Hier scheint ja der Konsens zu herrschen, dass Missbrauch eher ok ist, wenn nicht ausgespielt.
Uh, also für meinen Teil kann man da ganz gewiss nicht von Konsens sprechen.
Ich selbst würde das nämlich auf gar keinen Fall wollen!
Aber Konsens ist ein gutes Stichwort!
Konsens
Meines erachtens gibt es eine ganze Reihe von Dingen, wie Enstellung, Verstümmelung und Organentnahme, die mit den Mitspielern abgesprochen sein sollten, bevor sie überhaupt gegen die Spielercharaktere ins Spiel eingebracht werden.
Auch sexuelle Gewalt zählt für mich zu diesen Punkten, über die Konsens in der Gruppe herrschen sollte, ob sie erwünscht sind oder nicht.
Wenn der Spieler dann sagt, derartige Konsequenzen gingen gar nicht, würde ich ihm/ihr an das Herz legen, sich eine andere Runde zu suchen.
Zugegeben der Ansatz des Posts, der den ganzen Stein ins Rollen brachte, mag nich der offenste Einstieg in eine Diskussion mit dem Ziel Konsensfindung sein.
Davon dass die Spielercharaktere in dem beschriebenen Szenario hinterrücks überfallen würden und im Vorfeld gar nichts abgesprochen wurde, kann man in diesem Fall allerdings auch nicht sprechen.
Ich selbst würde es in diesem Fall einfach so halten, die zweite Option wählen.
Ursachenforschung
Die Schuldfrage per se wird dabei nicht auf das Opfer übertragen, denn schuld ist der aktiv zu unrecht Handelnde.
Mein Eindruck ist der, dass sich die Gemüter genau an dem Punkt aufhängen.
Auslöser der abschweifenden Diskussion war ein Post mit folgender Formulierung.
Wenn der Char dann stolz wie Bolle an Orten wie den Barrens rumstreift, dann kann dieser Char schicht Pech haben.
Eilig gelesen sieht das nach einem typsichen Erklärungsmuster der Form "der/die hat das ja provoziert und gar nicht anders gewollt" aus
Das Perfide an solchen Mustern ist ja gerade, dass sie die Tatsachen auf den Kopf stellen und die Rollen von Täter und Opfer vertauschen.
Genau wie @SchwarzerHerzog es beschreibt.
Für Rechtfertigungsversuche dieser Art fallen mir Worte ein, unter denen das A-Wort von @Ioelet sogar noch eines der harmlosesten sein dürfte!
Aber! Wie wir mittlerweile (hoffentlich) alle heraus gefunden haben, war die Formulierung von @Wulf in dieser unmittelbaren Bedeutung gar nicht gedacht.
Sicher - Die Abgrenzung eines nicht intendierten "... also darf ich sie/ihn vergewaltigen" von einem beabsichtigten "... also darf ich sie/ihn als Spielleiter von einem NSC vergewaltigen lassen" hinterlässt auch bei mir einen unangenehmen Nachgeschmack.
Aber Rückschlüsse von Zweitgenannten zu Erstgenanntem ziehen zu wollen, halte ich für ein Fehler.
In der Regel spielen unsere Geschichten nicht auf der Erde und auch nicht im Hier und Heute, sodass wir beliebige Phantasiewelten konstruieren können, in denen welche fiktiven Fakten auch immer "Realität" sind.
Und eine Warnung, welche fiktive "Realität" in der anvisierten Spielwelt eine unbestreitbare Tatsache sein wird, ist in dem von @Wulf beschriebenen Szenario ja bereits vorab heraus gegangen.
Statistik
Ein Fehler, der im Zusammenhang mit sexueller Gewalt bei der Abschätzung von Risiken häufig gemacht wird, ist der, zu vermuten von der Verteilung der Geschlechter auf Täterseite (90% männlich 10% weiblich) auf die Verteilung der Geschlechter unter den Opfern schließen zu können.
Eine Studie, die ich zu diesem Thema ausgegraben habe, weckt starke Zweifel, dass diese naive Vorstellung im Lichte statistischer Fakten nicht haltbar ist.
(https://www.heise.de/tp/features/Se...-und-weiblichen-Opfern-3347411.html?seite=all)
Sicher, auch diese Daten können, etwa durch geschelchtsspezifisches Empfinden von Scham, verfälscht sein.
Zumindest daran, dass die naive Vorstellung auf recht wackeligen Füßen steht, dürften dennoch nur geringe Zweifel bestehen.
Über den recht subjektiven Risikofaktor Attraktivität kann nur spekuliert werden, da er statistisch nicht erfasst wird und uns bei der Einschätzung somit nur Vorurteile bleiben.
Kleiner Tipp am Rande: Hollywood Filme, in denen es immer die attraktive Sexbombe in der Hauptrolle ist, die von schmierigen, speicheltriefenden Monstern überfallen wird, spiegeln nicht zwangsläufig die Realität wieder.
Genug gesagt zum Thema irdische Statistik. Im Rollenspiel können wir uns schließlich zusammen tüfteln was wir wollen.
Fazit
Wenn wir uns in diesem Thread bei der Frage nach sexueller Gewalt im Rollenspiel überhaupt auf einen Konsens zu bewegen, dann in meinen Augen maximal auf den, dass Elemente, wie abgeschnittene Nasen, entnommene Nieren und sexuelle Übergriffe, wenn sie überhaupt gegen die Spielercharaktere zum Einsatz kommen, vorher klar abgesprochen sein sollten.
Ich denke auf die Frage wie "man" mit dem Thema sexueller Gewalt im Rollenspiel umgehen sollte, wird sich kein Konsens finden lassen.
Da wir nicht alle zusammen in einer einzigen großen Runde spielen müssen, ist das aber auch gar nicht so schlimm.
Viel wichtiger ist doch die Antwort auf die Frage "wie gehe ich persönlich mit dem Thema" um. Nur sie ist es, der eine praktische Relevanz zu kommt.
Vielleicht versucht auch Ihr beide auf dieser Grundlage noch einmal einen Schritt aufeinander zu zu gehen.
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