Spielfilm Troja

oO bissel jung dafür oder ?

Ich korrigiere: "Ältestes, schriftliches Epos der "westlichen" Welt." Der Gilgamesh-Epos ist natürlich älter ;)

@Awel; das Gute ist ja das man sich nicht entscheiden muß. Man kann einfach beides haben ;)
Ich mag die Ilias ja auch, aber wenn man die getreu nach Vorlage verfilmen würde, würde ein Tom & Jerry mäßiger Klamauk dabei rauskommen. Das wäre vielleicht durchaus spaßig, aber ich persönlich bin froh das der Film sich für eine andere Richtung entschieden hat

Tom & Jerry? Wut?

...ja habe ich denn eine andere Ilias als ihr gelesen ?

Das glaube ich langsam wirklich :D
 
...ja habe ich denn eine andere Ilias als ihr gelesen ?

Vergesst dabei nicht, dass die Ilias schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und daher (ähnlich wie die Bibel) Metaphern verwendet, die den Zuhörern / Lesern ihrer Zeit geläufig waren. Drei mal um die ganze Stadt zu rennen ist für mich weniger ein Fakt als eine Betonung, wie WENIG er einen Kampf suchte.

Heutige Geschichten verwenden andere Metaphern und im Kino sind wir idR sowieso dazu übergegangen durch Realismus (oder zumindest optischen Detailreichtum der einem die Szene als verdammt plausibel vorgaukelt) die Zuschauer zu überzeugen. (Ich will jetzt kein Fass aufmachen, aber überlegt euch mal, welche Metaphern in der Bibel verwendet werden, was ein Erzähler DAMALS seinen Zuhörern damit klar machen wollte und wie das damit divergiert, es aus heutiger Sicht wörtlich zu verstehen.)

Unter diesem Aspekt sind also die Ilias als Vorlage und der moderne Film nicht ansatzweise miteinander vergleichbar.

Den Film selbst finde ich gar nicht so schlecht wie viele hier. DER Spitzenfilm ist er für mich nicht, aber "ganz nett".
 
Vergesst dabei nicht, dass die Ilias schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat und daher (ähnlich wie die Bibel) Metaphern verwendet, die den Zuhörern / Lesern ihrer Zeit geläufig waren. Drei mal um die ganze Stadt zu rennen ist für mich weniger ein Fakt als eine Betonung, wie WENIG er einen Kampf suchte.

Heutige Geschichten verwenden andere Metaphern und im Kino sind wir idR sowieso dazu übergegangen durch Realismus (oder zumindest optischen Detailreichtum der einem die Szene als verdammt plausibel vorgaukelt) die Zuschauer zu überzeugen. (Ich will jetzt kein Fass aufmachen, aber überlegt euch mal, welche Metaphern in der Bibel verwendet werden, was ein Erzähler DAMALS seinen Zuhörern damit klar machen wollte und wie das damit divergiert, es aus heutiger Sicht wörtlich zu verstehen.)

Unter diesem Aspekt sind also die Ilias als Vorlage und der moderne Film nicht ansatzweise miteinander vergleichbar.

Den Film selbst finde ich gar nicht so schlecht wie viele hier. DER Spitzenfilm ist er für mich nicht, aber "ganz nett".

Absolute Zustimmung, sehe ich genauso. Und ich fand Brad Pitt als Achilles nicht mal schlecht (auch wenn mir die Figur von der Konzeption nicht gefallen hat) und die Choreographie des Endkampfs ist immer wieder sehenswert.
 
Um mal unsere Versionen zu vergleichen (meine ist die Übersetzung von Roland Hampe).
Ilias Kapitel 5, Zeilen 855+
Ares ist gerade von Diomedes (dank Hilfe von Ahtene) verwundet worden:

...da brüllte der eherne Ares. So laut, wie neuntausend Männer oder zehntausend schreiend im Krieg, wenn des Ares Streit zusammen sie führen, Und ein Zittern ergriff sie alle, Achäer und Troer,
So weit so gut. Er brüllt also furchterregend. Das ist ja noch ganz cool. Wenn es nicht weitergehen würde:
Voller Furcht, so brüllte der kriegsunersättliche Ares.
Äh... okay ? Aber es geht leider noch weiter: Er flieht vom Schlachtfeld zum Olymp:
... setzte sich nieder bei Zeus, dem Kroniden, bekümmert im Mute, Zeigte das göttliche Blut, das niederrann aus der Wunde, Und mit Klagen begann er und sprach die gefiederten Worte:
"Zürnst du nicht, Vater Zeus, beim Anblick solcher Gewalttat ?...
Oookay. Klingt das denn nur für mich danach, als ob Ares der Kriegsgott eine weinerliche Heulsuse ist ?

Und der Jagdgöttin Artemis wird in Kapitel 21, Zeile 480+ der eigene Bogen um die Ohren gehauen (wortwörtlich). Reaktion der Göttin darauf ? Weglaufen und sich weinend in einem Spalt verkriechen.

Wie gesagt, das kann Lustig sein, aber als Vorbild z.B. für griechische Götter in einer Scion Kampagne wäre mir das bei weitem zu lächerlich. Oder liegt es wirklich an meiner Version der Ilias ?

PS: Wohlgemerkt, es nicht der Beste-Film-Aller-Zeiten für mich (ein Ausspruch den ich ohnehin total bescheuert finde) aber fand ihn in der Tat sehr gut.
 
Wie gesagt, das kann Lustig sein, aber als Vorbild z.B. für griechische Götter in einer Scion Kampagne wäre mir das bei weitem zu lächerlich. Oder liegt es wirklich an meiner Version der Ilias ?

PS: Wohlgemerkt, es nicht der Beste-Film-Aller-Zeiten für mich (ein Ausspruch den ich ohnehin total bescheuert finde) aber fand ihn in der Tat sehr gut.

Ich glaube dein "Problem" bei der Sache ist, dass du die Passagen zu wörtlich und in einem zu modernen Kontext liest. Durro hats bereits ganz gut verfasst, das sind größtenteils Metaphern.

Warum ist Ares so erschüttert, dass er Schutz bei Zeus sucht? Diomedes, ein Sterblicher verwundete ihn auf dem Schlachtfeld! Das öffnet Fässer, deren Tragweite wir uns nicht einmal vorstellen können. Der Mensch, in dem das Titanenblut schlummert, erhebt sich gegen das Göttlichkeit, die Entropie findet statt. Ganz gleich, ob es Athene war, die Diomedes Schwert / Speer führte, Ares sieht sich mit einer unwiderlegbaren Tatsache konfrontiert - und das ist keine Geringere, als die unmittelbare Emanzipation der Sterblichen von direkter, göttlicher Intervention. Der trojanische Krieg bedeutet eine Zäsur im göttlichen und menschlichen Selbstverständnis - es ist das letzte Zeitalter halbgöttlicher Heroen und fleischgewordener Götter. Nach dem Krieg ist es das Menschengeschlecht, dass die Federführung übernimmt - das wird Ares in diesem Augenblick bewusst! Es ist seine Existenz, die schmerzt, nicht der Hieb!

Und natürlich läuft er zu dem zurück, der die Olympier schon einmal vor so einer Schmach befreit hat, dem Einzigen, dem es gelang, die Titanen zu bezwingen, die sich nun in Form ihrer Bastardkinder, der Sterblichen wieder erheben.

Was du erwartest sind Götter, die mit mächtig CGI Berge zerbröckeln lassen, darum ging es hier aber nie.

Edit: Aber Roland Hampe ist auch an einigen Stellen sehr ungenau / subjektivierend. Ich würde eher zu Wolfgang Schadewaldt greifen, was die Übersetzung angeht.
 
Sean Bean als Odysseus hat mir gut gefallen. Aber ich mag Sean Bean auch gern. Und Odysseus ist quasi der Batman der griechischen Mythologie, deswegen mag ich Odysseus auch. Weil ich Batman mag.

Quasi ein No-Brainer.
 
Gerade wenn das alles Metaphern sind (die sich den damaligen Griechen leichter erschlossen) macht es doch Sinn das der Film den Stoff so behandelt das er für uns verständlich ist, oder ?

Ich habe dann wirklich lieber "cooles Heldengepose" als Typen die in bester Zeichentrick-Manier mehrmals durchs Bild laufen. Realistisch ist beides nicht, aber die Hollywoodkämpfe sind nunmal eine Metapher unserer Zeit die uns vermittelt was für tolle Typen sich da kloppen. Und das Hektor den Kampf mit Achilles nicht wirklich wollte, sondern sich schweren Herzens stellte weil er den Eindruck hatte es sei seine Pflicht als der Verteidiger Trojas.... nun, das der Film mir gut vermitteln können. Auch ohne Herumgerenne.

Vielleicht bin ich auch einfach nur zu Simpel gestrickt um keine "naturgetreue" Umsetzung der Vorlage zu wollen. Aber damit kann ich prima leben ;)
 
Sean Bean fand ich auch gut. Ist allerdings schon ein Bruch für ihn, das er eine Rolle übernommen hat in der er mal nicht stirbt ;)
Aber der Film war insgesamt einfach gut besetzt. Sogar Orlando Bloom machte eine gute (sprich Weichei) Figur im Film.
 
Orlando Bloom ist voll total gut eigentlich, findsch auch so. Wenn der mal seine Nische gefunden hat und man ihn da sitzen lässt, is' alles tippitoppi.
 
Gerade wenn das alles Metaphern sind (die sich den damaligen Griechen leichter erschlossen) macht es doch Sinn das der Film den Stoff so behandelt das er für uns verständlich ist, oder ?

Ich habe dann wirklich lieber "cooles Heldengepose" als Typen die in bester Zeichentrick-Manier mehrmals durchs Bild laufen. Realistisch ist beides nicht, aber die Hollywoodkämpfe sind nunmal eine Metapher unserer Zeit die uns vermittelt was für tolle Typen sich da kloppen. Und das Hektor den Kampf mit Achilles nicht wirklich wollte, sondern sich schweren Herzens stellte weil er den Eindruck hatte es sei seine Pflicht als der Verteidiger Trojas.... nun, das der Film mir gut vermitteln können. Auch ohne Herumgerenne.

Vielleicht bin ich auch einfach nur zu Simpel gestrickt um keine "naturgetreue" Umsetzung der Vorlage zu wollen. Aber damit kann ich prima leben ;)

Nö, du gehst nur mit einer anderen Erwartungshaltung an die Sache heran. In deinem ziemlich phantasievollen Geist hast du während des Lesens Schlüsse gezogen und Bilder erschaffen, die natürlich lächerlich sind - weil du einfach andere Dinge erwartest.

Ich finde, dass der Film der Prämisse und Aussage, den Charakteren und der Dramaturgie der Ilias nicht im Geringsten gerecht wird. Das fängt bei der Verhunzung Achilles' Geliebten zu seinem Cousin / Bruder (!) an, geht über Kassandras Glänzen durch Abwesenheit und hört bei Aeneas Cameo-Auftritt auf.

Trotzdem finde ich nicht, dass es ein schlechter Film ist. Sean Bean war cool, Orlando schmerzhaft und Peter O'Toole als Priamos auch nicht von schlechten Eltern. Ist halt alles eine Sache der Perspektive.

Nur solltest du einfach vermeiden, den Film qualitativ mit der Vorlage zu vergleichen, da kommst du in Teufels Küche ;D
 
Höhepunkt der Kinovorstellung:
Am Abend nachdem Paris seinen Zweikampf "überstanden" hat zu Helena: "Du magst mich jetzt für einen Feigling halten...."
Grölt es aus dem Saal von vorne rechts im besten Macho-Tonfall: "Das biste ja auch !"
Göttlich ! Das Kino hat getobt vor Lachen (inkl. mir, obwohl ich dämliche Zwischenrufe eigentlich hasse... aber das paßte einfach zu gut) :)
 
@Awel; wie Du schon sagst, jedem das Seine. Ich finde den Film immer noch gerade deswegen gut, weil ich ihn mit der Vorlage vergleiche.

Und es ist ein Film. Keine Trilogie oder gar eine ganze Serie. Das man da die Charaktere der Vorlage mehr als nur ein bißchen Komprimieren muß sollte klar sein. Das man das Ende und den Anfang (die ja in der Ilias gar nicht vorkommen) hinzufügt damit sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt ist auch nicht zu vermeiden. Es ist halt ein anderes Medium. Die Macher des Films haben sich bewußt für und gegen bestimmte Aspekte entschieden. Das kann einem gefallen (wie mir) oder man kann sich ärgern weil man lieber anderes gesehen hätte, bzw es lieber anders umgesetzt gesehen hätte (wie Du). Das sind halt einfach nur verschiedene Standpunkte... womit ich wieder bei Obi-Wan bin (habe den heute schonmal zitiert) ;)
 
*Auf name zeig*

Sollte ein Scherz ein ;)

Didn't get it ;D

@Awel; wie Du schon sagst, jedem das Seine. Ich finde den Film immer noch gerade deswegen gut, weil ich ihn mit der Vorlage vergleiche.

Und es ist ein Film. Keine Trilogie oder gar eine ganze Serie. Das man da die Charaktere der Vorlage mehr als nur ein bißchen Komprimieren muß sollte klar sein. Das man das Ende und den Anfang (die ja in der Ilias gar nicht vorkommen) hinzufügt damit sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt ist auch nicht zu vermeiden. Es ist halt ein anderes Medium. Die Macher des Films haben sich bewußt für und gegen bestimmte Aspekte entschieden. Das kann einem gefallen (wie mir) oder man kann sich ärgern weil man lieber anderes gesehen hätte, bzw es lieber anders umgesetzt gesehen hätte (wie Du). Das sind halt einfach nur verschiedene Standpunkte... womit ich wieder bei Obi-Wan bin (habe den heute schonmal zitiert) ;)

Ach ich ärgere mich nicht. Ich hab' mich nur an deinem qualitativen Vergleich gestoßen, weil man Film und Epos nicht wirklich vergleichen kann. Was man kann, ist sagen, was einem persönlich besser gefällt: und das spreche ich dir auch nicht ab ;)
 
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