Wieso beziehst Du den "Darsteller" ausschließlich auf den klassischen Schauspieler?
Ernsthaft? Ok:
Der Darsteller ist auf das Präsentieren seiner jeweiligen Spielfigur fokussiert.
Der Method Actor nicht. Der präsentiert garnichts.
Der Darsteller neigt dazu, das Ausspielen der Eigenheiten seiner Figur über seine Mitverantwortung am Zustandekommen einer gelungenen Spielhandlung, über das Wohl der anderen Spielerfiguren und sogar über das Wohl seiner eigenen Spielfigur zu stellen - ihre authentische Darstellung ist ihm wichtiger als das Erreichen von Zielen sowohl innerhalb als auch außerhalb der Spielwelt.
Mag sein, das du dich da nur in der Wortwahl vergriffen hast, aber auch um Darstellung geht es meinem Typen nicht. Meinem Typen geht es primär um das eigene Spielerlebnis. Das eigene Nachfühlen.
Während der Negativ-Extremfall des Darstellers somit eine darstellerische Nervensäge ist, die sich präsentieren will, sitzt der Negativ-Extremfall in der Ecke und kichert apathisch vor sich hin oder tut ständig Dinge, die von außen komplett unverständlich sind.
Es ist scheißegal ob irgendwer anders deine "Präsentation" überhaupt wahrnimmt.
Mit so einem Spieler muss man doch zugegeben massiv anders umgeben, als mit dem Hobby-Schauspieler, der den anderen seinen Extra-True-Mega-Charakter ins Gesicht drückt, oder?
Klar, gibt es auch beim Taktiker Extreme, aber solche Gegensätze?
Dazu bräuchtest du schon einen Taktiker, der bewusst versucht zu verlieren vs. den normalen Gewinner.
Den Tod seiner Spielfigur mag er bedauern, aber er trauert ihr üblicherweise nicht lange nach und freut sich über neue darstellerische Herausforderungen.
Ja und nein. Der Method-Spieler steckt in der Rolle. Die Rolle ist tot...
Was soll es dann da zu trauern geben. Das stimmt dann schon überein.
Aber darstellerische Herausforderung... Da wird nichts dargestellt.
Herausforderung zum Hineinversetzen.
Ich könnte problemlos Ctulluh-Götter-Dämonen darstellen.
"Er schwurbelt wild die Tentakel durcheinander und brüllt Gnaaaaarfzgrrrrrfllooorghmlpf."
Aber hineinversetzen? Ne... echt nicht.
Umgekehrt ist "ich selbst nur grün angemalt und in Mittelerde" ein interessantes Method-Acting-Konzept und bestimmt sehr immersiv.
Darstellerisch ist das ein einziger Witz.
Er umfasst doch nun wirklich beide Ansätze. Die wichtige Gemeinsamkeit ist doch, dass beide ihre Handlungen komplett aus der Perspektive ihrer Spielerfigur heraus durchführen,
So wie du den Darsteller beschrieben hast eben nicht. Da ist der Darsteller primär mit darstellen beschäftigt. Die Handlungen werden durch den SC begründet. Ja, das schon.
Aber woher das "aus der Perspektive" kommen soll, auf die Stelle musst du mich nochmal hinweisen.
Ich finde jedenfalls dass es ein grundlegender Unterschied ist ob ich mit der Einstellung herangehe:
Ich versuche jetzt so gut wie möglich einen Ork darzustellen (so dass jeder am Tisch denkt, neben ihm säße wirklich ein Ork).
oder
Ich möchte nachfühlen, wie es ist in einer menschlich-dominierten Gesellschaft ein Ork zu sein.
Ich find mich da als Spieler bei ersterem einfach absolut nicht wieder. Wenn ich schon ein Extrem wählen müsste, für die Kategorisierung, wäre es mir absolut scheißegal, ob mir irgendwer den Ork abnimmt. Ich würde überhaupt nicht darüber nachdenken, ob irgendwas, was ich tue "orkisch" wirkt.
Ich würde am Anfang meinen Ork bauen, würde mir eine Vorgeschichte und Grundpersönlichkeit überlegen. Und auf dieser Basis würde ich meine Spielweltumwelt auf mich wirken lassen und mich so verhalten, wie es "mir" richtig erscheint, hinsichtlich "meiner" Vorgeschichte, Macken etc.
Und wenn der dann nicht orkisch wirkt, dann würden meine Mitspieler, SL und ich zu dem Schluss kommen, dass es entweder keinen vernünftigen Grund gibt, warum die klassischen Orks so sind, wie sie sind oder wir die Begründung falsch verstanden und in den Charakter eingearbeitet haben.
Bevor ich anfange zu spielen, hab ich (immer noch in diesem fiktiven Extrem) keinen Plan, wie der SC rüberkommen soll. Als Darsteller, wäre genau dies jedoch meine Ausgangsmotivation.
Lustigerweise bin ich als SL ein wesentlich stärkerer Darsteller. Da das NSC-Spiel ja einen nicht unwesentlichen Teil der SL-Aufgabe ausmacht, verstehe ich nicht, wie du darauf kommst zu sagen "SLs sind eher keine Darsteller - das können die ja nur mit den NSCs ausleben.".