Wenn ich an meinem Laptop sitze und an einem Buch schreibe, gibt es eines, was ich nur schwer aushalten kann: Stille. Mehr als einmal dankte ich bereits dem Computer-Gott dafür, dass er MP3s, das Web-Radio und Rechner mit vernünftigen Lautsprechern erfunden hatte. Musik ist essentiell für meine Arbeit, sie versetzt mich in die passende Stimmung für die jeweilige Szene, lässt mich im entscheidenden Moment pausieren, wenn mir ein Lied besonders gut gefällt und kämpft erfolgreich gegen meinen großen Feind, die Stille, an. Man könnte ohne Übertreibung festhalten: Ohne Musik wäre
Riva Mortis niemals entstanden.
Es war ein verregneter Sommertag und die Meteorologen prognostizierten keinerlei Besserung, als mich die Nachricht eines mir unbekannten Absenders erreichte.
Ralf Kurtsiefer? Der Name kam mir bekannt vor, aber ich wusste ihn nicht einzuordnen. Eine kurze Suche später fand ich die Bestätigung, dass mir die Person nicht ganz fremd war. Es handelte sich um den Komponisten, welcher auch unter der Bezeichnung
Orkpack, seit ein paar Jahren sein Unwesen in der Rollenspiel-Szene trieb. Ich hatte bereits zuvor ein paar Stücke von ihm gehört, auch an ein Video-Interview mit ihm erinnerte ich mich. Da wir uns noch nie persönlich trafen, war ich gespannt, was denn ein Musiker von einem Schreiberling wie mir wollte, der mit
Riva Mortis gerade mal seinen ersten Roman veröffentlicht hatte. Unzähligen Nachrichten und Emails später war uns beiden klar, dass wir einmal etwas gemeinsam machen wollten. Gleich zu Beginn wurde deutlich, dass wir auf derselben Wellenlänge funkten und uns prächtig verstanden, also sollte dem nichts im Wege stehen. Doch wie konnte eine solche Zusammenarbeit aussehen? Vielleicht wäre eine Geschichte zu einem Musikstück das Richtige? Oder ein gemeinsames Hörbuch? Wohin der Weg führte, war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht klar. Es gab nur die Gewissheit, dass sich zukünftig unsere Wege kreuzen sollten. Ich tauschte meinen Roman gegen Ralfs aktuelle CD
Musica Myrana und war sofort begeistert. Meine Erwartungen im Hinblick auf Vielfältigkeit und Begabung wurden weit übertroffen. Der Soundtrack stand denen von Filmen in nichts nach. Als ein paar Wochen später Ralf, trotz seiner vielen Projekte, ein wenig Luft hatte, flammte der Wunsch der Kooperation erneut auf und es entstand die Idee, ein Lied zu
Riva Mortis zu machen. Aber wie sollte ich nur beschreiben, wie sich mein Buch anhört? Welchen Klang hat die Stadt Riva? Wie sollte man die maraskanische Herkunft einer der Hauptcharaktere darstellen? Wie die eigentlich prägende Heiterkeit des Buches? Nun begannen unsere Internetverbindungen zu glühen, da wir in unzähligen E-Mails unsere Ideen austauschten, verwarfen und neue entwickelten. Aber lassen wir doch einmal Ralf zu Wort kommen, wie er die Zeit wahrnahm:
Am Anfang stand eine gute Beschreibung von Mike, welche Emotionen das Stück ausdrücken sollte. Hier fielen Begriffe wie Leichtigkeit, Verspieltheit, Western usw. Als guter Komponist musst du natürlich auch ein halber Psychologe sein und aus dem Kunden herauskitzeln können, was er nun unter all den Begriffen genau versteht. Es gibt da ein Beispiel, dass auf vielen Kommunikationstrainings gezeigt wird. Die Teilnehmer sollen alle ein Schnapsglas zeichnen mit dem Ergebnis, dass sich jede Zeichnung unterscheidet. So ist das natürlich auch mit Begriffen, die eine Stimmung beschreiben sollen. Es ist lange nicht gesagt das Mike und ich das gleiche unter demselben Begriff verstehen. Darüber hinaus besteht der Roman nicht nur aus Heiterkeit, sondern es ist und bleibt ja trotzallem ein spannendes Buch und das muss natürlich ebenfalls ausgedrückt werden. Sehr schön war, dass Mike gleich ein paar Beispielsongs parat hatte, die mir als Inspirationsvorlage dienten. Das hilft immer ungemein. Ich wusste also er findet Gitarren passend und die Handlung beginnt mit einer Schiffsreise in die Hafenstadt Riva. Damit hatten wir dann schnell den Anfang gefunden. Die Melodie die ich Mike vorschlug gefiel ihm sehr gut. Sie ist zwar leicht verspielt, aber trotzdem in Moll gehalten. Sie schwebt somit zwischen Spannung und Leichtigkeit. Ein Knackpunkt entstand, nachdem wir ungefähr eine Minute des Stückes fertig hatten. Ich wollte eigentlich im selben Trott weitermachen, aber Mike meinte, jetzt müsse eine Veränderung her. Die Gitarre müsse mehr nach vorne gehen und das Tempo bestimmen. Dies ist schönes Beispiel, wie man sich in einer Arbeit gegenseitig inspirieren kann und das Offenheit für Kritik oder Ideen des anderen zu einem besseren Ergebnis führt. Bei der Bewertung von Musik geht es immer um die Frage des persönlichen Geschmacks. Meiner Meinung nach kann ein Laie mit den besten Komponisten der Welt auf Augenhöhe diskutieren, da es im Endeffekt immer eine Frage von der subjektiver Wahrnehmung des Stückes ist, ob es gemocht wird oder eben nicht. Mike hatte natürlich Recht, die eingefügten Änderungen haben das Stück bereichert … aber hört selber.
Eine Woche später konnten wir uns stolz zurücklehnen, denn das Riva-Mortis-Lied war fertig und zauberte uns beiden ein Lächeln auf das Gesicht. Was bleibt, ist die Erkenntnis, dass es mit Sicherheit nicht unsere letzte Zusammenarbeit bleiben wird, denn eines können wir absolut nicht riskieren: Stille.
Riva Mortis – Das Lied
Ralf Kurtsiefer & Mike Krzywik-Groß
www.orkpack.de
www.krzywikgross.de
Autor: Gastautor
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