Rollenspieltheorie [Theorie] Cheetoism

Skyrock

t. Sgeyerog :DDDDD
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Da ich neulich wieder darüber gestolpert bin und die Boardsuche mir sagt dass das tatsächlich noch nie einer erwähnt hat...

"We game for the snacks. And also the dice. But mostly, just to hang out with friends and tell tall stories." - Mit diesen Worten beginnt die Einleitung zur Cheetoism-Theorie, die den Schwerpunkt nicht wie die meisten anderen Theorien in Regeln, Spielstilen, Design und der Suche nach dem Stein der Weisen findet, sondern im sozialen Zusammenhalt der Gruppe, den teilweise irrationalen Konflikten und Wünschen die darin bestehen und den ganz pragmatischen Umgang damit mit dem Ziel eine auf der sozialen Ebene funktionierende Gruppe am laufen zu halten, auch wenn das zu Inkohärenzen und inneren Widersprüchen führt.

Genau das ist das spannende was ich daran sehe - man schaut nicht danach wie man ganz rational ein System aufstellen müsste das perfekt funktioniert und schiebt den irrationalen Aspekt des sozialen Umgangs unter "ferner liefen", sondern schaut wie Konflikte in der Realität am Spieltisch entstehen, wie man sie beilegt und wie man eine Rollenspielgruppe auf sozialer Ebene am laufen hält.
Besonders die Betrachtungen zu verschiedenen Phasen einer Gruppe in Anlehnung an Modelle aus dem Projektmanagement bekommt meinen erhobenen BWLer-Daumen (auch wenn ich eng zielfixierte Projekte wo soziale Differenzen für den Zweck des Broterwerbs beiseite geschoben müssen nur bedingt mit Rollenspielgruppen vergleichbar halte). Mir kommen so ziemlich alle Phasen von Forming bis Stagnation aus meiner Laufbahn bekannt vor, und ich kann gut nachvollziehen warum bestimmte Lösungen funktionieren, und warum manche nicht. Das Ding hätte mir einigen Streß und die eine oder andere Gruppenzerbröselung ersparen können wenn ich es früher gekannt hätte.
Auch die Beispiele sind aus der Realität gegriffen - man schaue sich etwa das unter Storming an wo es um einen Streit über Magieregeln geht, der sich aber in Wahrheit tiefer Richtung Spielstil (Drama vs Taktik) sowie Regulierungshoheit (SL vs Gruppe vs RAW) erstreckt. Und anders als in den meisten gängigen Rollenspieltheorien wird nicht einfach danach geschaut dass man ein möglichst reinrassiges und widerspruchsfreies technisches Spielerlebnis auf die Reihe bekommt, sondern bezieht ein dass es kaum Spieler in der Stadt gibt - womit "weiterbestehendes Spiel unter einem unsauberen Kompromiss" über "Streben nach sauberem Spiel, dafür gar keine Gruppe mehr" siegt.

Was denkt ihr zu Cheetoism?
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Was denkt ihr zu Cheetoism?
Weiß ich noch nicht. Erst mal lesen.

Interessante Texte für den Anfang. Und eine "menschlichere" Perspektive. - Mal sehen, was wirklich ausgesagt wird.




Und so etwas KANN ich nicht unkommentiert stehen lassen:
Besonders die Betrachtungen zu verschiedenen Phasen einer Gruppe in Anlehnung an Modelle aus dem Projektmanagement bekommt meinen erhobenen BWLer-Daumen
Du kannst Dir vorstellen, was Du mit diesem "BWLer-Daumen" machen kannst, ja? - Falls Du Dir einen kritischen Geist bewahren kannst, dann wirst Du nach spätestens 5 Jahren PRAXIS in der Wirtschaft WISSEN, was für einen Unfug diese Projektmanagement-Modelle tatsächlich darstellen, welch realitätsorthogonales Menschenbild dort irrigerweise zugrunde liegt, und warum eine "Anwendung" der gelehrten, ach so "effektiven" und - schlimmer noch - "effizienten" Vorgehensweisen tatsächlich nur rein ZUFÄLLIG mal klappen kann, dies aber sehr unwahrscheinlich ist (jedoch den Aberglauben an das Funktionieren zu stärken hilft). - Wenn Du Dir KEINEN kritischen Geist bewahren kannst (was hingegen in der Industriepraxis allein schon aufgrund des Peer Pressures wiederum SEHR WAHRSCHEINLICH ist, genauer: die Norm), dann wirst Du es NIE MERKEN.
 
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Was denkt ihr zu Cheetoism?


Um mal von der verlinkten Seite zu zitieren:
That's going to be the tone of the whole thing. Casual, and most of it obvious. When you read a non-fiction book, it'll only tell you four kinds of things,
  • Something you didn't know, and agree with (or don't object to);
  • Something you didn't know, and disagree with;
  • Something you knew already, and it seems obvious to you;
  • Something you knew already, but you didn't know it until it was put into words for you.
This book aims to tell you mostly the last two things.
Das trifft es, aber das ganze ist schön, übersichtlich, gut und amüsant geschrieben und vor allem wahr.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Falls Du Dir einen kritischen Geist bewahren kannst, dann wirst Du nach spätestens 5 Jahren PRAXIS in der Wirtschaft WISSEN, was für einen Unfug diese Projektmanagement-Modelle tatsächlich darstellen, welch realitätsorthogonales Menschenbild dort irrigerweise zugrunde liegt, und warum eine "Anwendung" der gelehrten, ach so "effektiven" und - schlimmer noch - "effizienten" Vorgehensweisen tatsächlich nur rein ZUFÄLLIG mal klappen kann, dies aber sehr unwahrscheinlich ist
Das sind die Probleme der praktischen Umsetzung, und da mangelt es leider nicht an Nieten in Nadelstreifen die selbst nicht genau wissen was sie erreichen wollen und versuchen auf billig termingerecht produzierte Qualität mit kundenorientierter Nutzenstiftung hinzuwurschteln (oder eine ähnlich widersprüchliche Kombi, die jemanden vom Fach die Haare raufen lässt).

Ändert nichts daran dass die Modelle selbst erst einmal brauchbar sind und besonders die für Cheetoism herangezogen Phasen der Gruppendynamik in der Realität anzutreffen sind.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Mit diesen Worten beginnt die Einleitung zur Cheetoism-Theorie, die den Schwerpunkt nicht wie die meisten

(und daher gerne so völlig am Kern der Sache vorbeigehenden)

anderen Theorien in Regeln, Spielstilen, Design und der Suche nach dem Stein der Weisen findet, sondern im sozialen Zusammenhalt der Gruppe, den teilweise irrationalen Konflikten und Wünschen die darin bestehen und den ganz pragmatischen Umgang damit mit dem Ziel eine auf der sozialen Ebene funktionierende Gruppe am laufen zu halten, auch wenn das zu Inkohärenzen und inneren Widersprüchen führt.

Hardcore Casual Gaming for the win.

mfG
bca
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Das sind die Probleme der praktischen Umsetzung
Ich kenne diese ÜBLICHE Ausrede schon verdammt zu lange.

Klar. Es hapert natürlich IMMER an der praktischen Umsetzung. Die "Theorie" ist ja so schön und klar und sauber, die MUSS doch stimmen! Sie MUSS!

An dieser Stelle verläßt man in entsprechenden Diskussionen stets jegliche Rationalität und Kritikfähigkeit. - Leider kenne ich dieses Elend schon länger, als es mir lieb ist. - Zu schade, daß Du in Deinem Alter SCHON so denkst.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Cheetoism war für mich immer die aufgeblasene Version von "Rede mit deinen Spielern." An sich genommen eine vernünftige und begrüßenswerte Idee. Als Allheilmittel auf jede Unstimmigkeit, die am Spieltisch auftreten kann aber so hilfreich wie jede andere Platitüde auch. Da hilft auch keine "Du weisst, das bestimmt alles schon"-Beschwichtigung.

Da Cheetoism zum Teil auch als Satire auf jede andere Form der Rollenspieltheorie (allen voran die Sachen der Forge) anfing, muss man schon sorgfältig sieben um neben den Selbstgefäligkeiten die hilfreichen Beobachtungen darin zu finden.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Ich kenne diese ÜBLICHE Ausrede schon verdammt zu lange.

Klar. Es hapert natürlich IMMER an der praktischen Umsetzung. Die "Theorie" ist ja so schön und klar und sauber, die MUSS doch stimmen! Sie MUSS!

An dieser Stelle verläßt man in entsprechenden Diskussionen stets jegliche Rationalität und Kritikfähigkeit. - Leider kenne ich dieses Elend schon länger, als es mir lieb ist. - Zu schade, daß Du in Deinem Alter SCHON so denkst.

Da sprichst du mir mal aus der Seele. Dieses, perfektes theoretisches Modell, welches durch die dumme Realität kaputt gemacht wird, die (die Realität) einfach nicht zu schätzen weis, was ihr da gutes verloren geht. :rolleyes:

Da halte ich mich lieber an meine Naturwissenschaft: "Wenn das Experiment die Theorie nicht in jedem Fall, jederzeit reproduzierbar bestätigt, muss die Theorie verworfen, oder angepasst werden"

Und diese tollen BWL Wirtschaftsberater finde ich mit ihren "Wenn sie X% ihrer Beschäftigten entlassen, sind sie Y% wirtschaftlicher" Sprüche ganz toll :koppzu:

Just my 2cents

edit: Grammatik
 
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Ich bin mir sicher dass sich in der Laberecke über Sinn und Unsinn von Wirtschaftswissenschaften ganz toll diskutieren lässt.
Wie wäre es alternativ damit diesen Thread für Diskussionen über Cheetoism zu nutzen, wie er ursprünglich mal gedacht war?
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Cheetoism war für mich immer die aufgeblasene Version von "Rede mit deinen Spielern." An sich genommen eine vernünftige und begrüßenswerte Idee. Als Allheilmittel auf jede Unstimmigkeit, die am Spieltisch auftreten kann aber so hilfreich wie jede andere Platitüde auch. Da hilft auch keine "Du weisst, das bestimmt alles schon"-Beschwichtigung.
Klar, Cheetoism deckt nicht alles ab (verschiedene Spielstile als Fehlerquelle werden etwa erwähnt, es wird aber außer dem Fragebogen kein Versuch gemacht Spielstile zu klassifizieren), ich halte es aber für eine wertvolle Ergänzung, gerade da es sich auf Bereiche konzentriert die andere Theorien nur am Rande betrachten und vor allem erfrischend pragmatisch ist.

Da Cheetoism zum Teil auch als Satire auf jede andere Form der Rollenspieltheorie (allen voran die Sachen der Forge) anfing, muss man schon sorgfältig sieben um neben den Selbstgefäligkeiten die hilfreichen Beobachtungen darin zu finden.
Inwiefern das? Der Begriff Cheetoism ist natürlich eine Anspielung auf die -isms des Big Models und des Threefolds, aber ansonsten sehe ich nichts was unernst gemeint wäre.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Inwiefern das? Der Begriff Cheetoism ist natürlich eine Anspielung auf die -isms des Big Models und des Threefolds, aber ansonsten sehe ich nichts was unernst gemeint wäre.

Ich denke du hast mein 'Satire' anders verstanden, als es von mir gemeint war. Ich wollte damit nicht sagen, dass das alles nur ein blöder Witz ist. Sondern, dass man beim Lesen auch immer erst ausfiltern muss, wieviel vom Text als Spitze oder Antwort auf andere Beobachtungen gedacht ist.

Einen Großteil der Beobachtungen, die auf dem wiki stehen, konnte ich weder sinnvoll auf meine Rollenspielerfahrungen übertragen noch wurde irgendetwas dadurch für mich deutlicher oder einfacher zu handhaben. Andere mögen bessere Erfahrungen damit gemacht haben.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

An sich schön, aber die Theorie enthält eigentlich nur das, was einem der "Gesunde Menschenverstand (tm)" auch sagt. Wenn die Chemie in der Gruppe nicht stimmt dann läuft auch das Spiel nicht. Daher MÜSSEN die Spieler zusammenpassen und sich bei längerfristigen Kampagnen untereinander auch anfreunden. Diese Aussage stelle ich wie immer auch zur Disskussion.
 
AW: [Theorie] Cheetoism

Was ist das denn für ein Schwachsinn? Das kann doch nichts sein! Pah. So was brauchen wir nicht. Haben wir doch noch nie gebraucht! Cheetoism, wie das schon klingt. Ja ja, sozialer Zusammenhalt, klar, lass uns doch mal ne Problemkerze anzünden du. Gelesen? Wie, gelesen? So nen Schwachsinn les ich doch nicht! Pah.

Das wollte ich schon immer mal tun. :vamp: :ROFLMAO:
 
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