AW: Schlechtestes Buch aller Zeiten...
Dass sich hier mit Effi Briest ein Werk von Weltrang als "schechtestes Buch aller Zeiten" - zumindest in der Einschätzung der B!scheuerten - herauskristallisiert, zeigt mal wieder, wie dumm und ungebildet der durchschnittliche Rollenspieler wirklich ist. Redet über Metalbands, für mehr reichts bei euch doch eh nicht.
Wärt ihr durch eine russische Schule gegangen, würdet ihr vermutlich Anna Karenina rauswählen ...
Könnte es sein, daß durch die "Behandlung", die solche Bücher im Deutschunterricht erfahren, ein derart negatives Bild von diesen Büchern erst AUFGEBAUT wird?
Ich kann mich jedenfalls sehr gut an (in ihren eigenen Augen) ach so "progressive" Deutschlehrer erinnern, die mir die Lust auf deutsche Nachkriegs-Autoren dergestalt gründlich verleidet haben, daß ich seither für solche "Suhlen-wir-uns-in-unserer-Kollektivschuld"-Autoren überhaupt nichts mehr übrig habe.
Andere, als "rückschrittlich" und "erz-konservativ" geltende Deutschlehrer haben hingegen die von ihnen im Unterricht herangezogenen Bücher nicht nur als "Lehrmittel" verstanden, sondern GELIEBT. So etwas weckt Begeisterung in den Schülern, da Beigeisterung im positiven Sinne ansteckend ist.
Die Lust selbst mehr zu lesen, als überhaupt im Deutschunterricht dran kam, entwickelte sich bei mir erst mit den "Alten Säcken" an Deutschlehrern. Die "kumpelhaften" Sozis
(*) konnten keinerlei Begeisterung wecken, sondern hatten uns Schülern geradezu jegliches Interesse an "Gegenwartsliteratur" aberzogen. Klare Ursache-Wirkungs-Beziehung hier. Aber wünschenswert?
(*) Ich ging zu Zeiten zur Schule, als es nur zwei Arten von Lehrern gab: die Sozis mit kumpelhafter Manier (dabei ultradominant, aber "nur zum Besten der Schüler") und verquasten Ideologien, und die Rechten, die als Kinder z.T. noch in der HJ waren, die die Schulen aus den Bombentrichtern wieder aufgebaut hatten, und die Schule als GESCHENK und PFLICHT des Staates an seine (nachwachsenden) Bürger empfanden, nicht wie heute als lästigen Kostenverursacher, der gefälligst die Eltern von jeglichen Erziehungsaufgaben befreien sollte, wenn er schon zu sonst nichts gut ist.
In dieser Polarität war ich als junger Kommi mit langen Haaren, Arafat-Tuch und ständigem Demo-Tourismus massiv GEGEN die Rechten "Alten Säcke" eingestellt. Bis ich die "Kumpels" der Linken Lehrer mal so richtig schweine-unfair-brutal-dominant erleben durfte (insbesondere unser Deutschlehrer, der gleichzeitig auch Klassenlehrer war). - Man kann noch so ideologisch gefärbte Brillen aufgesetzt haben, aber Arschlöcher erkennt man, selbst wenn sie auf die gleichen Demos wie ihre Schüler gehen. - Und von den böse verrufenen Rechten Lehrern hatte ich dann ausgesprochen faire Behandlung, eine Liebe zu ihren jeweiligen Fächern und zu ihren Schülern erfahren, die man nach all dem Schlechtreden der Sozis nie erwartet hätte. - Schule war zu meiner Zeit ein enorm politisch polarisierter Ort. Da gab es ständig Streß über aktuelle politische Fragen und über Grundsatzfragen des politischen Zusammenlebens der Menschen überhaupt. (Vielleicht hatte man sich so ereifern können, weil es nur drei Fernsehprogramme, kein Web zum Surfen, kaum sonst irgendwelche "Bildschirmschoner" für Jugendliche gab? Vielleicht war es aber auch einfach so beliebt, weil man den Mädels auch als sportlich "Herausgeforderter" zeigen konnte, was man für ein toller Kerl ist, wenn man beim Argumentieren gegen den (Klassen-)Feind glanzvolle Siege davontrug?)
Es existierte bei uns KEINERLEI "Ausländerproblem" an der Schule. Der Ausländeranteil lag bei schätzungsweise 5% oder weniger. Es gab keinen "Kopftuchstreit" - weder bei Lehrerinnen noch bei Schülerinnen. Religion spielte außerhalb des Religionsunterrichts keine Rolle. Vor allem nicht bei den Mitschülern und Mitschülerinnen (erwähnte ich schon: KEIN Kopftuch - auch nicht bei türkischen Mädchen). Jugend-"Gangs" gab es schon. Teds, Punker, Rocker, usw. - Schlägereien an der Schule oder außerhalb waren SEHR SELTEN. Die heutigen, geradezu "verabredeten" Massenschlägereien z.B. zwischen Türken und Russen (alle mit deutschem Paß natürlich), gab es nicht. - Daher war es an der Schule ein LEICHTES über Völkerverständigung, Handreichung, Integration, Bildung, usw. zu reden. Die kritische Masse an der bundesdeutschen Zivilisation uninteressierter Eltern, die ihre Kinder in mittelalterlich anmutender Geistesisolation aufwachsen lassen, war damals noch nicht überschritten. - Ganz im Gegenteil. - In der Rückschau kommen mir die Siebziger und frühen Achtziger wie eine Zeit des Schulterschlusses über alle Glaubensgrenzen hinweg vor. - Nicht Religion war das trennende Thema, sondern Nato-Doppelbeschluß, Atomenergie, Nicaragua, Freiheit für Rhodesien (sieht man ja, was daraus wurde *seufz*), Amnesty International, Neonazis, Tierversuche, usw. - Diese Themen spalteten die Gruppen viel eher als die Zugehörigkeit zu irgendwelchen Religionen oder die "Schollenverbundenheit" mit der Türkei, Rußland oder was weiß ich was noch für Herkunftsländer der ELTERN(!) der Kinder und Jugendlichen an den Schulen.
Für mich war diese politisch aufgeladene Zeit, in welcher man als Jugendlicher mit Fragestellungen konfrontiert wurde, die sich einem als Kind noch nie gestellt hatten, enorm aufreibend, stressig, spannend, enttäuschend, frustrierend, ärgerlich, glorreich, dramatisch, und generell sehr stark meine weiteren "Weichen" stellend. - In dieser Zeit prägte sich auch ganz deutlich mein Geschmack bezüglich Literatur. In dieser Zeit wurden mir bestimmte Bereiche der Literatur förmlich "vergällt". Zu diesen habe ich auch heute keinen Zugang, und bereue das noch nicht einmal. Nur weil etwas schlecht zu lesen ist, sich mit quälenden Themen auf quälende Art befaßt, muß es sich noch lange nicht um "Gute Literatur" handeln. Eine Erkenntnis, die eine echte BEFREIUNG vom "Anspruchs-Terrorismus" der linken Lehrer und der ach so überlegenen Literaturkritiker war.