Re: KINO: Troja
Mein Senf dazu:
Ich fand den Film ziemlich merkwürdig, allerdings kam mir vieles sehr bekannt vor, weil der Film auch nur auf der Welle der Filme mitschwimmt, in denen zwei riesenhafte (übertrieben riesenhafte) Armeen aufeinander treffen und man vor lauter Kampf total den Überblick verliert. Verbunden mit der typischen Kreisch-Gedudel-Musik á la Herr der Ringe war der Film dann doch eher Durchschnitt.
Seltsam erschien mir dabei, dass die Schlachtreihen von Mal zu Mal immer größer wurden und sich weiter ins Unendliche erstreckten als zuvor, was rein logisch gar nicht möglich ist (schließlich werden in einer Schlacht die beiden Parteien eher dezimiert als dass sie Zuwachs bekommen).
Auch die Historie wurde, wie bereits mehrfach angesprochen, übelst verfälscht:
Für mich als Hobbyhistoriker (und Hobbyklugscheißer) ist das nicht so toll. Folgende eklatante Fehler fielen mir auf:
rof:
- Der Krieg dauerte 10 Jahre und nicht 15 Tage
- Menelaos und Agamemnon überleben den Krieg beide unbeschadet und kommen gut zurück nach Griechenland (Agamemnon wird dann von seiner Frau erstochen)
- Achilles hatte nie eine Affäre mit einer Apoll-Priesterin
- Patroklos wurde nicht von Hektor erschlagen
- Agamemnon hat Priamos nicht erstochen
- Die Pest, die als Deckmantel für den Rückzug der Trojaner genutzt wurde, trat viel früher ein
- die göttliche Hilfe auf beiden Seiten fehlte völlig, denn schließlich rettete ja z.B. Artemis Paris, als er gegen Menelaos zu unterliegen drohte
- Wo war Kassandra, die Trojas Untergang vorhersagte?
- Achilles starb lange vor Trojas Eroberung durch die göttlichen Pfeile des Apoll (Gott, der auf Trojas Seite stand) und nicht in Troja durch Paris, als er gerade eine Priesterin retten wollte, die zuvor Agamemnon tötete
- Der Hinweis, dass das Trojanische Pferd eine Falle sein könnte, kam durch den Priester Laokoon, der daraufhin mitsamt seinen Söhnen von zwei Seeschlangen auf Geheiß Poseidons, der auf der Seite der Griechen stand, getötet wurde, nicht durch Paris
- Priamos hatte 50 Söhne und nicht nur zwei
- Achill und Odysseus wollten beide nicht in den Krieg gegen Troja ziehen (Odysseus stellte sich dumm, Achill schlüpfte in Frauenkleider, wurde aber von Odysseus enttarnt)
- Die vielen Zweikämpfe fanden alle im Schlachtgeschehen statt, nicht alleine vor den Toren Trojas
- Aeneas hat von Paris kein Schwert erhalten, mit dem sein Volk wieder aufblühen sollte (auch sein Sohn fehlte)
- Achill war nicht unsterblich, sondern hatte nur sehr viel Geschick und Glück
-nebenbei bemerkt: jedwede übermenschliche Komponente fehlte (neben der göttlichen), was den Film daher auch eher "nur" zu einer einfachen Kriegsgeschichte machte
Die Schauspieler waren m.E. tw. sehr unpassend. Diane Krüger als Helena war, neben der grausam dumm klingenden deutschen Synchronstimme, einfach nicht als Helena geeignet (der neue Stern am Schauspielhimmel
).
Brad Pitt wirkte einfach nur wie ein dummer arroganter Schönling...natürlich ähnlich wie der historische Archill, jedoch wesentlich schmieriger.
Peter O´Toole sollte langsam merken, dass er nur noch alte Herrscher spielen kann...er hat da wieder angefangen, wo er nach dem pornografisch-blutigen Machwerk "Caligula" (der definitiv schlechteste Film aller Zeiten) aufgehört hat: Als unfähiger Herrscher!
Die restlichen Schauspieler waren m.E. gut besetzt, gerade Ajax und Odysseus sowie Paris (keiner kann einen unfähigen Kriecher besser darstellen als Orlando Bloom), auch Eric Bana konnte gefallen.
Letztlich bleibt mein Fazit:
Guter antiker Stoff wurde amerikanisert und dadurch zu einem typisch-modernen Hollywood-Gemetzel, das durch übertriebene Ausmaße und niederklassige Schauspieler 2,5 Stunden zu unterhalten versucht.
Hoffentlich kommt Wolfgang Petersen nicht auf die Idee jetzt noch die "Odysse" zu verfilmen.