AW: Vampire die Egoisten
Ich verstehe ehrlich gesagt nicht wie ich jetzt zur 'Weltschmerz-Emo-Fraktion' und zum Forderer von 'netten Vampiren' geworden bin.
In deinen letzten Posts hast du einen funktionierenden, an seinen Untod angepassten Vampir als Ende der Charakterentwicklung dargestellt. In diesem Posts klingts schon anders und deutlich weniger emo.
Ich versteh genauso wenig warum
a) Das PvP für dich, so interpretiere ich deine Posts bis hierher, das Kernstück des 'persönlichen Horrors' ist
Intrigenspiel führt automatisch dazu, dass die Denkweise der Spieler und Charaktere immer dunkler und gnadenloser wird, denn fürs Überleben ist das notwendig. Mir ist es schon oft passiert, dass ich Pläne überlegt habe und zwischendurch, wenn die Immersion fällt, dachte "Verdammt, das ist sadistisch und bösartig - stammt das wirklich aus meinem Hirn?". DAS ist Horror - aber nur möglich, weil ein Großteil der Denkkapazitäten der Gruppe dafür verwendet wird, die Situation immer schlimmer zu machen. Wenn statt einem Viertel Hirn (das Viertel des SLs, die nicht Schiedsrichter, Umweltdarsteller und NSC-Akteur, sondern Oppositionsgeber ist) dreieinhalb Hirne daran arbeiten, meinem Char das Unleben zur Hölle zu machen, wird die IT-Situation automatisch extrem heftiger und provoziert Überreaktionen wesentlich schneller und stärker.
Bei Gruppen-Horror ticken meine Chars ca. einmal pro Session aus, bei PvP-Horror tun sie das in quasi jedem Augenblick. Nach spätestens einer halben Stunde Spielzeit haben sich die paranoiden Zustände der Spieler gegenseitig so weit hochgeschaukelt, dass die Nerven der SCs blank liegen. Und zu diesem Zeitpunkt kann der Funke des Horrors überspringen.
Im Gruppenspiel lässt sich das eigentlich nur mit übermächtigen, schwer fassbaren Gegnern (wobei "Gegner" in diesem Fall jede Art von NSCoid sein kann, z.B. ein Virus, eine Parallelwelt, ein verfluchtes Klavier o.Ä., nicht nur NSCs im engeren Sinne) anstellen, weil Überreaktionen von der Gruppe abgefedert werden statt verstärkt.
und
b) der Weg zum 'funktionierenden Vampir' (ich würde bestreiten wollen dass es sowas oberhalb des Draugr gibt) gefälligst die Hälfte zu überspringen hat wo der CHarakter noch nicht die Paranoia und die schizoide Seite das 'Standard'-Vampirs angenommen hat?!
Das ebenfalls zu spielen kann man machen, muss man aber nicht. Der PvP-Ansatz funktioniert wesentlich besser, wenn die Chars von Anfang an leicht gestört sind. ("Leicht" heisst in diesem Fall "merklich, aber gut nachvollziehbar".) Je mehr Sollbruchstellen ein Charakter hat, desto eher werden diese ausgelöst und desto schneller eskaliert das Spiel zu einem Punkt, an dem die Spieler zwischen Identifikation mit und Abscheu vor ihrem Charakter schwanken.
Ich sage nicht 4 Freunde sollt ihr sein.
Ich sehe aber auch nicht warum es deshalb automatisch 4 Feinde sein müssen.
Ich hab bei dir das GEfühl dass der Graubereich zwischen diesen Polen vollkommen unbeachtet bleibt.
Schonmal Junta gespielt oder Risiko ohne Absprachenverbot? Der Feind meines Feindes ist nicht zwangsläufig ein Freund, aber ein Verbündeter. Wechselnde Allianzen und Bündnisse entstehen quasi automatisch, wenn mindestens Drei sich streiten, besonders dann, wenn Allen klar ist, dass am Ende nur noch Einer stehen wird.