AW: Verlage! RPG stirbt aus? Wiederbelebungsstrategien?
tobrise schrieb:
@Archangel
Richtig, das Hobby muss sich nicht ändern SOFERN es ausreichend Nachwuchs gibt um die wegfallenden "alten Säcke" zu kompensieren. Gibt es den? Nach meinem Eindruck eher nicht. Früher hatte ich viel Zeit und wenig Geld. Ich habe viel gespielt aber den Verlagen nur wenig eingebracht. Heute habe ich wenig Zeit und genug Geld. Das können sich die Verlage gerne abholen sofern sie meiner veränderten Lebenssituation Rechnung tragen. Wenn sie das nicht wollen und lieber weiter Produkte für +Zeit/-Geld Leute auf den Markt bringen, ich hab sicher genug Material um bis zu meiner Rente weiterzuspielen.
Und das mit dem "Aufhören zu leiten" ist ja wohl auch keine Lösung. Das würde nämlich das Ende unserer Runde aus "alten Säcken" bedeuten. Oder sollen wir uns dann einen Schüler oder Studenten mit viel Freizeit als SL mieten?
Ich hab keine Ahnung obs den gibt. Ich weiß, dass ich als Spielanfänger mit geschätzten 12-13 Jahren nicht zu Cons gegangen bin, wo mich die "Alten" hätten wahrnehmen können. Ich spiele nicht mit 12-13 Jährigen und genaugenommen waren diejenigen die rollengespielt haben eh immer Sonderlinge, die kaum einer beachtet hat, die aus ihrer "Leidenschaft" ein Geheimnis gemacht haben um bloß nicht doof anzuecken.
Erst als ich angefangen habe mit 18/19 Jahren über meine Spielerei zu reden offenbahrte sich wieviele das auch noch tun.
Insofern: Ich bezweifle, dass "wir" das wirklich mitkriegen, wieviele da draußen an Jugend spielt.
Ich weiß nicht was IHR sollt ... sollen sollt ihr gar nix. Wenn du sagst du hast genug Material und dass das Spiel für euch hinhaut, dann ist doch alles klar. Aber neue Spielerakquise bei den Studenten kann ja schließlich auch nicht schaden, vor allem wenn der sich dann hinsetzt und leitet.
ich habe nur heute mit Vollzeitjob und Familie nicht mehr so viel Zeit wie früher um mich einzulesen. Wenn mich das in deinen Augen als Rollenspieler disqualifiziert ist Arroganz schon gar kein Ausdruck mehr dafür.
Aber genau da ist doch der Punkt: Rollenspiel braucht Zeit - wenn du die nicht hast, nicht aufbringen kannst oder willst, dann ist das halt so. Das hat nichts mit Arroganz zu tun, sondern der Lauf der Dinge, siehe auch unten, was ich dem Skar geschrieben hab.
Öfter als ein Mal im Monat klappt meist nicht mehr. Wie sieht das denn bei dir aus? Noch im Studium? Schon im Job? Fest liiert? Wie regelst du das?
Ich möchte auch kurz auf diese Frage eingehen:
Studium (Endphase) + Job + Fernbeziehung
De facto bleibt zum Spielen nur der Freitag und da auch bestenfalls zwei mal pro Monat (ob das immer bei den anderen hinhaut ist eine Sache und bei mir selbst das andere Problem - oftmals gehts eben nur einmal). Ich habe mich bereits vor langer Zeit davon verabschiedet GROß was vorzubereiten (obwohl ich leite) und ich leite nur das was ich auch selbst vermitteln kann. Falls ich Fehler in den Regeln mache, ja gut - dann ist das halt so. Kann man später ausbessern. Ich denke meine Zeit wird eher noch begrenzter, aber da mir Rollenspiel wichtig ist, werde ich dabei bleiben und versuchen diese Zeit frei zu halten. Wenn das nicht hinhaut - nun gut, dann muss ich halt warten.
Is halt so!
Ich hab einfach nicht mehr die Zeit um mir groß angelegte Kampagnen selbst auszudenken und zu Papier zu bringen. Aber genau solche Produkte sind in der "Szene" ja verpönt, da will man mehr Material zum Selberbauen.
Siehst du: Falsches Zeitmanagement - ein grober Plan, mit grober Richtung wird festgelegt (und das ist die Richtung, die die Spieler wahrscheinlich nie einschlagen werden, weil sie zwischendurch etwas völlig anderes machen) und der Rest ad hoc ausgearbeitet. Weißt du welche Hilfe ich als SL von allen Sachen am nützlichsten fände? Einen internationalen Namensgenerator. Da hak ich immer am allermeisten.
Wenn man nur dann leiten kann, wenn alles perfekt bis ins kleinste Detail geplant ist wundert mich das nicht, wenn da soviel Zeit für draufgeht. Hey, die Spieler sollen auch was tun - und wenn ich alles geplant habe und die machen was anderes, dann würd ich mich richtig ärgern.
Deswegen mal ich auch keine Wohnungen oder Blaupausen mehr vorher - wenn die irgendwo einbrechen reicht das völlig aus sich darüber Gedanken zu machen.
Das Lesen als Hobby hat in der Zeit massive Konkurrenz bekommen.
Ich glaube lediglich, dass Fernsehen/ Konsole einen anderen Stellenwert eingenommen hat, nicht aber das lesen ersetzt hat. Früher waren die Lesemuffel ohne Konsole und Fernseher eben draußen und haben "abgehangen" ("Hey, wir sind jetzt nicht mehr vor der Sparkasse, wir sitzen jetzt vor der Dresdner Bank!" - eine wahre Geschichte) - mein Bruder hatte all das nicht, aber glaube nicht, dass der seine Zeit mit Büchern verschwendet hätte.
Skar schrieb:
Ich habe keinen Witz gemacht - und es wäre schön, wenn du mir denselben ernst entgegen bringst, den ich auch dir entgegen bringe.
Der Markt soll also bitte alle Rollenspieler ab "Familienplanung in die Tat umgesetzt" ausblenden. Träum weiter, gute Nacht! Hier steckt die Kohle. Diese Leute sind mitunter dem Hobby seit 20 Jahren treu geblieben.
Es geht nicht darum keine Zeit zu haben. Es geht darum einen leichten Einstieg in ein Rollenspielprodukt zu haben. Man will keine Zeit verschwenden. Aber wenn man das Medium liebt, dann kommt auch die Zeit dafür irgendwo her. Mich aber mit 40 Seiten Fertigkeitenbeschreibung von A wie Anglen bis Z wie Zähne ziehen zu belasten, das ist Zeitverschwendung.
Ich hab nicht gesagt, dass der Markt all diese Leute ausklammern soll, die Familie planen. Das tun die entweder selber oder sie finden einen Weg. Ich sags nochmal: Rollenspiel braucht vor allem Zeit - wenn man die nicht aufbringen kann oder will, dann macht man das falsche (oder hat die falschen Prioritäten gesetzt). Das ist aber bei jedem Hobby so, bei jeder Sportart, bei allem was man tut.
Ich kann nicht Kung Fu lernen ohne Jahre des Trainings zu investieren. Egal ob mir nun Familie und Job dazwischen kommen, es ändert nichts daran, dass ich Zeit aufbringen muss, wenn ich weiter Kung-Fu machen will.
Ich kann nicht joggen gehen ohne draußen rumzulaufen. Ob ich nun Familie oder Job habe - entweder ich passe meine Laufzeiten entsprechend an, oder ich lasse es.
Zu einem Spieleabend gehören in der Regel mehrere Spieler (wieviele auch immer) - wenn die jetzt miteinander spielen wollen müssen die einen gemeinsamen Termin finden. Für diesen Termin darf zu dem Zeitpunkt keiner arbeiten gehen und es muss bei Bedarf auch ein Babysitter verfügbar sein - sonst klappts eben nicht mit dem zocken. Dafür können aber die Rollenspiele nichts - das ist ein Problem von einem selbst und der Zeit die man bereit ist zu investieren. Dass Familie und Job sich mit dem Hobby beißt ist eben nicht allein das Problem des Rollenspiels, sondern hängt auch von den Prioritäten und dem Zeitmanagement der Spieler ab.
Ihr die ihr die Zeit nicht mit unnötigem Lesen verschwenden wollt (und das scheint ja ein Tonus zu sein) müssen sich aber mal fragen was sie denn wollen? Hintergründe (also Fluff) sind in der Regel textlastig. Wenn ich das nicht will muss ich mir selbst was ausdenken. Regeln können, müssen aber nicht umfangreich sein - aber da gibts für jeden etwas. Niemand wird gezwungen epische Regelwerke wie das von AC zu nutzen - das geht auch bestimmt einfacher (D&D 4.0?). Es gibt aber Leute die WOLLEN epische Regelwerke - sollen die jetzt unter den Tisch fallen?
Was dein Problem mit Fertigkeitbeschreibungen angeht (oder vergleichbarem): Dann lies es doch nur bei Bedarf oder steig auf was einfacheres um, wenns dir zuviel wird.
Jadeite schrieb:
Ich frage mich ob nicht die Zeit dieser Bücher vorbei ist. Sie waren in den achtziger Jahren sehr verbreitet, wurden aber schon in den Neunzigern von Handhelds verdrängt.
Ob die von Handhelds verdrängt wurden kann ich nicht sagen: Genaugenommen sind die Dinger furchtbar langweilig und wenn schlecht geskriptet auch unspielbar bzw. frustrierend. Davon ab, dass man sich die ganze Zeit selber beschissen hat.
Und mal was anderes:
Es gibt ja auch schon Mainstream Zeugs: siehe Pokémon, siehe Magic, siehe Yu-Gi-Oh ... alles so Kram der furchtbar gut bei den Kids ankommt - soll sich Rollenspiel dahin entwickeln?