Da nun davon auszugehen, dass das im Vorfeld erst gesondert geklärt werden muss, ob das auch ok ist, hat für mich in etwa so viel Sinn, wie abzuklären, ob denn ein SC im Spiel auch sterben darf.
Ja. Und das tue ich tatsächlich auch.
Damit hier kein falsches Bild entsteht:
In meiner VtM-Runde können die SCs sterben. In der Runde geschehen grausame Dinge und ich geb mir teilweise verdammt viel Mühe die Spieler richtig intensiv mit ihren SC leiden zu lassen.
...weil das bei uns so geklärt ist, dass dies so gewünscht ist.
Ich kann meinen Spielern damit so richtig den Abend versauen, ihre Ängste, Sorgen, Wünsche und Träume anspielen, pervertieren und fein abgestimmten Horror erzeugen.
Nochmal: Weil es so geklärt und so gewünscht ist.
Und wenn andere Dinge gewünscht sind, einigt man sich auf andere Dinge.
Und natürlich kann man auch eine grausame sadistische Welt realistisch bespielen und auf der Meta-Ebene vereinbaren, dass den SCs selbst nichts (aber auch garnichts) Schlimmes zustoßen wird.
Für den einen bedeutet dies einen Spannungsverlust, für den anderen ein gewisses Maß an Sicherheit das er benötigt um das Spiel genießen zu können, für den Dritten eine bestimmte Tabugrenze, die er einfach nicht überschreiten möchte.
Wenn ich im Kino einen Film ab 16 sehe, der in einer sadistischen Welt spielt, weiß ich, dass ich keine detaillierte Grausamkeit ggü dem Protagonisten zu sehen bekommen werde. Das heißt nicht, dass der Film zwangsläufig unrealistisch wird, sondern einfach nur, dass er nicht von Grausamkeit ggü dem Protagonisten handelt.
Wenn ich Missbrauch an den SCs thematisch ausklammere, ändert dies nicht die Regeln der Welt; es ändert lediglich die Regeln, welchen Ausschnitt der Welt wir spielen - wir spielen eben das Leben einiger glücklicher Protagonisten, die einige der schlimmsten Erfahrungen dieser Welt persönlich nie durchmachen müssen.
Stell dir vor, die Ereignisse, die deine Runde spielt, wären Vergangenheit. Ihr spielt Historie. Dann ist die Geschichte eines Menschen, der Leid entgehen konnte genauso 100% wahr und realistisch wie die eines Menschen, der schlimmste Dinge erleiden musste. Beide Geschichten spielen in derselben Welt und beide Geschichten können erzählenswert sein.
Und was tatsächlich erzählt bzw. gespielt wird, das sollte man doch bitte an die Interessen aller Beteiligten anpassen.
Oder siehst du dies anders?