Hier hatten wir euch eingeladen, einen kurzen Artikel, ein Gedicht oder eine Kurzgeschichte zum Praiosfest zu schreiben. Die Gewinnerbeiträge präsentieren wir euch nach und nach in diesem Blog. Heute: Teil 5 der Beiträge.
Und diesmal sogar mit drei Abschnitten, denn mir ist da ein kleiner Fehler unterlaufen. Sowohl Cornelia als auch ihr Bruder Benjamin Majehrke haben an unserem Wettbewerb teilgenommen. Gewonnen hatte der Beitrag von Cornelia, ich habe mich aber vom Nachnamen in die Irre leiten lassen und den Beitrag von Benjamin veröffentlicht. Hier nun also auch Cornelias Beitrag.
Cornelia Majehrke:
Praiosfest in Andergast.
Mein Weg führte durch die Weiten der Khom, in die dichten Dschungel des Süden, entlang verlassenener Straßen der Schwarzen Lande, über Gebirge und Ebenen, durch Schnee und Eis. Zu Land und zu Wasser.
Nur selten waren die Tage finsterer, als sie an jenen des Namenlosen alljährlich aufs Neue erscheinen. Eine Zeit des Bangens und Verbergens, der Stille und der Furcht.
Und doch!
Stehe ich an diesem Tag, dem Ersten des neuen Jahres, im hellen Scheine Praios' auf unserem Marktplatz im unvergleichbaren Andergast, sehe wie die lachenden Kinder mit bemalten Gesichtern der Sonne gleiche den stolzen Bronzegreifen im Zentrum umtanzen, höre ihr glockenhelles Lachen, spüre ihre Freude, ihre Begeisterung, wenn sie die gelben Stoffstücken, Strahlen der allherrlichen Sonne, in jeden Winkel und jede Gasse der Stadt tragen die Dunkelheit vertreibend und uns das Licht wiederbringend, dann weiß ich, dass Hoffnung und Zuversicht in unseren Herzen von Neuem erblühen.
Selbst dem Grimmsten steht an diesem Tage ein Lächeln im Gesicht, und mags nur an dem Eichelmastschwein liegen, dem die Kleinen eine Sonne auf die üppige Speckschwarte gepinselt haben. Der dickste Sonnenstrahl in ganz Andergast.
Mögen die fernen Städte des Mittelreiches, des lieblichen Feldes und der Tulamiden Lande groß sein wie unser ganzes Reich. Mögen sie uns an Reichtum, an Pracht und Wohlstand weit übertrumpfen. Heut liegt die Stadt des Lichts im Herzen Andergasts, strahlt über alle Grenzen hinaus. Gar bis Nostria, auch diese zu erleuchten.
Aus aller Kehlen erfüllt Gesang die Luft. Mal laut, mal leise, mal hoch, mal tief. Und zugegebener Maßen beim Ein um Anderen ziemlich schräg. Ein Ruf an die himmlischen Zwölfe, vor allem aber ihrem Widersacher, mit nur einer Botschaft: Wir leben noch! Und wir werden es auch weiter tun!
So macht es uns gleich, wo auch immer ihr seid, erstrahlt in der Hoffnung des neuen Jahres und heißt es voll Zuversicht mit lauter Stimme willkommen!
Avis Velamen, Magister h.c. des Kampfseminares zu Andergast
Von Kevin Werthmann:
Mag man zwar in vielen Teilen Aventuriens den gleichen Göttern huldigen und sich gar ebenso innig vor ihnen fürchten (berechtigt oder nicht muss ein Jeder selbst entscheiden), so sind doch die lokalen Sitten verschieden, weswegen dem geneigten Leser eine solche beschrieben werden soll.
Im Koscher Land drang folgendes Gebet an mein Ohr, bei dem eine kleine götterfürchtige Gemeinde allerlei Opfergaben, dergestalt Bernstein, Figürchen und selbst fein gearbeiteter Goldschmuck, zur zweiten Praiosstunde in eine Feuerschale auf dem Dorfplatze warf und voll Angst und Bange die Gnade PRAios erhoffte. Der Dorfälteste, gehüllt in ein graues Büßergewand, sprach zu den Bewohnern mit markiger und tragender Stimme folgendes: „Wir haben uns heute versammelt, um nach den götterlosen Läufen den Herren Alverans zu opfern. Seine richtenden Strahlen ereilen uns Lauf um Lauf, sie erwärmen unsere Herzen und illuminieren den rechten Weg, dem alles Derische zu folgen hat. Doch wer sich ins Dunkle flüchtet und sich im Namenlosen verirrt, den straft Praios' Antlitz fürwahr! So mögen die Ketzer im Glanze Alverans vergehen und ihre Seelen gereinigt werden! Lasst uns nun gemeinsam Lüge und Unrecht von uns stoßen und sie Praios' reinigenden Flammen übergeben. Götterfürst, nehme unsere bescheidenen Gaben und schenke uns Gnade! In luce veritas!“
Als die Gaben den Flammen übergeben wurden, lag eine drückende Stille über dem Platz. Eine geschlagene Stunde warteten die Leute, mit jedem Augenblick unruhiger ob PRAios sich ihrer Seelen erbarmen möge. Erst als sich die Wolken verzogen und die Sonne ihre Strahlen hernieder auf das Dorf sandte, hörte man das vielstimmige erleichterte Seufzen der Menge. Hoffen wir um des feinen Schmuckes wegen, dass die Opfergaben dorthin gekommen sind wo sie hingehen sollten.
– Cyberian Kornschmidt von Angbar, Geweihter des Nandus
Von Pascal Kluthe:
Sei gegrüßt Bruderschwester,
viel habe ich auf dem Festland erlebt, viel Schönheit ist mir widerfahren. […] Doch heute möchte ich dir von einen durchaus verwunderlichen -um nicht zu sagen einzigartigen- Fest der Garethjas berichten.
Am 2. und 3. Praios wird im Land der Garethjas das so genannte Praiosfest gefeiert, […]. Jedem Fremdiji ist die Erleichterung nach den Bruderlose Tagen ins Gesicht geschrieben.
Und vom armen Mann bis zur Djunkara ist jedem Fremdiji eine ungewöhnliche Freundlichkeit zu zuschreiben, während sie durch die geschmückten Straßen Garethj’s ladjen.
Mit einen breiten Grinsen auf den Wangen kaufen herzliche Mütter für die Familie Braten und Männer und Kinder schmücken derweil das Haus mit einzigartigem Kitsch, nachdem sie, mit einer Sorgfalt die ich nicht beim Fremdiji vermutete, den gesammelten Schmutz des letzten Jahres aus dem Haus beförderten.
Die Priester des Bruder Praios stolzieren durch die Gassen Garethj’s und beschimpfen die Magie, die in ihren Augen schändlich und einzigartig ist. Doch Bruderschwester lasse dich nicht auf eine Diskussion mit ihnen ein! […] Auf meiner Flucht suchte ich Schutz in einer leeren Kammer eines Hinterhofs und konnte sie somit abwimmeln. Doch von nebenan war Gesang zu hören. Junge und alte stimmten zusammen ein Lied an, welches ich zuvor bei einer der unzähligen Prozessionen schon hörte. Es handelt von Dank und Ehre die Bruder Praios erreichen soll, für die Sonne und die Ordnung die den Bruderlosen hält im dunklem Chaos fern der Welt. Durch Schlitze im Mauerwerk konnte ich eine harmonische Szenerie betrachten. Die ganze Familie hatte sich um eine kleine geschmückte Bosperanie gesetzt, die ins Haus geholt und ihrer Natürlichkeit beraubt wurde. Der Geruch herzhaften Essens drang durch die Öffnung. […]
Ich verbrachte eine schöne Zeit bei der Familie, jedoch kostete ich zuviel des guten Weines um ab diesen Zeitpunkt in praiosgefäliger Wahrheit über die vielen Kuriositäten zu berichten.
[…]
Dajin aus Tuzak
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