AW: Umfrage!
Umfragebogen
Alter: 20
Geschlecht: w
Spiele: Vampire the Masquerade (VtM im Folgenden) zur Zeit
Grösse der Gruppe: 3 – 4 Spieler
Regelmässigkeit der Treffen: alle ein bis zwei Wochen
Position innerhalb deiner Gruppe: Spieler
Wieso spielst du RPG’s?
Mich speziell reizt am RPG besonders das Element des Improvisationstheaters. Ich schlüpfe in die Rollen verschiedener Menschen in verschiedene Welten. Man lernt durch das Spielen von Rollen die Welt aus vielen anderen Blickwinkeln zu sehen. Man lernt über das Denken anderer Menschen und wagt neue Dinge zu probieren, bei deren Scheitern in der wirklichen Welt die Konsequenzen zu groß sind (z.B. auszuprobieren mit dem Chef auf einer anderen Art und Weise zu sprechen, provokanter zu sein usw.)
Was mir durch langem Spielen erst aufgefallen ist, also nicht der eigentliche Grund, weswegen ich RPG spiele ist, man lernt sehr viel über sich selbst:
1) Gerade VtM ist ein Spiel, das einen oft in moralischen Grenzsituationen führt. Wenn der Charakter jemand ist, der von der moralischen Einstellung einen selbst ähnlich ist, wird man durch das Spiel auch an seinen eigenen Grenzen geführt. Und ich finde, gerade Entscheidungen in Grenzsituationen sagen viel über einen selbst aus.
2) Es ist oft im Leben so, dass man die Probleme klarer sieht, wenn man einen gewissen Abstand dazu hat. Im Rollenspiel sieht man sowohl die Probleme von nahem (bei den Spielsitzungen), als auch von weitem (in den Spielpausen). Viele Probleme im Rollenspiel kann man ohne weiteres auf das wirkliche Leben übertragen. Durch das „andere“ Sehen der Probleme in der Rollenspielwelt, eröffnen sich auch ganz andere Wege, um die Probleme in der realen Welt zu lösen.
Ich zum Beispiel gehe nicht mehr emotional in Problemen, die sowieso schon energiegeladen sind. Vielmehr versuche ich bei Streitsituationen für anderen die angenehmste Stimmung zu erzeugen, denn ich habe gelernt, selbst wenn ich eine Konfrontation gewinne und meine Mitstreiter fühlen sich danach unwohl, dann habe ich genauso verloren.
3) Es stellte sich bei mir die Frage: Was brauche ich wirklich um glücklich zu sein?
Zum Beispiel, es gibt Dinge an mir bei denen ich der Meinung bin, die könnten besser sein. Ich bin nicht unzufrieden mit meinem Aussehen, doch manchmal frage ich mich, ob nicht vieles einfacher wäre, ob ich glücklicher wäre, wenn ich wirklich wunderschön wäre.
Im Rollenspiel lässt sich solche Eigenschaften leicht arrangieren: Schönheit, übermenschliche Stärke, Charme werden mit Charaktererschaffung direkt erreicht. Ins Rollenspiel kann man Träume hineinprojezieren. Ich habe gemerkt, dass ich mit meinem wunderschönen Charakter genauso glücklich (oder unglücklich) war, wie ich selbst. Also stellte sich für mich automatisch die Frage, was brauche ich wirklich, um glücklich zu sein?
Wie lange spielst du schon?
Seit ich 14 bin.
Wie kamst du zu RPG’s?
Das ist eine interessante Frage. Als Kind haben wir Vater, Mutter, Kind gespielt. Später in der Grundschule Sailor Moon, Ninja Turtles (und was nicht alles) nachgespielt. Irgendwann habe ich mit Freunden eigene Charaktere erschaffen und eine eigene Geschichte darum gebaut und diese dann oft mit Barbies nachgespielt.
Dann erst, irgendwann mit 13, habe ich bei Freunden DSA Boxen entdeckt und mir gedacht: Wow, super, jetzt also viel professioneller das Ganze, die Welt viel dichter, ist ja perfekt.
Wie viel Freizeit „opferst“ für RPG’s?
Unsere Spielsitzungen dauern etwa 6 – 9 Stunden.
Wenn du mehrere RPG’s spielst, warum verschiedene und nicht nur eines?
Ich spiele jetzt nur VtM.
Spielst du nur RPG’s oder nimmst du auch an LARP’s teil?
Nur RPG. Meine Vorstellungskraft reicht nicht für LARP.
Einmal LARP, und die dicke, männliche Elfin, die mich überzeugen wollte, dass sie einen CH Wert von 18 hat, nahm es mir persönlich, als ich mir das Lachen nicht verkneifen konnte.
Was gehört für dich zu einer guten RPG Runde?
Eine in sich abgeschlossene, logische Welt.
Was war dein schönster/ bester Moment als RPG Spieler?
Schwierig… ich glaube, als ich nach einer World of Darkness Runde den persönlichen Horror so deutlich gespürt habe, danach in meinem Bett lag und so dankbar dafür gewesen bin, dass ich hier lebe und nicht dort.
Welches ist über Jahre dein Lieblings RPG und wieso?
Früher 7th Sea, jetzt VtM.
Nach DSA, die aus Quest für Quest ablaufen bestand, hatten wir in unserer 7th Sea Runde viel politisches Intrigenspiel dabei und die Charaktere finden an Eigeninteressen zu verfolgen. In unserer VtM Runde entstehen Geschichten fast nur noch aus Eigeninteressen und Eigenmotivation der Spielercharaktere heraus.
In VtM kämpft man auch gegen sich selbst. In DSA war man selbst der Held und natürlich war alles, was man tat richtig. In VtM wird man oft vor moralischen Zwickmühlen gestellt und muss sich entscheiden. Man fängt an sich zu fragen, ob James Bond wirklich so cool ist, wie er scheint. Wann ist es wirklich in Ordnung zu töten? Das ist das, was, meiner Meinung nach, VtM zu einer idealen Plattform für tiefgehende Rollenspiele macht.
Hält sich deine Gruppe immer genau an die Regeln oder spielt ihr eher Frei?
Wir spielen frei. Es ist ja letztendlich unser Spiel