spät

Lou

reality bites. get an axe
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Langsam ist die Zeit erreicht, die man als "spät" bezeichnet. Das ist fürwahr keine exakte Zeitangabe, eher ein Gefühl und für die folgende Geschichte ist es unnötig, ob sie um sechs Uhr abends, ein Uhr nachts oder vier Uhr morgends stattfindet.. es ist einfach schon „spät“.

Man sitzt in gemütlicher Runde. Die eifrigen Gespräche über Hobby (RPG), Politik (Außen) und Frauen (nicht Anwesende) sind schon längst abgeflaut.
Nun ist die Stimmung vor allem eines: Verraucht.
Nicht, dass irgendjemand hier wirklich geraucht hätte, nein, unausgesprochene Ängste, vergilbter Zorn und verblasste Fragen hängen träge in der Luft. Man kennt sich schon länger.


Sicherlich trägt die fast leere Flasche irischer Single Malt einen Teil der Verantwortung für diese Stimmung. Sie mit ihrem pompösen flüssigen Gold als Inhalt, trägt diese Verantwortung leicht.. und mit Würde. Mit leisem Glucksen ergießt sie ihren Inhalt in die polierten Gläser. Wie ein Kuss benetzt es die Lippen, wohlige Wärme breitet sich wie die zärtliche Umarmung einer Geliebten im Mund und Rachen aus. Dies ist edel und zeugt von echter Kultur.
Oh ja.. sie täuscht leicht darüber hinweg, dass sie nichtsdestotrotz Alkohol ist. Alkohohl, der den Ängstlichen eine trügerische Entspannung und den Schwachen den Mut gibt, den sich so sehr Wünschen.
Wie jeder anderer Katalysator setz der Alkohol auch hier die Reaktionsschwelle herab, man ist enthemmt und die Gedanken hängen in der Luft, unausgesprochen, aber präsent.


In dieser Situation fängt einer an zu sprechen, erst leise und zögerlich, dann aber nur noch kaum zu verstehen und murmelnd.

„Ich hasse schlafen“, müde greift er zur Flasche, ein wohl dosierter Rinnsaal füllt langsam sein Glas, „man ist allein... wisst ihr? Und dann kommt alles zu einem zurück.“ Er schwelgt eine Weile in seinen selbstgefälligen Pathos und schwenkt dabei aufmerksam sein Glas.. Kultur.
„Ich will euch jetzt nicht so einen Mist erzählen von wegen: Dann kämen die Erinnerungen wieder, oder so. Pff.. nein. Die Erinnerungen machen mir keine Angst. Im Gegenteil. Es ist das denken. Ich kann es einfach nicht lassen.“, sagt er mit einem glasigen Blick auf sein Glas, “Es ist ja nicht so, dass ich die Scheiße nicht schon längst hinter mir gelassen hätte. Es ist vorbei, finito und aus. Es sind meine eigenen Fehler, die mir zu schaffen machen. Wisst ihr? Ich muss nicht einmal verdrängen, ich denke nicht an sie, eigentlich kommen sie nicht einmal nachts. Aber ich träume. Ich träume von Gesprächen, von Diskussionen, von Treffen und ich denke im Traum über die Dinge nach, vor denen ich mich tagsüber verstecke. Wenn es denn nur meine alten Fehler wären... nein, es ist die Zukunft, die mich beschäftigt. Ich will doch nur in Ruhe gelassen werden.“


Tiefer und dichter hängen die Gedanken im Raum. Angereichert mit den Erwiderungen auf diesen Ausbruch. Unausgesprochen.
 
wow, also ich bin weg. ... äh, und hin versteht sich.

dieser konflikt mit der erkenntnis. das ausblenden wollen, das nicht wahrhaben wollen; alles nur um sich nicht selbst in frage stellen zu muessen ... echt total klasse.

*schreibt Lou in sein buch der coolen leute* ;)
 
also ich.. ähhh.. danke
das ist schon zu viel des lobes, trotzdem vielen dank

ich hoffe, du hast andere leute nicht abgeschreckt was zu schreiben... ich würde mich sehr über weitere meinungen und kritik freuen.

was stört? was ist handwerklich nciht gut gelungen? wodran kann man noch arbeiten?

auf (weitere) konstruktive kritik hoffend, lou
 
also.....beeindruckend.

*schmunzel* du machst es mir schwer, dir eine konstruktive kritik zu liefern ....
ich finde es beeindruckend, wie du mit wenigen worten eine komplexe stimmung oder einen gedanken sehr plastisch darstellen kannst. schön, wie verschiedene elemente der rahmensituatrion jeweiles kurz aufgeführt und dargestellt werden ("spät", "verraucht", kulturalkohol"). das läßt raum für das, was wesentlich ist.

nur selten läuft es gefahr zu kurz oder angehackt zu werden. hier am ehesten am ende des kernabsatzes. der letzte satz " Ich will doch nur in Ruhe gelassen werden.“ hätte für meinen geschmack etwas mehr raum verdient, und wenn es nur eine neue zeile wäre.

eine ehrliche unverschnörkelte zustandsbeschreibung mit dem klang des wirklichen.
 
trifft ziemlich gut... beeindruckend.

konstruktive kritik folgt vielleicht, wenn ich nüchtern bin und mir zu viel einsicht in deine stimmung verwehre.

lg,
tarha
 
gefällt mir sehr gut , ändern ...hm naja , ich hab es mir jetzt nochmal durchgelesen und nun find ichs noch besser ich wüsste nicht was man daran ändern kann .
;) lg nymeria
 
nun gut, bevor du beflügelt von den imo teilweise überemotionalen und ein wenig unkritisch wirkenden reaktionen mancher user eingebildet wirst und ausdrücklich nach konstruktiver kritik verlangst und ich das gefühl habe, mich stark genug zu fühlen, gibt es auch ein wenig, aber nacher keine klagen....

das was ich am wichtigsten finde, zuerst, mit abnehmender preorität:

Lou schrieb:
wohlige Wärme breitet sich wie die zärtliche Umarmung einer Geliebten im Mund und Rachen aus. .

das finde ich ziehmlich schlecht formuliert, ich habe noch nie ein warmes gefühl im rachen (gut, es gibt lange zungen, aber....) auf grund einer umarmung oder kusses gehabt. ich kann mir zwar vorstellen, was du meintst, aber würde es noch ein wenig umformulieren.

desweiteren:

"eher ein Gefühl und für die folgende Geschichte ist es unnötig, "

nun, es wird der eindruck erweckt, dass eine "geschichte" folgt, es bleibt imo aber leider nur bei einer kurzen emotionalen situationsbeschreibung, (die ich aber, wie ich zugegen muss, gemessen an deinen anderen dingen, ausser das mit der bahnfahrt, das finde ich immer noch am besten, gut finde)

"vergilbter Zorn" ich würde lieber schal (bitter?) oder kalt, abgekühlt, zu asche zerrieben oder so etwas nehmen, vielleicht auch ne kombination. vergilbt würde ich eher mit etwas anderem in verbindung bringen.

"Ich hasse schlafen“, müde greift er zur Flasche, ein wohl dosierter Rinnsaal füllt langsam sein Glas, „man ist allein... wisst ihr? Und dann kommt alles zu einem zurück.“ Er schwelgt eine Weile in seinen selbstgefälligen Pathos und schwenkt dabei aufmerksam sein Glas.. Kultur."

ich würde es nicht selbstgefälligen pathos, sondern selbstmitleid nennen, das trifft es eher, pathos wäre es imo erst, wenn man sich dabei irgendwie als helden sieht.

nun wie gesagt, kein gejammer, das ich diesen jahrhunderttext so kritisch sehe, du hast ausdrücklich drum gebeten, und wer wäre ich, dass ich einem alten freund den gefallen verweigern würde.

ich freue mich über alles negative karma, von deinen verehrer(-innen) ;) .

lg
doom
 
Doomguard schrieb:
nun gut, bevor du beflügelt von den imo teilweise überemotionalen und ein wenig unkritisch wirkenden reaktionen mancher user eingebildet wirst und ausdrücklich nach konstruktiver kritik verlangst und ich das gefühl habe, mich stark genug zu fühlen, gibt es auch ein wenig, aber nacher keine klagen....

danke, dass du dir sorgen um mich machst, aber so schnell bin ich nicht eingebildet... james... wo bleibt meine gebügelte Zeitung? und staub den stuhl ab... vorher kann ich mich doch nichts setzen!

Lou schrieb:
wohlige Wärme breitet sich wie die zärtliche Umarmung einer Geliebten im Mund und Rachen aus.
das finde ich ziehmlich schlecht formuliert, ich habe noch nie ein warmes gefühl im rachen (gut, es gibt lange zungen, aber....) auf grund einer umarmung oder kusses gehabt. ich kann mir zwar vorstellen, was du meintst, aber würde es noch ein wenig umformulieren.
du hast da vollkommen recht: es fehlt ein komma (sogar zwei)

Lou schrieb:
"eher ein Gefühl und für die folgende Geschichte ist es unnötig, "

nun, es wird der eindruck erweckt, dass eine "geschichte" folgt, es bleibt imo aber leider nur bei einer kurzen emotionalen situationsbeschreibung, (die ich aber, wie ich zugegen muss, gemessen an deinen anderen dingen, ausser das mit der bahnfahrt, das finde ich immer noch am besten, gut finde)
als ich die ersten zeilen schrieb, machte ich mir noch keine gedanken über eine kategorisierung... "szene" wäre wohl das bessere wort

"vergilbter Zorn" ich würde lieber schal (bitter?) oder kalt, abgekühlt, zu asche zerrieben oder so etwas nehmen, vielleicht auch ne kombination. vergilbt würde ich eher mit etwas anderem in verbindung bringen.
schal, bitter und kalt haben nicht die bedeutung des zerfalls, der mir wichtig war. abgekühlt und zu asche zerrieben bedeutung einfachen schwund und nicht die degeneration die ich mit "vergilbt" in verbindung bringe, ich mag "vergilbt".


Lou schrieb:
"Ich hasse schlafen“, müde greift er zur Flasche, ein wohl dosierter Rinnsaal füllt langsam sein Glas, „man ist allein... wisst ihr? Und dann kommt alles zu einem zurück.“ Er schwelgt eine Weile in seinen selbstgefälligen Pathos und schwenkt dabei aufmerksam sein Glas.. Kultur."
ich würde es nicht selbstgefälligen pathos, sondern selbstmitleid nennen, das trifft es eher, pathos wäre es imo erst, wenn man sich dabei irgendwie als helden sieht.
der pathos steckt in der handlung des whiskey-schwenkens im zusammenhang mit dem lamentieren über die eigene gefühlswelt. es ist dieser aspekt der selbsterhöhung, die es eher an pathetisches verhalten führt als an reinem selbstmitleid.

ich freue mich über alles negative karma, von deinen verehrer(-innen) ;)
hmm... ich kann nicht für die sprechen, die mir lob dafür aussprachen, aber wenn ich von mir ausgehe, wäre ich weniger deswegen von deinem post verärgert, weil er kritisch ist, sondern weil er mir so eine oberflächigkeit unterstellt, smiley hin oder her.

nun wie gesagt, kein gejammer, das ich diesen jahrhunderttext so kritisch sehe, du hast ausdrücklich drum gebeten, und wer wäre ich, dass ich einem alten freund den gefallen verweigern würde.
welchen grund sollte ich für "jammern" haben?!? danke für die kritik.
 
Die geschicht gefällt mir sehr gut, ich schliesse mich da Ascaso an, ich bin Hin und Weg.

ich kann mich in manchen Aspekten schon wiedererkennen oder Gesprächsrunden die man selber schon hatte.

Alles in allem, sehr schön, kann dir leider auch nicht mir Kritik helfen ;)
 
nun, du brauchst dich bestimmt nicht rechtfertigen, zustimmung hast du ja genug gefunden, aber nach der aufforderung wollte ich meine ehrliche meinung eben nicht hinterm berg halten (die ehrlich gesagt noch diplomatisch ausgefallen ist, da es imo nicht nur an kommas liegt...).
leider, denke ich, fühle ich mich durch deine antwort nicht unbedingt in meiner kritik verstanden, vielleicht sollte ich mir die mühe demnächst sparen.... (bin eben naiv und glaube an das beste im menschen und an ehrlichkeit, bis ich eines besseren überzeugt werde).

aber, wenn du detallierteren wert auf aufklärung legst, erlaube ich dir, mir eine pn zu schreiben, die ich, da es den öffentlichen rahmen übersteigen würde, gewissenhaft beantworten würde....
 
Es ist zu gnädig von dir, dass du mir das erlaubst, aber ich denke das wird nicht nötig sein.

Ich weiß, dass ich mich vor dir nicht rechtfertigen muss, ich halte es nur für fair mich mit jeder Kritik eingehend zu beschäftigen (bei manchen mündlich). Schließlich habe ich darum gebeten.

Von deinen 4 Kritikpunkten sind wir bei zweien gleicher Meinung und bei den anderen beiden ("vergilbt" und "pathos"), war deine Meinung sehr deutlich für mich zu verstehen, obwohl ich sie nicht teile. Sowas soll es geben.
 
du hast da vollkommen recht: es fehlt ein komma (sogar zwei)
Genau genommen fehlt nicht ein einziges.

Um trotzdem noch etwas zum eigentlichen Text zu sagen:
Mir persönlich gefällt diese Szene nicht, was wohl vor allem daran liegt, dass ich mit Szenen an sich nicht viel anfangen kann. Ich mag lieber "runde" Geschichten.
Eine weitere Kritik macht genau dieser Punkt auch schwierig, denn mir ist nicht ganz klar, in welche Kategorie genau diese Szene soll.
Beispielsweise schreibt man belletristisch erstmal nichts in Klammern - bei eher drehbuchartigen Szenen / Anweisungen wäre das wiederum im Rahmen des möglichen.
Daher halte ich mich aus weiteren optionalen Kritikpunkten auch einfach raus.
Viel Spaß beim weiteren Schreiben!
 
Ich hatte dabei daran gedacht durch zusätzliche Kommata sicherzustellen, dass jeder den Einschub auf das Ausbreiten und nicht den Ort bezieht. d.h. "wohlige Wärme breitet sich, wie die zärtliche Umarmung einer Geliebten, im Mund und Rachen aus.". Gedankenstriche wären aber wohl grammatikalisch richtig.

Deine Präferenz von "runden" Geschichten gegenüber Szenen kann ich gut verstehen, mir selber fällt es ebenfalls schwer mich darauf einzulassen. Ich bin mir auch nicht wirklich sicher, ob dies eine Szene ist. Schließlich hat sie Einleitung, Hauptteil, Schluss.

Ich denke, man kann diese hier schon als belletristisch bezeichnen. Dabei muss ich gestehen, dass ich mich über die Klammer Regel bewusst hinweggesetzt habe und wollte sie nicht dafür benutzen, zusätzliche Informationen zu geben, sondern um damit etwas hervorzuheben. "Hobbys, Politik und Frauen" ist absolut allgemeingültig, wärend "RPG, Außen, nicht Anwesende" die Gruppe näher beschreibt. Des weiteren wollte ich einen "Formfeld"-Effekt erreichen. Was in Klammern steht, sollte beliebig ersetzbar sein und schon würde es auf eine andere Gruppe zutreffen, ohne, dass sich etwas am Inhalt ändern würde.

Vielen Dank für die Kritik, wenn du noch Lust hast ruhig mehr davon. Es ist gut, wenn man gewungen wird noch mal in Ruhe nachzudenken warum man was wie geschrieben hat.
 
Okay, dann kritisiere ich jetzt ungeachtet der angepeilten Kategorie munter und spontan einfach los:

Den ersten Absatz würde ich komplett weglassen. Vermutlich ist dies einfach als Einleitung gedacht und war auch für dich selbst ein Moment, in dem du dich "warm" schreiben konntest, bevor du die nächsten Worte so richtig zurecht gelegt hattest, aber der Teil ist schlichtweg überflüssig. "Langsam ... spät" ist zudem eine ... sagen wir ungewöhnliche Konstruktion, die fehlerhaft wirkt. Da keine tiefere Sinngebung im ersten Absatz steckt, wie wäre es stattdessen mit:
"Spät sitzt man in gemütlicher Runde (zusammen)."? Passt, wackelt und hat Luft.

Die Klammern gefallen mir trotz oder gerade wegen deiner näheren Ausführungen nicht, außerdem stören mich auch da einige genutzte Worte.
Eifrige Gespräche implizieren einen Elan, ein Interesse, möglicherweise hitzige Wortgefechte (wozu alle drei Folgethemen für sich ja auch sehr geeignet sind), allerdings steht das "abflauen" selbiger dazu in einem zu hohen Kontrast. Es müsste etwas geschehen sein, dass derartige Themen, die zudem eifrig begonnen wurden, abflauen lassen. Da davon nichts näher ausgeführt wird (was eine Option wäre), sollten die Vokabeln geändert werden.
Beispielsweise:
Wäre man vor Stunden in den Raum gekommen, hätte man sich inmitten hitziger politischer Diskussionen, leidenschaftlicher Gespräche über das Rollenspiel und den Klagen des alltäglichen Leids, dem die Herren der Schöpfung sich mit all den - wohlgemerkt nicht anwesenden - Frauen gegenüber sahen, wiedergefunden.
Jetzt jedoch hatte Stille den Eifer des Abends ausgekehrt und die Stimmung war vor allem eines: verraucht.

Der Zusatz, dass wirklich niemand geraucht hat, würde ich ersatzlos streichen. Das liegt auf der Hand und durch den Zusatz wird dem Leser mehr oder weniger vermittelt, dass er ein bisschen dumm ist und darauf separat hingewiesen werden muss - böse Falle.

Die folgenden Beschreibungen bieten allerdings förmlich die Integration eines weiteren Bildes an, die alle miteinander verstrickt, etwa sowas:
Nie in Worte gefasste Ängste, vergilbter Zorn und verblasste Fragen hängen in der Luft wie ein altes Stück Pergament, das in Flammen aufgegangen ist. Die Leichtigkeit eines solchen Stückes Asche lassen sie jedoch vermissen. Träge wie eine den Raum umspannende Wolldecke drücken sie den Anwesenden auf die Schultern, auf den Nacken und drücken schwer auf die Lungen, die im Brustkorb still nach Atem ringen.

Dass man sich schon länger kennt, gehört nicht in den Absatz, auch nicht in den nächsten. Als zweiter Satz würde sich das gut machen:
Spät sitzt man in gemütlicher Runde (zusammen). Man kennt sich schon länger.

Der nächste Satz beginnt mit einem Genitivfehler: ... die fast leere Flasche irischeN Single MaltS.
Im zweiten Satz würde ich "die Flasche" statt "sie" noch einmal wiederholen. Im ersten Satz sind nämlich gleich mehrere Worte mit weiblichem Artikel (Flasche, Verantwortung, Stimmung), so dass das "sie" im zweiten Satz kurze Verwirrung hervorruft, die unnötig aus dem Text reißt. Die Bildhaftigkeit würde ich auch hier verstärken, etwa mit einer Beschreibung der Flasche an sich, des Etiketts o.ä. - und inweifern ist ein Inhalt, eine Flüssigkeit, Alkohol ... whatever ... als pompös zu bewerten?
Beispiel: Die Flasche mit ihrem schlanken Hals und dem bauchigen Grund, in dem das flüssige Gold bewahrt liegt, trägt diese Verantwortung leicht und gelassen. Welche Würde strahlt sie aus!
In jedem Fall aber gehört in deinen Satz kein Komma vor "trägt" und Punkte werden grundsätzlich drei gesetzt und erhalten ein Leerzeichen zum Vorwort (leicht ... und mit Würde).
Der Inhalt ergießt "sich", nicht "sie" (= die Flasche) ;-)

Was den nun mehrfach genannten Folgesatz angeht, so wirst du sicher einen Weg finden, ob du die Geliebte nun in Gedankenstriche setzt oder es anders regelst, in jedem Fall aber bitte "in" statt "im", da du mit "und Rachen" Plural bildest.

Im folgenden verwendest du weiterhin "sie", was aber definitiv falsch ist, denn Flasche und Inhalt sind nicht untrennbar miteinander verbunden und bilden im Höchstfall eine Art perfekter Ergänzung. Die Flasche ist aber ungleich Alkohol, also könnte der Bezug maximal zum vorgenannten Inhalt (flüssiges Gold) hergestellt werden. In beiden Fällen stimmt aber das "sie" nicht (der Alkohol, das Gold) - im Nachsatz, wo du dich konkret auf den Alkohol beziehst, setzt du auch richtig den Artikel. Du müsstest dich also für eine Variante entscheiden beim "sie täuscht leicht darüber weg" und den Artikel entsprechend anpassen.

"Wünschen" muss klein geschrieben werden.

Wie jeder anderer Katalysator setz der Alkohol auch hier die Reaktionsschwelle herab, man ist enthemmt und die Gedanken hängen in der Luft, unausgesprochen, aber präsent.
Zunächst zwei Rechtschreibfehler. Es muss heißen "jeder andere Katalysator setzt".
Insgesamt erscheint mir diese Beschreibung im Vergleich zur Bildhaftigkeit davor zu konstruiert und analytisch. Die Beschreibungen sind irrelevant, da jedem Menschen bekannt und die erneute Erwähnung der Gedanken verstärken nicht die erste Beschreibung, sondern lähmen sie vielmehr. Auch hier würde ich also eine ersatzlose Streichung in Betracht ziehen.

...

Und jetzt bin ich müde und gehe erstmal schlafen *g*.
Ich hoffe, es hilft dir weiter, dass ich Satz für Satz durchgehe und deiner Aufforderung auf diese Weise folge? Meine Beispiele sind natürlich nur selbige zur besseren Verdeutlichung. Ich bin sicher, dir fallen auch eigene und vergleichbare Entsprechungen ein.
Wenn es dich jedenfalls irgendwie weiterbringt und / oder hilft, mache ich morgen damit gern weiter, deinen Text weiter zu zerpflücken ;-)

Gute Nacht .

Gnah, noch ein Edit:
Bezüglich des "Klammersatzes" könntest du auch einfach alles offen lassen. Angelehnt an mein Beispiel wäre das etwa:

"Wäre man vor Stunden in den Raum gekommen, hätte man sich inmitten hitziger Diskussionen, leidenschaftlicher Gespräche und den Klagen des alltäglichen Leids, dem die Herren der Schöpfung sich mit all den - wohlgemerkt nicht anwesenden - Frauen gegenüber sahen, wiedergefunden."

Dann wäre es auch für jede Situation einsetzbar und erspart dir ein "Formfeld". Frauen sind wohl überall ein Thema *g* und die Festlegung auf ein Geschlecht (in diesem Fall Männer) grenzt ja nicht grundsätzlich das lesende Publikum mit ein - in dieser Szene jedenfalls wäre das okay.

Dann noch schnell eine Korrektur meines eigenen Beispiels:
"Träge wie eine den Raum umspannende Wolldecke drücken sie den Anwesenden auf die Schultern, auf den Nacken und drücken schwer auf die Lungen,(...)"

Drücken 2x in einem Satz ist natürlich Käse - aber ich schlafe schon halb, darum denke ich mir dazu jetzt mal keine Alternative aus. Ist ja sowieso nur ein Beispiel.
 
Ich schiebe mal eben ein kleines Räuspern ein, damit dieses Forum vielleicht erkennt, dass ich den letzten Beitrag geschrieben habe - wird in der Übersicht nämlich nach wie vor nicht angezeigt.
 
Ich habe es mit sehr großen Interesse bisher gelesen.. sobald ich Zeit habe (hoffentlich ab 3 Uhr nachts, vielleicht erst morgen früh) beschäftige ich mich eingehend damit. Es ist übrigends genau das, was mir weiterhilft, das satzweise Zerpflücken.

grüße lou
 
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