Lou
reality bites. get an axe
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Ich sehe was Du meinst, aber der erste Absatz sollte nicht dem Warmschreiben gelten, sondern mit das - sagen wir mal - "Rahmengefühl" vermitteln, welches für mich wichtig war, damit der Ausbruch vom Leser im richtigen Kontext erscheint.clawdeen schrieb:Okay, dann kritisiere ich jetzt ungeachtet der angepeilten Kategorie munter und spontan einfach los:
Den ersten Absatz würde ich komplett weglassen. Vermutlich ist dies einfach als Einleitung gedacht und war auch für dich selbst ein Moment, in dem du dich "warm" schreiben konntest, bevor du die nächsten Worte so richtig zurecht gelegt hattest, aber der Teil ist schlichtweg überflüssig. "Langsam ... spät" ist zudem eine ... sagen wir ungewöhnliche Konstruktion, die fehlerhaft wirkt. Da keine tiefere Sinngebung im ersten Absatz steckt, wie wäre es stattdessen mit:
"Spät sitzt man in gemütlicher Runde (zusammen)."? Passt, wackelt und hat Luft.
Entweder funktioniert dieser Abschnitt nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe oder Du persönlich brauchtest ihn nicht oder er ist wirklich unnötig.
Fällt mir schwer zu beurteilen.. noch andere Meinungen dazu?
Du hast recht, ich hatte schon häufiger den Eindruck, dass ich zu verkürzt schreibe und bei (zu?)vielem vom Leser erwarte, sich die implizierten ERklärungen selber zu denken. Das würde auch mit Lamias Einwand einhergehen.Die Klammern gefallen mir trotz oder gerade wegen deiner näheren Ausführungen nicht, außerdem stören mich auch da einige genutzte Worte.
Eifrige Gespräche implizieren einen Elan, ein Interesse, möglicherweise hitzige Wortgefechte (wozu alle drei Folgethemen für sich ja auch sehr geeignet sind), allerdings steht das "abflauen" selbiger dazu in einem zu hohen Kontrast. Es müsste etwas geschehen sein, dass derartige Themen, die zudem eifrig begonnen wurden, abflauen lassen. Da davon nichts näher ausgeführt wird (was eine Option wäre), sollten die Vokabeln geändert werden.
Beispielsweise:
Wäre man vor Stunden in den Raum gekommen, hätte man sich inmitten hitziger politischer Diskussionen, leidenschaftlicher Gespräche über das Rollenspiel und den Klagen des alltäglichen Leids, dem die Herren der Schöpfung sich mit all den - wohlgemerkt nicht anwesenden - Frauen gegenüber sahen, wiedergefunden.
Jetzt jedoch hatte Stille den Eifer des Abends ausgekehrt und die Stimmung war vor allem eines: verraucht.
Ich dachte die Worte würden ausreichen die Stimmung und die Situation zu beschreiben. (Angemerkt: Wobei ich Dein Beispiel klasse finde. Vor allem "ausgekehrt" hat es mir angetan.)
Ja.Der Zusatz, dass wirklich niemand geraucht hat, würde ich ersatzlos streichen. Das liegt auf der Hand und durch den Zusatz wird dem Leser mehr oder weniger vermittelt, dass er ein bisschen dumm ist und darauf separat hingewiesen werden muss - böse Falle.
Sehr schöne Idee, schade, dass sie mir nicht einviel, als ich es schrieb.Die folgenden Beschreibungen bieten allerdings förmlich die Integration eines weiteren Bildes an, die alle miteinander verstrickt, etwa sowas:
Nie in Worte gefasste Ängste, vergilbter Zorn und verblasste Fragen hängen in der Luft wie ein altes Stück Pergament, das in Flammen aufgegangen ist. Die Leichtigkeit eines solchen Stückes Asche lassen sie jedoch vermissen. Träge wie eine den Raum umspannende Wolldecke drücken sie den Anwesenden auf die Schultern, auf den Nacken und drücken schwer auf die Lungen, die im Brustkorb still nach Atem ringen.
"Man kennt sich..." hat an dieser Stelle eine Funktion. Es soll implizieren, dass die Fragen, Ängste und der Zorn direkt mit der gemeinsamen Vergangenheit der Anwesenden in Verbindung stehen. Es ist der aufgestaute "Beziehungsmüll", der sich im Freundeskreis angesammelt hat. Vielleicht war das zu indirekt. Wie haben das andere gelesen?Dass man sich schon länger kennt, gehört nicht in den Absatz, auch nicht in den nächsten. Als zweiter Satz würde sich das gut machen:
Spät sitzt man in gemütlicher Runde (zusammen). Man kennt sich schon länger.
Unsauber von mir gearbeitet, muss ausgebessert werden. Pompös ist sie aber, weil (teurer) Whiskey als eine edle Art Alkohol zu trinken gilt. Man zelebriert den Akt des Trinkens und erhöht ihn auf ein Level, welcher über dem des z.B. "Bierchen zischen" steht.Der nächste Satz beginnt mit einem Genitivfehler: ... die fast leere Flasche irischeN Single MaltS.
Im zweiten Satz würde ich "die Flasche" statt "sie" noch einmal wiederholen. Im ersten Satz sind nämlich gleich mehrere Worte mit weiblichem Artikel (Flasche, Verantwortung, Stimmung), so dass das "sie" im zweiten Satz kurze Verwirrung hervorruft, die unnötig aus dem Text reißt. Die Bildhaftigkeit würde ich auch hier verstärken, etwa mit einer Beschreibung der Flasche an sich, des Etiketts o.ä. - und inweifern ist ein Inhalt, eine Flüssigkeit, Alkohol ... whatever ... als pompös zu bewerten?
Beispiel: Die Flasche mit ihrem schlanken Hals und dem bauchigen Grund, in dem das flüssige Gold bewahrt liegt, trägt diese Verantwortung leicht und gelassen. Welche Würde strahlt sie aus!
In jedem Fall aber gehört in deinen Satz kein Komma vor "trägt" und Punkte werden grundsätzlich drei gesetzt und erhalten ein Leerzeichen zum Vorwort (leicht ... und mit Würde).
Der Inhalt ergießt "sich", nicht "sie" (= die Flasche) ;-)
*nickt*Was den nun mehrfach genannten Folgesatz angeht, so wirst du sicher einen Weg finden, ob du die Geliebte nun in Gedankenstriche setzt oder es anders regelst, in jedem Fall aber bitte "in" statt "im", da du mit "und Rachen" Plural bildest.
Im folgenden verwendest du weiterhin "sie", was aber definitiv falsch ist, denn Flasche und Inhalt sind nicht untrennbar miteinander verbunden und bilden im Höchstfall eine Art perfekter Ergänzung. Die Flasche ist aber ungleich Alkohol, also könnte der Bezug maximal zum vorgenannten Inhalt (flüssiges Gold) hergestellt werden. In beiden Fällen stimmt aber das "sie" nicht (der Alkohol, das Gold) - im Nachsatz, wo du dich konkret auf den Alkohol beziehst, setzt du auch richtig den Artikel. Du müsstest dich also für eine Variante entscheiden beim "sie täuscht leicht darüber weg" und den Artikel entsprechend anpassen.
"Wünschen" muss klein geschrieben werden.
Die von aussen zugefügte Enthemmung der Anwesenden ist mir wichtig.. so wichtig, dass ich einen Satz drin gelassen habe, der mir selber nicht zusagte und zu konstruiert klang. Wenn ich ihn weiterhin drin haben will, dann in einer anderen Form.Zunächst zwei Rechtschreibfehler. Es muss heißen "jeder andere Katalysator setzt".
Insgesamt erscheint mir diese Beschreibung im Vergleich zur Bildhaftigkeit davor zu konstruiert und analytisch. Die Beschreibungen sind irrelevant, da jedem Menschen bekannt und die erneute Erwähnung der Gedanken verstärken nicht die erste Beschreibung, sondern lähmen sie vielmehr. Auch hier würde ich also eine ersatzlose Streichung in Betracht ziehen.
Ich versuche was zu finden, was die Formfelder rettet, u.a. weil ich den Abschnitt nicht zu lang werden lassen wollte.Gnah, noch ein Edit:
Bezüglich des "Klammersatzes" könntest du auch einfach alles offen lassen. Angelehnt an mein Beispiel wäre das etwa:
"Wäre man vor Stunden in den Raum gekommen, hätte man sich inmitten hitziger Diskussionen, leidenschaftlicher Gespräche und den Klagen des alltäglichen Leids, dem die Herren der Schöpfung sich mit all den - wohlgemerkt nicht anwesenden - Frauen gegenüber sahen, wiedergefunden."
Dann wäre es auch für jede Situation einsetzbar und erspart dir ein "Formfeld". Frauen sind wohl überall ein Thema *g* und die Festlegung auf ein Geschlecht (in diesem Fall Männer) grenzt ja nicht grundsätzlich das lesende Publikum mit ein - in dieser Szene jedenfalls wäre das okay.
Noch mal vielen herzlichen Dank.Und jetzt bin ich müde und gehe erstmal schlafen *g*.
Ich hoffe, es hilft dir weiter, dass ich Satz für Satz durchgehe und deiner Aufforderung auf diese Weise folge? Meine Beispiele sind natürlich nur selbige zur besseren Verdeutlichung. Ich bin sicher, dir fallen auch eigene und vergleichbare Entsprechungen ein.
Wenn es dich jedenfalls irgendwie weiterbringt und / oder hilft, mache ich morgen damit gern weiter, deinen Text weiter zu zerpflücken ;-)
Gute Nacht .
Hier möchte ich anmerken, dass ich mich über alle Posts sehr gefreut habe auch wenn "nur" Lob drin stand. Kritik verbessert einen, Lob macht Mut weiter zu schreiben. Danke.