich ernstgenommen wurden. Bei welchem RPG kann man das schon sagen?
Es stimmt, dass es im neuen Grundregelwerk nur eine eher kurze 'Monsterliste' gibt, aber mich persönlich stören umfassende Gegnerlisten in Regelwerken eher, denn dann stehen die Werte u.U. auch den Spielern zur Verfügung, was ich als SL eher ungern sehe.
Das neue Bestarium ist allerdings so sehr mit Informationen gespickt, dass es schon für sich eine Anschaffung wert ist. Mir jedenfalls gefällt das in dieser Form deutlich besser, als ein paar in das Grundregelwerk geklatsche Seiten mit schlichten Werten unde einer kleinen Kurzbeschreibung.
Da sind wir dann schon beim Hauptthema, der Atmosphäre. Warhammer war stets ein 'Dark Fantasy'-Spiel, keine 'High-Fantasy'. Statt strahlender Helden und klarer Trennung zwischen 'Gut' und 'Böse' gab es bei Warhammer stets weite Grauzonen und auch die Spielercharaktere wurden eher selten zu klassischen Heldenfiguren. Die Welt war stets böse, dreckig und brutal - und das ist sie erfreulicherweise noch immer.
Selbstverständlich gibt es auch Dinge, die mir weniger gut gefallen. Die neuen Abenteuer sind eher durchschnitt und so würde ich jedem interessierten SL empfehlen, sich die alten Bände von 'The Enemy within'/'Der innere Feind' zu sichern. Auch nach all den Jahren und vielen bemühten Plagiaten gehört diese Kampagne für mich noch immer zum Besten, was in Sachen RPG-Kampagnen je geschrieben wurde. Im Netz (z.B. auch unter
http://www.strike-to-stun.com/Downloads/eaw.zip) findet sich mit 'Empire at War' auch ein neuer Abschluss der Kampagne, der das eher Schwache Ende der Reihe ersetzt. Gegen TEW/DIF kann die neue 'Wege der Verdammten'-Kampagne leider nicht anstinken, denn sie ist zwar spielbar (und gewiss nicht schlecht) aber für meinen Geschmack viel zu linear. Artefaktteile zusammenzusuchen ist nun wirklich nicht sonderlich innovativ, selbst wenn es nett gemacht ist.
Auch die strikten Auflagen von GW nerven ziemlich. Alles muss 1:1 mit dem Tabletop übereinstimmen, egal wie dämlich es ist. Das aus 'Kaiser Karl-Franz I von Holswig-Schliestein' schlicht der Imperator 'Karl Franz' geworden ist (und 'Franz' nun wohl soetwas wie der Familienname sein soll), dass werde ich GW nie verzeihen. Ähnlich ist es mit dem rigoros gestrichen 'von' in den Adelsnamen, dem um fast 400 Km Richtung Middenheim gehüpften Delberz, dem in 'Reikdorf' umbenannten 'Übersreik' etc. Jeder Mist musste angeglichen werden und schon daher wird manch Veteran zwar mit den neuen Regeln, aber dem alten Hintergrundmaterial spielen.
Wer nur das Tabletop bzw. die Neuauflage kennt, denn werden all diese Dinge freilich kaum stören.
Noch ein Wort zu den angeblich 'zahllosen Fehlern' in der deutschen Ausgabe: Klar, Fehler nerven IMMER, aber man darf sich von der vergleichsweise langen Errata-Liste nicht täuschen lassen. Andere RPGs sind ähnlich fehlerbehaftet, nur fällt es da kaum einem auf!
Hinzu kommt, dass nur 2-3 dieser Fehler wirklich ärgerlich sind. (Zwerge haben das Rassentalent 'stämmig', nicht 'robust' - die 'Verteidigungshaltung' ist keine 'halbe' sondern eine 'volle Aktion' - und das war es dann eigentlich auch schon mit den wirklich schwerwiegenden Fehlern im GRW). Der Rest wird den alleremeisten Lesern und Spielern gar nicht auffallen und im Zweifelsfall gibt es auch noch die oben bereits erwähnte Errata-Liste. (Danke für das Lob,
Skar!
)
Soviel mal als 'kurzer' Einstand,
RN
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