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Die Veröffentlichung des Marsbandes steht bevor. Mittlerweile sind alle Texte geschrieben und überarbeitet, sowie das Layout in vollem Gange. Zeit, einen Blick in den Band zu werfen.
Wer die bisherigen Informationen zum Band mitverfolgt hat, der kennt bereits dessen grundsätzliches Konzept: Der rote Planet wird im Kernteil des Bandes in acht Regionen eingeteilt, die nicht nur umfangreiche Informationen über die dortigen Völker, Reiche und Städte liefern, sondern auch je einen Setting-Schwerpunkt beschreiben. Wie genau man sich das vorstellen muss, erklärt uns Bandredakteur Dominic Hladek hier an einem Beispiel:
Beispielregion: Das Westliche Meeresbecken
Zum Westlichen Meeresbecken heißt es schon im Klappentext des Bandes, dass hier „das unmenschliche Vorgehen der menschlichen Invasoren die marsianischen Rebellen in ihrer Sache eint und das traditionelle Tossia langsam aus seiner Lähmung weckt“. Werfen wir also einen Blick auf das Westliche Meeresbecken:
Die Geographie
Geographisch umfasst die Region, wie der Name schon sagt, ein ehemaliges und heute längst ausgetrocknetes Meeresbecken, das auf den üblichen Marskarten im Westen liegt. Es reicht vom Coprates-Grabenbruch und den angrenzenden Steppen im Westen bis zum vergleichsweise schmalen Übergang ins „Zentrale Meeresbecken“ bei der Stadt Serpentis. Südlich reicht es bis vor den Noachis-Kontinent und das „Bosporos“-Meeresbecken, die bereits zur „Südpolregion“ gezählt werden. Der nördlichste Ausläufer ist Thymiamata, während die Nachbarn „Meridiani Sinus“ und Chryse bereits zu anderen Regionen gehören.
Ein großer Teil dieses Gebietes wird vom Tossianischen Kaiserreich und dessen umliegenden und teils vom Reich abhängigen Klientel-Stadtstaaten eingenommen. In Thymiamata haben sich amerikanische Siedler und Händler niedergelassen. Der Coprates-Grabenbruch wird von belgischen Kolonisten Besatzern beansprucht, die dort im Auftrag König Leopolds II und dessen „Association Internationale des Planètes“ (kurz AIP) ihr Territorium abgesteckt haben, das sie gegen marsianische Rebellen und Hochlandmarsianer der umliegenden Berge verteidigen.
Alle diese Reiche erhalten je einen eigenen Abschnitt im Kapitel, der ihre Lebensweise, Politik und Historie genauso beschreibt wie wichtige Städte (einige mit Stadtkarten im Detail, so z.B. Melas), NSCs von Kaisern bis zu Rebellenführern und andere Besonderheiten.
Das Setting
Zunächst wird aber in der Einleitung des Kapitels das bestimmende Setting vorgestellt, denn die gegenwärtige politische Lage dieser Gruppierungen ist eng vernetzt und muss im Gesamten betrachtet werden.
Ihr alle kennt sicher literarische Werke wie H.G. Wells‘ „Krieg der Welten“ und die dutzenden Serien und Filme, die in den letzten Jahrzehnten das Thema „Alieninvasion“ aufgegriffen haben. Beispiele sind „V-Visitors“ (die neue und alte Serie), „Falling Skies“, „Independence Day“ oder (ein Liebling meiner jungen Jahre) „Mission Erde“. Die Ideen dieser Werke spukten uns sicherlich im Hinterkopf, als wir das Westliche Meeresbecken ausarbeiteten. Nur: In Viktorianischer Zeit. Mit uns Menschen als Invasoren …
Man stelle sich in dieser „verdrehten Welt“ also zunächst das Tossianische Kaiserreich vor: Wie so oft auf dem Mars ist Stillstand eingekehrt, der sich hier in unglaublich starren, bürokratischen Strukturen äußert, die wie eine Mischung aus Mervyn Peakes Gormenghast-Romanen, dem Informationsministerium aus dem Film „Brazil“ und dem kaiserlichen China anmuten – das Stichwort „Ming“ beeinflusste dann auch gleich in zweifacher Weise die Ausarbeitung des Feelings für Tossia: im historischen wie auch im Flash-Gordon’schen Sinn
Alles ist in Tossia geregelt, nichts dem Zufall überlassen …
Die Stadtstaaten im Coprates-Grabenbruch hingegen waren einst in Streitigkeiten und Konflikte verstrickt, bis plötzlich der belgische AIP landete. Bereits das alte Space:1889 Rollenspiel machte diese Vorgabe und spielte dabei auf König Leopolds „Kongogräuel“ an, einem der (leider realen) fürchterlichsten Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die es je gab. So wie die Menschen im Kongo wegen eines Rohstoffs (Gummi) geknechtet wurden, so werden es auch im Spaceverse die Marsianer des Coprates-Grabenbruchs (wegen K’Chemmu, einem dem Gummi überlegenen Material). Die Belgier kommen mit Raumschiffen, bringen überlegene Waffentechnik mit und töten jeden, der sich ihnen nicht als Sklave unterwirft. Die Alieninvasoren lassen grüßen…
Im Coprates und den umgebenden Steppen formieren sich deshalb Rebellengruppen, die mit unterlegenen Mitteln, aber dem Mut der Verzweiflung, gegen die Besatzer ankämpfen. Dabei finden sie teils in eine neue Brüderlichkeit zwischen den Marsvölkern der Kanal-, Hügel- und sogar Hochlandmarsianer, lähmen sich aber andererseits auch durch Uneinigkeit, alte und neue Streitigkeiten untereinander gegenseitig.
Während sich die Belgier ausbreiten, erwacht Tossia in träge-bürokratischer Weise aus seinem Schlaf. Anträge werden gestellt, die Mühlen der Bürokratie mahlen, doch der menschliche Feind ist nicht unmittelbar genug eine Bedrohung für Tossia. Und es liegen ja auch noch als Puffer einige Klientelstädte zwischen dem Coprates-Grabenbruch und dem Tossischen Kaiserreich, allen voran das ohnehin etwas zu mächtige Nectar, dem man aber in einem Antrag, der innerhalb von nur wenigen Jahren umgesetzt wurde, vorsichtig erste militärische Unterstützung gewährt.
Und dann sind da noch die anderen Menschen, die (vermeintlichen?) Helfer: Das Königreich von Siam schließt Freundschaft mit Nectar, vor allem aber lassen sich Amerikaner in Thymiamata nieder, einer Stadt mit Sonderstatus innerhalb des Tossianischen Reiches. Und sie bringen nicht nur Baseball und befremdliche, erschreckend neue – und damit per se gefährliche – Ideen wie die Demokratie mit, sondern auch Technik: Amerikanische Waffen, feuererprobt im Bürgerkrieg und seitdem in ihrer Zerstörungskraft noch verbessert. Aber kann man diesen Menschen mehr trauen als den Belgiern? Warum helfen sie dem tossianischen Kaiserreich, eine moderne Armee aufzubauen, warum schmuggeln sie Waffen an die marsianischen Rebellen im Coprates? Aus ihrer angeblichen Freiheitsliebe, als Vorbereitung eines Umsturzes oder, wegen des finanziellen Gewinns, um den Belgiern zu schaden, oder gar aus Gründen, die sich gänzlich dem marsianischen Verständnis entziehen?
Die Region im Spiel
Auf dem Mars sind die Menschen die Invasoren …
In diesem Geflecht aus Politik, Schmuggel, Handel, Krieg und Widerstand können sich eure Charaktere bewegen, ob als Marsianer oder Menschen, ob als Widerstandskämpfer, Diplomaten und Händler, Abenteurer und Söldner oder wie immer ihr euch eure Abenteuer im Westlichen Meeresbecken vorstellt. Das Grundthema zieht sich durch alle Ebenen. Doch natürlich kann das Setting auch in den Hintergrund rücken. Ihr könnt die uralten technischen Wunder der Kuppelstadt Aurora ebenso zum Abenteuer machen wie einen kafkaesken Fiebertraum in den Mühlen tossischer Bürokratie, die Ereignisse um ein traditionelles Baseball-Match zwischen Marsianern und Amerikanern ebenso wie eine Schatzsuche in Melas oder einen Dungeon-Crawl durch einen Kerker in Noachis. Es ist euer Spieltisch!
Wie immer ihr diese und andere Regionen auch bespielt: Wir hoffen, euch mit dem Marsband dazu einen tollen Hintergrund und eine praktische Spielhilfe an die Hand zu geben. Also, Sonnenspiegel ausrichten, Solarboiler auf Hochdruck heizen, Analysemaschine mit Kurs zum Mars füttern, Ätherschraube auf volle Kraft drehen und auf geht die Reise zum roten Planeten!
Dominic Hladek
mit Dank an die wundervollen Autoren des Marsbandes
Der Marsband wird 34,95 € kosten und kann hier bei uns im Shop vorbestellt werden.
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