Allgemein Sexismus in Videospielen

"Dead or Alive" gibt's seit dem letzten Jahrtausend mit skallierbaren Hoppse-Brüsten. Auch der neueste Teil nimmt sich da nichts. Ich kann auf dem Sofa sitzen, mich fünf Minuten dem "Sense of Wonder" hingeben und darüber beömmeln und dann einfach ein Beat 'em Up Spiel zocken. Seit fast zwanzig Jahren. Unverändert.

Ich bin total scharf auf Mortal Kombat X und kann's kaum abwarten. Ich werde jeder einzelnen Figur immer wieder die Fresse polieren und das "Sense of Wonder" genießen, dass so nebenher läuft. Seit dem letzten Jahrtausend. Unverändert.

Mal ehrlich, auf dem Brodudesofa ist alles unverändert. Es wurde noch in keiner erfolgreichen Franchise auch nur eine einzige Brust skalliert. Einzig die Grafik ist besser geworden. Einer der größten Erfolge für den Feminismus in der Gaming Geschichte ist eine bebrillte Frau mit Knarren und Latexklamotten.

Wer nicht will, der muss sich mit der ganzen Diskussion gar nicht auseinander setzen. Der kann ganz genau so weitermachen, wie bisher.

Wo genau liegt das Problem? Warum müssen arme Männer wie Skar und Skyrock nun mit den Köpfen gesenkt im Schatten sitzen und mit zugezogenen Vorhängen wippenden Brüsten auf dem Bildschirm zuschauen. Warum dürfen sie nur noch hinter vorgehaltener Hand über die gute alte Zeit tuscheln, als man noch dasselbe gemacht hat wie heute, nur mit schlechterer Grafik und neuerdings vielleicht mal 'nem Gamergirl, das daneben sitzt und mitspielt?

Was hat der Feminismus diesen Männern angetan, dass so vollkommen an Männern wie mir vorbei zieht? Warum sind meine Vorhänge nicht zugezogen? Warum lache ich ohne schlechtes Gewissen, wenn bei DoA die Brüste hoppsen und plädiere gleichzeitig für 'ne Cammy White Extra-Skin bei Street Fighter, die eher realistische Klamotten trägt?

Ich kann die Gefahr nicht sehen, die uns Männern droht. Ich sehe nur Vorteile darin, starke weibliche Figuren in Videospiel-Geschichten zu implementieren. Ich sehe keinen Nachteil für mich, die zehnte Bunny-Skin durch moderate Kleidung auszutauschen und beides nebenher laufen zu lassen.

Erleuchtung, bitte. Warum muss ich ausgerechnet den extremsten Vertretern, die (fälschlicherweise) annehmen, für den Feminismus zu sprechen, zuhören? Wo liegt der Mehrwert, Extrem-Ansichten ans Licht zu zerren und dann zu verlangen, diese Ansichten zu ignorieren? Warum ignoriert man sie nicht einfach und spielt weiter DoA? Das "Sense of Wonder" in der Franchise wird nicht verschwinden, vollkommen egal, wie laut irgend welche Leute sich darüber aufregen.

Wo geht der Feminismus - richtiger Feminismus -, zu weit, wenn er Gleichstellung fordert? Wie hoch sind die Chancen, dass in DoA die Brüste abgeschafft werden?

Es müssen doch Zahlen existieren. Fakten, die mir verborgen bleiben, die darauf hindeuten, dass Mileena bei MK bald nur noch Rollkragenpulli trägt. Es kann doch nicht sein, dass aufgeklärte erwachsene Menschen in den Zeiten des Internets ausgerechnet vor den extremsten Schreihälsen der Gesellschaft kuschen und die Vorhänge zuziehen. Und glauben, dass ausgerechnet die erfolgreich sein werden.

Wo ist der Feminismus bisher zu weit gegangen? Objektiv? Erkennbar? Wo liegen die Nachteile, Cammy mit Rolli und im Bikini spielen zu können?

Hier im Thread gibt's nicht mal die Sorte hysterische Teilnehmer, die alle Brüste wegnehmen wollen. Scathach trägt den Namen einer Göttin in der Conan-Mythologie, meine Fresse. Hier gibt's nur 'nen Haufen feministische Theorien, die wippende Brust-Erfahrungen und moderate Kleidung nebeneinander sehen können. Die für interessante Geschichten und mehr Optionen plädieren.

Für mehr!

Und dann gibt's noch die Schattenmänner auf dem Brodudesofa, die von einer Apokalypse warnen die niemand ausser ihnen sehen kann.

Skar, reiß die Vorhänge auf. Setz dich zu mir. Wenn die bösen Alice Schwarzers dieser Welt dir DoA wegnehmen wollen, unterstütze ich dich. Versprochen. Niemand wird dir was wegnehmen. Lehn dich zurück. Bleib locker. Du bist unter Freunden.

Edit:

Tl;dr

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Sind wir noch bei der Nichttoleranz für Hipster? Oder schon bei Nichttoleranz für Unjunge?

Und das in der Diskussion um Sexismus...

Ihr seid echt ganz weit vorne.
 
Eigentlich geht's um Intoleranz gegenüber den Intoleranten. Du bist nur minimal unjünger als ich.

Beantworte mir doch mal bitte konkret meine Fragen, wenn du Lust hast. Worin besteht denn ganz objektiv und konkret die Gefahr, mehr Diversity, mehr Optionen zuzulassen? Was darfst du denn alles nicht mehr, was damals noch problemlos funktioniert hat? Nur die beiden Fragen, ehrlich. Wenn ich Grund zum fürchten haben muss, will ich das wissen.
 
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Skar, reiß die Vorhänge auf. Setz dich zu mir. Wenn die bösen Alice Schwarzers dieser Welt dir DoA wegnehmen wollen, unterstütze ich dich. Versprochen. Niemand wird dir was wegnehmen. Lehn dich zurück. Bleib locker. Du bist unter Freunden.
Hallo ich bin hier in der anderen Ecke!

Ich habe kein Problem sexistischer Art. Ich bin tolerant wie nur was.

Manche Argumente im Rahmen der Sexismus-Debatte stören mich natürlich, darunter fällt sowas wie die Frauenquote, weil ungesund von oben gemacht, Wortschöpfungen wie Studentenierendenwerke und Fußballmannschaftteam, weils lächerlich ist, und zusätzliche unisex-Toiletten für Transgender, bevor man über Behindertentoiletten nachdenkt.

Womit ich aber ein wirkliches Problem habe ist, wenn im Zuge des Sexismus die Phantastik demontiert wird. Man muss schon ein ganz schöner verblendeter Fundamentalist sein, wenn man ein Verbot für die Wespentaille fliegender, planetenwerfende Superheldinnen anstrebt.

Edit: Das ist wie Bücherverbrennung.
 
Wer hat hier denn dafür plädiert, die Phantastik zu demontieren?

Edit: Wir sitzen in derselben Ecke. Du schiebst mich einfach nur in die Ecke der krakälenden Fundamentalisten weil ich der Meinung bin, man kann beide Seiten zufrieden stellen. Und aus Diversity machste dann anschließend Bücherverbrennung, weil du beim zu mir rüber schauen irgendwo am Horizont irgend welche Fundamentalisten ausmachen willst, wenn du die Augen fest zusammen kneifst und beides irgendwie in der gleichen Richtung liegt.

Und das kapier ich nicht die Bohne.
 
Zuletzt bearbeitet:
Ich denk bei Diversity bin ich jederzeit dabei - ich sehe nicht, wo ich alles, was mir persönlich nicht gefallen mag, aus dem Gamingbereich verbannt sehen will.
Alles was ich will, sind mehr Identifikationsfiguren und mehr Spiele, die ich spielen kann, ohne Frauen ausschließlich in sexistischen Klischees zu sehen. Ist das so verwerflich, dass ich auch was vom Kuchen will in einem meiner Hobbys?
Da ist der Videospielbereich an sich auf nem gar nicht so schlechten Weg, auch wenns noch fern von ausgeglichen ist. Dass mal irgendwann auch mehr Körperbilder, egal ob bei weiblichen oder männlichen Figuren einbezogen werden, fände ich auch schick - da ist die Branche noch nicht so weit, da war Dragons Dogma echt mal ein herausstechendes Spiel mit seinem Chareditor.

Dass in Teilen der Gamingcommunity teilweise online mit Frauen oder deren Äußerungen echt beschissen umgegangen wird, das nervt mich - dann nehme ich mir auch heraus, diese Gamer entsprechend herabzuwürdigen.
Nicht alle Gamer - die meisten Zocker die ich kenne sind cool drauf, und kämen niemals drauf, einer Frau online Vergewaltigungsdrohungen zu schicken, oder sie sexistisch zu beleidigen. Die meisten Gamer sind nicht so, da bin ich fest von überzeugt. Zumindest, wen mein Umfeld halbwegs repräsentativ ist, wovon ich an dem Punkt einfach mal ausgehen möchte. ;)

Klar, ich nehme mir das Recht heraus, manche Sachen doof zu finden, manche Ansichten doof zu finden, mich vielleicht auch mal lustig zu machen etc. - und das auch zu äußern. Das gestehe ich aber anderen genauso zu.
 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Wer hat hier denn dafür plädiert, die Phantastik zu demontieren?

Ich hoffe keiner. Aber jeder hier und da draußen, der Fiktion als Beispiel nimmt, um angewandten Sexismus zu deklarieren, der solle erstmal nachdenken, was er da fordert.

Wünscht er sich nur mehr Diversität oder will er auf einen Missstand hinweisen, etwas beheben oder gar verbieten?
Und selbst wenn er das nicht will, muss er meiner Meinung vorsichtig agieren, weil man hier viel kaputt machen kann.

Warum?

Fiktion und Phantastik haben wichtige Funktionen. Es sind Freiräume, die man entdecken und erschließen kann, ohne jemals schutzlos zu werden. Neugier ist ein ganz starkes Stichwort, das das ganze Leben als positiver Einfluss durchzieht. Neugier ist intrinsisch in uns vorhanden und ein ganz großer Eigenmotivator. Sie kann eine Menge an Auslösern haben:
* Veränderung
* Konflikte
* Ästhetik
Diese Punkte verheißen das, was wir als anregende Spannung oder "suspense" empfinden. Wer hier Fiktion und Phantastik nicht wiedererkennt ist blind. Fiktion und Phantastik sind ein ganz wichtiges Werkzeug für Exploration und Erkundungsverhalten, für das Streben zu Neuem.
Daher auch oben mein Verweis auf: sense of wonder und surprising of joy, experience and happiness.
 
Aber in der Ästhetik (und damit auch in der Phantastik, wenn ich hier einfach mal so ganz unerklärt mit schwierigen und schammigen Begriffen um mich werfen darf) werden zwangläufig auch immer gesellschaftliche Tatsachen - Machtverhältnisse, Diskursgewohnheiten etc. - verhandelt und dargestellt. Dass Power Girl ein Tittenfenster in ihrem Kostüm hat, sagt etwas über ihre Autoren aus, sagt etwas über den Verlag aus, der sie publiziert und es sagt etwas über die Gesellschaft aus, in der so ein Verlag damit ökonomischen Erfolg hat. Ähnlich ist es mit den Disney-Prinzessinnen und mit GTA, seinem Frauen- und Männerbild und seiner Gewalt. Natürlich kann man alles immer auf verschiedene Art lesen. Natürlich. Die Folterszene in GTA V kann man als gewaltverherrlichenden Schund und den Untergang des Abendlandes lesen, man kann sie auch als zynischen und trockenen Kommentar zur Gewaltfixierung in Videospielen, zu der Frage, warum Gewalt- und Machtphantasien eigentlich das bestimmende Gameplayelement in den meisten Videospielen sind (Trevor sinngemäß: Man foltert nicht, um Informationen zu gewinnen, man foltert, weil das Foltern dem Folterer so viel Spaß macht) und ob das nicht auch anders gedacht werden könnte. Man kann die Folterszene nicht zuletzt natürlich auch als gesellschaftlichen Kommentar zu einer nicht an Recht und Gesetz gebundenen CIA-Willkür-Schattenjustiz lesen.
Entsprechend habe ich auch schon Lesarten der Disney-Prinzessinnen gesehen, die sie als the bee's knees in Sachen affirmativ-feministischer Rollenvorbilder verstehen. Man muss da nicht allem folgen und nichtmal alles plausibel finden.
Aber man sollte den Dialog zulassen.
Wenn ich also sage, dass ich es scheiße und sexistisch finde, dass man in GTA V keine Frauen spielen kann und geschlechtliche Machtverhältnisse eindeutig nur in eine Richtung dargestellt werden (von Trevor, der am Ende der Story nen Stripclub besitzt und sich da als Chef gratis die Lapdances abholen kann - also nicht mal dafür bezahlt, einfach weil er die strukturelle Macht hat bis zu den Stripper-Girlfriends, die man nichtmal mehr wie die anderen - ausschließlich männlichen - Kumpels zum Golfen oder Saufen ausführen muss, sondern nur und ausschließlich anruft, um in deren Wohnung Sex zu bekommen), dann will ich nicht hören, dass das ja nur "Phantastik" sei und ich das nicht kritisieren dürfe. Denn das hilf niemandem weiter. Sondern dann möchte ich entweder - die einfache Option - Zustimmung, die vielleicht dafür sorgt, dass das im nächsten Teil besser gemacht wird, oder - die herausfordernde Option - eine konkurrierende Lesart, die mir in meinem Denken weiter hilft und mir aufzeigt, dass ich irgendetwas wichtiges in der Beurteilung verpasst habe.

Aber ich wäre dir verbunden, Skar, wenn du mir das nölen über DOAs Frauendarstellung in einem Sexismus-in-Videospielen-Thread nicht verbieten würdest. So wie ich dir auch dein Feinripppolohemd und deine Dosenbier-Sushi-Pixeltitten-Abende mit deinen erlesenen Freunden und euer gemeinsames "Sense of Wonder" beim Betrachten knapp bekleideter Pixelmädels nicht verbiete.
Ist ja nicht so, dass ich nicht auch den Anblick leichtbekleideter schöner Menschen genießen könnte. Aber die Problematisierung von Machtstrukturen sollte man schon auch immer mitdenken. Sonst wird nie was besser in der Welt.
 
RocRac schrieb:
Aber die Problematisierung von Machtstrukturen sollte man schon auch immer mitdenken. Sonst wird nie was besser in der Welt.

Aber schau mal hier und bring das in deinen Kontext.

http://www.stern.de/bdt/bilder-des-...t-den-anfaengen-1501450-d530ef096e7b876e.html

Schließlich schiebst du den jeweiligen Schöpfern ne Menge Schuld in die Schuhe.

Popkultur heißt Popkultur, weil sie (gerade) populär ist. Popkultur ist ein Diskurs. Da scheinen wir ja konform zu gehen. Die wird nicht nur "von oben" gemacht. Die braucht auch kein Regulativ von oben.
Daher braucht man die Schuldfrage eigentlich auch gar nicht zu stellen. Nicht für die Fiktion/Phantastik.

Habe ich denn wirklich Verantwortung, wenn ich einen sexy Superheldencomic zeichne oder ist das eine unnötige Übertragung ins Realweltliche? (Ja sogar eine schädliche Übertragung?)
Fiktion/Phantastik ist das Produkt der Popkultur. Du brauchst sie für eine Sexismus-Debatte nicht.
 
@RockyRaccoon

OffTopic
Wenn wir irgendwann mal hier fertig sind und als nächstes dann den "Sexismus in Comics"-Thread öffnen - möge dieser Tag niemals kommen -, dann schreibe ich dir mal 'n paar Zeilen darüber, warum ich Power Girl und ihr Tütenfenster weitaus weniger problematisch finde, als die Darstellung und Rolle von Wonder Woman oder dem weiblichen Thor.
 
Popkultur heißt Popkultur, weil sie (gerade) populär ist. Popkultur ist ein Diskurs. Da scheinen wir ja konform zu gehen. Die wird nicht nur "von oben" gemacht. Die braucht auch kein Regulativ von oben.
Aber sie braucht eine verantwortliche Reaktion "von unten". Davon rede ich ja auch nur. Das wir Konsumenten die Wahl haben, ob wir mit den Dingen, so wie sie uns durch die Medien präsentiert werden, mitgehen, sie ablehnen, oder sie in in Teilen ablehnen und in Teilen mittragen (so wie ich bei GTA). Und dieser Wahl können wir auch nicht entkommen, indem wir die Diskussion vermeiden oder ablehnen. Das läuft in der Regel (sicher nicht immer) nur auf eine Bestätigung des Angebotenen hinaus.
Insofern ist die Vermeidung der Diskussion bestenfalls eine unreflektierte und verantwortungslose, schlimmstenfalls eine bewusste und durch ihre diskursvermeidende Struktur schwer herausforderbare Verteidigung des Status Quo.

Habe ich denn wirklich Verantwortung, wenn ich einen sexy Superheldencomic zeichne
Ja. Man hat immer Verantwortung für das, was man tut. Da kommt man nicht raus. So oder so.

oder ist das eine unnötige Übertragung ins Realweltliche?
Fiktion und ihre wechselseitige Beziehung zur Realität lassen sich nicht trennen. Sonst wäre die Fiktion ja auch nicht interessant, wenn man sie als Konsument nicht mit seinen eigenen realweltlichen Erfahrungen an sie anknüpfen und sie auf diese übertragen könnte. Und niemand würde irgendetwas schaffen, wenn er nicht etwas realweltliches -egal ob etwas persönliches wie Liebe oder Machtphantasien oder etwas expliziter politisches - darin verarbeiten könnte.

Dazu fehlt mir ne Menge Hintergrundwissen. Und dir auch.
Was ich aber weiß ist, dass Mexiko ein massives Gewaltproblem hat. Und dass die Ciudad de Juarez eine der am schwersten betroffenen Städte Mexicos ist. Und dass einige dieser Spielzeugwaffen -spätestens in ner schlecht beleuchteten Gasse- verflucht echt aussehen und ein Kind dort sehr real das Leben kosten können.
Wie ich das jetzt in den Kontext des von mir gesagten bringen sollte, weiß ich aber auch nicht. Vielleicht hast du nen Vorschlag?

Wenn wir irgendwann mal hier fertig sind und als nächstes dann den "Sexismus in Comics"-Thread öffnen - möge dieser Tag niemals kommen -, dann schreibe ich dir mal 'n paar Zeilen darüber, warum ich Power Girl und ihr Tütenfenster weitaus weniger problematisch finde, als die Darstellung und Rolle von Wonder Woman oder dem weiblichen Thor
Na da würd ich mich aber drauf freuen. :)
 
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Ich hoffe keiner. Aber jeder hier und da draußen, der Fiktion als Beispiel nimmt, um angewandten Sexismus zu deklarieren, der solle erstmal nachdenken, was er da fordert.

Das hier

auf einen Missstand hinweisen

kann man nur dann als schädlich empfinden, wenn man glaubt, dass das Herbeireden des Misstandes schädlicher für die Gesellschaft ist, als seine potentielle Existenz. Und da sind wir eigentlich beim Kern. Ich bin davon ausgegangen, dass erst Skyrock die unsägliche Antipode von links und rechts, von weißen Rittern und Chauvinisten und von Leuten, die an eine Verschwörung durch political correctness glauben und solchen, die überall Misogynie sehen aus seiner ungesund internetaffinen und amerikanisierten Sicht von feindbildgeprägtem Schützengraben aus Schwarz und Weiß in unsere Debatte gerotzt hat. Dabei muss ich mit Bedauern feststellen, dass die Fronten schon seit Langem so deutlich sind und es keinen Mittelweg mehr gibt.

Wenn man erstmal darüber diskutieren müssen, ob die angesprochenen Probleme nur herbeigeredete Konstrukte von übersensiblen gendertechnischen Hypochondern mit Beschützerkomplexen und Sozialagendas sind, gibt es eigentlich nichts mehr zu diskutieren. Aus diesem Sumpf von Verschwörungstheorien und abstrus dystopischen Wahrscheinlichkeitsrechnungen, was irgendeine fiktive Gruppe innerhalb der Gesellschaft angeblich versucht zu erreichen, um sie zu schwächen oder zu verweichlichen, kommen wir nicht mehr raus. Bei aller Liebe zur ergebnisoffenen Debatte nicht. Aber ich kann bei diesem Chaos zumindest den Wunsch verstehen, dass doch bitte alles so bleibt wie es ist und jeder seine Ecke im Sandkasten hat, in der er ungestört spielen darf. Auch wenn ich ihn immer noch zum kotzen finde.
 
Der Sexismus soll so viel er will auf einen Missstand hinweisen. Nur soll er nicht die Fiktion und Phantastik als ursächlich für seine Probleme hinstellen und diese zu ändern versuchen.
Lasst die Sexismus-Diskussionen mal schön im Real Life, wo sie hingehört. Die Popkultur im Sinne fiktionaler/phantastischer Inhalte assimiliert das dann in irgendeiner Form schon von selbst. Sei es durch Antithese oder Synthese -> das ist ganz egal. Fiktion/Phantastik darf das bzw muss das dürfen.
 
Ach, da liegt der Hund begraben.

Keine Sorge, dass Videospiele die Ursache für Sexismus sind glaubt auch niemand der klaren Verstandes ist, Skar. Dass wir uns nicht in einem Matrix/Terminator Horror-Szenario befinden, da sind wir uns absolut einig.

Nicht Videospiele und Phantastik versauen reale Menschen mit sexistischen Inhalten. Darum geht's nicht. Reale Menschen versauen Videospiele und Phantastik mit sexistischen Inhalten. Darum geht's.
 
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Und das darf die Popkultur so lange feiern, wie sie will.

Popkultur ist ein Diskurs.

Popkultur ist nicht ursächlich.

Popkultur wird nicht gemacht.

Popkultur braucht daher nicht in die Diskussion rein. Das wäre am hare herbeigezogen. <- wollt ich schon immer mal so sagen.

Nicht Videospiele und Phantastik versauen reale Menschen mit sexistischen Inhalten. Darum geht's nicht. Reale Menschen versauen Videospiele und Phantastik mit sexistischen Inhalten. Darum geht's.
Insofern gehen wir da d'accord. Uns trennt nur eine feine Membran, weil du von links und ich von rechts auf das Thema schaue. ;)
 
Popkultur ist nichts anderes als ein Mittel zur Kommunikation innerhalb einer Gesellschaft, Skar. Du definierst diese Kommunikation als Monolog, statt als Dialog.

Was reale Menschen innerhalb einer Gesellschaft denken, spiegelt sich gezwungenermaßen auch in der Popkultur wieder, die sie erschaffen. Wenn es in dieser Popkultur ein Übermaß an Inhalten gibt, die eine Menschengruppe bevorzugt gegenüber einer anderen und das albernerweise aufgrund ihres Geschlechts, dann passiert das nicht losgelöst von der Gesellschaft.

Natürlich diktieren Videospiele realen Menschen nicht, sexistisch zu denken. Aber reale Menschen entscheiden, sexistische Inhalte in der Popkultur zu kultivieren. Und so zu tun, als gäbe es da keinen Zusammenhang ist genauso blauäugig, wie an ein Szenario zu glauben, dass Menschen durch Videospiele zu Sexisten werden.

Edit: Ich hab mal 'ne Diskussion mit 'nem Pfarrerssohn aus den Staaten geführt, der partout nicht einsehen wollte, dass die Bibel von Menschen geschrieben worden ist und deswegen nicht fehlerfrei sein kann . Das war so ähnlich wie das hier gerade. Just sayin'.
 
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Was uns hier hauptsächlich unterscheidet, Skar, ist dass du Popkultur als so 'ne Art mystisches Wunderding definieren willst und doof findest, wenn man das Wunderding entmystifiziert. Hab ich jedenfalls stark das Gefühl.

Das verstehe ich. Bei Star Wars hat mich die Entmystifizierung der Macht auch genervt. Aber - und hier kommt der witzige Teil -, sowas nervt mich in der Fiktion. Nicht in der Realität. Da gefallen mir Fakten.

Man sollte nicht den Fehler machen, die Art und Weise, wie man die Dinge in der Fiktion betrachtet eins zu eins auch in der Realität zu übernehmen.

Also genau dein Argument, oder? Ulkig. :D
 
Nicht ganz.

Als ich 1929 den ersten Tarzan-Comic zeichnete, war ich natürlich ein Kind meiner Gesellschaft. Ich spiegelte zwar nur die von Ioelet 1912 erdachte Tarzanfigur wieder, brachte sie aber auf einen so neuen Level, dass eine Einstufung als jugendgefährdende Schrift ins Haus stand. Ich hatte also damals die Popkultur bewegt. Von unten. Popkultur kann man nicht einfach schaffen, weil sie eben im Diskurs geschaffen wird. Ich traf also einen Nerv.

Welcher Nerv da getroffen werden kann, unterliegt einer Veränderung.

Tarzan zu ächten bringt da nicht unbedingt eine Veränderung rein.

Der öffentliche Diskurs darüber, wo wir gerade stehen allerdings schon. Nur muss ich nicht Tarzan verändern oder das einfordern, sondern die Wahrnehmung muss geschärft werden.

Tarzan ist nicht das Problem. Die Menschen sind es. :)
 
Ach fein. Danke Jack, das wollte ich auch sagen. Da kann ich ja wieder schlafen gehen.
Aber nur, weil ich mich nicht wohlfühle, wenn ich meine Weisheit nicht mit der Welt geteilt habe, der selbe Inhalt nochmal in meinen Worten: Popularkultur ist natürlich keine Ursache. Aber sie ist Verhandlungsfeld. Und als solches muss sie auch kritisiert werden. Denn die Kritik gilt nicht dem Darstellen von Sex in Comics an sich (im Gegenteil - bitte mehr davon), sondern den Künstlern und der Art, wie sie glauben, Comicleser ansprechen zu dürfen/müssen. Als wären Comicleser nicht im Stande, sinnliche und gleichberechtigte Sexualität zu verstehen, bzw. würden sowas als "Markt" nicht sehen wollen. Und als wären Comicleser nicht im Stande, Comics interessant zu finden, in denen die weiblichen Superhelden nicht auf ihre Sexualität reduziert würden.
Die Comics sind hier nicht das Problem. Das Problem sind die Macher (aus meiner Perspektive gesehen... in Beobachtung zweiter Ordnung sind das Problem natürlich Produzenten und Konsumenten gemeinsam). Und so, wie sie die Freiheit haben, zu publizieren, was immer sie publizieren wollen, habe ich die Freiheit, sie dafür zu kritisieren und zu äußern, was ich lieber lesen (und sehen) würde. Und weil du weiter oben nach Verantwortung gefragt hast, Skar: die Verantwortung liegt auf beiden Seiten. Die Produzenten sind dafür verantwortlich, was sie wie darstellen. Und ich bin dafür verantwortlich, was ich wie auf- und annehme und wie ich darauf reagiere. Und die Produzenten sind dann wieder dafür verantwortlich wie sie auf meine Reaktion reagieren.
Diskurs eben.

Edit:
Tarzan ist nicht das Problem. Die Menschen sind es.
Na sag ich doch. Und Jack und alle anderen auch, soweit ich das richtig verstehe.
 
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Irgendwann merkt Skar schon, dass er uns deswegen nicht auf der Couch sitzen sieht, weil er am Horizont mit irgend welchen Pfeifen diskutiert, statt sich umzudrehen.
 
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